Jtr. 299 DienStag, 21. Dezember 1937 Seile S .... u Josef Hofbauer : Dorf In Scherben Prei, kart. 82.. geb. KC 38.. 8« beziehen durch die Zentralstelle'Sr das Bildungswefen in Prag XU, Sleska 13V. leÜSMMd Die oppositionellen Strömungen in der SdP und der Turnverband Obwohl dieZeit" sich bemüht, den An­schein M erwecken, als ob innerhalb der SdP wieder alles in Butter wäre, lassen andere Nach­richten. die durchsickern, doch erkennen, daß es um den Weihnachtsfrieden in derVolksgemein­schaft" nicht eben gut bestellt ist. Krach in der Znaimer, Krach in der Landskroner Bezirksorganisation, Krach vor allem aber un­unterbrochen und überall im Deutschen Turnverband. Von zwölf Bezirken des mittelmährischen Turngaues haben sich vier hinter Ina. Haider gestellt; Amtsenthebun­gen werden imcht zur Kenntnis genommen und beim Appell des südböhmischen Turngaues in Krumau hat man sich um die.Bodenbacher Nichtlinien überhaupt nicht geschert. DerA u f« bruch" wird immer heftiger gegen Konrad Henlein , der alsRepräsentant der Bürgerlichkeit" angesprochen und ange­schrien wird, und ganz besonders gegen den Ka­meradschaftsbund, der für den.politischen Dilet­tantismus" der SdP-Führung und fijjc dieVer­ballhornung des Führergedankens" verantwort­lich gemacht wird;sturer Jntellektuellenklüngel", »politischer Macchiavellismus" das sind so die Liebenswürdigkeiten, die derAufbruch" für die Gottsöbersten aus dem völkischen Lager parat hat. Und selbst imDeutschen Kultur-! verband" gibt's Gruppen, die jetzt munter zu werden beginnen, wie etwa der Bezirksverband Göllnitz(Slowakei ). der aus dem Gau Preßburg austrat und sich direkt der Hauptlei­tung unterstellte, weil er sonderbarerweise hofft, dort auf bessere Ueberparteilichkcit zu stoßen. Insbesondere innerhalb der Jugend gibt es etliche, die Herrn Henleins bereits müde geworden sind, so ein Egerer Student» der dieser Tage in der Turnhalle dort kräftig gegen Hen­lein loSzog und mit dem ein Häuflein Gleichge­sinnter den Saal verließ, um dann den Austritt auS dem Turnverband zu melden. Unterdessen sitzt Henlein mit seinem Führungsrat in Bad Max­dorf und denkt darüber nach, wie man dem Ka- meradschaftSbund, den alten sudetendeutschen Nationalsozialisten und zugleich den Berliner Wünschen auf einmal dienen könnte, ohne es sich aber in Prag ganz zu verderben und dabei noch dem sudetendeutschen Boll verständlich'Und. be­gehrenswert zu bleiben. Angeblich ist weder der deutsche Gesandte in Prag mit der SdP, noch diese mst dem Herrn Gesandten zufrieden. Dr. Peters spottet seiner selbst... Herr Dr. Peters hat in der Monatsver­sammlung der Prager SdP-Organisation eine Rede gehalten, über die die»Zeit" ausführlich be­richtet, wobei sie es nicht unterläßt, uns mitzutei- len, daß an dieser Versammlung»mit freudigem Beifall begrüßt, zahlreiche Parlamentarier der SdP und Mitglieder des Professo­renkollegiums der deutschen Hoch­schulen teilnahmen". Wem das Deutsch der folgenden Sätze anzulasten ist, dem Abg. Peters oder dem Berichterstaller seines Blatte-, wissen wir nicht: Anschließt die Etappe der klaren Herausstel­lung unserer Forderungen. Entgegen allen Be­hauptungen vom rätselhaften Wesen der SdP haben wir unsere Forderungen klar und eindeullg projiziert. Herr Dr. Peters beschwor in feiner Rede seine Treue zu Konrad Henlein und sprach aufgewachsen in dieser Treue Bannflüche gegen die Oppositionellen aus.»Klar und einfach proji­zierte" er die Geschichte der StP: Die erste, abgeschlossene Bewährungsetappe, die zeitlich vom 1. Oktober 1938 bis zum 19. Mai 1988 fällt, ist die Sammlung zum Bekennt­nis. und tut so, als wäre er ein alter Bekenner! Aber er ist dies erst seitdem 31. März 193 8, von welchem Tage sein selbstverständlich