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Der Verlauf der Kämpfe

Die vollständige Besetzung Teruels gelang erst Dienstag um 18.30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Stierkampfarena erobert, in der sich die letzten Reste der Rebellentruppen ver­⚫schanzt hatten. Die Lage der in der Stadt einge= schlossenen Rebellen war unhaltbar geworden, als der Regierungsarmee nach sechsstündigem Kampfe die Eroberung des Dorfes Villa Espeja gelungen war, des wichtigsten südlichen Schlüsselpunktes von Teruel  . Nach der Eroberung dieses Dorfes konnten sich die von Süden kommenden Kolonnen der Regierungsarmee mit den von Osten vorsto­Benden Gruppen vereinigen. Als der Alte Fried­hof erobert war, deffen Besitz die Stadt gegen Angriffe von Norden sichert, konnte es sich bei den weiteren Kämpfen in der Stadt nur um Säuberungsaktionen handeln, die auch in kurzer Zeit zu Ende geführt werden konnten. Es wu­den in den Straßen zahlreiche Distinktionen von Offizieren gefunden, die ihr Heil in der Flucht gesucht hatten, nachdem sie vorher einige Male ihre Soldaten mit vorgehaltenem Revolver zur Fortsetzung des aussichtslosen Kampfes gezwun­gen hatten. Viele Rebellenoffiziere und-Soldaten wurden gefangengenommen.

Donnerstag, 23. Dezember 1937

Verschärfung Japan  - USA  

Amerikanische   Fahnen von Japanern entehrt

Die Bedrohung Südchinas

London.( Eigenbericht.) Sowohl in der von einem Bruch zwischen USA   und Japan  , englischen als auch in der amerikanischen   Haltung während die Washingtoner News" schreiben, gegenüber Japan   ist eine neuerliche Verschärfung daß der Friede von dem Verhalten einiger japa eingetreten. England will hongkong   bei nischer Kriegslords abhänge. der vermutlich bevorstehenden japanischen Offen­five in Südchina gesichert wissen und glaubt, daß Die chinesische   Gesandtschaft in der gegenwärtige Zeitpunkt, da auch die USA   den stärksten Druck auf Japan   ausüben, dazu geeig- Prag   gibt folgende Nachricht aus: Das Ende net sei, die britischen   Interessen in Schanghai   und der bergangenen Woche war mit Vorbereitungen an den chinesischen Zolleinnahmen zu vertreten. des japanischen Heeres zum Vormarsch auf Hant­( Diefe Zolleinnahmen sind eine Garantie für die scheu ausgefüllt. Alles zeugt davon, daß der chinesischen Auslandsanleihen.) In diesen Ange- deind sich mit der Absicht trägt, Südchina anzu legenheiten ist am Mittwoch eine neue diploma- fallen. In Südchina selbst herrscht große Span­tische Aktion in Tokio   erfolgt. Die Stellung Roo- nung, denn es wird erwartet, daß die Japaner ſevelts und damit der USA   gegenüber Japan   ihre Truppen in der Provinz Fukien   und Kwan­hat durch die Erklärung des ehemaligen republi- tung an Land setzen werden. Es gehen auch Ge­Landon rüchte um, daß demnächst 50.000 japanische Sol­kanischen Präsidentschaftskandidaten gegen die Jfolierungspolitik eine erhebliche Ver- daten von Schanghai   aus an die Südfront abges schickt werden sollen. Allegemein glaubt man, daß stärkung erfahren. in Futscheu, Amoy  , Tschautschou, Swatau, Leit­scheu und Kaotscheu die Japaner den Versuch unternehmen werden, Truppen an Land zu bringen.

Zudem ereigneten sich zwei neue Zwischen­fälle in China  . Japanische Soldaten haben eine amerikanische   Fahne von einem Schiff des amerikanischen   Spitals in Wu­ Hu   gewaltsam entfernt und in den Japan  - Boykott Die Su gewaltsam entfernt und in den Fluß geworfen. Ferner wurde auf japanischen Ferner wurde auf japanischen Befehl die amerikanische   Fahne auf dem Gebäude der Akademie in Wu- Hu niedergeholt. Japanische Soldaten drangen gewaltsam in das Haus ein und brachen die Safes auf. Japan   gießt also Del ins Feuer. Die Washingtoner Times" sprechen

über eine Presse- Vereinbarung verhandelt. Die Tschechoslowakei   kann daher Besprechungen über ähnliche Dinge nicht ablehnen. Ein Abkommen jedoch, das verbieten würde, die Wahrheit über Deutschland   zu schreiben, ist unmöglich und dazu wird es nicht kommen. Will die Demokratie nicht Selbstmord verüben, dann muß sie die Schäden der Diktaturen rücksichtslos aufzeigen. Die demo­fratische Presse hat es nicht notwendig, zu über­genügt, um die Ah­

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lich nicht so gut dastehen, um darauf verzichten au fönnen.

