Sozialdemokrat

atischen Arbeiterpartei in der Zschechoslowakischen Republik Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der der Deutschen ſozialbemokratischen

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller

Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Brag

18. Jahrgang

Donnerstag, 14. Juli 1938

Im rechten Augenblick...

Daladiers Rede- die Antwort auf die neue Kampagne gegen die Tschechoslowakel

Wird Berlin die Rede richtig interpretieren?

Jerhalten. Was man bis jezt hörte, erlaube aller­dings nicht zu hoffen, daß die Tschechen aus der wechselvollen Geschichte des Home- Rule- Gedan tens im englischen Weltreich eine Lehre zu ziehen gedenken. Es gehe hier um Grundsätzliches, das fich nicht in Prozentzahlen ausdrüden lasse.

Das ,, Berliner Tageblatt" schreibt zu der Rede, Daladier werde wohl oder übel der ,, Aus­räumung von Uaruheherden" zustimmen müssen,

Aus dem Inhalt:

Deutscher Sozialdemokrat

Bürgermeister

von Seestadtl

Die Kurhäuser geschlossen

hinter Henlein

Flucht aus dem Dritten Reich

FS in Funktion

Abschluß

des Metallarbeiterkongresses

Nr. 163

Helfen wir Spanien !

Von Louis de Brouckère , Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiter­Internationale

Wir durchleben schwere Zeiten, in denen willen zu erschüttern drohen. Unsere Bewegung harte Schläge stets aufs Neue auch den festesten

Paris.( Tsch. P.-B.) Die Rebe, die sjener Stelle gefordert werden, die durch Ver- wenn er den Frieden gesichert sehen wolle. Er tue hat da und dort arge Niederlagen erlitten. Der Ministerpräsident Da ladier am Dienstag bei nachlässigung der anläßlich der Staatsgründung aber genau das Gegenteil mit der vorbehalts- Faschismus wächst noch immer. Der Krieg be­einem Bankett feiner Landsleute aus der Bro- gegebenen Versprechungen zu den augenblicklichen losen Stellungnahme zugunsten des inhaltlich noch droht uns täglich mehr. Eine wirtschaftliche. vence hielt, findet in der gesamten franzöfifchen unerträglichen Verhältnissen Veranlassung gege- gar nicht bekannten Prager Nationalitätenstatuts, seziale und politische Krise von unerhörtem Aus­Oeffentlichkeit und in der Presse ein starkes und ben hat." In wenigen Tagen dürfte man wohl an dem sich die wahren Absichten Prags erweisen maß erschüttert unsere ganze Zivilisation. Und durchwegs zustimmendes Echo. Es wird gewürdigt, über den Inhalt der tschechischen Pläne Aufschluß würden. in der allgemeinen Unordnung erkennen viele daß sie im rechten Augenblick kam, um nicht mehr die neue Ordnung, die hinter der zu­der Welt den Standpunkt Frankreichs erneut in Erinnerung zu bringen. An informierten Stellen sammenbrechenden alten hervordrängt. Pessimis mus dringt bis in unsere Reihen. In dieser kriti schen Stunde ist nichts besser geeignet, Hoffnung und Mut neu zu beleben, wie das Beispiel der spanischen Republikaner .

,, Deutschland Ballo Pariser Pressestimmen zur Rede von falschen Jllusionen befreien'

