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Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erſcheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller

Rebattion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag 18. Jahrgang

Donnerstag, 14. April 1938

Auch Finanzvollmachten genehmigt

Mit 508 gegen 12 Stimmen bei 80 Enthaltungen in der Kammer Keine Gegenstimme im Senat

Der Senat hat den Gesetzentwurf cmmütig mit 290 Stimmen angenommen. 13 Senatoren enthielten sich der Abstimmung.

Das Parlament, Kammer wie Senat, ver­tagten sich sodann bis zum 31. Mai. d. J. Dic Megierungsvorlage über die Vollmacht für die Regierung wird Donnerstag, nachdem der Prä­

fident der Republik sie unterzeichnet haben und

fie im Amtsblatt veröffentlicht sein wird, Ge. jeieskraft erlangen.

In den Privatbetrieben Verhandlungen gescheitert

Paris . In den für das Flugwesen und

zengwerkstätten gescheitert ist. Der Arbeiten­minister hat daher den Generalsekretär im Striegsministerium Jacomet mit der Aufgabe Jacomet wird bereits Donnerstag vormittags feinen Schiedssvruch fällen.

Aus dem Inhalt:

Erfolgreiche Offensive der Republikaner

Revolverattentat

im dänischen Parlament

Die besten japanischen Divisionen geschlagen

Um das Schicksal

von Rosenthal Hilgenreiners ,, Kindesmord"

Nr. 88

Die Tschechoslowakei

bes Ober- Schiedsrichters( furarbiter) betraut. als Ablenkung

Ministerpräsident Dalabier teilte mit, daß

Paul- Boncour

Aus Polen wird uns geschrieben: Ein Blick in die polnische bürgerliche Presse Bar i s. Das finanzielle Ermächtigungsge- und nicht, wie es die Regierungsvorlage feſtiege. erst das neue soziale Arbeitsstatut auf dem normalen aller Schattierungen erweckt sofort den Eindrud, sets für die Regierung Daladier wurde nach einer nach dem Ablauf der Vollmacht. Dieser Antrag Nachtfitung am Mittwoch in der dritten Morgen- wurde jedoch mit 428 gegen 107 Stimmen abgelehnt. parlamentarischen Wege heuer im Juni zur daß die Beziehungen zwischen Warschau und Vor der Abstimmung sprach noch furz der Durchberatung gelangen wird. Bis zu diesem Brag außerordentlich viel zu wünschen übrig las stunde von der Nammer mit 508 gegen 12 Stim­men bei 80 Stimmenthaltungen angenommen. Ministerpräsident Da la die r. Er dankte der Seitpunkt werde die Regierung jedoch durch Re- fen. Es wäre aber eine große Täuschung, wollte Stimmenthaltung übten Deputierte der äußersten Kammer für die fast einstimmige Vertrauens- gierungsverordnung das fogenannte Streifstatut man das Spiegelbild der polnischen Presse gegen kundgebung bei der ersten Abstimmung am regeln, d. i. durch die Erklärung, daß ein Streit die Tschechoslowakei als die Meinung des polni Rechten, aber auch ein Teil der Sozialisten. Dienstagabend, einer Kundgebung, welche wie fünftighin nur auf Grund eines Beschlusses, schen Voltes annehmen. Breite Kreise nicht nur er sagte, auch dem Auslande zeigen werde, daß welcher durch eine Abstimmung der Arbeiterschaft der Arbeiter, der demokratischen Intelligenz und das französische Parlament sich im gegebenen zustandekommt, proklamiert werden kann, nicht nicht zuletzt der Bauern betrachten den Feldzug der Augenblicke zu einigen verstehe. aber durch eine Proklamierung anonymer, polnischen Presse gegen die Tschechoslowakei als ein Ablenkungsmanöver des Versagens außenstehender Delegierten. der polnischen Außenpolitik gegenüber dem Drits ten Reich. Daß auf diesem Gebiet Oberst Beck cffenfundig eine Niederlage nach der anderen ein= teden muß, wird von den breiten Bevölkerungs­freisen anerkannt, nur die heutigen Regierungs­treise Polens wissen nicht, wie aus diesem Irrtum herauszukommen ist. Erinnert sei in diesem Zu­fammenhang an einen Beschluß der Pilsuditi Legionäre in Lemberg , die sich entschieden gegen den Hitlerkult in Polen aussprachen und energia sche Maßnahmen des Außenministers zum Schutz des Polentums in Tanzig forderten. Daß ge rade der polnische Einfluß durch den national sozialistischen Danziger Senat vollkommen ausges schaltet wird, verkennt sogar das Lager der Na­tionalen Einigung" nicht, es rief auch schon zu Sundgebungen für Danzig auf, während die Res Wie versichert wird, wird gegen Otto von gierung felbst jede Demonstration gegen die Unter­Gabsburg in contumaciam ein Verfahren wegen düdung der polnischen Minderheit in Danzig in Bochverrates eingeleitet werden. Otto Habsburg Polen berbietet, da man in Regierungsfreifen ist nach dem Anschluß deutscher Staatsbürger ge- weiß, daß sich jede solche Kundgebung gegen den worden. Der Prozeß gegen ihn würde zur Be- polnisch- deutschen Freundschaftsvertrag und damit fchlagnahme feines Eigentums im ehemaligen gegen den offiziellen polnischen außenpolitischen Desterreich führen. Bon verschiedenen deutschen Sturs richtet. Quellen wird aber versichert, daß das Eigentum tommen unabhängig von diesem Prozeß beschlag­ber Habsburger im ehemaligen Desterreich voll­

