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Nr. 59

Freitag, 11. März 1938

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Beginn der Exportmesse

Die Prager Frühjahrsmesse eröffnet heute im Schließlich ist auch die chemische und Meſſepalaste ihre Tore. Sie hat alle Vorausseßun bharmaceutische Industrie stärker gen, auch im Ergebnis eine Rekordmesse zu werden. als vordem zugegen. Die Beteiligung der Induſtrie ist ungemein stark. Ein Warenangebot, wie es diesmal geboten wird. war bisher noch nie in Prag   zu finden. In allen Meffegruppen ist eine starte Ausstelleraunahme ein getreten und einige neue Aussteller treten erstmals in repräsentativer Weise in Erscheinung.

Bergrößert wurde auch die Technische Messe. Neben Werkzeug, Metall- und Holz bearbeitungsmaschinen, Antriebsmotoren, Apparaten etc. werden wieder aravhische Maschinen und tech nischer Bedarf aller Art ausgestellt. Die Möbel. und Pianome ise, in die auch Wohnungs­tertilien, Tischlerbedarf. Furniere etc. einbezogen find, ist voll befest. Schließlich findet im Meffe valaite auch eine Gartenbaumeſſe ſtatt.

kenswerter, als an sich die Zuteilung erheblich er weitert worden war. Insgesamt wurden nach träglich mehr als 1000 Legitimationen ins Ausland expediert.

In jeder

Seite 5

Genossen! Genossinnen!

Betriebsversammlung Gewerkschaftsverſammlung, Genossenschaftsversammlung, Wählerberjamunlung, Frauenversammlung,

politischen Versammlung,

Bersammlung oder Sigung einer proletarischen Organisation sollt Ihr für die

jozialdemokratische Barteiprese

intensivste Werbearbeit leisten.

Erfreulich ist vor allem das lebhafte Intereffe der Weft und Nordstaaten, von wo auch Waren­hauseinfäufer aur Prager Messe kommen werden. England, Holland  , Frankreich  , die Schweiz   und Lu­gemburg haben Meffeausweise nachbestellt. Aus Bel­ gien   wird zur Meffe eine Gemeinschaftsreise abges fertigt. Busäßliche Meſſeausweise forderten auch die Vertretungen in Schweden   und Nor  wegen an; ebenso Litauen  . In bezug auf die Nachbarsta a ten wurde erhöhtes Interesse aus Deutschland  , Desterreich und Bolen gemeldet. Von den Ba 1tanländern ist der stärkste Be  such aus Jugoslawien   und Bulgarien  au erwarten. Beide Länder bestellten nachträglich Ausweise, davon Bulaarien 650. Aus Rumänien   lie­1881 in Chvalkovice in Mähren   geboren. Nach Bes gen noch keine Berichte vor. Lebhaftes Intereſſe be­endigung der technischen Studien arbeitete er im fteht auch in Italien   für die Frühjahrsmesse. Auslande, vornehmlich in Polen   und in Rußland  , Eine Besucherzunahme ist ferner aus Ueberieen Petersburg wurde er Instruktor der vereinigten au erwarten. Das Meffeamt hat weitaus mehr An- Wertitätten der technischen Hochschule und später zum namentlich aus den USA  , Siid= technischen Direktor der Maschinenwerke in Reval   und Taganrog   ernannt. Während des Weltrieges ent widelic er eine eifrige Tätigkeit für die tschechoslo­watiichen Legionen und wurde Generalfonful der Tschechoslowakei   für Südrußland und den Kaula­jus. Nach Kriegsende fehrte er in die Heimat zus rück und wurde Direktor der Produktion in den Stodawerken und turz darauf Betriebsdirektor. In den weiteren Jahren wurde er zum technischen Obers bireftor bei der Generaldirektion in Prag   und ſchließ­lich zum Zentraldirektor aller Konzernunternehmen der Sloda- Werte, im Dezember 1937 schließlich zum Generaldirektor der Skoda  - Werke ernannt.

