Wr. 12 SamStag, 18. 9Snner 1038 t Ctlfe 8 SudeteMleulscliU leitsMad Ziel und Aufgabe unserer Blldungsarbelt Sei der Konferenz unserer BildungSfunk« iionäre im Kreise Bodenbach , die letzten Sonn« ta« in Anssi« stattfand, hielt der Leiter der Zentralstelle für da» BildnnaSwesen, Ernst Paul , einen interessanten Vortrag, dem wir Nachstehendes entnehmen: Der marxistische Sozialismus ist und bleibt die Safi» für die BildungSarbeit innerhalb unserer Arbeiterbewegung. Der Marxismus ist kein Dogma; er bericht auf wissenschaftlicher Grundlage. Es ist da» Kennzeichen einer jeden Wissenschaft, dass sie „eiter entwickelt und mit den Ergebnissen neuester Forschung in Einklang gebracht werden muss. Wir freuen iniS daher aller neuen Erkenntnisse, aber wir lehnen er ab. den Marxismus al » überholt zu betrachten. Gerade weil wir oft durch die Erforder- r-'ffe der Tagespolitik zu taktischen Kompromissen gezwungen sind, dürfen wir den Ursprung und da» Ziel unserer Lehre nicht vergessen und er ist deshalb notwendig, dass wir uns in unserer Bildungsarbeit noch mehr als bisher mit ihr befassen. Der marxistische Sozialismus stellt aber mich unserer Bildungsarbeit ihre grosse Aufgabe: Sie hat da» B e w u ss^t sein derArbeiter mitihrem proletarischen Sein in Einklangzu bringen. Gerade da» Vordringen de» FaschiSmu » beweist, dass da» Versagen kkwiffer Teile der Arbeiterschaft und da» Erliegen vieler proletarischer Existenzen unter der Phraseologie de« Faschismus auf den Mangel eine» klaren proletarischen BetvussiseinS zurückzuführen ist. Die Bedeutung unserer Bildungsarbeit ergibt sich auch noch aus der Tatsache, dass die Aufgaben, vor die die Arbeiterbewegung gestellt ist, von Jahr zu Jahr grösser tverden. Die Arbeiterbewegung ist heute ein breiter Strom geworden, der nicht nur die Verantwortung für sie selbst, sondern auch für einen grossen Teil unsere» Gemeinwesen» zu tragen hat. Im demokratischen Staate haben die Dertrauenimön- uer der Arbeiter zahllose Funktionen zu betreuen. Eie müssen in der Gemeinde wie im Staate ost an vorderster Stelle stehen, haben in wirtschaftlichen Fragen ihre Stimme zu erheben und schliesslich immer wieder Erzieher der kommenden Generation zu sein. Unsere Mittel, um da» grosse Werl unserer BildungSarbeit zu erfüllen, sind leider gering. Wir waren aber bi»her immer gewohnt, au» eigener Kraft all da» herbeizuschaffen, wa» wir nölig haben und wir werden die» auch in Zukunft tun. Wir haben noch nicht alle Möglichkeiten auSgeschöpft und tön- uen besonder» durch eine rationelle Organisierung unserer Kräfte unsere Tätigkeit ertragreicher gestalten. Bei der geringen Zeit, die un» für die Bildungsarbeit auch bei Ausnützung aller Möglichkeiten zur Verfügung steht, müssen wir un» auch auf da» Wesentliche unserer Aufgabe beschränken. Wir vermögen nicht jedem unserer Mitglieder den Sozialismus in seinem ganzen Umfange zu lehren, aber wir können ihm den Weg weisen, durch dessen Beschreib wng er ihn sich e r a r b e i t e n kann. E» gilt auch für unsere BildungSarbeit da» klassische Wort von Kamensky, dass eS da» Ziel jeder Erziehung sein muss, denSchüler gelehrig zumachen. Diese Gelehrigkeit muss aber getragen sein von einer Parken und anhaltenden Begeisterung für unsere Sache. Gegenüber unseren DildungSaufgaben, die wir in Rahmen unserer Arbeiterbewegung zu erfüllen haben, müssen wir scharf jene abgrenzen, die dem öffentlichenBildungSwes en gepellt sind, Wir haben klar auSgesvrochen, dass e» un» zukommt. die Arbeiter zu S o z i a l i st e n zu erziehen; ebenso klar wollen wir betonen, dass wir vom öffentlichen BildungSIvesen keine parteipolitischen und ideologischen Vorteile