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Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Berwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag
18. Jahrgang
Freitag, 27. Mai 1938
Englischer Sonderdelegierter nach Prag und Berlin
London.( Havas.) In gut informierten Kreisen wird die Nachricht bestätigt, daß der Vorstand des mitteleuropäischen Departements des britischen Außenamtes, William Strang , aus London abgereist ist, um die Städte Berlin , Prag und Paris zu besuchen. Er wurde
unparteiischen Kommission eine Friedensgarantie für alle ist?" Abgeordneter Davidson( Labouropposition): „ Ist es dem Ministerpräsidenten möglich, eine un parteiische Kommission zu ernennen?" Butler antwortete auf diese atvei Zusatzfragen
nicht.
mit der Aufgabe betraut, Informationen bei den Lügenpropaganda
britischen Vertretungsbehörden einzuholen. Wie verlautet, wird Strang etwa nach 14 Tagen wieder nach London zurückkehren.
Ein englischer
Beobachter?
gegen die Armee
Prag. ( Amtlich.) Eine staatsfeindliche ProDr. Hodža empfing gestern die Gesandten paganda verbreitet im Grenzgebiet, daß das MiJan Masaryk und Dr. Osusky. litär schlecht verpflegt sei, daß die Soldaten in den Dörfern betteln. Alle solche Nachrichten sind unwahr. Das Ministerium für Nationalverteidigung hat Donnerstag durch direkte Kontrolle an Ort und Stelle festgestellt, daß die Verpflegung aller Truppenförper flaglos funktioniert. Das Militär erhält täglich drei ausgiebige warme Mahlzeiten. Nahezu überall bringt die Bevölke rung tschechischer und deutscher Nationalität aus Freude über das Eintreffen des Militärs diesen von selbst ständig Erfrischungen der verschieden sten Art. Da diese Tatsaaje von einer böswilligen staatsfeindlichen Propaganda zu Gerüchten über Betteln und Hungern des Militärs mißbraucht werden, fordert die Militärverioaltung die Bevöl. ferung auf, von diesen Aufmerksamkeiten Abstand zu nehmen. Eine Person, die diese Nachrichten verbreitete, wurde Donnerstag verhaftet. Sie gestand, daß sie zur Verbreitung dieser Nachrichten aufgefordert worden ist.
Das Tsch. P.-B. meldet ferner: London . Die britische Regierung erwägt die Entfendung eiens Beobachters ins fudeten deutsche Gebiet. Zwed dieser Maßnahme ist, das Nifiko von Zwischenfällen auf das geringst möglichste Maß zu beschränken. Der Plan ist jedoch noch nicht ganz bestimmt, wie schon in einigen Breffemeldungen angedeutet wurde. Es ist noch nicht einmal über die praktische Wirksamkeit entfchieden, und es wurden in dieser Richtung auch noch keine Schritte unternommen. Deutschland hat gegen diesen Plan keine Einwendungen und im ,, Böllischen Beobachter" wurde ein ähnlicher Gedanke aufgeworfen.
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Im Unterhause stellte Abgeordneter Noel- Bater ( Labour) an den Ministerpräsidenten die Anfrage. ob die Regierung den Antrag stellen werbe, eine unbarteiische internationale Stommission an bie tichechoslowakisch- deutsche Grenze zu entfenden, um die angeblichen Grenzberlegungen und andere Zwischenfälle zu untersuchen.
Unterstaats fretär Butler antwortete:„ Die An regung des Abgeordneten Bater ist eine von jenen, an die die Regierung denken wird, für den Fall, daß j jie nüßlich sein fönnte.
Bafer: Denit die Regierung daran, daß in ähnlichen früheren Fällen, die Erfahrung bei Striegsgefahr gezeigt hat, daß die Anwesenheit einer solchen
Dr. Hodža
über das Statut Die Arbeiten wurden im Feber 1937 begonnen
" Paris Svir" veröffentlicht eine Unterredung seines Sonderberichterstatters mit Dr. Milan Hodža .
