Leite 8 Dienstag, 26. Oktober 1937 ff Rr. 2E2\ 9 vergleichlich schwieriger einzuschätzen, so daß es auch nur schwer möglich ist, einwandfrei festzu­stellen, in welchem Umfange diese heimlichen Kräfte die faschistischen Bewegungen bewußt oder unbewußt unterstützen. Das Vorhandensein sol­cher unsichtbaren Kräfte irgendwo auf den Kom­mandohöhen des rumänischen Staates geht aber aus der Haltung des früheren Ministerpräsiden­ten Maniu   hervor, welcher zu den Nationalzara« nisten gehört und welcher sich seit einer Reihe von Jahren bereits mit der ganzen Kraft seiner Per­sönlichkeit dagegen stemmt, daß solche außerhalb jeder verfassungsmäßigen Verantwortung stehen­den Kräfte die politische Entwicklung.in irgend einer Weise beeinflussen. Unter solchen Umstän­den ist es natürlich doppelt schwer vorauszufagen, was in Rumänien   kommen wird. Zu alledem tritt auch noch die Tatsache hin­zu, daß man in weiten Kreisen den Wahlen mit einer gewissen Besorgnis entgegensieht. Durch die Propaganda der faschistischen Parteien ist nicht bloß ein gewaltsamer Ton, sondern auch die Ge­walt selbst in das Kampfarsenal der rumänischen Parteien ausgenommen worden. Einer der maß­gebenden Sprecher der christlichnationalen Partei, Goga, ein getreuer Adept Mussolinis und Hit­ lers  , der erst in diesem Jahre ein begeisterter Gast des Nürnberger   Parteitags war und auch sonst häufiger Gast in Rom   und Berlin   ist, hat un­längst in einet Rede ausdrücklich erklärt, daß im Arsenal   seiner Partei sich auch die Gewalt be­finde. Die faschistischeEiserne Garde  ", die sich von den Christlichnationalen nur durch die Farbe der Hemden ihrer Mitglieder unterscheidet die Christlichnationalen bevorzugen die blaue, die Eiserne Garde   die grüne Farbe hat ihre Mit­teilung, sie werde an den Wahlen teilnehmen, mit der Mitteilung verbunden, daß ihre Propaganda sich wohl in legalem Rahmen halten werde, daß sie aberProvokationen entsprechend beantwor­ten" werde. Diese in aller Oeffentlichkeit gemach­ten Aeutzerungen der Faschisten finden ein Gegen­stück in einer Aeußerung eines der maßgebenden Männer der Nationalzaranisten, welcher sagte: Die Partei warte die Ereignisse mit der Kelle in der einen, mit dem Säbel in der anderen Hand ab." Das aber heißt nichts anderes, als daß die nationalzaranistische Partei bereit ist, als regie­rende Partei aufbauend zu wirken, daß sie aber auch bereit ist, zu kämpfen, wenn ihr durch das Ergebnis der Gemeindewahlen begründeter An­spruch zur Uebernahme der Regierung unberück­sichtigt bleiben sollte. Aus diesem ungemein ge­reizten Ton der öffentlichen Diskussion ergibt sich mit vollster Klarheit, um was es im Grunde ge­nommen geht: es geht darum, ob Rumänien  wenigstens in dem Umfange, in welchem es dies bisher war, ein demokratischer, verfassungsmäßig regierter Staat bleibt, oder ob Rumänien   faschi­stisch wird..'; Es ist nicht ausgeschlossen, daß angesichts dieser Alternative, welche natürlich nicht bloß in­nenpolitische, sondern auch außenpolitische Aus­blicke ganz neuer Art eröffnet, die Ueberlegun- gen, wer nun wirklich mit der Regierungsbildung beauftragt werden soll, noch eine Zeitlang dauern werden. Es ist vollkommen zwecklos, alle