9fr. 168 Mittwoch, 20. Juli 1938 ffrei, niet geknechtet. Die bulgarsiche Regie» rung hat dem Sobranje den Antrag eines neuen Pressegesetzes zur Verhandlung Vorgelege!. Da« .Gesetz enthält 107 Artikel, von denen der erste besagt, daß die Presse frei ist. In den weiteren Altikeln wird jedoch die Einführung der Z e n« s u r für bestimmte Fälle zugelassen. Im ganzen genommen erlangen durch das neue Gesetz alle bisherigen Maßnahmen gegen die Presse Gesetzes» kraft, nur werden tiefe Maßnahmen durch noch fühlbarere Geld« und Freiheitsstrafen als bisher verschärft. Der Durst der Motore. Die Motorisicrung der Armee macht das Treibstoffproblem immer aktueller. Im vergangenen Jahre— so lesen wir in der„Bran- nä Politika"— hat man bei den Manöver» in USA interessante Erfahrungen gewonnen. Eine motorisierte Division, die einen Marsch Von 860 km zurücklegte, bestand aus ungefähr 1000 Motorfahrzeugen (Tanks inbegriffen) und verbrauchte innerhalb von 8)4 Stunden Marsch 60.000 Liter Benzin. Das ist ungefähr ein Drittel des durchschnittlichen TageSbe» darfeS. Hinzuzufügen ist, daß sich die Fahrzeuge in tadellosem Zustande befanden, auf guten Straßen mit 18 kni«2tundengeschwindigkeit marschierten und daß die Witterungsverhältnisse außerordentlich günstig waren. Unter diesen Umständen benötigt demnach eine einzige motorisierte Division täglich 180.000 Liter Penzin. Während der erwähnten Stunden legte sie 100 km zurück. Man muß also 100 km Marsch mit 80.000 Liter Benzin bezahlen, die 12—18 fahrbare Zisternen zu je 1000 Liter oder 8 Eisenbahnzisternen zu je 18.000 Liter auSmachen. Da« bedeutet. daß eine einzige motorisierte Division zu einer Verschiebung auf 800 km Entfernung im Laufe eines Tage» ungefähr 88 fahrbare oder 10 Eisenbahnzi« fternen Benzin benötigt. Im Krieg wird dieser Konsum sicherlich noch größer sein- Dm Selbstmordkandidat, die brlthche Flagge und die Nichtintervention „Für Nordwestböhmen ein schwerer Schlag 11 Völkische Presse bedauert den Petschek -Verkauf BemerkenStvert ist der Klagegesang, den die »Drüxer Zeitung" Wer den Berkaus zahlreicher KohlengrWen in Nordwestböhmen durch die Familie Petschek anstimmt. DaS Blatt schreibt unter anderem: PetschekS waren nicht Deutsche im völkischen Sinne:' als Juden konnten sie cs nicht sein üstd der antisemitische Charakter der deutschen völkischen Bewegung erlaubt nicht einmal, ihnen auS ihrer Handlung einen moralischen Vorwurf zu machen; in einem grundsätzlichen Kampf fallen schließlich die Rücksichten und ein Gegner darf dann dem anderen nichts mehr verübeln. Daü gilt auch für diesen Kams>f, der, vom politischen und rassischen Gebiet herkommend, von den Petschek « auf daS wirtschaftliche Feld übertragen wurde, nicht um des KanrpfeS willen, sondern aus anderen Gründen. Die PetschekS sind keine Deutschen , Wer sie waren auch keine Feinde des Deutschtums und haben dem deutschen Bergarbeiter Brot gewährt, ohne Unterschiede zu machen und ohne sich dem Druck zu unterwerfen, den die Grenzlerpreffe und tschechische nationale Orgaisi« Wfowirbcfeoft wüt SoaMpoßtife Was das„Dritte Reich“ kostet Rund 33 Milliarden Reichsmark, etwa 400 Milliarden Kronen, mußte das deutsche Volk 1937 an Steuern, Zöllen und Beitrügen xahlenl Das ungeheuerliche Ausmaß, in dem die Nationalsozialisten di« Ausplünderung des deutschen Volkes betreiben, wird noch von vielen nicht kn seiner ganzen Größe erkannt. So phanastisch eS auch klingt, so ist es doch keine Uebertreibung, wen» man festste!!!, daß wenigsten« ein Drittel dr« gesamten Volkseinkommen« im Jahre 1937 dem deutschen Volke von der Regierung entzogen wurden. DaS Bolköenikominen soll 1937 die Höhe von 68,5 Milliarden Reichsmark erreicht haben. Rund 33 Milliarden hat davon die StaatSfüh» rnng für stch und die von ihr betriebene Aufrüstung verbraucht! 