Seite 6Donnerstag, 28. Oktober 1937Nr. 254AgesnEAkeitenVie LlsstsprelseDie Staatspreise für Deutsche wurden überAntrag der Jury(Karl Birk, Dr. Karl Essl,Franz Langer, Dr. Josef Mühlberger, Dr. ErichSteinhard) an Robert Michl und Fide-l i o F i n k e verliehen. Finke, der den Preiszum zweitenmal erhält, wird für die Oper„D i e I a k o b s f a h r t" ausgezeichnet, RobertMichl für den Roman„Die Burg derF r a u e n"/Die tschechoslowakischen Preise wurden der.liehen:Marie Pujmanovä für den Roman»Leute am Kreuzweg", Jindkich V o d ä k fürdas Buch„Karel Hynek Mächa", BoZenaSlancikovä-Timrova für die Arbeit„Zwei Zeiten", Frantisek K k e l i n a für denRoman„Puklh chräm", Jaroslav P r ü ch a fürdie Gestaltung seiner Opernrollen, KarelE a p e k für die„Weiße Krankheit", OtakarStn für,das Werk Kontrapunkt, Imitationund Fuge", Dobroslav O r e l für das Werk„Die musikalischen Skt. Wenzels-Elemente".Den ungarischen Staatspreis erhielt StephanD a r k ö für den Roman«Der brennendeDornbusch".*Auch Ostrau verleiht einen deutsche» PreisIn der dienstägigen Sitzung der Mähr.-Ostrauer Stadtvertretung wurde die Zuteilungder ersten fünf Kunstpreise der Stadt Mähr.»Ostrau genehmigt, deren jeder 1800 KL beträgt.Die Preise sind nicht als soziale Unterstützung,sondern als Auszeichnung für Künstlerdes Ostrauer Gebietes gedacht. Der Literaturpreis Peter BezruL, der anläßlich des 70.Geburtstages des Dichters gestiftet wurde, wurdedem Schriftsteller Dr. Vojtöch Martine! fürsein Gedicht„Piseü o domovine" erteilt. Der Musikpreis Leo JanäLeks wurde dem Komponisten Milan Balcar anläßlich seines 60. Geburtstages erteilt. Der Theaterpreis FrantisekSokol-Tüma wurde dem Mitglied des M.-schlesischen Nationaltheaters Jiki Myron zuerkannt. Den Bildhauerpreis Franttsek Jure-Leks wurde dem akademischen Bildhauer Augu-sthn H a n d z l zugewiesen, der sein Lebenswerkfast ausschließlich dem Ostrauer Kreise und bestenBevölkerung widmete.Der Preis für deutsche Kun st wurdeder schlesischen Dichterin Maria Stona fürihr dichterisches Schaffen erteilt, das von Liebezum Ostrauer Gebiete und seinem schlesischenVorlande durchdrungen ist, insbesondere aber fürihre verdienstvollen Uebersetzungen tschechischerund slowakischer Volkslieder ins Deutsche, die siein den letzten Jahren schuf. Die Stadt Mährisch-Ostrau beabsichtigt, diese Preise alljährlich zum28. Oktober zu verteilen.Der«Engel der Bagnos" abgestürzt. Diegesamte Pariser Anwaltschaft, aber auch vermutlich sämtliche Sträflinge, die zur Deportation verurteilt wurden, trauern einer der berühmtestenVerteidigerinnen nicht im Strafprozeß, sondernauch der Menschenrechte schlechthin, nach. Kaum29 Jahre alt, ist M i r e i l l e M a r o g e r, diedurch ihren erfolgreichen Kampf für die Aufhebung des Bagnos berühmt geworden ist und vonden Sträflingen der«Engel der Bagnos" genannt wurde, bei einem Flugzeugunglück umsLeben gekommen. Sie befand sich auf einerAfrikareise mit ihrer Schwester, die sie in einemPrivatflugzeug durchführte. Sie saß zwar nichtselbst am Steuer, obwohl sie das Pilotenexamengemacht hatte— sie war überhaupt eine begeisterte Sportlerin— aber sie bestimmte den Piloten, von Rabat abzufliegen, obwohl die Behörden des Flugplatzes vor einem Start warnten,da furchtbarer Sturm herrschte. Kaum 30 Meterjenseits des Flugplatzes