Mr. 6

Samstag, 8. Jänner 1938

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Tabakarbeiter fordern batte überall allenthalben den R i ft u n g s b e- Teuerungsaushilfe!

Yauf größere Burüdhaltung aufguerlegen. Man

Die Gewerkschaften der Tabakarbeiter haben Anfang Dezember den zuständigen Stellen die Forderung nach Auszahlung einer Teuerungsaus. hilfe unterbreitet. Die Eingabe wurde durch die Wertreter der Gewerkschaften sowohl dem Gene­raldirektor der Tabafregie, als auch dem Vor stand der zuständigen Abteilung des Finanzmini fteriums überreicht. Dabei wurden durch den Sprecher der Abordnung noch mündlich die ergän­henden Informationen hinzugefügt und gebeten, daß man ehestens über die Forderung beraten und entscheiden möge. Man ging von der An. nahme aus, daß es doch möglich sein müßte, mit Blücksicht auf die Dringlichkeit der Sache eine positive Erledigung noch vor Weihnachten zu er halten. Leider hat sich diese Annahme nicht erfüllt. Auch bisher ist noch keine endgültige Entscheidung in der Angelegenheit gefallen. Hoffen wir also, daß nunmehr in naher Zeit dieser Forderung end. lich entsprochen wird.

darf überschätzt und mit dem Nachlassen der Rüstungsfäufe war auch ein Abbau der spe fulativ angehäuften Vorräte und Engagements verbunden. Da zugleich die Produktionssteigerung auf verschiedenen Weltwarengebieten Rekordhöhe erreicht hatte, mußte das Angebot großer Vorräte zu empfindlichen Preisrückschlägen führen. Ein weiterer Faltor, der den Rüdgang der Rohstoff­preife förderte, ging von den Autartiebe strebungen der Länder Deutschland, Italien und Japan aus; hauptsächlich was den Ausbau der Eigenerzeugung synthetischer und natürlicher Spinnstoffe betrifft. Ein weiterer wichtiger af tor, der die Deroute auf den Weltwarenmärkten erklärt, ist das Andauern des spanischen Bürgers frieges und der japanisch- chinesische Krieg. Das durch sind wichtige Absatzgebiete der Weltwirt­fchaft zum großen Teile verlorengegangen. Sierzu gehört auch das Einfrieren großer ame= rifanischer und europäischer Forderungen in China und Japan. Erit auf sehr verbilligter Basis zeigte sich erst vereinzelt Nachfrage nach Getreide, Baumwolle. Kupfer und Erdöl. Die großen Weltfartelle für Kupfer. Zinn und Haut­schut haben energisch versucht, durch Produk tionseinschränkung und Erportrestriktionen den Preisverfall aufzuhalten. Es ist dies nicht ge­lungen, wenngleich die weiteren Bemühungen in dieser Richtung Erfolg versprechen.

In der Eingabe der Verbände haben diese das Verlangen gestellt, eine Teuerungsaushilfe im Ausmaße von zwei Wochenlöhnen zu bewilli­gen. Dabei sollten die gleichen Modalitäten in Frage kommen, die im Erlaß Zahl 33.300/ 1929 festgelegt waren. Damals handelte es sich um die Gewährung einer Neujahrsremuneration an die Die Preisentwidlung des Jahres 1987 war Tabatarbeiterschaft. Begründet wird das Verlan durch außerordentliche Schivankungen und Preis­gen der Gewerkschaften mit der in der lebten Zeit rüdgänge gefennzeichnet. Der Höchststand wurde zu verzeichnenden Teuerung. Auch hinsichtlich der im März erreicht, der tiefste Stand im November. Frage einer eventuellen Bedeckung dieser Ausgabe In diesem Zeitraum erfolgten Preissenkungen um wird darauf verwiesen, daß ja auch der für 1937 40 bis 60 Prozent. Im allgemeinen kann gesagt eingesetzte Betrag für Arbeiterlöhne- so wie in früheren Jahren nicht zur Gänze aufgebraucht Weltwarenpreise beherrscht hat. Hiervon find werden, daß in 1937 die Baisse das Bild der werden wird, so daß also die Bedeckung in der weder Nahrungs- und Genußmittel noch Indus Richtung gegeben ist. Es wird weiters darauf strieprodukte ausgenommen. Von wenigen Welt­verwiesen, daß die Tabakarbeiterschaft in den leg- handelswaren abgesehen, beträgt der Preisrück­ten Jahren mancherlei Einbußen erlitten hat und auch die Einstellung des Weihnachtsbeitrages, der früher gewährt wurde, bringt der Arbeiterschaft einen Verlust. Des weiteren wird auf die Steige rung der Preise verwiesen.

