Seife 2Samstag, 30. Oktober 1937Nr. 255L. Windprechtinger: 15Hdiidit’naus dem illegalen Men„24 Schilling, Herr Rittmeister, nicht 28",sagte der Angestellte, nachdem«r einen Mick ansdie Bestätigung geworfen hatte.„Zu dumm", meinte der Rittmeister", dahab ich mich verhört und verschrieben. Aberunterschreiben Sie nur; ich werde es dann richtigstellen."Der Angestellte unterschrieb und dachte sichnichts dabei.Als aber der Herr Rittmeister den Betragvon 24 Schilling auszahlte und die Summe aufder Bestätigung nicht änderte, da verstand derAngestellte, was da vor sich ging. Betroffen entfernte er sich.Da ist die Geschichte, die ich erzählen wollte.Sie fällt mir immer ein, wenn ich einen vaterländischen Hut sehe. Und dann denk ich mirimmer:Ja, ja! Mit den Trachten hat's ang'fang'n lDer österreichische Faschismus nämlich unddie faschistische Korruption.Um Mantel und Koffer.Im allgemeinen find die österreichischen Si-cherheitSorgane nicht übermäßig geistesgegenwärtig und scharfsinnig. Tast die Wiener Polizei diebeste der Welt ist, erklät sich, wenn es überhauptwahr ist, nicht aus den besonderen Fähigkeitenihrer Beamten, sondern aus einem raffiniertenund skrupellosen System von Polizeikonfidentenzind einem jahrhundertealten, fast automatischwirkenden bürokratischen Apparat. Die Beamtensind wahrscheinlich nicht schlechter und besser alsdie irgend eines anderen Amtes. Und von denBeamten geht im Volke das Witzwort eines Beamten um: Im Dienst bin ich ein Viech und ich binimmer im Dienst. Dieser Auskvruch konnte zweifellos nur entstehen, weil ihm ein Körnchen Wahrheit innewohnt. Gutmütigkeit, Lästigkeit undSchwerfälligkeit kennzeichnen den»schlappen"Oesterreicher und sind eine Ursache der sprichwörtlichen Schlamperei und Saumseligkeit des österreichischen Amtsschimmels. Ein anderer, viel gewichtigerer Grund liegt in der elenden Besoldungder österreichischen Beamten, die wahrlich nicht geeignet ist, ihren Amtseifer anzufachen. Der Apparat klappert aber weiter und mit den angesammelten Erfahrungen gelingt es ihm, trotz bescheidener Fähigkeiten der Leiter und Bediener, normale Erfolge zu erzielen. Tritt ihm aber einmalSchlauheit und Geistesgegenwart mit Kühnheitgepaart unvermittelt gegenüber, dann zieht dasSicherheitsorgan wenigstens für den Augenblickdes Ereignistes allemal den Kürzeren. Eine kleineGeschichte soll diese Behauptung anschaulich machen.Karl Mechtern hatte unmittelbar nach dem12. Feber 1934 die illegale Betätigung für dieRevolutionären Sozialisten ausgenommen. Erreiste im Lande uyiher und knüpfte Verbindungen,die durch das katastrophale Ereignis unterbrochenworden waren, wieder an.'Er war wieder einmal auf der Fahrt. Seitfrühem Morgen war er unterwegs und hatte zahlreiche Besprechungen erledigt. Müde und abgespannt sah er in einem Abteil des langsam dahinbummelnden Personenzuges. Am späten Nachmittag fuhr der Zug in eine größere Station ein, woer einige Minuten Aufenthalt hatte, weil hier eineSeitenlinie abzweigte und er auf Anschluß wartenmußte. Karl fühlte Hunger. Er fragte den Schaffner, ob er genug Zeit habe, sich in der Bahnhofs-I Wirtschaft ein Paar heiße Würstel zu kaufen. TerVf« SdP auch Im Senat abgeblitztIm Senat verzögerte.sich die Eröffnung derSitzung infolge einer neuen Beratung des Präsidiums, zu der später auch der Innenministerbeigezogen wurde, um.mehr als eine Stunde.Rach Erledigung des Umfangreichen Einlaufeserstatteten die Berichterstatter ihre Referate zuden auf der Tagesordnung stehenden handelspolitischen Vorlagen. Dann meldet« sich als ersterDebatteredner Herr Ludwig Frank zu Wort,um namens der SdP dieselbe Erklärung wie imFaktor in Erscheinung treten will, dann kann esdies nicht über Berlin tun, sondern muß den Wegnach Prag-gehen.'Pieser Weg nach Prag führtweg von der SdP, der Partei der