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Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Giegfried Taub- Verantwortlicher Rebatteur: Karl Kern, Prag 18. Jahrgang
Gewaltige Mehrheit
Dienstag, 1. März 1938
für Chautemps
Chautemps stimmt mit Delbos überein
Paris . Die Debatte in der Kammer über die Außenpolitif, die zwei Tage dauerte und welcher im ganzen sechs Situngen gewidmet waren, in welchen über 50 Redner aller Nichtun gen sprachen, wurde mit einer Vertrauenskundgebung für die Regierung abgeschlossen, für welche neben den Linksgruppen auch die Abgeordneten des linken Zentrums der Opposition stimmten. Im ganzen stimmten für den Vertrauensantrag 439 Abgeordnete, während nur zwei Abgeord nete dagegen stimmten. Ungefähr 170 Abgeordnete des rechten Zentrums und der Rechten enthlelten sich der Stimmen. In der Nachtfitung sprach sich der Führer der Nadikalen Partei und Sachverständige in militärischen Fragen, Archimbaud, für die Aufrechterhaltung des franzöfifch- sowjetruffischen Abkommens aus. Auch den Erfolg des republikanischen Spanien erklärte er für unumgänglich notwendig für den Erfolg der französischen Außenpolitik. Der Vorsitzende und Sprecher des sozialistischen Klubs Albert Serol vertrat den Standpunkt, daß der Friede ohne follektive Sicherheit nicht möglich sei. Die Sicherheit der Tschechoslowakei ist, so betonte cer Redner, an die Sicherheit Frankreichs gebunden.
antwortet der SdP
SdP- Verhaftungen
in Langugest
Der Hockewanzel Die Bergarbeiter beraten
Rekorde, von welchen wir nichts hörten:
Von 1932 bis 1937 stieg in Deutschland
die Zahl der Zugszusammenstöße von 143 auf 492 die Zahl der Zugsentgleisungen von 249 auf 513 die Zahl aller Eisenbahnunfälle von 392 auf 1005 Selbst wenn man die Steigerung des Verkehrs berücksichtigt, ergibt sich eine Steigerung der Unfälle um die Hälfte! Solchen Rekorden haben wir nichts entgegenzusetzen!
traditioneller Sympathien und will die freund. schaftlichen Beziehungen mit Italien erneuern, die im natürlichen Charakter der Sache liegen. Frankreich hält seine Freundschaft zu Polen und allen übrigen Staaten aufrecht. Frankreich ist stolz darauf, sagte Chautemps unter dem Beifall des ganzen Hauses, daß kein Volf der Welt von seiner Seite irgendeinen Angriff befürchten müffc.
Bedingungen an Deutschland
Sodann ergriff Ministerpräsi[ stellt. Ein Nachgeben Frankreichs würde als uns dent Chau temps das Wort, der die voll ausbleibliche Folge eine Unterverfung der kleilommene Uebereinstimmung der Ansichten mit nen Staaten unter die diktatorischen Staaten denen des Außenministers Delbos bekräftigte bringen, die sich dann auf Frankreich stürzen Hinsichtlich der Gespräche mit Deutschland und auf das hohe Niveau der jetzigen Parla- möchten. Der Ministerpräsident verurteilte jodann mentsdebatte hinwies, die dem demokratischen auch eine Angriffspolitik, die im Gegenteil zur Regime zur Ehre gereiche. In seiner Erwiderung traditionellen französischen Friedenspolitik steht. auf die Nede Flandins erklärte der Ministerpräs Das französisch- sowjetrussische Abkommen ist nicht fident: Ich halte es für meine Pflicht, das Land die Folge eines ideologischen politischen Uebervor politischer Schwäche zu bewahren, welche einkommens, sonders es ist ein Instrument des die traditionelle Stärfe Franfreich vernichten Friedens. Die follettive Sicherheit bleibt eine würde, welche die Garantie feiner Sicherheit dar- Garantie des Friedens und ist ein höherer Grad der Zivilisation.
