Nr. 233

Sonntag, 3. Oftober 1937

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Der Glas- und Keramarbeiter- Verband im Aufstieg

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Der Verband gewann in den letzten Mona­

1885 Frauen), davon 2468 aus der Keram- und 891 aus der Glasindustrie. Durch diesen Erfolg hat die Gewerkschaft nicht nur die Verluste der Krisenjahre wettgemacht, sondern weit überholt.

In einem Zwischenbericht über die ersten Monate dieses Jahres kann der Glas und ten 3359 neue Mitglieder( 1474 Männer und Keramarbeiter" feststellen, daß die allergrößten Schwierigkeiten überwunden werden konnten. Die beiden Industrien zählen aber immer noch tau sende Arbeitslose, welchen es nicht gelang, sich eine Beschäftigung zu erringen und deren Zukunft einerseits von dem Wirken des Verbandes, ande­rerseits aber bon der internationalen Wirtschafts­entwidlung abhängt.

Daß der Verband der Lohnpolitik die größte Aufmerksamkeit widmet, geht schon aus der Uebers sicht der Lohnbewegungen hervor. Vom Jänner bis Juli wurden 19 Lohnbewegungen mit ins gesamt 50.822 Beteiligten durchgeführt; auf die Glasindustrie entfallen davon mehr als 40.000.

Das Ergebnis dieser Lohnbewegungen ist eine Steigerung der halbjährigen Lohnfumme um rund 18 Millionen in der Glasindustrie und rund 2 Millionen in der Keramindustrie.

Die Leistungen des Verbandes sind trotz der Befferung außerordentliche geblieben. In den ersten acht Monaten des heurigen Jahres wurden für Arbeitslosenunterstübungen 2,092.330 ausgegeben, für die Unterstützung von Streifen­den und Gemaßregelten 88.930, für Rechtsschutz­fosten bei Lohnstreitigkeiten 21.154, für Beis hilfe in Sterbefällen 65.650, für andere Un­terſtüßungen 9048. Zusammen ergibt dies| Die Arbeiter und Arbeiterinnen in diesen Bes einen Betrag von 2,277.112. Mit dem rufen sollten die entsprechenden Lehren aus die= Staatszuschuß in der Höhe von mehr als fünf- sen Ergebnissen der gewerkschaftlichen Arbeit zie­einhalb Millionen wurden der Mitgliedschaft 7,845.687 ausbezahlt.

Die Besserung der Verhältnisse erhellt jedoch daraus, daß seit dem Jahre 1933 ein beträcht licher Rückgang der ausgesteuerten Mitglieder festzustellen ist. Im Jahre 1933 waren es 11.238 ( 79 Prozent aller), im Jahre 1936 nurmehr 8042( 62.8 Prozent) und heuer werden es vor aussichtlich 5730( 44.1 Prozent) sein.

Die Haftung für Unfälle in Ziegeleien N- s

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hen. Bei den Lohnbewegungen hat es sich gezeigt, daß diese in jenen Branchen und Betrieben, wo eine gute und einheitliche Organisation besteht, ziemlich leicht und glatt durchgeführt werden fonnten. Die Nutznießer der Bewegungen, die bisher in den Reihen der Indifferenten und Un­organisierten stehen, müßten erkennen, daß es ihre Pflicht ist, die Kraft der Gewerkschaft durch ihren Anschluß zu stärken.

chen ständig so viele ergänzende Anträge ein und dieselben sind so auseinandergehend, daß die No­velle nur als Bruchstück dem Parlament wird vor­gelegt werden können. Die Teile, über die feine Einigung erzielt werden kann, sollen sodann ge= sondert behandelt werden( DND)

