Sozialdemokrat

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Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 70 Heller

Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62

17. Jahrgang

Roosevelt fordert neue Schlachtschiffe

Washington. Roosevelt kündigte am Mittwoch an, daß er wahrscheinlich von dem tin Jänner zusammentretenden Bundeskongres Mit­tel für eine Verstärkung der Kriegs­flotte verlangen werde. In der Breffefon­ferenz teilte er mit, daß im laufenden Etatsjahr 1. a. zum erstenmal seit vielen Jahren zwei Schlachtschiffe in Bau gegeben werden follen. Im Voranschlag für das nächste Etatsjahr feien zwei weitere Schlachtfchiffe, fowie zwei große Kreuzer, sechs Zerstörer, fechs

Telephon 53077

-0

Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag

Donnerstag, 30. Dezember 1937

Aus dem Inhalt:

Präsident Dr. Beneš

spendet 200.000 für

das Reichenberger Theater

Wie Deutschland Presseabkommen einhält

,, Daily Herald"

gegen das Verbot des ,, Neuen Vorwärts"

Rumänien bleibt bündnistreu? Gehemmter

Eine Erklärung des neuen Außenministers

Bukarest . Der neuernannte Außenminister Iftrate Micescu gab den außenpolitischen es cu gab b Redakteuren der rumänischen Preffe folgende Erklärung ab:

" Ich werde eine Bolitik der Achtung vor den bisherigen Verpflichtungen Rumäniens und des Vertrauens in unsere Bündnisse verfolgen. Ich werde alles Mögliche tun, die Beziehungen Numä­niens mit allen Staaten zu erhalten und zu entwickeln, indem ich mich dabei an unsere Freund= schaften halte in einem Geiste vollkommenen guten Willens."

Aus diesen Erklärungen geht, wie der., Gurrentul" feststellt, hervor, daß Rumänien in der traditionellen Linie seiner Außenpolitik bleibt.

Unterseeboote und sechs Hilfsschiffe angefordert Bis auf weiteres ohne Parlament?

worden.

U- Boot- Gefahr

an der kalifornischen Küste? Die New Yorker Abendpresse gibt eine Sen fationsmeldung aus Los Angeles wieder, wonach angeblich an der Kalifornischen Küste Unterseeboote unbekannter Nationalität sich gezeigt hätten. Wie weiter aus Los Angeles gemeldet wird, seien trok der Feiertage Manöver der Armee und amerikanı schen Flotte zu beobachten. Die Zerstörerflottillen freuzten Tag und Nacht vor den Kriegshäfen San Pedro und San Diego , wo die gesamte Großkampfflotte liegt. Die Tätigkeit des ameri­fanischen Geheimdienstes sei berstärkt worden,

Goebbels unerwünscht

London.( Eigenbericht.) Die Reise. bes Propagandaministers Goebbels nach Aegyp ten wurde verschoben, da die deutschen Bers trauensleute in Aegypten nach Berlin mitteilten, daß der Empfang Goebbels in Aegypten keines wegs so enthusiastisch ausfallen würde, wie man es sich in Berlin offenbar borgestellt hatte.

Rückkehr Wilhelms­

hürde, falls ein solcher Wunsch nach Rückkehr dee Kaisers zum Ausdrud gebracht werden sollte.

Der ,, Currentul" meldet weiter, daß die Ne- 1 gierung nicht mit dem nengewählten Parlament arbeiten werde. Die Auflösung des Parlaments werde vor dem 17. Feber, für den das ebenge wählte Parlament einberufen wurde, erfolgen. In diesem Falle würden die Neuwahlen für die erste Hälfte des April 1938 ausgeschrieben wer­ben. Bis zur Durchführung der Wahlen will die Regierung, wie das Blatt meldet, ein Programm burchführen, welches eine erste und unmittelbare Befriedigung der Fragen nationalen Charakters barstellen wird sowie einen Beginn der Verwirk­lichung der Doktrinen A. C. Cuzas auf wirtschaft

lichem und fozialem Gebiete,

"

