sir. 186Mittwoch, 10. August 1038Sette kimä äoLiahwktikchen Sinn sich aber auch Wer Polen ausgesprochen.(»Mit den dreckigen Polen tvevde ich schon Schiit«ten fahren.") Immer hübsch ein», nach demandernlAst nun dieser Lüdecke durch di« Erfahrun«gen, die er mit seinen Freunden machte, ein an«derer geworden? Män wird das keinesfalls annehmen, wenn man lieft, was dieser Exnazi Werden Reichstagsbrand zu erzählen hat. Er hat die«se» geschichtliche Ereignis auf hoher See, auf derRückkehr aus Amerika erlebt und gesteht dazuzweierlei: Erstens hat er keinen Augenblick darangezweifelt, das; cs die. Nazi selber waren, die dasFeuer gelegt haben, und zweitens hat er als dergute Nazi, der er selber damals noch war, sich derTat herzlich gefreut und sie gebilligt.»PomEthischen abgesehen", so schreibt er wörtlich,»wares gute Politik." Wer einen solchen Sah zuschreiben fertig bringt, der bleibt dem Charakternach zeitlebens ein echter Nazi, wie oft er auchseine Hemdfarbe ändern mag.Am Gegensatz zu Lüdecke, der seinen nazisti«schen AmoraliSmu» nicht zu verbergen sucht, möchteder Schweizer von Wyl gerne al» ein gründ«sählich Bekehrter erscheinen, der den alten AdamauSgezogcn hat und«in besserer Mensch gewordenist. Das hindert ihn nicht, mit grober Selbstgefälligkeit über di« intriganten Streiche zu berichten, die er in seiner politischen Frühzeit seinenFreunden von der Schweizer»Nationalen Front"gespielt hat. Die Front geht in Zürich mit Harm«loser Maske in den Wahlkampf. Um sie zu torpedieren, veröffentlicht er— scheinbar zu ihrenGunsten— einen von ihm selber gar nicht ernstgcmeinten hundertprozentig nationalsozialistischenAufruf und erreicht damit den gewünschten Effekt,uämlich jhren Durchfall. Den nämlichen Aufrufbenützt er dann aber auch al» Sprungbrett füreine journalistische Karriere im Dritten Reich, die,wie sene Lüdecke», im Gefängnis endet. Schließlich gelingt e» der Schweizer Regierung, ihn frei-zubc kommen.Manche» in dem Buche ist unglaubwürdig,romanhaft aufgepuht. Zweifellos richtig aber undvon starkem aktuellem Interest« ist seine Schilderung, wie man in der Partei den 2V. Juli 1934erlebt hat:Zuerst jubelnde Siegesmeldungen. Die Machtin Oesterreich von den Nationalsozialisten erobert I Da» Bundeskanzleramt in Wien beseht... Er scheint Wer doch nicht alle» glatt gegangen zu sein...Dollfuß ermordet... Mussolini hak Flugzeuge nach Graz geschickt. Schuschnigg bildet dieneue Regierung. Drohende Haltung Italien»..,Die SS-Männer Planetta und Holzweber inWien wegen Mord an Dollfuß zum Tode verurteilt und am Galgen hlngerichtet.Welche Schmach! Sogar reichsdeutsche Par-lelzettungen bezeichnen die beiden, die doch gewiß, auf Befehl und al» glühende Deutsche gehandelti' haben;«»"Mörder.’*'Schwere Unruhe bemächtigt stch der Bcklket.Wozu denn dies« blutigen Gewalttaten, wenn mannachher die eigenen Leute verleugnen muß?Da wird Erlebte» wahrheitsgetreu geschildert, und, stehe, es enthüllt sich die ganze Schönheit der Naziseele. Putsch, Mord, und wenn eSschiefgeht, feige Verleugnung der Hineingefallenen,zuletzt aber, wenn«S trotz alledem doch gelingtund es an das Verteilen der Beute geht, will jederder nächste dabei gewesen sein und die beschimpften Mörder von gestern werden al» Helden dernationalen Erhebung gefeiert. In