Tritt 4Freitag, 19. November 1937Nr. 272Stratosphären-FernverkehrDer Plan Auguste PlccardsSo leicht Professor Auguste Piccard mit seinem Zwillingsbruder, dem Professor Jean Piccard, zu verwechseln ist—■ es gibt Hunderte Anekdoten über Verwechslungen der beiden Stratosphärenforscher— so leicht ist auch die charakteristische Gestalt des berühmten Mannes zu erren»nen, wenn er' vor uns steht. Den grossen hagerenMann, mit der weit in das Haargebüsch reichenden Stirne erkennt jeder Zuhörer sofort, da Professor Piccard an das Vortragspult der Prager»Urania" tritt. Der dicht besetzte Saal zeigt dasgrosse Interesse, das dem Mann und dem Themades Abends(Die Stratosphäre als zukünftigeBahn für den Fernverkehr) gilt.In ruhigen, sachlichen Worten, die manchmal durch eine witzige Bemerkung gewürzt oderdurch eine ausholende Bewegung der Hände unterstrichen werden, beginnt Prof. Piccard denRaum des künftigen Fernverkehrs, die Stratosphäre, zu schildern. Sehr wichtig ist, dass dies«fast wasserdampffrei«, von Winden, Stürmen undWolken nicht mehr durchzogene Schicht dünnerLuft in unseren Breiten zwar erst in 12.000 Meter Höhe, in der Arktis aber schon in fünf» bissechstausend Metern beginnt. Flüge von Moskaunach San Franzisko, von Sowjetrussland nachNordamerika, die über den Pol in sechstausendMeter gehen, sind dann also bereits Stratosphären-Fernverkehr.Professor Piccard hält das Problem einerl u f t d i ch t e n K a b i n e, die für die Reisein der dünnen,, nicht mehr atembaren Luft notwendig ist, für das am leichtesten zu lösende. OhneZweifel find auch bei den Ballons in dieser Hinsicht alle Schwierigkeiten überwunden. Die vomMenschen auSgeschiedene Kohlensäure kann durchApparate leicht auS der verbrauchten Luft genommen und zugleich der Sauerstoff wieder ersetztwerden. In einem kurz vor dem Prager Vortraggegebenen Interview meinte Professor Piccard,dass.es vor allem an der Aenzstlichkeit der Konstrukteure liege, wenn diese luftdichte Kabine nichtauch für das Flugzeug geschaffen sei. Es scheinenaber doch für das Flugzeug, einmal durch diedauernden Erschütterungen des Mowrs und zumanderen durch die vom Piloten zum Motor undzum Leitwerk notwendigen Verbindungen, weit-auS grössere Schwierigkeiten zu bestehen.Die Ballonfahrer der Strawsphäre haben esallmählich durch richtig« Wahl des Anstrichs derkugelförmigen Strawsphärengondel erreicht, dieSonnenwärme zur normalen Heizung des Kugel-innern auszunutzen. Vielleicht lässt sich auch dieseMethode zum Teil im Fernverkehr der Stratosphärenflugzeuge übernehmen. Es ist aber währ-'scheinlich, dass man sich dort bequeme Temperaturen durch Elektroheizung verschaffenwird.Der Anreiz, Stratosphärenflugzeuge zu verwenden, beruht neben den besseren meteorologischen Bedingungen vor allem auf der Tatsache,dass man in zehnmal dünnerer Lust, bei gleichenaerodynamischen Bedingungen, dreimalschneller fi t egen kann. Diesen Zustandfindet man in etwa 16.000 Meter Höhe.Die Schwierigkeft besteht darin, dass manauch einen dreimal stärkeren Motorverwenden muss. Das ergibt, zwar bei dreimalhöherer Geschwindigkeit wieder gleichen Benzinverbrauch. da aber der Motor schwerer wurde, istdas Nutzgewicht kleiner geworden.llm dieser Schwierigkeit zu entgehen, bautman nun inBelgien ein Flugzeug mft Strawsphärenkabine, das nur in einer Höhe von fünftausend Metern stiegen soll. Die Stratosphären-kabine erhöht in gkosscm Masse die Flugsicherheit.Schon bei einem längeren Aufenthalt in Höhenum viertausend Meter zeigen sich bei den Pilotensonst die Anzeichen einer besonderen Höhenkrankheit. Der Pilot wird wifähig, rascheEntschlüsse zu fassen und zeigt in allen Lageneinen gänzlich ungerechtfertigten Optimismus.Vergleichbar ist dieser höhenkranke Pilot am bestenmit einem durch Alkohol Angeheiterten. Manweiss, was schon ein leicht betrunkener Auwführeram Steuer eines Kraftwagens anrichten kann.Wie gefährlich ist erst ein angeheiterter Flugzeugführer! Diese Gefahr der dünnen Luft scheidet dieUeberdruckkabine des belgischen Flugzeuges nunvollständig aus.Aus dem Schatzkästleinder Kommunisten„Die Regierung der faschistischen Diktatnr"„... das alles beweist, daß die RegierungMalypetr-Meißner-BeneS-Czech zur Regierung der faschistischen Diktatur wird...Darum ist es für die tschechische Bourgeoisieim gegebenen Augenblick vorteilhafter, diefaschistische Diktatur unter der Maske der„Verteidigung der Demokratie" zu errichten..."