Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 Heller

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

17. Jahrgang

In Bilbao   eingedrungen Bayonne.  ( Havas.) Samstag um 16 Uhr traf an der Grenze aus dem Hauptquartier der Franco- Armee die Meldung ein, daß Bil= bao befeht worden ist. Die Militärbehörden in den spanischen Orten längs der Grenze, in Be­hobia, Fontarabia und in Irun   ließen unverzüg­lich in allen Kirchen die Glocken länten.

Auch eine Nadiodepesche der italienischen

Preffeagentur Stefani melbet, daß die ersten Vor­huten der Aufständischen um 12 Uhr 30 in Bilbao  eingedrungen sind. Die Regierungstruppen hätten alle über den Fluß Nervion führenden Brücken ge­sprengt. Die Aufständischen sind von San Do mingo und vom Archande- Hügel her in die Stadt eingezogen.

Der Havasberichterstatter meldet, daß Bilbao  schon vier Tage ohne Waffer und feit Donnerstag Der Korrespondent des Havas- Bureaus mel. det, daß Bilbao   Freitag abends von der Süd­und Südostseite her vollkommen eingeschlossen war. Die Basten haben alle Höhenzüge, welche die Stadt beherrschen, geräumt. Die Aufständischen­Abteilungen waren an einigen Stellen nur noch einige Hundert Meter von den Häusern Bilbaos entfernt.

ohne elektrisches Licht ist.

Die von den Franco- Truppen im Archando­Gebirge eroberten Stellungen waren von den Basten unterminiert.oorden und wurden gleich)

nach ihrer Beseßung durch die Angreifer in die Luft gesprengt. Die Sturmtruppen der Franco Armee erlitten hiebei ziemlich hohe Verluste ,.

Madrid  . Der Havasberichterstatter mel­det erfolgreiche Operationen der republikanischen Abteilungen in der Sierra Argallanes. Die Aufständischen ließen auf dem Schlachtfelde 200 Tote zurück.

*

-

Telephon 53077

-

-

Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag  

Sonntag, 20. Juni 1937

der deutschen   Darstellung versucht sei, an deutsche  

ngentrationslager zu denken. Nunmehr wolle Berlin   solche Vorfälle, wie sie sich in reichsdeutschen slowakei   entdeckt haben. Ni e mand in England Konzentrationslagern abspielten, in der Tschecho­beeindruckt sein, da die Tschechoslowakische Repu werde durch die Klagen gegen die Tschechoslowatei blik fein Land sei, das durch Terror regiert wird.

Nur noch bis zum Dienstag liegen zur öffentlichen Einsichtnahme in allen Gemeinden die

Wählerverzeichnisse

Aus dem Inhalt:

Die Bergarbeiter tagen Zertrümmerung der

Jugendfürsorge

Saaz im Zeichen der SJ. Nachspiel der Kelsen- Affäre Wiederaufnahme des Velgo­Prozesses vor den Neu­Titscheiner Geschworenen Die Rohstoffnot

in Deutschland  

Ordnung im Bergbau!

Nr. 144

Dr. Czech auf dem Unionstag der Bergarbeiter

Im Namen der Deutschen   sozialdemokra-| kurzem auch nicht in den kühnsten Träumen vor­tischen Arbeiterpartei begrüßte den Samstag in auszuahnen gewagt hätte. Und in diesem Zu­Brüg eröffneten Verbandstag der Union   der sammenhang erfahren wir auch, daß die Gesamt­Bergarbeiter der Parteivorsitzende Gesund- fohlenausfuhr ununterbrochen ansteigt und daß heitsminister Dr. Ludwig Czech  . In seiner An- die Koksproduktion die Erzeugungshöhe des Mo­sprache ging er auf die wesentlichen, die Berg  - nates April 1929 erreicht hat. An dieser Ent­arbeiter vor allem interessierenden Fragen ein. wicklung partizipiert auch die Braunkohle, deren Wir zitieren: Förderung im April dieses Jahres 1443 Tausend Tonnen gegen 1250 Tausend im Vorjahr be­trug.

