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Verflixter Nagel!

Lid meist häßlich verdeckten Augenhöhle beson-, Kurz, USA befindet sich in einem richtiggehen­ders drastisch wirkt!

Der Gärtnerbursche sieht die Hilflosigkeit dez Alten, lächelt ihm gutmütig und verständ­nisvoll mit ſeinem einen Auge zu und bezahlt für ihn die Fahrkarte. Obzwar er sichtlich ein armer Teufel ist, während der andere wohl­habend scheint, läßt er sich doch das Geld nicht zurückgeben. Die ganze Fahrt über lächelt er still vor sich hin und sein breites Gesicht mit dem bollen Mund bekommt dadurch einen so schönen Ausdruck selbstgenügsamer Güte, daß ich ihn immer und immer wieder ansehen muß. Dann hilft er dem Alten beim Aussteigen. Sein lan­ges, gestreiftes, schmutziges Hemd hat mehrer: Löcher und verträgt sich dennoch mit der Seide des Alten. Dann setzt er sich wieder hin und lächelt unablässig weiter. Sein Gesicht ist uns unauslöſchlich eingeprägt und mit dem Leuchten ägyptischer Landschaft verwebt sich in schöner Harmonie ein Schimmer glüdlicher Freude an Hilfreicher Liebe zum Nächsten der ägyptischen Menschen.

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Der Star von 1938 eine Puppe! Es spricht nicht gerade für den amerika­ nischen Film, daß der höchstbezahlie Star des Jahres 1938 eine Puppe sein wird. Diese Puppe hat einen richtigen Namen: sie heißt Charlie McCarthy und ist Eigentum des Bauchredners Eddie Bergen . Wenn man die amerikanische Presse liest, so wird man un­schwer erkennen, daß seit Wochen Charlie und fein Schöpfer den bei weitem größten Raum einnehmen, überall sieht man ihre Photos, die Interviews überſtürzen sich, und die Geschichte von Charlie und Eddie wird immer wieder des langen und breiten erzählt.

Endlich hat man wieder eine neue Sen jation in Hollywood , feinen lebenden Filmstar, sondern eine Holzpuppe. Die amerikanischen boten: Eddie erhält für eine halbe Stunde vor Radiogeſellſchaften überbieten sich in Ange­dem Mikrophon Honorate bis zu 5000 Dollar.

den Taumel.

die Eddie, wie er in einem Interview ſtolz ent büllt, fieben Dollar Herstellungskosten verurs facht hat, sowie noch einige Dollar für ihre Meidung. Gelegentlich muß der Wachskopf Charlies ein bißchen gesäubert, Augen und Mund müſſen nachgemalt werden. Das ist alles. In dem neuen Farbenfilm The Goldwyn Follies" tritt Charlie zusammen mit Adolphe Menjou und den Ritz Brothers auf und vers dient am meiſten Geld dabei.

Das ist die neueste Verrücktheit Amerikas , die nur deshalb auch für Europa vermerkt wer den soll, weil sie kulturgeschichtlich nicht ohne tieferen Sinn ist. Die Vauchrednerpuppe, die eine Million Dollar im Jahre verdient ſcheint doch noch Dinge zu geben, die noch nie dagewesen sind! ( MTP)

Schach ins Volk

SCHACHAUFGABE Nr. 378.

Von B. M. Berd. Schwarz: Kb7, Df3, Th2, Ba6, h6.( 5)

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Die Geſchichte von Charlie? Sie ist durch­cus nicht weiter ungewöhnlich: der Bauchred- Weiß: Ka3, Dbl. Tas, Lg2, Sb3, c6, Bc5, d6.( 8) ner Eddie Bergen , vor ein paar Jahren noch ein unbekannter junger Mann, der sich ein paar Dollar verdienen mußte, ließ sich eine der üblichen Bauchrednerpuppen nach eigenen Ent­würfen herstellen. Die Puppe stellt einen spitz­bübiſch blickenden Jungen dar, der von seinem Schöpfer sehr nett angezogen worden ist; teils mit Mantel, teils im Frad, manchmal auch im Safto. Die Puppe ist etwa 70 Bentimeter groß.

Matt in zwei Zügen! Lösungen sind bis längstens 14 Tage nach Er­scheinen der Aufgabe an Wenzel Scharoch. Dra­kowa 32, Post Modlan, einzusenden.

Eddie Bergen , der eigentlich Medizin­student war und seine Bauchrednerfünfte nur zum Zeitvertreib ausübte, sah ein, daß seine Puppe so nett war, daß es sich lohnte, mit ihr Geld zu verdienen und das Studium an den Nagel zu hängen.