wurde der Apparat voneinem, Wirbel erfaßt und stürzte ah.. MireilleMaroger starb am nächsten Morgen, ihre Schwester und der Pilot wurden schwer verwundet. Mireille Maroger hatte eine phantastische Karrierehinter sich. Sic plädierte unter ihrem Mädchennamen, sie war aber seit einigen Jahren mit demIngenieur Philippe Fougerolle verheiratet. Dieser war einer der erfolgreichsten Kanal- undBrückenbauer Frankreichs, und das junge Paarmachte die Hochzeitsreise in die Flomen, weilFougerolle dort Studien machen wollte. Auch seinejunge Frau machte Studien, an die sie zuvor nichtgedacht hatte: sie besichtigte die Bagnos, und siewar erschüttert und empört. Unmittelbar nachihrer Rückkehr veröffentlichte sie ein Buch, bestenTatsachen-Schilderung ungeheures Aufsehen erregte. Die Sensation steigerte sich noch, als118 Beamte verschiedener Bagnos eine kolleftiveKlage gegen die junge Anwältin wegen Verleumdung erhoben. Sie behielt glänzend recht,ihr Plädoyer zu ihrer eigenen Verteidigung warein Meisterwerk und hätte unmittelbare politischeFolgen, indem die Bolksfrontregierung kurz darauf beschloß, die Bagnos aufzuheben. Die Trauerum Mireille Maroger ist tief und echt, weilFrankreich in ihr nicht nur den Jdealtypus dertatkräftigen jungen Französin, sondern zugleicheine seiner mutigsten sozialen Vorkämpferinnenverliert.Weltspartag. Zum dreizehntenmal wirdheuer der Weltspartag gefeiert, der vom 1. Weltkongreß der Sparkassen im Jahre 1924 angeregtworden war. Jetzt wird dieser Tag, der heuer aufden 31. Oktober fällt, schon von mehr als 5000Sparkassen in 30 Staaten in allen Teilen derWelt begangen. Der Verband der deutschen Sparkassen gibt bei dieser Gelegenheit eine reich illustrierte Nummer des„Sparkaffenboten" heraus,der Verband der tschechoslowakischen Sparkassenebenfalls eine Sondernummer der„Spärkaffen-Rundschau", die zahlreiche Beiträge namhafterVolkswirtschafter enthält. Daneben verstärkenauch die einzelnen Sparkassen ihre Werbung fürden Grundsatz des Sparens. Im deutschen Rund-funk wird am 81. Oktober um 17.35 Uhr imPrager Sender ein Hörspiel des Heimatdichters Josef Blau, der Direktionsvorsitzender derSparkassa der Stadt Neuern ist, eingeschaltet, welches den Titel„Gold im Haus— der Schlaf istaus" führt. Bereits am 29. Okwber wird'amBrünner Sender um 17.40 Uhr DirekwrJosef Weber über den Wert des Sparsinns sprechen. In der Prager Sendung wird im Anschluß an das Hörspiel die Sendung eines ähnlichwie im Vorjahr vom Verband der tschechoslowaki-schen Sparkassen veranstalteten Wettbewerbs mitPreisen stattfinden.Tschft. Hilfe für spanische Kinder. Die Delegierten des tschechoslowakischen Ausschusses für dieHilfe des demokratischen Spanien teilten Dienstag abends im Hause der tschechoslowakischen Kolonie, in Paris den anwesenden Vertretern derspanischen Behörden, dem Vorsitzenden der Internationalen Liga für Menschenrechte, ProfessorBasch, und in Anwesenheit verschiedener tschechoslowakischer und ftanzösischer Persönlichkeiten mit,daß der tschechoslowakische Ausschuß beschlossenhabe, für die Erhaltung von 120 spanischen Kindern, welche im Schlosse La Motte im Departement Letet-Garonne evakuiert sind, bis zu ihremRücktransport nach Spanien, zu sorgen. Die tschechoslowakischen Pariser Persönlichkeiten verpflichteten sich, die Aussicht über'das