Mög­lichkeiten aufzuzählen, welche in diesem Zusam­menhangs erwogen werden. Das einzig sichtbare Ziel dieser Erwägungen ist, festzustellen, ob die Nationalzaranisten tatsächlich nicht auszuschalten sind, ferner ob es möglich ist, die Nationalzara­nisten in Verbindung mit anderen Parteien zur Regierung zu berufen u. zw. gerade mit Parteien, welche aus Gründen des Opportunismus sich von ihr losgelöst haben und sie auch heute noch mit der Erbitterung von Renegaten bekämpfen. Es ist selbstverständlich, daß die Nationalzaranisten eine derartige Lösungsmöglichkeit unbedingt zurück­weisen. Sollten jene Erwägungen jedoch zum Er­gebnis führen, daß eine Berufung der Rational  - zaranisten nicht unumgänglich ist, daß aber außenpolitische Erwägungen einen Uebergang Paris  . Der Preffedienst der spanischen  Gesandtschaft erfährt aus sicherer Quelle, daß der Torpedoangriff auf den britischen ZerstörerB a- s i lis k" am 4. d. M. von dem deutschen U-Boot U 24" ausgeführt wurde. Das U-Boot^ dessen Kommandant Leutnant Bendemann   war, scheint durch die sofort abgeworfenen Tiefbomben des Zerstörers'versenkt worden zu sein, denn seit jenem Tage hat es kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Am 12. Oktober wurden dir Angehörige« der U-Bootbesatzung benachrichtigt, daß das U» Bootwährend eines Manövers" gesunken und die gesamte Besatzung«mgekommen sei. Zugleich wurde unter Airdrohung der schwersten Strafen Rücktritt van Zeelands de Man beim König London.  (Eigenbericht.) Der belgische Ministerpräsident PaulvanZeeland, der sich nach den letzten stürmischen Parlaments­sitzungen zu einem Kuraufenthalt nach Frankreich  begeben hatte, ist nach Brüssel   zurückg:kehrt und hat gleich darauf seine Demission eingcreicht. Den Hintergrund der Demission bilden die An­klagen, die gegen van Zeeland wegen seiner frü- heren Tätigkeit als Nationalbank-Gouverneur erhoben wurden. Größere Wechselkrrdite» die zwei Banken gewährt worden waren(an denen übri­gens anch der bekannte Barmat beteiligt ist), haben sich als«neinlösbar erwiesen. Der Selbst­mord eines Direktor- des Bankhauses Gold- z i e h e r und P e n s e» des pensionierten Gene­rals E t i e n n e, ist der unmittelbare Anlaß zum Rücktritt van Zeelands gewesen. Dem Gou­verneur der Rationalbank, F r a n ck, ist vom Finanzminister ein dreimonatiger sofortiger Ur- laub bewilligt worden. Franck wird mit Jahres- begnn in den Ruhestand treten. Der Finanzminister Hendrik deMa«, der die Untersuchung der Lorwürfe»egen ban Zeeland   geleitet und rücksichtslos durchgrgriffen hat, ist vom König empfangen worden. Man nimmt an, daß die Koalition(Sozialisten, Ka­tholiken, Liberale) bestehen bleiben wird. Ruhe vor Madrid Madrid  . An allen Abschnitten der Madrider  Front herrschte am Montag fast völlige Ruhe. Lediglich längs der Straße nach La Coruna   und in der Umgebung von Aravaca wurden in der früh leichte Scharmützel verzeichnet. Im Nordabschnitt von Guadalajara  , ins­besondere in der Nähe der Straße nach Soria, kam eS zu beiderseitigem Artilleriefeuer. An der Front am südlichen Tajo ist bloß die Regierungsartillerie in Tätigkeit. * Der Kreuzer der AufständischenMmirante Cervera" hat zwei Dampfer aufgebracht, deren