«r. 115Dienstag, 17. Mai 1938Seite 5WfcMuirWioft un4In Gornntol halten sich Eier. iiberUohr/ fauoiiw ttiSinken der landwirtschaftliche» Ausgleiche.Aus der amtlichen Statistik geht hervor, daß imApril die Anzahl der landwirtschaftlichen Ausgleiche gemäh Regierungsverordnung Slg. Nr.76/1938 gesunken ist und zwar von 188 simMärz d. I.) auf 121, wobei die gesamte Urber«schuldung ö,140.192 KL gegen 10,178.808 Köim März d. I. betragen hat.Sch..... im Seidcnstrumpf". Talleyrand hörtealles ruhig an und erwiderte nur:»Der gute Geschmack, Majestät, ist Ihr persönlicher Feind.Könnten Sie sich seiner durch Kanonenkugeln entledigen, so gäbe eö ihn schon lange nicht mehr."Talleyrand verriet Napoleon und die folgenden Regierungen. Er hatte immer rechtzeitig dierichtige Gesinnung. AIS er starb hatte er nach vor»ichtiger Schätzung durch seine Verräterei«!» dieSumme von 117,600.090 Francs eingenommen,von der allerdings der grügte Teil am Spieltischund bei galante» Frauen geblieben war. An Gesinnungslumperei übertraf er bei weitem seinenMinisterkollegen Faucht, der sich im Vergleich zufvgung. ferner 11.7.600 Tonnen Dünger und6198 Tonnen Saatgut für Getreide und Gemüse.Auster diesen neuen Bodenbesitzern wurdenan Bauern, die das Land nach eigener Initiativebebauten, folgende Unterstützungen gewährt:Erntekredite 4,260.000 Pes., Darlehen an dieReisbauern 8,750.000 und 1,168.895 Pes.Darlehen an Kooperative.Seit 1. Jänner 1987 gewahrte das Institutfür landwirtschaftliche Kredite folgende Dar-Talleyrand geradezu wie ein armseliger Anfängerausnimmt; obwohl ja auch Faucht in der Liste dergrasten Verräter und Gesinnungsakrobaten einenhervorragenden Platz einnimmt.Vergleicht man aber Talleyrand, den Mann,der 13 Treueide leistete und brach, der mehr alshundert Millionen BestechungSgeldcr einsteckte,mit den TaUeyrandS unserer Zeit, die sich etwaeinen einzigen Verrat mit einer fetten Pfründebezahlen lassen, dann erkennt man erst die ganze„Gröhe" dieses französischen Staatsmannes, überden man auch noch in weiteren zweihundert Jahrensprechen Wird, wenn seine kleinen Epigonen voni heute längst vergessen sind. h. k.)M 4er MMI, dem KiHm«der dien WatetrMwt etato dto—gwiMofrnili*HJHACOVICtR VINCENTKAQUKUE.Verlanget sie in jedem Restaurant,jeder Weinstube und jedem Kaffeehaus.„Garanlolvertrieb“: Wenzel Müller, TitschenEngland* Außenhandelunter VorjahrshöheLondon. Der Anstenhandel GrostbritannienSist im April weiter zurückgegangen. Mit 115.95Mill. Pfund Umsatz wurde sowohl die VorjahrS-höhe(133.29 Mill.) wie die Märzhöhe(182.50Mill.) unterschritten. Die Einfuhr ist gegen denMärz um 11.2 auf 73.07 Mill, zurückgegangenund die Ausfuhr um 4.9 auf 37.27 MiU. Pfund.Da sich die Einfuhr stärker als die Ausfuhr gesenkt hat, verminderte sich das Passivum aus 31.39Mill, gegen 87.24 Mill, im März..„Sozialismus der Tat 4*Im Abendblatt der Reichenberger Gleichschalter vom 18. Mai, wird auch die Firma I. Körber, Schokoladenfabrik in Ketten genannt, die imAufbruch der Volksgemeinschaft Konrad Henleinsihren Arbeitern den 1. Mai vergütet hat. WaS indiesem Betriebe der einzelne Arbeiter als Sozialismus der Tat erhalten hat, wird vornehmerWeife verschwiegen. Bei der Nennung dieser Firma(Inhaber sind die Kameraden Kuhn& Hoffmann)ist der„Reichenberger" ein ganz besonderer Griffgelungen. Der Betrieb ist weit über die GrenzendeS Bezirkes Rcichenberg dadurch bekannt, dast dieKameraden Kuhn& Hoffmann unbeschreiblichniedrige Löhne an ihre deutschen Arbeiterinnenzahlen. Dieser Sozialismus der Tat, nach denGrundsätzen der„Volksgemeinschaft", war in:Betriebe dieser„Kameraden" schon immer oberstesGebot!Im Jahre 1986 haben die Herren Kuhn&Hoffmann umfangreiche llmbauarbciten in ihrerFabrik durchgeführt. Den Maurern wurdeseinerzeit ein Stuadenlohnvon Ki 3.