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Sozialdemokrat
Sentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag 18. Jahrgang
Sonntag, 27. Feber 1938
Große Rede des französischen Außenministers
Baris. Samstag mittags nahm der französische Außenminister Delbos im Rahmen der großen Aussprache über die Außenpolitik zu einer Erklärung das Wort, welche die Grundsätze der französischen Außenpolitik klar zum Ausdruck bringt und zweifellos geeignet ist, den Widerstandswillen, der in Mitteleuropa gegen bie Hegemoniewünsche des Dritten Reiches herrscht, zu verstärken. Besonders eindringlich sind die Worte, die Delbos für die Tschecho= jlowakei fand. Er ließ keinen Zweifel darüber, daß Frankreich bereit ist, alle feine Bündnisver pflichtungen gegenüber der Tschechoslowakei bis zum letzten Buchstaben zu erfüllen, und er wandte sich auch sehr deutlich gegen die Methoden, mit deren Hilfe die österreichische Unabhängigkeit zerstört werden soll. Nach der Rede Schuschniggs nun die Rede von Delbos beide Reden be weisen, daß die Welt nicht daran denkt, vor dem nationalfozialistischen Dünkel die Segel zu ftreichen.
Die Stelle der Rede, die Mitteleuropa und insbesondere der Tschechoslowakei gewidmet war, fautet: Zu den Befürchtungen hinsichtlich Spa niens gesellten sich in den lezien Tagen auch andere Befürchtungen, namentlich hinsichtlich der Staaten des Donau - aumes und hinsichtlich des europäischen Gleichgewichtes.
Polen , Kleine Entente , Moskau
Nach einer Bekräftigung des Vertrauens in die enge Solidarität zwischen England und Frankreich erklärte Außenminister Delbos, daß er im gleichen Geifte der Solidarität bei seiner fürzlichen Reise Polen und der Kleinen Entente eine persönliche Kundgebung gebracht habe. Minister Delbos betont den tiefen Eindrud und die Erinnerung an die herz liche und begeisterte Aufnahme, welche dem Vertreter Frankreichs überall zuteil geworden ist.( Beifall der ganzen Kammer.) Um aber diese Freundschaft immer wirksamer zu gestalten, ist es notwen dig. den Kultur- und Handelsaustausch zu erweitern und weiter ist es notwendig, daß die Abkommen und Bündnisse, welche diese Freundschaft bekräftigen, durch den Willen belebt werden, ihnen volle Wirt samfeit zu geben.( Rufe. Sehr gut!) Minister Del bos hegt auch Vertrauen zu der friedlichen Wirkung des französisch- fowietruffifchen Beistandspartes. Die franzöfifche Regierung ist ents schloffen, diesen Vaft loyal anzuwenden und will ihn über alle politische Propaganda stellen. Für Spanien
Aus dem Inhalt:
Die neuen Bestimmungen über die Staatsbürgerschaft
Günstiger Bericht des Nationalbank- Gouverneurs
Ausfuhrüberschüsse sind Bereicherung des Volksvermögens 3m Krisenjahr 1932
Nr. 49
hatte die Tschechoslowakei keinen Ausfuhrüberschuß Deutschland hatte einen Ueberschuß von 1179 millionen Mark Im Jahre 1937
erreichten wir einen Ueberschuß von 1005 Millionen Kronen Deutschlands Ueberschuß fank auf 443 Millionen Mark
Die Tschechoslowakei will Erweiterung des Welthandels Wir führten mehr ein, noch stärker aber stieg unser Export
Deutschland will autark werden Es drosselt die Einfuhr und wird dadurch nur ärmer Autarkie ist Raub am Volksvermögen!
innert hiebei an die Initiative der französischen Siegierung und ihre Aufforderung zur Einstellung der Bombardierung offener Städte und der Zivil. bevölkerung.
