Nr. 274 Sonntag, 21. November 1937 Sette 3 HilfsmaDnahmen für die arbeitslose Jugend Frelgewerkschaftllche Vorsprache beim Fürsorgeminister fidenten der Obergerichte und Präsidenten der großen Kreisgerichte) gibt es in Böhmen   sieben Tschechen und drei Deutsche  , in Mähren   vier Tschechen und einen Deutschen  . Diese Daten be­weisen, daß man von einer Unterdrückung der deutschen   Richter in unserer Justizverwaltung .nicht sprechen könne. Die Justizverwaltung be­achte streng den Regierungsbeschluß vom 18. Feber, doch sei es natürlich, daß man ihn nicht mit einem Schlage dort durchführen könne, wo der Bevölkerungsschlüffel noch nicht er­reicht ist. Beratungen der SASI Vor einigen Tagen hielt das Büro der So­zialistischen Arbeiter-Sport-Jnternationale in Prag   eine Sitzung ab, an welcher zehn Mitglieder, darunter die Vertreter des belgischen Verbandes, der Hl- Arbeiter-Olympiade, und zwar Devlieger und die Brüder Nobels, teilnahmen. Der erste Berhandlungsgegenstand war die Antwerpener   Olympiade, deren Verlauf, wie fest­gestellt wurde, außerordentlich zufriedenstellend gewesen ist. Die belgischen Delegierten dankten für die große Beteiligung auS der Tschechoslowakei  und empfingen den Dank für die umfassende Un­terstützung und Beteiligung, welche der belgische Verband und die Bevölkerung der Olympiade haben angedeihen lasten. Von der Olympiade wurde ein Film hergestellt und eS wird ein bil­liges Album mit 300 Bildern von der Olympiade herausgegeben werden.- An der Debatte beteilig­ten sich Silaba  , Simek, Devlieger, Müller, Ehar- vät, Löwe, Fisch! und Patoikovä. In einer Re­solution wird allen, die sich um daS Gelingen der Olympiade verdient gemacht haben, der Dank ausgesprochen. Weiter- wurde die Lage in den einzelnen Verbänden behandelt und festgestellt, daß die Olympiade zur weiteren Entfaltung der Arbeiter­sportbewegung beigetragen hat. Mtt Befriedi­gung wurde konstatiert, daß die Gesamtsituation der Internationale gut ist. Der nächste Kongreß wurde für den 26. bis LS. Mai 1988 in Amster­ dam   angesetzt. Mit ihm wird die Feier des 25- jährigen Bestehens der Internationale verbunden werden. Schließlich referierte Senator Müller, wel­cher den Vorsitz führte, über die zukünftige Tätig­keit der Internationale. Ueber wirtschafüiche und finanzielle Fragen referierten Löwe und Eharvät. Auf Antrag Frschls wurde beschlossen, anläßlich des Kongresses in Amsterdam   eine Sitzung der Vertreter der Samaritergruppcn aller Verbände cchzuhalten und den Internationalen Informa­tionsdienst in Prag   erscheinen zu lassen. Die belgischen Delegierten legten am Grabe des Präsidenten Masaryk  , dessen vom Vorsitzenden auch in der Sitzung gedacht worden war, einen Nelkenstrauß nieder. Sutschau gefallen Tokio  . Wie Domei von der Schanghai  -Front ineldet, haben die japanischen Truppen in der dergangenen Nacht Sutschau vollständig besetzt. Eine japanische Abteilung hat ferner Nanschuen an der Südküste des Tai-See  , 30 Kilometer nord­westlich von Kasching, eingenommen. " In Schanghai   wird hiezu erklärt, daß ein Durchbruch den Zusammenbruch der sogenannten chinesischen Hindenburg-Linie bedeuten würde. Demgegenüber heißt es, daß die chinesischen Truppen bei Wusih und Kiangjing frische Ver­stärkungen aus Kwantung und Setschuan erhal­ten haben, die die chinesischen Stellungen besetz­ten und die abgekämpften Truppen abgelöst haben. * Falls Nanking erobert werden sollte, fällt den Japanern eine Stadt in die Hände, aus der alles entfernt worden ist, was irgendeinen Wert hat. Die Räumung Nankings, ist in vollem Zuge. Die Evakuierung der Regierungsämter ist fast beendet. Das Verlassen der Stadt geschah in vol­ler Ruhe und in Ordnung. Auch Jansen geschelfert Brüssel  . König Leopold befreite Janson auf besten eigenen Wunsch von der Aufgabe der Kabi­nettsbildung. Daranyls Berlin  -Reise Paris.