ohne Rücksichtnahme auf den bevorstehenden Wahltermtn gefaßter Beschluß datiert, von der DAWG weg zu Henlein zu übersiedeln, gegen den er bis dahin in manchen Versammlungen manches ge­sagt hatte(Zitate gefällig?). Und nun hat Dok­tor Peters, inzwischen einer der Gelleuesten der Getreuen geworden, ein ganz besonderes Argu­ment gegen die oppositionellen Abgeordneten Liebl und Wagner gefunden, die er, der Entscheidung des Wahlgerichtes vorgreifend,»ehemalige Abge­ordnete" nennt: Es gehe nicht an. Berühmthell auf dem Wege über dieBohemia"»der dasPrager Tagblatt" zu suche». Selten war das Wort»ausgerechnet" so am Platze wie hier. Ausgerechnet Dr. Peters per- horresziert es, Berühmtheit auf dem Wege über dieBohemia" oder das»Prager Tagblatt" zu suchen. Er spottet seiner selbst und weiß nicht, wie... Dr. Lodsman 60 Jahre Heute wird der aus dem polllischen Leben früherer Jahre bekannte Dr. Rudolf Lodgman sechzig Jahre alt. Der nun Sechzigfährige ist schottischer Abstammung, wurde in Königgrätz ge­boren, studierte an den Universitäten in Prag und Wien und trat im Jahre 1900 in den politischen Staatsdienst ein. Er diente bei den Bezirkshaupt­mannschaften in Marienbad , Aussig und Teplitz- Schönau und übernahm 1906 die Leitung des Verbandes der deutschen Bezirke und Städte. 1911 wurde er im Wahllreis Aussig zum Abge­ordneten gewählt, ohne daß er sich im Abgeord ­netenhaus einer bestimmten Partei anschloß. Er gehörte im alten Oesterreich zum national ge­mäßigten Flügel des Bürgertums und verfocht den Gedanken der nationalen Auwnomie. Seine große Zell kam, als er 1918 zum Landeshaupt­mann von Deutsch-Böhmen gewählt wurde, als welcher er neben Seliger in der Landesregierung gewirft hat. 1920 wurde er bei den^ersten Par­lamentswahlen als Kandidat der Deutschen Na­tionalpartei gewählt. Im Gegensatz zu seiner national gemäßigten Haltung im alten Oesterreich ergab er sich nunmehr einem nationalen Radika­lismus, der durch realpolitische Erwägungen nicht gezügelt war. Nach der Niederlage seiner Par­tei im Jahre 1925 nahm er kein Mandat mehr an, zog sich vom politischen Leben zurück und wid­mete sich seiner Arbeit als Leiter der Kanzlei des BerbandeS der deutschen Selbswerwaltungskörper, wo er noch heute tätig ist. Lodgman hat sich trotz seiner extrem nationalen Richtung durch seine Ehrlichkeit und Anständigkeit Achtung und Aner­kennung bei seinen politischen Gegnern erworben. Tarims der aktivistischen Bezirks­stellen Im Wahlkreis Pilsen Am Sonntag fand im Deutschen HauS in Pilsen eine Tagung der Delegierten der deutschen aktivistischen Bezirksstellen aus dem Wahlkreis Pilsen unter dem Vorsitz des Sozialdemokraten Kühnl-Mies, des christlichsozialen Bürgermeisters Sllitzl-Tachau und des LandbündlerS Dr. Lösch» ner-Ronsperg statt. Die Zentralstelle der aktivi­stischen Parteien war durch Willi Wanka und Dr. Geppert vertreten. Wanka referierte über die Bedeutung der Regierungserklärung vom 18. Feber, über die Vergabe von Staatsausträgen und-arbeiten, über die soziale Fürsorge und über die Anstellung im Staatsdienst. Die gute Zu­sammenarbeit mit den Regierungsstellen müsse noch inniger gestattet werden; ununterbrochen sei dort das Bewußtsein lebendig zu erhatten, daß der 18. Feber nicht eine vorübergehende Sache ist, sondern daß er die in Vereinbarungen formu­lierte Aeußerung des Selbsterhaltungs- willens der Sudetendeutschen ist. Der mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Rede folgte eine sehr reiche, auf hohem Niveau stehende Debatte, die auch vollste Anerkennung der von der Zeillralstelle geleisteten Arbell beinhalte. 