Wr. 287DienStag, 7. Dezember 1937Seite 8judetemleulsdito leUsnieodAusslser Familie und weiblicherDeutschland-Kurier verhaftetDer Nussiger Staatspolizei war es nicht unbekannt geblieben, daß die in Aussig lebende, ausHamburg,stztlmnende Gattin.d^s..Penkioruiw« K.Harke Sympathie für die reichsdeutsche NSDAPbekundete und Verbindung mit Verwandten inDeutschland und mit reichsdeutschen Stellen unterhielt. Bor wenigen Tagen plante die Frau einKaffeekränzchen, an dem mehrere ihrer von auswärts stammenden Verwandten teilnehmen sollten. Mittlerweile hatte die Polizei so viel Anhaltspunkte gesammelt, daß sie die Verdächtigeverhaften konnte. In einer Grenzgemeindewar eine Frau von der Gendarmerie festgenommen worden, als sie die Grenze von Deutschlandkommend überschritt. Bei der Leibesvisitationhatte sich umfangreiches belastendes Material gefunden, das die Verhaftung des weiblichen Kuriers und der NussigerFrau Ä., ihres Gatten und ihres Sohnesrechtfertigte. Bei dem Verhör gestand der weibliche Kurier, für die Nussiger Pensionistengattinregelmäßig Botengänge nachDeutschland unternommen zu haben.Die Abfallsbewegung in der SdPAuch Dr. Kreiß! bricht mit HenleinUmbruch Im Deutschen TumverbandDer Abmarsch aus dem Führerkorps derSdP dauert an. Nach dem Abgang des Abgeordneten Wagner, der von der Partei eben so wieL i e b l zur Niederlegung des Mandates gezwungen werden soll, hat nun auch Dr. K r e i ß l,Anwalt in Bodenbach und Mitglied des SdP-Führerrates, als Verbündeter Kaspers Henleinden Rücken gekehrt. Angeblich wird ihm Dr. D a-d i d auf diesem Wege bald folgen.In Bodenbach fand zum Wochen-Ende einegroße Tagung der Funktionäre des DeutschenTurnverbandes statt, in der unter anderem beschlossen wurde, nach Abschluß des Lei-paer Prozeßes die Homosexuellen aus dem Verband auszuschließen. Im Zusammenhang mit demAusschluß des Jng. Haider wurdensechs Gaujugendführer und einGauturnwart veranlaßt, ihre Aemtern i e d e r z u l e g e n, da sie sich weigerten, diegeforderte Loslösung von Haider zu vollziehen.Ganz wie in der SdP will auch der DeutscheTurnverband der altnationalsozialistischen und„Aufbruch"-Revolte durch eine„General-reinigung" begegnen. Wer alles, außer denschon genannten Funktionären» dabei fliegenwird, läßt sich nicht Voraussagen; aber vermutlichwird sich unter den gemaßregelten Oppositionellenauch der Verbandsdietwart Kittelbefinden.Die sudetendeutsche gleichgeschaltete Pressescheint wie vor den Kopf geschlagen zu sein;einige von den Blättern melden inunerhin bereits die Tatsachen, die von der Zerrüttung innerhalb der SdP-Führung zeugen. Hie und dawerden aber auch schon vielsagende kritischeStimmen laut. Einzelne Blätter veröffentlichenden scharfen Artikel der PZD-Korrespondenz, die„Schluß mit den Affären" fordert,widrigenfalls„ein Kampf aller gegenalle" zu befürchten wäre.*Dr. Jonak bestätigt in einer von der„Bohemia" veröffentlichten Erklärung, daß dieMeldung des(inzwischen eingegqpgenen).Lämpfer", Jaksch und Jonak seien in einemVorstadt-Caft beisammengewesen, eine L ü g eist;„Ich habe", schreibt er,„noch niemals mitHerrn Abgeordneten Jaksch gesprochen."*Gleichfalls in der„Bohemia" stellt RudolfKasper fest, daß er seinen von uns veröffentlichten Brief an Henlein verschlossen ausschließlichan die Kreisstandesvertreter richtete; daß derBericht veröffentlicht werden konnte, betrachtetKasper als Beweis dafür,„wie Vor- und Zwischenfälle von dunklen Elementen provoziertwerden", es sei„nicht schwer zu erraten", wodiese Elemente zu suchen sind, die ein derartigverwerfliches Spiel spielen." Er habe dem„Sozialdemokrat" und dem„Prager Mittag"(derden Bericht nach uns brachte, d. Red.) die Information natürlich nicht zukommen laßen undauch von den Kreis st andesvert r et e r ndürfte das, meint Kasper,„keiner direktg e t a n" haben. Der„Sozialdemokrat", soschließt Kasper, soll bekanntgeben, von wem erdie Berichte erhielt.