Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 70 Heller Telephon 53077 Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag

Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62

17. Jahrgang

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Freitag, 27. August 1937

Aus dem Inhalt:

Sozialer Terror negen Sozialdemokraten

Warnung an die

,, Rote Fahne"

Die Zuckerkrankheit

der SdP

Vor einer Lohnbewegung im Ostrauer Revier

Polens Bauern im Aufruhr

Nr. 201

Englands Botschafter schwer verletzt Nach dem Fall

Botschaftsauto von japanischen Flugzeugen beschossen

Eden, der erst Montag wieder die Füh­rung des Foreign Office übernehmen sollte, hat seinen Urlaub nunmehr endgültig beendet und hielt sich bereits Donnerstag den ganzen Tag im

Santanders

Santander, die bastische Hafenstadt, ist ge­fallen und wenn sich auch ein Rest der bastischen Truppen in den untegsamen Küstenbergen noch haben über die Verlegung des britischen Bot- verzweifelt wehrt: der Widerstand des Basken­fchafters ihr tiefes Bedauern ausgesprochen, was landes gegen die Truppen der Aufständischen ist aber an dem Tatbestand, daß diese sich rechtlich gebrochen, die Besetzung des ganzen Küstenstreis im Frieden ereignet hat, nichts zu ändern ver- fens durch die Armee Francos ist eine Frage fur­mag. London hat vorerst seine Entschließungen zer Zeit. Noch kämpfen die asturischen Berg­noch nicht bekanntgegeben. Wie verlautet, soll das arbeiter und vollbringen Wunder an Heldenmut. Foreign Office mit der Abfassung eines Protestes Auch sie werden der Uebermacht weichen müssen. an Tokio befaßt sein, über den, erst nachdem er und die faschistenfreundlichen Blätter aller Zun­erfolgt ist, Mitteilung an die Oeffentlichkeit gegen jubeln und verkünden, nun sei der vollstän macht wird.

Shanghai . Als der britische Botschafter einem fremden Lande, mit dem gesetzlich kein Außenministerium auf. Die japanischen Behörden Sir Hughes Knatchbull- ugeffen zu- Kriegszustand besteht, durch japaniſche Flugzeuge fammen mit dem britischen Militärattaché Oberst hat die antijapanische Stimmung in London ver­Fraser am Donnerstag im Auto von Nanking schärft sowie die Befürchtungen über die weitere nach Schanghai zurückführ, wurde das Auto kurz Entwicklung der Geschehnisse im Fernen Osten vor Schanghai von zwei japanischen Flugzeugen und das Schicksal vom ausländischen Leben und mit Maschinengewehren angegriffen, nachdem Besitz daselbst vergrößert. eine abgeworfene Bombe daneben gegangen war. Der Botschafter wurde durch einige Kugeln schwer verlett und mußte sofort nach Shanghai ins Krankenhaus gebracht werden. Sein Zustand ist ernst, unmittelbare Lebensge­fahr soll jedoch nicht bestehen. Der Botschafter ist zu schwach, um sich einer Operation zu unter­ziehen, durch die eine in der Nähe der Wirbel= fäule steckende Kugel entfernt werden soll. Da cr einen bedeutenden Blutverlust erlitten hat, wurde eine Bluttransfusion vorgenommen.

Die japanischen Militärbehörden haben ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht und eine Unter­fuchung angeordnet. Sie weifen jedoch darauf hin, daß die auf dem Kühler des Antos angebrachte englische Flagge nicht genügend sichtbar gewesen sei, so daß man das Auto auf der strategisch wich­tigen Straße leicht für ein Auto des chinesischen

Stabes habe halten können.