— statt KS 8.10 gezahlt.Auch der seinerzeitige Adcrlast an den Bauarbeitern, Ivar„Sozialismus der Tat" nach den Begriffen der Volksgemeinschaft, lieber Einschreitendes Kreissekretariates der Bauarbeiter mustten dieKameraden Kuhn& und Hoffmann die Differenzzum VertragSlohn nachzahlen. Die gesamte Nachzahlung an alle Bauarbeiter betrug seinerzeit weitüber 10.000 K£(zehntausend Kö). Marxistenwaren eS. die den Bauarbeitern damals zu ihrem rechtmähtgenLohn verhalfen und verhindert haben,dast der„Sozialismus der Tat" seitens der Kameraden Kuhn& Hoffmann sich gegen die Bauarbeiter auswirken konnte.Der„Sozialismus dec Tat" dieser Volksgemeinschaft, bestehend im Vertragsbruch gegenüber den Kameraden Arbeitern, in der Bezahlungunbeschreiblich niedriger Löhne an deutscheArbeiterinnen und in anderen Handlungen, die sedenfalls alle im Interesse der vomUnternehmertum augezogenen und mit allen Mitteln geförderten„Volksgemeinschaft" liegen.Der spanische Boden in Händender arbeitenden BevölkerungDas kleine RechenwunderBARRETT FIGURINGkostet nur K ö MOO*-Addlert— subtrahiert— multipliziert— dividiertVerlangen Sie noch heute günstigstes Angebot F. 38ALLGEMEINER BUREAUBEDARFVERTRIEB, II. VAdavsk« n. 28Der Boden der spanischen Republik ist sehrfruchtbares Land. Ständen dem Bauer genügendMittel für eine moderne und rationelle Dewirt-schostung zur Verfügung, dann könnte daS Landein blühendes Paradies werden. Die Klassen, dieSpanien vor der Republik regierten, hielten daSVolk absichtlich in Elend, um so bester ihreeigene» Vorteile zu sichern. Die anbaufähigeBodensläche Spaniens beträgt 22 MillionenHektar, deren Verteilung in der Zeit vor decRepublik aus folgenden Angaben erhellt:9,618.400 Hektar befanden sich in Händenvon 50.000 Besitzern, von denen 75 allein zusammen 1,125.058 Hektar besahen. Wie waraber der Landarbeiter bezahlt, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeitete? InSalamanca bekam er für diese Arbeitszeit 1.50Pes. täglich, in Estremadura 2.25, in anderenTeilen des Landes 2.50 Pes. Unter diesen Ver-hältnisten führte der Landarbeiter auf demfruchtbaren spanischen Boden ein Hungerdasein.Die Republik beseitigte diese Ungerechtigkeiten durch eine grost angelegte Agrarreform.Seit dem Juli 1986 gelangten 4 Millionen Hektar zur Verteilung, die sich heute in den Händen von 1% Millionen Bauern befinden, welchedaS Land entweder individuell oder kollektiv nachfreiem Entschluh bebauen. Die Republik gingaber noch weiter. ES genügte nicht, den BauerndaS Land zu geben. Die Regierung wusste, dastdie verelendeten Dauern keine Mittel besitzen,um sich die nötigen Maschinen. Werkzeuge, Dünger etc. zu besorgen. Fu diesem Zwecke stellte daSInstitut für Agrarreform diesen Bauern Kreditein der Höhe von 110,046.876 Pes.»zur Ver-lehcn: an landwirtschaftliche Genostenschaften17,749.654 Pes., an landwirtschaftliche Kooperative 6,969.507 Pes., an Einzelbauern8,435.410 Pes.Der beste Beweis für den Erfolg ist in derErhöhung der Anbauflächen gegeben: Weizenanbaufläche 1935: 1,638.019 Hektar, Weizenanbaufläche 1086 1,736.956 Hektar, also mehrum 89.987 Hektar.Auch in anderen Produkten ist eine Erhöhung der Anbaufläche zu verzeichnen. DerBauer verstand, was die Republik für ihn leistete.Er arbeitet mehr und intensiver, denn er weist,dast er auf seiner Scholle für sich und daS Kollektiv der Republik arbeitet und nicht mehr fürdie Herren, die ihn auSgebeutet haben.Tod oder AugenlichtAmerika kämpft um das Lebeneines KindesMTP New Bork.