Lösungszug zu Nr. 375: Dg8- a8! Dinnebler Emil und Amler Rudolf, Tetschen : Nitsch Rosa, Trupschitz : Beutel Wilhelm, Arns­ dorf b. Tetschen : Tepper Franz, Karlsbad ; Ru­dek Peter, Brüx ; Schöffel Anton, Schöbritz; Bou­tschek Hilde, Franzendorf b. Reichenberg: Kou­kal Franz, Prag - Strašnice: Bartl Rudolf u. Schaf fer Heinz, Kleische: Rotsch Manfred( 13 Jahre alt). Klein- Priesen; Habl Erwin, Chimiak Teo, Holfeld Otto, Lohmüller Hans. Freundl Anton. sämtlich Nestersitz: Richter Hein. Strache Ru­dolf, Klötzig Rudolf, Richter Oswald, Pfeiffer Ernst, Strache Karl, sämtlich Groß- Priesen: Ber ger Josef, Kleinaugezd: Walter Ludwig. König Anton, Steinwitz Hans, sämtlich Kwitkau: Skar­wada Franz und Scharoch Franz, Wisterschan:

Havel Franz, Modlan: Geißler Josef, Alt- Serbitz: Hyna Josef, Hostomitz; Schöpka Josef, Dux: Ulbert Rudolf, Prosetitz; Mildner Karl, Teplitz . ARBEITERSCHACH.

aus Kleinaugezd.

Abt. Kwitkau des Arb.- Schachklubs Wister­schan trug am 2. Feber in Neu- Modlan gegen die dortige..Schachecke" ein Freundschaftsspiel an 10 Brettern aus. Die Abt. Kwitkau konnte das Spiel überlegen und sicher mit 8: Punkten für sich

entscheiden.

VEREINSTURNIERE.

Der Erfolg kam allmählich, die Honorare stiegen, aber der eigentliche Entdecer Charlies Die diesjährige Bezirksmeisterschaft wurde war, wie so oft in anderen Fällen, Sam Gold- mit dem Spiele Eichwald gegen Teplitz mit 3: 3 wyn, der Herr der Metro- Goldwyn- Mayer . Er Punkten eingeleitet. Die Ergebnisse waren: Gah­ler: Hermann: Wanke 0: 1 Hampl: Mayer hörte durch das Radio zufällig einen Dialog: Tausik: Hellich 1: 0 Frisch. Tittel 1: 0 Loos: zwischen Charlie und Eddie, den er so fomisch Zimmermann 0: 1 Srb. Beide Mannschaften hatten fand, daß er so oft Auftrag gab, die beiden zu je 1 Ersatzmann. Kampfrichter war Gen. Berger engagieren. Er war sehr erstaunt, als er ers fuhr, daß es sich gar nicht um zwei Personen handelte, sondern um einen Bauchredner. Aber da witterte er die Konjunktur und verpflichtete Charlie und Eddie für eine Serie von Filmen. Es sollen fünf in diesem Jahre hergestellt wer­den, in denen Charlie mitwirkt, und für jeden einzelnen Film zahlt Goldwyn laut Vertrag 100.000 Dollar an Charlie und Eddie. Das wären zuſammen 500.000 Dollar. Weitere 500.000 Dollar werden Charlie und Eddie in diesem Jahre von Radio und Varieté erhalten - auch hier sind die Verträge bereits unters zeichnet so daß diese höchstbezahlten Stars Ameritas es 1938 auf eine Million Dollar Aus Zuckmantel wurde zu den Bezirksmei­bringen werden. Diese Summe stellt einen absoluten Rein- sterschaften folgende Mannschaft gemeldet: verdienst dar, denn die Holzpuppe macht feine Vereinsmeister Berger Josef. Es folgen: Müller, Denk, Egerer, Dick, Patz, Polivka, Wolf Speſen . Sie war eine einmalige Anschaffung, und Beisch.

In Eichwald gewann Gen. Gahler unangefoch­ten mit 10 Punkten( ohne Verlusty die Vereins­meisterschaft. Es folgen: Wanke 8 P., Kraisa 7% P., Laufer 6% P.. Mayer u. Hellich je 6 P., Tittl 5 P., Zimmermann 2% P. Schuster 2 P., Häuß­ler i P., Planek ½ P. Ohne Punkte: Navrati!.

Blum und Rebl.

