Nr. 44 DienStag, 22. Feler 1938 Seite 5 VolhwirWuift uml SMiafp^lUife bares Mittel empföhle» werden. Es ist notwendig. des vcfälfchten Dokumentes schon seit langer Reit in verschiedenen Ländern bedient. Da» Urten lautete aus drei Monate Kerker unbedinat und A.uSweifungauSdemStaatS- gebiet. sie stets konkret nach den gegebenen Verhältnissen in den einzelnen Ländern zu stellen, damit sie die wirkliche Bereinigung der demokratischen Kräfte darstelle. Die Vertretung der russischen Gewerk­schaften auf dem außerordentlichen Kongretz des 8GB wird abgelehnt, solange diese nicht Mitglie­der sind, hingegen wird grundsätzlich die ange­messene Vertretung der russischen Gewerkschaften in der Leitung des JGB anerkannt. Die Entschei­dung darüber steht aber dem Kongreß bzw. dem Vorstand des JGB zu, bis die russischen Gewerk« schäften seine Mitglieder sein werden. Der Zen­tralrat hält es aber wie die Antwort beinhal­tet für notwendig, daß sichergestellt werden muß, wen» es zu weiteren Verhandlungen kom- mcn solle, das Verhältnis der russischen Gewerk­schaften zur Sowjetregierung und ihre Ausgabe in der Sowsetwirtschaft, ihre Koalitionsfreiheit und die Rechte, die sie in Fragen des Arbeitöver- hältnisses besitzen; besonders jedoch ihr Verhält­nis zur Roten Gewerkschaftsinternationale , da es nicht möglich ist, daß die russischen Gewerkschaf­ten gleichzeitig in dieser Internationale und im Internationalen Gewerkschaftöbund vertreten sind. Entführung oder Lebensrettung Prag.rb Ein gewisser Jaroslav Pf. Ivar vor dem Strafsenat de» GR Dr. Mareöek derEntführung einer Frauensperson" angeklagt. Am LS Oktober v. I. begegnete er seiner Aussage nach einer Frau, deren verstörtes Aussehen ihn be­wog, sie anzusvrechen. Die Frau, eine gewisse Anna F. have ibm erklärt, daß sie mit ihrem Mann einen schweren Auftritt hatte, nach dem sie der Gatte nach der.Heimkehr au» dem Wirtshaus gefährlich bedroht habe. Obwohl sie Mutter von acht Kindern sei. habe sie sich entschlossen nicht mehr heimzukehren und in den Tod zu gehen, llm dem Selbstmord vorzubeugen, habe der Angeklagte die Frau in seine Wohnung genommen. Ivo sie beide Vie gemeinsame Landeszentrale zur Fra&e aer russischen Gewerkschaften gibt, können die Haushaltsnachweise auch durch Teil-tzauShaltSnachweise erseht werden, die für einzelne Personen ausgestellt werden, die nur vorübergehend dem Haushalt angehören. Zu Be­gin n des Jahres mutz schon daran gedacht wer­den, welche von den Angehörigen etwa im Laufe der nächsten Monate aus dem Haushalt auSschei« den könnten. Für diese niüsien besondere Nach­weise angefordert werden, denn eS könnte ja pas­sieren, dah die Hausfrau für sie noch«in paar Dekagramm Schmalz oder Speck beziehen könnte, nachdem sie ausgeschieden sind. DaS alles sind freilich Dinge, die sich nicht für eine Triumphredc an das Inland und Aus­land eignen. Sie beginnen mit der Verheim­lichung des Staatsbudgets, um nicht einbekennen zu müssen, welche Berge von Schulden in fünf Jahren angehäuft wurden, und sie enden mit dem Nahrungsmittelmangel, der unter Bergen von Papier begraben wird. Sie zeigen das Bild des andern Deutschland , das allen Grund hätte, die Welt nicht durch Drohungen herauszufordern. den HanShaltSnachweife eingeführt, die im Ge­gensatz zu den bisherigen geteilt sind in HauS- haltSnachwcisc für Butter und HauShaltönach- weise für Schmalz, Speck, Talg und Rohsett. Die deutsche Organisation triumphiert. Je weniger Fett, desto mehr Listen! Aber auch die Haushalts« Nachweise