33 Milliarden Reichsmark, da« sind— um gerechnet etwa 400 Milliarden Kronen— in einem einzigen Jahre! Es handelt sich dabei nicht um eine Entdek» kung von„volksfremden" oder dem Deutschen Reiche übelgesinnten Elementen. Diese Feststellung entnehmen wir dem HalbjahreSbericht der Deutschen ReichS-Kredit-Gesellschaft, der soeben unter den: Titel„Deutsche WirtschaftSentwick- lung im ersten Halbjahr 1938" erschienen ist. Wir lesen darin: „Nach offiziellen Angaben hat das deutsche Volkseinkommen 1087 eine Höhe von 68,6 Milliarden Reichsmark erreicht. Da» Anflommen an Steuern betrug beim Reich allein rund 14 Milliarden Reichsmark; dazu kommen die Länderund Gemeindesteuern in Höhe von rund 4,6 Milliarden Reichsmark, weiterhin die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung in Höhe von 1,7 Milliarden Reichsmark. Daraus errechnet sich eine Inanspruchnahme des Volkseinkommen« mit Steuern und Beiträgen für 1087 in Höhe von 29,6 X. Berücksichtigt man, daß da« Reich im letzten Rechmmgrjahre ferner durch Anleihen an« der ErsparniSbildung, d. h. ebenfalls aus dem Einkommen, einen Betrag von fast 4 Milliarden Reichsmark beanspnicht hat, daß außerdem von Unternehmern und Arbeitern eine erhebliche Anzahl fieuerähnlicher Beiträge zur Sozialversicherung, zu öffentlich-rechtlichen Organisationen usw. laufend zu leisten ist(sie erreichen zusammen die Höhe von 6—7 Milliarden Reichsmark, D Vers.), so ergibt sich, daß«tue sehr bedeutsame Quote de« deutschen Volkseinkommens dem AuSgaben- und dem JnveftitionSbedarf der öffentlichen Hand dient. Angesicht» der außerordentlich großen Aufgaben, die für die nächsten Jahre noch bevorstehen, ist nicht nur mit dem Gleichbleiben dieser Quote der Beanspruchung, sondern mit ihrer weiteren stetigen Erhöhung zu rechnen. Obwohl daS Dritte Reich in dem Entzug de» Volkseinkommens besonders des seiner arbeiten» den Schichten ioeitaus an der Spitze unter allen anderen Staaten stehen dürste, wird in dem Bericht der Reichs-Kreditgesellschaft sogar noch eine Steigerung der„Beanspruchung" angekündigt. „Wegen der außerordentlich großen Aufgaben, die für die nächsten Jahre noch bevorstehe».. Ein so kostspieliges System hat das deutsche Volk in seiner tausendjährigen Geschichte noch nie zu tragen gehabt! sationen auszuüben versuchten. Für die Familie Petschek bedeutet der Verkauf der Gruben die Äerschenkung der bewährten Quelle ihre» Reichtums, deren Kapazität noch nicht einmal voll au»« genützt war, und den Verzicht auf ein Vielfacher dessen, was die Zivnostenfka Banka ihr gab; für den sudetendeutschen Volks- und Siedlungskörper einen ungeheuren Schaden, denn nicht bloß die fruchttragende Scholle, sondern auch die in der Erde ruhenden Schätze verlangen den Bodenschuh und der Ilebergang der beiden großen Bergbaugesellschaften in die tschechische Hand ist nicht weniger schlimm, als der Verlust von tausend Bauernhöfen-eS^gewestn wäre.''** Nationalitätenpolitik und Landwirtschaft Au« landwirtschaftlichen Kreisen wird nn? geschrieben: lieber die Probleme der Nationalitätenpolitik in der Wirtschaft wurde unsererseits bereits eingehend dargelegt, in welcher Weise eine halbwegs gerechte Lösung dieser Frage erfolgen könnte. Hier wollen wir heute untersuchen, welche Maßnahmen auf dem Gebiete der Agrarpolitik erforderlich wären, um die Erfordernisse der deutschen Sektors ter tschechoslowakischen Landwirtschaft befriedigen zu können. Eine Bewachung der Agrarpolitik unseres Staates führt zu dem Ergebnisse, daß sie nicht nur bestimmt war von dem Bestreben, der einflußreichen Oberschicht von Großagrariern in erster Linie dienstbar zu sein, sondern auch dazu, daß nur gewisse Produktionsgebiete entsprechende Betreuung erfuhren, Gebiete, die vorwiegend von Angehörigen tschechischer Nationalität bewohnt sind. Es sei hier nur auf das Kapitel Kartoffel» bau vertoiesen: Weitgehende Förderung im böhmischmährischen Hochland, Krebssperre seit vielen Jahren im überwiegend deutschen Gebiet ohne entsprechende FörderungSmahnahmen zur Neber« windung de» Krebse». Oder ein anderes Kapitel: Getreidebau und Viehzucht. Die Landlvirt« des deutschen Gebiete« sind in erster Linie auf die Erträgnisse au» der Blehwirtschaft angewiesen. Seit Beginn der Getreidezollpolitik wird eine nur für die großen Getreidebauern berechnete Schutzpolitik getrieben, die den Biehzuchtgebieten schwere» Schaden verursachte. