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Die Spannung

zwischen Polen   und Litauen  

Warschau  . Gestern in den Nachmittagsstuns

Donnerstag, 17. März 1938

Jagesneuigkeiten

bei Podersam

den ist Außenminister Beck nach Warschau   zid Schweres Auto- Unglück gefehrt. In den allernächsten Stunden seien wich­tige Entscheidungen des polnischen Kabinetts be treffend das weitere Vorgehen gegenüber Litauen  zu erwarten. Allgemein überwiegt jedoch die Mei­nung, daß keine radikalen Schritte der polnischen Regierung zu erwarten sind, die neue Komplikationen der internationalen Lage zur Folge haben könnten. Allerdings ist mit der Absendung einer energischen Note der polnischen Regierung an Kaunas   wegen des leß ten Grenzzwischenfalles zu rechnen. Die War­ schauer   Blätter weisen auf die Möglichkeit einer Vereinigung des blutigen Zwischenfalles vom Samstag hin und behaupten, daß angeblich die litauische Regierung an die polnische Regierung mit dem Vorschlag herangetreten ist, zur Erledi­gung dieses Zwischenfalles, sowie der Bespres chung der Aufnahme von geregelten nachbarlichen Beziehungen in Verhandlungen zu treten. Trotz dieser beruhigenden Meldungen kann von einer Beilegung der gefahrdrobenden Spannung in den polnisch- litauischen Beziehungen keine Rede sein. In zahlreichen Städten Volens fanden neue antilitauische Sundgebungen statt.

Am Mittwoch zwischen 7 und 8 Uhr stieß das dem Ascher Kaufmanne Otto Florian gehörende Lastauto auf der Karlsbader Staats­straße am Ortsausgange von Deutsch  - Hors ich o wis gegen einen Randstein und einen Tele­graphenmast. In dem Auto saßen der Wagen­eigentümer Otto Florian, sein Chauffeur und die aus Karlsbad   stammenden Frauen Rosa Uzl und Roja Smitta. Die beiden Männer waren auf der Stelle tot, die beiden Frauen wurden schwer vers legt dem Krankenhause in Podersam eingeliefert. wo der Frau Smitta ein Bein amputiert werden mußte. Frau Uzl hat einen Schlüsselbeinbruch und innere Verlegungen erlitten. An die Unfallstelle hat sich eine Gerichtskommission begeben.

Tschechoslowakischer

Höhen- Weltrekord

Brünn  . Mittwoch nachmittags verjuate Major Vrá z da auf dem Flugzeug, Tatra 101­1" neuerlich einen Höhen- Weltreford in der Ka­Für friedliche Beilegung tegorie der Einsiper. Er startete um 14.48 Uhr und landete auf dem Brünner Flugplatz um Gestern in den Abendstunden fand auf dem 16.21 Uhr. Er meldete, daß er nach dem Bord­Königsschloß in Warschau   unter dem Vorjige des höhenmesser eine Höhe von 7500 Meter, d. i. um Präsidenten der Republik eine außerordentliche fast 1000 Meter mehr erreicht hat, als Beratung statt, an der Marschall Smigly- Rydz, der bisherige Höhenrekord in dieser Kategorie bes Ministerpräsident Stladkowski, Vizepräsident trägt. Dann fror ihm aber das Ventil des Suviatkowski und Außenminister Beck teilnahmen. Sauerstoff- Apparates zu, so daß er rasch her­Ueber diese Beratung, der in politischen Kreiſen untergehen mußte. Zur Erreichung der Höhe von größte Bedeutung beigemessen wird, hat die amt- 7500 Meter brauchte er insgesamt eine Stunde liche Polnische   Telegraphen- Agentur ein kurzes zwölf Minuten. Kommuniqué veröffentlicht, in welchem erflärt wird, daß den Gegenstand der Beratungen die laufenden Angelegenheiten des Staates gebildet haben. Es steht jedoch außer allem Zweifel, daß die Beratungen auf dem Königsschloß vor allem dem gegenwärtigen polnisch- litauischen Konflikt gewidmet waren. Ueber das Er­gebnis der Beratungen wird in Regierungsfreifen strengstes Stillschweigen bewahrt. Dem Verneh men nach kam in der Beratung die Tendenz nach einer fachlichen und friedlichen Beilegung des Konfliktes mit Litauen   we­gen des Grenzzwischenfalles bei Marcinkowice zum Ausdruck. Die Angelegenheit dürfte ihren Abschluß in der Absendung einer Note an die litauische Regierung finden, in welcher Litauen  vor den Folgen der Wiederholung von ähnlichen Zwischenfällen auf das entschiedenste gewarnt