Rumäniens   in das faschistische Lager nicht cwpor- tun erscheinen lassen, so ist es durchaus möglich, daß die liberale Partei und das heißt wieder Ta- tarescu mit der Regierungsbildung beauftragt wird, der die letzten Wochen vor seinem Rücktritt dazu benützt hat, um eine ganze Reihe von byzan- tinischen Feuerwerken abzubrennen. imbedingte Geheimhaltung dieser Nachricht be- fohlen. U 24" ist erst Anfang 1987 in Dienst ge­stellt worden und hatte 250 Tonnen. Es wurde An­fang September nach Spanien   entsendet, wo es zwischen Alicante   und Valencia   operierte. * Wie bekannt, war gleich in den ersten Mel­dungen über den Zwischenfall davon die Rede ge­wesen, daß nach dem Wbwurf der Tiefenbomben durch den Zerstörer ein großer Oelfleck auf der Meeresoberfläche zu sehen gewesen sei, was als Anzeichen für die Versenkung eines U-Bootes gedeutet wurde. Ein paar Tage später hatte die britische Admiralität jedoch dementiert, daß über­haupt ein Angriff auf den Zerstörer erfcckgt sei. Ziel die französische   Küste war und an deren Bord sich etwa 150 asturische Regierungsper­sönlichkeiten befanden. Sonntag nachts scheiterte an der Küste der Insel Oleron   die RegierungsschaluppeSan I o s ö" aus Gijon  , die 90 asturische Milizionäre und drei Frauen an Bord hatte. Bei den Ret- tungsarbeiten ertranken eine Frau und ein Milizsoldat. Die Schiffbrüchigen wurden in das Krankenhaus der französischen   Abtei Ormeau gebracht und werden dann über La Rochelle   nach Spanien   zurückbefördert werden. Nennmüchtekonferenz erst Anfang November Brüssel  . Die Reunmächtekonferrnz, die in Brüssel   stattfinden soll, wird wahrscheinlich statt am 30. Ottober erst am 3. November er­öffnet werden. Als Grund hiefiir wird die gegenwärttge politische Krise in Belgien   ange­führt. Japanischer Flugplatz überfallen Durch einen plötzlichen Ueberfall gelang es den chinesischen Truppen in Nordschanfi, zu dem Flugplatz Minjanpao vorzudringen und 24 japa­nische Flugzeuge durch Handgranaten zu ver­nichten. Im Dunkel der Nacht wurde auch ein heftiges Gefecht geliefert, bei welchem die Chi­nesen 100 Mann verloren, während die Verluste der Japaner bedeutend größer gewesen sein sollen. Pfellkreuzler-Exzesse In Budapest Budapest  . Nach einer Sonntag in Budapest  «^gehaltenen Versammlung der rechtsradikalen Pfeilkreuzler-Organisationen verunstalteten die Teilnehmer in kleineren Gruppen Straßen­demonstrationen. Die Exzedenten wurden von der Polizei zerstreut. Die Polizeikorrespondenz be­hauptet, daß die Nachrichten einiger Blätter, als ob an einer Stelle auch Militär gegen die Demonstranten eingefchritten sei, nicht der Wahr­heit entspreche. Vier ist der Schuldtragende? Ständige Klagen über die offizielle Bericht« erstattung. Immer wieder muß die Presse der Tschecho- i slowakei   auf die Unzulänglichkeit unserer offi- i zielten Berichterstattung Hinweisen. Die Ge- legenheit zu neuer Krittk bietet die Verlaut«| barung des Aufschubs der Gemeindewahlen« 1 Diese hatte der Ministerrat am Freitag beschlos­sen. Ueber die Sitzung des Ministerrates wurde nun, wie dasNärodni Osvobozeni" mit Recht 1 betont, ein offizieller Bericht ausgegeben, der alles mögliche enthält, nur die wichtigste Nach- j