Sozialdemokrat gentraloryan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit de« Montag tiigiich frAH z Ginz-lpr-t» 75 Heller Redaktionu.Verwaltung: PragXll.,Fochova62 Telephon 59077 Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag Aus dem Inhalt: «Jonak zu wenig brutal Vier Tote bei einer Exekution Roosevelt für höhere Löhne Das Polarlicht Uber Europa 18. Jahrgang Donnerstag, 27. Jänner 1938 Nr. 22 KiihnerVorstoß bei Teruel Neue Offensive der Regierungsarmee Da r c elo n a. Während die Aufständischen unter Einsatz ungeheurer Mittel den Versuch sortsetzten, den Republikanern den Besitz von Teruel strettig zu machen, setzte da» republikanische Oberkommando zu einer küh­nen Gegenoffensive ein. Adalbert Stifter Ium siebzigsten Todestag des DIcMurn am 28. Maner Die Offensive der Rebellen nördlich von Leruel wurde bis an das Alsambra-Tal heran- irtragen und hatte das Ziel, Teruel von Norden her zu bedrohen. Die republikanischen Streit- krisle hoben diese Offensive aufgehalten, obwohl die Rebellen nicht weniger als 400 deutsche und italienische Flugzeuge eingesetzt hatten, die vom frühen Morgen bi- zum späten Abend die repu­blikanischen Stellungen mit Bomben belegten, von beaen manche bi- zu 780 Kilogramm wogen. Die Vezen»sfensive der Republikaner setzte etwa 30 oUemeter nördlich von Teruel in dem unweg. samen Gelinde der Sierra Polomera ein. Hier iiad weder Straßen noch Wasser vorhanden. Es ist eine- jener Frontstücke, di« sowohl von den Rebellen, al- auch von der Regierung-arme« kaum mit Truppen besetzt sind» weil di« vrrsor. taug dieser Truppen zu schwierig ist. Dir Rrpu- tlikaner habe« in aller Stille in den letzten Ta- itn in sogenannten Niemandsland dieses Ab. schnitte- Echuhstellungrn au-gebaut, au- denen sie am Dienstag plötzlich verstießen. Sie kamen bi- an he» Ort Singra heran, der hart an der Straße und direkt an der Bahnlinie Saragossa Teruel siegt. Dir Unterbrechung dieser Berbin- «wg bedroht die Ossensivarmr« Francos bei Teruel vom Norden und stellt sich al- glänzendes strategisches Entlastung-Manöver der reputlika» uischrn Heerfährung Hera «-. 7500 kg Bomben auf Valladolid Barcelona.(Ag. Esp.) Unsere Nachtslug« zeuge haben Navalpotro und den Bahnhof von Jadraque in der Zone der Zentrumsarinee so­wie den Ostsektor vor Sarinena, die Strotze von da nach Zaragoza und den Flugplatz Alfame bombardiert. Dienstag vormittags haben 18 schnelle große Bomber einen Flug über Valladolid auögeführt und besonders die Stadtviertel, in denen sich der Bahnhof und die Eisenbahnwerkstätten befinden, beworfen. Unser« Flieger haben heftige Explosionen gehört und große Rauchwolken aufsteigen sehen, was der« Wiener Nazlföhrer verhaftet Wien . Die Wiener Polizei verhaftete den Führer der Wiener Nationalsozialisten Dr. Leo­pold TavS, der der Adjutant des Führer- dec österreichischen illegalen Nationalsozialisten, deS ehemaligen Abgeordneten und niederösterreichi» ichen LandesauSschußbeisihcrS, Hauptmannes Leopold ist. AuS diesem Grunde wurde auch Hauptmann Leopold zur Polizeidirektion zum Verhör vorgesührt und seine Kanzlei in der Teinfaltstraße 4, sowie seine Privattvohnung einer gründlichen Durchsuchung unterzogen, bei welcher eine Menge von Material beschlagnahmt wurde. Nach dem Verhör und der Durchsuchung wurde Leopold entlassen. Tavs verblieb in Haft. Englands Gewerkschaften gegen die russischen