diesem weltpolitischen Räuberstück gibt«S lauter Spiegelberge und kleine Schufterl«, aber leinen einzigenKarl Moor..Lüdecke und von Ayl erzählen, wie man anunseren Stichproben steht, manch« interessanteEinzelheiten. Im großen Ganzen ändern sienichts an dem Bild,, das.die Welt schon längst vonden deutschen Zuständen gewonnen hat. Tuß siesich selber in diesen Zuständen zeitweilig ganzwohl gefühlt und nach Kräften aus ihnen Vorteile gezogen haben, da» bleibt an ihnen haften,da» wäscht kein Regen wieder ab. St.Beschäftigungund ArbeitslosigkeitPM. Ende 1987 und Anfang 1988 hat dieseit 1982 zutage getretene allgemeine Besserungder Wirtschaftslage halt gemacht; ja man konntesogar Anzeichen einer rückläufigen Bewegung feststellen. Diese war besonders in den VereinigtenStaaten von Amerika ausgeprägt, aber auch inmehreren anderen Ländern hat die Zunahme derArbeitslosigkeit im Winter die für diese Jahreszeit übliche Bewegung Werschritten. Diese rück-laufige Bewegung in der Wirtschaft hat zu einemZeitpunkte stattgefunden, an dem die wirtschaftliche Belebung noch lange nicht vollendet war.Blickt man auf da» Fahr 1987 zurück, so erscheint es al» ein Jahr der Hochkonjunktur, indem die AirtschaftSkurve ihren höchsten Punktseit dem Beginn des Jahrzehnts erreichte. Dabeizeichnete es sich in sehr geringem Maße durch dieMerkmale aus, die sonst für eine Hochkonjunkturkennzeichnend sind. Allerdings hatten Erzeugung,Beschäftigung und Welthandel den Stand von1929^ wieder erreicht und teilweise sogar überholt. Ob aber dieser Stand als ein Höchstpunktzu betrachten ist, erscheint heute schon wiederfraglich. Die Bevölkerung auf der Welt hat sichseit 1929 um etwa 6 bis 10 v. H. vermehrt.Auch die Erzeugung hätte bei weiterer Zunahmein dem Schrittmaß der Vorkriegszeit im Jahre1987 rund 20 bi» 25 v. H. Wer dem Stand von1929 liegen müssen. Andererseits muß man aberberücksichtigen, daß ein großer Teil der auf Grundder neuzeitlichen Verhältnisse geleisteten Arbeitsleistung nicht erfaßbar ist.Bei Vergleichen mit Zahlen aus früherenJahren besteht daher immer eine gewisse Gefahr.Aber selbst wenn man diese Schwierigkeiten berücksichtigt, so stellt der im Jahre 1987 erreichteHöhepunkt doch nicht mehr als eine teilweise Wiederbelebung dar. Ein deutlicher Beweis hierfürist die noch verhältnismäßig starke Arbeitslosigkeit in der Mehrzahl der industriellen Länder.In Wirklichkeit ist die Auffassung, wonache» stch bei der Spitze von 1987 um eine Hochkonjunktur handelte, in der Hauptsache darauf gestützt, daß ein« Krise nachfolgte.E» ist unmöglich vorauözusagen, wie weitder Abstieg gehen wird. Mit Rücksicht auf dasunvermittelte Einsehen der rückläufigen Bewegung in den Vereinigten Staaten von Amerikasowie in Anbetracht de» beträchtlichen Widerstände» einer Reihe anderer Länder gegen dieAbstiegstendenz darf man hoffen, daß der Rückschlag nur von kurzer Pauer sein lojrd. Ein« zu-verMig«'Voraussage wird jedoch durch neue Umstände, die sich nicht genau erfaffen lassen, unmöglich gemacht.Die im April 1988 bekannten Zahlen zeigen, daß die Arbeitslosigkeit trotz der Steigerungim Winter noch in fast allen Ländern unterhalbderjenigen von vor zwölf Monaten lag. Doch hieltsich die Zahl der im Gewerbe beschäftigten Arbeitnehmer in