Mr. 240
Dienstag, 12. Oktober 1937
Volkswirtschaft und Sozialpolitik
Lohnbewegung der Bergarbeiter
Die Bergarbeiter fordern Erhöhung der Löhne, Revision der Lohnverträge und Anteil an der Konjunktur
Die foalierten Bergarbeiterverbände Union der Bergarbeiter und Svaz horniků hielten am Sonntag in Prag eine Reichskonferenz ab, an welcher 104 Delegierte aus dem ganzen Staatsgebiet und Vertreter alle Revierräte teilnahmen. Nach Referaten von Brožik und Haase und einer Debatte, aus welcher nicht nur die allgemeine Zustimmung zur Einleitung der Lohnbewegung, sondern auch die Tatsache hervorging, daß eine Reihe anderer Organisationen die Forderungen der koalierten Verbände übernimmt, wurde einstimmig folgende grundsäßliche Entschließung angenommen:
Die Senkung der Lebenshaltung der Bergarbeiter äußert sich in den Bergbaurevieren in einem noch nie dagewesenen Maße. Dieser Zustand ist die Folge der in der Zeit der Krise durchgeführten Lohnkürzungen und hauptsächlich in der schon seit dem Jahre 1930 anhaltenden Beschränkung der Anzahl der Förderschichten. Daraus resultiert eine Senkung der Bergarbei terlöhne, die oft sogar die Hälfte des normalen Verdienstes ausmacht. In zahlreichen Braun fohlengruben werden auch jetzt noch nur 3 bis 4 Schichten in der Woche verfahren. In den lezten zwei Jahren gesellte sich zu der Kürzung der Löhne die Steigerung der Lebenshaltungskosten, welche ständig zunimmt und infolge des verkürz ten Berdienstes um so drückender auf den Berg
arbeitern lastet.
Die Besserung der Absatzverhältnisse in der Bergbauindustrie
Die seit der zweiten Hälfte des Jahres 1936 feststellbare, merkliche Besserung des Absabes von Kohle, Erzen und Mineralien weist im heurigen Jahre einen weiteren Fortschritt auf. Einen direkten Rekord erzielte die Steinkohle. Im Vergleich zum Vorjahre weist die Steinkohlen förderung eine Erhöhung um 47.3 Prozent, die Erzeugung von Grubenkoks sogar um 76.5 Prozent auf. Die Steinkohlenförderung und die Kotserzeugung haben damit den Stand des Jahres 1929 bereits überschritten. Dagegen ist die Bahl der beschäftigten Arbeiter nur um 2.9 Prozent gestiegen. Bei der Braunkohlenförderung, die eine Steigerung von 21 Prozent erfahren 21 Prozent erfahren hat, ist die Zahl der beschäftigten Arbeiter um hat, ist die Zahl der beschäftigten Arbeiter um 1.7 Prozent gestiegen.
Erhöhte Arbeitsleistungen der Bergarbeiter- Herabsetzung der Betriebskosten
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und Ergänzung der Lohnberträge in der Weise, daß deren Umgebung durch einseitige Auslegung unzulänglicher oder unflar formulierter Bestim mungen seitens der Unternehmer unmöglich ge= macht wird, nicht nur vollauf gerechtfertigt und bringend notwendig, sondern auch durchaus realisierbar sind. Es handelt sich hier nicht allein um die Milderung der rapiden Herabjegung des Lebensniveaus der Bergarbeiter, sondern auch um ihren entsprechenden Anteil an der erhöhten Prosperität der Betriebe, die vor allem durch die Leistungssteigerung der Bergarbeiter erzielt wurde. Durch diese, mit erhöhter physischer und geistiger Anstrengung verbundene Leistungssteigerung wird auch das Arbeiterrisiko und damit die Krankheitsund Unfallsgefahr erhöht.
Die Reichskonferenz beauftragt die koalierten Bergarbeiterverbände, den Grubenbesitzern aller Bergbaureviere in der kürzesten Zeit die Forderung nach Lohnerhöhung und Revision der Lohnberträge zu unterbreiten. Die Reichskonfereng erwartet die Erfüllung dieser Forderungen nicht nur aus den oben angeführten Gründen, sondern auch deswegen, weil die Erhöhung der Löhne und die Verbesserung der Arbeitsbedingun gen bereits in allen ndustriezweigen durchgeführt worden sind.
