Sozialdemokrat Zentralorgan der Deutsche  « sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erschollst mit««»»ahme de» Montag täglich früh/ Einzelpreis 70 Heller Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 83077- Herausgeber: Siegfried Taub  - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern. Prag  17 Zahrqana Donnerstag, 23. Dezember 1937 Aus dem Inhalt: USA  -Fahnen von Japanern entehrt Innere Spannung in Japan  Tatarescu ohne Mehrheit DSAP energisch gegen Abbau der Ernährungs­aktion Nr 301 Der Triumph von Teruel Deutschland und die Tschechoslowakei  Die Stad; fest In den HSnden der Republik  , Jubel in Spanien  Barcelona  . Neber die Einnahme von Teruel  , die wir bereits gestern gemeldet hat­te«, liege» nun Einzelheiten vor, die erkenne» lassen, wie schwer«nd heftig der Kampf war, der um diese Stadt geführt werde« mußte. Trruel befindet sich seit Beginn des Bürgerkrieges in de» Hände» der Rebellen»nd war für die ganze repnblikanische Front der empfindlichste Punkt. Teruel   ist strategisch«och bedeutsamer als Madrid  »nd der Besitz dieser Stadt schien de« Rebellen so wichtig, daß sie in letzter Minute die verzweifeltsten Anstrengnuge» unter Ein­satz ihres besten Menschenmaterials machte«, um den Fall Ternels aufznhalte». Es zeugt von der strategischen Ueberlrgeaheit der repnblikanische» Armeeführung, daß ihr gleichzeitig das schwierige Manöver des LorstoßeS in dem bergigen Gelände und die Abwehr unerhört hef­tiger Rebellenangriffe im Rücke« der Belageruagsarmee gelang. Tas jnnge republikanische Offizierskorps«nd insbesondere der Generalstabschef Rojo  , der die Operationen bei Teruel  führte, habe« eine glänzende Probe ihres Könnens abgelegt. Mit dem Fall von Teruel  schwindet die Hoffnung der Rebellen, das gr-ße strategische Manöver anssühren z» könne«, das zur Zerschneidung des repnblikanische« Spanien   durch einen Borstoß an die Küste aus­geführt werde« sollte. Zur Durchführung dieses Manövers ist der Besitz Ternels als Etap- penstatio»«nd befestigter Stützpunkt unentbehrlich. Die Eroberung der Stadt durch die repnblikanische Armee ist also von größter Bedeutung für den weitere« Berlanf des Krieges nnd zu dem großen strategische« Erfolg kommt»och der moralische, der aller Welt zeigt, daß die jnnge republikanische Armee zu einer erfolgreichen Offens ivarmee geworden ist. Der Sieg von Teruel   wiegt strategisch»nd moralisch die im Norde» erlittenen Verluste weit ans»nd hat a»f die Franco-Armee eine» außerordentlich entmutigenden Einfluß: der Welt aber wnrde gezeigt, daß der Großsprecher Franco keineswegs der Gewinner der BürgerkrigeS sei» wird, als der er sich selbst schon wiederholt präsentiert hat und als der er von de« faschistische« Zeitungen in allen Linder« bereits präsentiert wurde. DaS rrvublikanische Spanien   jnbrlt und mit ihm die ga«ze demokratische Welt, die de« tapfere« Sieger« von Ternel avS heißem Herzen dankt. in der Hand zwangen, wieder in die Stellungen -urückzukehren. die sie aufgegeben hatten. eine Erkäruns Mlalas x Madrid.