(E. B.) ImOeuvre" beschäftigt wan sich mit dem für Sonntag erwarteten Be­such des ungarischen Ministerpräsidenten Da- ranyi und des Außenministers Kanya in Berlin  . Angeblich wird beiden der Beitritt Ungarns   zum Antitomintern-Pakt vorgeschlagen werden. Als Gegenleistung würde sich Deutschland   bereit er- klären, die ungarischen Revisionswünsche defini­tiv zu unterstützen. Iouhaux nach Moskau Paris. Der Generalsekretär des Allgemei­nen Arbeitsverbandes JöuHaux ist SamStag über Berlin   nach Moskau   gereist, um dort, wie bereits angekündigt, mit den Führern des sowjetrussischen Gewerkschaftsverbandes in Fühlung zu treten. Helsinki  . Hier trafen Berichte aus Moskau   ein. daß der beste Flugzeugkonstrukteur Sowjetrußlands, Tupolcw, erschossen wurde. Paris.(HavaS./ Der lettländische Außenmini­ster MunterS wird Paris   einen offiziellen Besuch vbstatten. Freitag, den 19. November, sprachen die Vertreter der deutschen   freigewerkschaftlich orga­nisierten Jugend, die Genoffen Kaufmann lInternationaler Metallarbeiterverband), Mül­ler(Allgemeiner Angestelltenverband), Bahr (Zentralgewerkschastskommission) und der Ver­treter des Sozialistischen JugendverbandeS W a n k a beim Minister für sozial« Fürsorge Jng. NeLas vor. Bahr Überreichte dem Minister ein gemeinsames Memorandum' und verwies da­bei auf die bereits sichtbaren konjunkturellen Er­müdungserscheinungen in den Randgebieten unse­rer Republik  . Die Arbeitslosigkeit lastet immer noch besonders schwer auf der Jugend, die sich nicht nur in materieller, sondern vor allen Din­gen in moralischer Gefahr besindet. Da die Pri- vatinitiatwe zur Lösung des Problems nicht aus­reichend ist, erachten die Organisationen der deut­ schen   freigewerkschaftlichen und der sozialistischen  Jugend u. a. als besonders dringend die Um­schulung der arbeitslosen Jugend, und zwar ganz besonders mit Rücksicht auf den Bedarf an fachlich qualifizierten Arbeitskräften. Hiebei ver­wies Kaufmann auf die Notwendigkeit der lettenden und richtunggebenden Funktion des Mi ­nisteriums für soziale Mrsorge in dieser Frage. Eine Milderung des Loses der arbeitslosen Fu­gend würde ferner erzielt durch die Weiterfüh­rung der Heimstättenaktion und durch die Einbeziehung der Jugend in die staatliche Ernährung S« und Bekleidungs­aktion. Den gesundheitlichen Gefahren, denen die arbeitslose Jugend ausgesetzt ist, soll durch de­ren Eingliederung in die staatliche Heil­fürsorge entgegengetreten werden. Ganz be­sonders dringend ist ferner die Herausgabe des L«hrlingSgesetzeS, bis zu dessen Reali­sierung aber im Rahmen der Gewerbeordnung die Behaltepflicht des Lehrherrn auf gesetzlichem Wege zu lösen wärt. Der Minister für soziale Fürsorge betonte vor allem die gute sachliche Vorbereitung der Bor­sprache und gab, auf alle Punkte der Eingabe ein­gehend, über die Pläne des Ministeriums für so­ziale Fürsorge zugunsten der arbeitslosen Jugend ausführliche Erläuterungen, aus denen hervor­geht, daß sie im Minister selbst einen verständnis­vollen Freund und Förderer ihrer berechtigten Forderungen hat. Julius Marschner gestorben Freitag früh ist der sozialdemokratische Ge­meindevorsteher von Schönbüchel(Bezirk Rumburg  ), Julius Marschner, im Alter von 50 Jahren einem kurzen schweren Leiden erlegen. Julius Marschner erfreute sich dank der Arbeit, die er im Interesse der Allgemeinheit leistete, der Hochachtung und Wertschätzung aller Kreise der Bevölkerung. Vorbildlich war sein Wirken in der Gemeinde, in der er seit 1919 als gewählter Ver­treter tätig war. Er war Mitglied des Reichs­kommunalausschusses unserer Partei, Mitglied des Aufsichtsrates der Konsumgenossenschaft in Teich­statt und Mitarbeiter in vielen Organisationen und Institutionen. Die Arbeiterbewegung ver­siert in ihm einen prächtigen Menschen und Funk­tionär. Allgemein wendet sich der Familie das größte Beileid ob des schweren Verlustes zu. Außenminister Dr. Krofta spricht über Ein­ladung der d e u t s ch e n H ö r e r an der Freien Schule für politische Wissenschaften, am Dienstag, den 23. November, um 20 Uhr abends im Deut­schen Haus in Prag  . Das Thema