Nr. 8 Mittwoch, 5. SRttnet 1938 «eHr B ttHkUM ri WM Währungspolitik In Diktaturen und Demokratien Den Deutschlandberichten der Sopade entnehmen wir dies« interessante Studie: In einem entscheidenden Punkt unterscheidet sich die Währungspolitik der demokratischen Länder von der der Diktaturländer. In den Diktaturländern wird die Politik dermultiplen Währung" getrieben. Ei gibt nicht einen, sondern verschiedene Mark» und Lirakurse, abgestuft nach der Art der. Transaktionen, und jede einzelne dieser Transaktionen steht unter der schärfsten Regierungikontrolle. Diese» Kontrollsystem ist so auigebaut, daß man ei gar nicht mehr ali Devisenregulierung bezeichnen kann; ei ist vielmehr ein vollständige» Monopol de» Devisenverkchri, Austenhandel» und Kreditverkehr» mit dem Ausland. Die demokratischen Länder haben demgegenüber trotz aller Stürme der Dirtschaftikrie am System de» freien Devlsenverkehr» im Prinzip festgehalten. Ei gibt einzelne Länder in dieser Gruppe, die eine gewisse, im allgemeinen lose Devisenkontrolle aui« üben, wie.die Tschechoslowakei und Dänemarklwo eine weitere Lockerung der Kon­trolle unterwegs ist). All« anderen Länder dieser Grupp« haben dar ungehinderte Ein- und Aui- strömen von Waren und Kapital nie unterbunden, obwohl sie dafür bisweilen große Opfer zu bringen hatten. Man denke an F r a n k r e i ch, dai mehr al» eineinhalb Jahr« unter dem Druck kontinuierlicher Kapitalflucht stand, e» aber trotzdem unterlassen hat, sie durch irgendwelche Dtvisenregulierungen zu be­kämpfen. Auf der anderen Seite steht Amerika , dem der unaufhörliche Goldzustrom, der bi» in die letzten Monate anhielt, nicht geringe Verlegenheiten bereitet hat, ohne daß irgendwelche Maßnahmen zu seiner Eindänmtung ergriffen wurden. Die einzige Gegenmaßnahme bestand in einer kompensatorischen Binn«nwirtschaft»politik, nämlich in der Heraufsetzung der Zwangödepostten der Mitgliederbanken beim Je- deral Reserve-System und in derSterilisierung" de» einströmenden Goldei durch den Ankauf und die Brachlegung de» Golde» durch die Bunde»regierung. Damit, daß die demokratischen Länder die Wäh- rung»politik der elastischen Währungskurse mit der der freien Devisenwirtschaft kombinieren, kommt zum Ausdruck, daß die Regulierung der Währungskurse in dieser Ländergruppe nur ein Instrument zur Steue­rung ihrer Binnenwirtschaft ist, aber nicht grundsätz­lich ein Instrument zur Drosselung de» Wirtschafti­verkehre» mit dem Ausland, zur Autarkisierung der Wirtschaft. Freilich haben Veränderungen der Währung»- kurse neben ihrer binnenwirtschaftlichrn immer auch harchelipolitlsche Auswirkungen. Die Devalvations­maßnahmen in der eigentlichen Krisenperiode sollten teilweise dazu dienen, nicht bloß in der Binnenwirt­schaft notwendig gewordene Wertkorrekturen durchzu­führen, sondern auch die Relationen der heimischen zu den auiländischen Preisen zu verbessern. Aber zwischen Bestrebungen dieser Art und der autarkisti- schen Politik der Absperrung bei Inland» von den ausländischen Bezugsquellen besteht praktisch wie grundsätzlich«in tiefgehender Unterschied. Der Hauptzweck der elastischen Währungspolitik, wie sie gegenwärtig betrieben wird, ist, genügenden Spielraum für eine elastische Kredit-, Preis- und JnvestitionSpolitik zu schaffen. Da» klassisch« Beispiel da,ür ist die Devalvation der amerikanischen Währung im Jahre 1083. Die Abwertung de» Dol­lar» wurde