Die Jubiläumsausstellung in Pilsen  . Unter Beteiligung von über 300 Mitgliedern fand Dienstag eine Generalversammlung des Ausstel lungsvereines und der Delegierten der Gründer­Storporationen der Jubiläumsausstellung 1988 in Pilsen   statt. Der Vorsitzende des Ausstellungs­ausschusses, Bürgermeister Abg. Pit, erstattete einen übersichtlichen Bericht über die geleisteten Arbeiten und über den Umfang der Ausstellung. Die Ausstellungsfläche wurde wegen des großen Andranges von Ausstellern auf 100.000 Qua dratmeter erweitert. Es wird die ganze we st böhmische Industrie ausstellen, reichhal­lig werden die Erpositionen der Vereine, der Li­teratur, der Musik und der Presse sein. Auf dem Hauptausstellungsplatz sind 18 Pa villons projektiert. In den geräumigen Ge­bäuden auf dem Ausstellungsplay und in sechs Schulen werden reichhaltige Expositionen des Eisenbahnministeriums, des P o st ministe Kaunas  . Amtliche litauische Kreise erflären: riums und der Miniſterien für soziale Für Durch die Untersuchung wurde einwandfrei fest- forge und für Gesund he is wesen unter­gestellt, daß der polnische Soldat auf litauischem gebracht sein. Die Arbeiten auf dem Ausstellungs­Gebiet tödlich verletzt wurde, nachdem er selbst gelände sind in vollem Gange. den ersten Schuß auf einen litauischen Po­lizisten abgegeben hatte. Es ist pure Fantasie, von einem Hinterhalt zu sprechen, wie dies das amt liche polnische Stommuniqué tut. Ganz im Gegen­teil: Der polnische Soldat befand sich 17 Meter jenseits der Grenze auf litauischem Gebiete, als er auf den litauischen Polizisten schoß.

werden wird.

Litauens   Erklärung

Der Präsident der Republik   Dr. Edvard

Interessante meteorologische Erscheinung am Horizont. Die Stefanit- Voltssternwarte in Prag  teilt mit: Mittwody zwischen 14 und 15 Uhr wurden von zahlreichen Personen am Horizont einige Lichttreise beobachtet, die sich in feine Wölf­chen auflösten. Die Erscheinung wurde durch ein Flugzeug verursacht, das über Prag   freiste. Des­halb nahmen zahlreiche Beobachter an, daß das j

Flugzeug Versuche mit Künstlichem Nebel vor

nehme. Die Erscheinung war aber ein interessan tes meteorologisches Phänomen. Das Flugzeug durchflog in einem bestimmten Teil des östlichen Horizontes einigemale die Atmosphäre, die zwar mit Wasserdampf gesättigt war, der es aber an Kondensationsfernen mangelte. Erst nach dem Durchflug des Flugzeuges kondensierten sich die Wasserdämpfe an Teilchen der Auspuffstoffe, welche so die Ursache zur Bildung feiner Wölkchen waren.

Großfeuer in Ungarn  . In der ungarischen Gemeinde Vilonya( Komitat Veszprem  ) brach Dienstag ein Feuer aus, dem insgesamt zwölf Häuser zum Opfer fielen.

Der Gruß für Oesterreichs   Jugend. Die Direktionen und Leitungen der Schulen von Ober- Desterreich haben heute auf Grund der Verordnung der Obersten Schulbehörde die ein seinen Lehrkräfte in Ober- Desterreich angewiesen, den Schülern und Schülerinnen bekanntzugeben, daß der neue Gruß für Schüler und Schülerinnen 3u lauten habe: Heil Hitler!"

