Nr. 205 Donnerstag, 1. September 1938 Seite 5 Die sudetendeutschen Sozialisten an den Welt-3ugendkongreß Äuf dem New Yorker Weltjugendkongreß, an dem die Delegierten aller demokratischen Län­der der Welt teilnahmen, hielt der Vorsitzende der Sozialistischen Jugendverbandes, Willi Danka, eine große Rede über das heute so brennende Problem der nationalen Minderhei­ten und gab dabei die Meinung der sudeten­ deutschen sozialistischen Jugendbewegung be­kannt. Wir veröffentlichen das Referat Wan- kas auszugsweise. Das zentrale Problem des allgemeinen Friedens besteht darin, eine internationale politische und recht­liche Ordnung zu finden, welche jeder Nation die freie Entfaltung ihrer wirtschaftlichen, kulturellen md nationalen Interessen sichert. Der Widerstreit der.Interessen führte die europäischen Völker in un-ezählten Fällen in den Krieg, ohne daß Europa darüber bis heute zur Ruhe gekommen wäre. Die ivtchselvoll« Geschichte Europas war von einer rei­chen Mischung von Raffen und Kulturen begleitet, I«Iche das Zusammenleben der Völker nicht vereia- sachten, sondern weitmehr komplizierte. Politisch and kulturell findet die gegenseitige Durchdringung der europäischen Völker ihren Ausdruck in der Tat­sache, daß es im heutigen Europa eigentlich nur drei Staaten gibt, welche keine nationalen Minderheiten in ihren Grenzen beherbergen und damit eine fast dellständige ethnische und nationale Homogenität er­reichten: Portugal , Norwegen und. Liechtenstein . Alle übrigen europäischen Staaten weisen klei­nere oder größere nationale Minderheiten auf, so daß don vornherein gesagt werden kann, daß der Schuh der nationalen und ethnischen Minderheiten schon allein zahlenmäßig nicht di« Angelegenheit einiger lneniger Staaten, sondern in Wahrheit zumindest ein europäisches Problem ist, welches das Schicksal don mehr als 80 Millionen Menschen umfaßt. Ein klaffischer Boden des Minderheitenproblems ist Mitteleuropa im weiteren Sinne des Wortes, d. i. jener Gebiet zwischen der Nordsee und dem Adriati- fchen Meere einerseits und dem Baltischen und Schwarzen Meere andererseits. Hier führte die histo- kische Entwicklung besonders viele Rationen zusam- men und deshalb ist gerade der mitteleuropäische Aaum charakteristisch durch sein großes Gemenge von Sprachen, Religionen und nationalen Individuali­täten. Das Verlangen der mitteleuropäischen Natio­nen und Rationalitäten nach Eigenstaatlichkeit als Ausdruck eines wachsenden Lebenswillens sand bei ben Ententemächten ein solches Verständnis, daß auf dem Gebiete der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie Tschechen und Slowaken, Slovenen, Aroaten und Serben, Rumänen und Italiener die staatliche Selbständigkeit oder, die Bereinigung..mit ihren nationalen Stammstaaten erhielten.- Durch deb Zusammenbruch des Zarenreiches erlangten die Polen , 8umrn, Esten, Letten und Littauer die staatliche Selbständigkeit. Selbst eine so umstürzende Neuordnung Euro­ pas , wie fie durch die Friedensverträge erfolgte, konnte die europäischen Minderheiten nicht beseitigen. Sine nähere Befassung mit der zahlenmäßigen Stärke der europäischen, besonders aber der mitteleuro­päischen Minderheiten, mit ihrer territorialen Bertei- lung in den einzelnen Staaten und mit dem Grade der gegenseitigen Durchdringung der einzelnen Völ­ker führt zu der Erkenntnis, daß es überhaupt un- Aäglich ist, in Europa solche Staatsgrenzen zu fin­den, welche das Minderheitenproblem zahlenmäßig liauidieren könnten. Wir müffen uns also darauf ein« stellen, daß es in Europa immer nationale Minder« Hessen geben wird. AuS dieser Tatsache ergeben sich zwei wichtige fragen. Soll man sich auf immer damit abfinden, daß Minderheilen Unbefriedigt« sein müffen? Oder soll alles getan werden, um die Minderheiten in das System eines stabilen Friedens als Faktor dieser Ordnung