Seite 2 Sonnwg, 15. Mnl 1038 T Nr. 114 » 3. 83 Garantierte Proportionalität im Sektor der staatlichen Zentralvertvaltung und der Lan- deSvcnvnltung. Nationale Sektionierung der Sachverwak- waltung im LandeSmatzstab. Ausbau des RegionaliSmuS alS Organisa- tionSprinzip der wirtschaftlich sozialen Lokal» Verwaltung. Sprachliche Gleichberechtigung. ßige, geistig regsame Bauernschaft und im tschechischen Lager vor allem eine fortschrittliche Intelligenz. Nimmt man hinzu unseren Reichtum an Naturschätzen, so sind alle Gnindlagen dafür gegeben, in den Grenzen der Republik für 18 oder 2V Millionen Brot zu schaffen. Dazu brauchen wir eine gemeinsame StaatSkonzeption der Tsche­chen und Sudetendeutschen . Die Kräfte beider Völker müssen in die gleiche Richtung gelenkt wer» den. Dazu ist die Bejahung eines einigenden Prin» zips erforderlich. Dieses einigende Prinzip kann nur die Demokratie sein» denn die Totalität ist ein völkcrtrennendeS Prinzip. Deshalb ist die Partie Henleins im historischen Sinne bereit» verspielt. DieS wage ich auf dem Höhepunkt seiner zahlen» mastigen Erfolge zu sagen, weil er in diesem Böl» kerstaat nicht ein einigende», sondern ein trennen» deS Prinzip hineingetragen hat. Eine Politik des gung auch der kleineren BolkSspliiter Anerkennung zu verschaffen, ob es sich nun um die Schweizer Rhatoromanen handelt, um unsere polnische Min­derheit, um die Lausitzer Sorben, oder um die Deutschen in Südtirol . Die Verständigungspolitik ist nicht leicht. Zur Verständigung must man sich aber erst recht bekennen, lvenn es am schivcrsten ist. Unsere BerständigungSpolitik ist VIS an die Grenze der Delbstanfopferung gegangen. Run müsse» wir den gleichen Mut von den Anhän- gern MasarykS im tschechischen Volke verlangen. DaS maßvolle Mährertum auf tschechischer Ivie auf deutscher Seite hat eine historische Funktion beim Ausbau des Nationalstaates zu einer Völker- Heimat.(Großer Beifall.) Die Versammelten legten am Schluß des Vortrages ein einmütiges Bekenntnis zur demo­kratischen Verständigung der Völker In der Form eines dahin lautenden Telegramme» an denStaatspräsidentenDr. Eduard Bene» ab. reich» bis auf die Gesinnungskaders der deutschen Sozialdemokratie dezimiert wurde. Wir haben unermüdlich die Anschauung vertreten, daß die llcberwindung der Nationalstaats-Konzeption eine Voraussetzung erfolgreicher deutscher Staatspolitik darstcllt. Seit Jahren kämpften wir für die Durchsetzung eine» übernationalen Staaisbegrif« fes. Tvbei sind wir auf einen gefährlichen Rela­tivismus im tschechischen politischen Denken gesto» ßen. Der Hinweis auf die weit schlechtere Lage deutscher Minderheiten in anderen Ländern mochte gegenüber einer feindseligen AuSlandSpropaganda berechtigt sein, bedeutete aber, die moralische Sen» düng eines demokratischen Staates auf eine Ver­gleichsbasis mit der Amoralität faschistischer und halbfaschistischcr Staaten zu stellen. Auch mit der üblichen FormelWir haben den Deutschen mehr gegeben, als ihnen gebührt" ist die deutsche Be­völkerung al» Objekt der Staatspolitik charakteri­siert worden. Diese Argumentation ging an den LebenSproblemcn des Staate» vorbei. D a» L e« bensproblemdesStaatesbestehtin der Aufgabe, die StaaiSbejahung der Deutschen als freiwilliges Be­kenntnis zu erzielen. Wir wollen loyal anerkennen, daß