(Resolution des VIII. Plenums des ZK. derKPTsch. vom 29. Oktober 1938)Hinaus aus der Regierung!„Die Partei muß den sozialdemokratischenArbeitern zeigen, daß die Zusammenarbeitmit der Bourgeoisie und die Teilnahme ander Regierung mit den Repräsentanten derfaschistischen Bourgeoisie keinerlei Verteidigung gegen Hunger und Faschismus ist."(Resolution des X. Plenums des ZK. der KPTsch.)„... daß die faschistische Diktatur destschechischen Finanzkapitals unter der Losung Verteidigung der Demokratie, der Republik, des Staates, der nationalen Freiheiten, gegen alle Nichtdemokraten und Feindeder tschechischen Selbständigkeit" durchgeführt wird, und daß sie auf den„vitalenKräften der Nation" begründet ist, wie sichDr. Benei gerne ausdrückt und worunter diesogenannten Burgparteien einschließlich derSozialfaschisten zu verstehen sind."(Karl Neumann 4 in der Broschüre: ,,KlareFront gegen den Opportunismus“ 1994)Kriegsvorbereitungen in— der Tschechoslowakei„Fieberhafte Kriegsvorbereitungen in derTschechoslowakei.... Die„sozialistischen"Regierungsparteien, die deutsche und tschechische Sozialdemokratie sowie die tschechischen Nationalsozialisten stellen sich bedingungslos hinter das Rüstungprogramm derBourgeoisie. Nur die Kommunisten tratenmutig auf und stellten sich dem imperialistischen Rüstungsprogramm der Regierungskoalition entgegen."(Kar! Breun, Prag, in der Bader„Rundschau“ Nr. 62 vom 29. November 1994,Seite 2814)Sechs Bergleute verschüttetHindenburg.(Oberschlesien.) Auf einerSchachtanlage der Königin-Luisa-Grube gingMittwoch bei einem Gebirgsschlag ein Abbaupfeiler zu Bruch. Sechs Bergleute sind von derAussenwelt abgeschnitten worden. Bis Donnerstagvormittags konnte noch keine Verbindung mit denVerschütteten ausgenommen werden.Ehrendokwr F. B. KrejLi Das Professoren-kostegium der philosophischen Fakultät der tschechischen Universität in Prag hat den SchriftstellerProfessor Piccard hofft, dass man nach einigen guten Erfahrungen mit diesen Sub-Strato-sphärenflugzeugen bald in Höhen von über zehntausend Meter im Fernverkehr gehen wird.Professor Piccard ist nicht, wie manche Blätter behaupten, schon fiebzehnmal in der Strato»sphäre gewesen, er hat sich bis jetzt nur zwei»m a l so fern von der Erde aufgehalten. ProfessorPiccard ist jedoch ein echter Gelehrter und so hater ganz übersehen, dass cs eine Kraft gibt, diemehr als alle werbenden Worte und wirtschaft»lichen Berechnungen den Stratosphärenflug for»cieren wird: das ist die militärischeNot«Wendigkeit. KD.F. B. K r e j i i, Redakteur des„Prävo Lidu"für seine Verdienste um die tschechische Literaturund Kultur zum Ehrendokwr ernannt. Diese Ernennung ist für KrejLi eine ganz besondereEhrung, denn diesem Mann kommt in der Erziehung der tschechischen Arbeiter zu verfeinerwmliterarischen Geschmack und zur Wertung der geistigen Kultur von höherer Warte ein grosses Verdienst zu. Die verdiente Ehrung KrejLis, die auchuns freut, ehrt aber gleichzeitig die Universität,die einem Schriftsteller, der sich vor allem bemüht hat, von Arbeiwrn gelesen zu werden, indieser Weise gerecht wird. Sie gübt damit einVorbild jenen deutschen Hochschulen, die aus derVerleihung von Ehrendoktoraten«ine Parteiangelegenheit insofern gemacht haben, als einesolche Ehrung auch hierzulande nur jenen zuteilwird, die einer entschieden