Diesen verstärkten Warenangebote steht auch ein wesentlich it är feres Auslansinter- meldungen eise aegenüber. Die Nachfrage aus dem Auslande iſt diesmal enorm. Dem Meffeamie aingen in den legten Tagen ständig telegraphische Nachbestellungen auf Meffelegitimationen au. Dies ist umso bemer­

der Kleinen Entente

Die 18 Exportgruppen im Messe­valaite sind bis auf den lebten Stand voll befeßt. Neben den Einzelständen nehmen diesmal auch Kol­lettivegpositionen einen breiten Raum ein. In ihnen stellen mehrere hundert Firmen aus. Das Waren angebot der Messe wurde dadurch gewaltig aus geweitet. Was die einzelnen Gruvven anbelangt, so wird die größte Abteilung wieder von der GI a 3 induftrie gebildet. Ihr Angebot, welches fich auf alle Glassorten erstredt, hat sich gegen die leste Messe um etwa 20 Prozent achoben. Die nächſt größten Gruvven find die Abteilungen der Por= gellan und feinteramischen Die Wirtschaftskonferenz dustrie, der Spielwaren und Leders marenbranche. Alle drei Sektionen sind voll befeßt: wegen Raummangels mußten einige Firmen Es gibt auf dem Gebiete der internationalen außerhalb der vorbehaltenen Fläche untergebracht Politik besonders in der Testen Zeit gewiffe Ercig werden. Bijouterie ist im Sinblid auf die niffe, welche die Aufmerksamkeit der breiten Deffent Kollettiverposition ebenfalls stärker als vor einem lichkeit in höherem Maße auf fich lenken, als die eben Jahre vertreten. Aus demselben Grunde ist es auch stattfindende Konferenz des Wirtschaftsrates der gelungen, mehr Tertilfirmen zur Messe zu kleinen Entente. Aber schon die Ziffern der Ent bringen. In der Abteilung der aus und Stüwicklung des Sandelsverkehrs avischen den drei chengeräte it ebenfalls eine Aussteller Stanien der Seinen Entente zeigen die Bedeutung zunahme eingetreten: am größten ist das Angebot der Arbeit des Wirtschaftsrates für die engere Ver in Geschirrwaren. Meſſerwaren, Haushaltungs- bindung der drei Staaten. Seit dem Jahre 1988 hai maschinen. Blech und Drahtwaren. Emailwaren. In fich der Handelsverkehr in folgender Weise eniwit­Metallwaren wurde gegen früher die Aus- felt( in Tausend Kč): mahl gleichfalls vergrößert. Umfassend ist die Abtei­lung der Galanterie, to Metallgalanterie. Kleinmetallwaren, Reklameartikel, Rauchrequisiten, Korbflechtwaren. Zelluloidmaren, Kunstblumen, An benkenartikel, Devotionalien u. a. m. vorgeführt merden. In der Grubbe Elektrotechnit neh men Beleuchtungskörver. Apparate, Installations material den meisten Raum ein. Feinmecha nit, Photo- und Optik ist in der Fach meffe Photo- Kino- Optik" zusammengefaßt.

Von den erstmals in umfaſſender Weise ver­tretenen Branchen find hervorzuheben: Pavier und Papierwaren; diese werden im Sams melstand des Papierkatells und diesmal auch in vers jtärktem Maße von Einzelfirmen vorgeführt. Ber­treten sind auch Hellstofferzeuger. Eine erhebliche Ausstellerzunahme ist in der Nahrungsmit telgruppe eingetreten. Die Firmen stellen namentlich im Rahmen von Omnipol", Konversen. Burstwaren, Schinken, Buder u. a. m. für den Erport aus. Im IV. Stodwerke befindet sich ein Sanimelitand der onfettere uger.

Man erhält für

Kč

17.35

89.70

100 Reichsmart

593.­

.

