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Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutſchen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller

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Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62 – Telephon 53077 – Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag

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Dienstag, 22. Feber 1938

Aus dem Inhalt:

Rücktritt Edens

Italien nimmt Englands

Bedingungen an?

Erregte Unterhausdebatte

Nr. 44

Keine Entspannung durch Hitlerrede Europas Schicksalsstunde

Oesterreichs Unabhängigkeit nicht ausdrücklich anerkannt Hitler als Schirmherr aller Deutschen

Am Sonntag hielt Adolf Hitler seine von der ganzen Welt mit großer Spannung erwartete Rede, die als ein Rechenschaftsbericht des Nationalso­zialismus für seine fünfjährige Herrschaft und als eine Stellungnahme zu den wichtigsten außenpolitischen Problemen gemeint war. Im gegenwärtigen deutschen Reichstag, der wohl die teuerste Claque der ganzen Welt darstellt, fand der Redner auch das geeignete Publikum.

Es darf gesagt werden, daß die Rede keine politische Entspannung brachte. Sie ließ viele Fragen offen und beschäftigte sich in dunklen Andeu tungen mit dem Verhältnis zu den Nachbarn Deutschlands . Die Rede, die nahezu drei Stunden währte, enthielt einen breiten Raum über den wirt. schaftlichen Fortschritt, der angeblich seit der Machtübernahme Hitlers in Deutschland zu bemerken sei. Mit diesem Teil der Rede werden wir uns noch beschäftigen und den wahren Lebens- und Produktionsstandard des deut schen Volkes aufzeigen. Anschließend die wichtigsten Abschnitte aus der Rede selbst:

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Die Rede begann mit der Feſtſtellung, warum daher von Jahr zu Jahr stärker die Forderung gerade der 20. Feber für die Reichstagssigung ge- nach jenem stolonialbesitz ertönen, den Deutsch­trahlt wurde: Weil eine Reihe„ berfonellerland einst nicht anderen Mächten weggenommen nes notwendig gewefen fet und vorher auch„ erit hat und der für diese Mächte heute sachlich so „ auf einem bestimmten Gebiet unserer auswärtigen gut als wertlos ist." Beziehungen" noch eine dringend notwen sgeselärung" herbeigeführt werden sollte. Der Tag, an dem er die Macht übernahm, sei ein Wendetag in der Geschichte des deutschen Bolles. " Damals, jest und für alle 8eiten",

In den Leiſtungen des Regimes liegt fchon aliein die Rechtfertigung für die Methoden seines Handelns. „ Blinde Treue" der Wehrmacht

,, Wir sind nicht im Völlerbund, weil wir glauben, daß er nicht eine Institution des Mechtes, sondern eher noch eine Einrichtung zur Verteis digung des Versailler Unrechtes ist."

lichkeiten bestünden, der Lüge und Verleumdung ein Ende zu bereiten. Denn es handelt sich hier nich um Privatangelegenheiten, sondern um Probleme des Busammenlebens von Völfern und von Staaten. Und wir sind nicht in der Lage, diefe Vorgänge auf die Dauer auf die leichte Schulter zu nehmen. Wir fön nen auch nicht vor den Folgen dieſer Heße die Augen verschließen. Sie ist eine Gefahr für den Frieden. Wir werden daher von jetzt ab antworten, und zwar mit nationalsozialistischer Gründlichkeit antworten.

Das ist ein rein zufälliges Zusammentrefa fen: Hitlers Rede und die Demission des englis schen Außenministers Eden, und doch ist das gleichzeitige des Geschehens symptomatisch, denn es zeigt die wachsende Aggreffivität des Faschiss mus, der aus dem bisherigen Nachgeben, Vers handeln, Auswegfuchen der Demotratie auf deren Schwäche schließen zu fönnen glaubt und nach jedem Gelingen eines außenpolitischen Coups fich zu einem neuen anschickt und das Bemühen der Demokratien, immer wieder doch noch einen ,, Da die internationale Breffehete natürlich Versuch des Zeitgewinnes, des Sichverständigens, nicht als ein Element der Beruhigung, sondern als ein solches der Gefährdung des Völkerfrie- rechnet mit dem Willen der Demokratie, den Fries des Ausgleichens zu machen. Der Faschismus dens aufgefaßt werden muß, habe ich mich auch den zu erhalten selbst um den Preis vorüberges entschloſſen, jene Verſtärkungen der deutschen henden Preſtigeverluste und politischer Opfer- Wehrmacht durchzuführen, die uns die Sicherheit und seine Rechnung erweist sich als richtig für den geben werden, daß sich diese wilde Kriegsdrohung Augenblick. Sie ist falich, wenn man nicht nur gegen Deutschland nicht eines Tages in eine blu- an das Heute denkt, wenn man mit größeren feit dem 4. Feber dieses Jahres im Gange und dem Lebenswillen der Demokratien. tige Gewalt verwandelt. Diese Maßnahmen sind Zeiträumen redmet, wenn man auch rechnet mit werden schnell und entschloffen durchgeführt."