sind nicht Kontrolle genug. Jetzt wer­den diese Nachweise von den VerlausSstellcn bzw. Kaufleuten zurückbehalten werden müsien, die Kunden erhalten dafür den KundcnanSweiS. ES ist schlimmer als eS im Krieg warl Weil es»och nicht genug bedrucktes Papier Wovon Hitler nicht sprach Kein Wort von der Landwirtschafti Die gemeinsame Landeszentrale der freien Gewerkschaften hielt eine Sitzung des Zentral­rats ab, in welcher sie die Antlvort an den JGB in der Frage der russischen Gewerkschaften geneh­migte. Diese Antwort betont, daß der Kampf gegen den Faschismus und den Krieg vor allem durch eine wirksame und positive Unterstützung der demokratischen Regime gefördert werden mutz. Man kann nicht gegen den Faschismus kämpfen und gleichzeitig die Aickeiterorganisationen an­greifen, welche in den demokratischen Staaten nicht nur die Arbeiterinteresien und die Gewerk« schaftsforderungen vertreten, sondern auch die Sache des Friedens und der Völkerverständigung. Die Einheits- oder Volksfront wird in dec Ant­wort auch als politische Frage angesehen, schon deshalb, weil sie hauptsächlich mit den politischen Parteien rechnet und zwar auch mit solchen, deren Programm sich nicht völlig mit dem Programm und den Forderungen der Gewertschasten deckt. Der AGB beharrt sedoch auf dem Grundsatz der einheitlichen GcwerlschaftSorganisation. Die Volksfront ist übrigens eine Frage der einzelnen ralsdie Pässe Prag.rb. Am Zuge der Untersuchung gegen den wegen des am 16. Jänner vorgefallenen Garderobediebstahls in derKleinen Bühn e" zu acht Monaten verurteilten P o l ä l stellte die Polizei fest, daß zwei der bei dieser Gelegenbeit Ein­vernommenen sich mit falschen Pässen au»gewiesen harten. Der 8Sjährige russische Emigrant Arkodi Belskij, angeblich al» Tischler in Pari» beschäf­tigt, und eine gewisse Kasünira L u c z i n f l a wie­sen sich mit Pässen auS, die auf ein Ehcvaar H e i- b l u m lauteten. Vor dem Strafsenat, de» GR Dr. P e r n t der Fälschung einer öffentlichen Urkunde angeklagt. veranUoocteten sich die Beschuldigten da­mit, daß sie den falschen Paß erst unlängst von einem Unbekannten gekauft hätten. Nach Mitteilung de» internationalen Kriminaldienste» haben sie sich aber In einem auffallenden Gegensatz zu dem Aortreichlum, mir welchem Hitler in seiner Sonn- kagsrede sorgfältig alle Ziffern bis zur Zahl der beförderten Briefe zusammentrug, um den Aufschwung der deutschen Wirtschaft nachzuwei ­sen, steht sein vollkommenes Schweigen über alle Dinge, die mit der Landwirtschaft und der Er ­nährung der Bevölkerung zusammenhängen. Man kann aus Zahlenkolonnen, die Zeugnis von gestei ­gerter Produktion ablegen, noch nicht ableiten, daß das Dritte bleich damit andern Staaten vor ­aus ist: Nur eine sorgfältig von der Auheiuvelt abgeschlossene Bevölkerung kann eine z e i t l a n g darüber hinweggetäuscht werden, daß auch andere Staaten solche Erfolge erreicht haben und sich ihrer mehr freuen können, weil sie sie nicht so ausschließlich der trügerischen Produktion von Kriegsmaterial zu verdanken haben. Aus dem vollkoimncncn U eberge hen eines so wichtigen wirtschaftlichen Sektors wie der Landwirtschaft muß man aber den Schluß ziehen, daß hier nur Unerfreuliches und Unrühmliches zu berichten gewesen wäre. Auch dem Goering 'schen Satz, daß Kanonen wichtiger als Butter sind, ist ossenbar nicht mehr zu trauen. Die Fettversorgung Deutschlands um nur diese zu nennen ist noch schwieriger ge ­worden als sie im Vorjahr war. Was an Butter und Fett