Parteiberatungen
Uebereinstimmung mit England
Der Vorsitzende der Regierung wies ferner auf das dauernde Einvernehmen Frankreichs mit Großbritannien hin. Frantraich tönne in einigen taktischen Dingen anderer Ansicht sein als Groß britannien, so zum Beispiel in der Frage der eng lisch - italienischen Verhandlungen, niemals aber
hegt Ministerpräsident Chautemps die Hoffnung, daß sie zu einem Nachlassen der Spannung füh ren, allerdings unter der Bedingung, daß das jeßige europäische Gleichgetvicht bewahrt wird. Obzivar Frankreich eine Annäherung mit Deutsch land wünscht, so muß man doch anerkennen, daß bestimmte Begebenheiten und Dinge nicht gerade dazu beitragen, eine solche Annäherung zu er leichtern.
Für die Tschechoslowakei
Klarere Sicht
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Nr. 50
,, Frankreich fann sich weder in der österretchischen Frage desinteressieren, noch darauf verzichten, die Tschechoslowakei im Sinne der übernommenen Verpflichtungen zu verteidigen." Die zweitägige Kammerdebatte in Paris hat den außenpolitischen Horizont bedeutend geflärt: Nicht nur haben fast alle Redner, auch solche der Rechten, den unbeugsamen Willen Frankreichs zum Ausdruck gebracht, die Stellung ihres Landes in Europa vor allem auch im Donaubeden zu verteidigen und zu erhalten, die Regierung selbst hat in unzweideutiger Weise erklärt, daß Hitlers Vormarsch nach Mittel- und Osteuropa zum Stehen gebracht werden muß. Frankreich hält an seinen Bündnissen fest. Der Versuch Deutschlands die Franzosen zur Aufgabe des Pafts mit den Sowjets zu veranlaffen, ist gescheitert. Noch stärker haben die beiden Sprecher der Regierung, Ministerpräsident Chautemps und Außenminister Delbos, ihr Interesse an Mittellen Frankreichs betont, die Unabhängigkeit Deſters europa bekundet. Der Außenminister hat den Wilreichs aufrecht zu erhalten und deutlich und mit erfreulicher Entschiedenheit erklärt, daß die Verpflichtungen Frankreichs zur Tschechoslowakei getreulich werden erfüllt werden. Der Ministerpräsident fühlte sich veranlaßt, diese Feststellung noch
Der Ministerpräsident bekennt sich dann zur Kundgebung des Außenministers Delbos in der Sonntag, den 27. Feber, fand in Prag eine Spanienfrage und sagte; Frankreich könne ganztägige Sigung des Parteivorstandes der auch an Mitteleuropa nicht uninteressiert sein und Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in bekräftigt seine Treue zu den freundschaftlichen der Tschechoslowakischen Republit statt. Der Par Banden gegenüber der Tschechoslowakei . teivorsigende Minister Dr. Czech erstattete einen in grundsätzlichen Fragen. Das französisch- eng- Frankreich wird vor Drohungen nicht zurückweiausführlichen Bericht sowohl über die Entwick- lische Einvernehmen ist die wertvollste Kraft im chen und sich nicht der Freundschaften begeken, zu unterstreichen und der franzöſiſche Botſchafter lung, welche die Weltpolitik in den letzten Tagen Dienst des Friedens. Die englische Regierung hält die ihm zur Ehre gereichen. Auf die großen Mü- hat dieſen Standpunt in Berlin mitgeteilt. genommen hat, als auch über die innerpolitischen die franzöfifche Regierung ständig über den Ber- stungen Frankreichs hinweisend, sagte der Mini- Die bedeutsame Tatsache, daß eine der besten Probleme. Aus seinen Darlegungen ging hervor, lauf ihrer Verhandlungen mit Italien auf dem sterpräsident: Ganz Frankreich muß jetzt die Armeen der Welt, die der französischen Republik , daß die Partei die internationalen Vorgänge mit Laufenden. Im übrigen hegt Frankreich dem ita-( Ueberzeugung gewinnen, daß es in eine Periode zur Verteidigung der Unabhängigkeit und Freigrößter Wachsamkeit verfolgt und mit der Frie- lienischen Volk gegenüber einmütig die Gefühle der Entschlossenheit eintritt. denspolitik sowohl des Staatspräsidenten Dr. Beneš als auch der Regierung und ins besondere des Außenministers Dr. Krofta völlig übereinstimmt. Auf dem Gebiete der Innenpolitik ist die Position der deutschen Sozialdemokratie durch das enge Zusammengehen mit
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sien boten das normale Bild.