erwarten und anstreben. Wir sind aber der Auffassung, dass eS die Sendung des öffentlichen Bildungswesens in diesem Staate sein muh, die Sudetendeutschen zu Demokratenzu erziehen. Der FaschiSmu» muss nicht nur politisch und organisatorisch, er niuss vor allem auch g e i st i g überwunden werden. Sn Wahrwort Dr. Franz Jessers Unter dem Titel»Vor und nach 1033" leit« artikelt in der freitägigen»Deutschen Landpost" Dr. Franz Jesser über die Verdienste, die sich die sudetendeutsche Politik seit 1018 um die Klärung der mitteleuropäischen Frage ertvarb.„®ie ENische i d u n g", so schreibt Dr. Jesser unter anderem,»hat jenen Verlauf genommen, den die sudetendeutsch en Politiker vor 1088 vorhergesehen hatten. Gar so unzulängliche war die Arbeit der abgetanen Politiker vor 1033 also doch nicht I Sie waren in der Notzeit die Gläubigen, die Wegbereiter für die neue Generation, die Ueberzeugten auS eigener geistiger Arbeit, die BorauSsichtigen in den Jahren der grössten Unklarheit und Unsicherheit. Sie haben sich mutig zu ihren Ideen bekannt ohne moralische-Rückendeckung durch starke politische Mächte im Norden und Westen Europa »— mutig, ohne laute Bekenntnisse zu ManneSmut und Heroismus, ohne tapfere Gesten, ohne den klirrenden Schmuck glihernder neuer Weltanschauungen. Sie wollen auch gar nicht die Heroen spielen— sie taten nur, was ein anständiger Politiker jederzeit tun muh: Bekennen! ... Das muss einmal gesagt werden, um der L e g e n d e, die im Volke verbreitet wird, ein Ende zu machen, als hätten die sudetendeutschen Politiker vor 1033 ah nungsloS, gedankenarm, ziellos dahingelebt, als hätten die sudetendeutschen Politiker nach 1983 einen Umbruchselb st herbeigeführt. Wenn man heute ängstlich meidet, an die Vorarbeit der Vergangenheit zu erinnern, so handelt man wie jede neue Politische Generation gehandelt hat und handeln wird: man benutzt die angenehme Anlage der Massen zur Vergesslichkeit, um als originelle Denker zu erscheinen. Wenn man aber darüber hinaus die politischen Vorgänger schmäht, sie als BolkSverräter der allgemeinen Verachfting preiszugeben sucht, d i e G e s ch i ch t e d eS eig e- nen Volkes als eine Reihe von Dummheiten und Lumpereien dar« stellt, dann gibt es keine Entschuldigung, kein Verstehen l" Auch die Aerzte werden mißbraucht! „Der deutsche Arzt in der Tschechoslowakei * ist der Titel einer Zeitschrift deS„Reichsver- b,indes der deutschen Aerztevereine". Die erste Nummer dieser Zeitschrift wird in den nächsten Tagen erscheinen. Der Reichsverband ist nach aussen hin unpolitisch. Von der neuen Zeitschrift kann nicht einmal dies gesagt werden, obwohl man noch nicht den Inhalt auch nur einer einzigen Nummer kennt. Dafür kennt man den Inhalt eines Rundschreibens, daS ein Hen« leinarzt namens Dr. Theodor Jilly an seine „Kameraden Kollegen" geschickt hat. Obwohl dieses Rundschreiben„streng vertraulich" behandelt werden sollte, ist die„Prager Presse" in der Lage, eS zur Gänze abzudrucken. Da erfährt man nun, dass die neue Zeitschrift ganz im Sinne der SdP geschrieben sein wird. Die Zeitschrift sei von vornherein finanziell gesichert, da sie als offizielles Organ des ReichsverbandeS an die Oeffentlichkeit trete. Und dann werden die„Kameraden Aerzte" aufgefordert, für das Blatt zu werben und an ihm mitzuarbeiten. Es steht also fest, dass der SdP«Abgeord« nete und bekannte Vorkämpfer nazistischer Stert» li'sierungSmethoden Dr. I i l l y, der mit jenem Kameraden-Arzt identisch ist. für eine Zeitschrift wirbt, die durch den Namen deS ReichsverbandeS getarnt wird, in Wirklichkeit aber den Interessen der SdP dienen soll. SkomorovsklJ In Ungnade Die SdP teilt parteiamtlich mit, dass Roman Skomorovskij aus politischen Gründen auS den Diensten der SdP entlassen worden sei. Skomorvskij war bis in die Sommermonate des JahreS 1036 KreiSleiier deS KreiseS Mähr.» Schönberg der SdP. In den Reihen der „Kamaraden" machte sich bald grosser Unmut gegen ihn geltend, nicht zuletzt wegen seines Lebenswandels. Gleichwohl fiel er, als er ans den Diensten deS Kreises Mährisch-Schönberg entlassen worden war, auf die Butterseite. Henlein nahm ihn nach Prag , und fand ihn— übrigens ganz folgerichtig!