bleibt sich selber treul
Aus Kattowi wird uns geschrieben: Die Erklärungen Hitlers über die deutschen Minderheiten im Ausland verdienen gerade im deutschpolnischen Grenzstreifen besondere AufDie gefährliche Situation darf nicht durch merksamkeit. Die Anhänger der nationalsoziali Polemiten unter den einzelnen Völkern verfchlechtischen Organisationen im polnischen Teil Obertert werden. Frankreich wird Ruhe zu bewahren schlejiens legen die Rede Hitlers dahin aus, daß wissen. Frankreich ist fest entschlossen, mit allen es nunmehr an den polnischen Behörden liegt, eine Staaten loyal die Bedingungen für ein Nachlassen grundsägliche Aenderung ihres bisherigen Kurſes in der Behandlung der deutschen Minderheit zu der Spannung und für eine Annäherung zu fuchen, doch wird Frankreich hievei von leinem bollziehen, wenn die deutsch - polnische Freund feiner leitenden Prinzipien etwas aufgeben und schaft von Bestand sein soll. Hitler fei jest entschlossen, feinerlei Benachteiligung des Deutschauch keine Abstriche an ihnen vornehmen. tums mehr zu dulden.
Einmütigkeit in der Debatte
Frankreich bekräftigt heute ausdrücklich, daß die u n ab hängigkeit Oesterreichs cin un erläßlicher Bestandteil dieses Gleichgewichtes ist. ( Beifall.) Der Minister für Auswärtige Angele genheiten wird sich bei dem künftigen Vorgehen von den Gedanken leiten laffen, welche bei der jetzigen. Debatte ausgesprochen wurden. Im Donauraum, ruft Minister Delbos aus, ist es nicht möglich, irgendeine Hegemonie zu errichten. Roch weniger zulässig wäre es, daß eine ethnische Berwandtschaft ein Grund fein tönnie, ber au einer Einmischung in die inneren Angelegen heiten anderer Staaten berechtigen würde; eine derartige. Politik könnte durch nichts entschuldigt werden. Frankreich ist mit den drei Staaten der Kleinen Entente durch besondere Bande verknüpft. Minister Delbos bekräftigt neuerlich die ergebene Die französische Regierung hat die Politit Freundschaft zur Tschechoslowakei und der Nichteinmischung in die Angelegenheiten an jagt: Ich erachte es für meine Pflicht, neuerlich berer Staaten inauguriert, denn die für den zu erklären, daß Frankreich im gegebenen Falle Frieden gewonnene Zeit ist niemals verloren. Das seine Verpflichtungen gegenüber der Tschechobedeutet aber nicht, daß Frankreich refignieren will jlowakei tren einhalten würde.( Beifall auf allen oder daß es nicht alles daransehen will, um einen Strieg zu vermeiden. Frankreich wird es verDie Sendung Frankreichs fichen, über die Unantastbarkeit und Unabhänaigkeit Spaniens , gleichzeitig aber auch über Delbos erklärte einleitend, bei die Sicherheit seiner Grenzen zu wachen. Die der gegenwärtigen Lage in Euro- Negierung wird alles tun, um ein Blutvergießen frühere Ministerpräsident landin ein, der pa sei es die erste Pflicht Frank in Spanien zu verhindern.. Minister Delbos er- für einen Viermächtepakt eintrat.
Bänken.)
reichs, alle materiellen und mora lischen Kräfte der Heimat aufs höchſte zu steigern. Die Stimme Frankreichs werde in der Welt
in dem Maße gehört werden, in dem die Franzosen geeint und
Fast alle Redner nahmen in der gleichen Weise zu den außenpolitischen Problemen Stellung wie der Außenminister Delbos. Besonders eindrucksvoll wirften die Darlegungen des ehemaligen Miniſters Reynaud , deſſen Rede die ganze Stammer wiederholt zu Beifallsstürmen hinrih. Er betonte, daß Frankreich ſtart sei und stark bleiben müsse und daß es in der Tschecho slowakei einen guten Verbündeten mit einer ausgezeichneten Armee habe.