nicht vorgenommen, um die handelSpoliti- ;che Situation Amerika » gegenüber der vorhergehen­den Periode zu verbessern; sie sollte vielmehr nur dazu dienen, Spielraum für eine inflationistische Wirtschaftspolitik zu schaffen. Dl« Krise sollte dadurch überwunden werden, daß die Regierung in Form von öffentlichen Arbeiten Geld in die Wirtschaft pumpt, die Konsumkraft sollte zum Teil auf diesem Dege, zum Teil durch Lohnerhöhungen lvorgeschrleben in den NRA -Code») gesteigert werden, und eine Stei« Vock a>s der Kries zu Ende sing... S. Fowler Wright, man erinnert sich: der Verfasser de» sensationellen und phantastischen BuchesDer Untergang von Prag ", veröffent­licht nun einen weiteren und, wie er sagt» den letzten Band seiner Kriegsvorschau:«Megiddo'S i Ridge", auf Deutsch etwa:Der Hügel von Me­giddo"; wie die beiden ersten Bände erscheint die« I ser bei Robert Hale in London . Als wir es' ist noch kein Jahr herVier Tage Krieg", das Mittelstück der nunmehr abgeschlosienen Trilogie,\ an dieser Stelle anzeigten, haben wir uns ein! wenig lustig gemacht über die politische Perspek-1 live, die der Autor entwickelte: Rußland , durch' einen Geheimvertrag seit langem an Nazideutsch-1 land gebunden, greift offen auf der Seite der! FriedenSbrecher ein; Hakenkreuz und Sowjetstern I verbünden sich in einem gigantischen Raubzug zur Neuaufteilung der Welt. Inzwischen haben wir in Rußland mancherlei erlebt, was uns noch viel skeptischer machte als wir es waren; und wenn I wir auch heute so wenig wie früher einen Pakt j zwischen Berlin und Moskau für wahrscheinlich halten, so ist er leider nicht unmöglich, und des« halb Fowler Wright für einen Phantasten zu halten dazu gehört ein Mut, den wir heute nicht mehr aufbringen. Da ist, lange vor dem Weltkrieg, da» Buch eine» Anonymus erschienen, e» hießSeestern 1906", schilderte den kommenden Krieg und hat! 'gening dcS Preisniveau» mußte nicht bloß da» auto­matische Resultat dieser Maßnahmen sein, sondern wurde direkt in den NRA -Code» ermuntert. Aber wenn man di« inländischen Preise steigen ließ, so brauchte man al» Kompensation eine Senkung de» iDollarkursc», damit die Relation zwischen inländi­schen und Weltmarktpreisen nicht verschlechtert werde. In anderen Ländern war die Abstufung zwischen den einzelnen Motiven der Geldentwertung verschie­den. So war bei der Abwertung der Währungen in den Goldblockländern da» Hauptmotiv die Wiederherstellung der durch die Abwertung in den anderen Ländern verschlechterten Relation zwischen In» und Auslandspreisen und nicht die Kompensation einer beabsichtigten inflationistischen Politik. Man darf ab r nicht übersehen, daß vor allem inFrank« reich die deflationistisch« Politik schon vor der Ab­wertung aufgegeben wurde, daß der Abwertung die Lohn« und Sozialpolitik der Volksfront vovauSgegan« gen war. Ei war eben wie in Amerika der Wahlsieg Roosevelts im Jahre 1988 der sozialistische Wahlsieg in Frankreich ein Protest gegen die Deflationspolitik der vorangegangenen Regierungen, und in beiden Ländern war die logische Konsequenz de» Wahlsiege» eine inflationistische Politik, in deren Mittelpunkt Lohnerhöhungen standen und zu deren Schuh ratio- nellerwcise die Währung abgewertet wurde. Lehrlingsausbildung in Kanada . In der kanadischen Provinz Neuschottland wurde kürzlich ein Gesetz über die Lehrlingsausbildung im Bau­gewerbe und verwandten Berufszweigen