richt nicht, nämlich den Beschluß über den Auf- i schab der Gemeindewahlen. Selbstverständlich 1 wurde dieser Beschluß bekannt und eine Reihe von Zeitungen brachten die Nachricht. Die amt- 1 liche Nachricht erschien aber erst am Samstag, obzwar sie ebensogut am Freitag hätte er- 11 scheinen können. Mit Recht bemerkt das zittert«| Blatt, daß entweder der Aufschub der Gemeinde« I Wahlen hätte geheim gehalten werden sollen, s dann hätte dies wirksamer geschehen müssen oder i hätte die Regierung eine Nachricht darüber aus­geben sollen. Mehr selbständige Schulen Infolge der Herabsetzung des Klassendurch-' schnitteS bei Volks- und Bürgerschulen von 60; «ruf 45 hat sich die Zahl der Schulklassen ttotz sin­kender Kinderzahl bettächtlich vermehrt, so daß di« Aufnahme von über 1700 Lehrerpraktikanten er- i möglicht wurde. Durch einen Beschluß des Böh-; mischen Landesausschusses, der der Landesvertre-« tung zur Genehmigung vorliegt, wird auch die i Zahl der selbständigen Schulen vermehr, wobei als Richtlinie gilt, daß eine Schule nicht mehr als sieben Klaffen umfassen soll. Der Beschluß besagt, daß bei Errichtung einer Bürgerschule oder bek der Umwandlung einer solchen in eine Sprengel-! bürgerschule nicht die Vereinigung mit der Volks-- schule gefordert werden soll. Gemeinsam geleitet« j Volks- und Bürgerschulen, die mehr als sieben Klaffen aufweisen oder die in verschiedenen Ge­bäuden untergebraöht sind, sollen bei Zustimmung's des Landesschulrates getrennt und als selbständige Schulen geführt werden. Weittrs sollen auch- i bei entsprechender Klaffenzahl, gemeinsam ge­leitete Knaben- und Mädchen-Volks- oder Bür-' gerschulen nach den Geschlechtern getrennt wer­den. Einschränkungen gelten allerdings insofern,> als einer solchen Maßnahme nicht der Mangel an Räumen oder Lehrmitteln hindernd im Wege steht. U UeberdieS soll die Teilung erst nach Freiwerden II des betreffenden Direktor- bzw. Schulleiter«, Postens durchgeführt werden, es sei denn, daß der Direktor bzw. Schulleiter die Teilung selbst beantragt, oder daß sie von der Schulbehörde lvegen Ueberlastung des Schulleiters beantragt' wird.________.(DND) Dr. Szüllö scheidet aus der Polittk. Der Vorsitzende deS parlamentarischen Klubs der Magyarischen Einheitspartei Dr. Gsza Szüllö| hat die Absicht, seine polittsche Tätigkeit aufzu- geben. Das hat zwei Gründe: erstens ist er! über 65 Jahre und außerdem wurde er durch 1 das Ableben seines einzigen Bruders schwer ge« troffen. Schließlich geht die polittsche Entwick­lung nicht den Weg, den er sich vorgestellt hat. Ein deutsches U-Boot versenkt? L. Windprechtinger: 12 Dfthiditn aus dem illegalen Wien  Mag sein, Herr Apotheker! Aber solange Frankreich   und England nicht wollen, kommt das nicht zustande, und die Pfaffen sind vorläufig auch dagegen. Vergeffen Sie nicht die Schwarz­gelben. Ja, die Schwarzgelben! Da ist mir heute, folgendes passiert. Heute vormittags läßt mich der Alte zu sich rufen und fragt mich, ob ich im Bund der Oesterreicher   bin. Ich sag: Rein. Ja, meint er, es wäre doch gut, wenn ich mich dort einschreiben ließe und auch die andern Herrn im Büro. Ich ftag ihn, ob das ein Auftrag vom Ministerium sei. Er weicht aus und sagt, daß er «S uns nahe lege und wir uns zu entscheiden ha­ben. Ich verweise darauf, daß wir jeden Monat eine Menge Abzüqe bis zu 20 Prozent haben und es doch nicht angehe, uns noch weiter zu belasten. Ich zum Beispiel zahl« für Pension E 5.40, Krankenkaffa S 32.86, Beamtenkammer S 2.86, Kameradschaft 50 Gr., Beamtenverein 60 Gr., Sterbekaffa 1., Kriegerverein S 1., AosefStisch S 1., Kirchenbauaktion S 1., Herma Schuschnigg  -Fonds 50 Gr., Caritas 50 Gr., als C. B.