Nr. 13 Sonntaff, 16. Jänner 1638 Sette 8 Die SdP altSprungbrett zum Marxismus* 11 Ein nicht unerfreuliches Lamento deutscher LandbUndler DaöjungeLandvolk"in Saaz , eine Zweiwochen-Schrift der BdL»Jugend, be» ginnt in ihrer zweiten Jänner-Folge einenAm Sprungbrett zum Marxismus" überschriebenen Aufsatz mit folgenden Bemerkungen: Eine überaus traurige Erscheinung ist die Tatsache, datz der M a r x i S m u S in unseren sudetendeutschen Gauen wieder anRaum gewinnt. Wirkt sich auch heute der Marxis­ mus im sudetendeutschen Lager nicht in seiner ganzen Schärfe auS,... so ist die Tatsache seines Vordringens doch ein sehr bedenkliches War­nungszeichen mn Wege zur Volksgemeinschaft. ,.. Gerade dies ist die T r a g i k d« r S d P, ihr find wohl die Massen innerhalb weniger Mo­nate zugeströmt, aber nicht auS einem inneren Zwang, aus Ueberzeugung, sondern in der Er­wartung, dah ihr hartes Los gemildert werde. Bor allem auS diesem Grunde gibt eS allerwegen viele Enttäuschte und solche, die auS ihrer wahrenGesinnung kein Hehl machen und wiederum dem Marxismus fröhnen." Dai junge Landvolk" wandelt dann seine hier wiedergebenen Erwägungen noch mehrmals ab und macht für diesetraurige Gegebenheit" des Abmarsches Enttäuschter zum Marxismus die schlechte Erziehungsarbeit der Massen durch die SdP und insbesondere durch den ,4t a m e radschaftSbund-Klüngel" verant­wortlich. Und mit schmerzlichen Klagetönen wird die Tatsache, dahder Marxismus im K u r S st e i g t" vomJungen Landvolk" un­terstrichen durch die Aufzählung einer langen Reihe von sozialistischen Betriebswahl- Erfolgen in Ascher Textilunternehmungen. Resultaten, die dasJunge Landvolk" eben alS Beweis dafür ansieht, dah dieSdP das Sprungbrett zum Marxismus bilde". Wir freuen uns aufrichtig darüber, dah das Wiedererstarken der sozialistischen Bewegung von Landbündlern so unumwunden zugegeben wird und natürlich haben sie mit der Behauptung völ­lig recht, dah die Enttäuschung der Massen durch dieVolksgemeinschaft" das Steigen desmar­xistischen Kurses" beschleunigt. Unsere Freud­liber diese Erkenntnisse und Feststellungen der Landbündler wird auch durch ihren wiederholten Hinweis darauf, dah es sich hier um einet rau« r i g c Erscheinung" handle, keineswegs getrübt. Wir fragen uns nur, was die LandbUndler in dieser Hinsicht eigentlich wollen. Wäre ihnen lieber, die Entwicklung der Geisteshaltung der Menschen in unserem Industriegebiet verliefe so, dah die SdP nichts verlöre, ja allenfalls noch an Boden gewänne? Hielten die Landbündler sol­che Entwicklung als günstig für den AktiviSmuS? Das«Junge Landvolk" irrt sehr, wenn es der Meinung Ausdruck gibt,das Bauerntum werde von dieser Entwicklung nicht berührt"; denn unverändertes Gewicht der SdP in Städten und Industrie-Gemeinden würde doch noch weiter und viel mehr als bisher auch auf den Landbund drücken, dessen Wiederaufstieg mitabhängig ist von der Gesamtentwicklung im sudetendeutschen Gebiet! Darum wäre eS vernünftiger, die Land­bündler freuten sich, trotz ihres bürgerlichen Herzens, über den Wieder-Aufstieg der deutschen Sozialdemokratie, der aber erfreulicherweise wie­der vom Schmerz der Landbündler unabhängig ist. Deutsch -tschechische Diskussion in Budwels Ein erfolgreicher Vortragsabend Die südböhmische Kreisstadt B u d w e i S hatte bis zum Umsturz eine deutsche Verwaltung. Nach dem Kriege setzte sich die tschechische Bevöl­kerungsmehrheit durch. Die Deutschen sanken un­ter die Grenze von LV Prozent, so dah nach auhen hin die alte Zweisprachigkeit der Stadt verloren ging. Nunmehr dürften sich unter den 44.000 Einwohnern noch 6000 bis 7000 Deutsche befin­den, die immerhin ein wirtschaftlich und kulturell sehr reges Element darstellen. Nach wie vor ist BudweiS der geographische und kulturelle Mit­telpunkt jener rund 150.000 südböhmischen Deut­ schen , die zum Budweiser Wahlkreis gehören. An diesem alten Berührungspunkt der bei­den böhmischen Landesvölker setzte vor einiger Zeit eine rege nationale Annäherungsarbeit ein. AuS einem kleinen Kreis Gutgesinnter entstand ein tschechisch-deutfcher Klub, der in beiden nationalen Lagern viel Sympathien er­weckte und in vorbildlicher Harmonie eine sehr verdienstvolle Tätigkeit entfaltet. Für Freitag abends veranstaltete der Klub im grohen Saal der Beseda einen Doppelvortrag Jaksch-Ripka über Probleme der nationalen Verständigung. Der durch Krankheit verhinderte Redakteur Dr. Ripka brachte seine erfreulich positiven Auffas­sungen in einem Entschuldigungsschreiben zum Ausdruck, über dessen Inhalt wir an anderer Stelle referieren. An seiner Stelle war als tsche­chischer Referent Herr Dr. P r o ch ä z k a auS Prag erschienen. Der Vortragsabend selbst er­freute sich eines überraschend guten Besuches. ES waren über 700 Personen erschienen, darunter der Bürgermeister von BudweiS , Abgeordneter Dr. N e u m a n n. Neben den Anhängern der drei sozialistischen Parteien waren auch die Lehrkörper der Budweiser Schulen, das Offizierskorps, die Geistlichkeit und die freien Berufe zahlreich ver­treten. Nach den herzlichen Eröffnungsworten der Vorsitzenden Ba n i L e l(tschechisch) und Profes­sor S ch w a r z(deutsch ) sprach zuerst Herr Dr. Prochäzka, welcher den Standpunkt eines demo­kratischen Tschechen zum Nationalitätenproblem entwickelte und die Bedeutung der deutschen akti­vistischen Arbeit würdigte. Nach diesem beifällig aufgenommenen Refe­rat kam Genosse Jaksch zu Wort, der in dreiviertelstttndiger Rede das Streben des deutschen AktiviSmuS nach Herstel­lung der nationalen Gleichberech­tig u n g mit den Methoden einer humanistischen Demokratie vertrat. Unser Redner ging von der These auS, daß die grohen gemeinsamen Inter­essen der Sudetendeutschen und Tschechen (Erhal­tung des Friedens und der Demokratie, Sicherung unserer europäischen und weltwirtschaftlichen Po­sition) die nationalpolitischen Differenzen an Be­deutung überwiegen. In der Erörterung der un­gelösten nationalen Probleme(Sprachenfrager Arbeitsplatz, Nationalstaat oder übernationaler Staatsbegriff) wandte sich Genosse Jaksch da­gegen, dah ein übertriebener Histo ­rismus das deutsch -tschechische Problem ver­dunkle. Richt um die Verdienste der Toten gilt eS zu streiten, sondern daS Recht der Lebenden müsse respektiert werden. Jedes Volk stehe vor der Aufgabe, eine Formulie­rung seiner Lebensinteressen zu finden, welche mit dem Lebensrecht der Nachbarvölker in Einklang ist. Gerade auf mitteleuropäischem Boden sei eine ab­solute Schicksalsgemeinschaft der benachbarten Na­tionen gegeben. Gleichberechtigung des Wohlstan­des oder des Verfalles stehe zur Wahl. Durch Ver­tiefung der Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen müssen wir ein neues Zeitalter dereuropäischenZusammen- arbeit vorbereiten. Die Ausführungen des Genossen Jaksch wur­den mit reichem Beifall quittiert. Die beiden Vor­sitzenden konnten in ihren abschliehenden Worten einen vollen Erfolg der Veranstaltung feststetten. Der Budweiser Vortragsabend hat den Beweis geliefert, dah sich die verbindenden Kräfte beider Völler nicht länger in den Hintergrund drängen lassen dürfen, wenn durch eine solche offene Aus­sprache nicht mehr erzielt wird, als die Schaffung einer freundschaftlicheren Atmosphäre in einer zweisprachigen Stadt, und eine Aufmunterung aller Gutgesinnten, so ist damit schon viel getan. Die Schutzverbände sind kein Freiwild! Unter diesem Titel schreibt«DaS junge Landvolk"(Organ Gustav Hackers): Gewisse politische Kreise oder besser gesagt, be» rüchtigte politische Klüngel glauben darauf ein Anrecht zu haben, die Schuh­verbände zum Tummelplatz ihrer politischen Machtgelüste zu machen. Die Art, in der sie mit den