Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 70 Heller
Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62 Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag
17. Jahrgang
Donnerstag, 4. November 1937
Konferenz ohne Ziel?
Spaak eröffnet die Brüsseler Tagung Keine Sanktionen!
Wie unser Londoner Berichterstatter er- fönne, wenn man nicht Rücksicht auf die Wirk fährt, wird die Brüsseler Konferenz auf tei- lichkeit nehmen wird. Die einzige nühliche Sache nen Fall Sanktionen gegen Japan bestände in der Aufforderung an die beiden beschließen, und zwar mit der Motivierung, fie Parteien, gemeinsam eine direkte Fühlungnahme jei keine Veranstaltung des Völkerbundes. Sie anzuknüpfen, worauf, wie Redner erklärte, une wird eine nene Einladung an Japan ergehen nichts mehr zu tun erübrigen wird.
lassen und man hält es nicht für ausgeschlossen, daß Japan nun annimmt. Die Presse verspricht sich von der Konferenz selbst wenig, mehr dagegen von dem Gedankenaustausch zwischen den drei großen Demokra tien USA , Großbritannien und Frankreich , zu dem die Brüsseler Beratung eine günstige Gelegenheit schafft.
Brüssel.( Havas.) Im Akademie- Balais wurde Mittwoch vormittags die Pazific- Sonferenz eröffnet. Der zum Konferenzpräsidenten gewählte belgische Außenminister Spa at begrüßte die an wesenden Delegierten namens der Regierung und des Königs der Belgier. Der Minister sprach die Soffnung aus, daß die Konferenzarbeiten zu einem guten Ergebnis führen werden und sagte:
Die belgische Regierung hat, als sie der Aufforderung zur Einberufung dieser Konferenz entsprach, lediglich das Biel verfolgt, am Friedenswerke mitzuwirken. Die Beunruhigung der Weli über die blutige Tragödie Spaniens steigert sich noch bei dem Gedanken an die Schrecken des Krieges im Fernen Often. Jedermann fragt sich, ob diese Feuergarben nicht Borboten einer allgemei nen Feuersbrunst sind, gegen die leider Gottes die Schrecken des Jahres 1914 wie ein Kinderspiel erscheinen würden. In solchen Augenblicken ist es nötig, daß jeder seine Pflicht tue und sich feiner Verantwortung bewußt sei. Der Frieden der Welt hängt von den Großmächten und dem Ginbernehmen unter ihnen ab. Die kleinen Staaten können in den Dienst der menschlichen Gesell schaft bloß ihre moralischen, auf Versöhnung und Verständigung gerichteten Kräfte stellen. Belgien ist vor dieser Aufgabe niemals zurückgewichen. Deshalb hat auch seine Regierung sich bereit gefunden, die Konferenz in Brüssel abzuhalten.
wino w und der chinesische Delegierte Wel In der Nachmittagssißung sprachen Lit Iington Koo, der in seiner Rede betonte, daß Japan den Artikel 1. des Neunmächteabfommens verletzt habe und erklärte, daß Japan deshalb an der Konferenz nicht teilnehme, weil sein Gewissen ihm dies nicht gestatte. Soo sprach sein Bedauern aus, daß die Aufrüstung Chinas in den letzten Jahren sehr vernachlässigt wurde und daß sie sehr langsam erfolgt sei. Der Redner weist die Behauptung zurüd, daß sich Japan um eine Zusammenarbeit mit China bemüht werde, trok allen Schivierigkeiten einen Weg zur habe, und schloß seine Rede mit dem Ausdrucke Herstellung des Friedens zu finden. Als Letzter der Hoffnung, daß es der Konferenz gelingen sprach der portugiesische Delegierte.