Internationaler Kongreẞ

der Lebensmittelarbeiter

Das Gesetz verbietet im Interesse der Sicher­heit der Ziegeleiarbeiter, Lehm- und Steinwände bon unten nach oben abzubauen. Nichts­destoweniger ist diese Art des Abbaues sehr häu­fig. Sie ermöglicht den fast ausnahmslos in treides der landwirtschaftlichen Arbeiterschaft in Marktpreise für die Verrechnung des Ge­Afford beschäftigten Arbeitern einen höheren Verdienst. Zahlreiche Unfälle sind die Folge der Böhmen  . Für den Monat Oktober betragen diese berbotenen Abbauart. Alljährlich gehen durch sie Preise für 100 Kilogramm beim Weizen viele Menschen zugrunde. Für die Unfälle sind 120.50. In dem Preise für Weizen ist der in 159., beim Korn 134.60, bei der Gerste nach der Spruchpraris der Gerichte die werk der Kundmachung Nr. 5/ IV der Getreidegesell­meister, die an der jeweiligen Unglücksstätte schaft angeführte Abschlag, welcher 4.- aus­die Aufsicht zu führen hatten, verantwortlich. Die macht, nicht enthalten. Um diesen Abschlag fann Verantwortung wird dadurch nicht vermindert, der Auffaufspreis für Weizen herabgesetzt wer daß etwa die Anordnung des gesezwidrigen ben, wenn sich die Parteien nicht anderweitig Abbaues nicht vom Werkmeister, sondern vom Wertbesiber ausging. Ein solcher Fall einigen. ereignete sich vor kurzem in einer mährischen Stadt. Dort wurden in einer Dampfziegelei der Stadt drei Arbeiter durch abrutschende Lehmmas­sen getötet. Auf Betreiben des Stadtrates hatte der siebente Kongreß der Lebensmittelarbeiter­Am 18. und 19. September fand in Paris  die Ziegelei erfahrene, aber ortsfremde Arbeiter Internationale( 312) statt. Dem Tätigkeitsbe­durch unerfahrene, aber heimische ersetzen müssen. Der Wertmeister lehnte es ab, die Aufsicht über richt entnehmen wir, daß die Jux am 31. De­diese Arbeiter zu führen und verzichtete auch auf 3ember 1936 mit 33 Verbänden in 20 Ländern einen entsprechenden Teil seines Gehaltes. Sturz Vorjahr( 168.847) eine Zunahme um 131.427 300.274 Mitglieder zählte, was gegenüber dem vor dem Unglück hatte er die Arbeiter vor der Fortsetzung der gesetzwidrigen Lehmförderung ge- Mitglieder oder 77.2 Prozent bedeutet. Wenn warnt. Die Aufsicht über das ganze Wert führte bände Deutschlands   und Desterreichs, mit denen man berücksichtigt, daß die ehemals großen Ver= ein Stadtrat, der täglich in den Betrieb kam. die Jue Ende 1930, 386.722 Mitglieder um­Das Gericht verurteilte den Werkmeister zu vier Monaten, den Stadtrat zu drei Monaten Ge- faßte, ausgeschaltet sind, kann die jetzige Lage als fängnis. Außerdem verlangt jetzt die Sozialzen- Hauptanteil an diesem Erfolg hat natürlich Frank­außergewöhnlich günstig bezeichnet werden. Den tralversicherung den Ersatz des Gegenwertes der den Hinterbliebenen gewährten Leistungen in der reich. Auch in den anderen Ländern sind jedoch Höhe von 17.000. Der Einheitsverband der Mitgliedergewinne zu verzeichnen, so insbesondere Privatangestellten hat beim Fürsorgeministerium in Großbritannien  , Belgien  , Norwegen  , Polen  , neuerlich die Neuregelung der für Ziegeleien be- Ungarn  , Dänemark  , Tschechoslowakei  , Holland.  stehenden Sicherheitsvorschriften verlangt. Internationale

Sozialversicherungskonferenz

Stoupal und Meinl. Wie das Právo Lidu" Der Ausschuß der internationalen Konfe berichtet, hat sich auf der lebten Generalversamm renz für Sozialversicherung ist unter dem Vor­lung der Meinl- A.- G. gezeigt, daß ein entschei- size des tschechoslowakischen Senators Němeček in dender Faktor in dieser Gesellschaft der mährische Paris   zusammengetreten. Die Kongreßarbeiten Landesausschußbeisißer Viktor Stoupal ist. Stou- werden bis zum 4. d. M. dauern. pal, ein Exponent der Agrarier, dringt auch im­mer mehr in die Zuckerwaren- und Schokoladen­industrien.

Ueber 6000 Arbeiter in den nordmährischen Zuckerfabriken. Die Anmeldungen der Arbeiter für die diesjährige Kampagne in den nordmähri schen Zuckerfabriken wurden abgeschlossen. In den Betrieben werden für die Dauer einiger Wochen heuer über 6000 Arbeiter beschäftigt werden. Die Kampagne beginnt in der ersten Oktober- Hälfte.