(Ag. Esp.) General Miaja erklärte den Journalisten: Ich bin außerordentlich befriedigt von dem Ergebnis der Operationen um Teruel  . Der Sieg, den«ufere Kämpfer davongetragen baden, zeigt ihre« ganzen Wert, den« die Stadt, die st» soeben eingenommen baden, ist eine wirkliche Festung, in die Seite eines HiirlS ringefchnitte«. Dieser Erfolg ist das Werk des Generals Rojo, den ich die Ehre hatte, an«einer Seite zu baden in de« ersten Monaten der Verteidigung Madrids   als Chef d«S GeneralstadeS. Die Levantzone ist nun gefeit gegen jeden feind­granatenkampf. Dieser Kampf war ein.r der glänzendsten der ganzen Operation. Der Feind machte intensiven Gebrauch von seiner Artillerie, konnte aber trotzdem nicht um«inen Schritt Vor­dringen und erlitt äußerst schwere Verluste. ' Die Kolonnen, die auf der Route von Villa­star operierten^ kämpften unablässig den ganzen Tag hindurch. Man sah von unseren Lintzm-die Rebellenkolonnen,' die El Manfueto verteidigen tollten, aus ihren Schützengräben herausspringen, um sich auf die Stierkamvfareve zurück,»ziehen -'Üch verlangten. H diese Versuche scheitertena«. j und wst ihre Offiziere mit^dem_ Revolver der Bravour der Volksarmee, die sich unaufhörlich i bewunderungswert geschlagen hat und eine Attacke. nach der anderen abschlüg,. ohne auch nur einen Schritt zurückzuweichen, ja, sie fuhr fort, metho- i hisch auf die Stadt vorzurücken. Der erste feindliche Angriff hat um 9 Uhr früh begonnen. Er wurde vorbereitet durch inten ­sive Artillerieaktion, die von den Stellungen des Corro Gordo in Richtung auf unsere Stellungen des Alto de Colada ausging. Trotz der Heftigkeit dieses Angriffes, den vier Bataillone vortrugrn, wurde er ausgehalten, ohne daß es gar nötig wurde, unsere Reserven in Aktion treten zu lassen. Am Nachmittag suchten die Rebellen einen schwächeren Punkt und richteten den Angriff auf hie Straße von Villalba Baja(im Nordens. Un ­sere Truppen begnügten sich nicht damit. Wider ­stand zu leisten, sondern machten einen Gegen ­angriff und dezimierten die Ncbellenkompagnie, die auf dem Schlachtfeld die Leichen fast all ihrer Leute liegen ließ. Die Rebellen verstärkten diese" Teil der Front weiter und man sah vier neue Bataillone und mehrere Schwadronen in Caudr ankommen. Dieses Dorf befand sich jedoch bereits unter dem Feuer unserer Artillerie. Um den alten Friedhof, den die Rebellen Montag abends ver ­loren hatten, wiederzugewinnen, machten sie viel außerordentlich heftige Angriffe, ohne ejn anderes Ergebnis als den Verlust von mehr als 200 Menschen.' Gleichzeitig mit diesen Operationen führten andere republikanische Truppenteile ihren Vor- marsch auf Teruel   weiter und eS gelang ihnen, einige Widerstandspunkte zu bcztvingen und ihre Stellungen weiter vorzutreiben. Bon diesen neuen Stellungen aus gingen dann unsere-Trup ­pen um 4 Uhr nachmittags wiederum vor, um d-r Stierkampfarena zu erreichen, sowie die östliche Hälfte der Stadt. Bor Einbruch der Dunkelheit und nach der Besetzung mehrerer Däuser der Vor ­stadt, marschierten die republikanischen Einbeite- ins Zentrum der Stadt unter dem Viadukt durch trotz des heftigen Feuers der Rebellen. Das 18 Armeekorps, das auf dieser Front unablässig ge- ckämvft hat, wählte al« Ausgangspunkt seines An ­griffes die gleiche Stelle, wo am Vorabend die Re-" bellen ihren Angriff versucht hatten, nämlich zwi ­schen Castillo und Son Blas. Es kam zum Hand ­lichen Angriff. Die Rebellrnarmee ist ernsthaft er- schüttelt. Dieser Steg ist der erste, der internationale BnSwirkungm hat". Begeisterung In Madrid  Madrid. Die Nachricht vom Fall Teruels hat   in Madrid große Begeisterung ausgelöst. Die Mehrzahl der Einwohner der