heißt es, daß der Ministerpräsident ursprünglich wolearbe nicht die Absicht hatte zu sprechen, sich jedoch zu seiner Erklärung besonders unter dem Druck der neuen Kampagne gegen dieTsche­Die gesamte französische Presse veröffent-| gegenüber) verpflichten würde, ohne daß Deutsch­choslowakei und der verschiedenen sich hart­Wieviel Lehren können wir schon jetzt aus licht an führender Stelle die Rede des Minister- land begriffe, daß Frankreich seine Verpflichtung ihrem Kampfe ziehen! Sie haben durch die Tat nädig erhaltenden Gerüchte veranlaßt sah, die präsidenten Daladier. in jedem Falle einhalten wird. Jenseits die eingeborene Schwäche jener totalitären Staa­erneut bestrebt waren, das Werk des Ausgleichs Pertinar Inüpft in dem Leitartikel des un des Rheins hatte man bis in die lekte Zeit sehr ten aufgezeigt, vor denen die Großmächte zittern. der Verhältnisse in Mitteleuropa zu erschüttern, abhängigen Blattes der Mitte l'Ordre" an skeptische Ansichten darüber, daß Frankreich ent- Nach zweijährigen Anstrengungen haben Italien an dem Frankreich mit England arbeiten und das verschiedene Gerüchte über neue gewalttätige Ab- schlossen wäre, diese seine Verpflichtungen einzu und Deutschland nicht vermocht, mit den impro­auch von der Tschechoslowakei loyal erfüllt wird. fichten Deutschlands gegen die Tschechoslowakei an halten. In diesem Augenblick ist es ein Glück für visierten Heeren der Republik fertig zu werden, Der franzöfifche Ministerpräsident hat darum eine und würdigt darum, daß die Rede Daladiers eine den Frieden, daß Deutschland von fa lichen und dies troz dem Verrat der spanischen Gene­neue feierliche Versicherung über neue Klärung der Lage gebracht habe. Pertinar II usionen in dieser Angelegenheit befreit rale und troß der mitschuldigen Feigheit Europas . das Verhältnis Frankreichs zur Tschechoslowakei zweifelt nicht daran, daß die tschechoslowakische wird. In dieser Hinsicht ist also die Rede Dala Spanien hat der Welt gezeigt, daß es dafür steht, abgegeben und nicht gezögert, das Wort zu ge- Regierung die Forderungen der Sudetendeutschen diers und ihr klarer Ton eine ausgezeichnete seine Freiheit zu verteidigen. Und wenn auch nie­brauchen, daß diese Verpflichtungen für Frank- in bedeutendem Maße befriedigen werde. Troß- Warnung. reich geheiligt seien. mand mit Sicherheit den zukünftigen Gang der dem wird sie die Linie nicht überschreiten, die sie Der Temps" schreibt: Frankreich hat nie militärischen Operationen voraussehen kann, so Daladier wollte vor der Ankunft des engli- sich selbst gezogen hat. fein gegebenes Wort gebrochen. Aber eben des ist es doch offenkundig geworden, daß die ver schen Königs in Paris proklamieren, daß Frank- Der sozialistische Populaire" schreibt: wegen, weil diese Verpflichtungen andauern und einten Kräfte Hitlers , Mussolinis und Francos reich entschlossen ist, mit Großbritannien in der Mögen die Gründe, derentivegen Deutschland am weil Frankreid diesen Verpflichtungen genau niemals imitande sein werden, diejenigen wieder friedliebenden Arbeit und Entschloffenheit zu ver- 21. Mai von einer Gewalttat absah, wie immer nachfommen will, hat Frankreich auch das Recht, unter das Joch zu beugen, die es so stolz abge­harren, und daß es die volle Loyalität der Pra- gewesen sein, man muß sich darüber freuen, daß seinen gesamten Einfluß bei dem Volt, dem es schüttelt haben. ger Regierung würdigt, mit der Frankreich durch es diesen Standpunkt bezog, und wünschen, daß es diese Garantie gegeben hat, einzuseßen, um die Verpflichtungen verbunden bleibt, die es als unauf ihm verharre. Tarum ist der Appell zu fried- Versöhnung zu fördern. Frank- Die Spanier lehren uns jeden Tag besser crschütterlich und geheiligt anficht. liebenden Methoden und zu einer französisch - eng- reich hat die Pflicht sich selbst gegenüber, fein Be- verstehen, daß die Fortschritte der militärischen Frankreich wolle, so wird in Pariser politischen lisch- deutschen Zusammenarbeit an einer anständi mühen um die Erhaltung des Friedens und zur Technik die Verteidigung eines Volkes gegen die Kreisen versichert, der wiederholten friedlieben- nen und dauernden Regelung des tschechoslowati- Beseitigung des Risikos für sich und für ganz Tyrannei keineswegs unmöglich gemacht haben. den Versicherungen des Reichskanzlers glauben schen Problems vollkommen berechtigt. Europa außeracht zu lassen, eines Rijifos, in be- Sie haben uns dies schon im ersten Abschnitt des und erwartete barum auch bot Das Organ der Volksdemokraten ,,' A u be" deutende Komplikationen hineingezogen zu wer Stampfes gezeigt, als sie die Straßenschlacht Deutschland einen Geist der zu schreibt: Die größte Gefahr für den Frieden wäre den, für die es feine direkte Ver- unter Verhältnissen gewannen, unter denen man es, wenn Frankreich sich( der Tschechoslowakei a ntwortung tragen würde. geradezu überzeugt gewesen war, daß sie nicht zu gewinnen sei. Am 19. Juli 1936 verfügten die Urheber des Putsches über fast alle Truppen, fast alle Waffen und obendrein über den größten Teil der Verwaltung. Nahezu alle Kajernen waren fejt in ihrer Hand. Improvisierte Miligen haben sie in Barcelona , in Madrid und anderswo aus dies sen Stüßpunkten geworfen und sie hatten dabei nichts als ein paar armselige Gewehre. Die Er­stürmung der Kaserne del Monte hat nach andert­halb Jahrhunderten die Erſtürmung der Bastille wiederholt und kein militärischer Apparat hat. heute wie damals, den zähen Willen des Volkes hindern können, den gleichen Erfolg zu erringen.