Außenminister Spaak
Den Aufruf zu Henleins Parteigründung schrieb Othmar Kallina Um die Mitwirkung des Emigranten Viererbl
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an
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Aus dem Inhalt:
Klub- Obmänner
beraten über das Budget
Was ist
Eine Perle der Stalintern
Nr. 259
! Entlarvte Heuchelei
Als die Sudetendeutsche Volkshilfe ins Les ben gerufen wurde, wollten ihre Veranstalter die Oeffentlichkeit glauben machen, es handle sich da um eine überparteiliche Aktion, die nur zu dem Zwecke ins Leben gerufen worden sei, den notleidenden Sudetendeutschen ohne Rücksicht auf deren Parteizugehörigkeit selbstlos Hilfe zu brin gen. Daß die Durchführung der Sudetendeutschen Voltshilfe dem Bund der Deutschen übertragen wurde, mußte allerdings von vorne herein den Verdacht wecken, die SdP habe ihre Hände im Spiel und verfolge mit der Sudeten= deutschen Voltshilfe sehr selbstsüchtige politische Zwecke. Denn der Bund der Deutschen ist schon längst keine neutrale Organisation mehr, sondern muß als Instrument der Sudetendeutschen Partei bezeichnet werden; fast alle seine Aemter find mit verläßlichen SdP- Leuten besetzt, die jede Weisung der totalitären Partei ausführen. Den Gemeinden, die neben den vielen staatlichen Hilfsaktionen in der Krisenzeit auch sehr erfolgreiche eigene Hilfsaktionen durchführten, wurde zugemutet, ihre Hilfsaktionen zugunsten der Sudetendeutschen Volkshilfe aufzulassen, die ja viel größere Möglichkeiten habe und auch um= faffender arbeite. Einige Gemeinden, die von SdP- Freunden verwaltet werden, trugen diesem Verlangen Rechnung. Die Ortsarmen und die Arbeitslosen, die früher aus den gemeindlichen Attionen Unterstüßung erhalten hatten, warteten dann aber in der Regel vergeblich auf die gleiche Hilfe. Die in den einzelnen Orten gesammelten Gelder der Sudet.ndeutschen Volkshilfe wurden
Dauba.( Eigenbericht.) Mittwoch erklärte auf wiederholtes Befragen, daß er die zum größten Teile einer Zentralfaffe zugeführt. wurde vor dem hiesigen Bezirksgericht über den anderen Teilnehmer an den damaligen Ber - Die Sudetendeutsche Voltshilfe beschränkte sich in Ehrenbeleidigungsprozeß verhandelt, den Stonrad handlungen nicht nennen könne. Er gab lediglich den Orten auf die gelegentliche Verteilungusvon enlein gegen den BdL- Sekretär Beck den Namen Dr. Walter Brands preis. Der Lebensmittelpa fetchen, welche jedoch die Ernarwegen dessen Behauptung angestrengt hat, Hen- Beuge gab auch an, daß er die Mitarbeit Vier- tungen der Arbeitslosen nicht befriedigen kornTein habe sein Wort gebrochen. Zur Verhandlung er bls und Mag Karys an dem Aufruf für ten. war Konrad Henlein nicht erschienen, er hatte sich möglich halte.( Karg war damals Chefredakteur Diese Erwartungen waren sehr groß, denn wegen Unpäßlichkeit entschuldigen lassen, doch hat des nationalsozialistischen„ Tag", Dr. Viererbl die Veranstalter der Sudetendeutschen Volkshilfe er sein Erscheinen für den 23. November war Redakteur des Tag" und ist jetzt als fude- priesen ihr Werk als die einzig nennens diesem Tage wird die Verhandlung fortgesezt tendeutscher Emigrant wohlbestallter Redakteur werte Unterstüßung, die den notleidenden Sude werden zugesagt. des nationalsozialistischen Hauptorgans in Ber - tendeutschen zuteil werde. Die Henleinpresse tat lin. Die Red.) so, als geschähe von staatswegen und durch die Nach der Einbernahme des Ing. Nitsch Gemeindeverwaltungen überhaupt nichts und des Franz Sa sum, der seinerzeit Vorsißen- für die Opfer der Wirtschaftskrise. Lediglich der der im Ehrengerichtsverfahren gegen den ver- Bund der Deutschen, lies: die Sudetendeutsche urteilten, aber trotzdem zum Londoner Sdp- Partei mache durch die Verlebendigung der Vertreter aufgerückten Dr. Walter Brand fun- Boltsgemeinschaft" auf dem Wege über die Sudetendeutsche Volkshilfe die größten Anstrengun gierte, wurde die Verhandlung vertagt.