fehlt, wird durch Papier und Verord ­nungen ersetzt. Es fehlt allerdings auch nicht an Versprechungen für die Zukunft. Die deutschen Hausfrauen wird es sicher beruhigen, wenn sie ersahren. daß der W a I f i s ch s a n g die deutsche Fettnot beseitigen wird. Für daS heurige Jahr wurde ein zwei Sei ­ten langes, eng bedrucktes Merkblatt herauöge« geben, das die wichtigsten, aber bei weitem nicht alle Vorschriften über den Fettbezug enthält. Auch im Jahre 1988 werden Butter, Speck, Schmalz, Talg und Rohfett nur an Hand von Kundenlistcn abgegeben werden. Aber da» genügt'Länder und kann nicht international als unfehl- nichtl Mit der Kontrolle deö Fettbezugs durch die Äundenlisten kommt man nicht mehr aus. Es muß eine neue Kontrolle, eine Kontrolle der Kontrolle, eingeführt werden und deshalb wer- Man erhält für K8 IvaReschSmark... 543. Markmünzen...»- «67.66 100 österreichische Schilling 520.50 100 rumänische Lei..« 14,5 100 polnische Zloty... 522 50 100 ungarische Pengö.. 559 50 100 Schweizer Franken. 660. 100 französische Frone». 93 70 l englisches Pfund.. 142.37 l amerikanischer Dollar 28.80 100 italienische Lire.» 118.90 100 holländische Gulden. 1587. 100 jugvsiowische Dinare. 62.42 100 Belga» 482 100 dänische Kronen.. 631. 100 schwedische Kronen.. 730. dann vier Tage nemelnsani verbrachten und in einem Bett schliefen. Die Strafanzeige macht geltend, daß der Angeklagte sich den häuslichen Unfrieden zunutze gemacht habe, die Frau mittel» listiger Zureden zu entführen", wogegen der Angeklagte darauf be­stand, eine edle Tat vollbracht zu haben, indem er einen Menschen vor dem Selbstmord bewahrte. Da die Frau als Zeugin ganz im Sinne dieser Vertei­digung aussagte, wurde Jaroslav F. freige­sprochen. 24 s-fsssrdspseler wurden anläßlich einer Polizeirazzia imEasi P t ck" in der Zaieckä, Prag V, ausgehoben. Vor dem GR Dr. Böhm angeklagt, leugneten sie durchweg», wurden aber durch die Aussagen der Polizeiorgane überführt, die eine stattlicheBank" borgefunden hatten. Die liegengebliebenen Karten ließen klar er­kennen. daß eS sich um da» berüchtigte SpielGottes Segen" handelt«. Bankier war ein gewisser Herr Schlick, der wegen Verleitung zur falschen Zeu­get, aussage vom Prager Strafgericht zu einer schwe- ren Kerkerstrafe verurteilt wurde. DaS Polizeigericht erkannte die Angeklagten, bis auf den Mitangeklagten Kellner diese» Kaffeehauses, schuldig und verurteilt« sie zu je 800 K£ Geldstrafe, den Bankier zu 600 KC. Die schlaue Witwe Wassili* befahl seiner Frau auf dem Sterbe­bette:Ich werde sterben, Jlena. Verkaufe nach meinem Tode die Kuh und lasse für den ganzen Betrag Messen für mein Seelenheil lesen." Die Frau schluchzte auf.Ich will noch vie­le: andere veräußern, nur damit du die schönsten Meffcn bekommst I" Zwei Tage später starb Wassilis und wurde begraben. Jlena trauerte eine Woche lang und am Markttage führte sie die prächtige Kuh in die Stadt. Den kleinen, schwarzen Kater nahm sie mit. Der Metzger besah sich die Kuh und fragte: Was soll die Kuh kosten, Frau?" Jlena antwortete:Ich gebe sie dir billig, llm fünf Kopeken." Ttzr Metzger staunte.Mach doch keine Scherz« ich will den Preis wisien." Jlena entgegpete:Ich scherze nicht. Dec Preis für die Kuh beträgt fünf Kopeken. Doch verkaufe'ch die Kuh nicht ohne den Kater." Und was soll der Kater kosten?" ftagte dec Metzger neugierig. Vierzig Rubel! lautete die Antwort. Der Metzger überlegte. Dann entschloß er sich zum Kauf er schien ihm vorteilhaft zu sein. Einverstanden!" Er