' ammenarbeit.

Die Verstärkung der deutschen Rüstungen

auf der Tagesordnung des britischen Ministerrates

Daladier habe absichtlich seine Nede nicht auf das ideologische Gebiet übertragen, er hat nicht von demokratischen Staaten gesprochen, die den totalitären Staaten entgegengestellt sind, er hat niemandem gedroht und im Gegenteil Deutsch­ land und dessen Tapferkeit Ehre erwiesen. Man glaubt daher in Paris , daß wenn diese Rede Da­ladiers in Deutschland derartig richtig ver. London . Der übliche britische Minister- des Abg. Sandys, des Schwiegersohnes Churchills, it an den werden wird, sie die verantwortlichen rat am Mittwoch dauerte genau zwei Stunden. eingefekt wurde, scheint beträchtliches Intereffe deutschen Faktoren veranlassen könne, die Preffe- Ein großer Teil seiner Beratungen war der inter - zuzukommen. fampagne gegen die Tschechoslowakei und gegen nationalen Lage gewidmet, u. a. den Gesprächen Frankreich einzustellen und so eine gün- zwifchen Lord Perth und Grafen Cian v, die ftige Atmosphäre für die französisch- britischen in Nom ihren Fortgang nahmen, der gelegentlich Verhandlungen hinsichtlich einer Annähe des Staatsbefuches des britischen Königspaares in rung an Deutschland auf der breiten Grundlage Paris vorgesehenen Unterredung zwischen Lord eines besseren gegenseitigen Berständnisses vorzu- Salifax und dem Außenminister Bonnet und bereiten. Daher erwartet man in Paris sowohl die schließlich der Lage in Mitteleuropa . reichsdeutschen Blätterstimmen, als auch das Ur­tei! der verantwortlichen politischen Führer des Dritten Reiches mit Interesse.

Berlin will immer noch nicht hören?

Bei dieser Gelegenheit sollen auch Berichte über eine Intensivierung der deut schen Aufrüstung, und zwar sowohl be­züglich der Befestigungen an der eit grenze als auch der Vermehrung der deutschen Luftwaffe zur Sprache gekommen fein.

Berlin . Die offizielle ,, Deutsche diplomatische Sorrespondenz" ist davon befriedigt, daß Daladier in seiner Rede auch Worte für die chr- ren liche Friedensliebe Deutschlands gefunden habe. Frankreich könne aber, so schreibt das Blatt, dem Deutschen Reich seine Anteilnahme am Schidsal seiner Boltsgenossen im Sudetengebiet nicht ver­sagen. Guter Wille müsse in erster Linie auch von

Den politischen Untersuchungen des befonde­Parlamentsausschusses, welcher in der Affäre