die so­ziale Depression der Nachkriegszeit die ökonomi­schen ReibungSflächcn zwischen Deutschen und Tschechen vergrößerte. Dvr überall mit Erbit­terung geführte Kampf um den Arbeitsplatz nahm bei un» eine nationale Färbung an. Struktur und Funktion des tschechischen Parteiwesens hatte eine Zurücksetzung des deutschen Element» im öffent­lichen Dienste zur Folge. Solange die einzelnen Ressort» als Domänen tschechischer Parteien be­trachtet werden, ist eine Befriedung der gerechten Ansprüche der Deutschen nicht zu erzielen. So ist im deutschen Lager eine nationalistische Be­trachtung der sozialen und wirtschaftlichen Zeit­probleme vorgrdningen. Dies bedeutete eine Schwächung der sozialen Fortschrittsfront und schließlich die Lähmung der sozialen und ökonomischen Fortschritt» durch natio­nale Konflikte. ES gibt nur eine Lösung des Ar* Brünn . Wie bereit» kurz berichtet wurde, gestaltete sich der von den hiesigen Bolttbochschu- len veranstaltete Bortrag unseres Parteivor- sihenden Adg. I a k s ch über die Notwendigkei­ten und Möglichkeiten der nationalen Berstän» digung zu einer grofte» Manifestation der fort­schrittlichen Tscheche»» und Deutschen Brünnl. Unter groster Spannung der Anwesenden und oftmals von Beifallskundgebungen unterbrochen führte Genoss« I a k f ch u. a. aus» Die Ausrufung der Volksgrenzen als Staats­grenzen bedeutet in Europa ewigen Krieg. Beson­der» in Zentraleuropa konnte seit 2000 Jahren keine Lösung gefunden werden, innerhalb derer Bolksgrenzcn und Staatsgrenzen zweckmäßig übereinstimmen. An den Dämmen der Sudeten­gebirge beginnt ein Völkergemisch, welches sich bis zum Schivarzen und zum Aegäischen Meer hin ausbreitet. In dieser Zone ist der übernationale Staat daö einzig mögliche Lrdnungsprinzip. An der Ver­kennung dieser Tatsache sind Grotzungarn, Alt- Oesterreich und daS OSmanische Reich ge­scheitert. Auch Rußland hat seine wertvollen Wcsiprovinzen verloren, weil der großrussische Zarismus die Kraft der baltische» Völker und des aufstrebenden Polen « tums nicht in Rechnung stellte. Unter diesem Aspekt wollen wir das tschechisch-sudetendeutsche Problem betrachten. Die Firmierung der Tsche­ choslowakei als Nationalstaat war unserer Meinung nach ein schwerer Fehler der tschechischen Politik. Da» National» staatSprinzip ist weder in den Ideen MasarykS noch nach den Grundsätzen der demokratischen Ver­fassung gerechtfertigt. ES ist künstlich in die Staatsschöpfung hineininterpretiert worden und stellt das Ergebnis des Zurückweichens des gemä­ßigten TschechentumS vor den ideologischen Resten deS Panslawismus dar. Klofäö ist mit seiner These von derhöheren Schweiz " unterlegen. Ein anderer führender tschechischer Politiker hat un­längst unter dem Decknamen Amicus die Feststel­lung publiziert, daß er vor der Friedenskonferenz Und zwischen beiden Tribünen erhob sich der Scheiterhaufen. ES stieg die Treppe zur Estrade de» Altars hinauf FranciScuS Baca, Hauptdiener des Sanctum Officum in Valladolid. In vielen Nächten hatte er nicht geschlafen, um nachzuden­ken, was zu sagen in dieser Stunde, rr, der in schwarze Kutte Gehüllte, er, der vermeinte, daß die Zunge ihm zerbrechen würde unter der eiser­nen Last seiner Verantwortung. Denn auf ihm lastete außer dem Auge Gottes noch da» Auge de» König » Philipp, ein