Markmünzen

680.­

100 österreichische Schilling

526.50

100 rumänische Lei

100 polnische Zloth

530.50

100 ungarische Bengö

100 Schweizer Franken

578.50 660.50

100 franzöfifche Francs

1 englisches Pfund

142.50

1 amerikanischer Dollar

100 italienische Lire

28.35 136.40

100 holländische Gulden

1587.­

100 jugoslawische Dinare

100 Belgas

100 dänische Kronen

100 schwedische Kronen

64.80 480.50 633.­731.  ­

Friedrich Wilhelm Raiffeisen  

Zu seinem 50. Todestage am 11. März Heute wird eines Mannes gedacht, dessen Werk zu einem mächtigen Bauc, verbreitet in allen Teilen unserer Erde, werden sollte: des Schöpfers der länd­lichen Spar- und Darlehenstafsen und des Begrün­ders des landwirtschaftlichen Genossenschaftssystems. Raiffeisen   wurde am 30. März 1818 in  Hamm an der Sieg in Westdeutschland geboren, wählie den militärischen Beruf und wurde Oberfeuer werfer. Ein Augenleiden zwang ihn, die militärische Laufbahn aufzugeben. Er trat in den Verwaltungs­dienst und wurde im Jahre 1845 Bürgermeister von Beyerbusch. Die Bürgermeisterei umfaßte 22 Ort­ſchaften. Seine erste Arbeit war die Schaffung einer entsprechenden Schule. 1848 wurde ihm die größere Bürgermeisterei in Flammersfeld   übertragen. Dori jezte er den Bau der sogenannten Rheinstraße durch, übernahm selbst die Leitung des Baues und dirigierte die Arbeiten auch weiter, als er während der Aus­führung 1852 nach Heddesdorf   verfekt wurde, wo er bis 1865 verblieb und infolge seines verschlechterten Augenleidens um die Pensionierung ansuchen mußte. Während seiner Amistätigteit war er ein umsichtiger, fortschrittlicher Bürgermeister, bemüht, das abge legene Gebiet dem Verkehre zu erschließen, die Lage der Bewohner zu heben und überall, wo er nur fonnte, bereit, für die Armen zu wirken.

Einfuhr aus Ausfuhr nach Jugoslawien  

1988.

1984.

. 164.566 199.758

1985.

862.558

1986.

846.912

1987.

410.000

197.157 257.819 818.142 429.762 596.000 -  

amerika, Südafrika   in Vermerk als andere Jahre. Die Auivizien, unter denen die diesjährige Brager Frühjahrsmeſſe eröffnet, find daher ungemein aünitia.

und den übrigen Donaus und Balkanitaaten entive der bereits definitiv beseitigt oder doch wenigstens wesentlich vermindert ist, so daß die Zeit nicht mehr fern au ſein scheint, in der es zur Nor­malisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Staaten Mittel- und Südosteuropas   kommen wird.

Vom Getreidemonopol

Wir haben seinerzeit berichtet, daß der Ger­ftener port durch den Kampf um die Exports quoten unmöglich gemacht wurde. Die dadurch ent­tandenen großen Verluste konnten nicht mehr her eingebracht werden. Das Monovol mußie versuchen, die leberschußmenge von eitva 8000 Waagons Tos zubekommen, Nach langwierigen Verhandlungen ge­lang es, die Brauindustrie aur Uebernahme von 3000 Waggons und die Mälzereien zur Uebernahme von 1500 Waggons zu bewegen. Der Verkauf er folgte ohne Qualitätszuschläge. Man hofft, daß einen Teil die Landwirtschaft selbst verbrauchen wird, den Reft wird man ine nächste Jahr hinüber nehmen müssen. Es besteht die Gefahr, daß durch Einfuhr aus Ausfuhr nach den Ausfall des heurigen Erports dauernde Schä Rumänien  den im Gerfteaußenhandel entstehen. Durch die Beseitigung der bis 15 Kč gehenden Qualitäis auschläge haben auf ähnliche Gewinne- wie im Vor­jahre spekulierende Kommissionäre, die diese voll und unberechtigt auch überzahllen, Berlufte erlitten. Ihnen soll für die am 31. Dezember 1987 vorhan dene Gerite ein Liquidierungsbeitrag von Kč 8.­per 100 Silogramm gewährt werden.

1938. 1984. 1985

176.642

. 185.718

260.098

861.480 582.000

1936. 1987.

221.465 270.615

888.217 879.970 654.000

Der Handelsverkehr ist in den fünf Jahren des Bestehens des Wirtschaftsrates ständig gewachsen. ( Bei den jugoslawischen Einfuhraiffern 1988 und 1984 ist allerdings der abat nicht einbezogen. Die Ziffern für 1987 find nach unten abgerundet.)

Auch im Verkehr zwischen Rumänien   und zu goslawien ist durch den Einfluß der Wirtschafts­entente eine wesentliche Steigerung des Gesamivolu mens des Umfaßes seit 1983 zu verzeichnen.

-

Bei Roggen ergibt sich wiederum ein Manko von etwa 15.000 Waggons, das durch Importe ge­

deckt werden muß.