Offensive der Katalanen

Siegreiches Vordringen zwischen Huesca und Saragossa

dige Sieg Francos nicht mehr zweifelhaft, nun sei der Anfang vom Ende der spanischen Republik ge­macht. Es mag viele Freunde der spanischen Republik geben, in denen der Fall Santanders ähnliche Stimmungen weckt. Aber es scheint uns, daß die Faschisten zu früh jubeln und daß die Freunde der spanischen Republik zum Pessimis­mus noch lange keinen Grund haben. Die Führung der spanischen republikanischen Valencia . Das Ministerium für natio- bei er Handgranaten verwendete. Er wurde aber Armee hat von vornherein mit dem Verlust des nale Verteidigung teilt mit: Die Truppen unserer zurückgeschlagen. Die feindliche Artillerie beschoß Bastenlandes gerechnet. Schon in den ersten Dstarmee haben Mittwoch die gestern begonnene Javalohas, unsere Artillerie die Stellung von Tagen des Bürgerkrieges war es klar, daß der Offensive mit derfelben Bravour fortgesetzt, wie Vereda. Unsere Truppen drangen in der Umge- schmale Küstenstreifen im Norden, der vom übrigen fie begonnen worden ist. Die Städte Quinto und bung von Sierra Palomera vor und bedrohten Teil des republikanischen Spanien vollkommen ab­Codo find in unseren Händen, ebenso die Stellung die Verbindung zwischen Teruel und Saragossa . geschnitten war und angesichts seiner Kleinheit des Sektors Pina. Um Duinto wurde zwei Tage Cerro del Rodal wurde eingenommen. Erobert über ein ganz geringes Kriegspotential verfügte, lang heftig gekämpft. Dieser Drt wurde von wurde auch die Höhe 1246. Am Abhang der nicht zu halten ſein würde. Wenn etwas ver­Ueber die Reiferoute des Botschafters waren mehr als fünfzehnhundert Mann verteidigt, die Sierra Tilla im Norden des Bergmassivs von wunderlich ist an dem Gang der Kriegshandlun nur die chinesischen Behörden informiert worden, um beffen Sicherheit zu garantieren. Die java- durch Schuhwälle gut gedeckt waren und über Eszucho und del Reh sind wir bis zum Fort von gen im Norden, so der Umstand, daß der Wider­Artillerie und automatiſche Schußwaffen verfüg- Sierra, Palomera gekommen. Geſtern zwiſchen stand der Basten so lange gedauert hat. Wäre nischen Behörden waren nicht unterrichtet worden, ten. Unsere Truppen nahmen Quinto trosdem im 21 und 21.15 Uhr hörte man Gewehr- und Mas es nur auf die Franco- Spanier angekommen, da die Fahrt ausschließlich durch ein in den Hän- Sturm. Der Feind erlitt zahlreiche Verluste. Der schinengewehrfeuer in Teruel . den der Chinesen befindliches Gebiet führte. Wählette Zufluchtsort der Phalangisten Ond der würde die bastische Front heute noch stehen. rend des Ueberfalls befand sich keine chinesische Cuerbia civil war die Stircje. Wns van der Be- Vormarsch auf Saragossa bem boben gleichgemacht, Bilbao durch it a= Guernica wurde durch deutsche Flugzeuge Militärabteilung in der Nähe. Valencia . Das Ministerium für natio- lienische Artillerie zur Uebergabe ge= nale Verteidigung teilt mit: Die der Arragonfront sche Soldaten besetzt. Und selbst diese konn­standes mit Erfolg operieren: die Basten hatten den schweren Geschützen, den Tanks und den Flug­zeugen der ausländischen Interventionisten nur ihren Heldenmut und einige tausend Gewehre ent­

Der Hergang des Ueberfalles

fagung nicht getötet wurde, ist gefangen genom men worden. Mehrere der Gefangenen gaben an, daß der größte Teil der Nebellengffiziere am

wurde auch am Donnerstag fortgeſcht. Donners­tag früh find die republikanischen Truppen sieg­reich) in Villamayor eingerückt. Nach der Einnahme dieses Ortes befindet sich Saragossa

unter dent Feuer unserer Kanonen.

Fünf faschistische Flieger abgeschossen

en bisher nur auf der Linie des geringſten Widers

gegenzusetzen.