Es muß aber unser Vorsak bleiben, die erste günstige Gelegenheit bei steigender Konjunktur dazu zu benützen, um die Arbeitslosenfürsorge in eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit beiter einmal anders dastehen als während der umzuwandeln, damit bei einer nächsten Krise die Ar­legten Strise.

Hätte die Arbeiterschaft schon vor der Krise den Gedanken der gewerkschaftlichen Organisation besser erfaßt, so wäre es vielen Arbeitslosen nicht so schlecht gegangen, es hätte aber auch der Mittelstand, der bon der Arbeiterschaft lebt, ganz anders dastehen können und auch Handel und Wandel hätten eine ganz andere Basis gehabt, wenn nicht Hunderttau­fende von Arbeitern auf den Bettel der Ernährungs­farten angewieſen gewesen wären.

Wir begrüßen daher die Verlängerung des Gesetzes und wünschen nur, daß bald die Gelegen= heit fommen möge, durch Schaffung einer Arbeits­lofenversicherung für fünftige Zeiten beffer vorzu­forgen.( Lebhafter BeifaII.)

Der Präsident der Republik   empfing am 22. Dezember in der regelmäßigen Audienz die Ver­treter der Armee. An dieser Audienz beteiligten sich: Nationalberteidigungsminister Fr. Machnik, der Generalinspektor der Wehrmacht   Jan Syrorý, Generalstabschef General Ludvik Krejči, der Chef der französischen Militärmission Armees general Louis Faucher   und der Oberst des Genes

Japan  - Boykott 19b nabralstabes Studláček. Außerdem empfing der der englischen Transportarbeiter Präsident Dr. Friedrich Weil als Vertreter des

London  . Die britische   Sektion der inter­nationalen Transportarbeiter Föderation hat den Beschluß gefaßt, sich dem Boykott japanischer Er­zeugnisse anzuschließen.

Verbandes deutscher Journalisten.

Zweites Geleise Zvoleň- Báňská Bystrica. Im Rahmen des Investitionsprogrammes der Staatsbahnen hat der letzte Ministerrat die ers forderlichen Maßnahmen zur Durchführung des Baues des zweiten Geleises auf der Strede Zvoleň Báňská Bystrica genehmigt.

ferent her Stuffurmenichen vor der Barbatet bes Das nächste Ziel: Arbeitslosenversicherung! Kellogg gestorben

schen Faschismus wachzuhalten.

Das Recht der Kritik am Faschismus ist das Lebenselement der Demokratien und daher im

Interesse der Tschechoslowakei   gelegen. Wer die ses Recht unterbinden wollte, schädigt die Tsche­choslowakische Republik, weil er an den demokra tischen Grundlagen rüttelt, auf denen dieser

Staat beruht.

Die SdP und die Verständigung mit Deutsch  land. Die Lidové Noviny" machen darauf auf­mertsam, welche Wirkung die Aussichten auf Ver­handlungen mit Deutschland   auf die Sdß aus­üben. Die Henleinpartei ist durch den Meinungs­austausch zwischen der Tschechoslowakei   und Deutschland   wegen des sogenannten Pressefriedens beunruhigt. Es ist dies an ihrer Presse zu er tennen, welche beständig Anlässe zu einer Polemit mit Außenminister Krofta sucht. Die Beunruhi­gung der SdP ist verständlich. Die Henleinleute haben ihre Agitation auf der Behauptung aufge­baut, daß Bedingung für jede Verständigung zwi­schen der Tschechoslowakei   und Deutschland   die Erfüllung der Wünsche der SdP ist, wie sie in den bekannten parlamentarischen Anträgen zum Aus­druck kommen. Die SdP glaubt, daß der Weg bon Prag   nach Berlin   über Asch führt. Nun merkt aber die Sdp, daß man ohne sie und ohne Rück­sicht auf sie verhandelt und die Sd wünscht daher, daß die Verständigung zwischen Prag   und Berlin  

nicht verwirklicht werde.

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Ihr laßt den Armen schuldig werden...