Für die aus dem Erwerb teilweise oder ganz wurde bei der Getreidegesellschaft ein Unterſtüt misgeschalteten Agenten der Produktenbörse sungsfonds geſchaffen. Außerdem wurde der Agen tenvereinigung der provisionsweise Verkauf von Has fer 1986 übertragen.

Die neue Leitung der   Škoda- Werke

Das Agramer Blatt Jugoslovenski Lloyd" ver öffentlicht einen Artikel über die Tagung des Wirts schaftsrates, in dem gejagt wird: Es braucht nicht Der Berwaltungsrat der Stoda- Werke wählte erneut betont zu werden, daß diese Annäherungspo- Donnerstag den Generaldirektor Ing. Wilhelm Gros lirik von der gesamten Oeffentlichkeit aller   Donau- mádlo zum Präsidenten. Zum Generaldirektor wurde und Baltanstaaten verfolgt wird, und daß nur diese der bisherige technische Oberdirektor Ing. Adolf Politik diesen Staaten gute wirtschaftliche und pos Bamberský ernannt. Der Betriebsdirektor in Sönigs litische Ergebnisse bringen fann.   Ungarn be- gräß, Ing. Václav Beneš, wurde zum technischen grüßt in lester Beit die Bemühungen um einen Oberdirektor und Direktor Dr. Ing. Karel Hejeman freieren und elastischeren Handelsverkehr in zum Stellvertreter des technischen Oberdirettors er­Mitteleuropa und darum verfolgt es die informati- nannt. Weiter wurden zu Direttoren ernannt: die ben Beratungen über Erleichterungen im Bizedirektoren Dr. Ing. Miloš Smejkal, Ing. Fran­Devisenverkehr zwischen der Tschechoslowatei, Dester- tišek Placák, Ing. Jaroslav Krejči, Ing. Alois Roß­reich,   Ungarn und Jugoslawien   mit besonderem mann und Dr. Ing. Josef Schejbal. Interesse. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß das frühere Mißtrauen zwischen der Seleinen Entente

Der neue Präsident des Verwaltungsrates der Stoda- Werke, Ing. W. Hromádka, wurde im Jahre

Generaldirektor Ing. Adolf Vamberstý stammt aus Chlumec n. O., wo er im Jahre 1888 geboren wurde. Im Jahre 1911 trat er in die Waffen­abteilung der Stoda- Werte ein, wo er seit dieſer Beit ununterbrochen wirkte. Nach dem Umsturz wurde er Leiter der neugeschaffenen Lokomotivbau- Abtei­lung, die gleich von ihren Anfängen an höchſt bemera fenswerte Lieferungen nach dem Auslande durch führte. Später wurde er als Direktor in die Genes raldirektion nach Brag berufen, wo er die gesamte Ervortagenda leitete und schließlich zum Betriebss direktor in   Pilsen ernannt. Zu Ende des Vorjahs res erfolgte feine Ernennung zum technischen Ober­direktor bei der Generaldirektion in   Prag.

Um den Numerus clausus in der Mühlenindn­strie werden seit Wochen zwischen den Mühlen- Ges nossenschaften und Faktoren der Agrar- und Gewers bepartei Berhandlungen geführt. Man einigte sich auf einen Intiativantrag, der ein Verbot der Errich tung neuer Mühlen und der Umivandlung von Schrotmühlen in Brotmehlmühlen verlangt. Bei der Behandlung desselben im Handelspolitischen Auss schuß im Abgeordnetenhaus teilte der Referent mit, daß die Kapazität der tschechoslowakischen Mühlen­industrie nur zu 37 Prozent ausgenüßt sei. In den Testen 12 Jahren stellten über 1100 Mühlen ihren Betrieb ein,

Zusatzvertrag über Filmproduktion

mitgeteilt, daß die Vereinigten Staaten von London.( Reuter.) Aus Washington   wird Amerika   und die Tschechoslowakei   ein Separats abkommen betreffend die amerikanische   Filmpro­duktion anstreben, die nicht in den neuen Hans delsvertrag aufgenommen wurde. Im Zusam menhang mit den Verhandlungen sind diese Woche Vertreter des Staatsdepartements nach  Prag abgereist  .