Lager dieser spanischen Kinder im Schloß La Motte zu übernehmen.Militärverrat, Der Senat für Angelegenheiten des Militärverrates beim Strafireisgerichtin Prag verurteilte am 26. Oktober 1937 wegendes Verbrechens des Militärverrates nach 8 6,Nr. 2 des Republikschutzgesetzes, den 22jährigenFranz Kasztun aus Rumburg zu einer Strafevon zehn Jahren schweren Kerkers mit den entsprechenden Verschärfungen und zum Verlust derbürgerlichen Ehrenrechte sowie zu einer Geldnebenstrafe in der Höhe von 5000 KL, im Falleder Uneinbringlichkeit zu einer weiteren Strafevon 50 Tagen schweren Kerkers. Der Verurteiltehat die Strafe angenommen und sie sofort angetreten.Im Weißen Meer versunken. Auf dem Weißen Meer gerieten infolge eines seit einigen Tagenherrschenden Sturmes vier Dampfer in Seenot.Der Dampfer„Majak" sank in der Bucht vonOnega. Zehn Personen fanden dabei den Tod.Schiff in Flammen. Der holländische Petroleumdampfer„Megara"(9700 Tonnen) ist aufder Höhe der Insel Neu in Brand geraten. Rettungsschiffe, die auf die SOS-Rufe hin zu Hilfeherbeieilten, konnten von dem brennenden Dampfer keine Spur mehr entdecken.DaS französische Flugzeug„Leutnant zur SeeParis", das zu einem Nonstopflug von Frankreichnach Rio de Janeiro aufgeftiegen war, mußte nacheinem Fluge von 34 Stunden um 18.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit bei Maceio auf See niedergehen.Das Wasserflugzeug legte eine Streck« von 5780Kilometer mit einer durchschnittlichen Stundengeschwindigkeit bon 166,7« Kilometer zurück. DasFlugzeug überbot den Weltdistanzrekord, den bisherdie Amerikaner MacGinnis und Wilkins innehatten,welche im Jahre 1935, ohne zu landen, 5280 Kilometer zurücklegten. Das Flugzeug.Leuwant zur SeeParis" ist mit sechs Motoren, die 630 HP. entwickeln, ausgestattet. Der Aktionsradius beträgt 6000Kilometer. Kommandant des Flugzeuges ist der bekannte französische Flieger Guillaumet, der die Süd-atlantik bereits 56 Mal überflogen hat. Der zweitePilot überquerte den Ozean bereits 14 Mal, derNavigator Comet 73 Mal und der ÄediomechanikerNord 74 Mal.:,Zwei Schmuggler erschossen. An der kärntnerssch-jugoslawischen Grenze kam es bei Ferlach zu einerSchießerei zwischen drei Schmugglern und dem JägerHugo Urbas. Der Jäger bemerkte drei bewaffneteMänner und forderte sie auf, die Waffen wegzuwerfen. Sie begannen jedoch aus Revolvern zu schießen.Der Jäger erwiderte das Feuer und erschoß zweiSchmuggler. Es sind dies die beiden JugoslawenJoseph Beton und Nikolaus Robet. Der dritte wurdeam Knie getroffen und konnte verhaftet werden. Nunmehr wurde festgestellt, daß die Schmuggler die Waffen, welche sie schmuggeln wollten, aus einem Waffengeschäft in Ferlach entwendet hatten, wo sie eingebrochen waren.DaS Wetter. Ueber Mittel- und Westeuropaströmt vom Süden her auf die.fortgeschrittene Jahreszeit sehr warme Luft, die stellenweisebis zum Erdboden vordringt, zu. Mittwoch früh wurden über Nordwestdeuffchland in der Höhe von 300bis 500 Meter 20 bis 24 Grad verzeichnet. Die-Ziehuns der Klassenlotterie(Ohne Gewähr.)Prag. Bei der Mittwoch- Ziehung derV. Klaffe der 37. tschechoslowakischen Klaffen-lotterie wurden nachstehende Gewinste gezogen:30.000 Kd das Los Nr. 41218.20.000 Kd die Lose Nr. 78780 7541.10.000 Kd die Lose Nr. 38105 115331 8836.5000 Kd die Lose Nr. 101381 