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. ES ergibt sich die unbestreitbare Tat» fache, daß den im deutschen Gebiete vorwiegenden landwirtschaftlichen ErzeugnngSzweige im Rahmen der allgemeinen Agrarpolitik keine enispre» chende Betreuung und Fürsorge zuteil wurde und daß eine Besserung auf diesem Gebiete unerläßlich ist. Auf dem Gebiete der Landwirtschaft ist eS wohl leichter als in den übrigen Wirtschaftszweig gen, den Bedürfnissen der Gebiete, die vorwiegend von Deutschen bewohnt sind, gerecht zu werden. Die landwirtschaftliche Statistik gibt ein genaues Bild der Struktur unserer Landwirtschaft und der einzelnen Produktionsgebiete. In Verbindung mit den übrigen wirffchaftlichen Gegebenheiten lassen sich daraus die Bedürfnisse und die notwendige» Maßnahmen feiten» des Staates ableiten. Es bleibt daher entscheidend, ob ein Weg gefunden wird, die vorhandenen Mittel entsprechend den Bedürfnissen der einzelnen ProdnktionSge» biete zu verwenden und entsprechende Maßnahmen für alle Produktionszweige zu treffen. Wenn wir für die Gesamtwirtschaft eine zentrale Evidenz* und Kontrollstelle, die auch daS Recht der Mitent« scheidung über die loirtschaftSpolitischen Maßnahmen des Staates haben müßte, für notwendig erachten, so brauchen wir für die Landwirtschaff eine besondere Stelle ähnlicher Art. Die Lösung könnte durch die Schaffung eine« landwirtschaftticheu Stantörate», in dem die Rattonen paritätisch ver-c treten sind, erfolgen. Die Vertretung der einzelnen Nationen müßte selbswerständlich dem tatsächlichen Verhältnisse der einzelnen Betriebs« größengruppen entsprechen. Die Aufgabe de« StaatürateS wäre es, wie bereits oben skizziert, für entsprechende Maßnahmen für alle Produk« ticnüzwcige zu sehen und die vorhandenen Mittel nach den Bedürfnissen der einzelnen Produktionsgebiete hu verwenden. Man erhält für KL 100 Reichsmark(Noten). v 563.— Reichsmark(Münzen) • 795.— 100 rumänische Lei.,, ■ 19.60 100 polnische Zloty., fl • 546.50 100 ungarische Pcngö.. ■ 633.50 100 Schweizer Franken , ■ ■ 666.50 100 französische Franc«» • B 82.70 1 englisches Pfund.. v ■ 144.25 1 amerikanischer Dollar. ■ 29.05 100 italienische Lire.» e 170.40 100 holländische Gulden. • 1599.— 100 jugoslawische Dinare. 4 64.80 100 Belga« a 490.— 100 dänische Kronen.. ■ 638.— 100 schwedische Kronen. a 738.— Gang durch mährisches Land Von Will Schaber lMit freundlicher Erlaubnis der Redaktion de»„ItaiurfreundeS". dem internationalen Organ de» Touristenvereins„Die Naturfreunde"). Dem Reisenden, der, Polen hinter sich lassend, von Ostrau aus südwärts die tschechoslowakischen Lande durchstreift, bietet sich das zaubervolle Bild adretter, sauberer, kultivierter Gefilde. Die Fluren sind wohlgeteilt und treu bestellt, eugen eines arbeitsamen Volkes; die Natur ist in ihrer Gesamtheit maßvoll, eben, übersichtlich, wie von einem anmutigen Geometer hingestellt. Die« ist das eigenartige, unverkennbare Gesicht Mähren «, es ist der Geist dieser Gegend, deren Nüchternheit allen Uebertreibungen widerstrebt. Hier ist nicht» von dem bizarren;, hochgerichteten Sinn, welcher weithin der böhmischen Landschaft ihre Form gab, und nichts von jener leidenschaftlich« kühnen Monumentalität, die dem slowakischen Gebirge Kanten und Faltenwürfe aufgezwungen hat. Sprießende» und wogendes Feld... schmale Flußbäder... niedrige Berge... Wallfahrtskirchlein... Und immer wieder der Blick in die Weite! Diese» Nicht-Abgcschlossensein, diese verbindliche Geste der Natur, mächtig geöffnet«» Armen gleich, hat Mähren in der Geschichte de» Geiste» eine besondere Rolle angewiesen: eS wurde zu. einem Land» da» seine Söhne in die Ferne schauen ließ. Nicht von ungefähr kam