Hull gegen Weltwirtschaftskonferenz Washington  

. Staatssekretär   Hull erklärte zu Londoner   Meldungen über einen angeblichen bri­ tischen   Plan, auf der Grundlage des van Zee­land- Berichts eine neue Weltwirtschaftskonferenz einzuberufen, daß er sich für diesen Plan nicht erwärmen könne.

Gegend bedeutend herabzudrüden. Auch andere| bekümmert um seinen Verein, zurief:„ Wenn Sie gewinn in erster Linie den dem Anvalijchaftsver­Lebensmittel wurden bezogen und später aud Saat nicht mehr mittun wollen, meine Herren, dann gehe bande obliegenden Aufgaben dienen sollte. Die Ges fartoffeln und Saatgut. Raiffeisen selbst bezeich- ich hinaus auf die Landstraßen und Säune und hole schäfte der Firma wurden später auf die Zentraltaffe nete den Weherbuscher Stonsumverein als die Ge- mir die Blinden   und Lahmen." Und er ging hinaus, übertragen, die Warenabteilungen errichtete, die buttstätte der Genossenschaftsidee, aus der die Darholte die Bedürftigen selbst und gründete schließlich ſelbſtändige Warenaenoſſenſchaften wur­mit diesen den neuen Heddersdorfer Darlehenstas den. So war also die Firma„ Raiffeisen und Skon lehenskassen- Vereine hervorgegangen seien. sen- Verein". Mit dieser Gründung ist ein neuer forten" der Vorläufer des genossenschaftlichen Waren Der Bürgermeister erkannte, daß ein schleichen­des level am Mart des Bauernvoltes frag: Die michtiger Abſchnitt in Raiffeisens Wirten eingetre geschäfts im bäuerlichen Seftor. Schließlich grün­Geldnot, der Mangel an st redit. Der Geld, Vichten. An Stelle des Grundjaßes der Wohltätigkeit dete Raiffeisen das„ Landwirtschaftliche Genoffen­und Warenwucher fand da eine fette Weide. 1849 trat die Erkenntnis der Selbsthilfe der Beschaftsblatt" und die genossenschaftliche Statistit. Er gelang Raiffeisen die Schaffung des„ Flammersfel- dürftigen. Der Verein erhie den Charakter diente bingebungsvoll bis zu seinem Lebensende der der Hilfsvereins zur Unterſtüßung" unbemittelter der auf Solidarhaftung der kreditbedürftigen Mitgenossenschaftlichen Idee, den Selbiuiseorganisatio= Landwirte". Querst wurde Vich für die Landwirte glieder beruhenden Genossenschaft. Mit dies nen des fleinen Landvolks. Troß seiner großen Ber­zur allmählichen Abzahlung getauft, später ging man fer Gründung wurde der Grundſtein für die jich bald dienste und den ihm zuteil gewordenen Anerkennun mächtig entwickelnde landwirtschaftliche Genoffen ge blieb er ein bescheidener Mann. zur direkten Darlehensgewährung über. Die nötigen schaftsorganisation gelegt. Das war im Jahre 1864. Mittel schoß nach langem Bemühen ein reicher Rheins Sier sind die durch die praktischen Erfahrungen ge­länder vor, nachdem jich zwanzig der angesehenſten und wohlhabendsten Mitglieder des Vereines folida- formten Grundfäße der ländlichen Spar- und Dar­risch bafibar erflärten. Hier finden wir zum ersten lehenstaſſen- Vereine faſt vollendet, die im wesents lichen auch heute noch geltenden Raiffeisenschen Male die solidarische Haftung der Mitglie Grundsäße. der. Mit dem Darlebensgeschäfte wurde später auch eine Sparkasse   verbunden. Niemand glaubte an das Gelingen des Wertes, auch die Regierung nicht, die dem beantragten Korporationsrechte nicht zustimmte. Raiffeisen läßt sich aber nicht irre machen. Er geht an seine dritte Vereinsgründung, den„ Geddesdorfer Wohltätigkeitsverein". Dieser Verein dehnte seine Wirksamkeit über die rein wirtschaftlichen Zwede hin­aus auf das Gebiet der sozialen Wohl fahrtspflege, wie Fürsorge und Erziehung ver­wahrloster Kinder, Erziehung sträflicher Personen und Schaffung einer Voltsbibliothek aus. In den Sagungen dieses Vereines erscheint die Bestimmung,

