Nr. 158 Brette«, 8. Juli 1938 Sette 3 Suibtekdtuisthte idtShiiMtl Der Fall Hilgenreiner Nein, d ist wirklich nicht einfach, so in allen Sätteln gerecht zu sein, wie Herr Senator Hil« genreiner, ein Gesalbter des Herrn! Als In« nitzer mit„Heil Hitler" grüßte, prägte er das Wort, man müsse hierzulande nicht katholischersein als derWienerKardinal. Als dieser für seinen Kniefall vor Hitler vom Heiligen Stuhl zurechtgewiesen wurde und jedermann fragte, ob man sich als frommer Katholik hier noch mehr an hakenkreuzlerischen Exzessen leisten dürfe als Jnniher, sagte Hilgenreiner verwundert:„Ja, was haben wir denn mit Jnniher zu tun?" Als er die Thristlichsoziale Partei in die SdP brachte, hat er noch stolz auSgerufen und in der„Deutschen Presse" vom 5. April 1988 niedergelegt: „Wir sind nichtlneinenationalso- zialistische Partei, sondern in eine deut sche Partei eingetreten, die Anhänger verschiedener Weltanschauungen zählt... tJon einem Bekenntnis zum Nationalsozialismus, soweit darin eigenartige, religiös-sittliche Gedanken verkörpert sind, konnteund kann keineRede sein. Wir find unter den alten christlichen Fahnen in die neuen Stellungen eingerückt." Das war am 5. April, aber am 24. April verkündete Konrad Henlein in Karlsbad , dah sich die SdP„zu den nationalsozialistischen Grund- auffassungen des Lebens" bekenne und daß diese ihr ganzes Fühlen und Denken erfüllen. Herr Henlein hat sich damit nicht nur Hitler und Streicher, sondern auch zum Kirchenminister Kerrl und zum Theoretiker bei Neu Heidentum» Al fred Rosenberg bekannt und Hilgenrelner hat, zwischen Sandner und Krezal sitzend, wie man in einer illustrierten Zeitung sehen konnte, dem Speech Henlein» widerspruchslos gelauscht. Und schon erklärte er am 1. Mai in Marienbad , daß es seht nicht um die„altchristliche Fahne" gehe, sondern um die Frage„deutsch oder undeutsch". Herr Hilgenreiner ist eben nicht in Verlegenheit zu bringen, lieber schlägt er sich auf den eigenen Mund, lieber verleugnet er die feierlichen Bekenntnisse, die er drei Wochen vorher abgelegt hat, und so bann man als weiteres Stadium eine in Brünn gehaltene Rede verzeichnen, über die der gleichgeschaltete„Tagesbote" also berichtet: Ausführlich setzte sich Redner(Hilgenrelner) auch mit jenen Mimmen auseinander, die wissen wollen, daß er als Priester feine christliche Weltanschauung aufgegeben habe, wenn ersich zur nationalsozialistischen bekannte, für die Konrad Henlein in seiner Karlsbader Rede die ganze Partei verpflichtet hat. Am 5. April war„von einem Bekenntnis zum Nationalsozialismus noch keine Rede". Hören wir weiter: Deren Gipfelpunkt liege im Bekenntnis zur Gemeinschaft, das durchaus vereinbar ist mit dem christlichen Bekenntnis. Tvr Papst ist, sein letzter SyllabuS beweist ek, anderer Meinung, das schert den Prälaten Hilgenreiner nicht. Aber auch die Theoretiker de» Nationalsozialismus legen diesen durchaus anders au» als Herr Hilgenreiner. Am 5. April hat et noch geheißen:„Wir sind nicht in eine nationalsozialistische Partei eingetreten". Jetzt schmettert Hilgxnreiner: Die Frage,- die an alle geht, lautet nicht: Bist du katholisch, evangelisch oder Freidenker, sondern sie laute:„Bist du Deutscher?" Wer au» Blut und Ueberzeugung diese Frage klar bejahe, der bekenne sich zur nationalsozialistischen Weltanschauung. Also er bekennt sich zu dem, wovon einige Wochen vorher noch keine Rede sein konnte. Er ist eben nicht in Verlegenheit zu bringen. Auch nicht durch da» Folgende? In der„Zeit", die als Hauptblatt der SdP doch auch HilgenreinerS Organ ist, hat ein Herr Karl Heinz Rüdiger „Dar schriftstellerische Werk Alfred RojenbergS" besprochen, die Redaktion hat zu dieser Besprechung keinerlei wie immer geartete