Sozialdemokratö'ntralor-an der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen RepublikErscheint«it«««»ah«, dea Montog täglich friih/ Einzelpr-i» 75 HellerRedaktionu.Verwaltung. PragXII.,Fochova62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, PragAus dem Inhalt:Ressortat stausch zurDebatte gestelltEin schlechter AnfangDie„60 Familien“Rundfunkvortragdes FürsorgeministersEin neues MißgeschickBerans18. JahrgangFreitag, 21. Jänner 1938Nr. 17Vansittart nach Rom?Italien angeblich verständigungsbereitLondon. Der italienische Botschafter inLondon G r a n d i hatte Mittwoch im ForelgnLffice mit Aussenminister Eden eine Aussprache.„Daily Mail", berichtet in diesem Zusammen-dinge, dast itnlienischerseitS der Wunsch bestehe,dir Verhandlungen über eine B e r st ä n d i•»nng mit England unverzüglich wiedereuszunehmen. Ta» Blatt meint» es wär« nichtüberraschend, wenn B a n s i t t a r t, der neubestellte ständige diplomatische Berater der Regierung, demnächst nach Rom geschickt werden würde.ks kommt noch Arger...Hitlers Vierjahrsplan nur der AnfangLondon.„Daily Telegraph" meldet ausBerlin, daß Hitler voraussichtlich in nächster Zeitdie führenden Persönlichkeiten der deutschenSchwetindustrie empfangen. und sie über di«Pläne der deutschen Jndustriepolitik Informierenwerde. Dem Blatt zufolge werde er auch«ineNebersicht über die Wirtschaftsplanung der nach,sten zehn Jahre geben und darlegen- dast derBiersahreSplan lediglich als ein B e g t n n zuerachten fei und daß da» Ziel der nationalsozial-.stischen. Wirtschaftspolitik die dauerndeSelbstgenügsamkeit Deutsch,s a n d S sei. Da» Blatt will ferner wissen, dast«ine völlig«, Nationalisierung der deutschen Rv»stungSindustri« geplant sei. Ferner werde behaupttet, dast innerhalb von sechs Monaten alle restlichen jüdischenÄndustrieunternehmnngen in ari«iche Hände übergehen sollen.Das Dritte Reich—Gogas VorbildBukarest. Nach Auflösung der ArbeiiSkam«mern sind nunmehr durch königliches Dekret auchdie Landwirtschaftskammern und die Industrie«und Handelskammern aufgelöst worden.Einer Verfügung des ArbeiiSministeriumSzufolge werden seht alle jüdischen Aerzte auS denSozialversicherung-kaffen ausgeschlossen.Durch Verfügung des Kultusministeriumswerden den Rabbinern nichtrumänischer Staats«angehörigkeit die Päffe nicht mehr verlängert.Sie müssen daher in Kürze da» Land verlassen.StoladlnoviC bei KruppEssen. Der jugoslawische MinisterpräsidentDr. Stojadinoviö traf Donnerstag im Sonderzugi- Essen ein und begab sich mit seiner Begleitungsofort in die Kruppwerke. DaS Publikum veranstaltete ihm die obligate»„herzlichen Ovationen".Endlich ein„Erfolg“ MussolinisRom. Bei dem zu Ehren des in Rom weilenden lettischen Austenministers vom GrafenCiano gegebenen offiziellen Essen hat der lettischeAußenminister Munter» auf daS Wohl«Seiner Majestät des König von Italien und Kaisers von Aethiopien" getrunken.Vie Flottendemonstratlonvon SlngaporeLondon. An den am 2. Feber beginnendengrasten See. und Landmanövern von Singapur«werden laut„Daily Telegraph", teilnehmen: 27Kriegsschiffe, darunter Einheiten der indischenFlotte, 100 Flugzeuge, darunter Maschinen ausIndien und dem Arak, sowie 10.000 Mann. DieUeuangelegten Küstenbatterien, die guch 18-Zoll«geschähe umfassen, werden erstmalig erprobtwerden.. slieber den riesigen Ausbau Singapoxes zummächtigsten Stützpunkt Grostbritannien» im Fernen Osten berichtet„Daily Telegraph" weiter,dast die im Jahre 1928 begonnenen Arbeiten erst.1939 vollendet sein werden. Einschliesslich derBefestigungen, Flugplatzanlagen, Dockbauten,darunter" ein- Trockendock für 80.000-Tonnen-Schiff-, seien 17 MiMonen