e», daß Co, meniu», der Schöpfer des demokrattschen Gedankens in der Erziehung, in dieser Region die ersten Schritte seiner Kindheit tat; ebenso verständlich, daß ei» anderer großer Mährer« der Physiker Ernst Mach , die Einheit des Naturgeschehens ahnte, und daß T. G. Masaryk, der Politiker- Philosoph, dessen Geburtshaus in der mährischen Slowakei stand, auf große Synthesen de» Gedankens ausging. Man hat früher oft gesagt, alle Männer, die es in Oesterreich-Ungarn zu etwa» gebracht hätten, seien mährischen Ursprungs. Und an diesem Wort ist viel Wahres. Man studiere nur die Geschichte der Künste, und man Ivird erlauchte Namen in Verbindung nnt Mähren an- treffen; von Gustav Mahler , der seine Kindheit im mährischen Jglau verlebte, bis Adolf Loos , dem genialen Architekten aus Brünn , von der Ebner-Eschenbach bis zu Robert Musil . Dieser Reichtum rührt von dem eingeborenen demokratischen Wese» des Mährers her. Demo« kratie ist— das kann man hier immer wieder beobachten— mehr als eine politische Meinung im engeren Sinn; Demokratie ist eine tiefe Lebensform, eine Art, die Beziehungen des Menschen schon in den kleinsten sozialen Einheiten, in der Familie, im Beruf, im Freundeskreis zu ordnen. Oft erlebt man in diesem Lande, wie die Nationalitätenfrage, die sich in der großen Politik so unsäglich schwierig und konfliktgeladen darstellt, im kleinen Alltag von kleinen Leute» wunderschön» ja geradezu ideal gelöst wird. Häufig genug hört man in mährischen Stammtischunterhaltungen, wie ein Sprecher seine deutsche Rede unterbricht und- in fließendem Tschechisch fortfährt—und umgekehrt, liebet« aus aufschlußreich in diesem Sinn war ein Vorfall vor einem Brünner Gericht.„Deutsch oder tschechisch?" fragte der Richter den Angeklagten, um dessen sprachliche und nationale Zugehörigkeit zu ermitteln.„Mehr deutsch !" war die charakteristische Antwort. So sind hier, mitten unter schlichtem Volk, abseits von den lärmenden und tobenden Gewittern der Tagespolitik, Keimzellen der nationalen Verträglichkeit, die früher oder später gute Früchte zeitigen werden.. Fröhlich ist die Folklore Mährens— althergebrachte lleberlieferung beschwingt das dörfliche Volk. Fast jeder Ort hat seine eigene festliche Tracht, und man stannt immer wieder über die bunt ausladende Phantasie, die sich in solchem „kroj "(wie der Tscheche es nennt) auSdrückt. Bei den Deutschen triumphiert die Tracht namentlich in der Wischauer Sprachinsel, bei den Tschechen in der Gegend von Gaya, wo sich bereits slowakische Einflüsse geltend machen— übrigen» auch in der schmucken Farbigkeit der Häuschen und im lebhafteren Temy-xament der Menschen. Solche Volkskunst änßert sich aber auch in Lied und Tanz und auch in gelvissen Schöpfungen bildender Kunst. Hat Böhmen sein Glas, so hat Mähren seine Fayencen: Holitscher Krüge und Teller etwa bilden das Entzücken aller Liebhaber feinen kunsthandwerklichen Fleißes. Im krassen Gegensatz zu so individueller Arbeitstechnik steht Baku : mit Zlin , seinem Zentralsitz, der Stadt der 40.000 Menschen und 84.000 Elektromotoren, ist ei» Stück modernen Ameri ka » in das mährische Land eingesprengt. Eine Siedlung ans Glas und Beton, klar und sachlich in ihren Konturen, wie ein einziges großes chemisches Laboratorium wirkend; ein Knotenpunkt, von dem aus ein betriebsamer Wirtschaftler nach Art eines riesenhaften Spinngewebe» seine Fäden in alle Kontinente erstreckt. Feiert hier das Licht des Tages seine Siege, so ist an einer anderen Stelle das geheime Dunkel romantischer Naturmächte am Werk: in den Macocha-Höhlen, die der Besucher von Brünn au» rasch erreicht, fährt man auf Elektromotorbooten in ei unbeschreibliches Märchen hinein: Blumen, Wälder und wahre Dome auf Tropf stein ; ein erhabenes Schauspiel urweltlicher Größe, ein seltsamer Kontrast zu dem freundliche» Idyll, daS die oberirdische Natur Mährens darstellt.
Ausgabe
18 (20.7.1938) 168
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