Nr. 66

Teplitzer Theaterbrief

Das Vertrauen, das wir im Silvester- Theater­brief sozusagen aus Neujahrsgabe dem Teplitzer Theater und der Direktion Curth Surrle ausge sprochen haben, fand in den Spielwochen seit damals volle Rechtfertigung. Wäre somit der Anlaß gegeben, über die Zeit mit dem Gefühle der Freude zurüdzu­schauen, so nötigt doch gerade die Pflicht der Dank­barkeit, zunächst des am 4. Feber plöblich vom Tode ereilten Frig ennemann, des früheren Direk­tors und derzeitigen Oberspielleiters und Schauspie ler3 zu gebenken; jenes ernsten und der Bühne noch als einer Stätte heiligster Lebensoffenbarung er­gebenen Künstlers, der durch die nahezu acht Jahre feines Wirtens in Teplit- Schönau wesentlichen An­teil an der künstlerischen Entwicklung des Schau­spiels hatte. Eine würdige und ergreifende Toten­feier in der Vorhalle des Teplitzer Stadttheaters ehrte den Dahingegangenen; die Liebe einer Stadt gab ihm das Geleite für die letzte Fahrt. Sein Name wird fortdauern in dankbaren Herzen.

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Svei Großleistungen des Schauspieles, beibe unter Dir. Eurth utrles Spielleitung, erwiesen eindringlich den fünstlerischen Willen unserer Bühne: Hauptmanns, atten" und Schillers ,, Rabale und Liebe". Treten dort aus dem dramatischen Soloffalgemälde Menschen, schauspielerisch bis ins feinste erfaßt aus den Triebkräften ihres stolzen sozialen Schicksals, so bricht hier urgewaltig in der Leidenschaft der Jugend der Freiheitsjubel des Stur mes und Dranges auf hinreißend in seiner Kraft, beatingend in feiner Künstlerischen   Gebundenheit, Ernst Wurmser  ( Hassenreuter, Miller), Marta Hartmann( John, Millerin), Rolf Schneider( Erich Epitta, Ferdinand), Jad Mylong- Müns( Polier John), Christl Raen( Luise), Paul Demel ( Präsident), Walter Jakob  ( Kalb)., Liselott Reger  ( Milford)... wahren die wertvollsten Erinnerungen an alvei ungemein eindrucksvolle Aufführungen. Daß ihnen auch ungewöhnliche Publikumserfolge beschie den waren, ist gegenüber dem heute oft üblichen Urteile gewiß bemerkenswert.

In die Mitte zwischen diesen beiden gewaltigen Einbrüden wäre Molnárs Biltom" au stellen mit Mylong- Ming( einem Spesialisten für Peripheries menschen), Fifi Musil, madonnenhaft in der Hoheit der Dienenden, und Christl Raenz, dem scheu- dreisten Durchflang im Moll des Vorstadtmärchens, in den tragenden Rollen, ebenfalls inszeniert von Hurrĭe.

Samstag, 19. März 1938

90 JAHRE SCHICHT- SEIFE

Q

1848 Schicht Schich

1938

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Die für den Markt so unerlägliche Unterhal SdP gegen DAG

tung furde von Savorys George und Mar­gret", Lasalos an psychologischem Duft recht dürf tiger, ar fi merie", Verneuils fed- frivolem

rechdach 3" und Molnárs kraftlosem Lustspiel ,, Delta  " bezogen. Dastvischen kam das frühere Mitglied Wiktor Gschmeidler auf Gastbesuch mit den hier schon mehrfach bekannten Einattern um die Zote Zante"( Goet) und st o vina", einem ettvas seltsamen Stüd um die seltsamen Patienten eines Sanatoriums für Lungenkranke, die auch sonst nicht ganz gefund sind.

Für die Stinder gab man Schneewitt chen" in ber nicht ganz glücklichen, ettvas zu über­Tabenen Bearbeitung von Paul Fabig.

Vom häuslichen Krieg

EDP fofort au melden. Der Ausgeschloffene hat nach Midfrage bei der Zentralstelle gegen den Ausschluß im Sinne der Satzungen der DAG beim Ueber wachungsausschusse Einspruch au erheben. Für die in der Volksgemeinschaft" ienigen Kameraden, die durch dieses unsoziale Ber Zwischen der Sudetendeutschen   Partei und ben, ben Genuß des erworbenen Anspruches auf halten der DAG- Leitung in die Gefahr verfest wur der Deutschen   Arbeiter- Gewerkschaft ist es be- Arbeitslosenunterstübung au verlieren, wird Bor.  fanntlich zu schweren Gegensäßen gekommen, die ferge getroffen werden. Es werden alle Wege be ihren Grund darin haben, daß die DAG den ven fchritten werden, gegen diefe Nachahmung des feiner­Henlein ausgeschlossenen Rudolf Kasper anseitigen marxistischen   Gewerkschaftsterrors gegen gestellt hat und ihn als Redner in ihre Versamm EdP- Arbeiter entsprechend vorzugehen. lungen schickt. In den Kreisen der SdP ist nun die Absicht laut geworden, aus der DAG auszu­treten, wogegen sich das nachfolgende Rundschrei ben der Hauptstelle der SdP richtet: Hauptstelle Eger, am 10. März 1988. SdP Bahnhofstraße 63. Postfach Eger II/ 11. Weifung der Hauptstelle DG- 8/ 37.