Belgien, Frankreich, Kanada,Luxemburg, den Niederlanden, Polen, derSchweiz, der Tschechoslowakischen Republik und inden Vereinigten Staaten von Amerika unter derjenigen von 1929; dies beweist den Ernst derLage, denn die Zahl der in der Industrie erwerbstätigen Personen ist seit 1929 stark angewachsen,und heute ist die Zahl der im Gewerbe Beschäftigung suchenden Arbeitnehmer größer als die indem genannten Jahre.Diese Lage drängt die verschiedenen Probleme wieder in den Vordergrund, die sich angesichts der neueren Veränderungen im wirtschaftlichen Leben ergeben, und deren soziale Folgennicht unterschätzt werden dürfen.Zu diesen Fragen gehört das Problem derständigen oder der lang andauernden Arbeits losigkeit besonders der älteren Arbeitnehmer. Dieletzte Krise hat in allen Industrieländern einenBestand an langfristigen Arbeitslosen hinterlassen. Er setzt sich aus Angehörigen beider Gerechter zusammen, die ihre Stellen verlorenhaben und neue nicht finden können, nicht etwa,tveil e» an solchen fehlte, sondern ihres Alterslvegcn und aus sonstigen persönlichen Gründen.Ferner gehört dazu die Regelung de» Arbeitseinsatzes. Immer mehr findet die Bedeutungder Arbeitsvermittlung Anerkennung. Gewiß istlie nicht imstande, die Arbeitsmöglichkeiten zuvergrößern. Si« zielt lediglich auf die Regelungdes Arbeitseinsatzes hin. Aber gerade darin liegtihr großer Wert nicht nur für Krisenzeiten, sondern auch für die Zeiten günstiger Wirtschaftslage. Soweit offene Stellen in Frage kommen,kennt der öffentliche Arbeitsnachweis die Lagesehr gut und kann deshalb unter Umständen geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Vermitt«lung bestimmter Gruppen von benötigten Arbeitskräften im Bedarfsfälle zu steigern. Auch bei derDurchführung öffentlicher Arbeiten zum Ausgleichvon Wirtschaftsschwankungen kann die Arbeitsvermittlung wertvolle Dienste leisten, indem sie,je nach den Verhältnissen, die Beschleunigung oderZurückstellung von öffentlichen Arbeiten empfiehlt.Schließlich ist der Ausbau der Arbeitslosenversicherung und der Arbeitslosenfürsorge einweiteres Gebot der Stunde, um für den Fall einerweiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage ge«rüstet zu sein.Weiter verdient bei diesem kurzen Ueber-blick die Förderung der Berufsausbildung unddi« Umschulung von Arbeitnehmern Erwähnung.Der wirtschaftliche Ausschlvung in den letztenJahren hat in verschiedenen Ländern in bestimmten Berufen zu einem Mangel an gelerntenArbeitern geführt, dem man durch verstärkteMaßnahmen auf dem Gebiete der Berufsbildungabhelfen will.Wie wir schon oben sagten, läßt sich einezuverlässige Voraussage über die weitere wirtschaftliche Entwicklung nicht machen. ES ist jedochin sehr vielen Ländern da» Bestreben vorhanden,au» den Erfahrungen der letzten schweren Wirtschaftskrise zu lernen und alle» menschenmöglichezu tun, um den unheilvollen Auswirkungen einerneuen Krise entgegenzuarbciten. Die planvolleBekämpfung der Wirtschaftskrisen drängt sich erneut der Wirtschaft und den Regierungen alsvordringliche Aufgabe auf.Agrarische Konzerne. gegen Gewerbetreibende.,■ Auf der Böhmisch-mährischen Höhe lebenungefähr 800 Fleischer vom Vertrieb geschlachteten Bichs an Kommissionäre in Prag und Brünn.In letzter Zeit macht jhnen aber der agrarischeVerband