Der Schutzherr der Minderheiten

,, Wir sind glücklich, mit den meisten Staa. ten, die an Deutschland angrenzen, normale und zum Teil auch freundschaftliche Beziehungen

unterhalten zu können.

Daß man auch innerhalb der Demokratien, und zwar feineswegs bloß i den Reihen der zalijten, die Meinungen darüber, wie weit das Entgegenkommen reichen darf, wo die Grenze der Verhandlungsmöglichkeiten liegt, sehr verschiede ner Meinung ist, lehrt die englische Regierungsa frise. Innerhalb der Regierung hat jene Richa Allein zwei der an unferen Grenzen liegen- tung, die zu neuen Verhandlungen, zu ernstlichen Ich möchte mich hier gegen die Hoffnung den Staaten umschließen eine Waffe von über Opfern geneigt ist, gesiegt. Es ist aber sehr wenden, einen solchen Anspruch und etwa durchzehn Millionen Deutschen . Sie sind gegen ihren fraglich, ob diese Mlichtung auch getragen wird sredite abdingen zu können. Wir wünschen nicht willen durch die Friedensverträge an einer Ver vom Willen des englischen Volkes und ohne Krebite, sondern Lebensgrundlagen." einigung mit dem Reiche verhindert worden. Die Zustimmung der Voltsmassen ist in England auf Gegen den Völkerbund staatsrechtliche Trennung vom Reich fann aber die Dauer feine Politit möglich Noch ist die Lage nicht zu einer volkspolitischen Rechtlosmachung in England zu unübersichtlich, als daß schon über führen, das heißt die allgemeinen Rechte einer die englische Außenpolitik in der kommenden Zeit voltlichen Selbstbestimmung, die übrigens in den gesprochen werden könnte. Was in diesen Tagen 14 Punkten Wilsons als Voraussetzung zum in England geschah und geschieht, ist gleichermas Waffenstillstand feierlich uns zugesichert worden en bezeichnend für die Bereitwilligkeit der Mehrs sind, können nicht einfach mißachtet werden, des heit der Regierung und eines Großteils der Kons halb, weil es sich hier um Deutsche handelt. Es ſervativen, sich mit den faschistischen Mächten zu ist auf die Dauer für eine Weltmacht von Selbstverständigen, wie für den wachsenden Widerstand bewußtsein unerträglich, an ihrer Grenze Bolts- gegen dieſe Politik, die zuletzt ja doch zu einer genoffen zu wiffen, denen aus ihrer Sympathie Politik der Selbstaufgabe werden müßte. Von der oder ihrer Verbundenheit mit dem Gesamtvolt, englischen Entwicklung wird das europäische Ges feinem Schickfal und feiner Weltauffaffung fortschehen sehr wesentlich abhängen. Einige Kennt gesetzt schwerstes Leid zugefügt wird. Wir wissen nis der englischen Geschichte erlaubt die Annah­genau, dan es eine alle befriedigende Grenz me, daß auch aus dieser Krise, wie aus jeder sichung in Europa kaum gibt. Daß es möglich ist. bisherigen, Großbritannien innerlich gestärkt her­bei einem guten Willen Wege des Ausgleiches, vorgehen und zu größerer außenpolitischer Atti­bzw. der Entspannung zu finden, ist erwiesen vität fähig werden wird. Gerade Hitlers verlets worden. zende, fast höhnische Bemerkungen über England, die das englische Selbstbewußtsein schwer treffen müssen, werden dazu beitragen, das englische Volt aufzurütteln.

Wenn Deutschland heute wirtschaftlich gerettet je, so habe das Ausland gar nichts bazu bei getragen. Hitler führte nun lange, ermüdende Ich will noch einmal erklären, daß Deutsch Bahlenreihen über die wirtschaftlichen land und erst recht nach dem Austritt Italiens Erfolge" des Syſtems und über die foaialen aus dem Völkerbunde, überhaupt nicht mehr Leistungen des Nationalfozialismus an und daran denkt, jemals in diese Institution zurück­fung dann zu scharfen Angriffen auf eine wahrhaft zukehren." frankhaft verlogene Auslandsjourna

Variei.