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Inspektionsreise
des Verteidigungsministers
Minister für Nationalverteidigung Machnik hat, wie amtlich gemeldet wird, dieser Tage eine Bereifung und Inspezierung einiger Gebiete und Garnisonen durchgeführt.
Aus dem Inhalt:
Heinrich Herget
tödlich verunglückt
Vormarsch an der spanischen Ostfront
Nr. 124
Ruf zur Besinnung!
Seit Sonntag hat sich in der Stimmung der hat es Herr Henlein vorgezogen, in dem ernsudetendeutschen Bevölkerung manches geändert. stesten Augenblick, den wir seit Jahren verlebt Eine hemmungslose Agitation, die auf die tatsächs haben, fern vom Schuß zu sein. lichen Verhältnisse keine Rücksicht nahm, hatte in Er, der sich noch vor kurzem, anläßlich seines 40. den Menschen den Glauben zu eriveden versucht, Geburtstages als Frontkämpfer des Weltkrieges als ob in den Grenzgebieten die tschechoslowakische feiern ließ, ist von der Front in dem ersten MoStaatsmacht nicht mehr lange eriſtieren werde ment desertiert, als es begann heiß zuzugehen. und daß dort bald andere Herren gebieten werden. Man wird ihm das nicht vergessen und diese Ers Die Verfügungen, die ab Samstag getroffen fahrung, welche das Sudetendeutschtum mit sei und der Bevölkerung sichtbar wurden, haben in nem Führer" gemacht hat, wirkt alles anders allen Kreisen, die den Frieden wollen und auf als erhebend. seiten der demokratischen Republik stehen, Umso entschlossener fämpfen die Kader der wahrhaft herzstärkend gewirkt, fudetendeutschen Sozialdemokraten, welche nuneine Welle neuen Mutes und Selbstbewußtseins mehr das Gefühl haben, daß sie nicht verlassen haben sich über das Grenzland ergossen. Dagegen sind. Sie sind sich des Ernstes der Lage bewußt, ist manchem, der schon den billigen Triumph über aber sie wissen auch, daß der schwere Kampf, den die Demokratie und ihre Anhänger zu sehen ver- sie seit Wochen führen, nicht ohne Erfolg gewesen meinte und glaubte, seine Nachegelüſte an den ist, daß von einem„ Ueberrennen“ und„ VernichAnhängern der Freiheit und des Fortschrittes bald ten" der deutschen Sozialdemokratie feine Rede befriedigen zu können, das Herz in die Hosen ist. In diesem Kampfe heißt die Parole: gefallen.
Frieden oder Krieg, Freiheit oder Barbarei. Die Menschen im Grenzgebiet haben seit Sonn tag einen Anschauungsunterricht darüber erhalten, daß die Hetze der Sudetendeutschen Partei die Gefahr eines neuen Weltkrieges heraufbeschwört, mit all dem unvorstellbaren Schrecken, mit dem Meer von Blut und Tränen, in welchem das sudeten deutsche Volk und mit ihm ganz Europa zu ver sinken droht. Männer und Frauen sehen diese Ges fahr leibhaftig vor sich.
Die überwiegende Maffe der Bevölkerung, Tschechen wie Deutsche , wollen keinen Krieg.