wieder Sozialist Paris . Senator Poul- Boncour, der aus die Nationalverteidigung arbeitenden staat der Partei der republikanisch- sozialistischen Eini Zu Beginn der Nachtfihung der Kammerlichen Unternehmen wurde Mittwoch die gung ausgetreten ist, ließ sich wieder in die fo­hatte der Berichterstatter des Finansausschusses Arbeit unter den von der Regierung abgeschloffe- zialistische Partei eintragen. Er war Jahre hin­einen turzen Ueberblick über die von der Regie­nen Bedingungen wieder aufgenommen. burch Mitglied und Führer der sozialistischen Par­rung geplanten Maßnahmen gegeben und dabei Das Arbeitenministerium teilt mit, daß tei, die er erit vor fünf Jahren verließ, als die betont, daß die Regierung nicht beabsichtige, das Schlichtungsverfahren in den privaten Flug- Neofozialistische Partei gegründet worden war. rine Devisenkontrolle einzuführen, ebensowenig wie eine Vermögensabgabe. Auch die Amortisie. rung der Staatsschulden werde nicht eingestellt werden.

In der Debatte erklärte Ian din, daß die Gruppen des Rentrums diesmal für die Regierung stimmen werden, da sich die gegenwärtige Vollmacht

Schuschnigg nach Dachau gebracht

Wien . Reuter meldet: Der ehe

bon jener, die die Regierung Blum gefordert hat. malige Bundeskanzler Dr. Schuschnigg wesentlich unterscheide. Er hob hervor, daß es jich nicht um eine Kapitalsabgabe noch um Einstel ist in das Konzentrationslager in Da lung des Amoriiſierungsdienstes, sondern um die chau in Bayern übergeführt worden. Ausgabendeckung auf dem Anleihewege handle. Namens der fommunistischen Abgeordneten Es scheint, daß die juristische Prüfung erflärte Deputierter Gréza, daß die breiten Volts­majsen der Volts front treu bleiben. der Frage, ob Schuschnigg vor Gericht Die Regierung müffe damit rechnen. Wenn sie auch gestellt werden könne, ein negatives viele Vorbehalte gegenüber dem gegenwärtigen Ka­binett haben, werden die Kommunisten gleichfalls Ergebnis hatte. für die Regierungsvorlage stimmen, da sie das Interesse des Staates vor Augen haben.

nahmt werden wird.

Offensive der Republikaner

an der ganzen Ostfront

von Ballaguer, wo die Invasionsarmee den Keil zu schützen versuchte, der von Lerida aus in der Richtung auf Tortosa verläuft, dessen rechte Flanke jedoch durch die Fortschritte der Republika­ ner verengt worden ist. Dadurch find die weitern Pläne der Rebellen zunächst durchkreuzt.