Die Operette spielte sich mit der unsterblichen Fledermau 8" ins neue Jahr hinein, das es anscheinend den Uraufführungen in der Republik  widmen will. Vielleicht hat der ganz außerordentliche Betrifft: Deutsche Arbeitergewerkschaft( DAG) mit Erfolg der Herzen im Schnee"( bisher 15 bem Site in Gablonz  . Aufführungen) zu solchem Ehrgeiz verlodt; denn auch Ergeht in je zwei Ausfertigungen zur Weiter­diejes Benazky- Werk war eine Uraufführung für gabe einer Ausfertigung an den Standesvertreter unfere Republik. Also tagte man es weiter mit den der AA. ,, Drei Walzern" von D. Strauß, einer vor

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Werte Kameraden!

Der Kampf der Arbeiter Kameraden gegen die DAG- Leitung um ihre Mitgliedsrechte und um eine dem Willen der Arbeiterschaft entsprechende Führung der DAG ist daher von allen Gliederungen der Be wegung infolange au unterstützen, als nicht eine neue Beifung ergeht. Delft   den Arbeiter- Kameraden, ihre DAG gegen eine unverantwortliche Leitung und gegen unverantwortliche Sekretäre zu erhalten und die DAG au einem wertvollen Instrument der völ

fischen Arbeiterschaft und der Volksgemeinschaft au

machen!

Der Kampf gilt nicht der DAG, der Kampf gilt allein dem Verhalten der heutigen Leitung und ein zelner Sekretäre der DAG und dem Mißbrauch der Gewerkschaft für gewisse separatistische Bestrebungen. Mit deutschem Gruß!

F. d. Hauptstelle der SdP: R. Diet! v. r.

F. a. Hauptamt für Sozialpolitik, Rentralstelle der AA:

Emanuel Dente e. b.

allem ausstattungsmäßig und auch im Libretto sehr Die Entrüstung unserer Arbeiter- Kameraden erfolgreichen Operette, die volle Bustimmung fand über das einer einheitlichen, völkischen Sozialpolitik ( bisher zehn Aufführungen). Dann kam die neue schädliche und die Interessen der völkischen Arbeiter. Der Organisationsleiter: Dr. Friz Köllnere. H. Grün- Operette ,, Madame Sans Gène", fchaft mißachtende Verhalten der Leitung der DAG ebenfalls beifälligst aufgenommen. Mit dem Süßend gewisse DAG- Sekretäre führt zu täglichen An­fragen von Untergliederungen und Arbeiter- Kame ften Schwindel der Welt" dürfte es nichts raden, ob unsere Kameraden aus der DAG austreten fein; er ist nämlich gar nicht so süß und das bißl follen. Der Bruderkrieg im völfischen Lager wird Musik von R. Stolz kann die Armut alles Uebrigen also heftig entbrennen und es ist nicht ausge­faum retten. Dagegen verspricht der Premieren erfolg des ebenfalls für uns uraufgeführten ,, a r- Die DAG ist im wesentlichen durch die Mithilfe schlossen, daß die schon ohnehin bestehende ge­nebals in Rom  " einen dauernd begehrten Be- der sudetendeutschen Einheitsbewegung au ihrer heu- twerkschaftliche Spaltung( Deutsche   Arbeitneh­sis für die restliche Spielzeit. Die tertliche und musi- tigen Mitgliederſtärke gelangt. Wenn heute das Ver- mergewerkschaft, Tetschen  , und Deutscher   Arbei­falische Neubearbeitung dieser Johann- Strauß- Ope- halten der Leitung und gewisser Sekretäre der DAG tergewerkschaft, Gablona) noch mehr um sich rette ist geschmackvoll. Die Aufführung unter Jakobs den Willen der Mitgliederschaft zu gefährden droht, dieses Aufbauwerk der völkischen Arbeiterschaft gegen greift. Regie und Weiskopfs musikalischer Leitung wurde so ist es insolange Pflicht unserer Arbeiter- Stame­ein stürmisch afklamiertes Ereignis.

