Eeite 6SozinldemoftgtR. Jänner 1938. Nr. 8Der Dkm« aaaa^MMwPoshlwirra. Der deutsche Regisseur Max C t-b,ii I s. der einit mit der Verfilmung von Schnitzler?..Liebelei" Geschmack und Talent bewies, bar nun inFrankreich einen»exotischen" Roman von MauriceD e k o b r a zu einein Film gemacht, der sich von denüblichen Liebes- und Spionagefilmen nur durch dasBestreben unterscheidet, nicht allzu aufdringlich zusein. Dennoch bäufen sich in der Geschichte von dergroßen Liebe der Geisha und der russischen Marine-Offiziers Cbcr wegen eines geheimen Austräger—kurz vor Ausbruch der russikch-japanischcn Krieges— in Tokio bleiben must und von einem Kuli, derdie Geisha gleichfalls liebt int Verderben gebrachtwird) die herkömmlichen Kientopp-Sitnationen. diemit ein wenig Butterstv-Poesie umgoldet sind undso die bewährte Mischung von süßlich und'rauiamergeben. Gerade beute, da Japan ein bedrohlichrealer Faktor im Weltgeschehen ist, ist man empftnd-lich gegenüber einer den Fernen Osten verkitschendenRoman» und Filmkunst, obwohl man znacben must,das; dieser Film sich noch in den Grenzen der Möglichen hält und manche schönen Bilder und reizvollenAuftritte bat, die dar Können der Regisseurs beweisen. Die Echtheit, die dem Manuskript mangelt, sollwenigstens teilweise durch die Mitwirkung echteroder halbechter Japaner bergestellt werden. DieGeisha spielt, deshalb die ehrgeizige Michiko Tanaka-Meinl(die diesmal mehr Wert auf Darstellung alr auf Gesang legt) und den Kuli einSchauspieler namens Seßue Havakatva. der übercrn interessanter Gesicht verfügt. Freilich sehen nichtalle Japaner der Filmk so japanisch aus. und derrussische Leutnant, den Pierre Richard W i 11 mspielt, wirst völlig als der gewohnte westliche Filmliebhaber.—«iS—» Frauenorganlcation PragMontag, den 10. Jänner, 8 Uhr abendS, imParteiheim. Emckky 22TIIFrag«»-AbendSchneeberichte aus Prags UmgebungRiianv: 25 Zmi-; Senobrabv: 80 Zttn. Alt-,10 Znn. Neuschnee; Ledet: 55 Ztm. Alt-, 15 Ztm.Neuschnee: Davie: 20 Ztm. Alr-, 10 Ztm. Neuschnee; Rnisek-Skalka: 10 Znn. LU-,. 80 Znn.Neuschnee.Trnnerfeier sür Buxa. Die Hauptstadt Pragtrauevl über das Ableben ihres ersten PrimawrSDr. Karel Bnxa. Von den öffentlichen Gebäudenwehen Trauerfahnen, die Wagen der elektrischenStraßenbahn sind mir Trauerfähnchen verleben.Freitag nachmittags wurden die Straßenlaternenlängs der ganzen Fahrbahn vom Altstädter Rathausbis znni Nationalmuseum, sowie in den anliegen-dei Straßen erleuchtet. Um 12 Uhr wurde der Sargvom alten RaihaüSkaal vor das Altnädter Rathausgetragen, wo er aus ein Leichenauto gehoben wurde.Diesem stillen Akt des Abschieds wohnte rin zahlreiches Publikum bei. Der Sarg wurde ins Pan-rbcon des Nationalmuseums gebracht. Am Sargedes verstorbenen Primatork Dr. Bnxa ließen u. a. Ider Präsident der Republik Dr. Edvard Benes, IMinisterpräsident Dr, Milan Hob,la, Minister fürSchulwesen und VolkSlitlinr Dr. Emil Franke. Primator Dr. Petr Acnkl und die ZcntralverkretungKränze nicdcrlegen.Noch rin Straßrnbahnnnglbck.. Ein Srraßen-üahnunglück ereignete sich gestern früh, nick» allzuweit von der anderen Unglücksirätre, an der Ecke derMlsktl- und Velrredisiraßc. Ein Motorwagen der!18er-Liuie geriet mit den Vorderrädern aus dem|Gelr'sk und stieß mir einem andern danebeiistcben-den Wagen der gleichen Linie zusammen. Die Sei-renivändr der Wagen wurden eingedrückt; verlebtwurde niemand. Ursache dek Unfalls ist, wie imandern schlveren Fall, die Berstopfung der Geleisemit Kot und Schncrresten.Vom Zug geköpft. Gestern vormittags wurde Iauf der Eiienbabnstrccke in Lieben der Leichnam dek I28!