ange­nommen. Da» Gesetz sieht die Einsetzung eines Unser BruderblattEl Goeialista" in Madrid , dessen am diesjährigen Weih­nachtsabend heraüSgekommene Nummer gerade in diesen Tagen erst hier in Prag an­kam, enthält einen Leitartikel, der in seiner erschütternden Sprache ein klastisches Stück europäischen Journalismus für alle Zeiten bleiben wird. Hier die Uebersetzung au» dem spanischen Text: Zum zweitenmal findet un» Weihnachten, Fest der Familien und de» Friedens und da» nicht Nur, well so sich die Sitte herauSgebildet hat, sondern weil e» so auch die religiöse Bedeu­tung de» Tages ist, die ihm der kirchliche Ritus gibt unter den Waffen. Friedensfest... Wohlan, wir müssen es feiern im Krieg. Der Widersinn kommt nicht auf unSl Mögen die ihn auf ihre Schultern laden, die unter Anrufung des Christentum» unS an einem Tage das sind heute gerade siebzehn MonateHer in» Morden stießest,' Dktz'Kühsen lügen^'imsete' Laiengr» sinnung empfindet keine NesseiiiiMent» gegen«ne Konfession wenn wir sagen würden, wir wären unempfindlich gegen die Weihe und Güte der festlichen Zeit. Nein» daü sind wir ganz und gar nicht I Und wir schreiben diese Zeilen gerade man verzeihe un» die Paradoxie im Ge­danken an die Gegenwart der Abwesenden. Wel­ches spanische Heim muß heute nicht irgendeine)!, der nicht da ist, missen? Biele derer, die nicht da sind, werden nicht mehr zurückkehren. Andere sind ganz weit weg. in den Schützengräben, und müssen sich mit dem schwachen Echo aus häus­lichem Kreis begnügen, das auf eine gewöhnliche Postkarte geht. Aber wir sind ja im Kriege und der Krieg hat nicht» für sentimentale Liebeleien übrig. Er diktiert sein Gesetz von Eisen, und Dienst ist'» und ein Muß, daß man sich daran hält. Soldaten der Republik : euer Weihnachts­geschenk, und auch da» unsrige, ist nur einS: der Sieg! Ihm haben wir uns ergeben; dies schulden wir al» heilige Schuld den Toten. So mag s denn sein, daß diese Heiligenacht, Symbol des Frie­dens, von uns erlebt wird mit der Seele, die auf Kampf sinnen muß. Leiters für das Lehrlingswesen, die Bildung von LchrlingSauSschüssen, die schriftliche Form de» Lehrvertrages und die Eintragung des Lehrver­trages in ein besonderes Verzeichnis vor. Die Beschäftigung von Lehrlingen unter IS Fahren ist verboten. Die Lehrverträge müssen mindestens für die Dauer eine» Jahre» abgeschlossen werden. Alle Verträge müssen vom Vater, der Mutter oder vom Vormund unterzeichnet sein und kön­nen auf Empfehlung des zuständigen LehrlingS- auSschusseS mit Einwilligung aller Parteien auf­gehoben werden. Die Lehrlinge können von einem Arbeitgeber zu einem anderen in demselben Ge- werbczweig übergehen. Die Lohnsätze für Lehr­linge werden durch GcsamtarbeitSvertragc fest­gesetzt. Dl« Wcltproduktion von Roheisen. Vom Jänner bis September 1987 betrug die Welt­produktion an Roheisen 76,74 Millionen Tonnen. 1988 erreichte sie nur die Höhe von 51,54 Mil­lionen Tonnen. Die Rohstahl-Welterzcugung betrug in der gleichen Zeit 102,41 Millionen Tonnen bzw, 69,89 Millionen Tonnen. Die Stickstoff-Weltproduktion. Die Stick­stoff-Weltproduktion erreichte 1986/87 mit 2,59 Millionen Tonnen einen neuen Höchststand. In den letzten drei Jahren ergab sich eine Steige­rung um'15,5, 15,6 und 8,4 Prozent. Der Weltverbrauch an Stickstoff hat im letzten Dün« gejahr mit 2,68 Millionen Tonnen gleichfalls einen Stand erreicht, den er in der Nachkriegszeit noch