„Nein, ich kann es nichtentscheiden... Ich weih nicht, was ich tun soll..."Der Chicagoer Zahnarzt Herman Colan sankgebrochen aus dem Sessel zusammen, den ihm derArzt in dem Sprechzimmer des Gorfield-Park-HospitalS zurechtrückte. Er sollte eine Entscheidung treffen, die übermenschlich war. Fünfundzwanzig der gröhten Augenspezialisten hatten bereits seine kleine Tochter Helaine-Judith untersucht; sie waren sämtlich zu der furchtbaren Heberzeugung gekommen, dass es nur zwei Auswegein dem Fall des fünf Wochen alten Babys gab:entweder man muhte dem Kind beide Augen entfernen, die von einer bösartigen Krebsgeschwulstangegriffen waren. oder aber es muhte sterben.Herman Colan wich der Entscheidung aus.Die Aerzte ihrerseits hätten sie nicht z» fällen gewagt, und überdies hatten sie kein Recht dazu.Denn sic dürfen ja nicht nur im Falle unheilbarerErkrankung den Patienten töten, sie dürfen beiMinderjährigen ja auch keine Operationen durchführen, ohne Genehmigung der Eltern. Zumaldiese Operation mit einer Gewihheit von eins zueiner Million die kleine Patientin für immer umdas Augenlicht bringen muhte.Aber der Fall erheischte eine schnelle Entscheidung. Es war klar, dah, wenn man nochweitere Tage zögerte, die Krebsgeschwulst um sichgreifen muhte, daö Gehirn angreifen konnte, unddann wäre der Tod der kleinen Helaine-Judithohnedies sicher, und jede ärztliche Hilfe käme zuspät. Da der Vater zusammengebrochen war,wandten sich die Aerzte an die Mutter. Mrs.Colan zog ihren Vater zu Rate. Dr. Hershman.der selbst Arzt ist. Sie muh furchtbar um dasLeben und das Glück ihrer Heinen Tochter gekämpft haben, aber fchliehlich fällte sie die Entscheidung. Sie lieh den Aerzte» sagen, die Operation sollte nicht durchgeführt werden, sie müsseihr Kind der Gnade GotteS überantworten...Tie Tragödie der Familie Colan blieb nichtunbekannt; der Fall der kleinen Helaine-Judithwar medizinisch viel zu„interessant", als dah überihn nicht zunächst die Fachzeitungen berichtet hätten. Die menschliche Seite des Falles rief diegrohe TageSpresse auf den Plan, alle Zeitungenbrachten nun Berichte aus dem Krankenhaus, dasBild der unglücklichen Mutter, die über Leben undTod ihres Kindes zu entscheiden gehabt hatte undfür dessen Tod entschied, wurde bald in alle Weltgefunkt. Die Frauen-Organisationen nahmen sichdeS Falles an, mahgebende Persönlichkeiten meldeten sich zum Wort, wurden interviewt, sprachensich für oder wider die Mutter ans. Auch dieserunglückliche Fall wurde zu einer typisch amerikanischen Sensation, das Garfield-Park-Hospitalwurde von Hunderten von Menschen belagert, unddie arme Mutter, die ihr totkrankes Kind besuchenwollte, wurde bald mit wüsten Schreien empfangen.Zwei Parteien bildeten sich alsbald in deröffentliche» Meinung. Die eine, sichtlich dieMinderzahl, billigte den Entschluh der Mutter,der Vorsehung nicht in den Arm zu fallen. KeinMensch habe das Recht, über Leben und Tod, sagten diese Leute, Gotter Wille geschehe, und darHandwerk der Chirurgen sei verflucht, weil er nurdann vor dem Tode reiten könnte, um einem Wesenein Leben im Unglück zu sichern.Die andere Partei aber, die immer mehrAnhänger gewann, erklärte, dar Leben auf jedenFall für heilig. Es gebe Tausende und Hunderttausende von Blinden auf der Welt, die zlvar derAugenlichts beraubt seien, aber nicht dec anderenGenüsse deS Lebens. Die moderne Medizin seibereits soweit, selbst für diesen verzweifelten Falldem Tod ein Kind abzusagen, und er sei noch garnicht entschieden, auch