Mancher Parteigänger der SdP geht nicht mehr so siegessicher und so erhobenen Hauptes umher, wie in der vergangenen Woche. Auf iene, welche sich noch ein kritisches Urteil bewahrt haben, hat auch die Tatsache, daß der Führer" Konrad Henlein in der entscheidenden Stunde nicht bei ſeinen Volksgenossen war, einen Eindruck gemacht, der nicht vorübergehend sein und sich noch äußern wird. Es wird der Tag kommen, da es Herrn Henlein von seinen Leuten vorgeworfen werden wird, daß der Offizier in der Stunde ber Gefahr zur Mannschaft gehört und daß ein Poli- Auch unter den Anhängern der Sudetendeutschen tifer, der nicht da ist, wenn er am notwendigsten Partei tritt dieses Empfinden auf. Es ist ein an gebraucht wird, keinen Anspruch darauf erheben deres vom Striege zu sprechen, wenn die Gefahr fann, als Führer" bezeichnet zu werden. Wäh- nicht akut ist und ein anderes, wenn man bangt, rend der Vorsißende der sudetendeutschen Sozial- daß sich das Gewitter eines Strieges über unseren demokratie Abg. I afsch fast Tag um Tag in Köpfen drohend entladen und unsere Heimat von Versammlungen und Konferenzen spricht, insbe- dem Blut der Söhne und Enkel gerötet werden sondere in den Orten, die vor der Wahlentscheidung fann, wenn alles, was wir geschaffen, mit Verstehen, der Führer der deutschen Sozialdemokra= nichtung bedroht wird! Die deutsche Sozialdemo ten an der Front ist und zwar dort, wo der Kampf fratie hat in den letzten Monaten auf diese ents am dichtesten tobt
fetzliche Gefahr aufmerksam gemacht und manch einer hat erit feit Sonntag begriffen, wie recht wir gehabt haben. Deswegen wird vielen erst jetzt einleuchten, was in einem Flugblatt der deutschen Sozialdemokratie, welches für jene bestimmt ist. die am Sonntag zur Wahl gehen, gesagt wird:
Wir sind, wie der englische Ministerpräsident Chamberlain im Unterhause andeutete, nur um Saaresbreite am Ausbruch eines neuen Weltkrie ges vorbeigegangen. Jeder weitere Schritt zur Gleichschaltung mit der Kriegspolitik des Natio= nalsozialismus bedeutet eine Volkskatastrophe.
Wir rufen in letzter Stunde zur Besinnun auf. Die Flüſterpropaganda der SdP hat das sude. tendeutsche Volk schändlich belogen.
Am Sonntag gibt es keine Wahl wie es von einfältigen Maulhelden prophezeit Die Tschechen sind nicht feige davongelaufen, mehr zwischen Parteien. Zur wurde! Wahl steht die schicksalsschwere Al. England, Frankreich , Sowjetrußland und die ternative von Krieg oder Frieden. Vereinigten Staaten von Nordamerika haben nicht Wir appellieren in zwölfter Stunde ruhig zugesehen, als die Tschechoslowakei militänoch einmal an die Vernunft der risch bedroht wurde. sudetendeutschen Menschen. Wir ap pellieren an die Frauen, die ihr Teuerstes zu verlieren haben. Wir appellieren an die Jugend, die berufen ist, für hohe Menschheits. aufgaben zu leben, anstatt für die falschen Ziele bankrotter Machtpolitiker zu sterben. Wir appellieren an alle Sudetendeutschen, die ihre Hei mat lieben, uns zu helfen, von den heimatlichen Gauen die Schrecken eines modernen Krieges abzuwen den. Wer am Sonntag sozialdemo kratisch wählt, entscheidet sich für den Frieden.
Die deutschen Sozialdemokraten haben doch recht gehabt!