— für würdig, ein Referat zur Bekämpfung deS Bolschewismus zu übernehmen, daS eigens für den jungen, forschen Mann geschaffen worden war. Gutes Ergebnis einer Betriebsausschußwahl Bei der Firma Mandel in M a st i g bei Trautenau fanden die Neuwahlen in den Betriebsausschuss statt, die deshalb eine grosse Wichtigkeit besitzen, weil in dem genannten Betrieb feit zehn Jahren daS erste Mal gewählt wurde. ES er« hielten: U n i o n der Textilarbeiter: 263 Stimmen, 3 Mandate, sfrüher 3), Christlichsoziale Gewerkschaft: 162 Stimmen, 2 Mandate sfrüher 3), Deutschsoziale: 12-1 Stimmen, 2 Mandate sfrüher 3), Deutsche Gewerkschaft: 252 Stimme», 8 Mandate. Diese Wahl ist ein Beweis dafür, dass die freien. Gewerkschaften auch in jenen Betrieben, in denen sie keine volle Bewegungsfreiheit besitzen, der stärkste Faktor sind. Auf der Fahrt zur Arbeit getötet Wir entnehmen der Pilsner»Zukunft": Ein tragisches Geschick ereilte den zwanzigjährigen Bergarbeiter Rudolf Lauda aus Steinaujezd, der erst vor kurzem eine Beschäftigung gefunden hatte. Er wurde am Montag, kurz vor 5 Uhr früh, in dichtem Nebel aus dem ungesicherten Bahnübergang zwischen Hermanns» Hütte und Nürschan vom Zuge erfasst und getötet. Der Verunglückte war Mitglied der Sozialistischen Jugend in Wellana. Seinem alten Vater wendet sich allgemeines Mitleid zu. An sei« nem Grabe sprachen für die»Union der Bergarbeiter" L i s ch k a und für die SJ Josef Kraus, beide aus Choteschau. Deutsche In den Staatsdienst Die Zentralstelle der deutschen aktivistischen Parteien teilt mit, dass die H a u p t f i n a n z- direktion in Ujhorod einen Konkurs für eine grössere Anzahl von Hilfsausseher-Stel« len der Finanzwache ausgeschrieben hat. Deutsche Interessenten können bei allen Bezirksstellen der deutschen aktivistischen Parteien nähere Informa« tionen über die AufnahmSbedingungen erhalten. Dia Prager Deutsche Arbeitersendung bringt in dieser Woche: Sonntag, 16. Jänner, 14.20 bis 14.80: Entwicklung zur Demokratie(Johann Storch)— 14.80 bi» 14.35(Straschnitz):„Für Volk und Frieden". Mittwoch, 19. Jänner, 18.40 bis 13.45: Arbeitsmarkt— 18.20 bis 18.40: Winke zur Beseitigung de» Mangels an qualifizierten Facharbeitern(Jng. Kar! Fuhrmann)— 18.40 bis 18.50: Soziale Informationen. Freitag, 21. Jänner, 18.35 bi» 18.45: Aktuelle zehn Minuten. In Mähren wüten Infektionskrankheiten. AuS allen Teilen Mährens kommen Nachrichten über das Wüten von Infektionskrankheiten. Am meisten sind die Kinder betroffen. Im Mähr.« Trübauer Bezirk tritt äusser der Grippe sehr stark auch DiPhtheritiS auf. Die Epidemieabteilung des Spitals ist überfüllt. Interessant ist, dass diesmal auch Erwachsene an Diphtherie erkrankt sind. Im Gebiet von Koritschan wütet die Grippe und Angina. In vielen Gemeinden gibt eS keine Familie, in der nicht IvenigstenS ein Erkrankter wäre. Auch in Brünn wütet unter den Kindern die Grippe. In einigen Schulen sind viele Kinder erkrankt, die Klaffen find halbleer und es ist vorläufig kaum zu erwarten, dass sich die Situation bessert. Zwei junge Burschen abgängig. Der 1026 in Pahlet bei Kvmotau geborene, nach Saaz