wenn er eins gegen eineMillion stünde, dah eine spätere BehandlungHelaine-Judith Colan wieder sehend machenkönnte. Dr. Cassius Rogers, einer der bekanntesten Röntgenspezialisten der Staaten, erklärte sichbereit, die Behandlung mit Röntgenstrahlen späterzu übernehmen, und wenn die Aussichten auch nochso gering wären, eine letzte Chance wäre immernoch da.Tausende von Briefen, von Petitionen, vonAbordnungen bestürmten die Leitung des Hospitals. die Aerzte sollte» sich über den als frevelhafterklärten Willen der Mutter hintvegsehen und dieOperation vornehmen.Unter diesen Briesen war auch einer vonHelen Keller, jener wunderbaren Frau, die heutePräsidentin der amerikanischen Liga der Blindgeborenen ist, und deren Kampf um das Leben mauaus ihrem Buch kennt, der es nickst nur gelungenist, das Fehlen des Augenlichts säst völlig durchdie Entivicklung der anderen Sinnesorgane undstrenge Selbstzucht zu ersetzen, sondern die auchihr ganzes Leben für die Hilfe der Blinden hin-. gegeben hat.Helen Keller schrieb:„Sie haben nickst dasReckst. Ihr Kind daran zu hindern, seine Chanceim Lebenskampf zu versuchen. Dian versichertmir, dah eine Röntgenbehandlung in einzelnenFällen auch von dem furchtbaren Leiden erlöste,das Ihr Kind befallen hat. Aber selbst wenn auchdiese Behandlung unwirksam bliebe, Sie dürfenunter keinen Umständen die Chirurgen daran verhindern, Helaine-Judith zu retten. Die Blind-: heit ist nicht das furchtbarste Unglück, unter demMenschen leiden. Sie ist lediglich ein Gebrechen,daS die Seele der Blinden würdig zu tragen versteht, dem sie sich fügt, ohne an Geist und Herz, zugrundczugehen. Sic dürfen sich aus keinen Fall: eines Verbrechens schuldig machen."i Dieser Brief von Helen Keller, man könnte- ihn einen Aufruf nennen, hat ein ungeheures Echol in ganz Amerika hervorgerufcn. Wahrscheinlichi wird auch MrS. Colan von den bewegten Worten> dieser tapferen Frau überzeugt werden und endlich ihre Einwilligung zur Operation geben.Eier Vorratfür den"mw-Talleyrand.der Minister, der dreizehn Eide brachAm 17. Mai sind eS genau hundert Jahre,hiß dec grohe französische Staatsmann Talley«wnd, Fürst von Benevent und Bischof von Autun,pew. Er sagte einmal in prophetischer Vorahnung:.Von mir wird man noch dreihundert Jahre nacheieinem Tode sprechen!"Und er hat recht behalten. Man wird vonTalleyrand sprechen, solange eS Minister gibt, dieKn Verrat auf ihre Fahne geschrieben haben undSie ihr Land und die Regierung, der sie den Treu-rid geleistet haben, für mehr oder minder groheSummen verschachern.Talleyrand hat jeden verraten, der mit ihmzu tun hatte, Ludwig XVI., den Papst, die Kon-süluanle, daS Direktorium, Napoleon Bonaparte,Ludwig XVIII. und Karl X. Ein paar wenigerbedeutende Zwischcnregierungen, denen er den Eidleistete, um sie später zu verraten, sind hier nichtaufgezählt. Wie auch nicht die vielen Frauen erwähnt sind, denen er seine Karriere verdankte unddie er, wenn sein Ziel erreicht war, verlieh. AlsTalleyrand seinen Eid für Ludwig XVIll. ablegte. fügte er in kaum noch zu überbietendemZynismus hinzu:„Es ist dies mein dreizehnterTreuend, hoffentlich mein letzter".Talleyrand stammte aus einer verarmtenadeligen Familie. Infolge des Geldmangels einerseits und andererseits im Hinblick auf die Tatsache, dah Talleyrand, dec sich als Knabe den Fuhgebrochen hatte und seitdem hinkte, zum Offizierungeeignet war, wurde er gegen seinen WillenGeistlicher. Er sah in seinem Beruf niemals eineSendung, sondern betrachtete ihn als Broterwerbund setzte von Anfang an alles daran, um schnellKarriere zu machen. Im galanten