Vorbehalte gemacht und damit zu erkennen gegeben, daß sie mit dem Autor eine» Sinnes ist. Da heißt eS: Einem zerfallenden Zeitalter stellt Rosenberg die Werte de» Nationalsozialismus entgegen und fordert alleMächtederalten W elt in die Schranken, um in einer geistigen Auseinandersetzung endlich den geschloffenen Willen und Glauben deS deutschen Menschen durch- zusehen... E» ist da» große Verdienst Alfred Rosenbergs mit aller Eindeutigkeit die Seele der deutschen Menschen gegen fremde Unterdrückung und Ueberwucherung verteidigt zu haben. Er scheut sich nicht, mit den schärfsten Waffen des Geistes aufzutreten und die schlagkräftigsten Beweise heranzuziehen, denn er hat instinktiv gefühlt, daß eS sich in dem geistigen Kampf unserer Tage nicht um eine besondere Epoche der deutschen Geschichte handelt, sondern um daS Sein oder Nichtsein de» deutschen Volkes überhaupt. So schmiedet er da» geistige Rüstzeug für die Kämpfer der Bewegung und hat darüber hinau» in einem kühnen Vorstoß e» versucht, da» Wollen und den Glauben unsere» Zeitalter» In seherischer Jorni darzustellen. Der ,Mqthu» de» LV. Jahrhundert»" ist ein einzigartiger Appell an die Glaubenskräfte de» deutschen Volke», der die Werte germanischer Lebenshaltung an da» Helle Licht de» Tage» trägt... Nicht zu Unrecht hat daher der Führer au? dem Parteitag der Arbeit Alfred Rosenberg al» erstem lebenden Deutschen den„Deutschen Nationalpreis" verliehen und damit-um Ausdruck gebracht, wie eng sich die Bewegung und somit daganze deutsche Volk mit seinem schöpferischen Werk verbunden fühlt... E» ist die große Leistung Rosenberg», daß er durch eine alle» umfassende Interpretation d i e nationalsozialistische Weltanschauung von jeder Verflachung bewahrt und den einzelnen Volksgenossen zu den Kernproblemen unserer Zeit hinführt... Die Entscheidungen unserer Lage verlangen eine kompromißlose Haltung, die aber nur al» die Folge einer Aaren Zielsetzung möglich ist... Da» Ziel hat un» der Führer gewiesen und wir können stolz und dankbar fein, daß ihm ein Mann zur Seite steht, der mit selbstsicherer Tatkraft un» voranschrettet auf dem Wege zur Gestaltung der Idee... Die Unverschämtheit, mit der hier von Hitler ak» dem„Führer" auch des von der„Zeit" Irregeführten gesprochen wird, gehört auf ein andere» Blatt, aus da» der Langmut demokratischer Behörden. Aber das interessiert wohl nicht nur un», sondern auch alle jene, die der Christlichsozialen Partei bi» nun angehangen haben, dar interessiert Der Henlelnterror Kinder demokratischer Eltern sollen keine Lehrstelle bekommen Man schreibt un» au» T a ch a u: Die Henleindemagogen zeigen ihre ganze Unerbittlichkeit im Kampfe gegen Andersgesinnte. Es genügt ihnen nicht, daß Arbeiter gewaltsam gleichgeschaltet werden, daß andere aus den Betrieben hinausgedrängt wurden, sie nehmen nun auch Rache an den Kindern Andersgesinnter. So sind die Funktionärinnen der SdP—„da werden Weiber zu Hyänen"— kurz vor Schulschluss zu den Gewerbetreibenden'gegangen und haben ihnen erklärt, daß eS sich für sie unangenehm auswirken würde, wenn sie Kinder von demokratischen Eltern in die Lehre nehmen würden. Man hat diesen Gewerbetreibenden mit der schlimmsten Strafe» mit dem Boykott gedroht, weyg sie sich dem SdP« Terror nicht fügen würden. Der Terror der Hen lein » wirkt sich nun bereit» so weit au», daß Lehrlinge au» dem Lehrverhältnis entlassen werden, weil sie der Henleinpartei nicht genehm sind. Ein Meister sagte feinem Lehrling, daß er ihn entlassen müsse, weil ihn sonst die SdP boykottiert. Dieser Lehrling steht im dritten Jahre seiner Lehre. Ein anderer Meister hatte die Aufnahme eines Mädchen» in die Lehre bereit» zugesagt, hat diese Zusage aber bei Schulschluß mit der Begründung