65459 26190 731915752 22369 97947 86872 23484 43802 73539 7896858225 39523 41430 53681 58057 8000 58759 44483112034 86169 53522 111619 24930 7380 45473115770.2000 Kd die Lose Nr. 70342 74835 64824 2626491038 10936 21842 103712 13826 5558695671 18438 66860 86880 90603 28088 10493 136104607 24575 87657 71810 25680 84305 4544288315 69977 103661 78489«3164 48041 8472826607 69085 82119 85702 34595 11399 105282116394 94748 86120 32187 107185 16761 1685761758 86777 65647 28413 31349 73852«822338060 99744 69709 33146 14359 12324 25647 1211103343 44439 65956 92515 47723 109753 7206210843 12928 83481 89828 42218 116101 2634748532 36865 49974 108002 113168 69579 8601669671 24921 67216 1018.selben Temperaturen meldeten auch nachmittags zahlreiche Stationen im Rheinland, Bayern, Mähren-Schlesien und in der Slowakei. Dagegen kühlte es sichin Irland bis zum Geftierpunkt ab. Da die warmeLuft in der Höhe voraussichtlich noch anhalten wird,dürste sich das Wetter bei uns auch morgen nichtwesentlich ändern.— Wahrscheinliches Wetter vonheute: In den Niederungen Böhmens Nebel«gewöll, Temperaturen um 10 Grad, Südostwind.In den übrigen Ländern vorwiegend heiter, Höchsttemperaturen um 10 Grad. An den Nordabhängender Gebirgszonen auffrischender Süd- bis Südostwind. In den Tallagen jedoch Zunahme der Neigungzu Nebelbildung.— Wetteraussichten für Freitag: Noch keine wesentliche Aenderung, etwas kühler.Vom RundfunkEmpfehlenswertes aus den Programme»»Donnerstag:Prag, Sender I: 7: Morgenkonzert: Militärmusik der Nationalgarde, 8.15: Rundfunkorchesterkonzert aus Kaschau: Smetana, Dvokäk. 9.10:Rundfunkorchesterkonzert aus Pretzburg: Nedbal.Floprecht etc.. 13.10: Orchesterkonzert FOK, 15.40:Abg. Hampl: Verantwortung der Demokratie, 16:Konzert zur Feier des 28. Okwber: Dvorak, Janä-cek, Mozart, Sudetendeutsche Volkslieder usw..18.55: Deutsche Preffe. 19.15:„In den Spuren desPräfidenten-Besteiers". 20.05: Uebertragung ausdem Smetanasaal: Festkonzert des tschechoslowaki-schen Rundfunkorchesters:. Smetana: Mein Vaterland, Zyklus sinfonischer Gedichte, 22,34:^Nachtkonzert auh Kaschau."..Freitag:Prag, Sender I: 10.05: Deuffche Preffe, 10.15:Deutsche Sendung: Für die Frau. 11.35: Militärmusik. 14: Deutsche Sendung: Gesangskonzert,16.50: Variationen von Mozart, 18.10: DeuffcheSendung: Sportüberfichff 18.15: Fürnbcrg liestaus eigenen Werken, 18.25: Fischer: Das Radfahren früher und heute, 18.35: Aktuelle zehn Minuten, 19.35: Mozartfestival, aus dem Nationaltheater: Don Juan von Mozart, dirigiert Talich.—-— Prag, Sender II: 11: Smetana: Dritter Aktaus„Verkaufter Braut", 14.20: Deutsche Sendung: Jng. Wuhrmann: Bedeutung des Tageslichtes. 14.30: Schallplatten. 14.55: Deutsche Preffe,18.10: Gesangskonzert, 18.30: Quartett auf Klavierharmonium.— Brünn 17.40: Deuffche Sendung: Weber: Zum 13. Welffpartag,— Musikeinlage.— Preßinrg 12.35: Rundfunkorchesterkonzert,17.30: Slowakische Lieder.— Mährisch-Ostrau16.25: Klavierkompositionen von JanaLek, 18.10:Deuffche Sendung: Maria Stona liest aus eigenenWerken.