für Vieh» und Fleischhandel in Brünnstärkste Konkurrenz. Er gründete in dem betreffen«den Gebiet einige Filialen, mit welchen die Gewerbetreibenden nicht konkurrieren können.So sieht die agrarische Gewerbefreundlichkeitin der Praxis au». Das Vorgehen des agrarischenVerbandes gegen die Fleischer, nur eines der vielen Beispiele der Niederkonkurrenzierung von Gewerbe- und Handelstreibenden aller möglichenBerufe, beleuchtet vortrefflich die Unwahrhaftig«keit, mit welcher dieselben Agrarier gegen Genos«s,'»schäften in» Feld ziehen, die von Arbeitern undfür Arbeiter geleitet werden.Japans Gold nach AmerikaNew Bork. Die BundeSreservebank teilte mit.daß weitere 5,800.000 Dollar in Gold aus Japannach Amerika gesandt Ivnrden. Seit dem MonateMärz d. I. beträgt der Gesamtwert der Goldsendungen aus Japan 352,800.000 Dollar.Ueberlhufer schreibenNazi erleben NazideutschlandGibt e» einen Weg, der aus den Reihen derMerpartei zur zivilisierten Welt gurückführt?Können Menschen,' die jahrelang gelernt haben,alle Begriffe von Recht und Moral einem kattenMachtstreben unterzuovdnen, überhaupt noch zunützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschafterzogen werden? Seit einiger Zeit beginnen siesich zu melden, die enttäuschten Rückkehrer ausdem Lande der nazistischen Verheißung. Sie suchendie Gesellschaft der Emigranten, sie bieten ihreEnthüllungen an, einige von ihnen schreiben sogarBücher. Was sind das für Leute? VerirrteIdealisten? Oder ganz einfach Ratten, die miteinem besonder» feinen Instinkt begabt sind, diecrften, die spüren, daß da» Schiff zu sinken beginnt?Die immer dem sei— von den beiden Auto-irn, mit denen wir e» hier zu tun haben, wirdman keinen zur ersten Gruppe rechnen dürfen.Tie sind keine verirrten Idealisten, sondern Nationalsozialisten aus natürlicher Veranlagung.Statt G. W. Lüdecke mit seinem Buch»I knewPitler"(»Ich kannte Hitler". New Aork, Ehar-lclScribnerS Son) und Hans von Wyl(»EinSchweizer erlebt Deutschland". Europa-Verlag,Mich) können zwar ihre Gesinnung ändern, aberihren Charakter verleugnen können sie nicht.Kurt G. Lüdecke ist nach der Revolutton von1918 zunächst bei-der sozialdemokratischen Presseausgeiaucht und nach einem wenig glücklichen Gastspiel bei ihr am jenseitigen Ufer gelandet. VomGrafen Reventlow dem„Führer" empfohlen,macht er durch seine Sprachkenntnisse rasch Karriere. Im Jahre 1922 schon wird er von Hitler zum Zweck der Geldsuche zu Mussoliniaeschickt.(„Fetzen'Sie aus ihm heraus, was Siekönnen.") Später begibt er sich mit einem ähnlichen Auftrag nach Amerika zu Ford. Allerdings hat er dabei kein Glück, und da» mag auchfeine weitere Laufbahn ungünstig beeinflußthaben, denn nach der Machtergreifung findet manfür ihn keine ihm zusagende Beschäftigung. Erbeginnt leise zu konspirieren und findet in demewigen Minister-Aspiranten Alfred Rosen»berg«inen gleichgesinnten Partner. Rosenberglammt mit einem bläuen Auge davon, Lüdecke aberwird festgesetzt und kommt nach Oranienburg,von dort gelingt es ihm zu entfliehen, zuerst nachPrag, dann über die Schweiz nach Amerika.E» erhebt sich die Frage, wie weit man diesem Mann glauben kann. Sein früher intimesVerhältnis zur NSDAP und zu Hitler belegt ermit zahlreichen Photographien. Bon dem, wa» erüber seine Unterhaltungen