widerrufen, daß die SdP bei ihm gegen die Aufnahme eingeschritten sei und ihyi mit den Boykott gedroht habe, wenn er dem verlangen der SdP nicht Rechnung trage. Beide Gewerbetreibenden sind SdP-Kameraden. Wir wissen, daß der Faschismus überall gleich ist, daß er bedenkenlos über Leichen geht, daß eine seiner wesentlichen Eigenschaften die physische ver, pichtung seine» Gegner» ist. Wer die Faschisten im sudetendeutfchen Raume denken nicht, daß ihnen einmal mit der gleichen Münze hejmgezahlt werden dürfte und daß dann niemand in der Welt auf ihr Geschrei hören wird. Wer Wind sät. wird Stürm ernten, sagt ein alte» deutsche » Sprichwort. Wa» werden die einmal ernten, die heure soviel Haß säen? Planwirtschaft auch Im Interesse dter Deutschen Wir lesen im„E e s k s S l o v o" einen bemerkenswerten Aufsatz de» Oberdirektor» der Prager städtischen Sparkassa, Ferd. M e n g e r, da» Folgende: ,,E» heißt mitunter, wir hätten eine für unsere Verhältnisse allzu entwickelte Industrie. Einseitig betrachtet, scheint diese Ansicht richtig. Allgemein betrachtet kann aber die Lage der Re publik in dieser Hinsicht nicht al» ungünstig betrachtet werden. Die Industrie, und hauptsächlich die de» Export», birgt die delikate Frage der Ernährung unserer kulturell hochentwickelten deutschen Bevölkerung, die an einen bestimmten, ziemlich hohen Lebensstandard gewöhnt war. Dessen müssen nicht bloß die Wirtschaftsfaktoren eingedenk bleiben, darüber müssen auch die politischen Kreise wachen, denen die Entscheidung über die gesetzlichen Voraussetzungen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen obliegt. Biele» hat man versäumt, große Probleme wurden beiseite gedrängt oder vereitelt durch weit weniger wichtige. Glauben Sie vielleicht, e» hätte den Deutschen in der Republik nicht imponiert, wenn man einen wohl alle wirklichen Christen in diesem Lande: wa» sagt Hilgenrelner zu der in seine in Blatt erhobenen Forderung nach„germanischer Lebenshaltung", von dem Protest gegen jede„Verflachung" der nationalsozialisti, scheu Weltanschauung, wie sie Hilgenreiner in seiner Brünner Rede versucht hat. Rosenberg fordert eben„alle Mächte der alten Welt", zu denen doch die Kirche in hervorragendem Maße gehört, „in die Schranken" und die„Entscheidungen unserer Lage verlangen eine kompromißlose Haltung", Hitler und Henlein geben es eben nicht billiger und auch deutschen Priestern wird kein Rabatt gewährt. Aber damit Prälat Hilgenrei « »er sich keiner, aber auch schon gar keiner Illusion lnngibt, reibt e» ihm Karl Heinz Rüdiger(heißt er in Wirklichkeit Sparlovsky oder Studentkovsky? Wer mag das wissen!) tüchtig unter die Nase: Sein beharrlicher Kampf um die Reinerhaltung der nationalsozialistischen Weltanschauung zeigt sich besonder» eindrucksvoll in den zurechtweisenden Au»einandersehungen mit dem konfessionellen Gegner, die er von höher Warte mit eindrucksvoller Deutlichkeit in seinem Schreiben„An die Dunkelmänner unserer Zeit" und„Protestantische Rompil« ger" vornimmt. wo Rhodus, hic salta! I st H il§ en- reiner auch jetzt noch nicht in Verlegenheit zu bringen? Steckt er diese „zurechtweisende Auseinandersetzung", die von „eindrucksvoller Deutlichkeit"- ist, ruhig ein? Zehntausende gläubiger deutscher Katholiken fragen ihn danach. Aller- dingS, wenn er setzt wieder eine Auhrede parat hat, dann gebührt ihm dafür der Deutsche Nationalpreis gleich nach Alfred Rosenberg I durchdachten, systematischen staat- lich-expansiven Wirtschafts» p l a n durchgeführt hätte, der zu einer sozialen Erhöhung der Bevölkerung geführt hätte? Die Deutschen haben eine besondere Sympathie siir dir Stärke eine» Regimes und hätten sich mit Respekt den Antritt einer entschiedenen tschechoslowakisch