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Sonntag, 21. November 1937

im

Nr. 271

bom 18.

Schulbudget Eriſtena gesichert. Die deutschen   Staatspreise wur­

Exposé des Schulministers

ziffern   liegt eine gewisse Gefahr. Auf tschechischer halb dieses Staatsvoranschlages mit Rücksicht auf Der 18. Feber Seite sind sie ein neues Argument für uninfor- den tatsächlich schweren Stand der Staatsfinan­mierte Streise, um die Behauptung wiederholen zen nicht durchgesezt werden kann, werden wir zu können, man habe den Deutschen   mehr gege- mit unermüdlichem Krafteinsatz etappenweise in ben als ihnen gebührt. Aus der deutschen   Be- den nächsten Budgetjahren durchkämpfen. bölferung kommt wieder der berechtigte Einwand, In dem Exposé, das Schulminister Doftor daß sie sich nur jene öffentlichen Arbeiten und Frante dem Budgetausschuß des Abgeord­Lieferungen gutschreibt lassen könne, bei welchen Unser Kampf um die Durchsehung der sude- netenhauses vorlegte, sind heuer neben der deutsche   Arbeiter, Angestellte und Handwerker tendeutschen Lebensinteressen ist schwierig. Er er üblichen Uebersicht über die Entwicklung und die etwas verdient haben. Wiel wichtiger als fordert oft übermenschliche Anstrengung und Ge- Bedürfnisse des gesamten Schul- und Kultur­der Streitum Ziffernist jedoch die duld. Kommen wir dabei auch nur schrittweise vor wesens an mehreren Stellen auch besondere Hin Bekämpfung des effettiven wärts, so dürfen wir dennoch sagen, daß unser weise auf die Betreuung der deutschen   Belange, Notstandesinden von der Dauer- positives Wirten turmhoch über dem Negativis- namentlich im Hinblick auf das Abkommen von frise am schwersten heimgesuch- mus der SdP steht, die ihre Kraft in inneren 18. Feber zu finden. ten Grenzgebieten. Hoffentlich sind Kämpfen verzettelt. Mögen die Henlein- Jünger So erklärte der Minister zur Frage des Neu­jene ernsten Hinweise, die von unserer Seite in auch fürderhin untereinander streiten, wir arbei- baues der Deutschen Universität in Brag, fie werde der Budgetdebatte geltend gemacht wurden, nicht ten unverdrossen weiter für eine bessere Zukunft in dem Augenblick voll in Gang tommen, wo die Prager Gemeinde die Baulinien festgelegt auf unfruchtbaren Boden gefallen. Was inner- des werktätigen Sudetendeutschtums! haben wird. Im interministeriellen Verfahren be­findet sich ein Entwurf, womit die Deutsche Gesell­schaft für Wissenschaft und Künste in eine Deu te sche Akademie umgewandelt wird.

Ein Beweis kultureller Fortschrittlichkeit

Genosse Jaksch zum Schulbudget

Als letzter Rebner zum Kapitel Schule"| der deutschen   Musikakademie. Die Notwendigkeit der führte Genosse I a tich in der Samstagfizung Berufung deutscher Beamten ins Schulministerium des Budgetausschusses u. a. aus: näher zu begründen, erübrigt sich wohl. Wir geben- sagte Sakich zum Schluß- objek­

Die Tatsache, daß wir für 1938 den höchsten

Die Posten für die soziale Fürsorge für die Studentenschaft und die stellenlose Intelligenz wur­

würden in Erfüllung des Abkommens Feber die wichtigsten deutschen   Bühnen in ihrer den um einen vermehrt und gleichzeitig wurde ein magharischer Staatspreis geschaffen. Schulstatistik mit oder ohne Minderheitsschulen?

Am Schlusse seiner Ausführungen beschäf tigte sich der Minister ausführlich mit dem Vers hältnis der Schulverwaltung zur deutschen   Min­derheit und brachte hiezu ein ausführliches Zif­fernmaterial über das tschechische und deutsche  Volks- und Bürgerschulwesen.