Englischer Aufruf

Nr. 64

ür die Tschechoslowakel und den Frieden London  . Vierunddreißig maßgebende Ber. fönlichkeiten des englischen Lebens, führende Ab. geordnete aller Parteirichtungen, Politiker, Gelehrte usw., haben einen Auf. ruf unter fertigt, der die britische   Regie­rung auffordert, der französischen   Re­gierung ihren Beistand zuzufi­chern, im Falle Frankreich   der Tsche= Desterreicher gegen Preußen. Am Montag hoslowakei zu Hilfe tommt. Jedwede stieß bei Kapfenberg   ein von dem Sturmführer Art von unprovoziertem Angriff, der offene Ein­der NSDAP Bernegg  , Ferdinand Bogenberger fall in ein unabhängiges europäisches Land führt und dem Nationalsozialisten Mechtler besetztes zum Rande des Abgrunds. Ein Sieg der inter­Auto gegen einen deutschen   Panzerwagen und nationalen Bedroher muß eine Lage schaffen, in wurde von dieſem total zusammengeber es abgesehen von allem anderen strategisch un­drückt. Beide Insassen waren sofort tot. möglich sein würde, die Unabhängigkeit selbst der begrenztesten englischen Wirtschaftsintereffen zu gewähren. Nicht nur wegen fünftiger Ideale oder megen eines anderen Landes, sondern um der bri tischen Sicherheit in den nächsten Monaten willen ist es wesentlich, daß die britische   Regierung in aller Deffentlichkeit und mit dem nötigen Nach truck die Führung übernimmt, um auf der Wafis des Völkerbundes und des Kelloggpaktes alle Staaten zu vereinen, die bekundet haben, fest und entschlossen gegen weitere Angriffsatte in Weit-, Mittel- oder Osteuropa   einzutreten. Das Ma nifest nimmt auch auf Spanien   Bezug und schließt: Wir sind uns der Schwierigkeiten, die die Wirbelstürme in Amerika  . Große Teile der Verfolgung einer solchen Politik umschließt, be­Bundesstaaten Alabama, Mississippi  , Tennessee  , wußt, aber jede andere Politik müßte rasch und Arkansas  , Missouri   und Illinois   wurden am unvermeidlich zum Verderben führen. Dienstag von Wirbelstürmen heimgesucht, die erheblichen Schaden anrichteten. Hunderte von Wohnhäusern und zahlreiche andere Gebäude, Mißernte und eine riesige Hungersnot zur Folge darunter eine Kirche und ein Schulhaus, wurden hatte. Im Jahre 1718 regnete es vom April bis zerstört. Die Telegraphen- und Telephonverbin- Oftober überhaupt nicht. Auf den Feldern verbrannie dungen sind unterbrochen. Der Tornado forderte das Getreide. In den Gärten aber, die fünftlich bis jetzt 16 Opfer und richtete bedeutende Schä- bewässert wurden, gab es eine zweite Blüte der den an. In der Stadt Belleville, die wie bereits Obstbäume. Im achzehnten Jahrhundert gab es dann gemeldet, am ärgsten von dem Sturme mitge- gleich sieben sehr heiße Sommer: Die Sommer der nommen wurde, zählt man sieben Tote, 50 Ver- Jahre 1746, 1748, 1760, 1764, 1767, 1778 und Tette. 400 Personen sind hier obdachlos. 1779 waren außergewöhnlich heiß und hatten nur geringe Niederschläge. Das Jahr 1818 war derma­Ben heiß, daß die Theater der Hige wegen schließen mußten. Die Sommer der Jahre 1842 und 1898 waren heiß und so arm an Niederschlägen, so daß die Bauern aus Futtermangel gezivungen waren ihr Vieh zu schlachten. Bemerkenswert ist, daß die heißen Sommer immer dann auftreten, wenn die Sonne eine erhöhte Fleckenbildung aufweist. Im Jahre 1893 wurden auf der Sonne nicht weniger als 1357 Flecken gezählt.