eisige», flache», fahl­blaue» Auge, da» nicht von Weichlichkeit und Zögern verschleiert war. Auf ihm lastete da» Auge deS Prinzen EarloS, deS Knaben, der un­glücklich war, weil man ihm verboten hatte, sei­nem Zwergenwindspiel in die weiße, zarte Kehle zu beißen. Neben seiner Tante, der Prinzessin Juana, sah der Prinz, und eS funkelte in ihm, da er den Mann im Schandhemd' und die Frau erblickte, die von Hellebardieren zum Brandgerüst getra­gen wurden. Prinz EarloS erblickte ein Rebenholzbündel und daneben Stroh, und er fühlte sich erwachsen genug und stark genug, um beides auf den Rücken zu laden und es zur Zierde und zur Schürung deS Scheiterhaufen» heranzuschleppen. Er war stolz auf seinen Rücken, denn der war hochgehöckert, und Platz wäre darauf gewesen für mehr al» daS Rebenholzbündel und da» Stroh. Keiner von den übrigen auf der königlichen Tri­büne war ausgezeichnet wie er. Sie alle hatten, wre er feststellt«, nur fünf Finger an der Hand, sogar sein gekrönter Vater. Nur er unterschied sich von ihnen allen durch seinen schönen Höcker. Warum erlaubte man ihm nicht, es zu zeigen? Warum hatte man ihm gar die Schultern seines Wamses dick auswattiert, um seinen Borzug zu verbergen? Er hätte am liebsten der Tante die Hand vom Gelenke abgedreht, weil sie ihn fest­hielt und zwang, still auf seinem Playe zu sitzen. (Schluh folgt-). Ter hatte den Moslim die Geschütze und Kavallerie geliefert, daß sie von der östlichen Erde und von der afrikanischen die Grenzen des katho­lischen Reichs überschwemmten. Alles noch vom Kerker a»»sl Wenn war das gewesen? Z»» berechnen vermochte man nicht mehr alle die Jahrzehnte der Angst und der Sorge und des Kindcrweinens und der Trauer an unzähligen Bet- und Bußtagen. Endlich hatte daS Sanctum Officium den Mann parat, der zu brennen war als der Mäch- rigste und Niederträchtigste. DaS war die Haupt­sache. Man pries das Sanctum Officium, ihn auf­bewahrt zu haben bis zu diesem Tag. Dieses kostbarste Gebein muhte leben bis zür Grenze feines Lebens, mit allen Martern gemartert. Man lud ihn von dem Karren ab. Man hatte ihm das Schandhcmd übergezogen. Man hatte ihin die papierene Mütze von der Form des Zuckerhutes auf das Haupt gestülpt. Und auf der Mütze waren die bunten TcufelSfratzen sichtbar, die Fratzen seiner Ahnen, die Fratzen seiner Vet­tern, die nun auch, Dank sei dem Himmel, in den Kerkern von Valladolid lagen und die man hcrvorzuholcn gedachte,»un sie zu brennen nach diesem ersten und nach dieser ersten. Zuerst diese beiden. Später das niedrige Gesindel des Teufels. Ueber diese beiden schwenkte man die Fahne deS Sanctum Officium. Darauf war zu lesen:Gerechtigkeit und Mitleid." Gerechtigkeit Wohl, erschauerten die Massen. Aber Mitleid? Nun, man überließ eS dein Sanctum Officium zu entscheiden, ob diese bei­den nicht besser ausgeschlossen gewesen wären für die Abtretung deutscher Gebiete war und da- beitöplatzproblcmS und sie besteht darin, genügend mit nicht durchgedrungen ist. Au» dem Faktum Arbeitsplätze für alle Staatsbürger zu sichern, des gcmischnationalen Staate» wurden nicht die Keine isolierte nationalpolitische Lösung ist mög- staatspolitischen Konsequenzen gezogen. Kramai lich, hat als Vater des SprachengesetzcS und der Spra- schafts- und Sozialpolitik. 