Kam es auch zu feinen ernsthaften Ruhe
in Betracht kommenden Gruppen, besonders auch jene, die erst jeẞt bereit sind, sich der österreichi
heit der Tschechoslowakei bereit steht, muß also sowohl von der deutschen Politik als auch von ihren Anhängern im sudetendeutschen Lager zur Stenntnis genommen werden. Diejenigen, welche Schuschnigg und die steirischen Nazi die Tschechoslowakei unter die Botmäßigkeit Deutschlands bringen möchten, weisen nun mit Schadenfreude darauf hin, daß England eine der tschechischen Bruderpartei und die koalitions- Wien.( Tsch. V. B.) In Sinblick auf die Front, Minister Dr. Guido 3 er natto, über solche Erklärung wie Frankreich nicht abgegeben mäßige Zusammenarbeit mit allen demokratischen jüngſten nationalsozialiſtiſchen Ausschreitungen in nommen, der als seinen Stellvertreter Staatsrat hat, ja daß im englischen Oberhause jede Bindträften im judetendeutschen wie im tschechischen der österreichischen Provinz hat die Bundesregie. Ing. Dworzak nach Graz entsandte. Der bishe- dung, die Tschechoslowakei unter allen Umstän= Lager flar und eindeutig umrissen. Die Spekulatio- rung ſtrengere Sicherheitsvorkehrungen in Graz rige Landeshauptmann in Steiermark Dr. Karl den zu verteidigen, abgelehnt wurde. Man vernen auf eine Zerreißung der demokratischen Front angeordnet. In Graz versuchten am Sams- Stefan ist in seinem Amte verblieben. gigt nur dabei, daß seit zwei Jahren die Zus fönnen an dieser Position nichts ändern. Unbeirrt tag die Nationalsozialisten in die Manifestations= Die amtliche Wiener Zeitung " beschäftigt sammenarbeit givischen Frankreich und Großbridurch alle Manöver der SdP wird die Partei den fundgebungen für Dr. Schuschnigg störend einzu sich sehr ausführlich mit dem Sinn des Abtannien die dentbar engste ist und daß ChamberWeg der aktivistischen Realpolitik und des syste= greifen. Die Mehrzahl der Bevölkerung verhielt om mens von Berchtesgade lain bei allen Versuchen, mit den Dittaturstaaten matischen Ausbaues ihrer Stellung fortjeßen. An sich jedoch diesen Provokationen gegenüber ruhig d. J. und wendet sich an die Adresse der natiound ablehnend. der Debatte über den politischen Bericht des Der Sonntag verlief in nalsozialistischen Ruhestörer, besonders in Steier- u einem Abkommen zu gelangen, an der Entente Graz, Linz und Salzburg , sowie in den übrigen mart mit folgenden Worten: Der innere Friede ihn sonst ein Sturm im Lande erheben würde. mit Frankreich nichts ändern darf, weil sich gegen Parteivorsitzenden beteiligten sich Möckl- Neudet, Hutscha- Troppau, Wondrat- Karlsbad, Abgeordgrößeren Städten in voller Ruhe und die Strain Oesterreich kann nur dann gedeihen, ivenn alle Die neue Führung der englischen Außenpolitik neter Jafsch- Prag . Dr. Strauß- Prag, Abgeord wird sehr vorsichtig operieren müssen, weil die Heter Strejči- Trautenau, Schweichart- Bodenbach, Gegenfräfte im Inlande stark sind. Die englische Meißner- Bodenbach , Abg. de Witte- Karlsbad, Dr.| ſtörungen, so waren doch jedenfalls Nazi- Sund- schen Idee zu verpflichten, unter dem Begriff Frie- Arbeiterpartei hat es in den letzten Tagen verWiener- Prag , Taub- Prag und Kern- Prag , wor- gebungen beabsichtigt. Die Regierung hat sie zu unter deutschen Männern ehrlich zu halten ist, den eine ehrenvolle Vereinbarung verstehen, dic mocht, sich in das politische Geschehen einzuschal auf der Vorsitzende in einem ausführlichen verhindern vermocht. Sie hat auch besonders rüh nicht aber eine Deckung, hinter welcher der Kampf ten, im Verein mit den Liberalen und SungtonSchlußwort auf alle in der Debatte noch