einzugliedern? Selbst Angehöriger einer bedeutenden Minderheit in der Tschechoslowakei , der Sudetendeutschen , will ich hier der Meinung der demokratischen Deutschen Ausdruck geben, wenn ich sage, daß die Minderheiten in Europa , abgesehen von ihrem natürlichen Bedürfnis nach freier Pflege und Entfaltung ihrer nationalen Kultur, eine große europäisch« Sendung haben. Sie können zu Trägern der Idee der europäischen Solidarität und zu Ver« »nrilern zwischen den europäischen Raffen und Kul­turen werden. Rach diesem Bekenntnis zu der besonderen Frie- denSmiffion der Minderheiten muß allerdings auch noch auf die weiteren Folgerungen verwiesen werden, welche sich aus dem bleibenden Vorhandensein von 80 Millionen Menschen in der Position von nationalen Minderheiten auf dem gesamten europäischen Terri- tsrium ergeben: 1. Man muß sich der Tatsache bewußt sein, daß Lag« der nationalen Minderheiten in vielen Län­dern Europas wenig zufriedenstellend ist. Das ist ein« der Ursachen des augenblicklich gespannten und unruhigen Zustandes in Europa . Eine radikale Frie« deussicherung kann also nur darin bestehen, daß die Spannungen von ihrem Ursprung aus beseitigt wer­den Dazu gehört auch die großzügige und allseits gerechte Lösung der Minderheitenfragen in allen «ändern mit nationalen und echnischen Minderheiten. 2. Das wechselvolle Schicksal Europas und die bleifachen Lenderungen seiner politischen Landkarte lu den zurückliegenden Jahrhunderten oder Jahr» sehnten geben der Auffaffung eine weitgehende Be- stätigung, daß das europäische Minderheitenproblem durch Grenzziehungen allein nicht bereinigt werden konn. Alle Tendenzen, welche auf die Aenderung der lenzen abzielen, rücken im heutigen Europa die Tefahr eines bewaffneten Zusammenstoßes der Völ­ker in unmittelbare Nähe. Die Staatsgrenzen müffen daher bei der Lösung der nationalen Probleme außer­halb der Diskuffion bleiben. 3. Wenn sich neue Grenzziehungen als ungeeig­netes Mittel für eine gerechte Lösung des euro­ päischen Minderheitenproblems erweisen, so ergibt sich für die betreffenden Staaten mit um so zwin­genderer Verpflichtung die Notwendigkeit, die natio­nalen Fragen durch innere BefriÄungsmaßnahmen zu lösen. Es ist die Aufgabe einer gerechten Min­derheitenpolitik, den nationalen Minderheiten alle Voraussetzungen für die gleichberechtigte Teilnahme am staatlichen Leben zu schaffen und so zur Auf­lösung deS Widerstreites zwischen Staatszugehörig- keir und Volkszugehörigkeit beizutragen. Das ist nur möglich auf der Basis einer demokratischen staatlichen Rechtsordnung,' welche allen nationalen Gruppen eines Staates gleiche Rechte gibt, aber von ihnen auch gleiche Pflichten verlangt. Wir glauben, dem Weltfrieden einen Dienst er­weisen zu können, wenn wir auf die Tatsache auf­merksam machen, daß die sogenannten dynamischen Staaten an dem Minderheitenproblem in der Ge­genwart«in Jntereffe nehmen, das nicht mehr als dak natürliche Jntereffe eines großen Volker an dem Schicksal seiner in enteren Staaten lebenden Volks­gruppen bezeichnet werden kann. So zeigt vor allem die grundverschieden« Einstellung deS heutigen Deutschland zu der Lage der einzelnen deutschen Min- derheiten in der Tschechoslowakei , in Polen und in Italien (Südtirol ), daß der Nationalsozialismus die Tendenz hat, die ungelösten Minderheitenfragen zum Vorwand für die Erreichung ganz bestimmter Er- oberungSabsichten zu benützen. Diese Tendenz rich­tet fich gegenwärtig noch vor allem gegen die Tsche« lboslowakei, sie kann aber morgen schon auch andere Staaten bedrohen. Diesen Umstand sollten sich alle besinn der Exportmesse Prag . Freitag nimmt im Messepalast die Prager Messe ihren Anfang. Nach Angaben des Messeamtes werden auf ihr insgesamt 2827 Fir­men vertreten sein, das ist etwas mehr als im Herbst 1937. Aus dem Ausland kommen 134 '(i. V. 158) Firmen. Die