äbeigen Buchbinders Joses S l a v i k aus Micklegesunden, dellen Kopf vom Rumple getrennt war.Nack binrerlallenen Briefen dar Slavik Selbstmordbegangen.Dos grobe traditionelle Konzert der deutschenFerienkolonien schon am 24. Feber d. I. im großenLucernakaale. Bruno Walter dirigiert da» große,obendrein verstärkte Orchester der Tschechischen Pbil-barnionie. Die Subskription beginnt in den nächsten!Tagen. 400 arme deutsche Kinder Prags wartenauf glückliche Ferien durck den Verein. Das Konzert soll dir Mittel dafür schaffen. Deutsche Pragk,helfet dal>ei!AtikflngSzügr der Stnatsbahnrn. Jeden SamS-!rag Motorschnellzügc für Skisahrer ins ErzgebirgeXL 95.—, ins Riesengcbirge Kd 75.—, auf d'rSokolbaude Kc 90.— und in den Böbmerwald KfSO.—. In den Preisen sind auch Unterkunft, Verpflegung, Versickerung, eventuell Drahtseilbahn undBegleitung inbegriffen. Anmeldungen und Informationen im Basar neben Willonbabnhof, TelSozialistische Jugend« PragSonntag, den 9. Jänner, TSAP Heim, 5 USrVorführung dr» Wintrrlagerfilm» der Sozialistischen Jugend, Prag. Gifte willkommen!Der entsprungene Häftling wurde von einemgewißen Ottokar Hübner angehalten, dem dieSrräfinnvkleiditng Simas verdächtig erschien. ESkam zu einem Handgemenge, in dellen Verlaus Srmaseinem Gegner einen Mellerstick in den Halk verlebte. der die Halsschlagader traf. Da ärztliche. Hilfe rechtzeitig zur Stelle war. konnte der Verletzte gerettet werden. Gewöhnlich pflegen solche Verletzungen zu schweren Folgen zu führen und eö warein besonderer Glücksfall, daß ein tödlicher Ausgangabgewendet werden konnte. Die Aerzte konnten indessen diele Verletzung im Sinne unserer Strafgesetzes nur als»leichte Körperbelchädi»p u n g" gualifizieren, da weder rin mindestenszwanzigtägigek Krankenlager, noch besonderer körperlicher Schmerz in Frage kam. welche Merkmalefür den Tatbestand der schweren Körperverletzung erforderlich sind.Al? der von Sima angestockene Hübner zusammenbrach, eilte ein gewißer Hudl zu Hilfe, der abervor dem gezückten Meßer dek Sima zuriickwcichcnmußte. Sima entkam vorläufig. Am folgenden Tagplünderte er ein am Gehsteig siebendes Auto auk.wobei er auch die Pcrsonaldostimente dek Autobe-| litzerk Palkok mitarhen ließ. Noch am gleichen Abendbrach er in ein WockenendbäuScken bei Hlupotevvrin. dak einem gewißen Herrn Hatek gehört. Nachdem er ßck auk den dort vorrätigen Lebensmittelngründlich angegeßen und rin Paket gestohlenerGegenstände zum Mitnehmen zurechtgemacht batte,legte er lick in dem auSgevli'inderten Häuschen seelenruhig schlafen. Der Zufall wolltr ek. daß der Besitzer der Hütte mit seiner Frau schon in früher Mor»| genstunde eintraf fr? war ein Sonntag) und schonvor der Hütte dak Schnarchen dek schlafenden Einbrechers börte. Herr Hakel nahm vorder Türe Platz, während seine Gatffn um die Gendarmerie lief. Nock ebe diele eintraf, war Simarrwackt und erkannte, daß er in der Falle laß. Undwieder versuchte er die Situation auf leine Art zulölen. indem er plötzlich die Türe aufftieß und sichmit einem Kiickenmeßer auf Hakek war*, der ek mir! feinem dicken