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Attlee wiedergewählt

London  . Die Labour Party   hat zu ihrem Parlamentsvorsitzenden abermals einmütig Major Attlee gewählt. Ebenfalls mit Stimmenein helligkeit wurde zum Vorsitzenden- Stellvertreter Greenwood gewählt.

Donnerstag, 4. November 1937

Budgetberatung

der Koalitions- Klubobmänner

Brag. Mittwoch vormittags fand im Regie:| Kontrollkommission als Organ der Nationalvers rungssaale im Abgeordnetenhause eine Sigung fammlung, in viel breiterem als dem üblichen der Vorsitzenden der Parlamentsklubs der Koalis Umfange durchgeführt wurden. Mit Rücksicht auf tionsparteien statt, der Abg. Rudolf Beran   vor- pie angeführten Umstände ist zu erwarten, daß der saß und der der Vorsitzende des Abgeordneten- rasche Fortgang der Budgetdebatte in den Aus­einer solch objektiven Hilfeleistung nicht inter- hauses Abg. Jan Malypetr   und der Vor- schüssen und im Plenum der beiden Kammern die effiert. Sie sagen sich: ,, Wenn wir schon für die fizende der Regierung Dr. Milan Hodža bei- Erledigung des staatlichen Wirtschaftsplanes im Armen geben müssen, so soll doch die Voltsge- wohnten. Sie Sigung beriet unter Beteiligung ganzen Umfange bis zum Ende des Jahres er­meinschaft", soll doch die Sudetendeutsche Partei   des Finanzministers Dr. Josef Kalfus über möglichen wird. Auch die Verhandlung über die einen Gewinn davon haben! Mit Spenden läßt die Art und Weise der Durchberatung des Staats- Bedeckungsvorlagen wird durch die informativen sich gut werben. So stehen wir vor der Deffent- budgets für das nächste Jahr im Abgeordneten- Beratungen der Regierungsfaktoren mit den Par­lichkeit als Wohltäter da, während wir in Wirtshause der Nationalversammlung. Die Debatte lamentsfreisen erleichtert werden. lichkeit vor allem an die politische Auswertung flang in die Bekräftigung des entschlossenen Wil  - Der Vorsitzende der Regierung hat füc unserer Wohltätigkeit denken".- Kamen die lens der Koalitionsfreise aus, sowohl die Durch- Dienstag, den 9. November vormittags, den Vor­Sammler für die gemeindliche Unterstützungsberatung des Staatsbudgets als auch der Bedet- sizenden des Budgetausschusses des Abgeordneten­aftion, so schlugen diesen die reichen Herren und tungsvorlagen im Hinblick auf den Umstand zu hauses Abg. Teplansih und den designierten Damen ,, Voltsgemeinschaftler" die Türe vor der beschleunigen, daß die vorbereitenden Arbeiten der Generalbudgetberichterstatter Abg. Remes zu Naje zu: Wir gaben schon der Sudetendeutschen   Regierung an dem Budget in diesem Jahre durch einer Beratung über den detaillierten Plan der Voltshilfe", hieß es, ja, der Bund der Deutschen   parallele informative Verhandlungen der Par- bevorstehenden Arbeiten des Budgetausschusses der machte sich die Mühe, eigene Türplatetten aus- lamentsfattoren, insbesondere der Spar- und Abgeordnetenkammer eingeladen. zugeben, die unter Berufung auf die schon der Sudetendeutschen   Volkshilfe zugeführte Spende anderen Sammlern bedeuteten: Hier ist nichts

nossen  " gaben allerdings so woh I der ,, Sude=

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der Frage

zu holen!" Die meisten der reichen ,, Boltsge- Der deutsche Sender tendeutschen Voltshilfe", als auch der Gemeinde Einen ausführlichen Artikel widmet das nicht 3. Kam der Sammler der Gemeinde, so ,, Pr. L."- nicht zum erstenmal sagten sie ihm: ,, Wir gaben schon für die Sude- des deutschen   Senders und grundsäßlich dem An­tendeutsche Voltshilfe". Kam der Sammler der spruch der deutschen   Bevölkerung auf ein eigenes, Boltshilfe, so hieß es: Wir gaben schon für die von ihr selbst geleitetes Rundfunkprogramm. Den Gemeinde". In jedem Falle wurden die Unter- unmittelbaren Anlaß zu diesem Artikel bieten dem stüßungsaktionen der Gemeinden, die allein P. L." die Angriffe tschechischer Chauvinisten objektiv und überparteilich waren, durch und über auf alles Deutsche im tschechoslowakischen Rund­die Sudetendeutsche Voltshilfe geschädigt. funt, Wir entnehmen dem Artikel: Das Sammelergebnis für die Gemeindeaktionen wurde kleiner, der dadurch entstandene Ausfall an