In Teplitz- Schönau wurde Gen. Hermann mit 12% Punkten zum Vereinsmeister.( Liebisch ist ausgetreten.) Es folgen: Hampl 12 P., Tausik 11% P., Frisch 11 P.. Loos 10% P., Benesch. Srb und Edel je 10 P.. Nausch, Nakladal und Sieh ie 7 P., Keßler 5 P., Forster 4 P. und Richter mit

2 Punkten.

BUNTE WELT

Nr. 7

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Unterhaltungsbeilage

1938

Kleine Erinnerung an eine große Sache

Vor 50 Jahren Hertzsche Wellen

Der Mann, der Funkentelegraphie und Radio ermöglichte

Für den Menschen, der den Erscheinungen bekamen und Radio wie Funk erst ermöglichten, der Welt nicht ſtumpf und gleichgültig gegen war am 22. Feber 1857 in Hamburg als Sohn übersteht, ist es immer noch alle Tage ein uns des dortigen jüdischen Rechtsantvaltes Dr. Herh erklärliches Wunder, wenn er in den Zeitungen geboren. Damit ist bereits gesagt, daß dieser liest, wie Flugzeuge während der Fahrt über Mann, der eines der genialſten Dinge der Welt ferne Meere drahtlos Berichte senden, wie wir geschaffen hat, heute in Deutschland , dessen vom Nordpol aus einer treibenden Eisscholle Ruhm als Land der Wiſſenſchaft er gemehrt durch Funkberichte erfahren oder wenn er gar bat, nicht mehr arbeiten, studieren, leben könnte. wie man das heute bereits häufig antrifft Er ist einer von Unzähligen, die durch ihre Le­zum Einſteigen in ein Auto eingeladen wird, bensleistung den ganzen Rassenschwindel wider in dem während flotter Fahrt der eingebaute legen. Früh wurde die besondere Begabung des Radioapparat seine Weiſen ertönen läßt oder jungen Mannes für technische und physische gerade den Nachrichtendienſt irgendeiner Sta- Dinge entdeckt. Der Gymnaſiaſt betätigt sich tion übermittelt. Wer für die wunderbaren bereits bei einem Drechsler in der Lehre. Als Fortschritte menschlicher Technik und mensch später, nachdem Herz Weltruhm erlangt hat, lischen Geistes ein Organ hat, der wird in die der Drechslermeister Herzens Mutter einmal ser Erfindung eine der großartigsten Leiſtun- auf der Straße trifft, erkundigt er sich nach bem Lebensgang des Sohnes und hört, daß er Und vielleicht begnügt er sich nicht damit, Profeſſor geworden. Ach wie schade", meinte yen unserer jüngsten Vergangenheit ſehen. sondern geht den Dingen einmal tiefer nach und der biedere Meister, er wäre ein ausgezeich versucht, sich in das Werden dieser genialen neter Drechslermeister geworden ſeßt sich aus unendlich vielen Einzelleistungen Schöpfung einen Einblick zu verschaffen. Sie zusammen, aber jenez Entscheidende, was uns in solches Erstaunen verſeßt und auch in Wahr beit und nicht nur für das Laiengemüt das Wesentliche ist: die Tatsache, daß durch be­ſtimmte Schwingungen in der Luft, ihre kunst volle Erzeugung und Weiterleitung Worte, Musik uſw. übermittelt werden können, dies die ganze Sache in Bewegung seßende Geheim­nis ist stets mit einem Namen verbunden, und dieser Name heißt Heinrich Herb. Die Sendefrequenz, das heißt die Zahl der Strom Schwingungen je Sefunde im Sender wird in Hertz( Hz) oder Kilohertz( If3= 1000 53) gemessen, so steht in meinem Verifon. Der Name eines Mannes ist zu einem technischen Begriff geworden. Wer war dieser Mann?

Das Lerifon erzählt weiter: Die grund­legende Anordnung für die Funkentelegraphie fand H. Herp( 1886-1888) bei seinen Ver

!"

Mit zwanzig Jahren erst entscheidet sich Herz, der unterdeſſen die Universität bezogen hat, endgültig für die Naturwiſſenſchaften und Mathematik, nachdem er vorher noch den Ge­danken hatte, lediglich Ingenieur zu werden. Er geht nach Berlin und tritt als Volontär ein in das von dem berühmten Helmholz geführte physikalische Institut der Universität. Zehn Jahre später erklärte Helmholt: Für den talentvollsten und an originellen Ideen reichsten unter den jüngeren Physikern halte ich Pro­Seine Untersuchungen über fessor Herh Fortpflanzung der elektrodynamischen Wirkun gen durch den Luftraum zeigen ihn als einen In diesen zehn Jahren Kopf ersten Ranges." hat ein junger Mensch seinen Namen in die Ge­schichte der Wissenschaften unverwischbar ein­geschrieben. Aus allen Ländern der Welt kom­men Ehrungen und Titel, preußische Orden

...