zuständige, in Komoiau-Heimgarten wohnhafte Herbert Günther und der 1908 geborene, in Komotau wohn« hafte Wirtschaftsadjunkt Leo W e i d i s ch sind seit einigen Tagen abgängig. Angaben, die zur Auffindung der beiden Vermissten führen können, mögen dem Komotauer Pok:,eiamt gemacht werden. Aus der Atus-Union Winter-Erholungsaktion kür die Jugend. Während der heurigen Semesterferien, d. i. vom 29. Jänner bis 6. Feber, wird eine grohangelegte WiniererholnngSaktion für die Union -Jugend durchgeführt. Die Bezirke und Vereine der Atus-Union werden aufgesordert, für diese Zeit einen mehrere Tage umfassenden Aufenthalt im Gebirge für die Kinder und die jugendlichen Mitglieder zu organisieren» Vereine oder Bezirke, welche die» nicht"durchführen können, müssen jedoch mindestens eine eintägige Gebirgswanderung mit den Kindern und Jugendlichen veranstalten. Seitens der Zentrale ergehen an alle Organisationsstellen Meldebogen, welche mit Bericht über die Durchführung der Aktion an das Union-Sekrerariat einzusenden sind. Für die Gesundbeit der uns anvertrauten Ju« gend ist e» wichtig, dass diese Erholungsaktion in möglichst grossem Massstabe durchgeführt wird und die Zentrale rechnet mit der restlosen Durchführung dieser Weisung durch die Bezirke und Vereine. BezirkS-Wintersportfest in Ober-Preschkau. Der 3. Bezirk im 2. Kreis, Elbetal-Niederland, veranstaltet am 29. und 80. Jänner ein Wintersportfest, bei welchem Langläufe, Mannschaftsläufe und Spruug'äufe auf der eigenen Schanze zur Austragung gelangen. Die Wettkämpfe find offen für Mitglieder de- 2. Kreise». Meldungen müssen bis 20. Jänner an Genossen Alfred Palme, Haida 252, erstattet werden. Da» AtuS'Union -Abzeichen in Metall kann mm« mehr durch die Vereine vom Union -Sekretariat bezogen werden. Da» Abzeichen ist rot emailliert und verchromt. Der Bezugspreis beträgt für Vereine pro Stück 2 Kö. Gelegentlich der Bestellung ist gleichzeitig der entfallende Betrag mit einzusenden l Traget immer und überall das Abzeichen der AtuS- Unlonl Rotfalken bei den Rothäuten*) Pipajan-llauea» im Juni 1987. Meinen herzlichen Dank für Trinen lieben Brief. Du kannst Dir nicht vorftellen, mit welcher Freude ich ihn gelesen habe. Du warst daS erste Falkenmädel über dem grossen Meer(über da» mein Brief volle 21 Tage geschwommen ist), da» an mich gedacht hat. Dass Du mich nicht vergessen hast, ist für mich eine neue Bestätigung, dass es meinen lieben Falken im Hirschberger Lager sehr gut gefallen hat. ES ist sehr schade, dass ich in der CSR keine Falkenrepubliken mehr leiten kann. Deshalb bin ich immer unter Euch, lebe mit Euch im Geiste. Auch in Südamerika werde ich meine Pflicht den Falken gegenüber erfüllen. Einige, gute Falten, Jungens und Mädels, habe -.•) Diese schöne, lebendige Schilderung der Kolonistenarbeit tapferer Emigrantenkinder ist dem sehr lesenswerten Schriftchen„Emigranteniriefe au» fünf ErdteUen" entnommen. Die Herstellung dieses Büchlein» hat der Sozialdemokratischen Flüchtlingshilfe wesentliche Kosten verursacht. Die Unkosten für Papier, Herstellung und Porto betragen für das Exemplar beiläufig 15 XL. Unkostenzuschüsse zur Unterstützung deS Hilsswerke- an Willi Sandner, Prag l„ Postfach 481. ich bei mir. Es ist zwar eine kleine Gruppe, aber dafür die erste Gruppe auf dem Erdteil Süd amerikas . Darauf bin ich sehr stolz! Nur können wir keine Zeltlager machen. Aber das Lied, der schöne Falkengesang, schafft Freude, nicht nur uns, nein, der ganzen Siedlung, den Columbia- nern, aber auch den Indianern, die mit grossem Interesse auf uns Europäer sehen. Die Indianer sind gute, hilfsbereite, aufrichtige Menschen, die aber das Unglück