nie aufzuweisen hatte. Wir wissen nicht, wie sie die Weihnacht jen­seits unserer Feuerlinien feiern werden. E» gibt welche, die sagen und sie sagen, sie wüßten«a genau daß, wenn die Geschichte auf ihren An- fangSzustand zurückentwickelt werden könnte, will sagen: zurück bis zum 18. Juli 1986, eS keinen im Rebellenlager mehr gäbe, der nicht ausdrück­lich seinen Irrtum korrigieren wollte. Es Ist möglich so. Es dachten sich die Dirigenten der Rebellion eine^militärische Maßnahme" und sie begegnetem einem Bürgerkrieg. Sie träumten davon, eine furchtsame politische Revolution an den Galgen bringen zu können und verursachten einen in die Tiefen gehenden sozialen Umsturz. Sie riefen die Unabhängigkeit Spaniens qn und Spanien , dank ihrer, wurde geschändet und zer­stört durch das Vorhaben fremder Heere. Der Sieg, den sie für leicht und lochend dank fremder Hilfe hielten, erscheint ihnen jetzt als schwierig, weit und durchaus nicht sicher. In jedem Falle,-s dämmert in ihnen allen, daß der 18. Juli als schlechtes Geschäft sich angekassen hat und sogar die Vertrauensseligsten fangen an, mit der Mög» sichkeit deS Niederbruches zu rechnen. Also Ist>s gar nicht verwunderlich, wenn in ihren: ersten Kreis, der sich nicht so verhüllen kann, daß nicht hin und wieder daS Licht durch ihn hindurch­leuchtete die Reue mit Sicbenmeilenftiefeln sich nähert. Nur kommen die Erleuchtungen zu spät und die Schadenersatzangcbote haben keine Taxe. Dazwischen gibt es nämlich mittlerweile zu viele Tote. Dafür ist zu viel deb Schmerze» üb.'r unseren Boden jawohl, unseren Boden, auch wenn ihn unter fremden Stiefel die Deutschen und die. Italiener stampfen ver­gossen worden, al» daß setzt die Schläge an die Brust noch gelten könnten. Jetzt ist die Schlacht vom Urgrund her entfesselt und nur eine Lösung gibt's, koste sie, wa» sie wolle: unser Siegt Ein Sieder nicht nur denn nur in dieser Dimen­sion präsentiert er sich den Triumph der ge­setzlichen Gewalt über eine aufsässig« Militär», sondern den Triumph eine» Volkes über seine > fremden Eroberer. Es war im Jahre 1808, Man erhält für K6 100 Reichsmark...... 608 Markmünzrn..... 650. 100 österreichische Schilling.. 526.50 100 rumänische Lei.... 15.85 100 polnische Zloty.... 513.50 100 ungarische Pengö.... 543.50 100 Schweizer Franken... 658.50 100 französische Frank»... 96.20 1 englische» Pfund.... 141.25 1 amerikanischer Dollar... 28.30 100 italienische Lire.... 118.40 100 holländische Gulden... 1579. 100 jugoslawische Dinare... 60.30 100 Belga» 482. 100 dänische Kronen.... 631 100 schwedische Kronen... 729. wenn wir uns nicht irren, daß man die folgenden Verse sang: Ein Volk kann nicht Sklave sein. Da» zu sterben weiß.. Auch wenn Mussolini , Held au» Furcht< und wer garantiert dafür, daß er nicht auch schon zu den Bereuenden gehört? gegen un» ganze Ladungen von Söldnerfleisch schickt, da» er jetzt in Tripolis und Libyen anwirbt und aushebt. Es scheint, daß e» ihn billiger kommt und daß e» von besserer kriegerischer Qualität ist, al» da» Italienerfleisch. Vor allem: viel billiger mag'» sein! Und lassen wir einmal die Schmach bei­seite, die damit unserer Würde als einem alten Land der Zivilisation angetan wird w i» machten daraus die Rebellen selbst? Oh. Geist de» Eid, der du in BurgoS schläfst I Die Marok­ kaner ? WaS mögen über diesen Beitrag die militaristischesten Großfürsten denken(voraus­gesetzt, sie