fuchen über die Ausbreitung und Natur der Martin Grill: Grundsätze

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elektromagnetischen Wellen". In diesen Wor­Ihr kennt doch die Geschichte von den ten ist enthalten, was über den Physiker Herb zu ſagen iſt: wer einmal den Versuch gemacht Schafen, die in ihrer Hürde vom Wolfe über bat, sich das Wesen des Radio oder des Funk- fallen wurden und in ihrer Bedrängnis dann will ich sie euch ielegraphen erklären zu lassen, der kommt an Ihr fennt sie nicht? den Punkt, wo auf jenen Elektromagnetismus erzählen, glaubt aber nicht, daß ich irgendeine Mir verwiesen wird, dessen letzte wissenschaftliche böswillige Nebenabsicht damit verbinde. Erklärung noch aussteht und der nur experis fiel die Geschichte nur eben ein, weil ich im mentell gefunden, erprobt und verwendet heutigen Amtsblatt, Rubrik Pressenachrichten, wurde. Alz im Jahre 1889 Edison zu einer eine Verfügung las, die mich irgendwie an diese Naturforscherverſammlung nach Europa kam, Geschichte erinnerte. ließ er sich zuerst Heinrich Hertz vorſtellen, den Mann, der die Experimente über Schwingun­gen und Funken machte. Er habe es auch ein­mal damit verſucht, ſagte Ediſon zu Herk, aber er ſei damit nicht weitergekommen. Und auf Herzens Vedauern erwiderte Edison: Meine Sache ist die Erfindung, nicht die Wissenschaft.' ..Wir danken euch sehr", sagten sie zu den Heinrich Rudolf Herb, der bestimmt war, die wissenschaftliche Erprobung der Wellen so gastgebenden Schafen, ihr habt uns das Leben erfolgreich durchzuführen, daß sie seinen Namen gerettet."

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Die Wölfe brachen also in eine Hürde ein und richteten unter den durcheinanderlaufenden Tieren ein furchtbares Blutbad an. Viele Schafe wurden zerrissen, andere irrten hinaus in die Nacht und einige von ihnen gelangten in eine benachbarte Hürde, die von feſten Stein­mauern umgeben war.

zieren seine Brust, er ist mit 30 Jahren!- der bekannteste Phyſikprofeſſor des Reiches.

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Wir befizen die Briefe dieses einzigartigen Mannes aus jener Beit, in der er die epochas len Experimente machte. Vom Dezember 1887 bis zum März 1888 hat er an Helmholtz und an seine Eltern in der bescheidensten Weise über seine Ergebnisse berichtet. Ich habe jetzt Stoff für viele Arbeiten", heißt es im März an die Eltern, die alle der Mühe wert sind und zwischen denen ich nur die Qual der Wahl habe. Kann ich genügende derselben ausführen, so glaube ich die Mittel zu haben, um große Ges biete, die bisher ohne Abschluß waren, zur Bollendung zu bringen. In dieser beschei denen Form spricht er über eine Sache, deren Resultat bereits vorlag: schon im Jänner hatte er habe den er Helmholtz berichten können, sicheren Nachweis der Wellen und ihrer Ges schwindigkeit erbracht, im Feber machte er die entscheidenden Experimente, etwa Ende Feber, anfangs März konnte er demonstrativ die Bes weise erbringen. Das Echo war international eine Senſation: die technischen Wiſſenſchaften hatten einen überwältigenden Sieg errungen. Her starb jung am 1. Jänner 1894. Und er starb wie ein Weiser. ,, Wenn mir wirklich etwas geschieht, so sollt Ihr nicht trauern". schreibt er an die Seinen, als ihn, wie so viele Foricher, mitten im Beruf, eine Blutvergiftung padt, sondern sollt ein wenig stolz sein und denken, daß ich dann zu den besonderen Auserwählten gehöre, die nur kurz leben und doch genug leben." Lebte er heute noch, diefer Nichtarier Heinrich Herk, so hätte er vielleicht erleben können, wie man von dem Gebäude der Kaisers Wilhelm- Gesellschaft in Berlin das Schild mit dem Namen Heinrich- Herb- Institut herunter nimmt, um das Andenken eines großen Mannes W. V. zu vernichten.

., Gern geschehen", sagten die andern,., es gehört zu unseren unveränderlichen Grundlägen, allen Schafen, die ohne Grund verfolgt werden, unseren Schuß zu gewähren. Wir sind ein forts schrittlicher Stamm." Und sie waren stolz auf ihre Worte.

Mittlerweile hatten die Wölfe wieder Hunger befommen und machten sich auf, die Ents flohenen zu suchen. Sie kamen zur Steinmauer und witterten hinter ihr den fetten Braten und heulten laut. Macht auf, ihr habt entflohene Verbrecher in euren Reihen!"

..Hier sind keine Verbrecher, hier find nur Schafe", kam die Antwort.

Die Wölfe merkten also, daß reiche Beute

in der Hürde war und ihr Appetit ſtieg in³

Unermeßliche.

..Ihr schützt die Flüchtlinge, die uns, Mör der' geschimpft haben. Wir verlangen, daß ihr sie ausstoßt."

,, Wir sind keine Verleumder", verteidigten