mit dem Führer er«zählt, klingt nichts unwahrscheinlich. Zweifellosecht ist ein Gespräch über Oesterreich au» demFahre 1982. Das Buch ist vor dem Einmarschin Oesterreich erschienen, enthält aber schön da»Rezept, da», später genau.ausgeführt worden ist.Schon damals hat Hitler erflärt, Oesterreich werdeihm al» erste Frucht zufallen, er werde sich mitMussolini darüber verständigen, England aberdurch Verwickelungen im Mittelmeer am Eingreifen hindern. Glaubwürdig ist auch die Mitteilung LüdeckeS, Hitler habe in seinen Gesprächenmit ihm der Tschechoslowakei die Exi,stcnzberechtigung abgesprochen, in genau dem glei«Man erhält fürKd100 Reichsmark(Noten)',sI548—Markmünzen.,,OR725.—100 rumänisch, Lei,,■ft18.35100 polnische Zloty.,ft548.50100 ungarische Pengö.,ftft038.50100 Schweizer Franken,ftft608.50100 französische Franc» tft80.701 englisches Pfund.,I•144.381 amerikanischer Dollar28.95100 italienische Lire.,ft169.40100 holländisch, Gulden«ft1597.—100 jugoslawische Dinare.64.80100 Belga».....•♦490.—Der rote Marschallvon Fern-OstMTP. Paris. Der russisch- japanische»Zwischenfall", der so sehr den ersten Kriegshandlungen eines beginnenden Konfliktes von injedem Sinne unernießlichen Ausmaßen ähnlichsah, ist zur Zeit den Diplomaten zur Regelungüberlassen. So sehr die westeuropäische Press«dies« Tatsache begrüßt, so stark sind die Zweifel,ob in dem Stadium, in dem sich jetzt die Entwicklung im Fernen Osten befindet, da» Gesetz de»Handelns den Generalen Wevhaupt noch aus derHand genommen werden kann. Die»Time»'z. B. ist in dieser Beziehung recht pessimistisch;die Rolle des japanischen Militärs gegenüberihrer eigenen Diplomatie ist ja bekannt, und dieRolle, die der allgewaltige militärtsche HerrSibirien», Marschall Blücher, dem Narkomindelgegenüber noch spielen, mag, ist nicht so ohne weitere» abzuschätzen, obschon Blücher im Gegensatzzu seinem unglücklichen Kollegen Tuchatschewskibi» jetzt keinerlei Unbotmäßigkeiten nachzuweisensind.Aber Blücher ist fern von Moskau, und dieEntscheidungen.fallen in einer solchen Konflikts-^siwation manchmal ungeheuer schnell. E» wird,auch ganz unabhängig vom Politischen, sehr vielvon der Person diese» russischen Heerführers abhängen, von seinen Nerven, von seinen Gefühlen,von seinem Tencherainent, Und die Persönlichkeitde» roten Marschalls, des. Fernen Ostens ist auchan sich interessant genug, um ihr eine kleineStudie zu widmen.GBeginnen wir mit einemLug. der wenig bekannt sein dürfte.Dieser alle Revolutionär undHeld des russischen Bürgerkrieges ist von jeherHasser der Japaner getvesen. Es wird berichtet,daß er, bei seinem ersten revolutionären Auftretenim Jahre 1910 bei einer Versammlung auf denMytichi-Eisenbahnwerken in Petersburg nichtnur eine klaffenkämpferische Rede gehalten hat,(die ihm Wrigen» zwei Jahre acht Monate Ge«fängni» eintrug und seine Feuertaufe im politischen Sinne war), sondern auch schon damalsals den Hauptfeind des russischen Proletariat»die Japaner bezeichnet hat. Die Errichtung de»sozialistischen Staates, sagte Blücher, sei mehrnoch al» durch den innenpolitischen Feind durchden japanischen Imperialismus bedroht; die Japaner hätten ja erst vor einigen Jahren WerRußland gesiegt, und da» sei ihnen zu Kopf ge«stiegen,' und eS bestünde die Gefahr, sie