In vollem Umfange hat sich unsere Ueberdeugung bewahrheitet, daß
Komotau . Eigenbericht.) Im dichtbesetzten Großen Parksaal sprachen Donnerstag abends Abg. Wenzel Jaksch und als Vertreter der englischen und der holländischen Arbeiter Croßmann und Van Overberg, sowie Paula Wallisch . Abg. Jakich führte u. a. aus: Ich ergreife die Gelegenheit, vor dieser Wählerversammlung eine historische Schuldfrage aufDer Ministerpräsident erklärte, daß die Re- zuwerfen und klarzustellen. Ich beschuldige die n'erung entschlossen sei, in der Befriedung sehr Führung der Sudetendeutschen Partei, daß sie weit zu gehen. Die gegenwärtigen Schwierig- durch ihr Vorgehen in den letzten Wochen systema! iten könnten bald behoben sein. Die Vor- tisch auf den Krieg hinarbeitet. Die släge, sagte Dr. Hodža, find fertig, die Früchte Prager Regierung ist bereit, zu jeder Stunde infind gereift. Wir arbeiten an der An- nerpolitische Verhandlungen über die Gewährung gelegenheit feit eber 1937. der staatspolitischen Gleichberechtigung der SudeAlles kann leicht geregelt werden, denn wir tendeutschen aufzunehmen. Die demokratischen haben den besten Willen, wenn dem Problem sein Westmächte haben sich für eine friedliche Lösung innerpolitischer Charakter belaffen wird. der fudetendeutschen Frage auf der Basis des glei= Verhandlungen über eine Aenderung der chen Rechts der in unserem Staate lebenden NaAußenpolitik erklärte der Ministerpräsident für tionen und Volksgruppen ausgesprochen. Wer diese ausgeschlossen, denn das sei eine europäische An- dargebotene Friedenshand ausschlägt, übernimmt gelegenheit. Die Reformen, die das Statut be- vor dem eigenen Volfe, vor der europäischen Defabsichtigt, können im Nahmen der Verfentlichkeit und vor der Geschichte eine furchtbare fassung durchgeführt werden, zur Verwirk- Verantwortung. Wir deutschen Sozialdemokraten lichung der Selbstverwaltung können legislative haben bis zur Selbstaufopferung für eine FrieMaßnahmen hinreichen. denslösung gestritten und wir sind heute im sudeDic Grundzüge des Statuts faßte Dr. tendeutschen Lager die einzige FriedensHoda so zusammen: Selbstverwaltung partei. Die Führung der Sudetendeutschen und Proportionalität, das heißt, daß Partei aber hat va banque gespielt, sie hat die die Deutschen , die 22 Prozent der Bevölkerung innere und äußere Machtlage falsch eingeschätzt, sie hilden, Zutritt zu 22 Prozent der Stellen auf müßte in zwölfter Stunde ihre Fehler einbekennen, Wer den falschen Parolen der Flüsterpropaganda fämtlichen Gebieten der Staatsverwaltung haben um von der Bahn des Verderbens abzubiegen. Ich Gehör schenkt, steigert die Gefahr des Krieges. werden. Die übrigen Nationalitäten werden die mute diesen Herren aber nicht jenes Maß von Vergleichen Vorteile im Verhältnis zu ihrer Zahl antwortungsgefühl zu, welches notwendig wäre, Deshalb ergeht unser Ruf an das Land: Sudetenhaben. um mit ihren Anhängern in einen friedlichen Aus- deutsche, rettet die Heimat! Sudetendeutsche, entIch glaube, schloß Dr. Hodža die Aussprache, weg einzuschwenken. Die Entscheidung ist bei den scheidet Euch für die friedliche Gleichberechtigung! daß der Mensch weder blindlings Optimist noch fonntägigen Gemeindewahlen noch einmal in die Beſſimiſt fein varf; was mich betrifft, bemühe ich Sand eines großen Teiles der fudetendeutschen Sudetendeutsche, helft durch einen Sieg der Ver
mich vor allem, Realist zu sein.
Wählerschaft gelegt.
die Gleichschaltung der fudetendeutschen Gebiete mit dem nationalsozialistischen Deutschland nur um den Preis eines europäischen Krieges erreicht werden könnte.
In diesem Krieg stünden die großen Demofratien und Sowjetrußland- vier Fünftel der zivilisierten Menschheit- neben uns!
In diesem Krieg würde das deutsche Volk zehnfach schwerer geschlagen als im Jahre 1918. Die Demokratien des Westens aber wollen, daß den Sudetendeutschen alle Lebensrechte gesichert werden ohne Krieg!
Die volle staatspolitische Gleichberechtigung der Sudetendeutschen , der Umbau des tschechoslowakischen Staates in eine wahre Wölferheimat sind nunmehr mit friedlichen Mitteln zu erreichen. Die Stunde für einen ehrlichen und dauernden Ausgleich der Völker unseres Landes, hat geschlagen... Die sudetendeutsche Bevölkerung wird immer mehr erkennen, daß unser Weg der richtige ist, um ohne Strieg, Blutvergießen, Vernichtung und jam