aufgerige Nazi- Zellen zur wenigstens vorübergehenden servativen ist sie eine Macht, in der heute ein groworfenen Fragen zurüdtam. Der Bericht des Einstellung der Tätigkeit gezwungen: sie hat die weitergeführt wird. Dieſe zweite Auffassung Ber Teil Englands die fünftige Regierung sieht. Parteivorsitzenden wurde einstimmig zur Stenni- Grazer Mittelschulen geſchloſſen. Am Sonntag Steiermark , ziemlich weit verbreitet zu schehen, daß die Menschheit an ihrem Leib einen scheint in einem Bundeslande, nämlich in der Sollte also einmal wirklich das Grauenhafte ge= nis genommen. gab es dann in Graz, wie das Tsch. P. B. melSodann erstattete Abg. Taub einen Vericht det, nur verstärkten Bummel auf dem Rathaus sein. Wenn hier nicht in kürzester Zeit ein Wandel über die Vorarbeiten zum Parteitag. Auch an eintritt, wird die ernste Frage gestellt sein, ob zweiten Weltkrieg erleiden wird, dann wird Engplay. Die Polizei hatte starte Bereitschaft gehalund in welchem Umfange die unerläßlichen Vor- land nicht gleichgültig zuschauen können, wenn seine Ausführungen knüpfte fich eine Debatte, an ten. Die Ruhe wurde jedoch nirgends gestört. Mider Stremser- Teplitz, Neißner- Bodenbach, Dr. litär war in den Straßen der Stadt nicht zu be- aussetzungen für die Verwirklichung des innern Frankreich in den Krieg ziehen wird, um die FreiWiener- Prag, Paul- Prag, Wondrat- Karlsbad, merken. In der Umgebung der Stadt waren aller- Friedensprogrammes des Kanzlers und der Bun- heit der Völker in Mittel- und Osteuropa zu verdesregierung gegeben sind. Halbheiten sind da teidigen. Ullmann- Auſfig, Abg. Krejči- Trautenau, Mödl- dings Gendarmerie- und Militärpatrouillen zu ausgeschlossen. Entweder finden sich alle Teile be= Wind schon die Stellung Frankreichs und Neudek , Müller- Görfau, Tejessy- Preßburg , Kernbeobachten, die den Zuzug nach Graz aus der reit, vorbehaltslos und geführt vom gleichen Leit- Englands zur Ernüchterung jener Regierenden Brag und Zinner- Faltenau teilnahmen. Die An- Umgebung kontrollierten, aber keine Ursache zum gedanken, zusammenzustehen und eine Wegge- Deutschlands beitragen, die sich mit dem Gedanträge des Referenten wurden zum Beschluß ermeinschaft auf dem Boden der Verfassung zu be- fen eines friegerischen Vorstoßzes in das Herz hoben und als wesentliche Punkte der Tagesord= Bemerkenswert ist, daß die Regierung in gründen, oder es wird sich die Notwendigkeit er- Europas tragen, so stellen sich auch den Plänen nung des Parteitages bestinumt: Allgemeiner Be- allen Bundesländern die Landeshauptleute mit geben, einen deutlichen Klärungs- von einem Blitzkrieg gegen die Tschechoslowatei richt( Referent Abg. Taub), ein politisches Me- der Führung der Vaterländischen Front betraut. strich zu ziehen, und zwar schon in der an unseren Grenzen Hindernisse entgegen. Der ferat( Berichterstatter Dr. Czech), ein wirtschaft In der Steiermark wurde der bisherige Landes- nächsten Zeit. Es ist nicht nur jede illegale Betä-| Generalstabchef der tschechoslowakischen Wehr= liches( Referent Nehwald- Reichenberg) und ein führer Dr. Adolf Gorbach abberufen und die Lei- tigung verboten, sondern es muß auch jedwede macht hat sich durch seine Ausführungen über den jozialpolitisches Referat( Berichterstatter Abg. tung der dortigen Organisation hat der Stell- Tarnung der Illegalität aus Stand unserer Verteidigung ein großes Verdienst Mögler), sowie Neuwahlen. vertreter Schuschniggs in der Vaterländischen geschlossen bleiben. erworben und die militärischen Fachzeitschriften
Einschreiten hatten.
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