— Klavierkonzert.?rdlW-l'Mm-kiWMStadtgeschichte In PoststempelnIn Pretzburg findet vom 24. Oktober bis2. November eine ganzstaatliche Briefmarkenaus-stellung statt. Das interessiert eigentlich nur dieBriefmarkensammler, deren Liebhaberei den anderen jch^doch leicht komisch vorkommt, es sei denn,daß eben diesen anderen die phantastischen.Wertemancher Briefmarken-Raritäten imponieren. Den..Laien" wird in der Regel nichts so leicht vom»Sinn" des Briefmarkensammelns überzeugen alsdie Erwägung, welchen Wert gewisse Marken vielleicht einmal bekommen könnten; ein kleiner Spekulant schlummert ja in fast jedem Menschen. Daßaber Philatelie reizvoller sein kann als eine fragwürdige Spekulation auf lange Sicht und daß sieinteressanter sein kann als das bloße Anhäufenmöglichst vieler Briefmarken oder als das Suchenmit Zähnungsschlüssel und Lupe nach Zähnungsunterschieden und winzigen Plattenfehlern, daszeigt sich an dem Beispiel der Stadt Pretzburg,deren wechselvolle Geschichte im Zeiträume alleinder letzten siebzig Jahre sich in den Poststempelngetreu spiegelt.P r e ß b u r g-7- das ist der deuffche Name,den die Stadt im alten Oesterreich trug. Auf abge-ftempelten österreichischen Briefmarken aus denfünfziger und sechziger Jahren wird er noch, wennauch schon recht selten, zu finden sein.Pretzburg hietz die Stadt auch postamtlich biszum Jahre 1867, bis zum Ausgleich zwischenOesterreich und Ungarn, in dessen Folge noch imselben Jahre eine eigene Kgl. Ungarische Post eingerichtet wurde. Von nun an hieß die Stadt Pretzburg auf ungarisch P o z s o n Y. Zunächst aberwurden die österreichischen Briefmarken auch inUngarn noch weiter verwendet; erst nach der Einführung eigener ungarischer Briefmarken wurdendie österreichischen Marken mit dem 15. Juni 1871für Ungarn autzer Geltung gesetzt. Da die Einführung eigener ungarischer Poststempel ziemlich raschvonstatten ging, ist es möglich, daß noch Briefeaus den Jahren 1867 bis 1871 existieren, diezwar noch mit österreichffchen Marken flankiert,aber schon mit ungarischen Stempeln entwertetsind, so daß der ungarische Name Pozsony noch aufösterreichischen Briefmarken erscheinen könnte.Seit 1867 hieß also Preßburg postamtlichPozsony. Das blieb so bis 1919. Während nochdie Verhandlungen über das künftige.Schicksal derSlowakei hin- und hergingen, hatten die tschechischen Truppen Ende Jänner 1919 die militärischeBesetzung der Slowakei innerhalb der von derEntente bestimmten Demarkationslinie einschließlich der Haupfftadt Pretzburg, der Schüttinsel undder Städte Kaschau und Uzhorod vollzogen. Am20. Mai rückten noch einmal Truppen der ungarischen Räteregierung in die Slowakei ein undnäherten sich der Stadt Pretzburg, mutzten aberauf das Gebot der Entente das slowakische Gebietschon Anfang Juni wieder räumen. Am 12. Juni1919 setzte die Friedenskonferenz die tschechoslowakische Grenze gegen Ungarn endgültig fest,wobei auch die Stadt Pretzburg mit dem Brückenkopf der Stadt gegenüber am rechten Donauuferund der grotzen Schüttinsel der Tschechoslowakeizugesprochen wurde. Ein Jahr später, am 24.Juni 1920 besiegelte der Friedensvertrag von[Trianon die staatsrechtliche Zugehörigkeit der Slowakei zur Tschechoslowakischen Republik.Mit diesem geschichtlichen Wandel änderte dieStadt Pretzburg wiederum ihren Namen. Vonnun an heißt sie offiziell Bratislava. Auchdieser Wandel kommt in den Frankierungen auf| verschiedene Weise zum Ausdruck. Bis zum 28.Feber' 1919 blieben die österreichischen und ungarischen Postwertzeichen auch in der Tschechoslowakei noch in Geltung, Ganzsachen wie Postkar-ten