können überhaupt über etwa» denken), die sagten, sie hätten sich gegen den Marxismus erhoben?! Genau so, wie sie für das generiöse Trinkgeld von fünf Peseten früher waren e» drei farbige Truppen aushoben, dami^sie sich für«ine Sache schlachten ließen, die sie nicht ver­stehen und die sie gar nicht interessiert genau so konnte eS die Republik machen, aber wollte es nicht. Mit der Verelendung spekulieren, Leben kaufen mit Kupfermünzen... Gewiß, so konnte eS die Republik nicht machen, grade weil sie irgendeine Verwandtschaft, wenn auch nur eine entfernte, mit dem Marxismus besitzt. Aber dir Feinde deS Marxismus sie konnten eSI Wor­aus folgt, daß Marx mehr als je prophetisch Ivirkt. Doch zum Unglück für die aufsässigen Generale wissen die Muselmannen ja nichts vom Sozialismus. Sie töten, wenn man es ihnen be­fiehlt; sie lassen sich so töten... Und das nennt sich dann in Salamanca einen Freiheitskrieg! Und in London : einen Bürgerkrieg. Gesegnete» Christfest, ihr Herren vom Nicht-Einmischung»« Komit<! Gesegnetes Weihnachten!' Unter dem Mistelzweig mag man sich den FriedenSki' geben, während wir, nun ja, damit ihnen der Diskus­sionsstoff nicht auSgeht, nun einmal weiter so ein bißchen Krieg machen müssen... Gegen wen? Eigentlich wissen wir e» nicht einmal ganz genau. Gegen die Italiener. Gegen die Deutschen . Gegen die Mohren... Und auch gegen einige Spanier, die freilich aufgehört haben, e» zu sein. Wir möchten mit Fasten diese Weihnacht, die zweite, die der Krieg uns beschert, eigentlich feiern. DaS heißt: wir möchten auch.inen Hoff« nungSkuchen servieren, bei dem wir die groß« Bescherung schon in der Hand halten: Teruel . Ganz gute Entschädigung für da» Opfer eine» Jabreü. Versprechen von sicheren Siegen für da» Jahr, da» gerade an die Tür Uopft. UnS genügt bei diesem Hoffnungskuchen, daß Weihnachten, mitten In unserer Trauer. unS die Seel« stählt. Trotz allem und gegen alle»! Die winterlichen Schneefälle können die Glut unseres Herzen» nicht dem Eistod übergeben. (Au» dem Spanischen in freier Uebersetzung von ff. E. Roth.) Heilige Nacht In Spanien So erlebten dieRoten " Weihnachten Im sröBten Bürgerkrieg aller Zelten seinerzeit beträchtliches Aufsehen erregt. Auf­sehen nicht seiner Glaubwürdigkeit, sondern sei« ner Unglaubwürdigkeit wegen. Man lachte über den unbekanntenLiteraten", fühlte sich besten« falls angenehm gekitzelt durch die Schrecknisse, die er auf» Papier malte; aber als der Krieg dann da war und in vier grausamen Jahren die Welt zerfraß, stellte sich heraus, daß der Anonymus über außerordentliche politische und strategische Kenntnisse verfügt haben muß und über eine erstaunliche Kraft, zur Schau in die Zukunft. Nicht er war derPhantast", sondern die andern haben kein« Phantasie gehabt. Vielleicht begibt sich ähnliche» mit Fowler Wright? Der Mann kennt die Welt, und nicht al» Globetrotter, vielmehr al»«in nationalbewußter Brite, der sich über da» Schicksal de» Empire ernst­hafte Sorgen und Gedanken macht. An hun­dert Anzeichen merkt man, daß er über die strate­gischen Schlüsselpositionen de» Planeten gründlich Bescheid weiß. Er ist rin guter Psychologe. Viel­leicht, muß man sich sagen, vielleicht sind auch seine politischen Ueberlegungen garnicht so un­dumm; vielleicht eröffnet ihm die Intuition de» Dichter» Ausblicke, di« wir, im Kleinkram der Tagespolitik steckend, nicht noch nicht sehen können? Am Ende