Doppelzüngigkeit, des Zögerns, Schwankens, des Wortbruchsund des Verrates unseres Volkes an die nationalsozialistischen Prinzipien des Dschungels.die Sehnsucht Deutschlands nach der Wiedergewinnung der Kongoneger und der BuschmännerOstafrikas hat. Das nationalsozialistische Deutsch-land macht je nach Bedarf auch auf dem Rückender außerhalb des Reiches lebenden VolksgenossenAußenpolitik.Wenn das Sudetendeutschtmn als politischerDie später erfolgte kurze Erklärung deS Innenministers löste auf feiten der Koalition demonstrativen Beifall aus.Zu Beginn der"Sitzung hielt der Vorsitzende demverstorbenen Abgeordneten der flowakischen Nationalpartei Martin Razus einen herzlichen Naruf, woraufder Nachfolger des Verstorbenen, Schulleiter RudolfSchwarz, die Angelobung leistet«.Nach Erledigung der Formalien teilte derVorsitzende u. a. mit, daß die Regierung eine Beschwerde deS parlamentarischen Klubs der SdPüber das Verhalten der Staatspolizei in Teplitzgegenüber SdP-Abgeordneten dem Parlamentspräsidium zur Ueberprüfung— eventuellnach Anhörung des Fmmunitätsausschuffes— abgetreten und um Mitteilung ersucht habe, ob bzw.inwieweit die verfafiungsmäßig garantierte Immunität vonMitgliedern derNationaloersammlungVerletzt worden sei oder nicht. Nach dem Beschlußdes Hauspräsidiums werden auch zwei weitere Beschwerden der SdP in dieser Angelegenheit, diedem Vorsitzenden direkt zugekommen sind, demJmmunitätsausschuß zur Erstattung eines Gutachtens abgetreten.Dann erhielt B i r k«(SdP) das Wort zuBechhnö fünf Jahre Eifenbahnministor. Samt'tag find eS fünf Jahre her, daß Minister R. BechY^die Leitung des Eisenbahnministeriums übernomw^hat. Zu diesem Jubiläum sandte ihm die KonfereiSder politischen und Wirtschaftsminifter ein Glüö-Wunschtelegramm. Ministerpräsident Dr. M. Hodi"widmete dem Jubilanten die Skulptur«tursas„~(tSieg'.Die Botschaftdes Präsidenten(Fortsetzung von Seite 1.)sen des leitenden Staatsmannes auf ein möglichstgeringes Maß zu versiirzen sich bemühen muß. Undeben das ist unser Bemühen. Die Regierung diesesStaates ist sich bewußt sowohl ihrer Verpflichtungen als auch ihrer Stärke und wird diese Ziele angehen, wobei sie sich an ihre evolutionären Methoden halten und in keiner Weise von ihrem gegen-. wärtigen Weg abweichen wird.Wir treten heute in das 20. Jahr unserer Republik ein. Dieses Jubiläum wird nicht nur durchdie Aufstellung der Bilanz der in der abgelaufenenZeit geleisteten Arbeit, sondern auch vor allem da«'durch gefeiert werden, daß wir uns ein klares undpräzises Programm für unsere künftigen Aufgabensetzen.Das, was ich Ihne» hier eben gesagt habe, isteiner der Hauptpunkte unseres Programms für dieJahre, welche dem 20. Jahrestag des Bestandes derRepublik folgen werden; rS wird eine allmählicheVerwirklichung des zweiten Teiles des Programme-deS Präsident-Befreiers sein.Dr. BeneS glaubt an den FriedenSie haben mir, Herr Nuntius, den Wunsch'verdolmetscht, daß unser Land stets ein wichtigerFaktor des politischen Gleichgewichtes und ein wirk«.samer Faktor des internationalen Friedens seinmöge. Sie haben damit nicht nur meinem innigstenWunsch Ausdruck verliehen, welchen unser ganzesLaad mit mir teilt, sonder» Sie haben damit auch,die Schwierigkeiten der gegenwärtigen internationa«len Situation berührt. Sie sind groß und wir sindauch gegen neue Schwierigkeiten nicht gefeit. Aber"wir haben immer das Vertrauen, daß Europa ern»sten Konflikten ausweichen kann; hiezu genügtetwas guter Wille und politische Besonnenheit. Je«der weiß heute, daß ein Ausbruch ernster Konflikteeinen Sprung ins Unbekannte bedeutet, wie dies imJahre 1914 der Fall war. Ich bin daher immerüberzeugt, daß der Frieden in Europagerettet werden kann. Unser Land wird mit allenfeinen Kräften dafür arbeiten. Ein Krieg wärefür eS genau so wie für andere