Pfund(2,4 MMiar-den ltt) auSgsgeben worden.Chautemps heute vor der Kammer 1Regierungserklärung verspricht weiterhin Politik des LinksblocksPari». Der Kabinettsrat, der Donnerstag gegen Abend unter dem Vorsitz llhautemp»zufammentrat, genehmigte einstimmig den Textder Regierungserklärung, der Freitag vormittag» endgültig vom Ministerrat angenommenwerden wird. Eine gemeinsame Sitzung der Delegierten der parlamentarischen LinkSklubS nahmMittwoch abends eine Resolution an, welche dieDurchführung einer BolkSfrontpolitik von derRegierung fordert. Der Vorstellung der Negierung am Freitag steht man an allen Stellen mitvollkommener Ruhe und mit dem Lertrauen entgegen, dast die neue Regierung«ine Mehrheit imParlament finden wird.Tie Hauptpunkte de» RrgierungSprogramme»sind; Die Versicherung, dast die neue Regierungauch in Hinkunft die Politik derLink».Parteien betreiben wird, in Finanzangelegen«Helten den bisherige» Grundsätzen derFinanz»Politik Bonnet», da» ist die Aufrecht«erhaltung des ausgeglichenen Staatsbudget»,treu bleibt, desgleichen.auch dem dreiseitigen Währungsabkommen zwischenFrankreich, Amerika und England und derFreiheit im Devisenhandel.Auf außenpolitischem Gebiet ist die Fori«setzung der bisherigen Politik D e l b o S',auf innerpolitischem die Verpflichtung, diestrenge Untersuchung undVe-stra f u n g d e» T e r r o r i s m u S undberg eh e izn«n V e.r.f ch w ö r« r h e w e-g u n g forizuschen, die Zusicherung der Alters-Versicherung und schließlich strengere Kontrolleder Ausländer, Verstärkung oer nationalen Verteidigung u. ä. in Aussicht genommen.Zu der Debatte in der Deputiertenkammersind bisher nur vier Interpellationen angemeldetworden. Man rechnet bestimmt damit, dast dieRegierung am ersten Tage in der Deputiertenkammer bei Unterstützung der Sozialisten übereine beträchtliche Mehrheit verfügen wird. DerStandpunkt der Kommunisten Ist bisher noch nichtbekannt. Sie erklären, daß sie ihren definitivenStandpunkt erst knapp vor der Abstimmungformulieren wollen.Der parlamentarische Klub der franzästsistensozialistischen Partei hielt Mittwoch abends eineSitzung ab, in welcher die Bildung des Kabinette»Cbautemp» zur Kenntnis genommen wurde.Gleichzeitig wurde beschlossen, dast die Parteistch bei der Abstimmung am Freitag nach demWortlaute d«r Regierungserklärung richten wird.Im„Populaire" schreibt Drücke:Fm ganzen ist die neue Regierung n i ckit da»,>vas die Volksfront gewünscht hätte, die auchweiterhin im Lande besteht. Es liegt nur an ihr,wie ste ausgenommen wird und ob Ihr die Gunstgewahrt bleiben wird. ES wird nur daraus ankommen, wie ste sich in ihren Worten und Tatenden breiten VolkSmaffen, die die Volksfront bilden. annähern wird.AmerikanischerPetroleumdampfervon Franco«Schlffen aufgebrachtNew Aork.(HavaS.f Daniel Armstrong,der Vizepräsident der Gesellschaft»Eastern StatePetroleum" hat bestätigt, daß ein Kriegsschiffder spanischen Aufständischen nördlich der Balearen den Petroleumdampfer»NantucketChief" aufgebracht hat. Dieses Schiff führteeine Fracht von 0000 Tonnen Petroleum, diefür die republikanische spanische Regierung bestimmt war. Das Schiff verliest am 18. November Port Arthur in Texas mit einer amerikanischen Besatzung und beförderte Petroleum, dasin Barcelona ausgeschifft wurde. Dann setzte da»Schiff seine Fahrt nach Datum fort und wurdebei der Rückkehr von einem Kriegsschiff der Aufständischen aufgebracht.Staatssekretär Hüll teilte mit, dast in derAngelegenheit dieses Dampfers vor Abschlußeiner gründlichen Untersuchung keine Entschei-düng getroffen werden wird. Halbamtliche Kreiseverweisen jedoch darauf, daß es sich um ein amerikanische» Schiff