Wir sind daher genötigt, hiezu folgende allge meine Weisung au erlassen:

aller Sagungsmöglichkeiten und der gefeblichen Mit

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Eine Rundfunk- Beilage

Heute erscheint zum ersten Male in un­serem Blatte eine Seite Rundfunkprogramm. Mit dieser Neueinführung entsprechen wir einem lange gehegten Wunsch unserer Leser.

Die Einführung der Rundfunk- Seite hat eine Aenderung der Beilage ,, Bunte Welt" notwendig gemacht. Sie erscheint nicht mehr unter diesem Titel. Statt der ,, Bunten Welt" werden wir jetzt jeden Samstag eine Seite Erzählendes veröffentlichen.

DIE REDAKTION

seinen bisherigen Weggenoffen gegenüber wenig loyal, in der Sache selbst wenig aussichtsreich. So ist die Lage.

Der Schlüssel liegt gegenwärtig bei jenen tschechischen Parteien und Politikern, die sich auf die Politik des 18. Feber verpflichtet haben. Diese Politik ist nicht das Privatvergnügen dieser oder jener Einzelpersonen, sondern Regierungsbeschluß! Es ist Sache der tschechischen verantwortlichen Faks toren, ihr gegebenes Wort nicht nur ratenweise, sondern restlos, u. iv. schleunig einzulösen. Wenn sie bekanntlich die Tschil. Republit vor allem als ihren Nationalstaat betrachten, dann muß es gut allererst ihre Sorge sein, alle Bürger dieses Staa tes aufriedenzustellen. Bisher ist dies trop aller Verheizungen nicht geschehen. So ist die Lage.

Gustav Hacker   macht völkische Konzentrationspolitik

Die Deutsche Landpost" bringt einen Aufs ruf Gustav Haders, der sich auf die ihm von der Partei erteilten Vollmachten beruft, zu einem allgemeinen Presse- und Versammlungsfrieden auffordert, und dann sagt: Die Zeit ist zu ernst für Parteistreit und Parteiagitation. Die Pflicht eines jeden einzelnen ist es heute, Ruhe, Be­sonnenheit und Festigkeit zu bewahren. Der Bund der Landwirte wird auch in dieser Stunde seine Pflichten gegenüber Volt, Staat und Stand au erfüllen wissen. Die große Zeit, in der wir leben, gebietet es, alle Sträfte des gesamten bölfischen Sudetendeutschtums zu konzentrieren. Die von mir für die nächsten Tage zu erwarten den Entscheidungen werden deswegen ausschließ­bürgerlichen Verpflichtungen bestimmt sein. lich von dem Gebot unserer völkischen und staats­

Klarer und eindeutiger macht dieser Aufruf die Politit Haders nicht. Wie er das völkische Sudetendeutschtum also SdP und Landbund

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konzentrieren und zugleich staatstreue Politit machen will, bleibt vorderhand ſein Geheimnis.

SdP- Humor... Im Ascher Heimatruf" vom 16. März ist folgende Notiz zu lesen: Marberg.( Ein Hengst.) Es ist eigenartig: Bei der ersten Probestute weigerte er sich entschieden, den geforderten Dienst zu erweisen. Oder sollte er vielleicht auch parteipolitisch eingestellt sein? Leicht möglich, daß das Tier schon weiß, daß der BdL. vom Schicksal zum Sterben verurteilt ist und alle Fortpflanzungsversuche nußlos find. Wir könnten dem Hengsthalter raten, sich ein so genanntes Alobenradl" anzuschaffen, um den widerspenstigen Hengst zu seiner Bestimmung unnatürlich zu zwingen".

Eine Ferienkolonie für Metallarbeiter- Kinder. Wir lesen im Internationalen Metallarbeiter": Schon lange beschäftigt sich unser Verbandsvor stand damit, neben Bildungsarbeit und Erho­lungswochen für jugendliche Mitglieder auch Er­holungswochen für unsere Metallarbeiterfinder des ganzen Staatsgebietes einzuführen. Durch die Mitarbeit unserer Kollegen und Vertrauens männer auf dem Gebiete der Erholungsfürsorge im allgemeinen und im Komotauer Bezirke im besonderen war es dem Verbandsvorstande mög lich, 50 erholungsbedürftige Kinder aus dem Ge­biete unserer Verwaltungsstellen Eger, Graslig Rothau, Karlsbad  - Neudek  , Komotau  - Brür, Tep­ litz  , Aussig   und Bodenbach einige Wochen Erho­lungsaufenthalt in der Kinder- Ferienkolonie ,, Margarethenheim" in Plaß im Erzgebirge  Freude, zu gewähren und ihr Dasein zu verschö=

hat die hat die Nerven verloren"( 600 Meter Seehöhe), und damit Licht und

raden, innerhalb der DAG dagegen in Ausnüßung ,, Der BdL Zwischendrin gab es einige Neueinstudierungen: tel anzufämpfen, als die Hoffnung besteht, die DAG Bellers ,, Vogelhändler  ", Nedbals Pozu einem wertvollen Instrument der völlisch gesinn lenblut". Die Sensation waren die Gastspiele Richard Taubers im ,, Land des Lächelns  " und Giuditta  ". Seine Partnerinnen waren Jarmilla Si sirová und Thea Glan.