usw. sogar bis zum 14. Oktober 1919. Ebensowurden bis zur nach und nach durchgeführtenAusstattung der Postämter mit tschechoslowakischenStempeln noch lange Zeit» in manchen Orten bisins Jahr 1920 die übernommenen österreichischenund ungarischen Poststempel weiter verwendet.Diese Stempel wurden vielfach auf verschiedeneWesse nationalisiert. Bei den zweisprachigen österreichischen Stempeln wurde die deutsche Ortsbezeichnung ausgebrochen oder ausgegossen; bei denungarischen Stempeln, die es nur einsprachigungarisch gab, wurde manchmal die ungarischeKrone in der Stempelzeichnung enffernt. Darausergeben sich zahlreiche Uebergangsformen, in denensich der geschichtliche Wandel spiegelt. Es findensich, um bei dem einen Beispiel zu bleiben, ungarische Postwertzeichen und Stempel noch, als Pretzburg schon zur Tschechoslowakei gehörte, oderPoUachen sind zwar schon mit den Hradschin-Marken der Tschechoslowakei frankiert, aber nochmit dem ungarischen Stempel entwertet, auf demPreßburg-Bratislava noch Pozsony heißt. Unddazu kommen noch die Stempel der tschechoslowakischen Feldpost aus der Zeit der militärischen Besetzung der Slowakei durch tschechische Truppen.Wer alle diese Formen und Zwischenformenin Briefmaken und Poststempeln in einer fleineni Spezialsammlung vereinigen will, wird geduldigsuchen müssen, ehe er alles beisammen hat. Es istdie Geschichte einer Stadt im Zeitraum von siebzigJahren, die sich in einer solchen Sammlung spiegeln würde. Daß es sich dabei um mehr handelteals nur um einen Wechsel der staatlichen Zuge-- Hörigkeit und des Namens, läßt der Wandel in dernationalen Bevölkerungszusammensetzung erkennen. Als Ungarn 1867 seine Selbständigkeit erlangte, war die nationale Zusammensetzung derBevölkerung etwa folgende: Deutsche 80 Prozent,Magyaren 18 Prozent, Slowaken 2 Prozent. Biszum Jahre 1918 ergab sich dann eine Verschiebungauf 60 Prozent Deutsche, 36 Prozent Ungarn und2 Prozent Slowaken. Nach der Einverleibung derSlowakei in die Tschechoslowakische Republik ergab die Volkszählung von 1921 folgendes Bild:Deutsche 24.95 Prozent, Magyaren 17.61 Prozent, Tschechen und Slowaken zusammen 54.06Prozent, Juden(die bei den früheren Zählungenbei den Ungarn, zum Teil auch bei den Deutschenmitgezählt worden sind) 3.11 Prozent. Ueberden neueren Stand der Bevölkerungsverteilung inder Stadt Preßburg entnehmen wir die folgendenAngaben einem Aufsatz von Fritz Tejeffy in derPreßburger„Volksstimme" vom 13. Feber 1937:Heute zählt die Stadt 140.000 Einwohner. Sieliegt fast genau auf dem Schnittpunkte der slowakischen, deutschen und ungarischen Sprachgrenzen und hat jetzt eine knappe slowakische Mehrheit.Die Deutschen mit fast 30 Prozent genießen volleMinderhestenrechte, während die Ungarn um einhalbes Prozent unter die erforderlichen 20 Prozent gesunken sind und daher auf ihre Spracheim amtlichen Verkehr verzichten müsse». Währendfrüher die zahlreichen Juden sich zum Ungartumbekannten, sind inzwischen viele zum Zionismusbeziehungsweise zum national betonten Judentum, über auch zum Deutschtum abgewandert.Da diese Bewegung noch im Musse ist und sich inzwischen auch die Anziehung durch die stärkereNation als immer wirksamer erweist, kann bei dergroßen Zahl von Juden in Preßburg eine künftige Volkszählung unerwartete Ergebnisse bringen.E. H.