Deutsche   Bürgerschulen gibt es 455 mit 85.783 Schülern, auf eine entfallen 188 Schüler. Tschechische Bürgerschulen gibt es 1516 mit 362.537 Schülern; es entfällt also erst auf 239 Schüler eine tschechische Bürgerschule. Diese Verhältnisziffern feien feineswegs etwa durch die Slowakei   und Kar­pathorußland verzerrt. So beträgt in Böhmen   allein die Durchschnittsfinderzahl einer Bürgerschule bei den Deutschen 199, bei den Tschechen 226, während in Mähren   die analogen Ziffern 163, bzw. 215 be

den erhöht, um diese Fürsorge auf die Studenten tragen. Die Zahl der deutschen   Bürgerschüler macht der nationalen Minderheiten und 19.1 Prozent der Gesamtschülerzahl aus, die Bahl auf die Studenten aus der Slowakei   und Karpatho  - der deutschen   Bürgerschulen 22.4 Prozent.( Der Be rußland ausdehnen zu können. Es handelt sich bei völkerungsschlüssel der Deutschen   beträgt 22.32 den Deutschen   um die Durchführung des Prozent.) Auf eine tschechische Schulklasse entfallen Schul- und Sulturaufwand ſeit der Gründung der tiv zu. im Kulturbudget auf vielen Gebieten die Pro- Abkommens vom 18. Feb er, ebenso wie im Durchschnitt 40 Kinder, auf eine deutsche 39. Republik   zu verzeichnen haben, ist sicherlich ein Be- portionalität verwirklicht zu sehen. Umso berechtigter in einer ganzen Reihe weiterer Sektoren, soweit die Deutsche   Volksschulen gibt es 3311, das veis fultureller Fortschrittlich scheint das Begehren, daß auch in den restlichen teit. Diese Schulfreundlichkeit, die man sowohl bei strittigen Zweigen der Grundfak der Proportionalität Intensivierung der Fürsorge gegenüber den übrigen sind 21.4 Prozent, deutsche   Schüler gibt es 333.072 den Tschechen als auch bei den Deutschen   feststellen ebenfalls zur Geltung fomme. Meiner tiefen leberationalitäten und namentlich gegenüber den deut- oder 18.9 Prozent. Auch hier sei daher die Zahl der schen Mitbürgern begründet erscheine. Der Minister Schulen günstiger für die Deutschen  . Auf eine fann, ist wohl eine Folge des nationalen Konkurrenz- zeugung nach ist das Kulturgebiet eines derjenigen, wies hier auch auf die größere Dotation der Posten deutsche   Schule entfallen 99 Schüler, auf eine tiche­kampfes, der sich da befruchtend ausgewirkt bei welchen wir uns am leichtesten verständigen für Kunstpflege und Voltserziehung chische Schule 114 Schüler. Auf eine Schulklasse hin. Die Regierung erfülle loyal die gegebenen Ver- entfallen bei den Deutschen   im Durchschnitt 35.7, sprechungen. Die Dotationen berücksichtigen den neuen bei den Tschechen 38.2 Schüler. dentenschaft in der größeren Zahl sozial schwacher erhöhten Bedarf, der sich z. B. bei der deutschen   Stu­Gesuchssteller, bato. bei einer Reihe künstlerischer Institutionen infolge des Rückganges der Einnahmen äußert

hat. Der Sinn des modernen Kulturschaffens scheint mir eine möglichst reine Ausprägung und Veredelung des Volkscharakters zu sein. Es geht hier nicht um die Herstellung einer Symbiose, sondern vielmehr um die Entwicklung der Volkspersönlichkeit und um gegenseitige geistige und kulturelle Befruchtung. Des­wegen scheint es uns eine der großen Aufgaben unse­rer Zeit zu sein, durch gemeinsamesul turfchaffen eine Synthese von Geistes- und Boltskultur zu erzielen.

Unbestrittener Grundfah muß es dabei sein, daß die Erziehung des heranwachsenden Kindes in seiner Muttersprache erfolgen soll. Wir begrüßen es, daß der Herr Schulminister in mehreren seiner

tönnen.