Die Reichskonferenz fordert alle Bergarbeiter zur Einigkeit und zur Bereitschaft auf für den Fall, als die Verhandlungen über die Erfüllung ihrer Forderungen durch den Widerstand der Grubenbesizer bedroht sein sollten.
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Vor der eigentlichen Eröffnung gedachten die Vorsitzenden Brožit und Zinner des Präsiden ten Masaryk. Die Anwesenden hörten die Kundgebungen stehend an und bewahrten dann eine Minute Stille.
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hens, das die Ausnüßung aller gefeßlichen Mit- bedeutender Kapitalsmangel eingestellt, welcher tel erfordere, was bedeutet, daß, wenn irgendwo im Wirtschaftsleben des Landes start fühlbar set. die Verhandlungen mit den Bergiverksbefizern zu| Der ,, Daily Telegraph" berichtet aus Neapel, feinem Ziele führen würden, die Revierberg daß mehrere italienische Truppen- Transportschiffe ämter und zum Schluß eventuell auch das Mi- nach Italienisch- Ostafrika im Zusammenhange nisterium für öffentliche Arbeiten, um Interven- mit den schweren Unruhen in Makalle in Nordtionen ersucht werden. Die Bergarbeiterschaft Abessinien abgegangen seien. muß, nach den Worten der Referenten, ihr Vorgehen im Hinblick auf die gespannte internatio- Die Abschlachtung der Abessinier nale Lage insofern einhalten, damit die Gegner Lon do n. Die ,, News Chronicle" berichten, der Republik nicht von einem Chaos bei uns daß 5000 Abessinier kürzlich durch die italienischen sprechen können. Dieser Vorgang wird auch für Straferpeditionen getötet worden seien. General die Bergarbeiter sprechen und die Referenten Graziani habe angeordnet, daß bei der Untersind davon überzeugt, daß die Oeffentlichkeit die drückung der Guerilla- Kriege in Abessinien teine Aktion der Bergarbeiter mit Sympathie begleiten milde walten solle.
wird.
Ausdruck
Die Referate zu dem einzigen Tagesordnungspunkt ,, Die Situation im Bergbau und die Lohnforderungen der Bergarbeiter" boten eine Analyse der Situation, wie sie sich für die Bergareine Erklärung aller Erfahrungen, die in dieser beiter in der Zeit der Krise herausbildete, sowie Beit infolge der einseitigen Auslegung einiger bungen, die ihre Zustimmung zum In der Debatte waren durchwegs Kundge Nom. Der im„ Popolo d'Italia" veröffentunklarheiten in den Kollektivverträgen gewonnen brachten. Für das Ostrauer Revier, in welchem lichte,„ Europa und der Faschismus" betitelte wurden. Beide Referenten behandelten sodann im spezielle Verhältnisse gegeben sind, sprachen im Artikel, der fast allgemein Mussolini zugeschrieben Detail die eigentliche Attion, die von dem Motto Verlaufe der Debatte auch die Vertreter des kom- wird, erweckt in den vatikanischen Kreisen Aufgeleitet wird, daß auch den Bergarbeitern ein munistischen Industrieverbandes, sowie auch ein merksamkeit, hauptsächlich wegen des Sabes, in Anteil an den erhöhten Gewinnen aus der neuen Vertreter der Nationalen Vereinigung( Národni welchem einigen Katholiken" gedroht wird, daß Konjunktur gebühre. Mit dem Hinweis darauf, sdružni) und des christlichen Bergarbeiterverban- der Faschismus mit ihnen nach seiner Weise abdaß in der gegenwärtigen Konjunktur die Ver- des. Auch sie sprachen sich für das angedeutete rechnen wird. Einige italienische Streise sprechen Wenn wir die Steigerung der Förderung hältnisse in den einzelnen Revieren verschieden Vorgehen der koalierten Bergarbeiterverbände die Vermutung aus, daß dieser Sat jene katholi mit der Anzahl der beschäftigten Arbeiter ver- sind und deshalb auch die Forderungen, die aus aus und versprachen ein solidarisches Vorgehen. schen Kreise im Ausland betrifft, Sie mit den linksgleichen, so ergibt sich, daß diese Produktionssteis den einzelnen Revieren eingingen, verschieden Der kommunistische Vertreter sprach lediglich sein gerichteten politischen Parteien gegen den Faschiss gerung durch eine höhere Arbeitsleistung der sind, empfahlen die beiden Referenten, daß die Bedauern darüber aus, daß in dieser Attion nicht mus zusammenarbeiten. Doch wird diese VerBergarbeiter bedingt ist. Gegenüber dem Jahre Aftion einheitlich in allen Revieren, und zwar auch über die Kürzung der Arbeitszeit gesprochen mutung im Vatikan nicht für berechtigt erachtet. 