Die Erfüllung der Forderungen der Arbeiter durch die Tabakregie ist durchaus möglich. Einmal ist unser Tabatmonopol ein hochaktives Unterneh men, das dem Staat jährlich über eine Milliarde an Reingewinn einbringt. Wenn einmal das Unternehmen einige Millionen für die Gewährung einer Teuerungsaushilfe aufwendet, so bedeutet das für die Staatstasse noch keinen wesentlichen Berlust. Denn wieviel braucht man denn, um dies ses Verlangen der Arbeiterschaft zu erfüllen. Im Budget für 1937 find an Löhnen für die ständige Arbeiterschaft samt allen Bulagen 83.710.000 eingesetzt. Das bedeutet, daß für diese Kategorie wöchentlich rund 1,6 Millionen an Löhnen ausbezahlt werden. Dabei wird immer angenom men, daß der vorgesehene Betrag zur Gänze für diesen Zweck aufgeht. Zwei Wochenlöhne an Teuerungsaushilfe für diese Kategorie erfordern also rund 3,2 Millionen. Und dieser Betrag sollte nicht aufzubringen sein? Die Tabalregie hat im heurigen Jahre ia abermals bessere Eins nahmen als das Jahr vorher. Bis zum 15. De zember v. J. betrugen diese Mehreinnahmen nach einer Angabe des Generaldirektors rund 52 Mil

Tionen.

gang in 1937 mindestens 15 Prozent. Bei Flachs ist ein Rüdgang um 4 bis 8 Prozent( je nach Serfunft) festzustellen, bei Silber, Nohöl. Kups fer beträgt die Reduktion 15 Prozent und dars über. Preisabschläge zwischen 20 bis 30 Prozent haben ägyptische Baumwolle, Merinowolle, Roh­seide, Sisalhanf, Häute, Stautschut, Zinn, Zinf. Platin, Brasillaffee, amerikanischer Weizen auf­zuweisen. Mehr als 35 Prozent beträgt der Preisrüdgang bei amerikanischer und indischer Baumivolle. Sped. Kopra. Schmalz, Terpentin, Palmöl, Blei, Hafer, Roggen und amerikanischem Mais. Stafao verzeichnet mit einem Preisrid gang um 50 Prozent einen Höchststand. Gegen über Anfang 1937 notieren nur Robzuder( unt 8 Prozent) und Tee( um 10 Prozent) höher. Dies erflärt sich beim Buder aus dem günstigen Ausgang der Londoner Zuckerfonferenz, während beim Tee der schon in 1936 eingeleitete Produk­tionsabbau seine Wirkung getan hat. Dänische Butter fonnte um 50 Prozent steigen, was auf umfangreiche englische und australische Häufe zu rüdzuführen ist.

erhalten bleibt.

1840

1880

1910 19

R.E

13

USA

13.

30

10

10

18.40

8

9

8

C

Ccite 5

Hundert Jahre Geschichte der Arbeit Von der 90- Stundenwoche zur 40- und 36- Stundenwoche. Die Entwicklung der durchschnittlichen Arbeitszeit in den wichtigsten Industrien in Frankreich, Amerika und Groß- Britannien

menvertreter gingen auf den Vorschlag der Ge­werkschaft nicht ein und die Bezirksbehörde fällte daher die Entscheidung, die dahin lautet, daß dem Ansuchen der Firma feine Folge gegeben wird, weil der von der Firma angestrebte Bwved der Betriebsreduktion auch durch eine turnusweise Beschäftigung, bzw. Aussetzungen erreicht werden fann.

