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Sozialdemokrat
Sentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Ginzelpreis 75 Seller
Rebaltion u. Berwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Rebakteur: Rarl Rern, Prag 18. Jahrgang Freitag, 26. Auguſt 1938
Aus dem Inhalt:
im Kriegsfalle
Wirtshausrauferei
und SdP- Politik
Hochwasser im ganzen Staate
Nr. 200
Prag wieder im Mittelpunkt Bewegte Wochen
Wichtige Beratungen in London - Vor einer neuen Erklärung Englands London.( UN) Der amtliche britische Radio-| nien Frankreich unterstützen werde, dann wird as| Wir erhalten die tschechoslowakische Unabhängig dienst veröffentlichte Donnerstag abends folgende niemals zur Abwürgung der tschechoslowakischen feit und damit die Unabhängigkeit Europas . Meldung: Außenminister Lord Halifar fuhr bald Demokratie tommen. Alle, die sich bedroht fühlen, werden nach einer nach einer Zusammenkunft, bei welcher er früh Paris . Trotz der die Aufmerksamkeit in derartigen Erklärung wiffen, mit wem fie zu zusammen mit Schazkanzler Sir John Simon Anspruch nehmenden innerpolitischen Ereignisse gehen haben. May einen Bericht von Mr. Ashton Gwatkin über die verfolgen die Pariser Blätter doch die Vorgänge Tätigkeit Lord Runcimans als Gutachter und Be- in der Tschechoslowakei mit großer Aufmerksam rater bei den Problemen, die zwischen der tschecho- teit. Figaro" glaubt,
slowakischen Regierung und der Sudetendeutschen Regierung nicht die Abfibie tschechoslowakische
Bartei bestehen, entgegengenommen hatte, nach Yorkshire . Die Mission Lord Runcimans brauchte bei ihrem Vermittlungscharakter mehr Zeit dazu, um Ergebnisse zu erzielen, als wenn Lord Runum in engele en egen hate, um die Schlebs richter zu fungieren, oder wenn er sich bloß mit der Vorbereitung eines Berichtes für irgendeine bestimmte Stelle befaßt hätte.
Trotzdem haben die Presseberichte aus Prag gezeigt, daß die Tätigkeit seiner Mission auch im gegenwärtigen Stadium nicht ohne wertvolle Ergebnisse geblichen ist. Es verlautet, daß der Eindruck, welchen die beiden Minister von dem Bericht Mr. Ashton Gwatkins gewonnen haben, der ist, daß eine friedliche Lösung im Wege einer Verständigung nicht außerhalb des Bereiches fluger staatsmännischer Fähigkeiten liegt, falls beide Barteien diese Eigenschaften an den Tag legen und falls sie sich bei allen beteiligten Parteien zeigen. Die britische Regierung hat sehr flar zu verstehen gegeben, daß ihrer Ansicht nach eine derartige Reige Ste: gelung nicht nur im Interesse der Tschechoslowakei und der Sudetendeutschen selbst, sondern auch im Intereffe des europäischen Friedens von wefentlicher Bedeutung iſt. In den letzten Wochen haben fich die zuständigen Faftoren in London in erhöhtem Maße mit den sich aus der gegenwärtigen Situation ergebenden Gefahren befaßt, da man in London hofft, daß sich beide Parteien der fritischen Zusammenhänge und der daraus erfließenden Berantwortlichkeit bewußt sein werden, welche es erfordert, den notwendigen Beitrag zur Herbeiführung einer Berständigung zu leisten.
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immer wenn eine
deutsche Pression erfolgt, neue Konzeffionen su gewähren, die dann von den Deutschen abgelehnt werden. Sie habe sich vielmehr entschloffen, abzuwarten, bis die Sudetendeutschen ihre konkreten Matte, bio brit en feed why the green werbe wahrscheinlich vor dem Nürnberger Kongres, an dem wie bekannt auch Henlein und die übrigen Parteiführer teilnehmen, keine definitiven En:- schlüsse fassen. Der ,, Watin" ficht in der Reise des Chefs der Wirtschaftsabteilung des britischen Außenministeriums Ashton Gwatkin aus Prag nach London ein Zeichen des Ernstes der Situation.