Wintermantel zu danken batte, daßnickt lein Körper lckwcren Schaden nahm, sondernbloß der wattierte Wintermantel»erstochen wurde.Die Gendarmen kamen noch zur reckten Zeit undnabm-n den Verbrecher fest.Sima gestand als alterlabrrner Kriminalbrn-drr. wnk nickt zu leugnen war. und leugnete alles,wo? ii'ckl eindeutig nackinewiclen ist. Den leben?»geläbrl'cken Anlchlaa aul Ottokar Hübner erklärte erin der Art. daß er lick leibst bade dir Adern ausschneiden wollen und nur durch rin»unliebsame?Verleben" den Hal? de? Schwerverletzten getroffenbohr. Bemerkenswert ist. daß nach der Anklage dirMontur der Ruzvner Hältlinae mit 220 Ki bewertetwird,»u welchem Preis bekanntlich ein ganz anständiger KonlektionSan»i>a zu haben ist.-Der Gerichtshof erkannte Bohumil Sima stnvollen llmlann der Anklage lckuldia und verurt-ilteibn z» drei Indern schweren Kerker?. Nack derStrafverbüßung, wird der Verurteilte neuerlich füreinige Jahre der ZwangSarbeirianstall überstelltwerden.herlcirtssaakDie Flucht des Zwangsarbeitssträflings Bohumil SimaPrag,(rb} Am 11. November v. I. brach!aus der ZwangSarbri-anstatt in Ruzvni der 42«;föbrigr Bohumil Sima auk, rin gefährlicherGewobndeilSvcrbrecker. der nach zahlreichen, zumTeil schweren Brruricilungcn der Zwangkarbciitan-stali überstellt worden war. Dir zroei Tage nochfeiner Flucht, während derer ek im gelang, der Ber-.folgung der'Ticherbeitkorganc zu entgehen, bat die-\fer Unverbesserliche mir einer Reibe weiterer Straf->toten ausgcküllt. wegen deren er gestern vor demSrraflenar dek GR Dr. N o v o r n ü angeklogt war.Tie Anklage lautet auf das doppelt begangene Brr-1drecken der Erpressung, der leichten KörperverletzunglindKunst und Wfe&en,DelilaLottcriegewinne hoben in der Literatur dakSchicksal, irgendwie verloren zu geben, und selbstFranz M o I n ä r. der im Lause seiner langen underfolgreichen Bühnenschriflsteller-Praxie alle erdenklichen Kombinationen aukprobiert bat. läßt einenLotreriegewinn leinen Besitzer wechseln, obwohl derihn ganz vorsichtig auf die Sparkalle getrogen bat.Kaßenbuch sür dar Mädchen, nicht aber für die eigeneFrau der Gewinner» dar Sparkassenbuch weitergibt,— und zwar an den Bräutigam dek Mädchen?, da?ihr den Mann abspenstig machen will, der ohne Sparkassenbuch für dak Mädchen, nicht aber für bei eigeneFrau seine Anziehungskraft verliert. Dak ist, kurzgesagt, der Inhalt der drei Akte, die im übrigen vongewißen mäßigen Paradoxien leben: daß die Töneder verliebten Leidenschaft vom Sparkaßabuch gewecktmit Vortrag dek Gen. Ernst Paul:„D a?Pathologische des Faschismus."Das Ftt-uenbezirkSkomitve.und durch seine Weitergabe besänftigt werden, während die wahre Liebe fick in klug rechnender Intrigeäußert Hund in der Weisheit, daß man für die.LiebeOpfer bringen muß. auch wenn der geliebte Manndar Opfer bezahlen muß). Dazu werden einigeDialog-Pointen serviert(nicht mehr so viele fteilichwie in früheren Molnär-Stückrn). und—: von derklugen Ehefrau abgesehen— bat jede auftretcndeGestalt jenen Anflug von Lächerlichkeit, der dem Zuschauer da? angenehme Gefühl gibt, ihr überlegen zusein.Das Dankbarste an dem Stück sind die Rollen: derkomisch verliebte Gastwirt, der mit seiner feudalenVergangenheit als fürstlicher Kammerdiener prahltund sich für einen.Löwen" hält, obwohl er eher«inEsel ist; die kleine Kellnerin, die einen verliebtenTanz