lautet:D i e JdeedesTschechoslowaki scheu Staates". Arbeitsgemeinschaft für Jugendliche. Wie dieFreie Gemeinde" meldet, richtete die Stadt­gemeinde G r a s l i tz auf Grund der guten Er­folge in den Vorjahren auch heuer wieder eine Arbeitsgemeinschaft«in und beschäftigte in den Monaten Niai bis Oktober 50 Jugendliche. Die Leistungen wie auch die pädagogische Erziehung und die gute Unterbringung wurden allgemein anerkannt. Die hauptsächlichsten Arbeiten waren: die Anlage eines Gemüsegartens beim.Bezirks­krankenhause(wofür der Bezirksausschuß 10.000 XL bewilligte), die Herrichtung von Wegen in den städtischen Parkanlagen,'die Herrichtung von Landwegen, Planierungsarbeiten auf dem Fried­höfe, Gartenarbeiten, Arbeiten im Freibad und auf den Sportplätzen, und verschiedene Hilfsar­beiten. Der Aufwand betrug zirka 75.000 XL» wozu vom Ministerium für soziale Fürsorgr 36.000 XL bewilligt wurden. Die deutsche Arveitersendung Mähr.-Ostrau  bringt in den nächsten Wochen(immer Montag 18.10) folgende Vorträge: 22. Ncvember: Franz Rohner(Probleme der Sozialversicherung). 29. November: May Eisler(Freies deutsches Schrifttum). 6. Dezember: Josefine Burkert (Die Frau.in der.Gesellschaftvon einst). 13, Dezember: Josef Vesely(Freimaurertum und Arbeiterschaft). 20. Dezember: Josefine Bur­kert(Die Frau in der Gesellschaft jetzt). Menschenjagd an der Grenze Aus Graslitz   wird demVolkswille" berich­tet: Ein Arbeiter F. aus Graslitz   arbeitete 12 Jahre lang in Zvoda bei Klingenthal  . Bor mehre­ren Wochen wurde er plötzlich wegenStaatS- feindlichkeit" entlassen. Er gehörte keiner Partei an, sympathisierte aber mit den Sozialisten. Bor ungefähr 14 Tagen erhielt er aus dem Dritten Reiche eine Karte zugestellt, worauf zu lesen war, daß er zu bestimmter Zeit in Klingenthal   auf der Post vorsprechen solle, um etwas entgegenzuneh­men. Als er sich dort meldete, wurde ihm von dem Beamten eröffnet, er möge warten. Mißtrauisch geworden, machte er, als der Beamte ans Tele­phon ging. Kehrt, und als er das Gebäude ver­ließ, kamen ihm bereits einige SS^Leute entge­gen. Nunmehr war es klar, daß man ihn festneh­men wollte. Schnellen Laufe- eilte er zur Grenze, and kaum hatte er den Schlagbaum in Markhau­sen passiert, da kam im Laufschritt auch schon die SS angerückt, allerdings eine halbe Minute zu spät! Er hatte sich noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht und drehte den braunen Henkern eine lange Nase. Anne Achse sie hat vergessen, daß Amerika  auch noch da ist! Die..Ze't auf Sette 1 und auf Sette 2 ObjektivePokitik kann nur au fdem Mond gemacht werden, im tau» sendmeiligen Abstand von den Nationen dieser Erde." (Leitartikel derZeit" vom 20. November.) Hingegen hat der Ministerpräsident mtt Recht darauf verwiesen, daß das Streben nach Objektivität Voraussetzung jeder fruchtbaren Diskussion sei." (Erklärung des Abgeordneten Kundt, abge­druckt in der.Zeit" vom 20. November, Seite 2.) Es wäre sehr ungerecht, wollte man aus die­ser überraschenden Gegenüberstellung den nahe­liegenden Schluß ziehen, daß sich die SdP einer Inkonsequenz schuldig gemacht hätte oder daß zwischen den Herren Kundt und Wannenmacher ideologische Gegensätze bestünden. Die SdP ist vielmehr vollkommen folgerichtig in ihrer Forde­rung strengster Objektivität von anderen und in dem Vorbehalt hemmungsloser Subjektivität für sich. Aber wie beschämt stehen wir, die wir der SdP ein unaufrichtige- Doppelspiel vor­geworfen haben, nun da, wenn die wie sollen wir eS nun nennen? konsequente Inkonsequenz mtt so erfrischender Offenheit ausgesprochen wird? Jonak scharf gegen SdP DerBohemia" sandte Dr. Gustav Jonak folgende Erklärung: Berschirdrn« Stellungnahmen der Presse zu «einer Enthebung vom Amte eine» General­ sekretär  - der SdP durch Konrad Henlein   veran­lassen mich festzustellen, daß diese Enthetung ahne Einvernehmen mit mir vorge- «ommrn wurde. Die Rücksichtnahme auf die Interessen der Volksgemeinschaft verbieten mir vorläufig, mich mit Ursachen