Am Ilarsten und prägnantesten sagt das, was in der jetzigen Situation notwendig ist, Paul Boncour , der sich im Blatte ' Devre" mit dem tschechoslowatischen Problem beschäftigt und schreibt:
Es geht nicht nur um Minderheitsfragen, sondern darum, ob die Feftung fällt oder nicht fällt, welche die tichechoffowalifuje Unabhängig. teit gegen den vangermanischen Drud auf Mittel- und Osteuropa verteidigt, wo sich die Nohstoffe befinden, ohne die ein großer Krieg Icine Erfolgsaussichten hätte. Der einzige Sinn der Miffion Lord Runciman ist, dies England überzeugend darzulegen. Das Problem ist daher rein politisch. Es ist nötig, daß die Mächte erklären: j
auf dem Weg zum Foreign Office
Seit den napoleonischen Kriegen hat Europa nicht mehr Tag um Tag vor einem Kriege so ge zittert wie jest. Kein Mensch wagt es, Pläne auf ein paar Monate zu machen, weder persönliche noch wirtschaftliche, man lebt in den Tag hinein, die Unsicherheit hemmt insbesondere das Wirtschaftsleben. In den letzten Tagen kamen noch einige Ereignisse dazu, welche den ohnehin von Gewitterwolfen bedeckten europäischen Himmel noch verdüsterten: die Absage Francos an die Vorschläge der Nichteinmischungskommissian und das Nichtinkrafttreten des englisch - italienischen Mittelmeerabkommens sowie die großen deutschen Manöver, die als schauerliche Begleitmusik zu den in Prag geführten nationalen Verhandlungen gedacht sind.
Dennoch entspräche irgend eine Panitstimmung nicht den Tatsachen der europäischen Politif, die auch durch die Goebbelspropaganda nicht aus der Welt geschafft werden können. Diejenigen, welche den Krieg entfesseln wollten, würden sich einer Uebermacht gegenüber befinden, die sich um so mehr geltend machen würde, je länger der Krieg dauerte. Das weiß man in Deutschland . Italien und Japan . Im Fernen Osten ist die dynamische Macht einem Kriege ausgewichen, den sie hätte haben fönnen, wenn sie unnachgiebig ge= wesen wäre. Sie hat ihn nicht gewollt, weil sich Japan gegen China und die Sowjet- Union zu schwach fühlt. Aehnlich liegt die Lage in Europa , wo Deutschland und Italien bevölkerungsmäßig und in bezug auf das Wirtschaftspotential ihren Gegnern unterlegen find. Man führt nicht so leicht einen Krieg, wenn man
liert. Das wissen die Generale,
dem Weltkrieg etwas gelernt haben und deren Ehrgeiz nicht darin bestehen kann, die Fehler Ludendorffs zu wiederholen. Die herrschenden Mächte in Deutschland und Italien rechnen mit gewissen Möglichkeiten in Europa , das hat die Rede des Stellvertreters Hitlers Heß erwiesen, der in Klagenfurt vor einigen Wochen davon fprach, daß nach einem europäischen Kriege der Bolschewismus tommen werde und daß man des wegen den Frieden retten müſſe. Die Habsburger , Hohenzollern und Romanows haben 1914 nicht im Traume daran gedacht, wie das von ihnen entfesselte Ringen ausgehen wird, die Erinnerung daran ist zu frisch, als daß es die heutigen Machthaber, die den Krieg in ihre politische Rechnung
London . An amtlichen Stellen wird zwar bes Keine Verschlechterungen der sozialen Errungenschaften font, daß in Prag nichts vorgefallen ist, was den Besuch Ashton Gwatkins, der privaten Charakter Paris . Nach den Ergebnissen der gestrigen[ Die Sozialistische Partei hat stellen, ganz v gessen hätten. Auch die strategis hatte, nötig gemacht hätte, doch wird nicht be- Versammlungen der politischen Parteien fann bisher nicht die Absicht, sich von den übrigen schen Vorausseßungen für einen Krieg in Mittelstritten, daß die Situation in Mitteleuropa den man die neue innerpolitische Lage Frankreichs Gruppen