- Wozu? Herr Kasper schreibt doch eben selber, daß es nicht schwer zu erraten sei, wer die„dunklen Elemente" sind, die uns bedienen! Alsohaben wir erst recht keinen Anlaß, die erfreulicherweise guten Informationsquellen bekanntzugeben, die diesen Bericht aus der SdP undandere zu uns führten und führen. InsbesondereHerrn Henlein laßen wir gerne dreimal raten.Die Verhaftung der Familie K. und ihrerMittelsperson hat in Aussig berechtigtes Aufsehenerregt.Die SdP will" auch die Versicherungen‘und Sparkassen gleichschalten!Die SdP bemüht sich durch ihre Ortsorganisationen, in die Raiffeisenkassen und die landwirtschaftlichen Darlehenskassen- einzudringen.Die Ortsorganisationen der SdP wurden vorkurzem beauftragt, Erhebungen darüber anzustellen, welche ihrer Mitglieder zugleich Mitglieder der Raiffeisen- und der LandwirtschaftlichenDarlehenskaßen sind. Mit diesen Gleichschaltungsbemühungen begnügt sich die SdP jedochnicht. Sie versucht auch, die privaten Versicherungen in ihre Hand zu.bekommen.Insbesondere bemüht sie sich um die St. Florians-Versicherung.Im Bezirk Bergreichenstein hatman die SdP-Leute, die Mitglieder der St. Florians-Versicherung sind, veranlaßt, die Ausschreibung der Wahl eines Ortsausschußes zuverlangen, in dem die SdP selbswerständlich dieMehrheit haben soll. Den Mitgliedern wurdenUnterschriftsbogen vorgelegt, auf denen es heißt:„Die gefertigten Anstaltsmitglieder(Versicherte) der wechselseitigen Versicherungsanstalt„St. Florian" in Eger machen von ihrem satzungsgemäßen Rechte nach 8 9 a der Satzungen Gebrauch und ersuchen ein hohes Präsidium um Ausschreibung der Wahl eines Ortsausschußes in derGemeinde auf Grund des 8 18 derSatzungen.Die unterschriebenen Bogen wurden an den„Kameraden" Stuiber geschickt, den Kreisbauernführer der SdP in Mies.So will die SdP die wirtschaftlichen Institutionen der Bauern erobern und den BdL inihnen entmachten.Es erübrigt sich noch, darauf hinzuweisen,daß die uns vorliegenden Unterschriftsbogen in-soferne eine Fälschung enthalten, als alleUnterschriften von einer Hand stammen.Die Deutschen Im Gendarmerie»und PoilzeldlenstBei der Ueberprüfung der deutschen Ansuchenum Aufnahme in den Gendarmeriedienst, welchein der Zeit vom Frühjahr bis August 1937 eingebracht wurden, mußten die zuständigen Amtsstellen wnstatieren, daß eine ganze Reihe von Bewerbern die Staatssprache nur in ganz ungenügendem Ausmaße beherrschte. Ihre Ansuchenkonnten daher nicht bis zu dem normalen Antrittstermin per 1. Oktober d. I. erledigt werden.Nun sieht aber das Gesetz über die Gendarmeriedie Möglichkeit vor, solchen Bewerbern Dispensfür die Dauer von längstens zwei Jahren zu gewähren. Die Zentral st elle der deutschen aktivistischen Parteien,weiche wegen der Handhabung dieser Bestimmungmit dem Ministerium des Innern verhandelte,erhielt die Zusage, daß von dieser gesetzlichenMöglichkeit in einem Ausmaße Gebrauch gemachtwerden wird, daß dadurch die beruflichen Interessen der betreffenden deutschen Gendarmerie-Aspiranten selbst nicht beeinträchtigt werden.Diese Zusage wurde, in der Zwischenzeit auch realisiert, es wurde in allen vorliegenden konkretenFällen eine Frist von einem Jahre für die genügende Erlernung der Staatssprache gewährt. Dadurch wurde die Erledigung dieser Ansuchen biszu dem nächsten Aufnahmetermin— 1. April1938— ermöglicht. Von ähnlichen Gesichtspunkten will sich das Ministerium