Ausland

Rumäniens Sozialisten

über Manius Schuld In der Ausgabe vom 2. Jänner nimmr die Lumea noua", das Organ der rumänischen Ein Kollektivvertrag für neun Jahre! Die Sozialdemokratie, in einem längeren Artife! schwedische Buchdruckerföderation hat mit 140 zu den Wahlen Stellung. Wir entnehmen fapitalistischen Herausgebern von insgesamt 207 diesem Artikel die folgenden Stellen: Beitungen einen Stollettivvertrag für nicht weni­ger als neun Jahre abgeschlossen! Die Löhne Im kommenden Jahr wird unsere Bewegung Für 1936 steht zu erwarten, daß die Preis- sind dabei im allgemeinen um 5 bis 7 Prozent eine außerordentlich schwere aber wichtige Wii­rückgänge nicht mehr so große Schwankungen wie erhöht worden. Die Zahl der bezahlten Ferien- ion zu erfüllen haben: Sie muß die Lehren aus 1937 aufzuweisen haben werden. Man hat all wochen ist von zwei auf drei Wochen heraufgesetzt den leßten Wahlen verarbeiten und Reorganisa mählich eingeschen, daß man die wirtung der worden( eine Woche Ferien muß zwischen 27. tionen durchführen, damit die Straft und der Aufr ii it ung auf die Weltwirtezember und 15. März genommen werden). Einfluß der Bewegung im Interesse der über­haft start überschäßt hat und diese für eventuell auftauchende Streitfragen auf dem zeugten Arbeiterschaft eingesetzt werden kann. Erkenntnis wird zweifellos die Spefulation davon Gebiete der Löhne und Arbeitsbedingungen sind Diefer Miffion müssen wir uns alle mit Leib und Es darf also wohl erwartet werden, daß abhalten die Preise erneut start in die Höhe zu Verhandlungen und, falls feine Einigung zu Seele widmen. Wir fönnen der Ueberzeugung man im Finanzministerium und daß vor allem treiben. Freilich haben alle Prognosen für 1938 tandekommt, ein Zwangsschiedsgericht vorge- sein, daß unsere Arbeit von Erfolg gefrönt ſein der Herr Finanzminister erkennt, daß den For- nur dann Geltung, wenn der Frieden in der Welt schen. Die Parteien haven die Errichtung eines wird, d. H. wenn man unsere Arbeit nicht behin­derungen entsprochen werden kann. permanenten Schiedsgerichtshofes von drei Mit- dern wird. So wie wir von der kommunistisch­gliedern vereinbart, die von den Organisationen zaranistischen Koalition und den Legionären ge­der Unternehmer und Arbeiter vereinbart wer schlagen wurden, werden wir wieder aufbauen, den und keiner dieser Organisationen angehören denn das Recht ist auf unserer Seite... dürfen. In den neun Jahren sollen keine Arbeits­Es ist nicht notwendig, unseren Standpunkt. Wie das Trautenauer Echo" meldet, hat fonflitte, d. h. Streits und Aussperrungen etc., den wir seit drei Jahren zur Verteidigung der die Firma Schlechta. Baumwoll- und Leinen stattfinden, hingegen sind, wie angedeutet, Ver- demokratischen Verfassung vertreten, zu erläu weberei in Oberwernersdorf, die 220 handlungen über Lohnsäße( Konjunkturschwan tern. Wir haben oft gezeigt, daß die einzige Leute beschäftigt, bei der Bezirksbehörde in fungen, Arbeitsbedingungen usw. vorgesehen). Möglichkeit hierzu der Zusammenschluß aller de­Braunau um einen Betriebsstillstand von 13 Das Organ des Schwedischen Gewerkschaftsbun- mokratischen Kräfte sei. Wir lehnten die von den Wochen angefucht, weil sie feine Grporiaufträge des sagt zu dieser außerordentlichen Verein Kommunisten propagierte Volksfront ab und ers hat. Man einigte sich dahin, daß die Firma nur barung, daß die schwedische Gewerkschaftsbetve strebten die Zusammenarbeit aller Demokraten. einen furzen Betriebsstillstand vornimmt, die gung immer gegen Staatsintervention auf dem Seit drei Jahren schenkte man uns fein Gehör. den und daß Arbeiter nur ausgesetzt und nicht entlassen wer- Gebiete der Lohn- und Arbeitsbedingungen ge- Die Ereignisse vom November 37, als der Wahl­den und daß sollte bei der Betriebsaufnahme wesen sei; hier handle es sich um ein gemein- tampf begann und die Bauernpartei sich nicht Bollarbeit nicht möglich fein in Wechseltur­entscheiden konnte, ſind bekannt. Anitait eine Zusammenarbeit mit den demokratischen Gruppen nussen gearbeitet werden wird. fand M a ni u ein Zusammengehen mit der Eisernen Garde" für zweckmäßig. Anstatt gegen den Faschismus führte Maniu den Kampf gegen den Thron. Herr Manin sah das wirkliche Uebel