1929 beträgt die Steigerung der Arbeitsleistung sogleich in der Woche nach der Konferenz eröff- wurde, was hierauf eingehend Abgeordneter Bro- Cher ist man der Ansicht, daß" Popolo d'Italia" pro Kopf und Schicht im Steinkohlenbergbau 41 net, sodann aber in jedem Revier entzik erläuterte, der erklärte, daß die Arbeitszeit einige tatholische Streife in Italien Prozent( im Oftrauer Revier sogar 50 Prozent), fprechend den speziellen Verfürzung so wichtig ist, daß sie gesondert einer Lö- im Sinne hatte. Möglicherweise sollte dies eine im Braunkohlenbergbau 20 Prozent. Daraus hältnissen in den einzelnen Re- fung zugeführt werden müsse, ebenso wie die Antwort auf die letzte Enzyklika des 1. erklärt sich, daß obzivar die Steinkohlenför vi er en einsetzen soll. Sie empfahlen die Ein- gegenwärtige Lohnaktion nicht von einer ande- Waters sein, die in der faschistischen Partei derung des Jahres 1929 bereits überschritten haltung des üblichen gewerkschaftlichen Vorge- ren Frage beschwert werden könne. wurde die Zahl der im Steinkohlenbergbau keinen allzu günstigen Widerhall gefunden hat, beschäftigten Arbeiter um 16.000 oder um und vielleicht ist es auch eine Antwort auf einen Artikel der katholischen Tageszeitung„ Avenire d'Italia", der anläßlich des Aufenthaltes Mussolinis in Berlin den Standpunkt der italienischen Statholiken zur Verfolgung der deutschen Katho liten in Erinnerung bringt und forderte, daß das Neuheidentum in Deutschland auf das italienische Stulturleben keinen Einfluß habe. Die vatikanischen Streise versichern, daß der Vatikan ruhig und ohne jegliche Sorgen abwarten will, bis dieser im Popolo d'Italia" veröffentlichte Artikel gehörig erläutert werden wird. Inzwischen wird dem Artikel keine allzu große Bedeutung beigemessen.
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26.7 Prozent gesunken ist. Im Braunkohlenberg Sabotage der Versorgung mit Schweinefleisch bau, dessen Förderung gegen das Jahr 1929 ein Sinfen um 21 Prozent aufweist, ist die Zahl der beschäftigten Arbeiter um 10.000 oder um 27 Prozent zurückgegangen.
Wir haben vor einigen Tagen auf die Machi- dischen Schweine nicht ins Gewicht fallen tann. nationen der bekannten agrarischen Streise hinge- Mit einer sinnvollen Markt, und Preispolitik Die ständig steigende Leistung der Berg- wiesen, die durch einen Boykott des Marktes die haben die in letzter Zeit wieder in verstärktem arbeiter, welche ein rapides Sinken der Anzahl Verbraucher unter das Joch ihrer egoistischen Maße geübten Methoden wirklich nichts mehr zu der Beschäftigten zur Folge hatte, verbilligt Intereffen beugen wollen. Seither hat sich die tun. Man kann dies nicht mehr anders nennen durchgreifend sämtliche Betriebskosten, von denen Situation nicht gebessert, sondern nur geklärt. Die als einen Justamentstandpunkt, der letzten Endes allein die Lohnkosten, einschließlich der Natural- Märkte werden sicher nicht zufällig nicht auch seinen Vertretern teinen Nuzen bringen bezüge, im Jahre 1936 um mehr als 560 Millio- beschickt, die Preise werden hinaufgetrieben, und kann. 1 sinnlos es ist, werden auch die Importe von
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nen Kč, d. f. 40.9 Prozent, gegenüber dem Jahre ausländischen Fettschweinen gedrosselt. Der Man- Nachdruck, daß endlich einmal Ordnung geschaffen Römische Bakte wanken Die Verbraucher fordern daher mit allem 1929 geſunten sind. Außerdem weist der Verbrauch der wichtigsten Materialien im Bergbau gel an Fettschweinen wächst, während in den Sta- werde. Die Drahtzieher der Boykottbewegung im Jahre 1936 gegen das Jahr 1929 eine Her- tionen die plombierten Waggons stehen und die müssen sich auch bei diesem Versuch überzeugen, Wie der Budapester Korrespondent des abseßung im Werte von 237.5 Millionen Kč, Ware nicht ausgeladen werden kann, weil das daß ihrer Willtür Grenzen gezogen sind. Insbe-" Neuen Wiener Abendblatt" berichtet, nimmt 3. 1. 46,6 Prozent auf. Diese Verbilligung tritt Syndikat die notwendigen Bewilligungen nicht sondere aber ist notwendig, daß man auf dem man in Budapeſt mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei den Werken mit eingeschränktem Betriebe erteilt. andern Sektor der Schweinebewirtschaftung, der an, daß die Italiener von der bis zum 15. d. M. notwendige Menge zur Einfuhr frei gibt. Einfuhr, von der jetzigen Praris abgeht und die auszuübenden Option auf 600.000 Meterzentner
in Erscheinung.