werden wir dann wieder nicht genügend Phasttasie gehabt haben? Man greift also zuMegiddo's Ridge", ent« schloffen, sich von dem Literaten Fowler Wright die Hülle de» Befferwlffen», die sich jeder Politi­ker, wenn auch ist verschieden dicker Ausfertigung, heutzutage umgeschnallt hat, ankrahen zu lassen. I Aber: man wird enttäuscht. Nicht, daß unsere| Hülle stärker wäre als die Feder Fowler Wrights; sondern Fowler Wright verzichtet einfach auf den Angriff. Hat man schon nach der Lektizre von Bier Tage Krieg" den Eindruck gewonnen, daß dieser Autor von zwei Dutzend Kriminal« und Abenteuerromanen nicht die Kraft hat, den küh­nen Vorstoß in da» Gebiet apokalyptischer Dich­tung fortzusetzen, den er mit demUntergang von Prag " fraglos begonnen hatte, so wird dieser Eindruck jetzt zur Gewißheit: mit demHügel von Megiddo" kehrt Fowler Wrigth zu seinem ur­sprünglichen Metier zurück; er liesert einen mit beachtlichem Talent geschriebenen Un» terhaltungSroman, der Lesern, die eine qualifi­ziert« Entspannungslcktüre suchen, immerhin be­sten» empfohlen sei. Die weltpolitische Fabel, um die e» un» ging, ist völlig in den Hintergrund gedrängt. Der deutsche Militärdiktator von Teufel, der englische Spion Steele, das Mädchen Perdyta, Perso­nen, die in den andern Bänden fürHandlung" gesorgt hatten, beherrschen nun die Szene im wirklichen Sinn des Worts: sie sind die wahre» Gestalter des Schicksals, das über den Planeten hereingebrochen ist. Den deutsch -russischen Streit­kräften de»Heidentums" stellt Fowler Wright eine Kollektivmacht entgegen, die er dieChristen­heit" nennt. Sie wird natürlich von Eng­land angeführt; daß ihr Frankreich angehört, ahnt man; aber wer sonst dieseChristenheit" bildet, erfährt man nicht; sie bleibt anonym, ver­schwommen nebulös. Die Streitkräfte derChri- Istenheit", welche die abendländische Kultur gegen [bett Barbarismus verteidigen wollen, sammeln sich zu diesem Zweck unter dem Zeichen de» Kreuzes an den Mittelmeerküsten Afrikas. 2m alten bibli­schen Land Palästinas und Libanons stehen sich schließlich die feindlichen Heerhaufen gegenüber; hier befindet sich das Tal Armagcdvon und der Hügel Megiddo, wo nach der Offenbarung des Buchs aller Bücher die große Schlacht zwischen demGuten" und demBösen" geschlagen wer­den wird, die, mit dem Siege de»Guten" endend, da» Tausendjährige Reich Christi auf Erden einleiten wird. Fowler Wright schildert überzeugend die Fratze desBösen"; wie da»Gute" aussteht, sagt er nicht. Er-entzieht sich seiner Schilderung absichtlich, wohl wissend, daß er sonst weit au»- holen und einen äußerst komplizierten geistigen Prozeß aufzeigen müßte, der nicht die Staa­ten ingute" undböse" scheidet, sondern die Menschen. Fowler begnügt sich mit dem billi­gen Trick, daß die Untaten de» deutschen Dikta­tors mit dem symbolischen Namen Teusel einen Gesinnungswandel aus derchristlichen" Gegen­seite produzieren, welcher die Angehörigen der Christenheit " schlechtweg zu Engeln macht. So endet Fowlers Buch wie eines jener vielen Trak­tätchen, die in seinem Heimatland so gern gelesen werden. Dem englischen Spießer wird diese Pre­digt eingehn wie Honig; denn er erkennt,-daß er, umgut" zu werden, nichts tun zu braucht, als die andernböse" werden zu lassen. Sicher wirkt das absatzfördernd auf Fowlers Buch, aber>vir Besserwisser" sind wieder mal uni eine Beleh­rung gekommen. Und das ist schade. Max Horb.