demokratischen Gesinnung nicht verdächtig sind.Einheitsstrafen für Benützung der Notbremse.Die Eisenbahnverwaltung hat einen einheitlichenTarif für die Geldstrafen festgesetzt, die wegenunbefugter Benützung der Notbremse im Zugeoder wegen unbefugten Aufenthaltes auf denEisenbahngeleisen verhängt werden. Wer aufdiese Weise einen Schnellzug auf einer derHauptstrecken zum Stehen bringt» muh 80 KLbezahlen, bei Personenzügen ermässigt sich dieStrafe auf 60 KL und auf den Nebenstreckenund bei Lokalbahnen auf 30 KL.Ein neuer heftiger Taifun wütete auf denPhilippinen und suchte insbesondere die InselnLeyte, Sebu, Panay und Mindoro heim. Auf derInsel Cebu sind einige hundert Personen obdachlos, zwei Personen fanden den Tod.Japaner plündern in Schanghai. Die Besit»zer britischer und amerikanischer Häuser teiltenmit, dass die japanischen Soldaten einige Häuser,die britisch-amerikanisches Eigentum sind, geplündert haben. Sie haben damit das von denjapanischen Behörden in den Strassen plakatierteVerbot überschritten, in welchem es heisst, dass diejapanischen Soldaten den Boden ftemden Eigentums nicht betrewn dürfen.Der jüngste Krieg. Gemäss dem Vorbild derGrossen, einander zu überfallen, ohne sich denKrieg zu erklären, ist ein schwerer Konflikt zwischen den Einwohnern der Insel Jersey im Aec-melkanal und den Bewohnern der Stadt St. Mawan der bretonischen Küste ausgebrochen. Jersey istenglisch, St. Malo französisch, und dazwischen lie»gen die kleinen Inseln von Minguiers, bisher nurbewohnt von einigen Möwen, wenn auch di«Fischer sowohl von Jersey wie von St. Malo oftdorthin fuhren, weil diese Gegend sehr fischreichist. Nach einem stillen Uebereinwmmen war esbisher die Aufgabe des französischen Seedienstes,die Bojen in der Umgebung der Minguiers zulegen und zu kontrollieren. Plötzlich wurden voreinigen Wochen die Fischer von Jersey andererAnsicht, sie legten ihre eigenen Bojen, zerstörtendie französischen.und besetzten sogar die Min»guiers-Jnseln. Dies liessen sich wiederum d'eFischer von St. Maw nicht gefallen, und jetzt tobtein kleiner Krieg von Boot zu Boot, über dessenAusgang man noch nichts sagen kann. Glücklicherweise hat der Bürgermeister von St. Malosich an den Quai d'Orsay gewandt, damit diesrrauf Grund der bestehenden Verträge die Sacherechtlich ordnen kann. Es bleibt zu hoffen, dass derFischerkrieg ohne dipwmatischen Eingriff beigelegtwird, da sonst nichts weiter übrig bliebe als dieBildung eines Richtinterventions-k o m i t i 3...Englands Bahnen bleiben Privatbesitz. ImUnterhaus wurde Mittwoch abends ein Antragder Labour-Opposition auf Nationalisierung desTransportwesens in England eingebracht. DerAntrag wurde mit 163 gegen 98 Stimmenabgelehnt.Auf der Suche nach dem Inka-Gold. Einebolivianische Minengesellschaft lässt zur Zeit de»grössten Frachttransport auf dem Luftwege vornehmen, der jemals durchgeführr wurde. Es handelt sich darum, die Berge in der Umgebung deFTipuani-Flusses wieder zu erschliessen. Hier wurdevor über 200 Jahren sehr viel Gold gefunden, derTipuani-Fluss erscheint unter dem Namen„b?rGoldfluh" in den alten Sagen der Inkas. W«eman im 16., 17. und 18. Jahrhundert in diesevöllig unwegsame Gegend gelangen konnte, diezum Teil über 4000 Meter hoch liegt, ist ein Geheimnis der Inkas geblieben. Die jetzige Wiedererschliessung ist jedenfalls nur so möglich, dassFlugzeuge alle Apparate und Maschinen für dieBohrungen an Ort und Stelle bringen. Die Ausrüstung der bolivianischen Gesellschaft wiegt insgesamt 600.000 Kilogramm, und die„Paname-rican Airways" haben eine Reihe ihrer grösstendreimotorigen Apparate zur Verfügung gestellt.Die Transporte haben bereits begonnen, es wirdaber 100 Flugtage dauern, bis alles herangeschafft worben ist, wobei die Flugzeuge jedesmalOss Ist der Krieg!