In Santander noch länger Widerstand zu Teisten, war angesichts der Umzingelung der Stadt und der Methoden Francos, die

Schanghai . Der Botschafter Sir Hughes Abend vorher heimlich floh und sich nach Sara- republikanischen Armee an Offensive der zwungen, Santander durch reguläre italieni adibi geffen reifte mit seinen Begleitern goff a begab. Wir eroberten in Quinta fechs in zwei Automobilen, die von japanischen Flug- Geschütze, Maschinengewehre und eine große zeugen verfolgt wurden. Die Reisenden, welche Zahl von Gewehren, vor allem automatischen Ge­die Gefahr ahnten, hielten an und beeilten sich, wehren. Unsere Truppen wurden von der Be­Deckung zu suchen. Eines der Flugzeuge ging völkerung begeistert begrüßt. jedoch weit nieder, eröffnete das Feuer und der Im Sektor von Suera wurde heftig ge= Botschafter, der den Wagen nicht schnell genug fämpft. Die Verbindung von Saragossa nach verlassen hatte, wurde von einem Projektil ge- Huesca ist zerschnitten. Im Bahnhofe von Pina troffen. Ein anderes Flugzeug warf eine Bombe gingen neunzig Mann des Feindes zu uns über. ab, die in ein Reisfeld fiel. Durch deren Explo- Witivoch versuchten Rebellentruppen den Bahn- Verteidigung teilt mit: Donnerstag früh fand an wäre dem Erdboden gleichgemacht worden. So Valencia . Das Ministerium für nationale Guernica her kennt, nicht ratsam bon ſion wurde für einige Zeit Oberst Levatfraſer hof wieder zu nehmen. Sie wurden in die Flucht der Front von Arragon in der Nähe Sara entschloß sich die Regierung des Baskenlandes, geschlagen. In der Eremitage Bonastre, die eben­falls von unseren Truppen eingenommen wurde, osia 3 ein großer Luftkampf statt, durch die Kapitulation an Menschenleben zu ret­eroberten wir zwei Geschüße und eine mehrere an welchem Dußende von Flugzeugen beteiligt ten, was noch zu retten war. Ein englisches tausend Stück zählende Vichherde. Die Verluste waren. Der Kampf endete mit einem vollen Kriegsschiff holte die Regierung aus Santander ab und brachte sie außer Landes. Die standrecht­wundung des britischen Botschafters in China , unserer Armee sind sehr gering. Die republika- Triumph der republikanischen Flugwaffe. Es geliche Sinrichtung der in Bilbao gefangenen legalen nische Luftwaffe hat bei unseren Operationen bastischen Minister und Volksvertreter hatte be= wirksam mitgeholfen. Es gab zwei Luftkämpfe, bei denen wir ein Flugzeug verloren und zwei feind­

betäubt.

Aufregung in London London

. Die Nachricht über die ernste Ver­über die Bombardierung und über die nachträg­liche Beſchießzung eines mit der britischen Flagge auffällig gekennzeichneten Diplomatenautos in

Santander besetzt

Santander. Der Havas- Berichterstat­ter meldet Donnerstag um 11 Uhr: Die Vot huten der Roten Flammen" und der ,, Schwar­zen Pfeile" find vom Westen her nach Santander um 10.30 Uhr eingezogen.

Saint Jean de Luz. Als die letzten Auslän­der haben in einer unbeschreiblichen Atmosphäre der Spannung vier Engländer und eine deutsche Frau Santander verlassen. Mit ihnen auch drei spanische Kinder. Sie erzählten einem Berichter­

liche abschossen..

Fortschritte bel Teruel

Der Feind griff von seinen Stellungen bei zor aus unsere Stellung von Navalo an, wo­

Stadt

lang, fünf feindliche Flugzeuge abzuschießen, während die Regierungsflie wiesen, daß es finnloser Selbstmord er keinerlei Verluste erlitten. Unter den fünf ab- wäre, sich dem Briganten Franco als Gefangener geschossenen Flugzeugen sind vier Fiat- Apparate und ein Roneo- Apparat. Gefangene feindliche auszuliefern. Von der Erwägung geleitet, dem Wordbuben nicht Männer an das Messer zu lie­Flieger erklärten, daß die Franco- Armee sämtliche Flugzeuge von der Santander- Front an die ter streiten werden, hat sich wohl auch die bri­fern, die für das Recht gestritten haben und wei­Arragonfront brachte. tische Regierung leiten lassen, als sie den bastischen Ministern ein englisches Schiff zur Ver­fügung stellte.