würdenWladiwostik und Sibirien angreifen. Diese Auffassung hatte Blücher vor mehr als einem halbenJahrhundert, um so mehr dürfte sie heute seinGlaubensbekenntnis darstellen. Auch in denAuseinandersetzungen de» Bürgerkriege» hat erden weißrussischen General Molchanow mit denÄorten tzerauSgefordert:„Wir kämpfen für die,ausgehende Sonne de» Westen», und Ihr für dieaufgehende Sonne der japanischen Fahne".Wenn immer Blücher vor seinen Soldaten»ine Med« hält,« wird Niemals den Haßgesangauf Japan vergessen. Nun ist das ja freilichseines Amtes, denn er ist der wirkliche Schöpferder russischen Fernost-Armee, eines autonomenTeiles der Roten Armee, und alle militärischenSachverständigen sind sich einig darWer, daßdiese Schöpfung des roten Marschall» ein schlag,kräftiges Instrument erster Ordnung in seinenHänden ist. Und e» war von vornherein klar,gegen wen sich diese» Instrument einmal richtenwürde.ES gibt auch noch romantischere Erklärungen für diese Grundeinstellung Blüchers. ES wirderzählt, da man seine unbestreitbaren militärischen Gaben gerne psychologisch erklären möchte,er stamme aus einer alten deutschen Offiziersfamilie, die generationenlang in den zaristischenHeeren Dienst getan habe, und sein Vater sei imrussisch-japanischen Krieg 1904/05 gefallen. Dochda» ist ein Märchen, denn Wassilij Konstantinowitsch Blücher ist 1889 als Bauernsohn in derProvinz Jaroslaw geboren. Möglich, daß seineEltern von deutschen Soldaten abstammen, diemit Napoleon nach Rußland kamen, sich hier ansiedelten und wahrscheinlich auS Haß gegen denKorsen den Namen deS Siegers von Waterloo,Blücher, annahmen. Geklärt ist das nicht.Wassilij kain noch als Junge nach St.Petersburg und lernte in einer Schlosserei. Erwurde dann Fräser, Metallarbeiter auf mehrerenWerken, so auf den vorhin genannten Eisenbahnwerken. Als er aus dem Gefängnis kam, begannder Krieg, und schon in den ersten Tagen gingdtp Soldat Blücher an die Front; 1016 erhielter einen schilleren Bauchschuß und wurde niewieder fclddienstfähig, sondern vielmehr dem143. Infanterie-Regiment in Samara zumGarnisonsdienst zugeteilt. ES war eines derersten Regimenter, das sich 1917 auf die Seiteder Revolution stellte.Bald ist Blücher Mitglied deS lokalen Exekutivkomitees von Samara, bald steht er an derSpitze der Partisanen-Heere im Südural, undmit ihnen erkämpft er den ersten großen Sieg1918 gegen die Kosecken. Im nächsten Jahre ister bereits Kommandant der 80. Division undtritt dann an die Spitze der legendären51. Division, die gegen Koltschak, Wrangel,Kutiopow siegreich känipft. Lenin und Trotzki erkennen seine Leistung an— er ist der erste, derden neugeschaffenen Orden der Roten Fahne erhält— bald hat er diese Auszeichnung viermalverliehen bekomme».Unmittelbar nach Beendigung des Bürgerkrieges geht er nach Asten. Er soll sogar alschinesischer General unter dem Namen 8» Lin1928 militärischer Berater der Kanton-Regierung gewesen sein. 1929 wird er offizieller Eh cfaller russischen Truppen im Fernen Osten, 1935erhält er den Marschallstitel.Groß, mächtig, urwüchsig und gesund, kör«perlich unermüdlich und von überragenden intellektuellen.Gaben, gilt er heute al» der beste Kenner Asiens, wenigstens insofern es Strategie undVoraussetzungen eines asiatischen Feldzuges betrifft.