Schuhverbänden umgehen, ist einfach beschä­mend. Allerhand Vorfälle kennzeichnen die Me­thoden jenes politischen Klüngels, die derart volksschädigend sind, dah wir uns verpflichtet fühlen, sie hier anzuprangern. So fühlen sich bestimmte Kreise, die auf Grund ihrer Hand­lungsweise dem Kameradschaftsbund nicht fern"stehen können, als berufen, die Wah­len in die Schuhverbände zu beeinflussen, in dem sieverlähliche" Leute als Amtswalter vorschie­ben. I» Wirklichkeit sind es Strohmänner ohne eigene Meinung, willenlose, dem Kameradschafts­bund gefügige Geschöpfe. Unsere Schuhverbände treiben durch derlei Machinationen, in deren Mittelpunkt u. a. demAufbruch" nach eine Frau Isabella Pompe von der Kreisstelle Böhm.- Leipa der. SdP steht, in ein gefährliches Fahr­wasser und müssen es unter diesen Umständen alle Anständigen als ihre Ehrenpflicht betrachten, die Schuhverbände vor der neuerlich heraufbe­schworenen Gefahr des M i tz b r a u ch s zu bewahren.(DND.) Die klage In der Zündholz-Affäre Überreicht Wir haben uns vor kurzem bereits mit der vonZeit" undRundschau" entfesselten und genährten Zündholz-Affäre beschäftigt und den I völlig auS der Luft gegriffenen Behauptungen der Henlein -Presse die Mitteilung des wahren, völlig harmlosen Sachverhaltes gegenübergestellt. Und gleichzeitig teilten wir mit, dah gegen die betreffenden Blätter der Klageweg beschritten werden wird. Nichtsdestoweniger fährt die Rundschau" in ihrer dieSwöchigen Ausgabe mit ihrenEnthüllungen" fort. Dazu stellen wir fest, daß die oben erwähnte Klage bereits überreicht ist. Mit derselben Angelegenheit beschäftigt sich nun auch der Nachrichtendienst der D e u t s ch e n Jugendfürsorge, der gestern der Presse folgende Mitteilung zustellte: Zu den verschiedenen, sich widersprechenden Zeitungsnachrichten zurZündholzaffäre" teilt der Pressedienst der Deutschen Jugendfürsorge in Böhmen mit, dah ihr bisher von der Solo A.-G., Prag , kein Angebot auf Beteiligung an einer Streichhölzeraktton zugegange» ist. Sie hat ledig­lich von privater Seite die Mitteilung erhalten, dass von der Solo A.-G. ein diesbezügliche» An­gebot an den Reichsverband für deutsche Jugend­fürsorge in Erwägung gezogen wurde. Für die Deutsche Jugendfürsorge in Böhmen ergibt sich deshalb auch keine Notwendigkeit, zu Für Ihre Gesundheit ALPA Franzbranntwein. 3 ist Abhärtung geboten durch regelmäQige Körper* massage mit Achten Sie beim Einkäufe dar­auf, daB Sie wirklich Alpa bekommen I . V Ein Schnupfen dauert 9 Tage, sagt man. Welch eine unan­genehme Zelt! Sie sind mill- mutig und verdrossen. Ihre Tagesarbeit leidet unter Ihrer körperlichen Indispo­sition. Deshalb empfinden Sie die Nachteile dieser Er­krankung noch viel länger, auch dann, wenn Sie keine schlimmen Folgen hatte. Setzen Sie sich solchen Un­annehmlichkeiten nicht aus den verschiedenen Kombinationen, die in den Zei­tungen auftauchen, irgendwie Stellung nehmen zu müssen. Wenn bei einer Stelle die Absicht besteht, der Deutschen Jugendfürsorge eine zusätzliche Ein­nahme zu schaffen, werden wir solche Angebote dankbar begrüben und prüfen. Ein derartiger Vor­schlag bedarf dann keiner Einschaltung ausserhalb unserer Organifation stehender Mittelspersonen und jede verfolgte Nebenabsicht wird uns um so aufmerksamer den Schuh unserer Inter­essen vertreten lassen. Bemerkenswert an diesem Kommuniqö ist dessen letzter Sah. ES wird geprüft werden müssen, ob für seine Konzeption die Funk­tionäre der Landeskommission der Deutschen Jugendfürsorge die Verantwortung tragen wollen. Schwerer Eisgang auf der Eger Zwei Brücken weggerissen Das Tauwetter und die Niederschläge der letzten Tage haben das Eis auf der Eger, daü sich bei Kaaden festgesetzt hatte, in Bewegung gebracht. Die Bezirksbehärde in Kaaden verständigte von dieser Tatsache sofort die Saazer Bezirksbe­hörde und von