Eine Ausnahmestellung nahm lediglich der
bemokraten schreibt, die Drohung mit der Gewalt wirte in der Schweiz nicht. Dieſe ſei ein freies und unabhängiges Land, das unter keiner Bormundschaft einer Diktatur stehe.
Hitler hat das deutsch - polnische Freund schaftsverhältnis gerühmt. Es muß aber nachdrüd lich festgestellt werden, daß in der Behandlung der gegenseitigen Minderheiten seit der Erklärung beider Staaten vom 5. November 1937 feinerler Entspannung eingetreten ist. Im Gegenteil, die Situation ist unerquicklicher geworden. Auf polnischer Seite kommt dies besonders in der Rege lung der evangelischen Kirchenfrage zum Ausdrud. Der schlesische Wojewode hat Maßnahmen ergrif= fen, die einer Polonisierung der Unierten Augs burgisch- Evangelischen Kirche gleichfommen, die bis zum Ablauf der Genfer Nonvention ein ſelbständiges Dasein führte, jetzt aber durch einen polnischen Rechtsanwalt fommissarisch verwaltet wird. Vor Ablauf der Genfer Konvention war man in Berlin der Ansicht, daß es auf diplomatischem Wege gelingen werde, das Eigendasein dies ser deutsch- evangelischen Stirche au erhalten, rich tete auch die ganze Aktion der Synode darauf ein und wollte an die polnische Seite feinerlei Ruge
start sein werden. In diesem Geiste habe sich eben die Regierung entschlossen, neue Bemühun Bern. ( SDA.) Der amtliche deutsche Nach der schweizerischen Presse nach Objektivität und ständnisse machen. Dies stieß auf den Widerstand der polnischen Behörden, die zu einer Verständigen zur Sicherung der Nationalverteidigung zu richtendienst verbreitete einen Artikel der„ Ber- Wahrheit immer wieder das Konzept des Dritten entfalten. Die Welt müſſe wissen, daß nur in liner Börsenzeitung", in welchem scharfe" Aus- Neiches gestört werde und wenn man in bergung auf dem Boden gegenseitiger Gleichberech tigung bereit waren, aber die deutsche Seite, sich wenigen Staaten ein Appell des Vaterlandes in fälle gegen die Presse in der Schweiz und gegen Schweiz die Dynamit der Gewalt nicht anerkendurch die Hilfsstellung Berlins gedeckt wähnend, der Stunde der Gefahr mit solcher Begeisterung die schweizerische Demokratie enthalten waren. nen wolle.- Das„ Boltsrecht" der Sozial. befolgt würde wie in Frankreich . Es gibt Leute. Das Echo, welches diese Angriffe in der Schweiz lehnte jedes Entgegenkommen an die polnischen evangelischen Kirchenmitglieder ab. Das hatte zur welche die Politik der Zurückhaltung und einer ge- gefunden haben, ist in der Presse aller Parteien Folge, daß die polnischen Behörden nunmehr die wiſſen Reserve der westeuropäischen Staaten ver- spontan und einhellig eine scharfe zurück fündigen. Das hieße aber vergessen, daß Frankieisung. evangelische Kirchenfrage ganz in ihrem Sinne regeln und den deutschen Einfluß vollständig auss reich außer einem materiell en Erbe auch Die„ Neue Züricher Zeitung " erinnert schalten. Nunmehr wäre unter dem Einfluß ein moralisch es Erbe schüßen muß: das daran, daß die schweizerische Neutralität kein der Berliner Stellen die evangelische Kirchenheißt, die Respektierung seiner Verpflichtungen einseitiges vom Dritten Reiche gewährtes Gnaund das Bewußtsein, daß es mit dem übrigen dengefchent fei, wie man sich das bei der„ BerWashington.