des Innern auch beider Aufnahme deutscher Bewerber in den staatlichen Polizeidienst leiten lassen.Diese Praxis entspricht durchaus dem Geisteder Regierungserklärung vom 18. Feber.258 neue Parteimitglieder im Bezirk Kaa-den. Durch die Werbe-Aktion konnte nach denbisher vorliegenden Meldungen im KqadenerBezirke der Stand der Mitgliedschaft seit dem1; Jänner l. I. um 258 neue Mitstreiter erhöhtwerden. Als Werbeziel war der Bezirkorgani-sation gestellt worden, 100 neue Mitglieder derVezirksorganisation zuzuführen. In der Ver-trauensmännerkonferenz am 25. August d. I.wurde jedoch beschlossen, dieses Ziel auf 200 zuerhöhen. Die vorliegenden Ergebnisse bewiesenjedoch, daß auch dieses Ziel im Kaadener Bezirkeüberschritten werden konnte.Haftentlassung undPsychiatrieruns abgelehntBöhmifch-Leipa. Die Verhandlungen gegenWerner Weiß und Genossen wurden Montag innichtöffentlicher Sitzung wieder eröffnet. Bei Beginn der Verhandlung verkündete der Vorsitzendeden Beschluß, datz die Anträge der Verteidigungwegen Psychiatrierung der Angeklagtenabgelehnt wurden. Hiemit fällt auch dieEntscheidung über weitere Anträge der Verteidigung auf Haftentlassung. Dagegenwurden vom Gericht den Anträgen des Prokurators stattgegeben und zur Einvernahme der Untersuchungsrichter von Reichenberg und ein Beamter der Staatspolizei in Reichenberg, der dieersten Vorerhebungen gepflogen hatte, als Zeugefür Dienstag geladen. Die Verhandlung dürftevoraussichtlich dann so weit fortgeschritten sein,daß mit den Plädoyers begonnen wird.Peden Tutoys und DavidsSonntag fand in Reichenberg eine Plenarsitzung des Vollzugsausschusses der tschechoflowa-kischen nationalsozialistischen Partei, an der auchdie politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Bezirkes Reichenberg teilnahmen, statt.Abgeordneter David erklärte, daß wir denFrieden, dieses wertvollste Gut der gesamtenMenschheit, den Frieden unter den Staaten undVölkern, wünschen, wenn wir aber überfallenwerden sollten, so werden wir uns wehren. Inseinen weiteren Ausführungen hob er den Willenhervor, auch mit Deutschland in guter Nachbarschaft zu leben. Unbedingte Voraussetzung einessolchen guten Verhältnisses sei aber der gegenseitige Respekt vor dem Grundsätze der Nichteinmischung. Als innerpolitische Forderung seinerPartei führte Redner den Austausch der Reffortsan, weil er in diesem Austausch ein Mittei zurVervollkommnung des demokratischen Verwaltungssystems sehe. Der Minister für Post- undTelegraphenwesen Alois T u L n y erklärte, daßstatistisch nachgewiesen wurde, daß bei den staat-iichen sozialen Unterstützungen in der Tsche-choflowakei in den von Deutschen bewohnten Gebieten mft gleichem Maße wie bei den Tschecho-flowaken gemessen werde und daß diese staatlichenUnterstützungen in den Jndustrieorten mit deutscher Bevölkerung intensiver sind, was auch vonden Zuschüssen gesagt werden könne, welche derStaat für deutsche kulturelle Zwecke widme.(Hier irrt der Minister! D. Red.) Was die Beschlüsse vom 18. Feber d. I. anbeiangt, stellte erfest, daß die Aufnahme der Deutschen in denStaatsdienst gemäß der 22prozentigen Quote ineinem Jahre nicht, verwirklicht werden könne.Das Budget Im SenatMontag nachmittags wurde das Budget imSenat aufgelegt und dem Budgetausschutz zugewiesen, der bereits heute die Debatte eröffnenwird. Der Ausschuß soll die Debatte bis einschließlich Samstag in vier Sibungstagen erledigen, der Mittwoch bleibt, als Feiertag sitzungsfrei. Im Senatsplenum erstattete FinanzministerDr. K a l f u s ein einleitendes Expose, das sichbis auf geringe Aenderungen mit dem seinerzeitigen Expose im Abgeordnetenhaus deckte. DieAusgaben für