5chSnerkrfolz der Union der Textilarbeiter Die Betriebsausschußwahlen in der großen Textilfabrik Noe Strauß in Liebauthal brachten der Union der Textilarbeiter einen bedeutenden Erfolg. Auf ihre Liste entfielen 625 Stimmen und sieben Mandate, auf die Deutsche Arbeiter­gewerkschaft 284 Stimmen und drei Mandate. Die Union gewinnt 36, die TAG 21 Stimmen. Die DAG wollte die Mehrheit erlangen; sie hatte seit 1935 prophezell, daß sie bei der nächste» Wahl an der Spitze stehen werde. Thomas Mann iwer dieDeutsche Volksbühne** Der Klub der tschechischen und deutschen Büh­nenangehörigen erhielt von Thomas Mann ein Schreiben, in dem es u. a. heißt:... Nun höre ich mit Genugtuung von der neuen Organisation, die unter dem NamenDeutsche Volksbühne, Ar­beitsgemeinschaft der demokratischen Theaterbesu­cher", in Zukunft eine geistig-gesellschaftliche Rolle im Leben Prags spielen soll. Was das Wortde­mokratisch" gerade in diesem Zusammenhang be­deutet, ist mir vollkommen klar. Es ist eine kul­turelle und kuttur-politische Gesinnungsgemein- schäft, die sowohl den tschechischen wie den deut­ schen Teil dieser Besucherorganisation zusammen­geführt hat, der Wunsch, die Kultur durch das Mittel des Theaters gegen die feindseligen Ten­denzen zu verteidigen, die sie heute bedrohen, und die ich nicht bei Namen zu nennen brauche." Blamage derZelt** Am Sonntag hängte dieZeit" einem gehässigen Bericht Wer das Reichenberger Stadt- t h e a t e r'Noch gehässiger folgende Notiz im Fett­druck an: Zur Aufführung von Gerhart Hauptmanns Fuhrmann Hentschel " im Reichenberger Stadt­theater, hatte man den greisen Dichter, der dar 75. Lebensjahr erreichte, persönlich eingeladen. Hauptmann ist aber der Einladung nicht gefolgt. Zwischen den Zeilen ist da zu lesen, daß die von der SdP sich Wer das Nicht-Erscheinen Hauptmanns in Reichenberg freuen mögen. Weil er damit wohl habe dartun wollen, daß er dar von demJuden Barney " geleitete Theater eben nicht besuchen wolle oder dürfe. Am selben Tage aber brachte dieReichenberger Zeitung " die Meldung, Hauptmann habe aus Rapallo (seinem Mn« digen italienischen WinteraufenthattSort) dankend telegraphiert, daß er von dort leider nach Reichen­ berg nicht komme könne waS den 75jährigen jedermann glauben wird. Es scheint uns, daß die Einladung Reichen­bergs an Hauptmann nicht gerade notwendig war; Wer es ist erfreulich, daß sie derZeit" Gelegenheit gW, sich einmal gründlich zu bla­mieren. Telephon im Naturfreundehaus Petzer. Wir machen darauf aufmerksam, daß unser Raturfreunde­haus in Petzer (Lenzenberg) bereits«ine eigene Telephonanlage hat, und zwar Petzer 31. Bei allfälligen Erkundigungen über die Schneeverhält« niff« oder wehen der Unterkunft wolle diese Nummer angerufen werden. Märchen und Menschen um Glas Von Martin Grill Im Auslagenscnster der Welt. Ein Abend in der Weltausstellung zu Paris . Der Tag ist längst vorbei. Wer über die Straßen und Pttche der Stadt der tausend Wunder ergießt . sich eine Ueberfülle strahlenden Lichtes. Ein zau­berhaftes Bild liegt vor den Augen der Menschen, die Wer die breiten weißen Treppen beim Troca- dero in das Gelände hcrabsteigen. Hinter den von Scheinwerfern beleuchteten symbolischen Figuren am Hause der Sowjetuuron, die durch die Nacht dahinzustürmen scheinen, ragt der Eiffelturm im bunten Lichterglanz auf.