Hauptstadt erfubr von dem republikanischen Sieg erst' Mittwoch früh, da die gewöhnlich um 23 Uhr verlautbarten Nachrichten erst um 11 Uhr 80 Min. vormittags ausgegeben werden. Die Blätter veröffentlichen die amtliche Nachricht mit großen Titeln und be­tonen, daß General   Aranda,   der Teruel um jeden Preis retten sollte, von den republikanischen Truppen geschlagen worden sei. Weiters verwei­sen die Blätter darauf, daß die Ereignisse in d-n Provinzen Nordspaniens im Auslande den Ein­druck der Schwäche der Republikanischen Arm-e und Zweifel an der Tüchtigkeit ihrer Komman­danten Hervorrufen konnten. Die Antwort auf diese Zweifel sei nunmehr in ganz klarer Weife gegeben worden. Auf den Straßen, in den Ge­schäften und in den Kaffeehäusern ist der Sieg der republikanischen Armee das einzige Gesprächs­thema. Jubel In   Barcelona und In Aragonien Barcelona.(Ag. Esp.) Als di« Nachricht vom Fall Teruels eintraf, die in den Abendblättern noch nicht enthalten war, füllten sich'die Straßen sofort mit Gruppen, die Fahnen trugen und be­geisterte Hochrufe auf die   Republik und die Volks­armee ausbrachten. Ebenso. war es in allen öffentlichen Lokalen, wo immer wieder die Ra- tionalhhmye verlangt, gespielt und mitgesungen wurde. Die Freude ist unbeschreiblich. Alle ver­stehen die außerordentliche Tragweite dieses herrlichen Sieges,   in Spanien sowohl wie im AuSlande.  Barcelona. Der Sonderberichterstatter der Agence Espagne gibt eine Zusammenfassung der letzten Tage, aus der hervorgeht, daß der Tages­befehl des republikanischen Kommandos vom Sonntag lakonisch gelautet hat: Z i e l T e r u e l. Das Innere der Stadt, wo sich das Priester­seminar, der Bischofspalast, das Kloster und die Kirche befinden, galt als der faschistische Kern. Die republikanischen Truppen brauchten jedoch hier, als sie eindrangen, nicht einen einzi- g e h Schuß abzugeben. Beim Einzug der Trup­pen füllten sich die Straßen im Zentrum der Stadt schnell mit der begeisterten Bevölkerung, die das republikanische Heer mit Hochrufen auf die   Repu­blik empfing. In ganz   Aragonien herrscht Jubel über den Sieg. Der amtliche Belicht . In dem Bericht deS NatiouälverteidigungS-1 Ministeriums über die Einnahme   von Teruel s heißt es u. a.:;: . Die sehr zahlreichen Verstärkungen, die der ^Fesnd in-aller Eile nach   Teruel geschickt hat, haben seit Dienstag morgens verzweifelte An­strengungen gemacht, um an irgend einem Punkr die republikanischen Linien zu durchbrechen und\ den Belagerten Hilfe zu bringen, die diese ängst-| Seit der Aussprache des   englischen Ministers Lord   Halifax mit Adolf Hftler ist das Verhält­ nis   Deutschlands zur Tschechoslowakei   zum Tbe- ma diplomatischer Gespräche und von Erörterun­gen in den Zeitungen geworden. Dabei wurde die Bedeutung, die der Angelegenheit von den beiden Hauptbeteiligten beigemeffen wird, arg übertrieben. In den Unterredungen-n Berchtes­gaden   und Berlin spielten nicht mitteleuropäische Dinge, sondern die Kolonien die Hauptrolle, eine Frage, über die man noch lange verhandeln und nicht so leicht zu einem Ergebnis kommen wird. Deutschland   hat trotz des Antikomm- ternpakts- den Wunsch, aus seiner Isolierung herauszugelangen und strebt vor allem eine Bez- serung seines Verhältnisses zu England an. Bei der engen Zusammenarbeit zwischen England und   Frankreich aber muß Deutschland   auch«>n