um dar lockende Sparkaßabuch auffübrt; derSckankbursch. der neugierig und mitfüblend allerbelauscht, der komische Bräutigam, der warten muß,bis sich die Sacke entschieden bar und er statt denRevolver abzufeuern den Loiteriegetoinn einbeimsenkann— und die kluge„Delila", die ihren„Simson"dadurch fesselt, daß sie ibn ärmer macht. Diese Haupt«i rigur- wurde von Marion Wünsche mit kluge» aberzi> betonter Zurückhaltung gespielt, während LeoIS i e d I e r den grollenden Löwen zwar mit einemlustigen ungarischen Akzent, aber doch ein wenigmonoton vorführte. Am nettesten waren Erna Ter-r e l 8 muntere Kellnerin. Seren berechnende Verliebtheit trotz aller Abßcktlichkeit liebenswürdig wirkte,und der Sckankbursch Willv Volkers, der mit seiner behutsamen Aufdringlichkeit und treuherzigenAnteilnahme Heiterkeit erregte, war Walter S z u-rowti(der sich mit Eiker im komischen Fach versuchte) nickt völlig gelang. Julius G e I l n e r sRegie ließ ihre Vorzüge in der guten Durcharbeitungder Szenen, der Grschloßenbeit de? Zusammenspielsund der Vermeidung von Ueberireibungen erkennen.IiW»ck>ensvielplan de? Reuen Deutsche» Theater?.SamStag bald 8: C a r m e n, Jubiläumkvorstel»lung 11. Abonnement ausgeboben.— Sonntag 2%:Kleine? Glück auf der Wieden. Abschiedsgastspiel Werde zirk. bald 8: AndreCbenier. C 1.— Montag 7: WienerBlut. Theatergemeind« der Jugend(rote Karren)und freier Verkauf, Abonnement ausgehoben.—Tienktag bald 8: D« I i I a, 22.— Mittwochbald 8: Fidelio. Jubiläumtoorstellung III,Gastspiel Hilde Konetzni. B 2.— Donnerstag 8Die Weber. Abonnement aufgehoben.— Freitag bald 8: DerR os en kavalier(Gastspiel H. Konetzni) JubiläumSvorstellung IV, Gastdirigent: Erich Kleiber. D.— Samt rag halb 8.D i e Fledermaus. Abonnement aufgehoben.— Sonntag halb 8: D i e Weber. Arbeitervorstellung. halb 8: Parfümerie, Erstaufführung. D.Wochenkpieltzlan der Kleinen Bühne. SamStaghalb 8: TödIicke Liebe. Erstaufführung—Sonntag 8: Reisebekanntschaft(Firma). 8: Sie. Jobannl— Montag 8 Uhr:Da? Glück. Bankbeamte 1 und fteier Verkauf— Dienktag 8: Tödliche Liebe.— Mittwoch 8: Sie. Jobannl Bankbeamte II undfreier Verkauf.— Donnerstag bald 8: G e o r g-und Margaret.— Freitag 8: Sie, Johann! Tdeatergemeinde der Kulturverbandetund fteier Verkauf.— SamStag 8: D e I i l a.—Sonntag bald 8: Warum lügst du. C h e-riek 8: Tödliche Liebe.'üercinenaeftriefttervAllgemeiner Angestelltem- Verband, Reich en berz,Ortsgruppe Prag. Jahresversammlungder Ortsgruppe am Mittwoch, den 12. Jänner, um8 Uhr abend» im Großen Saale de? Handwerker«beim?.— Am Montag, den 17. Jänner. Beginn de? Seminare?„Kunstbetrachtung"(Malerei. Bildhauerei, Baukunst).— Anmeldungnötig.Hine in Freier LichtspielhäusernUrania:»Spiel auf der Tenne." Jos. Eickdeim.Premerie. D.— Adria:«Königin Viktoria." A.Naeole, A. Woblbrück. Engi.— Also:»Dieweiße Krankheit." Nach K. Eapek. Tsch.—Apollo:«Die große Illusion:"-Srrobeim-Fr. D.— Avion:„Noschiwara." Fr.— Vojkol:»Zwei Verbrechen an der MaginM-Linie." Fr.Vrronek:»Zwei Verbrechen an der Maginot-Linie."Fr.— Feuiz:„Freutcke auS dem Jenseits." Bennet.Grant. A.— Flara:»Zwei Verbrechen an derMaginot-Linie." Fr— Hollywood:»Die Austern-lilli." D.— Hvtzdo: Die neuesten Allotria vonMilv-Danald-VIut».— Juki?:.Aoschi»wara." Miffckiko Tanako-Meinl. Fr.— Kiuema:Reportagen, Grota-ken. Journale.