Heiße Sommer, milde Winter. Laut Mitteilung der Staatsanstalt für Meteorologie erreichten die Temperaturen in den ersten zehn Märztagen dieses Jahres in Prag   ungewöhnlich hohe Werte.( Presse­notia vom 15. März.) Die Statistik und die Chro­nisten wissen von mehreren außerordentlich heißen Sommern zu berichten. Da berichtet uns der Chro­nist, daß die Hize des Sommers 1132 so groß war, daß die Erde   Risse bekam und die Menschheit Euro vas fast zur Vergiveiflung getrieben wurde. Im EIsa trodneten die Brunnen aus und das Bett des Rheines fonnte man durchschreiten, ohne naiſe Füße zu bekommen. Zwanzig Jahre später, im Jahre 1152, war es derartig heiß, daß man im Sommer die Eier im Sande ochen konnte. Vom Jahre 1186 berichtet der Chronist, daß der Winter so milde war, daß die Vögel bereits in den Advent­wochen brüteien und zu Weihnachten Junge hatten. Im Jänner 1187 blühten die Obstbäume und Ende Mai wurde das Getreide geerntet. Aehnlich war der Winter 1229 wo im Jänner bereits die Veilchen blühten. Im März des Jahres 1241 gab es reife Stirfchen und im Winter 1287 waren die Bäume grün. Im folgenden Jahrhundert gab es gleich zu Beginn zwei furchtbare heiße Sommer. Im Sommer 1303 und 1304 waren die Bäche und Sümpfe, wie die Donau   und der Rhein   fast vollkommen ausge­trocknet. Eines der furchtbarsten Jahre war das Jahr 1556, das auf Grund des regenlosen Sommers eine

lehien Tagen über dem Ozean ausgebildet hatte, ist Regen in Sicht! Die Störung, die sich in den Mittwoch nachmittags bis zur Küfte Südnorwegens vorgedrungen und vertiefte sich noch. Die Einwir fung macht sich bereits auch auf dem Festlande durch Bewölkungszunahme und auffrischendem Westwind geltend und wird Donnerstag auch den größten Teil des Staates erfassen. Die Temperaturen dürften bei uns vorläufig noch über dem Normalwert blei ben und die Regenfälle werden sich voraussichtlich nur auf die Randgebirgszonen beschränken. Wahr scheinliches Wetter Donnerstag: In den böhmischen Ländern vom Westen her weitere Zunahme der Bewölkung, in den höheren Lagen find leichte Regenfälle nicht ausgeſchloſſen, mild, füdwest­licher bis westlicher Wind. Im Often des Staates

noch ziemlich heiter, leichte Nachtfröste, tagsüber milde. Wetteraussichten für Freis tag: Ausbreitung der Wetterverſchlechterung auds gegen Osten. In Böhmen   Verstärkung der Neigung zu Niederschlägen, leichte Abfühlung.

Benes besuchte Weittwoch, den 16. März, die dies Wien   unterm Hakenkreuz mene panung in der Luft, man spürte Zandes unabhängigkeit einzutreten,

jährige Prager   Frühjahrsmustermeffe.