*

Aus dem Schlußwort des Schulministers, das erst Montag ausgegeben wird, ist vor allem be­merkenswert, daß der Minister mit großer Schärfe gegen die Methoden des See Lenfangs Stellung nahm. Wir kommen dar auf noch näher zurück.

Auch bei der Subventionierung der Theater

926 Personen unter Spionageverdacht in Haft

Starke Abnahme der politischen Prozesse

Enunziationen, vor allem in seiner Botschaft an den Budgetausschuß die Vorwürfe des Sdp- Abgeord­Bariser Pädagogenkongreß, den Grundsatz unter­strichen hat, daß jedes Kind in seiner Muttersprache neten Dr. Ne u wirth zurück, daß die Gerichte zu erziehen sei. Dieser Grundsatz bedarf der Respek in politischen Prozessen inhuman vorgehen. Was die 3ensur betrifft, so erinnerte er tierung in allen praktischen Handlungen des Schul­und Kulturressorts. Wir haben hier den Wunsch zu daran, daß Pressedelikte eng mit der politischen Ani­vertreten, daß er auch bei der Gründung wirklich tation zusammenhängen. Wenn diese Agitation g es erforderlicher oder auch nur künstlich herbeigeführter wife Grenzen einhält, dann handelt es Minderheitsschulen beachtet werde. sich um eine politisch gesunde und notwendige Er­Wir verlangen selbstverständlich, daß auch im scheinung. Aber in der Nachkriegszeit hat sich die Bereich des Minderheitsschulwesens die Deutschen   politische Agitation in gewiffen europäischen   Staaten und Tichechen gleichberechtigt behandelt werden. Ge- derart verschärft, daß sie das Hauptmittel noffe Jakich urgiert deshalb einige alte deutsche des politischen Lebens wurde. Dieses System, das Schulwünsche, die die Schulen in Raudke bei Hohen- die Agitation weit über das gesunde Maß hinaus stadt, in. Stolzenhain( Joachimsthal  ), in Sermin treibt, hat sich auch zu uns übertragen. Die Massen ( Weißkirchen), in Milleschis( 3naim) und in- werden durch Agitation und Propaganda beun nigslosen( Sternberg  ) betreffen. Redner ersucht wei- ruhigt. Dadurch entsteht eine Situation, die mit ter den Minister, dem Neubau der deutschen   Univer- den Prinzipien des demokratischen Staates schwer sität seine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, vereinbar ist. Der Effekt ist dann der, daß es zu namentlich aus den diesbezüglichen Verhandlungen politischen Prozessen kommt. Dr. Neuwirth beur­teilte diese Dinge jedoch sehr einseitig; am besten Er streift weiter die Frage des de utfchen widerlege ihn das ständige Sinken der Zahl Sender 3, die wenigstens teilweise in die Kom- der politischen Prozesse bei uns. Die letzte Amnestie vom 7. März war so um­petenz des Schulministers fällt, und gibt dem Wunsche Ausdrud, daß auch in dieser Frage die gesamtstaat- fangreich, daß in den politischen Prozessen fast reiner lichen Interessen entscheidend sein mögen und feines- Tisch gemacht wurde. Das beweist, daß bei uns wegs private oder sonstige Strömungen. Jakich ver- nicht die Tendenz besteht, überflüssige politische weist weiter auf die schwierige Lage der deutschen   Prozesse hervorzurufen und damit die Bevölkerung Bühnen und verlangt auch hier im Sinne des 18. und namentlich die nationalen Minderheiten zu reizen. Feber schlüsselmäßige Aufteilung der Unterstübungen Ueber die Praris der Gerichte in den in objektiver und einwandfreier Weise. Das gleiche Spionageprozessen erklärt der Mi­gilt für die schon längst geforderte Verstaatlichunga nister, daß unsere militärischen Maßnahmen eben

mit der Stadt Prag  .