Von Margarete Neumann  

Adele Bergner beugt sich tief über das samtweiche Maulwurfs­fell. Es gilt die letzten Stiche. Adele ist voll Un­ruhe, nervös, wie immer knapp vor Fertigs stellung eines bestellten Modells. Diesmal hatte sie, nur weil sie die Direktrice des Kaufhauses Wollheim" freundlich lächelnd in das Privatkon­tor des Felix Wollheim( das war bisher noch nie vorgekommen) führte, versprochen, das Modell in der Hälfte der Zeit herzustellen, als sie sonst zur Anfertigung eines Cape brauchte. Jetzt sißt sie in dem langen, schmalen Kabinett, die Augen brens nen von dem grellen Licht, die Lippen sind trocken ror Aufregung, die feinen Härchen des Fells, das sie zurechtschneiden mußte, fibeln noch immer unterhalb der Nase. Wenn es gar zu arg wurde, strich Adele mit den Fingern entlang der Ober­Tippe, um dann sofort das Versäumte doppelt rasch nachzuholen. So vertieft ist Adele in die Arbeit, daß sie erschrickt, als die Weckuhr läutet. Sie hat vergessen, daß sie selbst den Wecker aufzog. Er follte sie rechtzeitig an die letzte halbe Stunde vor Ablieferung des Modells erinnern. Sie hat es ge­schafft, fertig liegt das Cape vor ihr, in der näch sten halben Stunde wird es von Felix Wollheim ganz persönlich übernommen.

Das silbergraue Seidenfutter paẞt vorzüg lich!" Adele biegt noch die Fischheinchen an dem Halsfragen( a la Maria Stuart  ) zurecht, atmet befreit auf, ein Lächeln umspielt den schmalen Mund, sie tritt vor den Spiegel.

Wunderschön schmiegt sich tas tiefschwarze Cape um den Körper!"

Senator Reyzl zu den sozialpolitischen Vorlagen

In der letzten Senatssitzung, die sich u. a.| versäumt hatten, sich rechtzeitig gewerkschaftlich zu mit Verlängerungen sozialpolitischer Vorlagen be- organisieren. Heute läuft überdies die SdP gegen faßte, sprach Genosse Rey 31 über den Staats- das Genter System genau so Sturm wie seinerzeit stützung, dessen bisherige Auszahlungsmodalitäten zuschuß zur gewerkschaftlichen Arbeitslofenunter- die Kommunisten! bis Ende 1938 verlängert werden sollen. Rehal führte u. a.

aus, daß die Notwen= digkeit der Verlänge rung sich aus der wirtschaftlichen Situas tion sowie daraus er­aibt, daß wir noch

feine Arbeitslosenber­ficherung haben. Die Bestimmungen über

den Staatszuschuß stammen aus einer Reit, da niemand eine Weltwirtschaftskrise in diesem Umfang ahnen tonnte. Sie sind be= fanntlich auf dem Grundfab aufgebaut,

in schweren Krisenzeiten unzulänglich ist. Man Wir wissen selbst, daß dieses Gefetz vor allem muß aber auch wissen, daß in einer Zeit, wo es hunderttausende Arbeitslofe gibt, die Einführung einer Arbeitslosenversicherung unmöglich ist. Deshalb ist die Forderung, in der Krise eine Arbeits­lofenversicherung einzuführen, nichts anderes als Demagogie!

Der Schöpfer des Kriegsächtungs­paktes

New York.( Reuter.) Der Mitschöpfer des unter dem Namen Briand- Kellogg- Pattes lings Kellogg, ist in der Nacht auf Mittwoch bekannten Kriegsüchtungsvertrages, Frank Bil­im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles gestorben.