London . lHavas.) Der Generalrat der Trabe Union lehnte den Antrag betreffend die Aufnahme der sowjetrussischen GewerkschaftSver- kände in den Internationalen Gewerkschaftsbund ab. Die definitive Entscheidung über die Auf­nahme der sowjetrussischen Shndikare wrd im Mai «ine erweiterte Vorstandssitzung des Internationa­len Gewerkschaft-Kunde- treffen. Guerilla. In Abessinien London . Die abessinische Gesandtschaft in London veröffentlicht eine Erklärung, in welcher «S u. a. heißt, daß in den nördlichen und nord­westlichen Gebietsteilen von Abessinien die hart­näckigen Kämpfe andanern, in denen bisher etwa 0000 Italiener und Askari gefallen sind. Aber auch die abessinischen Verluste seien grotz. muten läßt, daß MunitionSdepotS in die Luft ge­flogen sind. Unsere Flugzeuge haben im ganzen 7800 Kilogramm Sprengstoffe abgeworsen. Um 8 Uhr nachmittags flogen 80 Jagdflug­zeuge ab, um an den Operationen der Levante­armee bei Singra teilzunchmen. Sie haben- bei Sarrion sechs feindliche zweimotorige Maschinen angegriffen. Andererseits wurden unsere Flug­zeuge von einem Geschwader deutscher Messer« schmidtflugzeuge angegriffen, sowie von Rebel« lenjagdflugzeugen vom italienischen Typ Fiat Diese wurden in die Flucht geschlagen. Allen: Anschein nach haben wir zwei Mcsserschmidt- flugzeuge abgeschossen. Auch an der Südfront vorwärts Madrid. (A g. Esp.) Auf der Südfroni von Tajo haben die republikanischen Truppen drei Hügel in der Umgebung der Sierra del Argal- laneS im Sturm genommen. Der Feind, der von dem Elan des republikanischen Vormarsches über­rascht war, hat leinen Widerstand leisten können. Die Regierungsartillerie ging sofort auf Punk­ten von hohem strategischen Wert in Stellung und hält die Verbindungslinien de» Feindes mit fei­nen: HinkerldNde unter ihrem Feuer. Die Ope­ration hat die RegierungStnippen nur sehr ge­ringe Verluste gekostet. Ein Rebellenangriff, der übrigen- nur schwach war, wurde leicht abgeschla­gen. Unsere Truppen haben unmittelbar darauf ihre neuen Stellungen befestigt. nordische Parlamente delegieren nach Barcelona Der schwedische Reichstag hat beschlossen, eine Abordnung zur Eröffnung der spanische« Cortez, die am 1. Feber in Barcelona erfolgen wird, zu eutsendr». Einen gleiche» Beschluß hat der Storthing in Kopenhagen gefaßt, der je einen Vertreter aller vier im Storthing vertretenen Parteien entsenden wird. Auch meh­rere Mitglieder de» n o r w e g i s ch e n Stor­thing werden»ach Barcelona reisen. Pari». In der Stadt Billejuif hei Pari­ereignete sich Mittwoch vormittag- in einem pyro­technischen Laboratorium eine Explosion. Sie war einige Kilometer weit zu hören. ES folgte« zwei Explosionen in einem kurzen Intervalle aufein­ander und am Horizonte erschien eine dichte Rauch­säule. Di« Fenster in den benachbarten Gebäu­den wurden zertrümmert. Zu dem Unglücke kam e- dadurch, das? ein« der in den geheimen Lagern der Organisation CSAR beschlagnahmten Grana­ten, die In da- Laboratorium geschafft wurden, ex­plodierte. Im Augenblicke der Explosion befan­den sich an der Unfall-stelle zwei Photographen de» JustizdiensteS,«in militärischer Chemie-Sach­verständiger, der Chemiker eine- Laboratorium- auS dem Orte sowie ungefähr zehn Soldaten, M ü n ch e n. In sämtlichen bayrische» Diö­ zese « einschließlich der Diözese Speyer wurden di« katholischen Jungmänner-Bereinr, Jungfrauen- Kongregationen