dort auS wurden dann die an der Eger liegenden Gemeinden aufmerksam gemacht. Da die Eger im Saazer und Postelberger Gebiet nahezu eisfrei war, hatte nian keine sonderlichen Befürchtungen. Am Donnerstag abend traf der erste Eisstotz ein; das Wasser der Eger stieg so­fort um anderthalb Meter, die Eisschollen trugen die Brücke in R i b n i a n fast vollständig ab. Bis Mitternacht betrug die Hebung des Wasserspiegels etwa zwei Meter. Bei Saluschitz hatte sich das Eis neuerlich angestaut. Ein wuchtiger Stotz setzte es in Be­wegung und unter ungeheurem Getöfe setzten sich die Schollen in Gang. Von diesen in Bewegung befindlichen Eismassen wurde auch die Hraid- schitzer Brücke weggerissen. Nun sind die Eismassen im Flussgebiet bei Postelberg angestaut, doch hat daS Wasser Abfluhmöglich- leiten, so dah die ernstesten Gefahren beseitigt sind. Was die Woche brachte Die Verbindung Wien Berlin Der Anschluß seht einmal wieder nicht in Ordnung Geht Gajda in Konkurs? Ausverkauf in schwarzen Hemden zur Weißen Woche Kapital gegen Volkswohl Auch bei den französischen Verschwörern stand der dahinter, der Immer dahinter steht Die Frage des Tages: Wie finanziert man Auslandsreisen ohne National» bank-Bewllllgung? Die Bezirksbehörde teilt in einer Kund­machung die angerichteten Schäden mit und gibt Anweisungen für die Umfahrt, die notwendig wurde, um den durch den Abbruch der Brücken unterbrochenen Verkehr aufrecht zu erhalten. Politische Verhaftungen In Bodenbach Im Laufe des Freitag wurden, wie wir in Erfahrung brachten, von der Staatspolizei in Bodenbach mehrere Personen, unter ihnen eine Beamtin einer bekannten Speditionsfirma wegen politischer Vergehen iu Haft genommen. Näher, Einzelheiten konnte» wir trotz Anfragen nicht erhalten, woraus zu schließen ist, daß wei­tere Erhebungen noch im Zuge sind. D i r Ver­haftete n gruppieren sich durch» wegSumdie SdP. Bergarbeiter-Entlassungen Die Betriebsleitung des Johann- S ch a ch t e s in B r ü x, welcher der Agrarbank gehört, hat 22 Bergarbeiter gekündigt. Begrün­det wird diese Matznahme damit, dass durch Ein­stellung neuer maschineller Einrichtungen 22 Ar­beiter überflüssig seien. Diese Matznahme zeigt, datz die Rationalisierung in^mcr noch nicht abge­schlossen ist und dah durch sie noch immer arbei­tende Menschen brotlos gemacht werden. »er Kinderschutzmonat erfolgreich Für den Kinderschuhmonat 1037 hatte die Deutsche Jugendfürsorge i» Böhmen die Weisung ausgegeben, durch erhöhte Arbeit aller Unterglie­derungen erstmalig eine Million als Erträg­nis des Sammelmonates zu erreichen. Dieses Ziel wurde nun tatsächlich nicht nur erreicht, son­dern sogar etwas ü b e r f ch r i t t e n. Damit ist der Deutschen Jugendfürsorge die Erfüllung ihrer vielseitigen Tätigkeit für das Jahr 1038 erleich­tert, wenn auch dieser Mehrbetrag nicht ausreilbt, die vielen dringenden Erfordernisse befriedigend erfüllen zu können. Der gesteigerte Betrag ist nicht nur ein erfreulicher Erfolg im Ausbau der Orga­nisation, sondern auch der Beweis der anerken­nenden Wertung der bisherigen Tätigkeit durch die gesamte Oeffcntlichkeit. Die Deutsche Jugend­fürsorge dankt allen ihren Freunden herzlichst für ihren Beitrag zur Ausgestaltung unseres 2u- gendfiirsorgewerkes. Der 2000, Besucher. Die kleine Naturfreunde­baude im Brdywald konnte zu Silvester und Neujahr den 2000. Besucher aiifnehmen. Die Baude besteht seit Herbst 1035, hat 20 ordentliche Matrat­zenlager, Herd und eigene Wiese. Japanische Spione gestellt Haag. Ein Torpedobootzerstörer auS der Eskadre in Holländisch-Jndien hat drei japani­ sche Motorboote japanischer Fischer in den Tcr- ritorialgewässern von Tiouw angehalten. Da die Schiffe nicht die vorgeschriebenen Ausweis« führ­ten, mutzten sich alle 30 Besahungsmitglieder an Land begeben, wo sic einer strengen Kontrolle unterzogen wurden.