handelt und daß daher die Regierung der Vereinigten Staaten gezwungen seinwird, bei General Franco Protest einzulegen, denn sogar für den Fall, dast diese»Schiff im Dienst der Valencia-Regierung stand,habe seine Tätigkeit das amerikanische Neutrali«tätSgesetz nicht verletzt» da daS Schiff wederWaffen noch Munition beförderte.Plraten-Torpedogegen ein englisches SchiffBarrels na. AuS Castellon wird gemeldet: Der Kommandant de» englische» Schiffe»„Clonclare" teilt mit, dast um 13.80 Uhr Ortszeit, al» stch da» Schiff auf der Höhe von Saguntin einer Entfernung von zehn Meilen von derKüste befand, ein unbekannte» Unterseeboot«inTorpedo gegen daS Schiff abschost. Da» Torpedoverfehlte jedoch sein Ziel.Sie rennen vergeblich an...Barcelona.(HavaS.) Der Angriff dernationalistischen Truppen auf di« Stellungen derRepublikaner nordöstlich von T e r u«I stösst aufeinen sehr starken Widerstand. Zwei Tage hindurch greifen die durch Artillerie und Flugzeugeunterstützten Franco-Truppen an, ohne dass eSihnen gelingt, die Posttion östlich von Concud,den Zugang zu Teruel, zu erobern. Auch die HöheMuleton ist in den Händen der Republikaner geblieben. Die Positionen der Regierungstruppenim Abschnitte von La Mafia del llhantre, östlichvon Concud und Muloton, haben allen Angriffender Franco-Truppen getrotzt, da st« ungewöhnlich gut befestigt stnd.Die neue Gegenoffensive FrancoS setzte amMontag ein. Unter Einsatz eines außerordentlich großen Kriegsmaterial» und nach intensiverVorbereitung durch Artillerie und Flugzeuge setzten die, Rebellen ihre Stosttruppen zu einem heftigen Angriff ein. um die Verteidigungslinien derrepublikanischen Armee zu durchbrechen und dieStadt Teruel von Nordwesten her wieder zurück-zuerobern. Der Angriff endete mit einer geringen Berichtigung der Stellungen im Süden vonCelare».Am. Dienstag unternahmen di« Rebellen, vonzahlreichen Tanks unterstützt, einen neuen Durchbruchsversuch an derselben Stelle. Trotz mehrstündigem Trommelfeuer aus schweren Geschützenscheiterte auch dieser Angriff. Die Rebellen mussten sich schließlich unter Zurücklassung zahlreicherLeichen zurückziehen, ohne ein Resultat erzieltzu haben.142 lote In BarcelonaBarcelona. Eine offizielleMitteilung gibt die Zahl der O P f« rder Luftangriffe am Mittwoch auf 142 an.Auch die Zahl der Verwundeten in Barcelona istsehr gross und der Materialschaden-beträchtlich.Die angreifenden Flugzeuge haben Bomben vonganz besonders grosser Sprengwirkung verwendet.Am Donnerstag wurde Valencia vonsich» Flugzeugen der Aufständischen, die vonPalma di Mallorca lauten, abermals bombardiert, doch wurden nur die Vorstädte getroffen.Die Zahl der Verletzten ist gering. Drei weitereFlugzeuge, die mittag» über der Stadt erfchie-uen, wurden von republikanischen Jagdfliegernzur Flucht gezwungen.Bei dein DontterSiag vormittags erfolgtenBombardement TarragonaS durch dreiFlugzeuge der Aufständischen fielen einig« Bomben in der nächsten Umgebung deS im Hafen vorAnker liegende» englischen Dampfer»„THope n e st" nieder. Zwei Mann der Besatzung desDautpferS wurden getötet und stehen verletzt.Bedrohtes SüdamerikaTic nordamcrikanische Zeitschrift„Fort nur"bringt eine Betrachtung über die lateinamerikanischen Staaten, die auf die wirtschaftlichen undpolitischen Verhältnisse in den viel zu wenig'be-achtelen Republiken Südamerikas warnend ausmerksam macht. In diesem Aussatz heißt es:Bis zum.Weltkriege spielten die südamerikanischen Republiken in der Wirtschaft der nördlichen Erdhälste die Rolle, die eine Kuh in derMolkerei spielt. Ihre natürlichen Schätze wurdenauSgcbcutet und ihre nationalen Ansprüche wurden ignoriert. Bolivien