Teuten geleitet wird, von welchen gar nicht beite­sen werden muß, daß sie im Dritten Reich   ihre Verbündeten und Helfer fanden,

Nr. 259

Die hohenzollernschen Gäste in Mähren  

Groß- Seelowik. Mittwoch um 12 Uhr 20 traf der rumänische König Carol II. mit dem Kronprin­zen Michael auf dem Bahnhof in Hrušovany   ein. Auf dem Bahnsteig begrüßte Präsident Dr. Beneš   die Gäste, denen von Kindern Blumensträuße überreicht wurden. Ohne jedwede Formalitäten fuhren dann die Gäste mit dem Präsidenten in Autos nach. Groß­Seelowik. An der Stadtgrenze war ein Triumph­bogen aufgestellt. Die Schuljugend, die Bevölkerung und uniformierte Vereine bildeten bis zum Tor des Schloßparkes Spalier. Vor dem Eingang zum Schloß, auf dem neben der Präsidentenflagge die rumänische Flagge hochging, erwartete Kanzler Dr. Sámal mit dem Sekretär des Präsidenten Dr. Drtina die Gäste und begleitete sie ins Schloß. Um 13 Uhr gab der Präsident ein Dejeuner. Am Nachmittag unternahm König Carol   mit dem Kronprinzen Michael einen Ausflug nach Brünn  , wo die Tschechoslowakischen Waffen­werke besichtigt wurden. Die Gäste wurden auf der Fahrt vom Landespräsidenten Cerny, dem in Bukarest   Dr. Veverka begleitet. Von der Brünner Stadtgrenze führte der Weg durch eine Allee von Fahnen in den rumänischen und tschechoslowakischen Farben bis zum Gebäude der Waffenfabrik. In den Straßen stand die Schuljugend, die Studentenschaft, zahlreiche Vereine und ein zahlreiches Publikum Spalier.

Mit Freude können wir feststellen, daß der Ruf nach einem selbständigen deutschen   Sender Im Verwaltungsgebäude ertvartete Verteidi nicht ohne Ergebnis blieb. Man ist schon so weit gungsminister Machnik mit mehreren Generalen und fortgeschritten, daß über den Sender schon ent- dem Oberdirektor Jng. Dr. Autrata den König und schieden ist und daß dieser Anfang Dezember in begrüßte ihn. Im Blauen Saal waren die Mitglies Tätigkeit treten soll. Die Briefe, mit denen wir der der Direktion des Werkes versammelt. Der Vor aus dem Grenzgebiet überhäuft wurden, zeugen füßende des Verwaltungsrates General Sára hielt davon, daß die deutsche   Bevölkerung die deutschen   an den König in französischer Sprache eine Rede. ..Ueber die Sache haben wir schon geschrie Sendungen des selbständigen Senders mit Dank Unter Führung des technischen Direktors Ing. Stal­Zuwendungen für die Ortsarmen wurde durch ben. Wir wurden deshalb heftig von einem gees wird an denen liegen, welche ihn leiten wer- nieure besichtigten dann die Gäste die einzelnen Broa aufnehmen wird. Sie verspricht sich viel davon und ler und der übrigen leitenden Faktoren und Inges die Lebensmittelpakete der Sudetendeutschen   wissen Blatt angefallen, welches der Oeffentlichkeit Voltshilfe, die zudem nicht unparteiisch verteilt gegenüber behauptete, daß wir die deutsche   Sen- den, daß sie die Erwartungen nicht enttäuschen. buktionsabteilungen und widmeten besondere Aufe wurden, bei weitem nicht aufgewogen. So wurde dung auf Kosten der übrigen Sendung erweitern Der Sender mit einer Leistungsfähigkeit von hun merksamkeit den für Rumänien   bestimmten Erzeug die Sudetendeutsche Voltshilfe, auch als Ganzes wollen. Das Blatt unterstüßte seinen unrichtigen dert Kilowatt wird bei Melnik   errichtet und wird nissen. Hiebei wurde der Gebrauch einiger Erzeugs gesehen, zu einer Schädigung der unparteiischen Standpunkt durch unrichtige Belege. Wir vertei auf der Welle des Senders Mähr.- Ostrau sen- niffe demonstriert, Hilfsaktionen in den Gemeinden. Die positiven digten den Standpunkt, daß nicht einmal die Er- den. Mähr.- Ostrau wird auf der Welle der Leistungen des SVH sind viel geringer als der weiterung der deutschen   Relationen im Rahmen Straschniger Station senden, welche in Reserve bleibt, Verlust, den die Gemeindeaktionen in Kauf neh- des normalen Rundfunkprogramms besonders hel­men mußten. Das läßt sich an Beispielen aus fen würde. Und wir sagten, daß es wohl notwen­da wir fast an der vielen Orten nachweisen. dig sei, der deutschen   Bevölkerung bei uns einen Nun wurde vom Egerer Gericht festgestellt, ganz selbständigen Sender zu daß die vom Bürgermeister der Stadt Eger  , dem geben, der sein Programm haben wird, unab­Christlichsozialen Protisch erhobene Beschul- hängig von der übrigen tschechischen Sendung, digung gegen die Sudetendeutsche Voltshilfe, sie welches so eingerichtet sein muß, daß es die deut sei nicht überparteilich, zu Rechtschen Hörer in der Tschechoslowakei   wenigstens fo besteht. Wir können die völkischen Spender weit fesselt, damit sie nicht Ersatz im reichsdeut nicht daran hindern, ihr Geld Henleininstitutio- schen Rundfunk suchen müßten. nen zuzuwenden. Aber mit dem Begriff selbst=