England rüstet weiter

London . Für die Vergrößerung der Luft- Seither haben unsere spanischen Genossen Waffe wurde heute ein Nachtragshaushalt in nicht allein ihre Armee organisiert. Troß dem Höhe von 22,9 Millionen Pfund Sterling einge- ihnen aufgezwungenen Striege haben sie auch ihre bracht, der auf dem Anleihewege gedeckt werden Republik . organisiert und dies mit einem Eifer, soll. Die Anleihe wird im Rahmen des Anleihe- einem Willen zum Neuen und einem Waß des betrages von 400 Millionen Pfund Sterling für Erfolges, die uns wohl neuen Grund zum Opti­die britische Aufrüstung gegeben werden. Der Ge- mismus geben. Ihre Leistungen bergen gewal samtbetrag für die britische Luftrüstung in diesem tige Lehren, über welche die Sozialisten nachden Jahre beläuft sich darnach auf 126,4 Millionen ten müssen und aus denen bald die Schlußfolge Pfund Sterling. Die Mehrkosten werden mit der Vergrößerung der englischen Luftflotte auf 2370 Flugzeuge bis zum 30. März 1940 und der ent­sprechenden Verstärkung des Personals in der Bo­denorganisation begründet.

Ein erfolgreicher Kampftag

Kühne Gegenangriffe der spanischen Regierungstruppen

rungen gezogen werden sollten. Aber genug: nicht davon will ich heute sprechen. Es genügt mir, wenn auch kurz und unzulänglich, an die Ver­pflichtungen erinnert zu haben, die wir gegenüber der spanischen Republik haben. Wie wir diese Verpflichtungen erfüllen, davon soll nun die Rede fein.

Unsere Hauptaufgabe gegenüber Spanien ist offenlundig eine politische.

Spanien sieht sich gegenüber eine Heilige Allianz , die den Anspruch erhebt, alle Völker zu

Jüdische Flüchtlinge Barcelona. ( Ag. Efv.) Der Feind er-[ geſtüßt auf ihre ſtarken Verteidigungs- und Ausgängeln und sie gegen ihren Willen vor der Frei­nach Britisch- Ostafrika ? neuerte auch am Dienstag, wenn auch nach feinen fallpofitionen in der dem Efpandanmaffiv nördlich heit( die man 1815„ Revolution" nannte und London . Auf eine Anfrage bezüglich der Schmeren Verlusten mit geringerer Heftigkeit, feine vorgelagerten Bergkette ergriffen die Republikaner die man heute ,, Margismus" nennt) zu bes Aufnahme jüdischer Flüchtlinge im britischen Angriffe an der Levantefront. Besonders waren die Initiative. In fühnem Gegenangriff schüßen. Es ist richtig, daß Stalten und Deutsch­Neiche erklärte Minister MacDonald, daß es die beiden Flügel an der Straße Teruel - Sa- warfen sie den Feind und vertrieben ihn unter land im Mittelmeer Stübpunkte gegen das bri­teine Beschränkungen für die Einwanderung von sunto und auf der Linie Nules- Villaveja- Ar- schwersten Verlusten für ihn aus La Famella, dem tische Reich und Frankreich erobern wollen. Aber Schloß Castro und von der Höhe 608, Stellungen, es ist ebenso wahr, daß die faschistischen Mächte Flüchtlingen in die britischen Kolonien gebe, tana- Tales- Suera Kampfstätten.

wenn sie den für alle Einwanderer gültigen Gin- Auf dem Westflügel bei Buebla de Balverde die in den letzten Tagen dem Feinde überlassen in Spanien die gesamte internationale Bewegung der Arbeiter niederschlagen wollen und daß es wanderungsvorschriften entsprechen. Er besize beschränkten sich die Republikaner auf die Bertei- worden waren. feine Informationen darüber, wieviel Juden be- bigung, alle Angriffe wurden abgewiesen. Die Balencia.( Ag. Esp.) Dienstag 23 Uhr 40 darum unsere eigene Sache ist, für die die spa­reits in den britischen Kolonien angesiedelt wur- Regierungstruppen behaupteten mühelos ihre spanischer Zeit warfen Rebellen- und Invasions- nischen Arbeiter kämpfen. Ihr Sieg wird unsere den, doch wird gegenwärtig die Möglichkeit ge- Stellungen füdwestlich und nordöstlich der Straße flieger zahlreiche Bomben auf den Vorort Gra Stellung in der ganzen Welt verbessern, gleich­prüft, eine Anzahl jüdischer Flüchtlinge in Bris Teruel- Sagunto. und die Hafengegend ab. Die Erfolge dieses neuen wie ihre Niederlage unsere Stellung arg erschive­tisch Ostafrika anzusiedeln. Auf dem Dftflügel im Abschnitt Artana und Flugmordanschlages sind noch nicht befannt. ren würde. Wie sollten wir nicht die gesamte

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