Die Forderungen der Bergarbeiter Die angeführten Tatsachen beweisen, daß bas spontane Verlangen der Bergarbeiter nach Lohnerhöhung und ihre Forderung nach Revision
Man erhält für
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großem Bestand an inländischen Schweinen und Die Agrarier sprechen immer wieder von Teiten daraus ihre Forderungen nach Schuß für den Produzenten ab. Ueber die Planlosigkeit, die bei uns auf dem Gebiet der Schweineproduktion herrscht, haben wir schon wiederholt und zuletzt in
dem eben erwähnten Artikel gesprochen. Heute wollen wir nur nochmals die Frage stellen, die bis heute unbeantwortet geblieben ist. Wenn tatsächlich eine Ueberproduktion an inländischen Schweinen besteht, warum halten die Agrarier den Produzenten ab, die Schweine auf den Markt zu bringen? Wenn die Behauptungen über den zu großen Schweinebestand wahr sind, ist es dann nicht klar, daß hier ein schändliches Spiel mit den Konsumenten getrieben wird?
Ausland
Das ,, befriedete" Abessinien
ungarischen Weizens keinen Gebrauch machen werden. Die ungarische Weizenausfuhr nach Ita= Tien wird demzufolge heuer start zurückgehen. Die Einschränkung des Bezuges ungarischen Weizens von Seiten Italiens wird zu manchen Aenderungen des Römer Pattes führen. Diese Einschränkung soll auch bei den Wiener Verhandlungen der österreichisch- ungarischen Kommission eine Rolle spielen. Man spricht bon einer Reform des Römer- Pattes. Die Windsors in Berlin
dauernde Guerilla- Kämpfe in Abessinien. Das London. Die ,, Times" berichten über anBlatt verweist darauf, daß bei dem kürzlichen abessinischen Angriff auf Adua 200 Italiener ges tötet worden seien. Der Besuch Grazianis in Herzogin von Windsor trafen Montag vormitDas DNB meldet: Der Herzog und die Assab, welcher vornehmlich der Inspektion der im tags um 8 Uhr 45 Minuten in der Reichshaupts Bau befindlichen Straße Assab- Dessie dienen stadt ein. Auf dem Bahnhof waren Reichsorga Widerspruchsvoll wie hier ist diese agrarische sollte, mußte wegen der Unruhen verschoben wernisationsleiter Dr. Le y und Hauptmann Wiede Politik auch dort, wo es sich um die Schweines den. Auch auf der Straße Addis Abeba- Massaua| mann von der Adjutantur des Reichskanzlers zur einfuhr handelt. Es ist doch Tatsache, daß es sich würde fortgesetzt gekämpft, da sich hier die abes Begrüßung erschienen. Sowohl auf dem Bahnbei der Einfuhr um Fettschweine handelt, die im finischen Ueberfälle immer häufiger ereignen. Das steig als auch auf dem Bahnhofvorplab wurde Inland nicht in genügendem Maße gezüchtet Blatt bemerkt, daß in Abessinien Knappheit an dem Herzog durch die Berliner Bevölkerung ein werden können bei der inländischen Zucht han- Lebensmitteln herrsche, weil bloß die Einfuhr herzlicher Empfang zuteil. Auf seiner 12tägigen delt es sich um Fleischschweine und daß der aus Italien zugelassen sei. Ansonsten habe sich Deutschland- Reise wird der Herzog zunächst zwei Einfluß der Einfuhr auf die Preise der inlän- im Verlaufe der italienischen Kolonisierung ein Tage der Reichshauptstadt widmen.
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