18

DER KLEINE

VON EUGENE DABIT

Berechtigte Uebertragung aus dem Französischen von Bejot

Anfangs ging ich mit Tavernier. Aber ich habe ein Lotal entdeckt, das mir gefällt, still und einfach, einen richtigen Zufluchtsort. Keine Sol­daten, und der Kaffee ist gut und heiß!

über.

" Fernande Robache, Ausschant" steht dar­

Ich stoße die Türe auf.

Eine Petroleumlampe erhellt das Gast­zimmer mit seinen vier Marmortischen, seinen Rohrstühlen und seinem mit einer Blattpflanze geschmückten Büfett.

Ich sehe mich in meine Ede.

Hier ist Ihr Kaffee", sagt die Wirtin... Jch selbst werde mit den Kindern meine Suppe effen." Endlich Ruhe und Einsamkeit! Ich sehe mich um, lege die Hand auf den Tisch. Alles ist mir schon vertraut. Der Zucker liegt auf der Unter­tasse. Ich nehme einen Löffel. Gut. Ich rühre um. Ungeschickt wie immer verschütte ich dabet den Kafee. Ich trinke einige Schlucke. Das heiße Getränk tut mir wohl.

den bei uns direkt verfolgt.

niedrig.

*

Aus den Ausführungen des Ministers ging leider nicht hervor, ob in diesen Ziffern auch das Minderheitsschulwesen enthalten ist, das bekanntlich zum allergrößten Teil der tsche chischen Nation zugute kommt. Sollte dieses nicht berücksichtigt worden sein, dann würde dadurch das statistische Material, das die günstige Stel lung des deutschen   Schulwesens dartun soll, aller­dings einigermaßen entwertet.

Justizminister Dr. Dérer wies u. a. im gewisse unwillkommene ausländische Faktoren in­teressieren. Es finden sich daher Spione aus dem Die Steuervorlagen in der Subkommission. Ausland, leider aber auch aus den Reihen unse- Das Koalitionskomitee des Budgetausschusses be­rer Bevölkerung. Das ist nichts Ungewöhnliches riet am Samstag in Anwefenheit des Finanz und daher kann man sich über die erhöhte Zahl ministers über die Steuer- und Bedeckungsvor der Spionageprozesse nicht wundern. Diese Zahl lagen. Die Verhandlungen galten einem einheit ist aber bei weitem nicht so hoch, daß sie die lichen Vorgehen der Koalitionsparteien während Behauptung rechtfertigen würde, die Leute würder parlamentarischen Behandlung. Bisher steht noch eine Reihe der von verschiedenen Seiten be Derzeit sind wegen militärischer Spionage 926 Personen in Haft, davon find 226 Tichechen, 423 antragten Aenderungen an den Vorlagen zur Deutsche  , 220 Ungarn  , 27 Ruthenen etc. Von den Diskussion, darunter neuerdings auch gewerbe­Deutschen sind etwa 350 hiesige Staatsbürger, die parteiliche Wünsche, welche eine Entlastung der anderen Ausländer. Bei so gespannten Verhältnissen Gewerbetreibenden, gleichzeitig aber auch eine wie heute ist diese Zahl gewiß nicht groß, im Ver- stärkere Belastung des landwirtschaftlichen und gleich mit anderen Staaten ist sie sogar rekordhaft des unbeweglichen Besizes überhaupt betreiben. 21.5 Prozent deutsche   Richter. Im Budget­Man kann auch nicht gerade behaupten, daß die meisten Spione aus idealen Gründen gehandelt ausschuß konstatierte Justizminister Dr. Dérer, hätten. Es gehe da auch um moralisch minderwer- daß die Zahl der deutschen   9ter 730 beträgt, tige Leute, deren Behauptungen man immer mit d. f. 21.5 Prozent. Sowohl in Böhmen   als auch großer Reserve aufnehmen müsse. Das gilt insbefon- in Mähren   übersteigt die Zahl der Richter bei dere auch bezüglich ihrer Beschwerden über den Gang den Bezirksgerichten mit 34.4, bato. 26 Prozent der Untersuchung. Die Gerichtsorgane tann nie- den nationalen Bevölkerungsschlüssel. Von den m and beschuldigen, daß sie mit den Untersuchungs- Gerichtsräten sind bei den Bezirksgerichten in häftlingen schlecht umgehen. Die Justizverwaltung Böhmen   123 Deutsche  , d. 1. 29 Prozent, in hat Maßnahmen getroffen, daß jede Beschwerde über schlechte Behandlung sofort durch einen Arzt unter- Mähren   55, d. s. 31 Prozent. Beim Brünner sucht und die Untersuchung von Spionagefällen über- Obergericht gibt es neben 20 tschechischen acht haupt so schnell als möglich durchgeführt werde. Der deutsche   Obergerichtsräte, beim Prager   Oberges besondere Charakter dieser Prozesse bringt es mit richt gibt es allerdings nur 12 Prozent Deutsche  . sich, daß die Untersuchung oft sehr umfangreich ist. Unter den Richtern der dritten Stufe( Vizepräs Jch identifiziere mich mit jeder Person, ich, eile mich, um nicht zu spät zum Appell zu kom fühle ihre Leiden, teile ihren Haß. Ich zittere vor Frost und Todesfurcht.