Nr. 306

Angriffsgeist

In den mehr als vier Jahren, die seit dem

Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 war in Europa insbesondere bei Deutsch­ lands Nachbarn die Meinung berbreitet, daß das neue Regime sich bald in einem Kriege Luft machen werde, um die Folgen der deutschen Nie­derlage im Kriege wettzumachen, durch einen Sieg die Autorität der neuen Herrscher zu erhö= ben und auf längere Zeit zu festigen. Dabei wurde in Deutschland selbst angedeutet, es werde fich in dem fünftigen Strieg um einen Blißtrieg" handeln, d. h. um einen schlagartigen Ueberfall motorisierter Truppen, durch den womöglich in Im Gegensatz zum Currentul" meldet der wenigen Tagen ganze Teile der Länder, gegen Timpul", daß die Regierung sich um die Bildung die man den Feldzug führen werde, in die Hand einer Mehrheit in der neugewählten Kammer des Siegers gelangen sollen. Insbesondere Cester­bemühen werde. Der einzige Zweck soll die Ver- reich und die Tschechoslowakei , aber auch die abschiedung des Budgets sein. Nachher Schweiz galten als Ziel eines solchen Angriffs. Die werde das Parlament in Ferien gehen, während schwachen Befestigungen der Tschechoslowakei schie­deren es aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrie- nen damals einem solchen Angriff tatsächlich ge= ben werden sollen. Das Blatt läßt aber auch die wisse Chancen zu geben. fiert und in einem späteren Zeitpunkt Möglichkeit offen, daß die jüngsten Wahlen annul­Neuwahlen gemacht werden sollen, wenn die Beginn der Hitler - Herrschaft verstrichen sind, has Regierung dem Lande ihre Zielsetzungen und die ben sich jedoch die Wachtverhältnisse in Europa Möglichkeiten von deren Verwirklichung gezeigt geändert und haben derartigen Plänen schwere haben werde. Ein entsprechender Beschluß soll vom Hindernisse entgegengestellt. Deutschlands Nach­barn haben die Folgerungen aus den Rüstungen Ministerrat gefaßt werden. des Dritten Reiches gezogen und ihre Verteidis gung ausgebaut. Die Aussichten eines Bliẞ­frieges", wie man ihn in Deutschland geplant hat, sind dadurch wesentlich ungünstiger geworden, die Illusionen eines raschen deutschen Sieges sind verschwunden, die militärischen Streije müssen mit der langen Dauer eines Krieges rechnen, den aber Deutschland nicht führen kann, weil ihm die materiellen Mittel hiezu, insbesondere die Roh­stoffe, fehlen. Das Eingreifen der Deutschen in Spanien hat ferner die. Mängel der deutschen Auf­rüstung enthüllt, deren man sich in Deutschland heute wohl bewußt ist. Wie sehr diese Auffassung im Dritten Reiche selbst durchdringt, dafür kann man aus der letzten Zeit einige Beispiele an= führen.

Im Rahmen der Verfassung

- aber gegen ,, Pseudolegalität"

Am Mittwoch emfping der neue Ministerprär Itürlich werden wir in feinem Augenblicke aus dem dent die Journalisten. Auge verlieren, daß das Wesen der Rettung der Der christliche Glaube müsse wieder, fagte der nationalen Interessen über eine Pfeudolegalität hins Ministerpräsident, die Grundlage des rumänischen ausgeht, hinter welcher der Fluß unserer Lebens­Fühlens werden. Das Königtum, die Eristenzgrund- quellen so oft beeinträchtigt wurde. lage des Volkes, müsse seinen Glanz unbeschattet eiterführen. Die Nation, der lebendige Ausdruck des rumänischen Boltstums, müsse ihren Schöps fungswillen behaupten.

Gesandter Veverka bel Goga

Der tschechoslowakische Gesandte in Bukarest Dr. Ferdinand Veverka wurde Mittwoch nach­mittags vom Ministerpräsidenten Goga zu einer längeren Unterredung empfangen. Die Unter­redung hatte sehr herzlichen Charakter. Maniu in scharfer Opposition