Länder das größteUnglück. Es wird keinen Krieg zulaffen, es wäredenn zur Verteidigung feiner Integrität, seinerUnabhängigkeit und deS Friedens.Schaffner bejahte. Karl ließ sein Gepäck, einenneuen Trenchcoat und einen kleinen Reisekofser,der mit illegalen Druckschriften vollgefüllt war, imAbteil liegen und begab sich in die Bahnhofsivirt-schaft.Dort besorgte er sich die volkstümliche Reisekost und kehrte nach wenigen Minuten wiederzum Zug zurück. Mit Schrecken bemerkte er aber,daß dieser, während er in der Restauration war,den Bahnhof verlassen hatte: Mit sehr gemischten Gefühlen dachte er an seinen neuen Trenchcoat, den er zum ersten Male auf die Reise mitgenommen hatte. Er sah keine Möglichkeit zu demMantel wiederzukommen, ohne sich durch die illegalen Druckschriften im Koffer bloßzustellen. Wastun? Die Vorsicht mahnte ihn, Mantel undKoffer fahren zu lasten und sich selbst möglichstrasch,m Sicherheit zu bringen. Aber der neueMantel, der ihm ein schwererspartes Geld gekostet hatte, übte einen suggestiven Einfluß aufthkk aus und auch das illegale Nkaterial hätte erzur vollständigen Durchführung seiner Aufgabegerne wieder in seinen Besitz gebracht.Hol's der Kuckuck! dachte sich Mechtern undentschloß sich, den Versuch zu machen, Mantelund Koffer wiedev zu erlangen.Mechtern war Pensionist der Bundesbahnen. Er besaß eine amtliche Legitimation. Mitdieser wandte er sich an den Stationstelegraphisten und ersuchte ihn, die nächste Station zu verständigen, daß in dem eben abgegangenen fahrplanmäßigen Zuge, und zwar im ersten Abteildes vorletzten Wagens, ein neuer Trenchcoat undein kleiner Koffer vergeffen wurden und daß derStationsbeamte die beiden Fundgegenständeübernehmen und aufbewahren möge. Sie werdenmit dem nächsten Zuge abgeholt werden. Mech«tern dankte dem Kollegen für sein fteundlichesEntgegenkommen und fuhr mit dem folgendenZuge in die eben verständigte Station ab.(Schluß folgt.)Koalition jedoch stürmisch akklamiert wurde, wurdedie Sitzung auf nächsten Donnerstag vertagt.Nach dem gegenwärtigen Stand der Dingerechnet man damit, daß das Budget erstinderübernächstenWoche vorgelegt werden wird,da die detaillierte Ausarbeitung der Bedeckung-»vorlästdMübrt die mänbtrnächften-Mfttwoch zueiner generellen Einigung zu kommen hofft, nocheine Zeit in Anspruch nehmen wird.Nichtachtung und Beleidigung von Mitgliedern dergesetzgebenden Körperschaften durch Polizeiorgane"„schärfsten Protest erheben" und„Genugtuung f o r d e r n".^ Aehnlich« Proteste gabes dann gegen die Preffezensur, gegen daS Versammlungsverbot, gegen die Verschiebung der Gemeindewahlen usw. und zum Schluß kam ein« feierliche Erflärung, daß„weder entstellte amtliche Nachrichten noch, entstellte Pressenachrichten den einmalbegonnenen Rechtskampf und die Haltung der SdPzu beeinflussen nnstande" seien.In dem Bestreben, nach dieser Erklärung, diedann auch noch den Hinweis enthielt, daß die SdP-Abgeordneten zum Zeichen des Protestes„fürdiese Sitzung" den Saal verlassen, möglichst raschund schmerzlos beim Tempel draußen zu fein, vergaßen die Henlein-Leute sogar auf den üblichendonnernden Applaus und marfchierten im Gänsemarsch zum Saal hinaus.Der Kommunist Köhler verwahrte sichdann in den schärfsten Ausdrücken, wie„Frech-h e i t",„p o l i t i s ch e H o ch st a p e l e i" usw.dagegen, daß Henlein als Sprecher des gesamtenSudetendeutschtums auftrete, weil er nicht befugtsei, im Namen der hunderttausenden deutschen Antifaschisten zu sprechen.»Das Haus ging dann in die Behandlung derauf der Tagesordnung stehenden Handelsverträgeein. Dann meldete sich Innenminister DoktorCerny zu Wort, um in einer ganz kurzen Erklärung auf die Erklärung der SdP zu reagieren.Der Minister sagte wörtlich:„Ich verwahre mich sehr nachdrücklich gegen dieVorwürfe und unbegründeten Angriffe, welche