Ihre Beratungen stehen diesmal im guten Zeichen. Nach vielen Jahren schwerster Sorge

Aber, es wäre verfehlt, bei diesen Feststel­auf. In diefen müssen alle eingetragen sein, die erleben wir endlich einen Aufschwung unserer lungen Halt zu machen und nicht auch die an­am 15. Juni 1937 das 21. Lebensjahr erreicht Wirtschaft, der ſich naturgemäß auch im Berg- deren damit in engstem Zusammenhang stehen­hatten, an diesem Tag in der Gemeinde ununter- bau günstig auswirkt. Dies beſtätigt auch die ben, auf dem zweiten Ufer unseres Intereſſes brochen wenigstens seit drei Monaten wohnen und Mai- Nummer des Berichtes der Tschechoslowa- liegenden Erscheinungen nachzuprüfen. Und im die nicht ausdrücklich durch das Gesetz von der tischen Nationalbank, welchem wir die geradezu Nu stoßen wir auf die Tragit der ganzen Situ Eintragung in die Wählerliste ausgeschloffen find.| phantastische Meldung entnehmen, daß die Stein­Es ist Pflicht eines jeden, sich davon zu fohlenförderung im April d. J. sogar das höchste der Förderziffern der Braunkohle in den Mona­ation: Daß sich nämlich bei Gegenüberstellung überzeugen, daß er in die Wählerliste einge- Niveau seit dem Bestande der Republik   erreichte ten April der Jahre 1935 und 1936 ein Förder= tragen ist! und damit eine Entwicklung, die man noch vor aufstieg von 15 Prozent ergibt, während in der gleichen Zeitperiode die Erhöhung des Arbeiter= standes lediglich ein Prozent ausmacht, und daß nämlich im Bergbau die Belegschaft einiger weniger glücklicher und privilegierter Gruben ausgenommen fast durchtvegs in Kurzschicht gearbeitet wird, daß es ferner bei der Mehrzahl der Gruben lediglich 3 bis 4 Schichten pro Woche gibt, daß weiter vielfach innerhalb der Gruben Intervention Blums Samstag abends mit 238 desselben Unternehmens und häufig sogar zwis gegen 52 Stiminen angenommen. Die größten Divergenzen in der Schichtzahl beste­schen den unmittelbar benachbarten Betrieben der Senät mit 188 gegen änderungsantrag der Linken abgelehnt, die erwei- hen welche Divergenzen sich wohl in den terte Bollmacht für die Regierung in der von der Verdienstverhältnissen der einzelnen Bergarbei­ter ergeben Kammer befchloffenen Faffung zu genehmigen. daß sie aber alle zusammen von dem Konjunkturaufstieg ganz unberührt ge­blieben sind und nach wie vor unter den schwie­rigsten Verhältnissen leben.

Gefährlicher Konflikt Blums

Senat deckt die Kapitalsflucht Nachtsitzung der Kammer

Bari 8. Der Konflikt zwischen der Regie­rung Blum und dem franzöfifchen Senat wegen der von geforderten und von der Kammer bereits genehmigten Finanzvollmacht hat sich Samstag abends gefährlich zugespitzt.

Das Wesen des Konfliktes besteht darin, daß der Finanzausschuß des Senates beantragte, daß die Finanzvollmacht der Regierung auf den Kampf Carthagena. In Cartagena   fand die Beerdi- gegen die Spekulationen und gegen die Steuer­gung von 50 Opfern der Explosion auf dem Re- betrügereien beschränkt werde. Die Regierung gierungsfreuzer Jaime I  " statt. Die Ehren- fordert jedoch, daß sie auch Vollmacht zur Ver= wache stellten 400 Mann der Besaßung des erhütung der Kapitalsflucht er wähnten Kreuzers, welche die Katastrophe über- halte und daß ihre Vollmacht auch das Recht ein Tebten, sowie Matrosen des Schiffes ,, Almirante schließe, bestimmte, direkte und indirekte Steuern Cerbera". zu erhöhen.