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Arbeitslosen nach besten Kräften erfüllt haben, das wurde von den henleinistischen Zeitungen geflissentlich verschwiegen. Bis heute hat man darüber weder in der Zeit" noch in der Rundschau" auch nur ein Wort gelesen.
Die Befragung eines der Hauptzeugen, des ehemaligen deutschnationalen Abgeordneten Othmar stallina, hatte ein geradezu sensationelles Ergebnis. Kallina wurde nämlich nach seiner Mitwirkung an der Gründung der SudetendeutSpaat erinnerte dann an die Entstehungs- schen Heimatsfront der nachmaligen Sudeten geschichte der Konferenz: Am 10. Oftober ersuchte deutschen Partei befragt. Diese Gründung die britische Regierung im Einvernehmen mit der wurde bekanntlich mit einem Aufruf in die Die Zeit" vom Donnerstag bringt eine gen, die Opfer der Wirtschaftskrise vor dem bölRegierung der Vereinigten Staaten die Regie- Wege geleitet, den Konrad Henlein am 1. Otto- erstaunliche Meldung über die Verhandlung in ligen sozialen Untergang zu bewahren. Daß der rung von Belgien , nach Brüssel die Vertreter der ber 1933 veröffentlichte. Von diesem Aufruf Dauba . In dieser Meldung heißt es u. a.: Staat nicht zuletzt durch das Einwirken Signatarmächte des Neunmächtevertrages zu be- nahm man an wie man das auch von den In all den Fällen, in denen der Beschuldigte der sozialistischen Parteien und die Ge= tufen, wobei sie andeutete, daß es nüßlich wäre, übrigen Henleir- Erklärungen bisher annehmen im Zuge seines Wahrheitsbeweises Wortbrüche Kon- meinden das Hundert- und Tausendfache der Deutschland und Sowjetrugland zur Teilnahme fonnte, wenn man es wollte daß er vom rad Henleins behauptet hatte, erwiesen die Aussagen Buivendungen aus der Sudetendeutschen Volks einzuladen. Am 15. Oftober sandte die belgische Führer selbst verfaßt worden sei. Herr Othmar der einvernommenen Zeugen die Grundlosigkeit die- hilfe aufgebracht und ihre Pflicht gegenüber den Regierung den Signaturmächten eine Note, in der Kallina legte dar, daß er sich an den Vorberei- fer Vorwürfe." jie sie aufforderte, nach Brüssel zu kommen und tungsarbeiten zur Gründung der SHF in her- Darüber, ob die Aussagen die Grundlofiggemäß Artikel 7 des Vertrages die Situation vorragendem Maße beteiligt habe. feit der Vorwürfe gegen Henlein erweisen, hat im Fernen Often zu prüfen, sowie die friedlichen Am 9. September habe er einen Programm- einzig und allein das Gericht zu befinden. Mittel zur beschleunigten Beendigung des be- entwurf für eine Sudetendeutsche Einheitspartei Die Berichterstattung der Zeit" ist als Eingriff dauernswerten Konfliktes zu studieren, der dort verfaßt. Dieser Programmentwurf entspreche bis in ein schwebendes Verfahren zu werten, der nicht wütet". Danach haben Großbritannien , Kanada , auf eine einzige kleine Abweichung dem Grün- scharf genug zu verurteilen ist. Er entspricht Frankreich , die Vereinigten Staaten von Nord- dungsaufruf Konrad Henleins. Dieser habe lebig- höchstens der sonderbaren Rechtsauffassung, die in amerika , China , Australien , Neuseeland , Portu- lich die einleitenden und sie abschließenden allge- Unrecht staaten gang und gäbe ist, nicht aber gal, Holland , Merito, Norwegen , Schweden , Bo- meinen Säße hinzugefügt. Der Zeuge Kallina unseren Gesetzen! livien, Italien , Südafrika , Dänemark und In dien die an sie gerichtete Aufforderung sukzessive| angenommen. Japan und Deutschland haben die Einladung abgelehnt, während sie bon Sowjetrußland angenommen wurde. Schließ lich betonte Minister Spaak die Schwierigkeiten, die den Konferenzarbeiten die Abwesenheit Jabans verursacht, und sprach die Hoffnung aus, daß der Zweck der Konferenz die friedliche Lösung des Konfliktes im Fernen Often. wirklicht werden wird.