— Koruna: Aktualitäten. Journale. Grotesken.— Korva:„Volchi-wara." Fr.— Lueerna:.Der Gefangene von Zen-da." R. Colman. A.— Metro:»Die Austernlilli."H. Tbimig. D.— Passage:„Es war die Zeit derLiebe." McDonald. A.— Praha:»Ta? Kind zweierMütter." Lil Dagover. D.— Radio:»Der weißeRausch." D.— Skant:»Die rote Soutane." Anna»bella. C. Beidt. Engi.— Svitozor:»Die großeIllusion." Renoir. Intern.— Beletrhtz:»KeinSon von Liebe." Dich.— Alma:„Sin Mann gegenalle" HovkinS. Crea. A.— Belvedere:»Zwei Verbrechen an der Maainm-Linie." Fr.— Besetze:„Vroadwan-Melodie 1938." Taylor. Powell A.—Enrlton:»Der Ervreller." Tsch.— Jllnßon:„IhrMillionär." 8.— Lido II:.Zwei Verbrechen an derMaginot-Linie." Fr.— Louvre:„Zwei Verbrechenan der Maginot-Linie." Fr.— Moeeöko:„Die roteSoutane." Engl.— Okvmvie:.Zu neuen lliern."Z. Leander. D.— Perswn:„Panik im Deftern-Ervreß." Engi.— Rvzy:„Jarka? Proießor." Tick.— Tatra:„D i e HockzeitSnackt." G. Cooper. A. Sten. L.— U Bejvotzu:„Die Schneiderin."Tsch.— Laltzek:„Schüße um Mitternacht." D.klszie sm ttittssEin Mann zerhackt sein Kanapee; öffentlichund vor mehreren Leuten. Er bat es hinter fickbcrgcsckleift, ohne Handwagen, wie eine Here zu'n jRichtplay. Mit drei Fingern an der Fußleiste lEs ist ein starker, gutmütiger Mann; gesund siebtrr aus. Er ist Wohl kaum lange in der Stadt.Er geht watend, wie auf weichem Feldboden.Mitten auf dem Asphalt.Kein Zeichen der Verstörung oder unangemessenen Erregung an ihm. Er besorgt sein Werkruhig, sachlich, sachgemäß. Wie eine Feldarbeitoder Hausschlachtung. In derselben Weise, w'dder gelernte Schlächter ein Tier zerlegt:— erstdie Klauen, Haren, Ohren, Hörner ab; die Mes»singnägel, die Ouasien, den Aussatz mit Schnitz-ornamenten aus der Gründerzeit. Ter bei jedemSchritt aus dem Weg hierher genickt hat wie einLamm. ES war einmal ein gute? Stück, mitrotem Plüsch, etwas breitspurig. ES verdie-neinen großartigen Tod. Ohnehin stirbt man beidiesem Format nickt in seinem Bett.Wenn daS grünliche Messing weg ist, gehtdann das Abhäuten ganz leickt und korrekt, w-im Schlachthaus; das Material wird säuberlichabpräpariert, jeder'Prosektor hätte seine Freud-an so reinlicher Arbeit. Es geht auch freilichleichter als beim Vieh, wo man erst brühen muß,daß sich die Schwarte lockert, lind mm das AuS-weiden. DaS kann nickt jeder.DaS Kanapee liegt geduldig auf dem Gesicht, oder richtiger aus dem Buckel; das ist hiersonderbarerweise dasselbe.Wie eine abgrrutschtr Schildkröte liegt es da,in Erwartung der Operation. Ten Strobkack auf,die Wolle raus. Die Sprungfedern brüsten sich,klirren leicht. Mit dem Schraubenzieher amTaschenmesser geben sie aber doch heraus, das isteinfach ein Kunststück; man siebt gar nickt genau,wie der Mann das eigentlich macht. Er siebtselbst nicht. Mit medialen Händen arbeitet er geschickt im Bauch deS Kanapees. Und nun daSzweite Kunststück: durch richtig dosiertes Anklopfen mit dem Rücken der Art den Leim auS-bröckeln. Daß die Fournierung sich löst, ohne zubrechen. Es ist nicht klar..welchen Zweck daS bat;denn schließlich wird dock alles kleingehackt. Ab-res ist dock menschlich. Sorgfalt an Dinge zuwenden, die nicht lohnen und überflüssig sind.Wo wird dieses sorgsamr Opfer mit Einhaltung aller Riten vollzogen?Einen sonderbaren Platz hat der Mann ausgesucht. Ein Lattenzaun der Bahn, Baustellen,weite Gartengrundstücke an