Die Operette ,, Greteim Glü d" erivies sich als so wenig augkräftig, daß sie nach der dritten Aufführung abgesetzt werden mußte. Nomen ist nicht immer omen!

ter Arbeiterschaft und der Volksgemeinschaft ſelbſt gegen Leitung und Sekretäre machen zu können. Daher haben unsere Arbeiter- Stameraden bis auf weiteres a us der DAG nicht auszu treten, sondern mit aller Energie innerhalb der DAG den Stampf für die DAG gegen alle die völkische Gewertschaft schädigenden Verhaltungen der Leitung und gewisser Sefretäre aufzunehmen.

Solle die DAG- Leitung auch weiterhin in un­verantwortlicher Weise Arbeiter- Stameraden nur des Die vom Tepliver Theatervereine geförderten balb ausschließen, weil sie von ihrem Mitgliedsrechte| Operngastspiele brachten Cavalleriaru- Gebrauch machen, das Verhalten der Leitung und der sticana" und Baia zao" mit Maria Baludova, Sefreiäre einer gerechtfertigen Stritit au unterziehen. diichard Kubla, Leo Meinert, Elly Bogner, Nikola so ist jeder solche Fall der Zentralstelle der AA der Cvič und ,, Rig o letto" mit Stubla, Cveič, Rose Boog und Julius Guttmann   als Gäste. Die Teplitzer Theaterfreunde nahmen beide Gastspiele mit so star­

fer Begeisterung entgegen, daß man daran die Soff- Parteigenoffin! Parteigenosse!

nung knüpft, an die Wiedereinrichtung der ständigen Oper schreiten zu können. Doch das Wort ,, Ach, wie so trügerisch..." erhebt sich warnend vor solchen Plänen.

Schülervorstellungen zu sehr ermäßigten Prei­sen sind ebenso wie unsere geschlossenen Arbeitervor­stellungen eine dauernde Einrichtung im Spielplane geworden. Ernst Thöner.

Bist Du schon Mitglied der

Kinderfreunde?

Urteil der Christlichsozialen

Die Deutsche Presse" äußert sich an lei­tender Stelle über den Beschluß des Bundes der

nern.

Landwirte, aus der attivistischen Bentralstelle Erste Sendung aus Melnik  

auszutreten, folgendermaßen:

Der neue Melniker Sender wird am kom­Der Bund der Landwirte hat unter diesen menden Mittwoch, den 23. d. M., zum erstenmal Umständen etwas die Nerven verloren.( Wieweit verfuchsweise ein ganzes Abendprogramm senden. hiebei persönliche Aspirationen mitspielten, soll Die Station wird an diesem Tage um 20 Uhr unerörtert bleiben.) Er ist aus der Arbeitsge-( 8 Uhr abends) das Konzert der Prager   Phil­meinschaft der Zentralstelle der deutschen   attivisti harmonie, welches Václav Talich   leitet, übertra­fchen Parteien ausgeschieden und hat die Einbringen. Die zweistündige Sendung verfolgt einen gung von Gesetzesanträgen angekündigt. Beides doppelten Zweck. Einerseits soll die Leistungs­ist sein gutes Recht. Befremdend allerdings wirkt fähigkeit des Senders geprüft werden, an­die Art seines Vorgehens. Hatte der BdL be- dererseits gibt die Nebertragung aus dem Konzert­stimmte Wünsche, dann wäre es sicher eindrucks- saal, also nicht aus dem Studio, Gelegenheit, die

voller gewesen, wenn er sie mit den beiden an­deren deutschen   Regierungsparteien gemeinsam formuliert hätte. Wenn man aber etiva glauben sollte, durch die Ankündigung dieser Anträge der SdP Konfurrenz" zu machen, dann würde man weny, nicht, dann tritt bei. sich einem bedauernswerten Irrtum hingeben. Es gibt in der Politik kaum etwas Schlimmeres als Freundschaft!" Salbheiten! Deswegen erscheint der Schritt des Bundes der Landwirte vom Mittwoch in der Form

technische Bereitschaft zu kontrollieren. Es

ist also eine verhältnismäßig schwere Belastungs­probe, welcher der Sender unterzogen werden wird, und daher wäre es keine sonderliche Ueber­raschung, wenn Störungen und technische Mängel eintreten würden. Das Radiojournal begründet die Probesendung vor allem eben mit der Absicht, folche Mängel festzustellen und zu beseitigen, be­vor der regelmäßige Betrieb aufgenommen wird.