die Staatsverteidigung haben sichheuer inzwischen von 2709 auf 3096 Millionenerhöht. Gegenüber dem ersten Expose wurde dieSchätzung der Mehreinnahmen aus den Steuernbei der Umsatzsteuer um 50 Millionen(von 382auf 432 Millionen) erhöht, bei den Konsumsteuern um 50 Millionen(von 206 auf 156 Millionen) vermindert.Zur Prager deutschenSendung im NovemberEs gab im vergangenen Monat ein paar Sendungen, die über den Durchschnitt(der sich im übrigen mit ,^Lach"-Sendungjn, Schallplatten-Füllernund den üblichen unaktuellen Vorträgen recht breit«Machte) einigermaßen hervorragten. Der Gluck-Gedenktag gab Anlaß zu einem Experiment: GlucksBallettmusik zum„Don Juan" war von Dr. Ernst.Latzko mit einem Text von Tirso de Molina, derwiederum nach dem Vorbild des Da PonteschenTextes zu Mozarts„Don Giovanni" bearbeitet war,verbunden worden,— das Ganze also die opernartige Dramatisierung einer Ballettmusik, die denWillen erkennen ließ, das Interesse des Hörers zuerwecken, aber die Frage entstehen ließ, ob diesesInteresse sich unter solchen Umständen eigentlich ausden Stil und die Bedeutung der Musik Glucks richtete, die in der Ballettmusik zum„Don Juan" weniger erkennbar sind als in seinen gewiß schon historischen, aber eben historisch bedeutsamen Opern. Diehalb musikalische, halb dramatische Sendung wurdeunter Leitung Dr. Latzkos(der am Cembalo dasOrchester führte) mit Goetz, Schmerzenreich, Furthund Margarete Schell als Sprechern interessant,wenn mich nicht überzeugend. Weniger experimentierend, aber auf jeden Fall erwähnenswert war dieGerhart Hauptmann-Feier derPrager deutschen Sendung zum 75. Geburtstage desDichters. Vor die Frage gestellt; ob man eines seinersozialen Jugendwerke oder eines seiner unecht klassi-zistischen Spätwerke bringen sollte, hatte man sich füretwas Mittleres entschieden: für die Bagabunden-Komödie„Schluck und Jau", die schlesischen HumorMit Shakespearescher Narrheit und soziales Mitgefühl mit märchenhafter Ironie mischt. Das inhalllichunentschiedene, im Wechsel von Drastik und Poesie!reizvolle und in der Einfachheit der Handlung Volks-1tümliche Stück wurde ohne große Veränderungen imRundfunk wiedergegeben, von Victor Sordan sorg«fätig geleitet, mit Volker und Dudek in den dankbaren Titelrollen.— Der sudetendeutsche Dramatiker Franz Hauptmann kam gegen Endedes Monats mit seinem Schauspiel„Bauernkrieg"zu Gehör. Es war, unter Max Liebls Regie, imwesentlichen dieselbe Aufführung, die vor etwa Jah-resftist das Prager deutsche Theater dein Stück bereitet hatte.Die Original-Hörspiele des Monats, die„Heiratsprojekte" von Stern und die„Millionste" vonV. H. Fuchs waren in ihrer dilettantischen Art sowenig hörenswert, daß man die mikrophonisiertenTheaterstücke bei weitem vorzog. Interessanter warendi« Hörfolgen: die ein«,„M enschenhinterGittern"(von Heinrich Fischer), brachte menschliche Dokumente berühmter Gefangener, beginnendmit dem leider zu wenig bekannten deutschen Freiheitsdichter Schubart, dann eine Szene aus„Dan-tons Tod" von Büchner, Briefe der Charlotte Cor«day,— eine Folge von Rezitationen und Dialogen,um deren Vortrag sich vor allem Hans Fürth undHilde Maria Kraus verdient machten. Der Stoffden die Geschichte(ja, allein die Literaturgeschichte)für eine solche Hörfolge von den großen Gefangenenbietet, ist so umfangreich, daß nur eine Keine Auswahl möglich war. Aber daß auch hier noch der Zen«sor eingegriffen und damit die Fortführung desThemas bis in unsere Zeit verhindert hat, soll wiedereinmal al» Beispiel dafür erwähnt werden, wie«ineübervorsichtige Zensur der in dieser Beziehung gewiß nicht kühnen Prager deutschen Sendung die Aufgabe erschwert, lebendig