4. Mit einer solchen Regelung könnten wir vor der demokratischen Welt bestehen. Von dieser Basi» aus wollen wir den Kampf um die StaaiSbejahung der Deutschen erneut aufnehmen. Wir würden damit ein europäische» Beispiel geben. Der Aus­weg au» dem europäischen Nationalitätenstreit liegt nicht im relativen, sondern im absoluten Minder­heitenrecht. ES geht darum, der LebenSberechti­ausschließlichen Herrschaftsanspruches ist dazu ver­urteilt, in die Kollision mit der Staatsgewalt zu geraten, oder an die Schranken de» benachbarten Volkstums zu stoßen, das Im gleichen historischen LcbenSraum verwurzelt ist. Deshalb sind auch die Kautschukparolen und Forderungen des Herrn Henlein nicht weiter interessant. Seine Strategie ist rein außenpolitisch angelegt, und kann mir im Rahmen einer nazistisch-imperialistischen Mittel­ europa -Konzeption entschieden werden. Ob diese Konzeption zum Zuge kommt, wird nicht nur von. Asch und Berlin , sondern ebenso sehr von Paris und London , von Rom , Warschau und Moskau abhängcn. Wenn sich weiterhin in der Außenpolitik die feindseligen und die verbündeten Kräfte die Waage halten, dann wird die Entscheidung über daS deutsch -tschechische Problem noch einmal auf daS Feld der Innenpolitik verlegt. Hiebei wird sich erweisen, welches Prinzip, die Demokratie oder die Totalität, das stärkere ist. C» geht darum, ob die tschechoslowakische Demo» kratie kapitulieren soll vor dem nationalsozialisti­schen TotalitätSanspruch in Mitteleuropa , oder ob sich die Ansprüche der SdP in da» System der tschechoslowakischen Demokratie einstigen lassen. Ich sehe beim tschechischen Volk und unter unseren deutschen sozialistischen Republikanern keine Be» reitschaft zur Kapitulation, ich sehe aber eine ehr« lich « Bereitschaft breiter Schichten de» tschechischen Volke», seiner Publizistik und Intelligenz zu einer demokratischen Lösung der nationalen Frage. Nun kommt alle» darmif an. ob die demokratischen Kräfte de» Lande» den Mut zu großzügigem Han» deln finden. Wir wollen e» offen sagen: ohne einen sichtbaren Bruch mit der Rational - staatStradition geht e» nicht. Es muß eine sichtbar« Wendung und«in neues Beginnen kommen. Alle Möglichkeiten für ein« konstniktive, demokratische Lösung sind noch offen. Sie kann mn in einer Verbindung wirt­schaftlicher und sozialer Aufbaupolitik mit gerech» ter Nationalitätenpolitik und entschlossener demo» kratischer Selbstbehauptung bestehen. Unser demo» kratische» Konzept strebt die Anwendung de» Grundsätze» der Gleichberechtigung der Völker auf die besonderen historischen und geographischen Vor­aussetzungen des Lande» vor. Der von un» in den Spalten de»Daily Telegraph " zuerst ver» öffentlicht« FriedenSplan beruht auf vier Grund­sätzen: 1. ohne eine moderne Konzeption der Wirt» . Tie Republik hat alle chenvcrordnung das Prinzip des Nationalstaates! Voraussetzungen für eine ökonomische Aufblüte: auf dieses wichtige Gebiet übertragen. Daß da» eine intelligente, tüchtig^ Arbeiterschaft, eine slei» Sprachcngesetz als Bestandteil der Verfassung er» klärt wuvde, erschwerte eine Neuregelung der Sprachenpraxis im Sinne der praktischen Bedürf» niste. Masaryk empfand ständig den Mangel einer positiven Lösung unserer inneren Nationalitäten» Probleme und er hat in seinen Kundgebungen un» rrmüdlich darauf hingewiesen, ohne aber«in prak» tischeS Echo zu