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England und Franco- Spanien
Errichtung einer politischen Agentur
Fördert das Foreign office die Monarchisten? Wie unser Londoner Berichterstatter uns meldet, wird die britische Regierung sich bei General Franco weder durch einen regulären diplomatischen Vertreter, noch durch einen bloßen Zum Generalsekretär der Neunmächte- Konsul, sondern durch einen Agenten vertreten lassen. Das ist der gleiche Zustand, der konferenz wurde der Sekretär der belgischen Des zwischen England und Sowjetrußland vor der de jure- Anerkennung der Sowjetregierung belegation Delvaux de Fenffe gewählt. Die Konfes standen hat. Franco seinerseits wird ebenfalls einen Agenten in London haben. Der Chef renz beschloß, daß die Plenarsizungen öffentlich, der britischen Agentur soll der 63jährige Sir Robert Hodgson werden, der Vertreter Francos die Ausschußsizungen vertraulich sein werden. in London der Herzog von Alba.
Hierauf wurde die Generaldebatte fortges
setzt, in der Norman Davis ( USA ), Eden! ( England) und der französische Außenminister Delbos sprachen. Schließlich erklärte der itas lienische Delegierte A Idrovandi: Die faschis stische Regierung muß alle Vorbehalte zum Ausbruce bringen, soweit es sich um die Ergebnisse
der
Konferenz handelt, die,
Man versichert in britischen politischen Kreisen, daß diese Lösung keine Parteinahme für Franco sei. England müsse lediglich seine wirtschaftlichen Interessen in dem von Franco beherrschten Teil Spaniens ( also vor allem auch in den Erzgebieten) sichern. Inoffiziell wird die Version laut, es handle sich den Briten weniger um eine Unterstüßung Francos, als um eine Förderung der monarchistischen Richtung in Spanien . Angeblich wünscht das Foreign office die Thronerhebung des Infanten In a n. Der nach London delegierte Herzog von Laba ist tatsächlich Monarchist. Beachtenswert ist, daß man in Berlin die Errichtung der britischen Agentur sehr fühl kommentiert, da man schließen anscheinend keine„ Einmischung" Englands wünscht.
man mag welche
Mittel immer in Anwendung bringen, nur mit platonischen Resultaten
Aber die Lebensmittelpaketchen der Sudeten
deutschen Voltshilfe wurden mit bedeutungsvollen politischen Troft- und Mahnsprüchlein verteilt, und jene Armen, von denen man wußte, daß sie auch mit Lebensmittelpaketen nicht für die Sudetendeutsche Partei geworben oder zur Stimmenabgabe für sie veranlaßt werden fönnen, haben aus der Sudetendeutschen Volkshilfe in der Regel überhaupt nichts bekommen. Es stellte sich heraus, daß die Sudetendeutsche Voltshilfe in der Praxis als ein Instrument des SeeTenfangs, will sagen der politischen Beeinflussung wurde die Probe aufs Erempel gemacht, und verstanden wurde. In mehr als einem Ort jetzt wurde der Vorwurf der politischen Partei
lichkeit, den man der Sudetendeutschen Volkshilfe mit Recht machte, auch von einem Gericht festgestellt.
Durch die Sudetendeutsche Volfshilfe haben die Henleinleute auf jeden Fall erreicht, daß den Gemeinden tausende und abertausende Unterstüßungstronen entzogen wurden, die vordem für gemeindliche Hilfsaktionen Verwendung fanden. Die völkisch orientierten Spender ergrifs fen mit größter Freude die Gelegenheit, der nicht henleinistisch verwalteten Gemeinde die Zuwendung von Unterstüßungsgeldern zu ber weigern, nicht obwohl, sondern to e il die Gemeinden die Verteilung nicht nach parteipolitischen Gesichtspunkten, sondern nach dem Grunds satz der Bedürftigkeit vollzogen. Die reichen Herren Volksgenossen waren und sind an