( Havas.) Das Staatssetres fynode in Oberschlesien bereit, alle früher abges Europa solidarisch ist. Eine Demission Frankreichs liner Börſenseitung vorſtelle. Diefe Neutralität tariat gibt bekannt, daß der bisherige amerikani- lehnten Vorschläge des schlesischen Wojewoden anwürde bedeuten, daß es eine Weile später ernst- liege im Intereffe aller Nachbarstaaten der iche Stonsul in Bilbao , William Chapman, zum zunehmen, um auf diese Weise auch nur einen lich gefährdet wäre. Die Regierung lehnt daher Schweiz und sie werde von ihr aus eigener Straft Stonful in Gibraltar ernannt wurde. General geringen Teil deutschen Einfluſſes zu retten, nachFranco soll bei der Erteilung des Agrements für dem alle reichsdeutschen Pastoren aus Polen ausdas Verbleiben Chapmans in Bilbao gewisse For- gelviesen tvurden und polnische Pastoren durch die derungen geſtellt haben, die sich in Wirklichkeit als tommiſſarischen Behörden eingesetzt worden sind. ein Mittel herausgestellt hätten, auf einem Um- Die Berliner Stellen gehen durch ihre oberschlewege die Anerkennung der Franco- Regierung fischen Vertretungen sogar so weit, daß sie den Gegenteil jener Wirkung auslöse, die man durch die Vereinigten Staaten von Amerifa zu polnischen Behörden Zugeständnisse machen, die Appell an Rom in Berlin beabsichtigt habe, es sei denn, man erreichen. Aus diesem Grunde habe das Staats- als offener Verlust deutschen Prestiges angesehen. habe es dort bewußt auf eine Verschärfung der sekretariat beschlossen, den Konsularposten in werden müssen. Man ist bereit, sogar die Führung des Deutschen Volksbundes in Oberschlesien zu Ueber die Frage der Beziehungen Frankreichs schweizerisch- deutschen Pressekonflikte abgesehen. Bilbao u nb set zu laffen. opfern, wenn nur in der Kirchenfrage ein einis mit Italien wurde mit den englischen Ministern Das Organ der katholisch- konservativen Keine Italienische Beteiligung germaßen annehmbares Kompromiß zustande lange beraten. Es wäre zu wünschen, daß den Diffe- Bartci, Vaterland", betont, das schweizerische Tommt. renzen, die übrigens Frankreich nicht hervorgerufen Gerechtigkeitsgefühl sei verletzt, wenn es sehe, an dem Suez- Kanal hat, ein Ende gemacht wird. Wenn die Entsendung wie ein schwacher Staat von einem stärkeren Berlin . Das Deutsche Nachrichtenbüro meldet ben Menschen und Waffen nach Spanien eingestellt unter beispiellofem Druck zu Schritten genötigt aus Kairo : Der italienische Gesandte hat Samswerden und wenn sich eine loyale Busammenarbeit werde, die ihn mit der Gefahr des Unterganges tag dem Ministerpräsidenten mitgeteilt, daß die im Mittelmeer herausgestalten würde, dann tönnte bedrohen. Die katholischen„ Neuen Zürcher Nachrichten, wonach Italien die Absicht habe, sich die abessinische Frage in Erwägung gezogen und ihre Nachrichten" finden, es sei für Berlin offenbar an der Verwaltung des Suezkanals zu beteiligen, Behandlung durch den Völkerbund zugelassen werden. peinlich, daß durch den unwiderstehlichen Drang nicht den Tatsachen entsprechen.
mit aller Entschiedenheit eine derartige Politik verteidigt. ab. Frankreich muß in der ersten Reihe der Staa- Das Organ der schweizerischen Bauernten verbleiben, welche ben Frieden organisieren schaft, die„ Neue Verner Zeitung", ſaat u. a. wollen. Die franzöſiſch- britische Entente dominiere daß eine derartige Sprache unter Weitwirkung ber hoch über allen politischen Erschütterungen und amtlichen Nachrichtenstelle in der Schweiz das
Leidenschaften.
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