loser Hilfe für den notleidenden Teil der fude­tendeutschen Bevölkerung soll nicht mehr politi­sches Schindluder getrieben werden. Die Sude­tendontsche Volkshilfe ist eine Parteieinrichtung der Sdp, die nach parteiischen Grundsäßen ver­fährt. Das ist nun nicht mehr abzustreiten.

Der Bund der Deutschen   ist mit der Be­hauptung, die SVH sei unparteiisch, eben jetzt wieder um die Bewilligung einer neuen Sam­melaktion vorstellig geivorden. Man wird in den kommenden Wochen wieder sehr salbungsvoll bon Selbstlosigkeit und von Selbsthilfe durch den Gedanken und die Tat der Volksgemeinschaft re­den. Wir werden nicht ermangeln, den Herrschaf­ten das Urteil von Eger   um die Ohren zu schla­

gen.

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DER LEINE

Wir möchten heute

-

"

Delbos nach Prag  ? Schwelle der Eröffnung der Sendungen des selb- Paris  . Die Information Financière" ständigen deutschen   Senders stehen von neuem bringt die Nachricht, daß der französische   Außens an seine Bedeutung erinnern, nicht nur für die minister Yvon Delbos   im Dezember Belgrad  deutsche Bevölkerung, aber auch für den Staat. besuchen wird. Es ist notwendig, daß die Sendungen von Fach­Wie es in Pariser   gut informierten Kreisen Teuten eingerichtet werden, welche die Seele der deutschen   Hörer gut kennen und daß ihr Bro- heißt, wird Minister des Aeußeren Delbos nicht gramm mit der größten Sorgfalt zusammen- Warschau   besuchen. Die Reise des Ministers soll nur Belgrad  , sondern auch Bukarest  , Prag   und gestellt wird. Denn nur dann, wenn er imstande ſein wird durch seinen Wert zu befriedigen, fön- die enge Freundschaft Frankreichs   zu den vers bündeten Staaten zum Ausdruck bringen. nen wir davon sprechen, daß er seinen Zwed er­füllt, für den er geschaffen wurde. Es ist weiters notwendig, augenblicklich zur Realisation von mindestens zivei Relais- Stationen zu schreiten, welche das Programm der deutschen   Sendungen übernehmen und erweitern würden, um es 10 allen Hörern in unserem Grenzgebiet zu ermög­lichen, ihre Sendungen zu hören.

und Stojadinović

nach Berlin   und Rom Rom  . Mitteilungen aus gewissen Quellen zufolge wird der jugoslawische Weiniſterpräsident Dr. Stojadinobi& nach feinem qufents halt in Berlin  , wo er noch diesen Monat weis