Weltwarenmarktsbilanz 1937 Betriebseinschränkungen in

Dr. W. H. Als eine Folge der außerordent lichen Rüstungsaufwendungen hatten die Welt­warenmärfte seit 1933 und besonders in der zweiten Hälfte des Jahres 1936 und im ersten Viertel 1937 eine starke und teilweise überſtürzte Aufwärtsbewegung zu verzeichnen. Das Früh jahr 1987 brachte einen jähen Umschwung und seit dieser Zeit ist das Weltpreisniveau von der kurzen Unterbrechung im Juni und Juli ab­gesehen in ständigem Rückgang begriffen. Besonders starke Einbußen auf sämtlichen Markt­gebieten brachten die Pronate Oftober und No: vember, was mit dem Konjunkturridgang und der ständigen Verlangsamung der Industrietätig keit in den USA zusammenhängt und auch alle übrigen Länder veranlaßte, sich beim Rohstoff­

Man erhält für

100 Meichsmart

Markmünzen

100 österreichische Schilling

100 rumänische Lei

100 polnische Zloty 100 ungarische Vengö 100 Schweizer Franken 100 französische Francs 1 englisches Pfund.

1 amerikanischer Dollar

100 italienische Lire 100 holländische Gulben 100 jugoslawische Dinare 100 Belgas

100 dänische Kronen

100 schwedische Kronen

608.-­650.­528.50 15.85 508.50 543.50 658.­

der ostböhmischen Textilindustrie

Auch die Firma F. Geduldiger in Parsch nit hat ein ähnliches Ansuchen gestellt. Auch da lam nach längerer Verhandlung eine Einigung dahingehend zustande, daß nur ein ganz furzer Stillstand eingelegt wird und die Arbeiter wäh­rend dieser Zeit nur aussehen. Die Wechseltur­nusse wurden so geregelt, daß die Ausseßzeit unter sechs Wochen liegt, wodurch die gesetzlichen Diechte gewahrt bleiben.

fames Einvernehmen der betroffenen Parteien, und zwar nicht nur zwecks Veilegung von Streit fragen in bezug auf die juridische Auslegung der vereinbarten Bedingungen, sondern auch zivecs Beilegung eigentlicher materieller Gegensätze. Es fei ein interessantes Experiment, das die Auf­merksamkeit aller Gewerkschafter verdiene. nicht. Wie Don Quichotte war er von Ein irischer Konstitutions- Briefstempel. Das einer firen Idee befallen, die sich für das Wohl Infrafttreten der neuen irischen Verfassung hat des Landes schädlich erwiesen hat. Auf diesem vorläufig noch keine Herausgabe neuer Brief- Wege konnten wir Herrn Maniu nicht folgen... marken des Staates Eire zur Folge gehabt. Da­Am 20. Dezember hat die Firma I. Etrich gegen ist auf den größeren irischen Postämtern in Jungbuch den zuständigen Behörden eine Eins eine Maschine zur Abstempelung von Briefsen­gabe übermittelt, in der um die Zustimmung zu bungen in B. nieb genommen worden, die einen einer Entlassung von 300 Arbeitern ersucht wird. neuen Stempel zeigt, der sicherlich für die Brief: 96.20( Bei der Firma sind jest etwa 900 Menschen martensammler einen großen Wert haben dürfte, 141.75. beschäftigt.) Der Vertreter der Union der Tertil um so mehr, als er nur am Konstitutionstage arbeiter gab bei der Verhandlung die Erklärung verwendet wurde. Der Stempel zeigt eine sibende ab, daß die beabsichtigte Massenentlassung nicht junge Frau, die rechte Hand auf eine Harfe ge- Wir waren immer Gegner der Kommuni notwendig sei und schlug turnusweise Ausseßun- stüßt, die das Symbol des alten Irland ist. Sie sten, haben es aber nicht für möglich gehalten, gen des Personals vor, damit die Arbeiter alle schreibt gerade in einem offenen Buch die ersten daß ihr Verrat soweit gehen würde, daß sie als erworbenen Rechte behalten und dadurch auch bei Worte der neuen Konstitution nieder. Die In- Wahlagenten Manius auftreten würden. Wir der Krankenversicherung mit ihren Familien für schrift trägt außer dem Wort Gire" noch die zweifeln nicht, daß sie hiezu von Moskau den Strat und Meditamente versichert seien. Die Firingabe ,, La an Bhunreachto"( Verfassungstag). Befehl erhalten haben...( th)

28.30

117.40 1579.­60.30 482.­631.­729.­

Heute kann man das Resultat der Politik Manius sehen... Es ist richtig, die liberale Re­gierung erlitt eine Wahlniederlage, jedoch ledig­lich auf Grund des unerwarteten Erfolges der Eisernen Garde", ein Erfolg zu dem Herr Ma­niu wie Herr Titulescu in wesentlichem Maße beigetragen haben...