Mama. Erzähle mir alles, was du tuft", hat| sie mich gebeten. Das ist jetzt mein einziges Glück." Aber ich muß lügen. Wir sind gut unter gebracht, friegen gutes Essen, kommen nicht an die Front. Vater fiele auf den Schwindel nicht hins ein. Mama freut sich darüber.

Ich lese einen ihrer Briefe durch. ,, Deine Karten erhalten, die mir Freude gemacht haben. Ich sehe, daß alles gut geht, auch mit Vater, sie sind in Rubestellung in Sommesous. Sage mir, ob du etwas brauchst. Vor allem, er­tälte dich nicht und mach keine Dummheiten. Frau Harbulot hat mir fünf Franken gegeben. Ich schicke sie dir nächste Woche, auch ein Batet. Auguste ist in Verdun  , sehn sich fort. Wann wird das auf­hören? Gestern find Flieger gekommen und haben Bomben abgeworfen. Sonst weiter nichts für heute. Küsse."

Mama schreibt schlecht, macht viele Fehler. Ihre Buchstaben stehen schief wie ausgemergelte Menschen. Ein langer Arbeitstag ermüdet ihre Hand und macht sie zittern. Das fladernde Lam­penlicht strengt ihre Augen an. Jedes dieser fleinen Zeichen bedeutet für mich einen Kuß. Jch genieße das Glück bis zur Neige. Vielleicht kommt Aber der Postunters morgen ein neuer Brief? offizier ruft mich nicht oft auf. Niemand schreibt, nur die Eltern. Die Kollegen von der Nord- Süd haben mich schon vergessen.

nicht.

Mögen sie. Unter der Einsamkeit leide ich

In meinem Mantel gewickelt, spüre ich nichts von der Kälte. Stundenlang könnte ich so dasißen. Jch habe einen Kameraden, ein Buch. ,, Das Wie war der Tag? Der Unteroffizier schnauzt. Feuer" von Henri Barbusse  . Ein tragisches, troft­Mag er schnauzen! Man sieht mir auf die Fine loses Buch. Ich kann es nur langsam lesen, höchs ger, schindet mich. Ich vergesse. Kurzum: ein stens zehn Seiten am Abend. Mehr wäre mir Tag wie die anderen. Ich habe gehorcht, habe das unmöglich. Der Sinn mancher Säße bleibt mir Beispiel der Kameraden befolgt. Dann habe ich, fremd. Es gibt Stellen, denen sich mein Ohr ohne auch nur den Versuch zu machen, eiwas da- verschließt, technische Ausdrücke, über die ich stol= von zu begreifen, ein paar Seiten aus dem Eger- pere. Dann wieder überkommt mich eine solche aierreglement hergesagt. Erregung, daß sich in meinen Gedanken alles verwirrt und ich innehalten muß.