Eine so starke Minderheit wie die deutsche in unserer Republik  , benötigt nicht nur eigene Schulen, Literatur, Zeitungen, Theater, sondern auch ihren Rundfunk. Es ist nicht schwer zu be­greifen, daß besonders heute die Frage des Rund­funts für die deutsche   Bevölkerung sehr wichtig ist, besonders wenn wir bemerken, wie unsere bis­herige Unvollkommenheit in dieser Richtung in reichlichem Maß vom reisdeutschen Rundfunk ausgenügt wird, wodurch die reichs­deutsche Propaganda leicht über die Grenze zu Wir hoffen, daß alles so weit vorbereitet ist, len wird, in den ersten Dezembertagen Italien  denen gelangt, an denen sie ein Interesse hat. Der daß im Interesse der Ruhe im Staate, im Inter  - besuchen. Ministerpräsident Stojadinovič wird Feldzug, den die reichsdeutsche Presse gegen die esse der Widerlegung der demagogischen Hezfeld- sich zwei bis drei Wochen in Rom   aufhalten und Tschechoslowakei   führt, hätte kein solches Gewicht, züge und im Interesse der Erziehung der deut- Unterredungen mit Mussolini   und Ciano   haben. wie er in Wirklichkeit hat, wenn nicht gleichzeitig schen Bevölkerung bei uns alles getan wird, was Er wird die Möglichkeit der Engergestaltung der der Rundfunk wäre, der freiwillig der Propas unbedingt nötig ist und was wir uns selbst schon freundschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehuns gande Plazz einräumt, die von unseren Henlein  -| längst schuldig waren. gen zwischen den beiden Staaten prüfen.

,, Weißt du, was das bedeutet? Das bes deutet, daß ich bei den ersten Pionieren in Ver­failles einzurüden habe."

Eine Sirene heut auf. Durch die Straße wogt dumpfer Lärm. Noch am Morgen hoffte ich, VON EUGENE DA BIT e verde ein Wunder geschehen. Ich wartete dar­Berechtigte Uebertragung aus dem Französischen von Bejot auf. Dann ging ich hinunter, um am Bürger­meisteramt die neuesten Aushänge zu lesen. Sie verkündeten die allgemeine Mobilmachung, Onkel Auguste war schon fort.

Sie räumt den Tisch ab. ,, Henri", fragt sie, was willſt du an Wäsche mitnehmen?"

..Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Jeanne. Die Armee liefert alles."

..Trotzdem kannst du deine eigenen Hemden und Unterjacken tragen. Somm mit ins Zimmer,

Kleiner."

Vater fezt seine Müße auf und sieht mich

lächelnd an.

,, Mut, Kleiner!"

Er drückt mich an sich.

Ein Schrei läßt uns auseinanderfahren. Mama ist auf einen Stuhl gesunken.

Vater wirft sich vor ihr hin. Er streichelte ihre Sie öffnet die Tür des Spiegelschrankes. Der Stirn, ruft sie beim Namen, murmelt zärtliche Schrank ist vollgepact mit Taschentüchern, Betts Worte. Mich stößt er zurück. Ich stehe hilflos tüchern, Handtüchern, die, unbenußt, in den mit dabei. Dann höre ich Mama stöhnen. Der Spigen garnierten Fächern gilben. Jezt ist Mama ganz bei der Sache. Ihr glänzender Blick Schmerz erwürgt mich. Ich erkenne die Gesichter und Stimmen meiner Eltern nicht mehr, fühle wandert von einem Stapel zum anderen. Endlich nicht mehr ihre Liebe, nichts... wählt sie eine Anzahl neuer Hemden aus.

Wir gehen wieder in die Wohnstube. ..ier, deine Wäsche. Aber nimm dich recht

in acht."

Bater verstaut sie in einer Tasche aus braus nem Segeltuch, mit der er sonst zum Angeln ging. Nachdem er sie zugebunden hat, zieht er drei Hundertfrankenscheine aus der Rocktasche.

Er legte sie auf den Tisch.

Mein ganzer Monat", sagt er. Ich denke, das wird reichen, bis ich wiederkomme."

Ich gehe zu ihm und nehme seine Hand. ,, Und wenn du hierbliebst, Papa?"

,, So holte man mich."

"

,, Wir würden dich verstecken."

Er schüttelt den Kopf. Er öffnet ein fet­tiges Büchelchen, das Mama soeben aus dem Blechkasten genommen hat, in dem sie die Pa­piere aufbewahrt.

Er flopft mit der Hand darauf und fragt:

"

Mama schlägt die Augen wieder auf.layo ,, Sei vernünftig", sagt Bater. Das ist doch nicht anders, als wenn ich in Versailles  meine achtundzwanzig Tage abmachte." ,, Geh noch nicht, Henri." ,, Gut."