- Wasserspeier, Licht­fontänen, Musik, Trommelwirbel und Negergesang von der Insel Gygnes, drängende Menschenmas­sen:Expo Paris 1937!" Am linken Ufer der Seine taucht ein leuch­tender Würfel auf, verschwindet und erscheint wie­der. Es ist der aus Glas erbaute tschechoflowa- kische Pavillon, der alle Blicke auf sich zieht. Es gab Staaten, die ihr wtalitäres Regime zur Schau stellten, Deutschland zeigte seine reiche Technik deren Erfolge es nicht dem Nationalsozialismus derdantt Italien brüstete sich mit dem Siege Wer ein halbwildes Volk in Afrika , die Tschecho­ slowakei rückte das Produkt in den Vordergrund, das den Namen Böhmens in der Welt bekannt ge­macht hatte: das Glas. Achtundzwanzig verschiedene Glassorten wurden zum Aufbau des Pavillons verwendet, unter ihnen einige neue, hochwertige Baustoffe. Beweist schon der gewaltige Glaswürfel die Lei­stungsfähigkeit der Industrie, die Miniaturschau im Innern verllest den Eindruck noch außeror­dentlich. Immer wieder ziehen sie die Blicke auf sich, die geschliffenen Pokale, die Glasätzungen, die bemalten Kunstwerke, die Glasmosaiken, die Schmuckwaren, die zierlichen Figürchen aus dem spröden und doch in der Hand der Menschen so fügsamen Material. Hundertundzwanzig Fir­men sind hier mit ihren Erzeugnissen vertreten, die Schau ist ein Schmuckkästchen der Ausstellung, sie ist das Märchen in Glas, geschmackvoll dar- gestellt im Auslagenfenster der Wett, dieser Welt en miniature, die der Pariser Expo 1987" nennt. Es fällt auf, daß nirgends von den Men­schen gesprochen wird, die diese schönen Dinge schufen. Es gibt Pavillons, die den sozialen Cha- ratter ihrer Regierungen betonen. Schweden hätte hier Beispiel sein können. Wir zeigen baß Endprodukt, doch nicht seine Voraussetzungen, wir zeigen die Ware, doch wir schweigen von den Menschen. Wir?... auch diese Formulierung ist falsch: der tschechoslowakische Part auf der Ausstellung ist von Industriellen geformt wor­den, das ist ein Erfolg für die Jnhusttie, aber eine verpaßte Möglichkeit für den demokratischen Gedanken. Hütte»«W Heimarbeit Es wäre keine Schande gewesen, auch von den Menschen zu sprechen, denn ihrem Fleitze und ihrer Geschicklichkeit hat dasBöhmische Glas" seinen Weltruf zu danken. Ihre Erzeugnisse tru­gen das Wissen von dem Lande in die Welt, als sie den Menschen noch größer als heute erschien und sie tun es ttotz Autarkiewahn und Zoll­mastern noch in einer Zeit, die Kanonen uW Bombenflugzeuge als werwollste Handelsware betrachtet. So viel hätte man erzählen können. Bon entlegenen Gebirgstälern, in denen die ersten Glashütten entstanden, von Perlenbläsern, die in einer Ecke der WohnstWe ihre FWrik aufgeschla­gen haben, von.der Heimarbeit an primitiven Schleif - und Poliermaschinen, von dsr Not der Menschen, von verzweiflungsvollen Aufständen und Niederlagen und vom neuerlichen, nun plan­vollen Zusammenschluß des Glasmachervölkchens. Zeiten der Depression folgte neuerlicher Auf­schwung. In den ersten zehn Jahren der Repu­ blik wurden für 14 Milliarden Kronen Glas und Glaswaren ausgeführt. Dann sank die Ausfuhr­ziffer von 1378 Millionen Kronen im Jahre 1929 auf 531 Millionen im Jahre 1933. Zehn­tausende Glasarbeiter wurden arbeitslos. Auch in der verwandten P o r z e l l.a n i n d u st r i e, deren Erzeugnisse Wenfalls weltbekannt sind, wurde ein Betrieb nach dem anderen stillgelegt. Hier betragen die Bergleichsziffern 305 bzw. 90 Millionen Kronen. Not und Elend kehrte in die Familien der betroffenen Arbeiter ein. Das waren keine glitzernden Märchen mehr, das war graue, bittere Wirklichkeit, Solidarität und Kampf Nun verdient in einer Ehrentafel festgehal­ten zu werden, was die Freie Gewerkschaft der Arbeiter dieser Berufsgruppe für die überflüssig gewordenen Menschen getan hat. Die Beschäftigtenziffer sank von Jahr zu Jahr und 1933 waren 80 Prozent der Mitglie­der des Glas- und KeramarbeiterverbandeS ar­beitslos. Die Anforderungen an die Unterstüt« zungskasse deS Verbandes stiegen, die verant­wortlichen Funktionäre wußten oft zwei Tag« vor den Auszahlungsterminen nicht, woher sie die notwendigen Gelder nehmen sollten, trotzdem brachte eS der betroffene, etwa fünfzehntausend Mitglieder zählende Verband fertig, in den sechs Krisenjahren