und zeitgemäß zu wirken.I Auch die andere Hörfolge dieses Monats, die Z o l a-> Folg«„Die Wahrheit ist auf dem Marsche"(die inder Reihe„Europäischer Geist" erschien) hatte sich Iängstliche Abstriche gefallen lassen müssen, obwohlsie an sich schon durch eine zu knappe Sendezeit eingeengt tvar.Daß die Prager deutsche Sendung die Aufgabehat, neben dem„europäischen Gesst" auch denheimatlichen zur Geltung zu bringen, ist unbestritten. Die Frage ist nur, wie das zu geschehenhat. Zwanzig Minuten für den„europäischenGeist", aber eine Stunde silr eine Egerländer Dialekt-Sendung,— das scheint nicht ganz das richtige Verhältnis zu sein. Diese Egerländer Stundevon Rudolf Sabatil„Das Schäfoichta Fest" war wieder so eine gemütliche, mit Liedern und Anekdotenerfüllte Angelegenheit, die sicher zur Unterhaltung,wohl auch zux Heimatliebe beiträgt, aber wenig zumeigentlichen Verständnis der Heimat und ihrerProbleme. In dieser Hinsicht bot die Uebertragunzaus Steinschönau mehr: hier wurde— im Rahmeneines abwechslungsreichen, vom Steinschönauer Orchester und Gesangschor dargebrachten und mit ortsansässigen Komponisten aufwartenden Konzerts vonFachlehrer Albert Lorenz die Entstehung und dieheutige Lage der Glas, und" Textil-Industrie vonSteinschönau und Böhmisch-Kamnitz■ wenigsten» inUmrissen angedeuiet. Auch von der Landwirtschaftund den Baulichkeiten der beiden Städte war dieRede, dies allerdings nicht anschaulich genug rmdzu sehr im üblichen-Tone der Sommerfrischen-Reflame.Der übliche Ton-,— das ist auch das Erb-Uebel der meisten Borträge im Rundfunk. Der Berichterstatter kann selbstverständlich nur einen Teilvon ihnen hören,— aber auch von diesem Teil erschien ihm im vergangenen Monat nur wenig bemerkenswert. Daß Professor P i c c a r d, der Stra-tosphärcnforscher, sprach(er hatte es vorher in derPrager„Urania" ausführlicher getan), war immer-I hin eine„Sensation". Ein anderer Ausländer, HerrRobert Bauer aus Wien, der in Prag nur als Reisender dex Vaterländischen Front aufgefallen war,ist— in einem Zwiegespräch mit Jng. Hokes überden Donauraum— nicht einmal eine Sensation gewesen. Ein wirklich bemerkenswerter politischer Bor,trag war der des Abg. Hacker über„ÄolkstumS-schuharbeit und Parteien".Besonders wirkungsvoll war im letzten Monatdas Vortragsprogramm der Arbeitersendung.An erster Stelle sei der Vortrag des Abg. WenzelJaksch über die Friedensaufgabe der Sudeten-deutschen genannt, dessen weltpolitische Erwägungengerade im Zusammenhang mit der Englandreise desRedners an Bedeutung gewannen. Der mahnendeund überzeugende Vortrag der Abg. Irene K i r p a lüber„Warum müssen die Frauen die Demokratieschützen?" wies auf den Wert der politischen Freiheit hin, deren Verlust gerade die Frauen, die ihrepolitischen Rechte so spät errungen haben, nicht geringschätzen dürfen. Eine Mahnung an die Jugendund ein Bekenntnis war Rudolf Geißlers Vortrag„Demokratische Selbsterziehnng der Jugend",ein aktueller geschichtlicher Rückblick Ernst PaulsVortrag„Die sozialistische Internationale und derFriedensgedanke", ein gedankenreicher, anregenderund auf die lebendige Bildungspraxis wirkenderVortrag war Paul Fürstenaus„Erziehung zurSchönheit"..Am Ende seien noch einige musikalisch«Sendungen erwähnt: ein Mendelssohn-Bartholdh-Konzert zum 90. Todestage des Meisters der deutschen Musikromantik, den man heute im DrittenReich schamhaft(oder schamlos) verschweigt, weil ernicht„arisch" war, ein interessantes Konzert zeitgenössischer Musik, mit Liedern französischer Komponisten und eine Reihe von Aufrührungen heimischesi Komponisten, unter denen wieder Konecznh und Kurti Seidl auffielen.,-—eis—,