Die Japaner dringen vor

Verlustreiche Kämpfe um Schanghal

Hätte das Gros der spanischen Regierungs­armee den Basten unmittelbare Hilfe bringen fön­nen? Es hat sich herausgestellt, daß dies nicht möglich war. Diese Hilfe hätte müssen durch Truppentransporte rings um die pyrenäische Halbinsel erfolgen. Angesichts der militärischen Verhältnisse zur See ist der Schluß berechtigt, daß

Schanghai.( Havas.) Am dritten Tag der dere die Schlacht bei Lotien und in Paoschan, einer Schlacht von Schanghai übertrug sich der Schwer- alten Stadt in der Umgebung von Busung, die statter der Agence d'Espagne, daß im Laufe des punkt der Operationen definitiv von der Vor- noch mit Wällen umgeben ist, sowie die Angriffe diese Transporte ihr Ziel kaum erreicht hätten. gestrigen Nachmittags alle verfügbaren Boote von Stadt Tschapei und von dem nordöstlichen Teil der der japanischen Truppen, die im Gebiete von Eine Unterstüßung durch die Zuteilung von Flug­Flüchtlingen besetzt waren. Ununterbrochen ta- internationalen Konzession an das Jangtseufer, Nanuei ausgebootet wurden, von wo aus sie men und gingen Boote, die Flüchtlinge aus San- wo die chinesischen Truppen den japanischen Ab- Butun am rechten Ufer des Nanpu bedrohen. Die eugen an die Basken hat sich ebenfalls als uns möglich herausgestellt. Die Flugzeuge hätten tander wegschafften. Während wir versuchten, ein teilungen, die dort in diesen Tagen an mehreren Japaner führen zwei ſtrategiſche Eintreifungs- müssen eine Strecke überwinden, die sie in armier­Boot zu finden, war die fünfte Kolonne bereits Punkten ausgebootet wurden, heftigen Wider- manöver durch, durch welche sie die chinesischen tem Zustande nicht passieren konnten. Die Ent­am Wert. Die Faschisten degten Feuer an die stand entgegenseßen. In Schanghai selbst haben Truppen in Schanghai von zwei Seiten einzu- sendung nichtarmierter Flugzeuge hätte den Bas­Tantstellen und begannen, die Regierungslebens- die Japaner den Abhang der Vorstadt Hoittiu be- schließen trachten. fen nicht geholfen; das Ergebnis wäre nur eine mittelmagazine zu plündern, da keinerlei Trup feßt, den sie in eine Festung verwandelten. Nach Schwächung der Kampfkraft der Regierungsarmee ben mehr vorhanden waren, um ihnen zu wehren. der Zeugenschaft eines Europäers gelang es ihnen Tokio.( Havas.) Der Vizcadmiral Hasegawa gewesen. Die Basten verfügten auch über keine Endlich fanden wir ein kleines Boot, das uns nach auch, die Saboteure und chinesischen Truppen, die erklärte, daß die japanischen Marinestreitkräfte Munitionsreserven und vor allem fehlte ihnen St. Jean de Luz bringen sollte. Während wir in kleinen Gruppen in den Vierteln Wayside und unter seinem Kommanda in den chinesischen Ge- Bombardierungsmaterial. Die Versuche, den uns einschifften, war längs der Küste Gewehr- Dantfepu operierten und die japanischen Verbin- wässern seit Mittwoch 18 Uhr jegliche Bewegung Materialnachschub über das Meer zu organisieren, feuer zu hören und unweit von uns wurde ein dungen bedrohten, gegen die Nordgrenze der chinesischer Schiffe unterbunden haben, indem sie scheiterten an der Blockade. So mußten die Bas­Mann getötet. Da der Motor versagte, mußte das internationalen Konzession aurückzudrängen. Die in einer Länge von 180 Meilen von der Stadt ten auf sich selbst gestellt bleiben. Ihnen blieb die Boot gerudert werden. Drei Stunden dauerte es, apaner haben damit ihre Positionen zu einer Santia an der Mündung des Jangtse bis zur Aufgabe, sich bis zum Einsaß der letzten Kraft ehe wir gegen die Brandung den Hafen verlassen festen ununterbrochenen Frontlinie umgewandelt. Stadt Suatichau über die Bucht von Hantschau zu wehren. Diese Aufgabe haben sie in heroische­fonnten. Dann sahen wir endlich die Schiffe. Die allgemeine Aufmerksamkeit fesseln insbeson- und Amoy eine wirksame Blockade einführten ster Weise erfüllt und die lange Dauer ihres

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