vomSprecher der SdP, dem Adg. Birke, gegen die staat-liche Polizeiwache in Teplitz-Schönau und auch in denübrigen Grenzgebieten unserer Republik unternommen worden find. Es ist ein natürliche- Erfordernis der parlamentarischen Ordnung und des parlamentarische« Anstand-, im gegebenenFall da- Ergebni- der Enduntersuchung abzuwarten,die eingelettet worden ist und die mit aller Strengeund Objektivität durchgrführt wird."Rach dieser Erklärung, die von den Kommunisten mißfällig ausgenommen, auf feiten dermunist anzüglich fragte, ob; sie diese ErklärungWohl au- Berlin diktiert bekommen hätten. Die SdP hatte aber offenbar die stritteMarschroute erhalten, sich manierlich zu benehmenund auf keinen Fall„provozieren" zu lassen. Siesteckten also diese und alle andern kommunistischenAnzüglichkeiten wortlos ein und unterließen esauch, die Erklärung an besonderen Kraftstellen wiesonst durch Ausdrücke der„Entrüstung" oder«Empörung" zu untermalen.Birke erklärte u. a., eS sei„unleugbar und unwiderlegbar", daß die Abgeordneten Frank, DottorKövner usw.„in gröblichster Weise unprovoziertmißhandelt und ihre verfassungsrechtliche Stellungmißachtet wurden"; auch ihre Abgeordnetenlegitimation sei„bewußt mißachtet und verhöhnt" worden.Er müsse also gegen die erfolgte„Mißhandlung,Vas Varlamant eröffnetArrogante Erklärung der SdP zu den Teplltzer VorfällenEntgegnung des InnenministersPrag. Freitag nachmittags trat das Ab geordnetenhaus z« seiner erste« Arbeit-fitzmrg nachden Sommcrferien zusammen. Ans den Beratun gen des Präsidiums war schon bekannt, daß derSdP Gelegenheit geboten werden soll, z» den Tep.litzer Vorfällen und der angeblichen Immunitäts verletzung gegenüber einer Reihe von SdP-Abge-ordneten Stellung zu nehmen. Sensationen wur den jedoch in den Couloirs von dem Auftreten derSdP nicht erwartet. Man sah vielmehr dem schonvorher ausdrücklich angekündigten Exodus derSdP sehr gelassen entgegen. Da dabei auch nochdas lleberraschungsmoment fehlte, löste der Aus zug von etlichen vierzig Henlein-Mannen imGänsemarsch nur Heiterkeit aus und. die von denRegisseuren erhoffte Wirkung schlug ins Gegenteilum.Abgeordnetenhaus abzugeben. Er begann ganzformlos, selbst ohne die übliche Anrede„HohesHaus" oder.Hoher Senat", las dann die ganzeGeschichte eintönig herunter und versagte es sichganz gegen seine sonstige Gewohnheit, die Kraftstellen auch rhetorisch zu unterstreichen. Die Hen-leinsenatoren blieben auch ganz still, so daß nurdie Kommunisten die Begleitmusik machten.Der anschließende Exodus der SdP waralles andere als wirkungsvoll: Er war von einemGelächter begleitet, in das die meisten derSdP-Senawren zumindest mit einem Schmun«zeln einstimmten. Mikulicek und andere Kommunisten machten ein paar gelungene Zwischenruft»die sich mit dem Fall Rutha und den Paragraphen 129 befaßten. Die Herren von der SdPhüteten sich wohlweislich, auf diese Dinge nähereinzugehen, und waren bestrebt, das Spießrutenlaufen an den Bänken der Kommunisten vorbeizur AuSgangstür durch ein schnelles AbgangS-tempo möglichst abzukürzen.Dann meldete sich der Kommunist Wunder-l i ch zu Wort, der die Erklärung der SdP unteranderem als„unverschämte Herausforderung undFrechheit" gegenüber dem Senat bezeichnete, die de»Unwillen des gesamten Hauses(Genosst Dr. Hellet:v,. oder daS Lachen!) Hervorrufen müßten.Der kommunistische Sprecher zitierte dann einige bekannte Aeußerungen von SdP-Funktionären(.