sowie derReue Deutschland­bund" aufgelöst und verboten. Das verbot dieser Organisation sei, wie da- , DNv hinzufügt. notwendig gewesen, da die ge- i nannten Organisationen in einer ganze» Reihe I von OrtSvrrbänden sich immer stärker von ihrer Nicht etwa deshalb, iveil wir leider keinen Größeren haben und uns also mit einem»Zweit­rangigen" begnügen müßten, feiern ivir Adalbert Stifter als den sudetendeutschen Klassiker. Nein Iveil wir in ihm, der noch immer vielen nur als ganz und gar nicht zeitgemäßer Idylliker gilt, wirklich einen der bedeutendsten, eigenartigsten deutschen Dichter sehen, einen in seinem Werk die geistigen und politischen Strömungen der Zeiten überdauernden Künstler, der nicht nur, sieben Jahrzehnte nach seinem Tode, noch immer er­freuend, beglückend, lehrend und mahnend zu uns spricht, zu den Menschen einer so gründlich ge­wandelten Welt, sondern auch noch vielen kom­menden Geschlechtern unendliche Reichtümer bie­ten wird. Nichts ist wohl selbstverständlicher, als daß die Sudetendcutschrn sich Stifters als Sohne- ihrer Heimat freuen und ihn rühmen als 7>en un­übertroffenen liebevollen Schilderer eines der schönsten Hciniatgane, des BöhmerwaldcS. Aber Die Gesamtzahl der Opfer beträgt 13 Tote, davon sind drei Ingenieure, acht Offiziere und Soldaten und zwei Zivilpersonen. Verwundet wurde» zehn Personen. Zu der Explosion kam es, als die Soldaten Kiste» mit adjustierten Grana­ten, die bei deck Mitgliedern der geheimen Ber- fchwöerer beschlagnahmt worden waren, im städti­schen Laboratorium abluden, wo Sprengstoffe unschädlich gemacht werden. Die genaue Ursache des Unglück- ist nicht bekannt, weil bei der Explo- ston alle dabei anwesenden Personen mit Aus­nahme eines Ingenieur- getötet wurden, der ab­seits stand und nicht gesehen hat, wa- im Moment deS Unglücks vorging. ES scheint, daß eine der Kisten zu Boden fiel und die tragische Explosion verursachte. religiöse« Aufgabe entfernt und sich staatsfeind­lich betätigt Hütten. So seien die jugendlichen Mit- glieder der Organisation durch die Leiter einzel- nrr Gruppen für eine politische Nachrichtenüber- nrittlung und zur Herstellung und zum Vertrieb illegales, gegen den Staat gerichteten Propaganda eingesetzt worden. Außerdem seien die Mitglieder innerhalb der Organisation für staatsfeindliche Aufgaben geschult worden. so wenig Stifter zu verstehen wäre ohne Kennt­nis seiner Heimat, so sehr sie ihn geformt hat, Stifter ist doch, obwohl immer der Heimat verbunden, weit mehr, viel Größere» als nur Heimatdichter. Um den Dichter zu verstehen, darf man auch nicht bloß in Dichters Lande gehen, son­dern muß auch zurückwandern in seine Zeit, denn auch sie, ihre gesellschaftlichen Zustände, formen ihn, bestimmen sein Werk. Die Liebe zur Natur und da» Naturverstehen, die Liebe zu Stifte und Einsamkeit gaben ihm Herkunft und Heimat mit; ein stiller, scheuer, später fast nienschenscheuer und im Grunde immer einsamer Mensch blieb Stifter auch im.Lärm der Welt". Der 1805 Geborene wuchs heran und sein Werk wurde in der Zeit des Vormärz . Eine Zeit der behördlichen Füh­rung und Bevormundung, in der Entfaltung künstlerischen Können- nicht verhindert, aber die freie Entwicklung der Begabungen gehemmt war. Eine Zeit bürgerlichen Ausstieges auch in Metternichs Oesterreich , und deshalb auch in Oesterreich nicht arm an bedeutenden Männern des Geistes und der