Frankreich wardar nur mit Hilfe der Frauen möglich und so warTalleyrand bald in viele erotische Affären verwickelt, in die er sich ohne Rücksicht auf sein Prie«fterkleid einlieh. Dafür war er freilich im Altervon noch nicht 84 Jahren bereits Bischof vonAuwn.lind als solcher beging er seinen ersten gro«hen Verrat.Als Vertreter des Klerus war er in die sogenannten Gcneralstaaten gekommen und Vorsitzender der Nationalversammlung geworden. Indieser Eigenschaft schlug er Ludwig X VI. vor, dieaufkeimende Revolution mit Gewalt zu untcrdrük»le». Der König konnte sich hierzu nicht entschlie-hen, er zauderte, und dieses Zögern lieh schlieh-lich die Revolution in vollem Umfange auSbre«»en. Sofort schwenkte Talleyrand zu den neuenHerren über. Er war eS, der die Säkularisationder französischen Kirche vorschlug.Die Antwort deS Papstes war die Exkommunikation. Den Tag feierte er mit einer galan»ten Dame, auf die Einladung hatte er zynisch geschrieben:„Da mir der Papst Feuer und Wasserverweigert, wird eS zur Feier des Tages nur kalten Braten und eisgekühlten Wein geben."Als das Direktorium zur Macht kam, hatteTalleyrand bereits einen König, den Papst unddie Konstituaten verraten. Er hielt jetzt zu Danton, der ihn als Führer einer Delegation nachEngland sandte. Das war ein Glücksfall für Talleyrand, denn kaum war er abgereist, wurde erauf die Liste der zu guilleotinierenden gesetzt.Durch seine Abwesenheit von Paris wurde er aberauch der Notwendigkeit enthoben, in der Frage derEnthauptung des Königs Stellung zu nehmen, sodah er später mit Stolz behaupten durfte,„keinKönigSblut vergossen zu haben".Aus England wurde Talleyrand auSgewiesen,nach Frankreich konnte er nicht zurück. So lebteer als Emigrant in Amerika. Aber nicht allzulange. Er setzte sich mit Madame de Stael inVerbindung, die eS zunächst durchsetzte, dah Talleyrand nach dem 9. Thermidor von der Emi-grantenliste gestrichen wurde und wieder nachFrankreich zurückkehren konnte. Und Mme deStael setzte es sogar durch, dah der zweifellosfähige Diplomat wieder in den Staatsdienst ausgenommen und Auhenminister wurde.Talleyrand dankte MMe de Stael in seinerArt. Als sie bei Napoleon in Ungnade fiel, war eSTalleyrand, der die Verbannung seiner einstigenProtektorin durchsetzte. In der entscheidenden Unterredung mit Napoleon sagte er zynisch:„DieStael ist eine Intrigantin und zwar so sehr, dahsie es ist, wegen der ich mich an dieser Stellebefinde".Eigenartig war das Verhältnis Napoleonszu Talleyrand. Der grohe Korse hatte den gewiegten Diplomaten frühzeitig durchschaut. Under brachte es doch nicht fertig, sich des Manneszu entledigen. Napoleon wuhte von den Verrätereien und von den Korruptionsaffären Talley-randS. Napoleon wuhte, dah Talleyrand alleinan dem amerikanischen Friedens- und Freundschaftsvertrag zwei Millionen Francs Bestechungsgelder eingesteckt hatte. Napoleon wuhte, dah esauSschliehlich Talleyrand war, der ihn in den nutzlosen spanischen Krieg gehetzt hatte, und zwar zukeinem anderen Zweck, als damit sich der Kaiserdort verbluten solle. Napoleon wusste auch, dahTalleyrand mit dem Zaren konspirierte. Aber erbrachte e» nicht fertig, sich von dem Manne zubefreien, dem„einzigen, der ihn richtig verstand",Napoleon selbst sagte: Einmal/ am 28. Jänner1809, kam eS zu einer grohen Aussprache zwischen Napoleon und Talleyrand. Die Aussprachewar ziemlich einseitig. Napoleon tobte und schrie,er machte Talleyrand herunter und belegt« ihnmit den wüstesten Schimpfworten. In Gegenwartanderer Minister und Würdenträger bezeichneteer ihn in seiner drastischen Art als„ein Stück