Frank B. Kellogg   wurde am 22. Dezember 1856 in Potsdam  ( Staat New York  ) geboren. Als Jurist hatte er einen bedeutenden Namen. Er ver­trat u. a. die Regierung in großen Prozessen gegen Die Durchführung des Gesetzes hat den Gewerk- den Papier- und Deltrust. Ins politische Leben trat schaften sehr schwere Opfer auferlegt. Die Unter- er, erstmalig im Jahre 1916 ein, wo er für Minne­nehmer aber, die es in der Konjunktur immer ver- fota in den Senat gewählt wurde. Er war Republi­stehen, aus der Arbeiterschaft die entsprechenden Pro- taner. Ende 1923 wurde er zum amerikanischen   Bot­fite herauszuholen, geben einfach mit dem Moment, fchafter in London   ernannt, wo er im Juli 1924 auf wo die Konjunktur nachläßt und eine Strife einfeßt, der Konferenz, die über den Daves- Plan beriet, zu­sofort an die Entlassung der Arbeiter. Dann heißt jammen mit Owen D. Young   eine wichtige Rolle es: Staat, fümmere dich um die Arbeitslosen! Unsere spielte. Nach dem Rücktritte Hughes' im Jahre 1925 Unternehmer haben zur Arbeitslosenunterstübung wurde er dessen Nachfolger als Staatssekretär. Er bisher keinen eller geleistet. Während selbst forderte die beschleunigte Abrüstung im armen Desterreich in der Nachkriegszeit die Unterer Bölter und arbeitete mit zäher Ausdauer an nehmer aus freien Stücken einen Fonds von 60 Mil- dem Zustandekommen eines Kriegsächtungspaktes, lionen Schilling geſchaffen haben, aus dem Zuschüsse den er im Sommer 1928 den Regierungen mit der zur Arbeitslosenunterstübung gezahlt wurden, find Aufforderung der gemeinsamen Unterzeichnung in die Unternehmen bei uns bis heute von einem Bei- Paris   überreichen ließ. trag zu den Raften der Arbeitslosenunterstützung In Anerkennung seiner Verdienste um die Be­bollkommen befreit. friedung der Welt wurde Kellogg der Friedens­Wir wünschen daher nichts sehnlicher, als daß 9tobelpreis für 1929 verliehen. Die hochgespannten unsere Staatsverwaltung die Unternehmer, die Nut- offnungen, die sich seinerzeit an den Kellogg- Patt nießer jeder Konjunktur, endlich einmal gefeßlich da- knüpften, haben sich allerdings nicht erfüllt. Stellogg zu verhalte, ihren Beitrag für die Arbeitslosenunter- hat diese Entwicklung noch erleben müssen. Seitdem Mussolini   die Abessinier überfiel und die japanische stützung zu leisten!

daß nur derjenige den Staatszuschuß bekommt, der gewerkschaftlich organisiert ist. Wenn sich heute die Kommunisten so sehr für dieses Gesetz einfeßen, so muß man sie daran erinnern, daß gerade sie es waren, die in den Jah­ren 1926/27 in den Gemeindevertretungen verviel­fältigte Resolutionen empfahlen, die nichts mehr und nichts weniger verlangten als die Abschaf- fung des Genter Systems! Sie mußten wissen, daß die Einführung der Arbeitslosenversicherung, die sie damals wohl gleichzeitig verlangten, in diesem Das vorliegende Gesetz wird bestimmt noch über Militärclique hemmungslos gegen China   wütet, ist Beitpunkte nicht realisierbar war. Aber das Jahr 1938 hinaus verlängert werden müssen. nicht nur der Geist, sondern auch der Buchstabe des man wollte eben die Arbeitslosen gewinnen, die es denn wir werden in einem Jahre sicher wirtschaft-' Vertrages längst tot

Adele schaut das Spiegelbild verwundert an. I 3st sie das wirklich? Adele Bergner, die Vierzig­jährige? Das alternde Mädchen, für das sie sich seit langem hält?

" Weiß der Himmel, Kleider machen eben Leute!" denkt Adele. Rasch zieht sie das Cape von den Schultern, verwahrt es sorgfältig in Seidenpapier, schlüpft in den alten Hubertus­mantel, seßt die Bastenmüße auf. Das Handtäschchen?"

mode.

haben Normalzeit, wie alles, was wir auf Lager herstellen, Sie wissen ja!"

Adele nimmt das Paket Felle an sich, bestä tigt den Gegenschein. Bald darauf steht sie vor dem Spiegel in der Abteilung Wintermäntel". Die Auswahl ist rasch getroffen.

"

Ich behalte ihn gleich an!" fagt Adele", den alten packen Sie mir zu den Fellen!" bittet fie. Am Rückweg schaut Adele auf die Uhr. Es ist halb 12, als sie die Treppe zu ihrer Wohnung Adele sucht nervös in der Lade der Kom- emporsteigt. Eigentümlich ist ihr zumute, sie fühlt sich mit einemmal so sonderbar.

Schrecklich unordentlich bin ich halt doch!" wirft sie sich im Stillen vor. Mit Unrecht, das Täschchen liegt just an dem Plak, wo immer, Adele ist nur zu nervös.

Adele verläßt den Wohnraum. An der Treppe gibt es einen unfreiwilligen Zusammenstoß mit einem jungen Menschen.

" Verzeihung" stottert der, Adele achtet weder des Mannes, noch der Entschuldigung. Bei Woll­heims" wartet der Chef höchstpersönlich auf das modell. Außer der Befriedigung des Ehrgeizes treibt Adele die versprochene Zulage für die Post­arbeit" an.