-Mitqli«d S 3., Marianische Kongregation 50 Gr., Vaterländische Front 1., Neues Leben 50 Gr., für abgebaute Kollegen, Kranzspenden, Geburtstagsgeschenke an Vorge­setzte und anderes zirka S 3., insgesamt etwa 55 bis 60 Schilling jeden Monat. Er aber sagt, auf 50 Groschen bis 1 Schilling für den Bund der Oesterreicher darf es nicht ankommen. Da hab' ich mein Hirn knistern lafl'n, um doch diese neue Belastung abzuwehr'n und hab ihm g'sagt: Herr Hofrat, wenn die Regierung es anordnet. dann mutz ich zahl'n, wenn es aber auf mich allein ankommt, dann muß ich doch zu bedenken geb'n,.daß ich auf den christlich-deutschen Bun­desstaat auf ständischer Grundlage meinen Beam­teneid abgelegt hab« und als solcher eine andere Staatsform nicht fördern kann, weil mir daraus Unannehmlichkeiten erwachsen könnten. Er hat mich einen Moment lang ang'schaut, dann hat er alle Kollegen hereinkommen lassen und hat sie g'fragt, ob sie dem Bund der Oesterreicher beitre- ten wollen. Me hab'ns abgelehnt. Da hat er uns wieder geh'n lass'». Es ist doch wirklich nicht mehr zum Aushalt'n mit den Abzügen. Ja, manchmal denk ich mir dasselbe wie der Liebe Gott  . Da hat der Mussolini  » Hitler   und Schuschnigg   zur höheren Ehre Gottes in Tirol a große Kathedrale projektiert. Die drei hab'n sie z'sammg'setzt und beraten, wie die Kirch'n ausschaun soll. Natürlich hat der Hitler als Sach­verständiger am vernünftigsten gredt. Aber a der Schuschnigg   versteht was von den Kirchen und hat vorg'schlag'n, daß über'm Eingang in die Kirch'n ein Wahrspruch angebracht werde. Na, schlag' an vor, hat der Muffolini zum Schusch­nigg g'sagt. Der hat eine Weile nach'dacht und hat dann g'sagt: Der Spruch soll laut'»:Die dank­baren Böller errichten diese Kathedrale dem Allerhöchsten zum Dank für die gottbegnadeten Führer". Aber Schuschnigg  , hat der Muffolini g'sagt, das iS ja viel zu lang. Der Spruch muß kürzer, faschistischer kling->: Gott, dem Allmäch­tigen! Die Führer". Noch immer zu lang, er­klärte Hitler  . Es genügt:Wir ihm". Da teilten sich die Wolken, der Himmel öffnete sich und eine furchtbare Stimme schrie herab:Ihr mich". Seg'ns und desselbe denk i mir immer, wenn's heißt, i soll für die Vaterländischen oder für die Schwarzen was zahl'n. Sie sind ja schon immer ein Freimaurer ge­wesen, Herr Direktor. Den Witz hat sicher ein Jud' erfunden. Kann schon sein. Aber gut is er deswegen doch. Man soll Wrigens gar net glaub'n, was über die Regierung alles zusammg'rödt und g'witzelt wird. Vor kurzem kommt mein Sohn, der in die fünfte Klasse Gymnasium geht, z'haus und erzählt mir, daß a paar Bub'n vom Ober­gymnasium a Witzblatt mach'n, das alle Woch'n a Mal erscheint und nix wie Witz und Kritik Mer die Regierung und das