Freibrief für künftige Zeiten

Mehr als milde Strafen im Wiener  Nazi- Prozeß

Wien  . In den Abendstunden des Samstag wurde das Urteil gegen die 31 angeklagten Na­

Der Finanzausschuß des Senates nahm Regierungsvollmacht an, den die jedoch einen ganz neuen Text der Regierung als durchaus unzureichend be zeichnete. Dieser Entwurf wurde vom Senat trotz

mit dem Senat

Stimmen

-

Nach der Abstimmung im Senat trat die Kammer um 22 Uhr zu einer Nachtsitzung zu­ausschusses gab bekannt, daß der Finanzausschuß, Braunkohlenbelegschaft bei Gegenüberſtellung der sammen. Der Hauptberichterstatter des Finanz- Und während der Durchschnittslohn der der am Abend zufammengetreten war, mit 26 Jahre 1935 und 1936 nach dem von den Gru­gegen 16 Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen benbesizern ausgegebenen Verbandsbericht ledig­beschloffen habe, auf dem ursprünglich von der lich einen Aufstieg von 10.587 auf 10.947, also Kammer angenommenen Text zu beharren. bloß eine ganz minimale Erhöhung aufweist, hat Die Kommunisten, die sich bei der ersten die Brüger Kohlengesellschaft für das Jahr 1936 schuß der Stimmen enthalten hatten, stimmten Dividende in der Höhe von 6.3 Millionen, also Lefung des Regierungsentwurfes im Finanzaus- einen Reingewinn per 4.3 Millionen ausgewiesen und unter Heranziehung des Reservefonds eine diesmal für die Regierung. Die Sihung dauert 27.- gegen 24. im Vorjahr, flüssig bei Blattschluß noch an.

tionalsozialisten verkündet. Der Hauptangeklagte Berlins   neueste Weekend- Ueberraschung:

erhielt. 7 Monate schweren Kerkers, fünf weitere Hauptbeschuldigte je 5 Monate und ein weiterer 42 Monate schweren Kerkers. Die übrigen

24 Angeklagten vurden zu Arreststrafen von 2 bis 3 Monaten verurteilt.

Der Fall Bruno Welgel

Angeblicher Torpedo- Ueberfall auf den Kreuzer ,, Leipzig  "

gemacht. Ebenso hat die Nordböhmische Kohlen­gesellschaft einen Reingewinn von 4.3 Millionen heimgebracht und eine Dividende per 39.­gegen 30. im Vorjahre ausgeschüttet ,. die Westböhmische Kohlenbau A.-G. eine Dividende bon 12. gegen 10.- im Vorjahr, die Dug- Bodenbacher Eisenbahngesellschaft eine Di­vidende von 25.-. Die nadte Gegenüber­stellung des Einkommens der Bergarbeiter und Bergherren spricht eine beredte Sprache und ver anschaulicht den schweren Notstand des im Zei

Valencia  : Nur ein Vorwand! gefdjehen ist, nicht etwa der edlen Gesinnung der Die Nachricht von der Torpedierung