Stimmungsbild aus den letzten Stunden

Oesterreichs  

Vorstandssitzung der tschechischen Sozial­demokratic. Mittivoch fand eine Vorstandssitzung der tschechoslowakischen sozialdemokratischen Ar­Eine Wienerin, tschechoslowakische Staats­beiterpartei unter dem Vorsitze des Abg. Hampl angehörige, die nach dem Sieg Hitlers   über Schuschniga Wien   verlassen hat, schreibt uns: statt. Zentralsekretär Senator Dundr berichtete über die Vorbereitungen zu den Feiern des Obwohl am Donnerstag abends Sieg Heil" 1. Mai, welche bereits im Rahmen der Jubi- und Seil Hitler  " brüllende Trupps über Ring läumsfeiern der Partei stattfinden werden. Er und Gürtel gezogen waren, trat am Morgen des verlas sodann eine Zuſchrift der englischen 2a= Freitag das unheilschwangere Gefühl in den Hin bour Party, weldje über ihre Tätigteit in tergrund und machte einer ausgesprochen zuver Großbritannien   für die Stärkung der Sicherheit sichtlichen Stimmung Play. Uebermorgen sollte der Tschechoslowakei   berichtet. Zu den wiederhol- ja die Voltsabstimmung sein und wie die aus­ten Angeboten der kommunistischen   Partei gehen würde, daran war nicht zu zweifeln. Jeder, der nicht Nazi war, hatte ein Interesse an der in verschiedenen Fällen bezüglich eines einheitlichen Vorgehens mit den sozialistischen   Parteien erklärte Unabhängigkeit Desterreichs und alle diese Nicht­der Redner, daß sie auf Grund der früheren Be Nazis( die Christlichsozialen, die Legitimisten und schlüsse des Zentral- Exekutivausschusses der Par­schließlich die Arbeiter) ergaben eine überwie tei abgelehnt wurden. Minister Ing. Nečas re- gende Mehrheit und an dem Sieg der Ja- Sager ferierte über verschiedene Wirtschaftsangelegen- war nicht zu zweifeln. Die Halbwüchsigen, die heiten, mit denen sich die Regierung befaßt. am Freitag vormittags mit dem Hakenkreuz im Sinopfloch zu sehen waren, trugen auch teine sehr tecken Gesichter zur Schau, sondern eher verlegene Mienen und allgemein herrschte der Eindruck, am Sonntag werde dieser ganze Sput vorbei sein.

Vom Rundfunk

Empfehlenswertes aus den Programment Donnerstag:

Die Arbeiter waren sich einig. Zwar hatten sie den Feber 1934 noch nicht vergessen, zwar ver­cbscheuten sie den grünen Faschismus der letzten bier Jahre nach wie vor, trotzdem aber galt es Prag  , Sender I: 10.05: Deutsche   Presse 11.05: diesmal Mit Schuschnigg   für ein unabhängiges Salonorchester, 14: Deutsche   Sendung: Heute Abend in Prag  . Hörfolge für Messebesucher. 15.15: Desterreich!" und der Gewerkschaftsbund gab diese Rundfunforchestertonzert, 17.15: Lieder von Bendl, Parole aus. Ging der Wahlsonntag gut vor 17.50: Deutsche   Sendung: Sportvorschau, 17.55: über, dann begann auch für den österreichischen Jugendstunde, Das Mikrophon der Jugend". Arbeiter eine neue Zeit, denn seit Tagen verhan­18.45: Deutsche Presse, 18.55: Aus dem deutschen   belten die Führer mit Schuschnigg und er hatte Stulturleben, 21: llebertragung aus Dublin  : Iri- die Erfüllung einiger Forderungen bereits zuge­sches Konzert. Brünn   17.40: Deutsche   Arbeiter- fagt. Die Stimmung war, wie gesagt, zuver­fenbung: Perlsee: Frank Wedekind  - Musikeinlage, sichtlich und erwartungsvoll.

20.55: Klavierkonzert. Preßburg   19.15: Mili Sie und da regte sich ein Hoffentlich kommt tärmusit, 20.05: Aus dem Nationaltheater: Shms phoniekonzert, 22.35: Tanzmusif. Kafdjau 12.35: feine Ueberraschung!" oder ein Bei den Nazis Rundfunforchestertonzert. Mährisch- Dstrau 17.55: fann man nie wissen!". Aber das wurde sofort Deutsche   Sendung: Rundfunkspiel aus den Beiten durch Optimismus widerlegt und, ruhig verging Grillparzers, 22.20: Unterhaltungsmusik. der Mittag und der Nachmittag.

Fünf Jahre Hitler- Regime hatten allen Zus schauern die Augen geöffnet.