Der Begründer faßte sie selbst in einem bald nach seiner Pensionierung im Jahre 1866 erschei­nenden Buche:" Die Darlehenstaffen- Vereine als Mittel zur Abhilfe der Not der ländlichen Bevölke­run sowie auch der städtischen Handwerker und Ar­beiter" zusammen. Obzwar durch sein Augenleiden fanver beeinträchtigt, war der große Organisator un­eigennüßig ständig am Wert, neue Vereine zu schaf­fen und sie für die Zukunft zu sichern. Er fand diese Sicherung in der Verbindung der Kleinen Ver­cine in einer Organisation höherer Ord­nung, in einer Geldausgleichsstelle und einem Ver­bande zur Betreuung und Vertretung der Kassen. herrschte Hungersnot. In dieser Zeit reifte Raiff­wirtschaftlichen Zentral- Darlehenstasse, der heutigen eifens erste Tat auf dem Wege zu seinem großen Deutschen   Raiffeisenbank A.-G. und ein Jahr später Werke. Er gründete den Weyerbuscher Keen= die Schaffung des Anwaltschaftsverbandes, dem heus sumberein", errichtete ein Badhaus und bezog Sein bisheriges Werf, entsprungen der„ christ tigen Generalverbande der deutschen   Raiffeisen­mit Unterſtüßung der wohlhabenden Mitglieder sei- lichen Nächstenliebe", dem Bestreben, den Armen und Genoſſenſchaften. Hier entstand also der genossen­ner Bürgermeisterei von auswärts Getreide, das zu Schwachen durch die Unterſtüßung der Wohlhabenden schaftliche Bau, wie wir ihn auch heute noch vor­Brot verarbeitet eine Brotpreisherabsetzung um die zu helfen, hatte jedoch keinen Bestand. Die reichen finden. Hälfte für die ärmere Bevölkerung ermöglichte. So Geldgeber erlahmten bald in ihrer Hilfsbereitschaft, 1881 gründete Raiffeisen die offene Handels­gelang es, den Brotpreis in der ganzen so daß ihnen Raiffeisen in einer Versammlung, tief| gesellschaft Raiffeisen und Consorten", deren Rein­

Das Jahr 1847 war für die Westertvälder Bauern noch magerer als die übrigen. Andauernder dak die lleberschüsse zu einem unantastbaren Kapi Regen vernichtete die Ernte. In der ganzen Gegend tale angesammelt werden sollen, woraus sich die Be- Im Jahre 1876 erfolgte die Gründung der Land­stimmung des heutigen Reservefonds ent widelte. Als Raiffeisen  

am 11. März 1888 starb, gab es in Deutschland   etwa 400 Genossenschaften nach seinem Syſtem. Aber schon begannen seine Ideen auch außerhalb Deutschland   Früchte zu tragen. Im Todesjahre Raiffeisens erfolgte die Gründung der ersten deutschen   Raiffeisenkasse in   Böhmen, der bereits zwei Jahre früher die erste Gründung in  Mähren vorangegangen war. In unserem Staate, vor allen den historischen Ländern, haben Raiffeisené Gedanken tiefe Wurzeln geschlagen. Heute gibt in der Tschechoslowakei   über 5000 Raiffeisentaffen, darunter über 1200 deutsche. Daneben gibt es wei­ter über 5000 andere Raiffeisensche Genossenschaften, worunter wiederum über 800 deutsche Tinder Spareinlagenstand der Raiffeisentassen beträgt rund fünf Milliarden; davon entfällt etwa ein Drittel auf die deutschen   Kassen. Die deutschen   Kassen haben rund 200.000 Mitglieder, an welche über eine Mil­liarde Darlehen gewährt wurden. Diese wenigen Rahlen lassen bereits die große Bedeutung des Ge­nossenschaftswesens im allgemeinen und der Raiff eisentassen im besonderen für das Wirtschaftsleben unserer Dörfer erkennen. Für sie sind sie die Ben­tren des Spar- und Kreditwefens. Heute, 50 Jahre nach seinem Tode, können wir sagen, daß die Raiff eiſenſchen Grundsäße ebenso Verbreitung über die ganze Erde erfuhren wie die Grundsätze der Pioniere von Rochdale  . A. Fleischen