nahm seine dicke Brieftasche hervor und.zahlte Jlena die vierzig Rubel nebst fünf Kopeken. ~ Jlena-hatte ihr Geschäft besorgt und ver­weilte nickt-länger. Drei Stunden später war sie wieder daheim. Sie Ivar mit sich zufrieden und überlegte: der Kater ist klug und wird bis zum Abend zurück­kommen. So bleibt ihr das Geld für den Kater ganze vierzig Rubel. Wie sie versprochen hatte, wird sie aber den Preis für die Kuh für Seelen- messen spenden und das sind fünf Kopeken, also kein bedeutender Schaden. Sic ging auch in die Kirche und gab die fünf Kopeken hin, um den letzten Willen ihres Mannes zu erfüllen. (Aus dem Russischen von Dionys Lippa.) Der Philosoph riesPessimismus" Lum 180. Geburtstag Arthur Schopenhauers am 22. Feber Als Schopenhauer lebte, standen die Philo­sophen des sogenanntendeutschen Idealismus", Fichte und Hegel, vor allem, im Glanze der Be­rühmtheit, und der Gedanke, von einemScharla­tan" wie Hegel(denn dafür hielt ihn Schopen­ hauer) in den Schatten gedrängt zu werden, hat nicht zuletzt zu Schopenhauers Weltverachtung beigctragen. ES wäre gewiß ungerecht, die Philo­sophie Schopenhauers auf eine bloße persönliche Stimmung zurückführen zu wollen, und sein Kampf gegen Hegel war in der Form zwar eine sehr persönliche, in der Sache aber gedankliche Kritik gegen leere Abstraktionen und gegen die Idealisierung der Wirklichkeit, insofern garnicht so weit vom Ausgangspunkte der Kritik entfernt, die Karl Marx an Hegel übte. Wer daß Scho­ penhauer die Hegelsche Philosophie nichtvom Kopf auf die Füße stellte" wie Marx, sondern ihr die alles, auch den Widerspruch besaht« die AlleSverneinung entgegenstellte, laßt sich schließlich doch nur aus einer Grundstimmung Schopenhauers erklären, die seinen an sich ganz logischen und streng gefügten Gedanken die Rich­tung gab. Diese Grundstimmung Schopenhauers ist die Enttäuschung, die Verzweiflung an der WirNlch- leit und am Ideal. Und man geht sicher nicht, in die Irre, wenn man in der Zeit, in der Schopen­hauer zum Philosophen wurde, Gründe für seine Enttäuschung und Verzweiflung sucht. Es war die Zeit nach der französischen Revolution, die an den politischen Verhältnissen in Deutschland so wenig änderte, eS war die spießige, untertänige, klein­bürgerliche Vormärz-Zeit, die zugleich das Zeit­alter der romantischen Dichtung In Deutschland war und der idealistischen Philosophie, die wie eS Fichte tat den Willen als Gestalter der Welt verkündete, oder wie Hegel die Wirk­lichkeit als Ergebnis der Vernunft darstellte. Wohl niemals wenn man von unserer Gegen­wart absieht war der Widerspruch zwischen Geist und Wirklichkeit deutlicher, kaum jemals standen die tatsächlichen Verhältnisse in so kras­sem und kläglichem Gegensatz zu den verkündeten Ideen. Es gab für einen Denker dieser Zeit nur zwei Wege: den Widerspruch überwinden zu wol­len oder auS ihm die Sinnlosigkeit der Wil- lenSideen und die Wertlosigkeit der Wirklichkeit abzuleiten. Schopenhauer ging den zweiten Weg: seine Philosophie dient dem Nachweis, daß der Wille des Menschen blind und irreführend und daß die Wirklichkeit eine Illusion, eine bloße Ein­bildung des Menschen ist. Am Anfang der Schopenhauerschen Philo­sophie steht die Beschäftigung mit Kant. Die erste philosophische Arbeit SchopenhauersVon der vierfachen Wurzel des Satzes vom Grunde" ist eine Kritik der Konischen KausalitätSlehre, und das Grundproblem des Hauptwerkes Schopen­hauersDie Welt al» Wille und Vorstellung" ist das von Kant gestellte