— Die Zerstörung TsdiapeisSuzanne Marwille,die zum Fiün zurückgekehrt ist und die Hauptrolle ino r d u b a I" spielt, einem Film, der nach dembekannten Roman von Karel Capek gedreht wurde.über die Spitzen der Kordilleren, also rund 6000Meter hoch steigen. Allein die Vorbereitungsarbeiten kosten, wie man sich denken kann, mehrereMillionen Dollar, demnach mutz die zu erwartende Ausbeute des GoldflusieS wirklich so märchenhaft hoch sein, wie es in den allen Sagenheisst.Wie sie Oesterreich lieb«... Die Vertreter der österreichischen Filmindustrie, welche indiesen Tagen in Berlin mit der Reichsfilmkammer verhandelten, teilen mit, dass die Berliner Kreise die Einfuhr von österreichischen Filmen nach Deutschland respektive die Finanzierung dieser Einfuhr um 50 Prozent zureduzieren beabsichfigen.Die Einwohnerzahl der USA. AuS neue«Statistiken geht hervor, dass die Bevölkerungszahl der Bereinigten Staaten zum 1. Juli d. I.129,257.000 Seelen betrug. Rach der letztenBolskzählung im Jahre 1930 betrug die Einwohnerzahl 122,775.000 Personen.Die japanischen'Verluste. Der Sprecher derjapanischen Regierung beziffert die japanischenVerluste an der Schanghaier Front bis zum 15.November mit 9700 Toten und 29.800 Verletzten. Diese Verluste stellen etwa 80 Prozent derGesamwerluste Japans dar. Bon den Todesfällen entfallen etwa zehn Prozent auf Ableben infolge Krankheit.Dir ersten Marken für den'Sokol-Kongreß. DiePostverwallung bereitet die Ausgabe der ersten Em«Mission der Gelegenheitsbriefmarken für den Sokol-kongress vom Jahre 1938 vor. Die erste Ausgabe istden Winterspielen gewidmet, welche vom 6. bis 13.Feber 1938 in der Hohen Tatra stattfinden. DieMarke wird zu Beginn des Monates Jänner auS-gegeben werden und wird nur«ine beschränkte Zeitgelten.DiPhtherir.Jmpfnng. In der letzten Zell trittwiederum in grösserem Massstab« die Diphtherie auf,in einigen Gemeinden hat sie epidemischen Charakterangenommen. ES werden auch Erkrankungen bei geimpften Kindern gemeldet.bei denen die Nachimpfungunterlassen wurde. DaS Staatliche Gesundheit-«mstitut macht daher neuerdings auf die Notwendigkeit der Nachimpfung aufmerksam und fordert dieAerzte wie die Eltern auf, die Nachimpfung sofortturchzuführen. sobald in der Gemeinde der ersteDiphtherie-Fall austritt. Zur Nachimpfung genügt tuder Regel eine Injektion. Bisher nicht geimpfte Kinder sollen zur Impfung vorbereitet werden. DaSStaatliche Gesundheitsinstitut bereitet einen neuenImpfstoff gegen Diphtherie vor, der nur eineeinzige Injektion erfordert, allerdings unter derVoraussetzung, dass nach Ablauf einiger Monate undbei drohender Epidemiegefahr daS Kind nachgeimpfkwird. Ausserdem bereitet dar Staatliche GesuudheitS-institut einen neuen kombinierten Impfstoff gegenDiphtherie, Scharlach und Keuchhusten vor, der inzwei Injektionen verabreicht wird, wobei nach sechsMonaten eine dritte und im Falle einer Epidemiegefahr eine weitere Injektion gegeben werden muss.Beide Impfstoffe wurden bereits bei Laboratoriumsversuchen erprobt und werden in einigen Institutenbereits plastisch verwendet. Zur allgemeinen Verwendung werden sie wahrscheinlich Ende dieses Jahres gelangen.Vom Rundfunkempfehlenswertes aus den ProgrammentSamstag:Prag, Sender I: 10.05: Deutsche Presse, 10.30:Schallplatten. 14: Deutsche Sendung: FröhlichesWochenende. Lieder un ErzgebirgSdialest, 17.55:Deutsche Sendung: Zeitgenössische Musik, 18.45:Deutsche Presse. 18.55: Deutsche Aktualitäten,20.05: AuS dem Smetanasaal: Konzert der tschechischen Philharmonie: Mozart. Schubert, JohannStrauss. 22.15: Operettenmusik.— Prag, SenderII: 14.20: Deutsche Sendung: Kleines Solistenkonzert: Lieder von Brahms und Götz, 14.55:Deutsche Presse, 18.15: Salonorchester.— Brünn17.40: Deutsche Sendung: Spielen und singen wirauS der Speisekarte,— Rundfunkspiel: Pierre machtOrdnung.— Preßburg 12.35: Rundfunkorchesterkonzert.— Kaschan 11.05: Militärmusik, 12.05;Schallplatten. Mährisch-Oftrau 15.20: Unterhaltungsmusik.