Gegen Sowjetrußland

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list if" über, durch deren dauernde Heße der Friede Sollten irgendwo deutsche Interessen ernstlich der Welt bedroht würde. Wir haben", erklärte auf dem Spiele stehen, so werden wit nicht erwarten, Hitler, der deutschen Nation iene Waffe gegeben, von einem Völkerbund eine Unterſtügung erhalten zu die uns Gewähr dafür bietet, daß die uns bekannte Tonnen, sondern wir nehmen von vornherein an, daß Abficht der bösartigen Hetze einer internationalen wir uns der daraus entstehenden Aufgaben selbst Journalistik an der Grenze des Deutschen Reiches su unterziehen haben, das eiserne Halt findet." Der Nationalsozialismus habe nicht am 4. Feber das Außenministerium er­obert, sondern er besibe ganz Deutschland seit Zu einem einzigen Staat haben wir kein Wer aber eine solche Entspannung durch dem 30. Jänner 1938, und zwar restlos und aus Verhältnis gesucht und wünschen auch zu ihm in einen Ausgleich in Europa mit Gewalt zu ver­ſchließlich. Es gebe feine Institution in dieſem feir engeres Verhältnis zu treten: Sowjet- hindern versucht, der wird eines Tages die Ge­Staate, die nicht nationalsozialistisch sei; die größte Sicherung ber nationaliozialiſtiſchen Revolution ußland. Wir sehen im Volschewismus mehr walt zwangsläufig unter die Völker rufen. Denn lege in der reitlosen Erfassung des Reiches und aller noch als früher die Inkarnation des menschlichen es soll bestritten werden, dan solange Deutschland Hitler hat durch seine Rede wahrlich nicht feiner Einrichtungen durch die nationalsozialistische Zerstörungstriebes. Wenn sich diese Lehre nun selbst ohnmächtig und ehrlos war, es viele dieser zur Milderung der europäischen Spannungen territorial auf Mußland begrenzen würde, ließe fortgesetzten Verfolgungen der deutschen Men- beigetragen, was er ja auch nicht wollte. Er hat So wie die deutsche Wehrmacht diesem Staat sich auch darüber am Ende noch reden. Leider schen an unseren Grenzen einfach hinnehmen im Gegenteil die Unruhe in Europa vermehrt, des Nationalsozialismus in blinder Trene und blin aber versucht der jüdisch- internationale Bolsche- mußte. Allein, so wie England seine Intereffen die Befürchtungen für die Zukunft gesteigert. dem Gehorsam ergeben ist, so find diefer national wismus von seiner sowjetistischen Brutzentrale über einen ganzen Erdkreis hin vertritt, so wird wieder hat er sich als den Kämpfer gegen den fozialiſtiſche Staat und feine führende Partei stolz aus die Völker der Welt innerlich auszuhöhlen, auch das heutige Deutschland seine, wenn auch Bolschewismus angepriesen. Aber seine Bemer und glücklich über unsere Wehrmacht. die Gesellschaftsordnungen zum Umsturz zu brin- um soviel begrenzteren Interessen zu vertreten tungen über Spanien zeigen sehr deutlich, daß Nach einem Dank an Blomberg und gen und das Chaos an die Stelle der Kultur zu und zu wahren wiffen. Und zu diesen Interessen er beſtimmen will, was Volfchewismus ist. Die Fritsch für ihre so unendlich treue und loyale setzen. Und hier sind wir unerbittliche Feinde Arbeit für das neue Reich und seine Wehrmacht " des deutschen Reiches gehört auch der Schutz Behauptung, daß in Spanien der Bolschewismus felat die Erklärung, daß die Aufgaben der Zukunft Wir stehen daher jedem Versuch einer Ausbreis i en er deutschen Volksgenos- angegriffen habe, war wahrscheinlich für die etne stärkere Buſammenfassung der politischen und tung des Volfchewismus, ganz gleich, wo er auch fen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich deutschen Zuhörer bestimmt, die noch nie ein militärischen Wacht des Reiches erfordern. Durch ſtattfindet, mit Abscheu, und dort, wo er uns ſelbſt an unseren Grenzen das Recht einer allgemeinen wahres Wort über Spanien gehört haben; der dre dirette Ausübung der Befehlsgewalt über drei bedroht, in Feindschaft gegenüber." menschlichen, politischen und weltanschaulichen Welt, zu der er ja auch gesprochen hat, vermag Serhmachtsteile hoffe er, in