Die Kleine Gewerbenowelle befindet sich zwar schon im interministeriellen Verfahren, aber die einzelnen Industrie- und Gewerbeverbände rei­

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Ausland

Repatrilerung der spanischen  Flüchtlinge aus Frankreich  

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Gegenbesuch Hitlers   angekündigt eröffnet worden da sieht man nun alle Werke, die seit 1933 im Dritten Reich   verboten sind und Wetteifern um die größte Prunkentfaltung Die das Material der amtlichen Bücherverbren Berlin  . Das deutsche   Nachrichtenbüro mel nung bildeten. Auch nichtdeutsche Autoren sind. det, daß nach einer Mitteilung der nationalsozia- da zahlreich vertreten, darunter die große schive= listischen Parteikonferenz Hitler   der Einladung dische Dichterin Sigrid Undset  , Trägerin Mussolinis, den Besuch des italienischen Regie des Nobelpreises für Literatur, der dänische Po­rungschefs in Rom   zu erwidern, Folge leisten Tarforscher Peter Freuchen   u. a. m. Die wird. In Rom   kursieren Gerüchte, daß Hitler   Ausstellung hat nach bekanntem Muster auch eine Paris  . Die französische   Regierung hat schon am 28. Oftober nach Italien   kommen wird. Abteilung entartete Literatur". Da sieht eine Verordnung erlaffen, berzufolge die spani- Diesen Gerüchten ist aber nicht viel Glauben bei- man eine reiche Auswahl offizieller Nazi- Hetz­schen Flüchtlinge beider Parteien, die vielfach zumessen, da man der Ansicht ist, daß die Vorbe schriften gegen alle Andersdenkenden oder schon seit Anfang vorigen Sommers in Frankreich   reitungen zur Begrüßung Hitlers   in Italien  , die gearteten, besonders auch eine Fülle antisemi­weilen, nach Spanien  , und zwar je nach Wahl die Aufnahme Mussolinis in Deutschland   an tischer Gemeinheiten, darunter die unbeschreib­entweder in das von der Valencia  - Regierung Glanz noch übertreffen soll, sehr viel Zeit in lichen Bilderbücher für Kinder und Erwachsene oder in das von den Aufständischen beherrschte Anspruch nehmen werden. aus der Stürmer"-Werkstatt des Julius Gebiet repatriiert werden sollen. Diese Entschei= Streicher. Nur eins ist beiden Ausstellungen gemeinsam: Die antidänischen Publikationen, deren deutlichste Stellen aufgeschlagen sind. Dar Vor wenigen Tagen wurde in Kopenhagen   über ist ein Artikel des Socialdemokraten" be­waren, andersseits deshalb getroffen, weil die eine deutsche Bücherausstellung geschlossen, die festigt, der auf diese Bücher zuerst aufmerksam Unterbringung einiger 10.000 Spanier für das von der Deutsch  - Nordischen Gesellschaft   in- gemacht hat. Die Ausstellung, die von der däni französische   Staatsbudget eine große finanzielle beck, einer natürlich gleichgeschalteten Unterneh- schen Organisation Freisinniger Kulturkampf" Belastung bedeutet. mung, veranstaltet war. Erst gegen Ende dieser veranstaltet ist, erfreut sich starken Zuspruchs.( bn). Veranstaltung entdeckte die noch etwas argloje dänische Demokratie, daß auch einige Bücher über Warschau  . Der Präfekt der Danziger Polizei Südjütland ausgestellt waren, das 1919 durch hat für die Dauer von sechs Monaten das Erschei­freie Voltsabstimmung an Dänemark   zurückam, nen des oppositionellen Blattes ,, Danziger Volks­nachdem es ihm 1864 gewaltsam abgenommen zeitung" wegen Sabotage der Anordnungen des worden war. In diesen Büchern waren Heßereien Senates" verboten. Nach vierwöchiger Einstellung gegen Dänemark   enthalten. Nun ist in der däni- hatte das Blatt am vergangenen Montag sein Er­schen Hauptstadt eine zweite deutsche Bücheraus- scheinen wieder aufgenommen. stellung, ganz nahe der Stätte ihrer Vorgängerin,

fürzlichen Attentatsversuchen und den verschie- Die Antwort einer Demokratie denen Umtrieben, an denen Spanier beteiligt

648.­725.­

dung wurde einerseits im Zusammenhang mit den

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Die Gesamtzahl der zu repatriierenden spa­ nischen   Flüchtlinge beträgt nach Schätzungen der Behörden 55.000 bis 60.000.

Freitag abends wurden von den füdfran­zöfifchen Grenzstationen aus gegen 1500 spanische Flüchtlinge nach Spanien   zurückbefördert. Bloß 50 derselben stellten das Ansuchen, nach Hen day e, also nach Franco- Spanien, gebracht zu merden.