korrekten Expansion unserer gesamten Industrie und des gesamten, tschechischen wie deutschen, Handels ausgenommen. Wir sagen von uns, wir seien ein Staatsvolk. Stellen wir also diese Behauptung auch in der Wirtschaft unter Beweis. Stellen wir dar Unternehmertum und seinen Erfolg an jene führende Stelle, wohin sie gehören: zeigen wir, daß es der Arbeit in der Demokratie wohl ergeht, daß Angestellter wie Arbeitgeber anständig verdienen können. Die Achtung vor dem arbeitenden Menschen darf sich allerdings nicht ans bloße Worte beschränken. Man muß besser beginnen, als man es bisher getan hat.(DND) SdP-Fanatlker gegen eine wehrlose Frau Die nazistische Hetze gegen Sozialdemokraten und„Marxisten" zeitigt bedenkliche Ereignisse. In P r e d l i tz, wo die SdPisten über die Wahl eine» Kommunisten zum Gemeindevorsteher aufgebracht sind, beschimpften zwei SdP« Leute, deren Namen bekannt sind, ein unglückliches Arbeiterkind, da» mit seinem kranken Bein im Spital liegt, al» Krüppel. Als die unglücklichen Eltern gegen die rohe Beschimpfung ihres Kindes Einspruch erhoben, schlugen die beiden SdP-Leute auf die ebenfalls kränkliche 46jährige Frau Engel, eine Mutter von fünf Kindern, derart ein, dah die Frau mit dem Sanitätswagen dem' Nussiger Krankenhaus zugeführt werden mußte. Die Frau schwebte in Lebensgefahr und mußte sofort operiert werden. Todesursache und Kriegsinvalidität. Nach einer Statistik der Sterbekaffe des Bundes der Kriegsverletzten starben seit dem Bestehen der Sterbekassa, das ist seit dem Jahre 1924, 8937 Kriegsinvalide(Mitglieder der Sterbekassa), und zwar an folgenden Todesursachen: Tuberkulose 1060(35 Prozent), Herzleiden 445(16 Prozent),.Krebs 172(5.7 Prozent), Selbstmord 131 (4.3 Prozent), Geistes- und Nervenkrankheiten 110(3.6 Prozent), Unfall 87(2.9 Prozent). Wenn auch diese Statistik kein vollständiges Bild gewährt, weil es sich nur um deutsche Kriegsinvaliden handelt und nur um Mitglieder der Sterbekaffe des Bundes der Kriegsverletzten, so zeigen doch auch diese Zahlen— besonders bemerkenswert in unser kriegsbedrohten Zeit— mit unerbittlicher Schärfe auf, ein wie schweres Los unsere Kriegsinvaliden und ihre Hinterbliebenen zu tragen haben/ wie sehr ihre körperliche Widerstandskraft durch die Kriegsstrapazen gelitten hat(Tuberkulose, Herzleiden, Krebs), wie verzweifelt die verminderte Erwerbsfähigkeit und die leider sehr unzureichende gesetzliche Versorgung die Lage der Invaliden gestaltet, daß dann der Freitod(4.3 Prozent!) der einzige Ausweg bleibt. Auch der verhältnismäßig hohe Prozentsatz der tödlichen Unfälle unter den Kriegsinvaliden weist darauf hin, daß gerade durch ihr Kriegög-bre- chen und der damit meistens verbundenen geringeren Beweglichkeit die Unfallsgefahren besonders groß sind. ein Vergleich Die„Basler Nationalzeiiung" veröffentlicht einen„Prag und Evi,in" betitelten Leitartikel, in dem es nach einer Kritik an der Londoner Politik gegenüber Prag am Schluffe heißt: „Dieselbe ängstliche Schonungstendenz gegenüber dem Dritten Reich scheint das Londoner Kabinett bei der heute beginnenden Konferenz von Evian zu verfolgen, die endlich die internationale Hilfe zugunsten der innenpolitischen Opfer des Dritten Reiches in Gang bringen soll. Führer der britischen Delegation ist Lord Wintertnn, der noch vor wenigen Jahren in öffentlicher Rede die wilde Behauptung von sich gegeben hat, der größte Teil des Boden» der Tschechoslowakei gehöre gar nicht mehr den Tschechoslowaken, smi- dern jüdischen Aufkäufern. Es ist also sicher kein Freund des jüdischen Volkes, der da im Namen Englands sich mit dem namenlosen Leid und der empörenden Entrechtung der deutschen und österreichischen Juden zu befassen hat. Dagegen wäre ein