Aber zwischen fünf und sechs lag eine so 1 Prozent der Bevölkerung, im Begriff für des irgend etwas, man wußte nicht recht was, nun, den restlichen 25 Prozent überrannt worden und jest waren ja im Radio alle möglichen Redner mit Gebrüll und Getöse wurde dieser Sieg nacj angesetzt, Redner aller Regierungstreuen, die außen dokumentiert. fonnte man sich ja einmal anhören. Die Uhr tickte, dann meldete sich der Sprecher; aber er sagte fei­nen Redner an, sondern er sagte mit seltsam flangloser Stimme:" Die Voltsabstimmung ist verschoben. Weitere Nachrichten folgen." Und dann folgten Schallplatten. Schubert, Brahms  , Mozart  . Und feiner der Redner. Und feine Nach­richten. Die Minuten schienen endlos, das An­hören der herrlichsten Mujit unerträglich. Nach barn steckten die Köpfe zusammen. Was ist ge­schehen? Sicher haben sie Schuschnigg   ermor­det" sagte jemand, denn wenn er lebte, hätte er das Plebiszit nicht verschoben." Plöblich Stim mengewirr am Mikrophon und dann eine Stimme. Er lebte. Aber eivas anderes starb im selben Augenblic: Desterreich.

Das wußte jeder, der die kurze Ansprache klopfenden Herzens hörte: Alles war verloren.

Man fühlte deutlich: die letzte Barriere brach nieder und ungehindert konnte nun das Dritte Reich hereinfluten und mit einem Male war die Luft, die man zu atmen gewohnt war, eine an­dre, und die Zukunft trostlos. Ein Land sollte mit Haut und Haaren gefressen werden und das Opfer sollte noch Begeisterung zeigen?

Wo fand man Schuß? Wo durfte man sich beklagen? Man war der Willfür preisgegeben. was blieb einem noch zu tun? Wenn einem das Leben lieb war: die Stoffer packen. Aus dem Lautsprecher brüllte es unterdessen weiter: Sien  ! Die Hafenfreuzfahnen werden gehißt! Das neue Stabinett stellt sich vor! Vor dem Bundeskanzler amt rast die Menge! Vor dem deutschen   Ver­tehrsbüro! Genug!

Erst gegen vier Uhr früh wird es etwas stil­Ter! Im Morgengrauen Bahnhof. Da und dort S litz hat sich mit einemmal gewandelt. So ge­frechtet sieht es aus. Vor dem Bahnhof, bei den Stassen, in der Halle, überall diese Knaben mit den Satenkreuzbinden am Arm. Lauernd mustern sic die Passanten, mit harten, verbissenen Kinder­gesichtern.

Auf dem Perron geht ein Schuß los. Sie wissen noch nicht, wie man mit Waffen umgeht. Ein Versehen. Aber Hitler wird ihnen ein guter Lehrer sein. Oder ist der österreichische Pg weni­ger als der deutsche? Was heißt hier Desterreich? Verschollener Name.

Schon erklangen im Wiener   Radio die Stim­Tann rollt der Zug. Alle Stationen zeigen men der neuen Machthaber, schon liefen neue Schallplatten, aber nicht mehr Beethoven  , Chopin   Hakenkreuzfahnen. Jeder Stationsvorstand grüßt und Roffini, sondern das Horst- Wessel- Lied, mit dem Hitlergruß. Wie rasch sie ihn gelernt Rheinlieder, Studentenlieder, Marschmusik und haben! wieder das Horst- Wessel- Lied. Und schon misch- Die Grenze! Da ist die Grenze und in lan­ten sich diese Klänge mit denen der Straße. Schon ger Reihe stehen sie wieder, diese Buben mit den rasten Lastautos mit Nazis durch die Stadt, schon Armbinden. Man muß die Augen schließen, da marschierten Trupps, schon gab es Hatenkreuz mit man sie nicht mehr sicht. Alles läßt man fahnen und nur solche. Das Triumphgeheul der zurück: Vaterland, Eristenz. persönlicher Besitz. Gerettet ist: das nadte Leven. Unversehrt: die siegreichen Gewalt erscholl. Ehre.

Und das Groteske dabei war: die Mehrheit Desterreich ist tot, aber eines Tages wird eines Landes war in der Gewalt der Minderheit. weil hinter dieser eben die Gewalt stand. 75 mehr auferstehen als nur ein zerstörtes Land.

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