Er setzt sich wieder. Mama feßt sich zu ihm. Wir hätten uns so viel zu sagen! Mir scheint, wir haben Jahre unseres Glückes verloren. Dabei plaudern wir jetzt ganz vergnügt.

nuten."

,, Nun ist's aber Zeit", sagt Vater. Bleib siken, Papa. Nur noch fünf Mi­Er nimmt seine Tasche. Er steht auf. Sein Blick ruht auf uns, kann sich, scheint's, nicht von uns losreißen. Rückwärts geht Bater bis zur Tür. Dann flinkt er auf.

" Henri!" schreit Mama, die Arme aus­

streckend.

Er bleibt zögernd auf der Schwelle stehen. Dann kommt er noch einmal zurück, um uns zu tüssen. Ich fühle seinen heißen Atem und seine Tränen auf meinem Gesicht. Was er sagt, kann ich nicht verstehen. Ich will ihn zum letztenmal umarmen, doch er weicht mir aus.

Ich laufe hinter ihm her. Mama hält mich am Arme fest. Ich presse das Ohr an die Türe und höre, wie Vater langsam die Treppe hinunter­geht. Ich zittere. Er ist stehengeblieben. Viel leicht fehrt er um?... Nein, er geht weiter. Der Lärm seiner Schritte verhallt. Eine Türe fällt ins Schloß. Dann ist alles aus.

Er fommt wieder, Kleiner", sagt Mama. Sie zieht mich in die Stube. ,, Eben war er noch hier." " Ja. Zum Glück geht er nicht weit. Mor­gen haben wir Nachricht von ihm. Glaubst du nicht auch?"

" Weiß nicht, Mama." Bist du hungrig?" Ich schüttle den Kopf. Tann   soll ich ins Bett gehen, meint sie.

" Ich kann nicht mehr", sebt sie hinzu. Bett zurecht. Allmählich wird es dunkel. Ich mache mein

Ich liege auf der Decke und höre das Rollen der Züge, die nordwärts fahren.

Zweites Kapitel

Ich schlage die Augen auf, laffe sie um den Tisch kreisen: niemand.

bon

Mama erscheint.

" Was hast du?" fragt sie.

Ich werde vollends wach, und die Trennung gestern abend kommt mir ins Bewußtsein. " Ich habe nichts, Mama."

" So steh auf. Du wirst Vater in Versailles  

besuchen."

" In Versailles  ?"

" Ja. Du bist alt genug, dich allein zurechts zufinden. Für uns beide wär's zu teuer. Ich habe ein Batet fertiggemacht. Gestern wußte ich nicht, wo mir der Kopf stand. Vater hat die Hälfte bergessen."

Ich bin noch nie allein so weit gewesen. Aber der Gedanke an die Fahrt beunruhigt mich nicht. Nur weiß ich nicht, ob es mir gelingen wird, den Auftrag auszuführen. Ich lasse mir also ganz genaue Erklärungen geben, und meine Sicherheit wächst.

" Das wird ein feiner Ausflug für dich", sagt Mama.

Sie bringt mich auf die Treppe und entläßt mich mit einem zärtlichen Auß.

bie

Am Invalidenbahnhof herrscht Gedränge. Ich warte an einem Schalter, bis ich an Reihe tomme. Falsch. Die Fahrkarten nach Vers failles werden an einem anderen Schalter ausges geben. Ich laufe hin, in der Hand ein Zehnfrans fenstück. Von allen Seiten werde ich gestoßen. Ich fürchte, es wird mir nie gelingen, den Zug

au erreichen.

in

Endlich habe ich meine Fahrkarte.

Mama hat gesagt: Achte ja darauf, daß du den richtigen Zug einsteigst."

Gewöhnlich sah ich, wenn ich erwachte, Vater bor   seiner Morgensuppe. Mama fragte: Hast Aber niemand kann mir Auskunft geben. Ich bu gut geschlafen?" Dann brachte sie mir einen höre pfeifen. Leute stürmen auf den Bahnsteig. Napf mit Milchkaffee. Ich stand auf, ging in die Jch folge ihnen, flettere in ein Abteil. Küche und wusch mich. Zuweilen tam es vor, daß meine Eltern sich verschliefen. Dann hieß es dop- in pelt schnell machen, um die verlorene Zeit einzu­holen.

Ich schreie: Aufstehen!"

Beivegung. Ich frage voller Angstz Im selben Augenblick seht sich der Zug schon

Geht der nach Versailles  ?" Man antwortet mir zustimmend.

( Fortsehung folgt.)]

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