etwa 115 Millionen Kronen an di» Mitglieder als Arbeitslosenunterstützungen aus­zuzahlen. Welch gewaltige Hilfe für einen wert­vollen Teil des in Not lebenden Volkes I WaS für«in Beweis der Kraft und Solidarität! Welch wahrhaft nationale Tat, die zehntausende Volks­genossen vor der Verzweiflung bewahrte! Verdiente es nicht festgehalten zu werden, daß unsere Arbeiter auf dem Gebiete der ge­werkschaftlichen Solidarität ebenso groß sind wie auf dem des beruflichen Könnens? Ein Großteil der Arbeitslosigkeit ist auf die Mechanisierung der Arbeit zurückzuführen. Owens einarmige und halbautomatische Ma­schinen machten tausende Arbeiter überflüssig. Tafelglas wird nicht mehr im Handbetrieb, son­dern im automatischen Verfahren hergestellt. So­gar die Glasperlenerzeugung ist mechanisiert und es gibt auf diesem Gebiete eine Maschine, welche die Arbeit von hundert Arbeitern verrich­tet. Die Produktionsziffern stiegen, die Arbeiter blieben ohne Arbeit zurück. Da war es nun ein bedeutender Erfolg, daß es der Freien Gewerkschaft gelang, den Jndu- striellenverband zur Zahlung einer Entschädi­gungssumme von hunderttausend Kronen an die seit Jahren arbeitslosen Flaschenglasmacher zu bewegen. Am 15. Dezember 1937 soll eine zlveite Quote in derselben Höhe zur Auszahlung ge­langen. Im Kampfe Die Arbeiterschaft in der Glasindustrie marschiert an der Spitze der Lohnbewegungen. In jeder Ausgabe kann das ausgezeichnet redi­gierte Fachblatt der Glasarbeiter Wer erfolgreich abgeschlossene gewerkschaftliche Kämpfe berichten. Aus der Reihe der Erfolge sei der Abschluß eines Kollektivvertrages in der Hohlglasbtanche her­vorgehoben, der 17.000 Arbeitern die Löhne sichert und ihnen zum Teil bedeutende Exfqlge brachte. In der Flakonerie und in der Kristall­branche, im Haida-Steinschönauer Gebiet und in Westböhmen, überall war die organisierte Arbei­terschaft in den letzten Monaten im Angriff und konnte unter Führung ihres getreuen Anwalts, der Freien Gewerkschaft, Lohnerhöhungen erzie­len, die bis zu 35 Prozent gingen. Welch im- mense Arbeit erst diese Fortschritte möglich machte, kann man aus dem Bericht Wer den Ab­schluß des Kollektivvertrages in der HohlglaS- branche ersehen. Dreizehn Monate dauerte die Vorarbeit, mehr als 500 Vertrauensmänner der Arbeiterschaft kamen in 167 Verhandlungen mit den Verttetern der Behörden und der Arbeitge­ber zusammen, um schließlich dieses Werk zu schaffen. Fürsorge für die Opfer der Arbeitslo­sigkeit, Erhöhung des Lebensniveaus der Arbei­tenden, einschließlich der lange vernachlässigten Heimarbeiter, Erziehung zur gewerkschaftlichen Solidarität und zum Klassenbewußtsein, daS ist vor allem der Ausgabenkreis der Gewerkschaft der Glas- und Keramarbeiter, und wir müssest sa­gen, daß sie ihren Aufgaben gerecht wirlü Selbstverständlich hat erst die Wirtschafts­belebung den Boden für die verschiedenen Er­folge vorbereitet. Die Aussuhrziffern im Halb­jahr 1987 waren um 40 Prozent höher als in der gleichen Zeit des Vorjahres, bei Tafelglas bettug die Steigerung sogar 72 Prozent. Wenn wir diese kurze Betrachtung, die wir mit einem Blick in dieExpo Paris 1937" be­gannen, mit der Erinnerung an einer weitaus weniger bedeutende Veranstaltung abschließen dürfen, so sei an die AusstellungFreiheit und Licht" erinnert, die im August d. I. in Teplitz stattfand. Sie zeigte das, was wir in Paris ver­mißten: Das Leben der Menschen in der Glas­industrie, ihre Not, ihren Kampf und ihren Wil­len, dafür zu sorgen, daß die Vielen, die auch heute noch in Entbehrung leben, einmal bessere Tage erblicken. Denn auf den Menschen kommt es an und jedes Land ist soviel wert als es sei­nem wertvollsten Besitztum eben den Men­schen an Glück und Freude zu geben vermag,