einer Hügellehne, esist fast wie am Land. Gegenüber ersterben dieletzten Häuser einer Arbeitervorstadt. Dazwischen ein unregelmäßiger Platz. Darauf stehtklar, sachlich, in anderer Umgebung kaum ausfällig ein mittlerer Wolkentrater; worin die ewigeVorsicht wohnt. Man denkt dort für das ganzeLand an Alter, Tod, BcrsorgungSpflicht; mauspart dafür und läßt sparen. Man macht Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Statistiken, Kurven.Ueber die typischen Gepflogenheiten deS Alters,deS Tode- und der Sparsamkeit.Es wird hier ein Gnadenschah aufgehäuftund ve.teilt nach Maßgabe der Notwendigkeiten.Hier macht man den großen Haushalts« und Le»bensplan für den kleinen Mann. Und dorthinblickt er, wenn er daS Kanapee opfert.Immer wieder schaut er dorthin. Wird auSdem gedrungenen Glasportal ein Blitz fahrenoder eine Taube?Es kommt aber nichts. Leute kommen. Starren, lächeln; sehen sich an. Stockftemde Menschensehen sich vertraulich an wie Verschwörer. Blinzeln. Einer geht weg. schnell.Ueber ihnen steht der glatte, sachliche Wolkenkratzer mittlerer Höhe vor den vergrämten Vorstadthäusern. den Weinbergen ohne Wein. Wieein Teoealli, ein Hünengrab unter grauen Fischer-laten steht er in dem grämlichen Vorort; hell,unabhängig, mit Pathos der Distanz. Die Leutsehen ihn trotzdem nicht an. Er ist zu groß undman ist ihn gewohnt. Sie sehen nur daS sterbend»Kanapee. Tie Wolle, die aus seinem Bauchhängt. Die Sprungfedern stehen daneben wreMausefallen.Hinten kommt die Obrigkeit; langsam,watend, im Tempo der Aktenganges.Wo soll denn die Frau schlafen, wenn siezurückkommt, fragt ein Spaßvogel. Der Bauerhört nicht.Vielleicht kommt sie gerade dann, meint derZweite. Das ist oft so. Wenn man keinen Regenschirm bat, regnet- bestimmt. Am besten, manzermacht ihn. Dann ist jeden Tag Segen.Schüchternes Gekicher. Der Bauer dreht sichum, knurrt. Grient auch. Die Obrigkeit ist nochganze zwanzig Schritt ents.nrt. Ein Auto stopptab, gafft; rast weiter. Ein toternster Mensch mitten im Gekicher, untersetzt mit stumpsbrauueii.langsamen Augen wie der Bauer. Er rüttelt denBauer, am Arm; machen soll er. daß er wegkommt. Die Obrigkeit ist noch acht Schritte weit,steht denn das dafür, verdammtes Theater?Der Bauer sckaut sich um, verständnislos.Versteht nicht, waS man von ihm will. Was willman von feinem Eigentum? Seine Scherben gehören. ihm, wie der Dünger am Acker, wen gebtdas etwas an? Soll nicht die Nase reinstecken,wenn'S ihm stinkt. Er arbeitet weiter. An dervorletzten Sprungfeder. Der ernste Mann hinterihm rüttelt Wieder, redet. Der Bauer steht auf,fassungslos, wie ein Kind erstaunt.Der ernste Mann redet immer nock, dieObrigkeit ist vier.Schritte wi.it, dem Bauernzucken die Kaumuskeln. Er läuft rot an. Dannhaut er.Als ob bie Welt voll Teufel wär und vollKanapees.Es dauert nicht lang. Die Obrigkeit ist da.A. E.B- z N N? b e d i N a u N a e n: Bei Zustellung inr.-au? oder bei Bezug durch die Poft.monatlich Kd 17.—, vierteljährig Ki 51.—, halbjährig KL 102,—, ganzjährig Ki 204— Inserate werden lauLaris billigst berechnet.—' Rückstellung von Manusk-'pien erfolgt nur bei Einsendung der Retonrmarken- Die ZeitungSftankaiur wurde von der Post- u. Telearapher.direktion mir. Erlaß Nr. 13.800 VIU193 1’bewilligt- lKontrollpostauu Praha 25.'— Trucker«;.Orbis". Truck-, Verlags- u. Zeilungs-A.-G. Prag.