finden. Deshalb ist die Feststel ­lung notwendig, daß die heutigen Schwierigkeiten Nicht eine Folge der Konzeption Masaryk-Beneä sind, sondern da» Resultat dessen, daß die Prinzipien Masaryk » in der Rationalitäten- volitik nicht genügend respektiert wurden. Eine logische Folge diese» Zustandes war, daß der deutsche AltivismuS in defensiver Position kämpfen mußte und nach der Okkupation Oester» Deutsche Sozialdemokratie und Regierung Mehrere tschechische Blätter befassen sich niit dem Verhältnis der Regierung zur deutschen So­zialdemokratie. So schreiben dieß i b o b d Noviny": Wir wollen nicht behaupten, daß die deutsche Sozialdemokratie um jeden Preis einen Mini- stersih haben muß. Und so weit uns bekannt ist, war nicht einmal sie in dieser Sache irgendwie dogmatisch. Aber wir behaupten, daß diese Par­tei ein gutes Verhältnis zur Regierung haben soll und daß die Sorge um dieses Verhältnis auch die Sorge der Koalition ist. Es nützt kei­neswegs der Demokratie, wenn die deutschen Sozialisten daS Gefühl haben werden, daß sie von den übrigen demokratischen Parteien ver» lassen würden. AuS ihrem Verhalten im Par­lament sowie auch daraus, was sie in ihre» Blättern schreiben, ist jedoch zu ersehen, daß sie dieses Gefühl schon haben. Ist dem so, dann muß man sagen, daß die Regierung einen großen Fehler getan hat und daß sie durch eigenes Hin« zutun aus der Sudctendeutschen Partei eine hun« dertprozentige und tatsächlich totalitäre deutsche Partei schafft. Auch in der letzten Nummer der agrarischen B r a z d a" kommt eine gewisse Unzufriedenheit mit der Taktik einiger agrarischer Faktoren zum Ausdruck, welche geduldig dem Terrorismus im Grenzgebiet zusehen. Da» Blatt schreibt u. a.: Die so glänzend verkündete Henleinsche Totalität deS gesamten Sudetendeutschtums ist nicht so ganz und einheitlich, wie sie zu sein vor­gibt. Und da» nicht nur, well die deutsche So­zialdemokratie, verjüngt durch Jakschen» Füh­rung, dem schweren Druck Widerstand leistet, sondern well auch die zwei anderen aktivistischen Lager, da» agrarische und christlichsoziale, nicht völlig vor Herrn Henlein zusammengebrochen sind, als die psychologische Erschütterung nach dem österreichischen Anschluß gekommen war... Auch wenn man nicht damit rechnen kann, daß in absehbarer Zeit au» der neu kundgegebenen Kri­stallisation deutscher aktiver Elemente ein mäch­tigerer Strom hervorgehen könnte, ist eS doch eine Tatsache, welche nicht ohne tiefere Erwä­gungen auf tschechoslowakischer Seite übergan­gen werden sollte. Es handelt sich darum, welche »kraft diese demokratische deutsche Minderheit zeigen und ob sie sich heldenhaft wird schlagen können. Die tschechoslowakische Politik muß daran ein Interesse haben. Beachtenswert ist auch die Stimme der rechts­stehenden ZeitschriftFronta": Wenn eS sich im Verhältnis der Regierung zu den deutschen Sozialdemokraten um nichts anderes handelt, als um Teilnahme oder Nicht­teilnahme in der Regierung, wäre daS Sache bloßer taktischer Erwägungen und wir können uns mit der Analyse der Frage begnügen, ob durch diese Teilnahme unsere Position im Kampfe um die Lösung des heutigen Zusammen­stoßes des auf Deutschland sich stützenden Hen­lein gestärkt oder geschwächt würde. Aber schon bei'diesen taktischen Erwägungen würden wir daraufkommen, daß e» sich um