Im November gab es, was bisher wenig bekannt war, in Deutschland eine große Versamm lungswelle, in der über die außenpolitische Lage Deutschlands gesprochen und die Aussichten eines Krieges erörtert wurden. Die Redner erflärten, Die Ueberläufer ausgeschlossen wie wir den ausgezeichneten Deutschland - Berich Die Nationalzaranistische Partei hat Diensten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands entnehmen fönnen,

kein politisches Problem? Berlin . Die Meldungen ausländischer Bläts Unser Werk ist erleichtert von dem Augené c ter, daß Erkaiser Wilhelm nach Deutschland zu­rüdfehren werde, werden an hiesigen amtlichen an, da neben uns als wertvolle Mitarbeiter jene Stellen weder bestätigt noch dementiert. Immerhin bedeutenden Führer der Nationalen Baus wird zugegeben, daß die Reichsregierung fein ernpartei zu finden sind, welche uns geistig politische 3 Problem barin erblicken und programmatisch verwandt sind und besonders die großen Neuerungen erhoffen, welche die Lebens­bedingungen unserer Bauernschaft bessern sollen, und welche in Gemeinschaft mit uns eine organime Aktionseinheit hergestellt haben. Das von uns auss gearbeitete Programm ist umfangreich. Wir tag abends mitgeteilt, daß die vier Mitglieder der schreibt dem Negus werben es bald erlassen und in seinen Einzelbe ten Bartei, die der Regierung Goga angehören, aus London. ( Eigenbericht.) Der König befannigeben, damit die Welt unsere Absichten der Partei ausgeschloffen wurden. Es handelt sich um den Innenminister, den Justiz­bon Norwegen hat den Negus von Abessinien Indeffen lege ich, um irrtümlichen Interpreta minister, Sen Verkehrsminister und um einen wissen lassen, daß Norwegen die Eroberung Abes- tionen oder intereſſierten Entstellungen vorzubeugen, Unterstaatssekretär im Innenministerium. finiens durch Italien nicht anerkennen werde. Wert darauf, zu erklären, daß wir die Regierung Maniu erklärte den Vertretern der rumänis Diese Erklärung hängt mit dem Versuch Hollands | unter Beachtung der verfassungsmäßigen Normen fchen Presse, daß seine Partei der Regierung zusammen, die Teilhaber des Oslo - Pattes, zu übernommen haben und daß unsere Regierung fich gegenüber eine Haltung der kategorischen denen auch Norwegen gehört, zur Anerkennung im Rahmen der Verfaffung entwideln wird. Na- Oppofition einnehmen werde. ber abessinischen Eroberung durch Italien zu be­wegen. Dieser Versuch Hollands wurde auf ita=

Norwegens König

lieniſchen Drud unternommen und Italien wollte

eine Zustimmung der Oslomächte wiederum zu einem Druck auf England und Frankreich benüßen.

fennt.

Paris : Ein gefährliches Experiment

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übereinstimmend, daß es noch lange nicht zum Kriege tomme. Einer dieser Redner wurde nach einer Versammlung in fleinerem Kreise gefragt, wie seine Redewendung, daß zu einem wirklichen Krieg noch lange Zeit sei, zu verstehen sei. Er ers Täuterte, daß Deutschland gegenwärtig alles in allem höchstens vier Millionen ausgebildeter Men­schen im Kriege auf die Beine stellen fönne. Das sei viel zu wenig, wenn die ersten Schläge mit der Wucht durchgeführt werden müssen, wie dies bor gesehen sei. Gerade darin liege aber die große Er­folgschance, daß Deutschland wie fein Land neben ihm, imstande sei, mit Hilfe seines ausgebauten Eisenbahnnetzes und den großen Autobahnen mit Präzision und einer nirgends sonst erreichbaren Schnelligkeit seine Truppen über die Grenze wer­fen tönne. Das Biel müsse sein acht Millionen aus­gebildeter Truppen in einigen Mobilmachungs­tagen dazu zur Verfügung zu haben und eine solche Armee brauche dann selbstverständlich auch doppelt soviel technische Ausrüstung wie sie gegenwärtig vorhanden sei, wahrscheinlich noch um ein Bedeu­tendes mehr.