Ich trinke noch einen Schlud.

Aus der Tasche hole ich Bleistift und Pas pier hervor. Jeden zweiten Tag schreibe ich an

Ich bin an der Front. Ich hebe Gräben aus oder tauere in einem Granattrichter.

Und jeden Tag komme ich diesem entfeßlichen Dasein einen Schritt näher!

Ich muß das Buch schließen.

Die Tür geht auf. Zwei Männer fommen ins Lokal. Die Wirtin erscheint. Ihre Kinder sehen sich an einen Tisch und balgen sich.

,, Sie stören Sie wohl beim Lesen?" fragi mich die Wirtin.

men. Ich sehe den Bahnhof wieder und denke an den Tag, da ich voller Mut und Vertrauen hier angekommen bin. Ein eisiger Wind wirbelt durch die Straßen. Hinter mir glühen die Lichter der Stadt. Vor mir liegt alles in tiefem Dunkel. Jch verlangjame meinen Schritt, bin ja schon nahe der Wache.

In der Stube schwebt die Lampe   über dem Tisch wie ein großer Vogel. Phantastische Schat­ten bewegen sich an den Wänden. Die Kameraden ziehen sich aus, schimpfen, streiten sich. Tavernier Ich sehe die Gäste an, zwei alte Manille- und die anderen kommen. Alle sind angeregt und spieler. Sie haben Ruhe! erzählen laut von ihren Fahrten.

,, Nein."

,, Sie, Herr Soldat!" schreit Marguerite. Ich nehme sie auf den Schoß, und wir spielen Hoppe- Reiter. Sie fliegt auf und nieder, rutscht, hält sich mit ihren nackten Aermchen an meinem Halse fest.

,, Schneller, schneller, viel schneller!" Ich erfülle lachend ihre Bitte, fann meine Augen nicht losreißen von diesem anbetungs­würdigen Gesichtchen, das glücklich aufstrahlt. Mein Herz ist boller Zärtlichkeit. Ich könnte das Kind zu Tode küssen.

,, Diese Gören", sagt die Wirtin. ,, Leben so hin und denken an gar nichts." Dabei sieht sie ihren Sohn an. ..Ich hoffe doch, daß er nie hinaus muß wie Vater."

sein Seien Sie unbesorgt, Frau Robache, das ist der letzte Krieg."

Ihr ernstes Gesicht, ihr bescheidenes Kleid erinnern mich an Mama.

Ach, schon ist die Zeit um. Ich zahle meinen Kaffee: sechs Sous, und einen Sou gebe ich für Marguerites Sparbüchse.

,, Auf Wiedersehen."

Ich mag nichts mehr sehen und hören. Ich sehe mich aufs Bett und ziehe müde die Stiefel von den Füßen.

Ein Trompetensignal: Licht aus!

2. Kapitel

Die Tür geht auf. Alles gesund?" ruft der Sanitätsunters offizier mit schnarrender Stimme hinein. Einige schreien:

" Ich habe Fieber!"

" Hättest du dein Aspirin geschluckt, wär's borüber.".

Ich liege auf meinem Strohsack und kann mich taum rühren. Mein rechter Arm ist wie ab­gestorben. Mir ist, als bohrte man Nadeln in meine Schulter wie in ein Nadelfissen. Ich schwiße und klappere dabei mit den Zähnen. Aber man wird mich verhöhnen, wenn ich mich beklage. Ein paar Mann stehen am Ofen. Einer nimmt ein Scheit vom Boden auf.

"

Man hat einen Druck, wenn man sich gegen Auf Wiedersehen, junger Mann", erividern Typhus impfen läßt", sagt er. Denn man be fommt Fieber." die Spieler.

,, Auf morgen", sagt die Wirtin. Soldaten gehen, truppweise, zur Ihre Sohlen dröhnen auf dem Pflaster.

"

Und ist dann atvei Tage dienstfrei. Ich ließe Kaserne. mich gern jede Woche piken." Ich bes

( Fortsetzung folgt.)