Der Obmann des sozialistischen Klub3, Gouin, bedauerte, daß der Senat die Anstrengungen der vorangegangenen Regierung vereitelt habe. Als er die Angriffe gegen den Senat fortsette, unterbrach ihn der Kammerpräsident mit folgenden Worten: ..Meine Pflicht ist es, die Unabhängigkeit des Se­nates zu verteidigen". Der Lärm in der Kammer Barcelona. ( Ag. Efp.) An der gesam­hörte auf und der sozialistische Redner fündigte nach verschiedenen Vorbehalten an, daß die Sozialisten ten Ostfront haben Dienstag die Republikaner die zu dem Verlangen der Regierung nach Vollmacht Initiative im Stampf ergriffen. Die Rebellen in Finanzangelegenheiten eine positive Stellung divisionen , die im Nordsektor des Segre geschla gen wurden, fahen sich gezwungen, über den Fluß zurückzugehen. Im Zentrumssektor dieser Front nahe von Ballaguer haben die Marokkaner gleich falls eine Niederlage erlitten und im Sektor des untern Ebro fonnten die Italiener auf der Straße von Gandeso nach Tortosa nicht weiter vorwärts- lich verändert. fommen.

einnehmen werden.

Finanzminister Marchande a u legte dann in seiner Rede die hauptsächlich geplanten Maßnah men und die finanziellen Absichten der neuen Regie­rung dar.

Der Sprecher der Rechten Louis Mar in vers langte, daß die Regierung drei Tage nach der Ver­fündigung der Regierungsdefrete immer die entspre chenden Parlamentsausschüsse eingehend informiere

Im ganzen haben die Kämpfe der beiden letzten Tage, die für die Nepublikaner sehr günstig verliefen, die Situation an der Ostfront gründ­

Deshalb überrascht die Tatsache nicht, daß Hand mit ihr die Regierungsorgane die ganze die polnisch- nationalistische Presse und Hand in Aufmerksamkeit den Vorgängen in der Tschecho flowakei zutvenden und sich in Angriffen gegen die Minderheitenpolitik der Prager Regierung über­treffen wollen. Jeder Vorgang im Sudeten deutschtum wird zur Polemit gegen die Prager Regierung ausgenüßt und bezeichnend ist hierbei die Haltung der polnischen Außenpolitif, die nur deshalb die Autonomie für die polnische Minder­heit in der Tschechoslowakei fordert, weil sie die Sudetendeutschen für sich in Anspruch nehmen. Es sei hierbei nicht auf das zahlenmäßige Wachstum der polnischen Minderheiten in der polnischen Dars ftellung eingegangen, aber die tschechischen Vor­gänge find nur ein Beispiel dafür, wie man die Minderheitenprobleme ausnutzt, um eigene Schwierigkeiten irgendwie überbrücken zu können. Oberst Ved mußte denn auch von der gleichgeschal­teten deutschen Nazipresse zur Kenntnis nehmen. daß, wenn schon für etiva 100.000 Polen in der An der ganzen Ostfront waren die Aufstän- Tschechoslowakei die Autonomie gefordert wird. Der Kampf war befonders heftig im Sektor difchen gezwungen, zurückzugehen. Die größten mit viel mehr Berechtigung dann die etwa zwei Kämpfe führten die republikanischen Abteilungen Millionen Menschen betragende deutsche Minder­im Abschnitt von Fraga, füdwestlich von Lerida. heit in Polen auf eine Autonomie Anspruch era Den ganzen Tag hindurch fanden heftige Kämpfe heben müsse. Daß sich bei dieser Gelegenheit auch am linken Ufer des Fluffes Segre bei dem Dorfe die Ukrainer melden und an das Versprechen era Grania Escarpe statt. Nach der Mit- innern, welches ihnen hinsichtlich einer Autonomie tagsstunde gingen die Regierungsabteilungen zum auf ihren oftgalizischen Gebieten in Aussicht ges Angriff über. Marokkanische Abteilungen des Ge- stellt wurde, sei nur nebenbei verzeichnet, um zu nerals Bague traten infolge dieses Angriffes den zeigen, in welche üble Lage Polen selbst bei For­Rückzug an. Die Regierungskräfte verfolgten fie derungen für die polnische Minderheit im Aus­und brangen kurz darauf in das Dorf Grania land kommen kann. Wie glücklich wären die Escarpe ein, wo es in den Gaffen zu hartnäckigen Utrainer, die Deutschen , Weißrussen und andere Kämpfen kam. Am Abend befand sich das Dorf Minderheiten, die auf dem polnischen Territorium in den Sänden der Regierungstruppen, während leben, wenn sie sich jener fulturellen und natio die Aufständischen genötigt waren, über den nalen Rechte erfreuen würden, wie sie heute die Fluß Segre zurückzugehen. Die republikanischen Minderheiten der Tschechoslowakischen Republik Truppen bedrohen nun ernstlich die Verbindung besiben! Wir sind uns dabei wohl bewußt, daß zwischen den einzelnen aufständischen Armeetei auch dort noch manches zu bessern ist, aber wer fen, die nördlich und füblich des Ebro operieren. immer Forderungen für seine Volfszugehörigent im Ausland erhebt, der muß zumindest im eigenen Staate selbst mit gutem Beispiel vorangehen und dieses Beispiel bietet leider Polen beim heutigen Regierungsturs nicht.