" Diesmal lasse ich mir statt Honorar eine Anweisung auf einen Wintermantel geben!" nimmt sie sich vor. Das sind die Gedanken Adeles, bevor sie in die Straßenbahn einsteigt. Vor Woll­heims Warenhaus" hält der Wagen. Adele steigt aus, fast laufend legt sie die kleine Strecke über die Straße zurück. Die Drehtür nimmt sie auf, dann das Getriebe der Menschen im Warenhaus, endlich der Fahrstuhl.

Zwei Minuten früher als versprochen hat Felix Wollheim das Cape in Händen.

Glücklich über das Lob, das Wollheim jovial spendet, die Anweisung auf einen Wintermantel in Händen, geht Adele innerlich entspannt, langsam zum Fahrstuhl, steigt ein, in der Abteilung Kon­fektion" aus.

"

Das war eine Leistung, Fräulein Dele!" begrüßt sie die Direttrice. Nun, diese Stücke

,, Reaktion auf die durchwachte Nacht", denkt fie. Genau entsinnen, wie sie in die Wohnung gelangte, fann sie sich später taum, sie weiß nur, sie fühlte starkes Ohrensausen, Flimmern vor den Augen, legte sich sogleich angezogen auf das Bett und verfiel dem Schlaf.

| Bettel in dem Briefkasten hinterlassen. Lassen Sie sich also nicht stören, er wird sich schon selbst melden!"

Frau Binder ging und Adele nahm ihre Heimarbeit wieder zur Hand.

An demselben Abend noch holte Weiler die Wäsche. Er folgte Adele in die Wohnstube, stand etwas schüchtern vor ihr. Während Adele das wäschepaket von der Kredenz nahm. schaute er neu­gierig um sich. Adele reichte ihm das Paket, er nahm es an sich. Blieb stehen, sagte: Jessas na, bie bielen schönen Büher! Ich lese leidenschaftlich gern, würden Sie mir etwas leihen?"

,, Gewiß, suchen Sie sich nur etwas aus." Weiler wählte Das grüne Gesicht" von Mehrint. Ein phantastischer Roman, er wurde viel gelesen. Adele selbst fand ihn zu gruselig". threm Geschmack entsprach er nicht. Ich bring's bald wieder zurück, danke. Und vielleicht kann ich mich revanchieren? Ich habe sehr schöne alte Schriften!"

Weiler fand schon lange Gefallen an Adele, die er vom Sehen kannte, er wollte schon oft ir­gendwie anbandeln", nie fand er Gelegenheit dazu.

Adele Bergner wohnt seit drei Jahren in der Lengsfeldstraße. Auf dem gleichen Korridor, ihr gegenüber, ein Sonderling. Der alte Weiler" ist in dem Wohnbezirk seit vielen Jahren ansässig. Er ist geschieden, besitzt Ersparnisse, betreibt allerhand Geschäfte. Ein alter Wucherer" sagen die Leute," Das Frauenzimmer lebt immer so allein, aber niemand kann ihm das nachweisen. Adele niemand kommt zu der Person, vielleicht?" speku­Bergner hat Franz Weiler, fennen gelernt, ohne lierte der alte Steiger( auch als solchen bezeichnete seine Bekanntschaft gesucht zu haben. Eines ihn die Nachbarschaft) und ist froh, daß die Binder Morgens klopfte es an Adeles Tür. Sie öffnete, ihm durch die Uebergabe der Wäsche so unverhofft eine Frau, ungefähr im gleichen Alter vie Adele, zu Hilfe gekommen war. stand vor ihr: Ich danke, es ist Hochsaison, vielleicht zum Sommer!" wehrt Adele ab. Der Blick der tief= liegenden Augen, das Flackern in ihnen, gefällt ihr nicht, fie empfindet plötzlich Angst. Wohl lebt sie zurückgezogen, aber das Gerede über den Son derling" drang doch auch zu ihr. Stann man wissen? Sie ist so allein, das Büro, im zweiten Stock, ist schon längst geschlossen, im ersten Stock wohnt eine alte Bensionistin, der Hausbesorger parterre, neben dem Keller. Kein Mensch käme ihr zu Hilfe, wenn es mal notwendig wäre. ( Fortsetzung folgt.)

Entschuldigen schon, Fräulein. Darf ich die Wäsche für Herrn Weiler hier lassen? Er ist nicht zu Hause. Ich bin die Bedienerin!"

Gern, aber wollen Sie nicht warten? Kommen Sie doch in die Stube, Frau...??"

Binder! Marie Binder! heiße ich. Ich möcht schnell noch auf den Naschmarkt, Fräulein. Ein andermal vielleicht!"

halt

"

Auf Wiedersehen, ich werde das Patet dem Herrn Weiler übergeben!"

Er wird sich's holen, Fräulein, ich hab einen