fürzester Zeit au jener Japan und Itallen Freiheit zu sichern." er nicht einzureden, daß in Spanien irgend je= Verstärkung der militärischen mand anderer als die Generale den Bürgerkrieg Machtmittel zu kommen, wie sie die allgemeinen Deutschland werde in seiner Abwehrstellung Oesterreich entfesselten. Aber Hitler hat auch zu verstehen Beitumstände heute angezeigt erscheinen lassen. gegen den Bolschewismus Japan stets als Ele= In seinen Ausführungen über Oesterreich , gegeben, daß er einen Sieg der spanischen Demo­Ehre, Stahl und Elsen ment der Sicherheit betrachten, und zwar der bei denen die erwartete Unabhängigkeitserklärung fratie nicht dulden will: er würde ihn als., Vol­Sicherung der menschlichen Kultur. nicht erfolgte, bemerkte Hitler im einzelnen: schewisierung Spaniens " bezeichnen- als..Ges So sehr wir am Frieden hängen, so sehr hän­Die deutsch - italienische Freundschaft hat sich aus Die Schwierigkeiten, die sich im Vollzug fahr einer weiteren Ausdehnung dieser Seuche gen wir an unſerer Ehre und an den unveräußer- tinten radiant heraus abdi det eben des Abkommens vom 11. Juli ergeben hatten, der Zerstörung mit Folgen, denen wir nicht bestimmten Ursachen allmählich zu Ele­lichen Rechten unseres Volles. Ebenso wenig möchte it einen Zweifel daran laſſen, daß diese Friedens- entivickelt. Die Verbindung beider Staaten mit zwangen dazu, einen Versuch zu unternehmen, gleichgültig gegenüberstehen könnten". liebe weder mit schwächlichem Verzicht, noch gar mit Javan stelle das gewaltigste Sindernis für Mißverständnisse und Hinderniffe für eine end- Sitler hat neuerlich und besonders nachdrück­ehrloſer Feigheit etwas zu tun hat. Sollte jemals ein weiteres Vordringen der russisch - bolſchewiſtiſchen gültige Aussöhnung beiseite zu räumen. Denn es lich die Forderung nach Kolonien erhoben. Seine internationale Hebe und Brunnenbergiftung den war klar, daß eine an fich unerträglich gewordene Kolonialforderungen richten sich auf die Grieben unseres Reiches au brechen versuchen, werden Müdfehr des Saargebietes hoffen wir, die Periode Borausschaugen für eine sehr schwere Kata Len Freunde ausdrücklich verzichtet- an Frant leber Frankreich heißt es lediglich mit der Lage eines Tages gewollt oder ungewollt die asiatischen Kolonien hat er zugunsten seiner gel­13 to der französisch- deutschen territorialen Auseinander­strophe hätte bilden können. reich und England. Die Versicherung, Deutsch­segungen endgültig abgeschlossen. Der Gedanfe und die Absicht bei der Ein- land have teine territorialen Forderungen an Ladung an Bundeslanzler Dr. Schuschniga Frankreich in Europa und auch mit England Was heißt das? waren, eine Entspannung unserer Beziehungen feinen Streit, es sei denn koloniale Deutschland hat auch mit England keinerle: dadurch herbeizuführen, daß dem nach seiner Wünsche, wird diese beiden Staaten nicht sehr Streitigkeiten, es sei denn unsere kolonialen Wünsche. Das einzige, was das Rusammenleben dieser Staa: Auffassung und Weltanschauung nationalsoziali beruhigen. frisch denkenden Teil des deutsch - österreichischen Hitler hat nicht, wie vielfach erwartet wurde, ten vergiftet und damit belastet, ist eine geradezu ann die Unmöglichkeit der deutschen Staumizu- rträalide preif, bere fein Berſtändnis aleichen Rechte gegeben werden... sie auch den lok feiner Befriedigung über das Zustandekommen Preifehebe, die in diesen Volfes im Rahmen der sonst gültigen Gefeße die Oesterreichs Unabhängigkeit anerkannt. Er hat messung dadurch nicht beseitigt werden. Es wird dafür, daß in diesen Ländern teine geschlichen Wlög- I anderen Staatsbürgern zustehen." Jeiner Vereinbarung mit Schuschnigg Ausdruck

die deutsche Heimat unter ihren Schuß nehmen. Und die Welt würde dann blißschnell sehen, wie sehr hiefes Reich, Volt, Partei und Wehrmacht von einem Geiste erfüllt und in einem Willen fanatisiert sind. Der Ruf nach Kolonien

Was immer wir aber auch durch eine Stei­gerung der deutschen Produktion erreichen, es

Gewalt dar.