Berlin  . Die deutsche   Regierung wartet! Die Berliner   Preffe bringt diese Meldungen chen des stündlichen tragischen Lebensrisikos ste­zum Wochenende mit einer neuen Ueberraschung in großer Aufmachung und betont insbesondere henden Bergarbeiterbaseins plastisch. Und wenn Gegenstand diplomatischer Verhandlungen auf, nämlich mit einem mehr als mysteriöfen auch die plöhliche Rückkehr Hitlers   der Bericht der Bergbaubefizer trotzdem mit Bras, Amtlich wird gemeldet: Die Kam- Torpedo- Angriff auf den Kreu- nach Berlin  . Befriedigung feststellt", daß im Jahre 1936 im pagne, welche von der reichsbeutschen Breffe im& er Leipzig  , der überdies schon vier Tage Neuter meldet aus London  , daß die Beratun- Bergbau soziale Nuhe" geherrscht hat und Bufammenhang mit dem Fall Bruno Weigel zurückliegt und natürlich spanischen Regierungs­gegen die Tschechoslowakei   entfeffelt wurde, ist U- Booten zur Laft gelegt wird, obwohl nicht ein- en der vier Seemächte augenblicklich aufgenom- wenn er noch hinzufügt, daß all dies durch die men wurden und auf diplomatischem Wege geführt Regierungsverordnung über die Unfündbarkeit Gegenstand diplomatiser Ber  - mal der deutsche   Bericht behauptet, daß ein fol- werden sollen. Zunächst werde man die Zeugen der Kollektivverträge, durch das Verbot der Be­handlungen geworden, welche sowohl in ches U- Boot auch nur gesichtet worden sei. aussagen prüfen müffen. Eden hat triebseinstellungen, durch das Verbot von Ar­Bras, als auch in Berlin   geführt werden. Um biese biplomatischen Verhandlungen nicht zu stö­Die deutsche   Regierung will offenbar auf bereits den franzöfifchen Botschafter Corbin beiterentlassungen ermöglicht wurde, dann bricht ren, enthalten sich die tschechoslowakischen amt- Grund dieses neuen Angriffes auf ein Kontroll- und den italienischen Botschafter Grandi für er damit nicht nur über die soziale Einsicht der lichen Stellen vorläufig einer Antwort auf die schiff" den ganzen Apparat in Bewegung fehen, Samstag nachmittags zu einer Besprechung im Bergherren den Stab, sondern zeigt ben Arbei­tern, daß, was zur Abwehr aller kapitalistischen groben unrichtigteiten und der erst vor einer Woche für diesen Fall von den Foreign Office zufammenberufen. Attacken und zur Sicherung ihres Nährstandes offenfitlichen Erdichtungen, vier Seekontrollmächten unter der Aegide des eng­welche in den Aussagen Bruno Weigels enthal- lifchen Außenministers vereinbart worben ist. Der Unternehmer- Kameraden und ihrer nazistischen Göldlinge zu danken ist, sondern der opferbollen » durchaus lächerlich«< und zielflaren Arbeit der Demokratie unseres Baris. Die französischen   Zeitungen befassen Valencia  . Wie das spanische Preffe- Staates, der unermüdlichen und rastlosen hin­fich neuerlich mit der wiederaufgenommenen An= Der von amtlicher deutscher   Seite mitgeteilte Büro meldet, halten die kompetenten Kreise Ba- gabe ihrer parlamentarischen Vertretung und griffskampagne der reichsdeutschen Preffe gegen die Tatbestand ist außerordentlich dürftencias die Berliner   Behauptung, daß der Kreu- besonders der nicht erlahmenden Bähigkeit und Tschechoslowakei   und gelangen übereinstimmend zu tig: Am 15. b. M. gegen 10 hr früh habe die ser Leipzig  " torpediert worden sei, für durch Energie ihrer Gewerkschaftsführung, die über dem Schluß, daß dieſe Kampagne unberechtigt Leipzig  " nördlich von Dran lediglich mittels aus lägerlich und fügen hinzu, daß es der alle verlogenen Voltsgemeinschaftsphrasen hin­ift und lediglich vor dem Londoner   Besuch des deutz Borchgeräten(!) festgestellt, daß fie dreimal Bwed diefes Manövers fei, fich einen Borweg, alles, was sich unter den so schwierigen ſchen Reichsaußenministers von Neurath in Eng  - von ie einem Torpedo befchoffen wurde. Am 18. wand für eine neue feindliche Verhältnissen erzielen ließ, unter Aufgebot aller land eine ungünſtige Stimmung gegen die Tsche- b. M. nachmittags sei zum viertenmal ein U- Boot- Sandlung Deutschlands   gegenüber Spanien   Kräfte für sie herausgeholt hat. Alles muß dar­choslowakei schaffen soll. Angriff auf die Leipzig  " einwandfrei(!) zu verschaffen. Den spanischen Regierungspiloten angesezt werden, damit endlich in den zerfahre­festgestellt worden: Bon mehreren ficheren Beob- fowie den Kapitänen der Unterseeboote und ande- nen Verhältnissen des Bergbaues Ordnung ge­London. Im Anschluß an das Prager   Dementi, achtern fei der wall des Aus rer Kriegsschiffe wurde die strenge Weisung er- macht wird. das der reichsdeutschen Darstellung über den Fall to e" deutlich gefehen und einer der vor dem teilt, Schiffe mit ausländischer Flagge zu respek- Die Herren vom Verbande der Bergbaube­Bruno Weigel entgegengestellt wird, schreibt der Bug des Schiffes huftig vorbeiziehenden Torpedes, ren und sich unter feinen Umständen zu Zwi- fizer machen sich diese Aufgabe allerdings sehr aily set a I d", daß man beim Lesen durch Horch geräte ficher" beobachtet wordenfällen herausfordern zu laffen. Teicht, denn sie verlangen in ihrem legten Ver­

ten find.

deutsche   Botschafter in London   hat am Samstag bereits im britischen Außenamt die vorgesehene Beratung der vier Seemächte beantragt.