der Regierungsmehrheit abzusondern. europa haben sich insofern geändert, als das Mittelpunkt des Interesses in London bildet. Die bereits flarer beurteilen. Mittwoch hielten außer Es läßt sich feststellen, daß alle drei Parteien, Neberraschungsmoment ausgeschlossen ist und die Spannung wachse mit der Verzögerung einer den Stommunisten alle Angehörigen der Volls die gestern ihre Versammlungen abhielten. ent- Pläne eines Bligfrieges sich als wenig durchführ Lösung. Die Fortschritte und Ergebnisse der Mis- front Versammlungen ab, und zwar die Radikale fchloffen sind, weiterhin die Einheit aufrecht zu bar erwiesen haben. Geiviß gibt es genug fries sion Lord Runcimans haben nicht nur für die Partei, die sozialistisch- republikanische Vereinis erhalten. Alle übrigen Parteien sind sich der ge- gerische Elemente in Europa , aber ebenso viele britische, sondern auch für andere Regierungen gung und die Sozialisten. fährlichen internationalen Lage bewußt, die sicher- Tatsachen, die einem Kriegsausbruch in nächster große Bedeutung. Das Präsidium des Exekutivausschusses der ich bei den endgültigen Beschlüffen dieser Par- Zeit entgegenstehen. Fast alle Londoner Blätter beschäftigen sich Diese Feststellung schließt freilich nicht aus, mit der Situation in Mitteleuropa . News Chru- Radikalen Partei genehmigte das Vorgehen des teien eine Rolle spielen wird. nicle" sagt, von vielen Seiten werde beſtätiat, Ministerpräsidenten Daladier . Der ständige ad Schlichtungsversuch für Marseille daß die politische Situation in Europa in den ministrative Ausschuß der sozialistischen Partei nächsten Wochen nicht kritisch werden kann, wobei daß die Hekkampagne der deutschen Preſſe gegen beschloß, die Einberufung des Parlamentes zu Paris . Der neue Minister für öffentliche die spanische und die tschechoslowakische Frage im die Tschechoslowakei in britischen Regierungsfreisen große Unruhe hervorrufe, da dadurch die verlangen. Das Präsidium der sozialistisch- repu- Arbeiten de Monzie hat die Verhandlungen im Vordergrunde stehen. Die Entwicklung der ipaniehnehin sehr schwierige Situation noch mehr er- blikanischen Vereinigung stellte sich vollkommen Sonflikt der Hafenarbeiter in Marseille aufgefchen Ereignisse fann zu einer Verschärfung des hinter den Vorsißenden der Partei Frossard, der nommen. Er empfing Donnerstag vormittag Verhältnisses der Westmächte zu Italien führen. schwert wird. ,, Daily Expreß " meint, es wüçden irgendwelche Schritte unternommen werden, zuſammen mit Miniſter Ramadier aus der Re- unter anderem eine Delegation der Arbeitgeber, das tschechoslowakische Problem zu ernſter Stödamit diese Angriffe eingestellt oder doch gemil- gierung ausgetreten ist. Das Präsidium nahm sowie eine Arbeiterdelegation mit dem Sekretär rung in dem Verhältnis der demokratischen Großdert werden. Auch Runciman ſei dieser Meinung. zur Kenntnis, daß den neuen Mitgliedern der des Allgemeinen Arbeitsverbandes Racamond an mächte zu Deutſchland . Die Verhandlungen, welche Das selbe Blatt meint, Ashton Gwatkin hätte Regierung versprochen wurde, die soziale Gesez der Spize. Die Hafenarbeiter in Ajaccio auf Kor- Lord Runciman in Prag führt, und die der engden Entwurf eines Vorschlages mitgebracht, den gebung werde nicht berührt werden. Die Partei fifa, die vom Präfetten aufmerksam gemacht wur- lische Staatsmann mit großer Intensität und mit erklärte auch, daß sie nicht gewillt sei, sich hinter den, daß bei einem Streit Militär eingeseßt wer- dem ernstesten Wollen betreibt, gestalten sich Lord Runciman beiden Parteien unterbreiten