Erkenntnisproblem: ob unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit entspricht, ob unsere Anschauung von den Dingen die«Dinge an sich" erkennen kann? Während Kant dazu ge­langte, da»Ding an sich" als leeren Begriff ab- zulehnen(und das Absolute nur im Gebiet des Sittlichen gelten ließ), folgerte Schopenhauer , datz die von den menschlichen Sinnen wahrge­nommene Wirklichkeit, da sie denDingen an sich" nicht entspreche, eine bloße Vorstellung, eine von der menschlichen Einbildung geschaffene Schein­welt sei. Und so zeichnet Schopenhauer daspes­simistische" Bild des Menschen, der sich in einer Welt von Trugbildern bewegt und von seinem Willen, der ihn immer wieder zum Handeln und zum Begehren verleitet, in die Irre geführt wird. Alles, was der Mensch wahrnimmt, ist Schein, alles, was er will, ist nichtig, und alles, was er erlebt, ist Leiden. ES ist kein Wunder, daß Schopenhauers Philosophie auf die Nihilisten und auf die Welt­schmerz-Verkünder der späteren Generationen an­regend gewirkt hat. Er selbst freilich wollte seine Philosophie in einer Erlösungsreligion gipfeln lassen, die dem Buddhismus verwandt Ist. Gleich Buddha lehrte Schopenhauer, datz es die höchste Weisheit ist, an der Weltvorüberzugehen", den Willen abzutöten und sich der Kontemplation, dem «reinen Denken" hinzugeben. Gleick Buddha lehrte er auch, datz Mitleid die höchste Tugend sei denn der Weise erkennt, daß alles Leben Leid ist'und datz alles Leid der Welt sein eigene» Leid ist, da ja die Welt ein Produkt der eigenen Vor ­stellung ist.»Dieses bis du", das alte indische Tat twam asi" zitiert Schopenhauer immer wie­der als Motto seiner Welterklärung, die füc manche seiner Nachfolger, für Nietzsche zmn Bei­spiel, zur Grundlage für einen extremen Subjek­tivismus wurde, für Schopenhauer selbst aber die sittliche Verpflichtung znm Leiden und zur Selbst­auslöschung bedeutete. Man hat oft darauf hingewiesen. datz Scho­penhauers persönliches Leben sich mit der von ihm gelehrten Weltverachtung und Mitleidsphilosophie schlecht vertrug, datz er Krankheit und Tod fürch­tete, Speise und Trank liebte und in allem, auch in seiner gehässigen Haltung gegen die Frauen ein Egoist war. Aber eine so in der Verneinung und der Passivität endende Philosophie wie die Schopenhauers kann wohl überhaupt einem schöp­ferischen Menschen nicht Prinzip seiner Lebens­führung werden, lind Schopenhauer war trotz allem ein schöpferischer Mensch. Selbst der schärfste Gegner seiner Philosophie wird sich dem Eindruck! nicht entziehen können, den sein WerkDie Welt als Wille und Vorstellung " als sprachliches Kunst­werk und großes Gedanlengebäude macht, und welche Fülle von psychologischen Beobachtmrgen in seinen Betrachtungen über den blinden Wil­len und die nur vorgestellte Wirklichkeit steckt, ist erst durch die neueste Entwicklung der Psycholo­gie, durch die Forschungen Sigmund Freuds zum Beispiel, offenbar geworden. Der 180. Geburtstag Schopenhauers, dessen geiswolleAphorismen zur Lebensweisheit" übri­gens auch heute noch oft gelesen zu werden ver­dienen, weckt also die Erinnerung an einen Philo­sophen, dessen Nachwirkungen noch immer bedeu­tend sind. Und wenn seine Weltanschauung auch nicht mehr jene oft gefährliche Wirkung ausübt wie einst auf die Generation der Nietzsche und Wagner, so ist sie doch als geistiges Pro­dukt einer bedrückenden, am Widerspruch von Ideal und Wirklichkeit krankenden Zeit un» Heu­tigen weder in ihrem Ursprung noch m ihr«c Stimmung fremd gewordenc(3>