eine wesentlich wichtigere Sache handelt. Wem zuliebe sollen die deutschen Sozialdemokraten aus der Negie­rung hinausgcstohen werden? Henlein zuliebe, der al» Nationalsozialist nach der Konfession des Dritten Reiches mit Sozialisten nicht verhan­delt? Soll er vielleicht so zur Friedfertigkeit und Versöhnlichkeit geneigt gemacht werden? Würde die deutsche nationalsozialistische Partei ver­söhnlicher und weniger angriffslustig sein, wenn die letzten Reste der Organisation Andersdenken­der vernichtet würden? So würden wir notwen­digerweise zu der Ertvägung kommen, wie eS bei uns sein wird, wenn wir nur mit Henlein verhandeln werden. Werden wir nicht ihn und seine Partei in der Ucberzeu^ang bestärken, daß ' nur sie der berechtigte Sprecher unserer Deut- 1 schen ist?... Wer die Dinge tatsächlich vom ' Standpunkt unseres nationalen Staates beur- 1 teilt, gelangt logisch und notwendig zum Schlüsse, ; daß die Negierung mit ihren Organen alles tun muß, um die Freiheit jener zu schützen, die sich * zu den deutschen sozialen Parteien melden, aber J auch jener, welche eventuell ohne Parteien sich ' die Freiheit de» Denkens erhalten wollen... ' Wenn dafür nicht gesorgt wür*, wäre es not» ' wendigerweise auch um die Einheit des Staates geschehen. Vie nationale Verständigung als historische Aufgabe Vortrag Jaksch vor einer tschechisch-deutschen Kundgebung In BrUnn von der Gnade de» Sanctum Officium. Gab e» denn gar keine gerechtere Strafe al» da» Bren­nen, Strafe, die würdiger dieser Abscheulichkei­ten gewesen wäre? E» klapperte der Priester, der dem Manne zunächst stand, mit dem Inhalt eine» Sacke». Da» klang nur wie da» Klappern von Würfeln. Da jedoch die Totenstille herrschte, hörte man e» allenthalben, auch hinauf bis zu den Ballonen, wo die Damen saßen, denen eS zu heiß und stickig in der dichtgepackten Masse schien, und die Zucker­wasser und Raum brauchten, um sich den Ekel vom Gesicht zu fächeln. ES schrie der Priester:Volk von Valla­dolid, dieses klappernde Gebein, eS muß auch zu den Ersten! DaS war der Kinderblutsauger, der an den Millionen der Christenmenschen da» vollenden wollte, waS dieser noch Lebende, nach höchster Inspiration Aufbewahrte und nicht Ge» vierteilte an unserer allerseligsten Majestät allein zu vollenden plante. Deshalb haben wir die Gebeine ausgegraben, sie hergebracht, weit auS Flandern , in königlicher Karawane, wir werden sie brennen auf königlichen Befehl. Der größte Blutsauger zu dem größten Verschwörer, der größte Verschwörer zu der ungeheuerlichsten Schänderin deS kaiserlichen Leichnams!" ES sahen einige, wie der Mann im Schänd» Hemd und in der Teufelsmütze nicht imstande war, den Mund zu schließen. Sie sahen durch seine geöffneten Lippen einen schwarzen Gau­men, und sie waren sicher, daß auch sein Schlund ganz schwarz war. Und der Mann schien doch ein Mensch. Soviel Haß in ihm, soviel schwarzer Haß! Sie haßten ihn deswegen noch mehr und zogen die Hiutensteheuden nach vorn, damit sie auch sähen, wie hasscnswert dieser Mann war. Mit schwarzem Tuche war der Altar bedeckt. Und zur Rechten und zur Linken d:S Altars waren die Tribünen aufgebaut für den Hof des Königs Philipp und für seinen Sohn uns Erben und für die Verwandten des Königs und füc den Großinquisitor und für sein geistliches Geso.ge. ver ewige Schatten