war Zinn; Brasilien IvarZucker, Kaffee, Gummi; Chile war Nitrat undKupfer; Ecuador war Kakao; Venezuela und Columbia waren Kaffee und Petroleum. Im 19.Jahrhundert kauften die südamerikanischen Staaten ihre Fertigwaren— ihre Schuhe, Kleider undDampfmaschinen— von den Nationen, die ihnenKupfer und Weizen abnahmen.Seit dem Kriege hat sich die Situation geändert. Anfang der dreissiger Jahre begann derwirtschaftliche Nationalismus südlich von Panamaorthodox zu werden. Die Zölle wurden erhöht,Subventionen wurden gegeben. Und die wichtigsten südamerikanischen Republiken begannen sichmit erstaunlicher Schnelligkeit zu wandeln. Brasilien wurde in allen Textilien außer Leinenautark. ES prodtizicrie nicht nur Schuhe andGummiwaren, elektrische Ausrüstungen, Radios.Glas und Farben, sondern auch 60 Prozent seinesBedarfs an Pack« und Schreibpapier und einengrossen Teil seines Zements und Baustahls. Argentinien, die Agrarnation, die Rinder und Weizen exportiert hatte, nm Hemden und Schuhe zukaufen»/verfünffachte die Zahl der. Spindeln von1980 bi» 1986, fabrizierte all feinen Bedarf auSchuhen und Wollwaren und den grössten Teilseines Zements und seiner Autognmmis. Tiechilenischen GlaSwaren verdrängten das- USA-Glas aus Peru. So wurden die entwickelten>'üd-amerikanischcn Republiken mächtige Konkurrentende» llSA-europäischen Systems.Tvr Glaube, dass Südamerika heute ein wichtiges Element in den politischen und ökonomischenProblemen der nördlichen Erdhälfte ist, wird bestärkt durch die Tatsache, dass in Südamerika k i-Route liegt, a u f d e r d i e faschistischenDiktaturen Europas vorzudringen versuchen werden.Südamerika entspricht den Wünschen derDiktatoren. Kolonien auszubauen kostet Zeit undGeld, und die faschistischen Diktatoren haben kein?von beiden. Was Hitler und Mussolini verzweifelt suchen, ist eine Kombination von ausgeschlo'-senen, leicht erreichbaren Rohstoffquellen und schonvorhandenen Märkten, die ihren Ländern das alt-Spiel ermöglichen: des anderen Ocl zu kaufenund ihm das GaS zurückznverkaufen. Sie brauchen diese Kombination dort am ehesten, wo sie mitpolitischen Manöver« gewonnen werden kann.Nur in Südamerika ist eine solche Kombination zudiesen Bedingungen zu haben.Der Staatsstreich in B r a s i I i e n am 10.November gab dieser Annahme eine alarmierendeBestätigung. Südamerika und besonders Brasilien liegt setzt zwischen den Vereinigten Staatenund den faschistischen Mächten Europas und könntewohl derSchau platz werden, a u f d e m d i eBereinigten Staaten den faschistischen Mächten begegnen werden.Es besteht Grund zu der Annahme, dass',wenn jene Südamerikaner, die den Faschismushassen, sich gegen ihn werden verteidigen wollen,Italien, Deutschland und wohl sogar auch Japanin Südamerika dasselbe tun werden, was Italien und DeutschlandinSpaniengetanhaben. Wenn Munition oder Truppen von Italien, Deutschland oderJapan nach Südamerika eingeführt werden, mndie faschistischen Diktatttren zu unterstützen, würden die Bereinigten Staaten unvermeidlich hineingezogen werden.Diese Tatsachen werden von unserer eigenenRegierung mit Sorge betrachtet. Nur eine südamerikanische Republik(Columbia) kann heute alskonstitutionelle Demokratie angesehen werden. Inden anderen bewegt sich die diktatorische Negierung von den milden Ausnahmegesetzen in Chileüber Wahlbeeinflussungcn in Argentinien undPeru, Unterdrückung der Opposition in Uruguay,Aufhebung der Bürgerrechte in Brasilien bis zuroffenen Militärdiktatur in Ecuador. Bei der letzten panamerikanischen Konferenz in Buenos Aireshielt Präsident Roosevelt an die Vertreter dieserDiktaturländer eine leidenschaftliche Verteidi-