wvolle; er sei zwar ein unparteiischer Mittler, den linken Flügel der Rechtsmehrheit der Regie- den wird, um die Schiffsladungen zu löschen, has außerordentlich schwierig und schon heute liest rung zu stellen, und daß sie die Sozialisten unter- ben beschlossen, von ihrer Absicht abzugehen und auf Mitteleuropa der Schatten des Nürnberger wolle aber doch wissen, wie die englische Regiſtüßen würde, falls diese in die Opposition treten unter den gleichen Bedingungen wie bisher zu Parteitages, auf dem Hitler eine Rede halten und rung über seine Vorschläge denke. wvo er sich voraussichtlich auch mit dem Verhältnis Deutschlands zur Tschechoslowakei befassen wird. Wie ernst man die diplomatische Lage in England nien losgehe. In der Kammerfihung wurde der Ministerpräsident Hertzog ersucht, wirtfame auffaßt, zeigt die Nachricht, daß eine neue eng Schritte zu unternehmen, um jede nazistische Tälische Erklärung zur tschechoslowakischen Frage tigkeit in Südwestafrika unmöglich zu machen. bevorsteht. So wird es wohl wieder bewegte Wochen geben, in denen die Demokratien Festigkeit Polizeikommissär- Mörder zeigen müssen, weil gerade davon der Friede der Belt abhängt.
würden.
arbeiten.
erschossen
Von besonderer Bedeutung ist es, daß mehrere Blätter auf die Wahrscheinlichkeit verweis sen, daß die britische Regierung bald neuerlic ihren Standpunkt zur Lage in der Tschechoslolvas entschlossen hinter England fci definieren werde. Financis Times", ein in Rapstadt. In der donnerstägigen Sihung der Regel gut informiertes Blatt, meint, daß Sir John Simon, der am Samstag in Lanart in der füdafrikanischen Kammer erklärte General Schottland eine Rede halten soll, sich vornehmlich Smuts , feiner Ansicht nach, müsse Südafrika mit mitteleuropäischen Fragen beschäftigen werde. Großbritannien zu Hilfe kommen, falls sich biefes News Chronicle" schreiben: Es ist klar, daß die in Gefahr befinde, oder bei einem Kriege angeRegierung gegenüber der den Frieden in Mittel- griffen werde. General Smuts fügte hinzu, er europa bedrohenden Gefahr wachsam ist. Die würde sich die Kehle durchschneiden, falls es zuTschechoslowakei wird nur dann das Opfer eines gelaffen würde, daß Großbritannien bei der Berhaben wird zu glauben, daß er handeln kann, ohne Untergang fände. Falls er der Regierung angezei in Damastus entdeckte ein Komplott gegen den tendeutsche Wirtschaft dringend braucht. Es ist ers daß die Großmächte eingreifen. Wenn London hören würde, die unter diesen Umständen das Ministerpräsidenten Mardam Bey, Kammerpräfi- freulich, wenn auch auf tschechischer Seite das Berlin klar zu verstehen gibt, daß im Falle eines Parlament beraten müßte, würde er daraufbrin- denten Fares hourh und den Innenbirektor Adel Verständnis dafür wächst, daß es sich beim sudeAngriffes auf die Tschechoslowakei Großbritan lgen, daß Südafrila gemeinsam mit Großbritan- Armi auf. tendeutschen Problem nicht nur um politische,
Der außenpolitischen Festigkeit der DemoJerusalem. Der Polizeikommissär Moffatt, auf fratien muß auch unsere Innenpolitik entsprechen. welchem Mittwoch ein Attentat unternommen wurde, welche die Wiederherstellung der Staatsautoris ist noch abends ſeinen Verlegungen erlegen. Zwei tät aufstreben muß. Der Erlaß der Warnsdorfer Araber, die wegen der Ermordung des Kommissärs Bezirksbehörde zeigt den Weg, wie man zu der
Angriffes werden, wenn der Angreifer Grund teidigung der Unabhängigkeit des Empire ben tobei hie, töblich beribundet wurden. Die Boli- vendigen Ruhe kommen kann, welche bie
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