Ständesystem macht. Die Kinder werden zu den reinsten Rebellen erzog'n. Den ganzen Tag nur allerweil G'schichten aus Altösterreich und der biblischen G'schicht, nix wie Ruhm und Ehre, Erfolg und Sieg, und nach der Schul' mach'n ste die Kinder lustig. Wo kann das schon hinführ'n? Das ist doch klar, dieses System ist unhalt­bar. Es versucht sich noch mit allen Kräften an der Macht zu halten, ist aber schon vom Tode ge­zeichnet. Und das, was Sie da erzählen, und was jeder von uns in seinem Arbeitsgebiete ohnedies erlebt, das sind so die Leichenflecken, die noch vor der Todesftarre kommen. Kein Mensch in Oesterreich glaMt, daß es so bleiben kann. Warum soll's denn nachher grad die Jugend glauben, die unter diesem System am meisten zu leiden hat. Die Welt is außer Rand und Band. Wenn's den Großmächten net bald gelingt, sie wieder cinzurichten, dann Gnade uns Gott  . Dann san die Rot'n nicht mehr aufzuhallen. Nur der Mus­ solini   und der Hitler können uns vor- dem Unter­gang retten. Sonst niemand. I glaub', Herr Apotheker  , dazu is scho zu spät. Mir san auf der Rutschbahn und uns hält keiner mehr auf. Prost, meine Herren! Der Gipskopf Wos? Da Meifl is g'sturb'n? fragte sich, überrascht wie alle Wiener   durch das plötz­liche Ableben des weltbekannten österreichischen FußballkapitänS, der Lehrling Franz Umundum, als er mit seiner schweren Last durch die Meid- linger Hauptstraße vor einer Tabak-Trafik rastete und auf einem ausgehängten Nachmittagsblatt die Todesnachricht las. Nach einer Weile nahm er die in einem großen Tuch eingeschlagene Bürde wieder auf seinen schmächtigen Rücken, knüpfte die Tuchenden vor der Brust zu einem starken Knoten und ging in die Richtung zur Phila­delphiabrücke Wetter. Dabei sinnierte er Mer de« Tod deS bekannten Mannes und die Folgen, die er für den österreichischen Fußballsport nach sich ziehen werde. Heute abends gcht es sicher eine große Debatte. Wer wohl der Nachfolger sein wird? Der Schmieger? Der Uridil? Der Ret- schury? Der Huffak? Irgendein aller Inter­nationaler wird es schon sein. Was trag'n Vorsichtig Mer- Plötzlich wurde Mit solchen Gedanken beschäftigt, kam der Franz! zur Philadelphiabrücke. gurrte er die Sttaßenkreuzung. er angerufen. ,Hel Blrib'n S' steh'nl denn da in dem Binkl?" Franzl sah auf und in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Es war ein Polizeimann, der in der Mitte der Kreuzung unter der Uhr ge­standen war, und jetzt mit schweren, gemessenen Schritten langsam und würdevoll auf ihn zukam, wobei ex die Frage wiederholte:Was hoch'» S' denn da auf'n Buckl?" An Gipskopf", antwortete der erstaunte Lehrling. Wos, an Gipskopf? Wos für an Gips­kopf? Woll'n S' mi pflanz'n? Geb'n S' den Binkl oba und laff'n S' den Gipskopf anschau'n"« Der Lehrling gab keine Antwort. DiS Amtshandlung war ihm ein willkommener Anlaß zu einer kleinen Rast. Umständlich löste er de« Knoten vor der Brust, stellte den angeblichen GipS« köpf vorsichtig zu Boden und öffnete das Tuch- Tatsächlich befand sich darin die überlebensgroße Büste eines älteren Mannes,«in Glatzkopf mit einem llugen, schlauen Gesicht, dem ein schüttelet Schnur- und Knebelbart ein charakteristisches Ge^ präge gab. (Fortsetzung folgt),