Paris.( Eigenbericht.) In allen mänien ist von Frankreich finanziell, von der Kreisen der französischen Politik wird die Bildung Tschechoslowakei bezüglich seiner Rüstungen ab= der Regierung Goga mit dem größten Miß- hängig, und ein Bruch mit Rußland könnte schwere trauen aufgenommen. Man hält sie ziemlich ein- Gefahren an der wundesten Stelle der rumäni­Wie das Seminar erstürmt wurde stimmig für ein Staatsstreich Kabi- fchen Grenze heraufbeschwören. An dieser Tat­Barcelona. Der amtliche Frontbericht met nett, das zwangsläufig zu einer gewiffen An- fache kann Goga nicht vorbeigehen. Er wird nach det über die Eroberung des Seminars in Teruel lehnung Rumäniens an die Achse Rom - Berlin Pariser Auffassung die bestehenden Bindungen folgende Einzelheiten: In der Abenddämmerung führen müsse. Innenpolitisch wird Goga, den der nicht kündigen, aber eine ähnliche Po­des Dienstag haben unsere Truppen das Semi- ,, Populaire" einen getreuen Jünger von Goeb- Iitit nach zwei Seiten betreiben nar nach einem Handgranatenangriff bels und Streicher nennt, unter völliger Ausschal- wie der Oberst Bed in Polen und wie Sto= in Sturm genommen. Die Rebellen flüchteten in tung des Parlaments gegen neun zehn jadinovič in allerdings etwas abgeschwäch­Sehen wir von der Bierbank- Strategie ab, die den Hof des Klosters Santa Clara, wo ihr Wider- tel der Bevölkerung regieren, ter Form in Jugoslawien . der betreffende Redner da betrieben hat- es stand nicht mehr groß sein fann. Seminar und ausschließlich gestützt auf physische Gewalt. Dar Man erwartet von Goga, daß er mit seinen herrscht auf wenigen Gebieten so viel Dilettan Stloster stehen in Flammen. Man hofft, auch den über besteht in Paris nicht der geringste Zwei­anderen Widerstandsherd von minderer Wichtig fel, und selbst der Temp 8" betont in einem Freundschaftsbezeugungen an die Adresse Hitlers tismus wie auf dem Gebiete des Militärischen - feit, im Gebäude der Zivilregierung bald nehmen offiziellen Leitartikel, daß Rumänien im Be- und Mussolinis bald beginnen wird. Der bevor der langen Rede furzer Sinn war jedenfalls, die griffe steht, e in gefährliches Erſtehende Besuch Görings in Bukarest gibt Zuhörer( das Ganze hat sich in Sachsen abge­periment zu beginnen. Ueber die ankenpo- ihm die Möglichkeit zu einer ersten offiziellen spielt) da in zu trösten, daß der Krieg, den man Queipo gegen die Italiener litische Orientierung des Landes hat König Ca- Fühlungsnahme mit dem Dritten Reich , dessen ihnen versprochen hat,( mit dem Ausblick auf Baris.( Ag. Efp.). Der Rebellengeneral rof noch vor vierzehn Tagen dem franzöfifchen Würdenträger ihn bereits als Privatperson sehr einen Krieg werden die nationalen Leidenschaften Queipo de Llano erklärte in seiner Rundfunt- Außenminister Delbos beruhigende Versicherungen wohl kennen. Vielleicht wird schon dieser Arlaß stets wachgehalten) vorläufig nicht stattfinden rede am Dienstag- Abend, die Niederlage von gegeben, und man zwingt sich jetzt zu glauben, zur Vorbereitung eines rumänisch - deutschen Ver- fönne und auf spätere Zeiten verschoben werden trages nach dem Vorbild des jugoslawisch- italie- müsse. Guadalajara sei durch die Unfähigkeit des daß diese noch nicht überholt find. Stommandos der italierischen Division und die Während man aber die Rüstungen des eige Den ersten programmatischen Erklärungen uifchen Vertrages ansgenügt werden. Auch die An­mangelnde Widerstandskraft der italienischen des neuen Kabinetts will man entnehmen, daß erkennung des äthiopischen Kaiserreiches und der nen Landes als selbstverständlich und notwendig Truppen verursacht worden. Hätten diefe, sagte Gogas Sympathien für Hitler in irgendeiner spanischen Rebellen dürfte mit an erster Stelle hinstellt, werden Deutschlands Nachbarn, die sich Queipo, noch 24 Stunden standgehalten, so hät- Weise mit der traditionellen Außenpolitik Bu- im außenpolitischen Programm der rumänischen für alle Fälle sichern müssen, Absichten unter­ten sie den Rebellen den Sieg berschafft. schoben, Böses gegen das Dritte Reich im Schilde farests in Einklang gebracht werden dürften. Ru- l autoritären Regierung stehen.

gu tönnen.