Die besten japanischen Divisionen geschlagen

Han fa u. Nach dem großen Siege im süd- Hantau, in der Provinz Anhwai und bei der Stadt lichen Schantung bei Taiertschuan, wo, wie jetzt Wuhu im Gange. festgestellt wurde, die besten japanischen Divisionen Die chinesischen Truppen, die nordwestlich Itagaki" und fogai" geschlagen wur- von Honan den Gelben Fluß überschritten haben, den, schreiten die chinesischen Truppen rasch gegen haben eine allgemeine Offensive gegen die Java­Norden fort. Mit den Nesten der zurückweichenden ner in den Städten Tschijuan, Pinlu und Mehfien japanischen Armee wurde bei I i hsien eine eröffnet. Schlacht geführt, bei welcher den Chinesen 1500 Gewehre, 5 schwere Geschütze, 4 Tanks, 30 Pan­zerautomobile, ein Flugzeug und 300 Pferde in die Hände fielen. Die Japaner ließen auf dem Kampfplatze 3000 Tote zurück.

Die chinesischen Truppen konzentrierten jetzt ihre Angriffe auf die japanischen Positionen bei Lintschen an der Hauptstrecke der Eisenbahn­linie Tientsin- Bukau. Der Fall dieser Stadt wird jeden Augenblick erwartet.

Die Hauptstadt der Provinz Schantung , Cina n, wird von den chinesischen Truppen aus­dauernd belagert, deren Ueberfallsabteilungen den Japanern bedeutende Verluste zufügten. Inf Westen von Einan gelang es den chinesischen Trup­pen, einige Dörfer an beiden Ufern des Gelben Flusses zu erobern. Heftige Stämpfe sind auch im nördlichen Honan bei der Eisenbahnlinie nach

Peking Tientsin GELBES MEER

HOPEL

HOÀN CHO

anton

TSINAN SCHANTUNG

Taian.

Tsingtau

Linschang

ANHUI

Tajerd

Schwang

KIANG SU

Kanja

JANGTSE

Nanking

KOREA

Schanghai

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Dr. Beneš gratuliert zum Jahrestag der spanischen Republik

In Warschauer politischen Streisen macht Prag . Zum Jahrestag der Errichtung der man denn auch keinen Sehl daraus, daß die Re­spanischen Republik sandte der Präsident der Regierungspresse in Angriffen auf die Vorgänge in publik Dr. Edvard Beneš dem Präsidenten der der Tschechoslowakei von Grundsätzen bestimmt ist, Republik Spanien in Barcelona folgenden tele- die man sich nur darin erklären kann, daß zwvi­graphischen Glückwunsch: schen Berlin und Warschau hinsichtlich der Prager Politik bereits feste Vereinbarungen bestehen. Nur aus publizistischer Pflicht sei auch auf ein ztveis tes offenes Geheimnis verwiesen, daß man den privaten Freundschaftsbesuch des ungarischen

,, Am Jahrestag der Republik spreche ich die aufrichtigsten Wünsche für das Wohl Euer Exzellenz und für Spanien aus. Gez. Eduard Beneš .