haben, arm zu sein. Sie leben vom Viehhandel, Anbau von Mais, Guka(eine Art Kartoffel) und glauben, dass der Alkohol (Schnaps) ihre Sorgen für einige Stunden vertreibt. Doch da haben sie Unrecht, und wir Roten Falken wollen zu ihnen gute Freunde sein, ihre Sprache lernen, um sie später zu lehren, dass der Alkohol ihre Not nur verfchärft. Tu willst nun auch wissen, was wir machen, wie wir leben? Alle, hie wir Europa verlassen haben, glaubten in den Urwald zu kommen, wo Schlangen und andere wilde Tiere hausen, wo riesige Bäume stehen, wo die Sonne furchtbar glüht, da wir doch am Aequator sind usw. Aber gar nichts von alledem I Columbien ist ein holzarmeö Land. Bor uns, um uns, liegen grosse, verwilderte, vernachlässigte Kulturen. Der Columbianer ist kein Arbeitsmensch wie der Deutsche , er hat keine grossen Ansprüche, alles verschiebt er und sein Tempo sowie sein Wort sind immer:„Manana"(gesprochen»manjana", das heisst»morgen"). Schlangen sehen wir sehr selten und wenn, dann sind eS keine giftigen, aber sehr schön gemalte und bis 11/2 Meter lange. Wilde Tiere sehen wir absolut keine. DaS Wetter ist wie im Hochsommer im Hirschberner Lager; Durchschnittstemperatur tagsüber 20 bis 25 Grad und nachts bis 16 Grad Wärme. TvS Klima bekommt uns ausgezeichnet. Unser Neuland liegt 1.800 Meter über dem Meeresspiegel. Wir leben wie im Paradiese. Alle Speisen fast wie in Europa , dazu aber noch Bananen, Ananas sowie alle denkbaren Südfrüchte wachsen bei uns. Auch Gemüse in Hülle und Fülle. Einige gute Genossen, vor allem die Väter und Mütter unserer Falken, haben sich zu Arbeitsgemeinschaften zusammengeschloffen. Auch ich gebe meine ganze Kraft dazu her, um in der Gemeinschaft Häuser zu bauen. Ich bin doch Zimmermann und Tischler. Die Felder werden gepflügt; jeder Siedler hat 14 Hektar. Darauf kommt Gemüse, Blumen sowie Südfrüchte für den Markt nach Popajan. Die Stadt ist zwei Stunden von uns entfernt. Dann bauen wir Cabna (gesprochen Cabnja, d. h. Fasernstosf) an. Bald laufen unsere eigenen Maschinen, die uns die Regierung geliefert hat, und verarbeitet den Fasernstoff zu Säcken, Hängematten, Tüchern und Dinge für Militärzwecke. Die Arbeit ist für alle sehr fchwer, doch Falken mit ihren Helfern und Vätern und Müttern verzagen nicht, denn wir wissen, dass wir in 3 bis 4 Jahren eine sehr gute Zukunft haben werden. Was machen nun unsere Rotfalken und Nest« fallen? Ein zlvölfjähriger Rotfalke hilft tüchtig in der Gemeinschaftsküche als Lehrling und ist zum Erstaunen aller Genossen sehr tüchtig. Die Jungfalken helfen beim Kasfeepflücken. Dabei singen wir unsere Falkenlieder; auch die grossen Genossen brummen tüchtig mit. Auch führen unsere Jungen gern Maulesel vom Bahnhof zur Siedlung. Eisenbahn und Autostrasse gehen mitten durch unser Neuland, auch ein Fluh.—• Am 21. Mai waren meine Falken alle sehr blass, auch mir war sehr schwummrig. Wir haben einen grossen Vulkan in unserer Nähe. Früh 9 Uhr brach er aus. Die Häuser standen wie auf einem Puddinghaufen. Alles wackelte sehr. Viel Rauch und Twck. Zehn Minuten lang machten wir lange Gesichter, dann haben wir herzlich gelacht. Das Reiten müssen wir alle lernen, auch unsere Falken. DaS ist in Columbien wie daö Salz in der Suppe. Die Landschaft gleicht der der Tiroler Alpen . So, nun glaube ich Dir erzählt zu haben, was wichtig ist. Grüsse mir alle meine Falken, Freundschaftsgrüsse allen Freunden und Genossen. Sage ihnen, dass wir sie nie vergessen, dass wir unseren sozialistischen Ideen treu bleiben und für sie eintreten, als Falken und Genossen in Süd amerika .
Ausgabe
18 (15.1.1938) 12
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