anderes Verhältnis   zu Paris sinden, wenn es   in London besser gehört sein will. Dieses Streben Deutschlands   kam u. a. auch darin zum Ausdruck, daß der deutsche Außenminister Herrn Delbos auf dessen Durchreise nach   Warschau auf dem Bahnhofe   in Berlin begrüßte. Dieses Streben Deutschlands   hat natürlich auch Folgen für sem Verhältnis zur Tschechoftowakei. Wenn man nun angesichts dieser Lage von Verhandlungen über einen Pakt der Tschecho­ftowakei mit Deutschland   spricht, so e n t sp r ich t dies nicht den Tatsachen. Die Tsck-e- choslowakei hat seit 1925 einen Schiedsvertrag mit Deutschlands   dessen Bestimmungen völlig ge­nügen wenn sie eingehalten würden. W.'^er Deutschland noch die Tschechoslowakei   haben den Wunsch, im gegenwärtigen Augenblick, eimn neuen Pakt abzuschließen, das muß festqehalr«n werden, sollen nicht Phantasien an Stelle realer Erwägungen treten. Diplomatische Gespräche zwischen den beiden Staaten sind allerdings ge­führt worden,(insbesondere seit den Teplitzer Vorfällen) und'die eine Begrenzung der Presse­angriffe, die damals von reichsdeutscher Seite er­folgten, zum Ziele haben. Bei dieser Gelegenheit hat der Vertreter des Dritten   Reiches eine Wunschliste vorgelegt, in der auch ein Einschrei­ten der tschechoslowakischen Regierung gegen ge­wisse Blätter vor allem jene, die von deutschen Emigranten herausgegeben oder von ihnen be­einflußt werden verlangt wird. Die Tschechoslowakei   ist ein demokratischer Staat, in welchem Preßfreiheit herrscht, so weit es die Lebensinteressen des Landes und die Not­wendigkeiten seiner Verteidigung sowie die' be­stehenden Gesetze zulassen. Die Möglichkeit, zu allen Problemen des öffentlichen Lebens se>ne Meinung zu sagen, ist ein Attribut der Demo­kratie. Dazu gehört auch die Kritik an den sozia­len und politischen Zuständen anderer Länder, wie dies ebenso in England und   Frankreich ge­übt wird, eine Kritik, die nicht angetastet wer­den darf. Wenn dies bei uns rechtsqerickuete Kreise versuchen sollten, würden sie auf den ein­mütigen Widerstand alber entschiedenen Demo­kraten stoßen, denen geistige Freiheit einen Lo­benswert bedeutet. Wir glauben, daß in ter Tschechoslowakei   etwas derartiges nicht geplant ist. Dagegen ist in gewissen Kreisen doch eine ge­wisse Geneigtheit gegen dieEmigrantenpresse" vorzugehen, wie ja schon das Beispiel des Verbo­ tes derArbeiter  -Zeitung" gezeigt' hat. Wir glauben, daß sich kein tschechoslowakischer Staats­mann auf diesem Felde Lorbeeren holen w rd und daß er eingedenk sein sollte jener nicht zu fernen Vergangenheit,   da Masaryk, Bewö, Sychrava und andere im Ausland eine tsch»- ch i s ch e Emigrantenpresse herausgegeben-haben. Die deutsche Sozialdemokratie wird ein solches Vorhaben stets mit aller Entschlossenheit bekämp­fen, wie sie es bisher getan hat. Diejenigen aber, welchen an den Emigrantenblättern wenig gele­gen ist und die für grundsätzliche Erwägungen nicht zugänglich sind, möge» daran denken. d.ß sich auch einmal das Blatt wenden kann und daß man sich durch ein Vorgehen gegen eine demo­kratische Emigration etwas anderes als Freunde erwirbt. Die Tschechoftowakei ist gewiß keine Groß­macht. die in ganz   Europa den Ton des Verhält­nisses   zu Deutsch!' nd angeben kann. Der Ver­treter des Pressedepartements des Pariser Außen­ministeriums war kürzlich   in Berlin und bat