ernsthafter Vergleich der Lage der tschechoslowakischen Minoritäten mit derjenigen der unglücklichen Minderheiten Großdeutschlands allerdings eine nützliche Einleitung der Konferenz. Er würde ergeben, daß die Sude tendeutschen . die von der Propaganda de» Reichs als Opfer tschechischer Willkür und Mißhandlung dargestellt werden, ein tvahrhaft gesichertes Dasein genießen gegenüber dem furchtbaren Schicksal, daS der nationalsozialistische Staat durch seine planmäßige Verfemung, gesellschaftliche und geschäftliche Aechtnng und wirtschaftliche Vernichtung seiner eigenen jüdischen Minderheit bereitet hat. Wenn die Konferenz nicht nach Rücksichten der Angst und Berantwortungöscheu. sondern»ach Gesichtspunkten der Menschlichkeit oder auch nur vorausschauender Abwehr eines ganz Europa vergiftenden ElendSzustandeS thre Aufgabe anfassen wollte, könnte sie allein durch offene Tatsachendarlegung wertvolle Arbeit leisten." Vorbehalte gegen den Natlonalltätenkongreß R. T.— Die Leitung deS Europäischen Nationalitätenkongresses hat den Versuch unternommen, die Minderheiten in Deutschland zur Teilnahme am 14. Europäischen Nationalitätenkongreß, der am 25. und 26. August in Stockholm stattfindet, zu bewegen. Die dänische Minderheit in Deutschland und die gesamten polnischen Minderheiten sind bereits 1927 auSgeschiedeu. weil der Nationalitätenkongreß damals die Ausnahme der deutschen Friesen ablehnte. Auch die polnische Minderheit in Deutschland wird nicht am Kongreß teilnehmen. Die Dänen und die Polen werden lediglich Beobachter zum Kongreß entsende». Der Grund der Nichtteilnahme ist darin zu suchen, daß befürchtet ivird. daß die im „Verband der deutschen Volksgruppen in Europa " organisierten deutschen Volksgruppen, deren Präsident bekanntlich Konrad Henlein ist, den Kongreß zu sehr im nazistischen Sinne beeinflussen, so daß eine wirkliche auf Ackitung u»d Verständnis b rühende Zusammenarbeit euro päischen Nationalitäten gefährdet wird. Arbeitslosenversicherung in veigien Brüssel . Die Kammer hat in der Nackt auf Donnerstag das Gesetz über die obligatorische Arbeitslosenversicherung angenommen. Diese Versickerung tvivd einen jährlickum Anflvand von 900 Millionen Francs erheischen, wovon die Regierung 500 Millionen decken wird. Gemelndewahlen In Polen ? Warschau . Der Sejm hat ein Gesetz angenommen, durch das eine neue Wahlordnung für die Gemeindevertretungen von sechs großen polnischen Städten eingesührt wird, und zwar für Warschau . Lodz , Krakau , Wilna , Posen und Lemberg , und ebenso eine Wahlordnung für die Landgemeinden. Es Ivird behauptet, daß die Neuwahlen Anfang Septeniber beginnen und bi» in den Winter Hine!» dauern werden. Die mexikanischen Frauen gleichberechtigt Mexiko . Die Kammer Hai das Gesetz über die Verfassungsänderung angenommen, wonach den Frauen die gleichen politischen Rechte wie den Männern zugebilligt werden. So Haben die Frauen u. a. da» aktive wie das passive Wahlrecht. Hunderte Tote In Kobe Tokio.(HavaS.) Mittwoch abends wurde eine offizielle Verlustliste von Menschenleben und des durch die katastrophalen Ikeberschwemmungen verursachten Schadens veröffentlicht. Sir meldet: 382 Tote, 192 Vermißte, 287 Verwundete. Beinahe 400.000 Häuser wurden entweder wegge schwemmt, vernichtet' oder unter Wasser gesetzt. Der Dampfer„President Cleveland", der im Hafen von Kobe vor Anker liegt, telegraphiert, daß unter dem Drucke dreier BaffinS, deren Wände nachgegeben haben, eine ganze Schule eingestürzt ist. I» ihren Trümmern wurde» 600 Schüler zermalmt oder sie ertranken im Wasser. DaS Telegramm fügt hinzu, daß bei den Urber- schwemmungrn 40 Europäer ertranken.
Ausgabe
18 (8.7.1938) 158
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