Kunst. Aber wie viele fühl­ten sich beengt, bedrückt, litten qualvoll unter dem Versuch des Absolutismus, von oben geregelte geistige Autarkie zu erzwingen I Auch Stifter, wenngleich es ihm kaum ganz bewußt wurde. Mitgcformt wurde auch er durch die österreichischen - Zustände, wenn er auch nicht wie Grillparzer rin galliger verbitterter Mensch wurde; aber in seinem Häng zum Wandeln abseitiger stiller Wege w^rde er bestärkt. In seinem Drang, immer wieder von der Menschenwelt sich wegzuflüchten an» Herz der Natur. Auch ihn packten im Völlerfrühling 1848 mächtig die Freiheitshoffnungen. Ein Brief aus jener Zeit, ein Brief an seinen Verleger Hcckenast, enthält sein politisches Glaubensbekenntnis..Ich bin ein Mann desMaßeSundderFrei» h e i t", sagt Stifter in diesem Briefe. Er sehnt sich nach Freiheit, aber nicht nach schrankenloser, turbulenter, er will geordnete, harmonische Zu­stände. Er hat damit den FreiheitSbegriss sehr tief erfaßt. Denn Freiheit ist nicht gleichbedeutend mit Chaos, das ja imnier die Freiheit vieler ge­fährden und verletzen muß. Aber was Freiheit für die Entwicklung der Persönlichkeit, für die Charakterentfaltung bedeutet, wußte er wohl. .Darum ist die Freiheit allein der Probestein der Charaktere, und sie macht auch allein die großen Menschen möglich. Selbstbeherrschung bis zur Opferung des Lebens, Maß bis zur Verleugnung der heißesten Triebe ist nur in der Freiheit mög­lich; denn sonst kann eS nur als Gebundensein, nicht als Selbstbestimmung vorliegen." Die Wirklichkeit der Revolution stiess den Dichter frei­lich ab sie mußte ihn, der Niederkämpfung, Niederzwingung aller Leidenschaften forderte, von sich und andern, der von gewaltlosem Nahen der Freiheit träumte, erschrecken. Stifter liebte die Freiheit, aber er war kein Revolutionär. Es führt auch von ihm kein Weg zum Sozialismus und zur Arbeiterbewegung. Ec wußte nichts von einem Klassenschicksal der Arbeiter, cS gibt in keiner sei­ner Dichtungen kämpfende Arbeiter, auch keine Massennot, die durch gesellschaftliche Zustände be­dingt ist. Auch die Armut ist bei ihm verllärt, etwa- fast Idyllisches. Und doch kann Stifter auch den deutschen Arbeitern sehr viel bedeuten. Keineswegs nur deshalb, lveil auch sie Maß und Freiheit wollen, weil sie aus der immer chao­tischer werdenden Welt des Kapitalismus sich hin­wegsehnen nach einer harmonischen Gesellschaft, in der Maß und Freiheit vereinigt sind, in der die Selbstbestimmung des Menschen gesichert ist. Sondern selbstverständlich vor allem deshalb, weil auch sie die Schätze der Schönheit in Stifter- Dichtungen für sich heben sollen. Keiner hat wie er der Natur in- Herz gesehen, keiner verstand so wie er ihre Sprache. Ihm ist die Natur nicht nur Hintergrund oder Kulisse der Bühne, auf der menschliche- Leben sich abspielt. Seine Menschen sind naturverbunden. Und,fo rein, so schön, wie die Natur ihm erscheint, möchte er die Menschen haben. Immer wieder zeichnet er die sittlich rei­nen Menschen, und nicht bloß die stift und lieb­lich heranblühenden Frauen, auch und mit Vor­liebe die schönen, harmonischen, sittlich reinen Jünglinge. Den großen menschlichen Tragödien, denen, die durch das Menschsein erzeugt werden, durch das Dämonische im Menschen, weicht er Cagoulard-Granate tötet dreizehn Menschen Ein neuer Schlag gegen die Kirche Alle katholischen Jugendorganisationen In Bayern aufgelöst