--zwei Tage vor dem Angriff,... noch einige Wochendurchhalten,... bis zum Dezember etc!) und hieltdem Alarmruf des Karlsbader.Polkswillt"gegenüber, daß nur noch ein Dummkopfoder Verräter dieser faschistischen Gefahr n>ädemokratischen Spielregeln begegnen könne.Es meldete sich dann Innenminister Dr-L e r n h zu Wort, um seine kurze Erllärung aus deinAbgeordnetenhaus zu wiederholen. Die Kommunistenmachten ihm allerhand Zwischenrufe, daß die Behörden mit kommunistischen Parlamentariern in ähnlichen Fällen nicht so glimpflich umzugehen pflegen.Unmittelbar nach der Erklärung des Innenministerswurde auch hier die Sitzung geschloffen.».Versöhnlertums" beschimpft und bekämpft, undHerr Henlein, der Loyale, ist mittlerweile nichtmüde geworden zu erzählen, daß das Regierungs system, an dem sich seine Partei damals angeb lich beteiligen wollte, wert sei, auf den Schinh anger der Geschichte geworfen und durch jenesersetzt zu werden, das in Deutschland vorhandenist und von der SdP und ihrer Presse als das einzig richtige und mögliche gepriesen wird. W:rhaben den 18. Feber erlebt, der von der„Ver söhnungspartei" des Konrad Henlein nur alseine Gelegenheit zu Spott und Hohn gegen dieRegierungsparteien betrachtet wird. Nun jam mert die„Zeit", daß die SdP die Bundesgenos senschaft der tschechischen Agrarier verloren hatund daß sich diese nun selber in der Verteidigungbefinden, während sie doch die Möglichkeit gehabthätten, mit der SdP zusammen die Linksparteien,lies: die Demokratie in den Winkel zu treiben.Die tschechische Agrarpartei habe sich„an dem g--genseittgen Hinauflizitstren im Chauvinismus"zu ihrem Schaden beteiligt— während die SdP,selbstverständlich, die Friedenstrompete geblasenund Berlin gebeten hat, doch um Gotteswilkennicht solchen Lärm zu machen, daß man dasfriedlich-werbende, liebevoll-versöhnlerische Wortder SdP nicht hört.— Die SdP ist wirflich einePartei der eisexnen Stirn: seit ihrem Beständespstlt sie Berlin gegen Prag aus, und der OffeneBrief Konrad Henleins offenbart aufs Neue denVersuch einer Erpressung unter Berufung auf dstEinmischungsbereitschast des nationalsozialisti-schen Nachbarn, wie auch die Aeußerungen andererSdP-Grötzen keinen Zweifel darüber lassen, daßsie die Verständigung mit Prag als UnterordnungPrags unter die Wünsche der Berliner Reichs»tagSbrandstister verstehen. Plötzlich liest man inder„Zeit", das Sudetendeutschtum habe ausge rechnet die SdP nötig gehabt, ein gutes Verhält nis zu den Tschechen und dem Staat herzustellen!Der Präsident unserer Republik hat in fer ner Antwort an die Mitglieder des Diplomati schen Korps in erfteulicher Weise auf die Bedeu tung des 18. Feber hingewiesen und sich in ent schiedenen Worten zu den Grundsätzen des 18.Feber bekannt. Er hat auch Masaryks Zeugnisangerufen und ausgesprochen, daß die Verein barungen des 18. Feber im Geiste Masaryks ge troffen worden seien und daß dieses Abkommenauch sein, des Präsidenten, Programm sei. Da mit hat der Präsident aufs Neue ausgesprochen,daß er bereit ist, die gerechte Durchführung des18. Feber zu garantieren. Hat angesichts dieserTatsache daS Sudetendeutschtum nicht die Pflicht,sich zu jenem Programm deS Aktivismus zu be kennen, daS, vorläufig, in den Vereinbarungenvom 18. Feber gipfelt und der Beginn eines all-. n—-...----gemeinen Befriedungswerkes ist, daS die Sude«. cmer Erklärung uber tue Teplitzer Vorfälle. Kaumtendeutschen j aus. eigner Kraft vollenden'«^^^begmnen, alschw auch WgnegUtowmüssen und polleyden werden?Das Sudetendeutschtum möge endlich auf hören, jenen zu folgen, die seine Hoffnungen aufBerlin wenden möchten, statt seine Kräfte fürdaS Wirken in Prag mobil zu machen. DerNationalsozialismus benützt die deutschen Min derheften lediglich als Werkzeug seiner Außen politik und wird die Sudetendeutschen ebensofallen lassen, wie er die Südtiroler fallen ließ,wenn ihm dies besser ins Konzept paßt. Herr Hetzwurde am Jahrestag des Marsches auf Rom vonMussolini gefeiert. Dieser selbe Herr Heß, derStellvertreter Hftlers, hat nicht im Traum darangedacht, ein Wort für die Südtiroler Deutscheneinzulegen. Aber er hat von Mussolini die Ver sicherung erhalten, daß Italien Verständnis für