und Form meiner Enthebung öffentlich auSrtnanderzusrtzen. Dr. Gustav Jonak  . Also eine Partei und ein Führer, die ihren Generalsekretär amtsentheben, ohne sich darüber auch nur ins Einvernehmen mit dem Gemaß­regelten zu setzen! So aber rächt sich Totalität der Reihe nach an a l l e n. Begreiflich, daß Herr Dr. Jonak nur vorläufig nicht mehr sagen will. Aber die Andeutung genügt, um Herrn Henlein nichts Gutes erwarten zu lassen. Protest auch 6er Brünner SdP-Studenten Ebenso wie die SdP-Studenten in Prag Halen nun auch deren Brünner Kameraden öffentlich gegen die Amtsenthebung Dr. Jonaks protestiert, und zwar in einer Erklärung, die sich inhaltlich mit der Prager   Studenten-Erklärung deckt. Auch die Brünner Hochschüler sprechen von -schwerster Erschütterung ihres Vertrauens zur Parteiführung, von Empörung und äußerst ge­fährlicher Zersetzung bestehender Gegensätze und verlangen die sofortige Wiedereinsetzung Dr- Jonaks in seine Aemter. Henlein am Dienstag wieder vor Gericht bliebenen Zeugen Jng. Kurt Reinoschek, Al­fred Klausnitzer, Dr. RudolfM e cklneuer­lich geladen worden. Als neue Zeugen wurden geladen außer Minister Dr. Spina, Jng. Nentwich, Tetschen   und JUDr. K r ei s l, auch die Rebenfläger LAB Z e i l und Abg. L i s ch k a. Da zu dieser fortgesetzten Verhandlung wieder Zeugen aus der ganzen gegen die Tätigkeit des Kameradschaftsbundes in der SdP gerichteten Front beim Bezirksgericht Dauba   erscheinen wer­den, läßt sich aus den zu erwartenden Feststel­lungen der Zeugen neuerlich eine weitgehende Aufrollung der Einstellung der SdP zu den aktivistischen Parteien und der inneren Entwick­lung der Henleinschen Politik von der SHF bis zur gegenwärtigen politischen Stellung der SdP erwarten. Deutsche Akademie der Wissenschaften und Künste Gesetzentwurf im interministeriellen Verfahren Im interministeriellen Verfahren wird ge­genwärtig auch der Gesetzentwurf über die Deutsche Akademie der Wissenschaften und Künste in der Tschechoslowakischen Republik" be­handelt, welche Stellung nun die bisherige Deutsche Gesellschaft der Wissenschaften und Künste in der§SR" erhalten soll. Es handelt sich um die Erfüllung einer Zusage, die sowohl vom Präsidenten der Republik wie von der Regie­rung gemacht wird und gleichzeitig um die Erfül­lung eines Postulates, das von der im Jahre 1891 u. zw. alsGesellschaft für die Förderung deut­ scher   Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böh­ men  " gegründeten Gesellschaft schon im alten Oesterreich erhoben wurde. Die Namensänderung und die Erweiterung der TätigkeU auf das ganze Staatsgebiet erfolgte im Jahre 1924. Der Ge­setzentwurf enthält nutz vier Paragraphen, welche Rahmenbestimmungen enthalten, während alle übrigen Bestimmungen durch die Satzungen be­stimmt werden, deren Genehmigung der Regie­rung zusteht. Aufgabe der Gesellschaft ist die För­derung der wissenschaftlichen und künstlerischen Erziehung, insbesondere der deutschen   Bevölke­rung in der Tschechoslowakei  . Die Gesellschaft stellt eine autonome Körperschaft dar, zu deren ordentlichenMitgliedern tschechoslowakischeStaatS- bürger gewählt werden können. Die Wahl von Ausländern zu ordentlichen Mitgliedern der Ge­sellschaft unterliegt der Genehmigung des Schuk- ministeriumS, dem auch die Genehmigung der Borstandswahlen sowie der einzelnen Klassen zusteht.(DND) Dauba  . Zu der für kommenden Dienstag, den 23. November, vormittags halb 9 Uhr ange- raumten Fortsetzung des Ehrenbeleidigungspro- Warum? DieReichenberger Zeitung  " vom zesseS Konrad Henlein   gegen BdL-Sekretär Beck 20. November wurde beschlagnahmt, und zwar wegen des Borwurfes des Wortbrnches sind auf wegen Konfiskation einiger Zeilen aus der Wie- Grund der von den Parteien gestellten Beweis-! dergabe jener Rede, die der christlichsoziale Ab- I anträge außer den Kläger Konrad Henlein   als! geordnete Schütz am 19. November im jung« * Zeugen noch die der letzten Verhandlung fernge- 1 aktivistischen KlubDie Tat" gehalten hatte.