belegte Fläche der Herbstmesse ist mit 35.896 Geviertmetern auf Vorjahrshoh'e geblieben. Die diesjährige Herbst­messe wird der Ausstellerzahl nach nur von der Herbstmesse 1934 überboten, die infolge zahlrei­cher Auslandsexpositionen besonders viel Aus­landsfirmen aufwies. Zieht man nur die Jn- landsfirmen in Betracht, so ist die bevorstehende Messe die bisher größte Herbstveoanstaltung in Prag . Die Firmenzunahme gegenüber der letzten Messe sst auf das Konto der Exportfirmen zu buchen. Das Exportangebot der Messe hat sich ferner durch die Teilnahme der Exportkonzerne ausgeweitet. Auf den AuSstellungsge- fänden ist die Besetzung eher etwas schwächer als vor einem Jahre. Der Rückgang in der Zahl der Ausländsaussteller ist vor allem darauf zu­rückzuführen, daß in den Kollektivexpositionen der teilnehmenden Staaten heuer weniger Einzelfir­men teilnehmen. In Anbetracht der ungünstigen Verhältnisse ist eS beachtenswert, daß die Messe nicht nur ihren Ausstellerstand behaupten, son­dern in dem maßgebenden Sektor, den Export­gruppen, gegenüber dem Vorjahr sogar erhöhen konnte. Der Rüdcgang der Glaswarenausfuhr Im heurigen ersten Halbjahr wurden 754 Tonnen Glasperlen für 21.59 Millionen Kronen ausgeführt, gegen 1178 Tonnen bzw. 27.59 Millionen Kronen in der gleichen Vorjahrszeit. Auch die Ausfuhr aller übrigen Glaswaren ver­zeichnet heuer gegenüber dem Vorjahr einen Rück­gang. So wurden ausgeführt 55 Tonnen Glas­gehänge für Luster etc. für 1.84 Mill. XL(im Vorjahre 208 Tonnen fiir 5.82 Mill. XL); 599 Tonnen Glasknöpfe und Korallen für 30.51 Mill.(792 Tonnen für 35.1 Mill.); 290 Ton­nen unechte, nicht gefaßte Steine uiw Gegen? stände daraus für 27.74 Mill.(288 Tonnen für 25.-84 Mill.); 428 Tonnen GlasbangleS für 7.68 Mill.(594 Tonnen für 8.87 Mill.). Die Ausfuhr von anderen Glaswaren(montiert mit Kautschuk, Leder, Metallbestandteilen etc.) betrug heuer 238 Tonnen für 8.04 Mill. XL» voriges Jahr 369 Tonnen für 9.52 Mill. XL.(DND) Arbeitspläne in Einheitspreis- Geschäften wiederum gefährdet? Am 81. Dezember 1938 läuft bekanntlich die Regierungsverordnung vom 27. März 1936, Slg. Nr. 70 zum Gesetze betreffend den Waren- verkauf zu Einheitspreisen vom 22. Dezember 1933, Slg. Nr. 251 ab. Das Handelsministerium arbeitet« einen neuen Entwurf aus, der verschie­dene Verschärfungen mit fich bringt und auch ver­bietet, daß di« Verwendung der Bezeichnung Ein« heitrpreistzeschäst oder Einheitsverkauf zu Re­klamezwecken erfolgt. Nach diesem Gesetzentwürfe wird die Errichtung neuer Einheitspreisgeschäfte auf weitere fünf Jahre untersagt, also den be« friedliebenden Staaten vor Lugen führen, damit die Aktionen der dynamischen Staaten im richtigen Lichte geschen werden. Es liegt im Interesse der Friedens­sicherung, diese Tendenzen zu durchkreuzen. Das Min­derheitenproblem und die Sicherung des Weltfriedens wurden dadurch in einen noch engeren Zusammen­hang gebracht als er natürlicherweise gegeben ist. Die unmittelbar betroffenen Staaten mit nationalen Minderheiten sollten daraus die Entschlossenheit ab­leiten, den Versuch des Mißbrauchs der nationalen Minderheiten für die Erreichung imperialistischer Ziele durch sine großzügige und allsests gerechte Lösung der Nationalitäten-Fragen zu verhindern. Das tschechoslowakische Volk trägt diesen Erforder- nissen Rechnung, indem es gerade jetzt dabei ist, die eigenen Nationalitätenprobleme der wünschenswerten Lösung näherzubringen. Wir plädieren für den Ausbau des Minder« heiten-Schutzsystems zu einem internationalen Statut der Rationalitäten, das unter der Garantie des Böl- kerbundes stehen müßte. Dieses Statut müßte die Handhabung de? Rechtes der Minderheiten auf ihre Existenz, ihre Freiheit und volle Gleichberechtigung tatkräftiger als bisher ficherstellen, und zwar gleich­zeitig auf der Basis des internationalen und des internen Rechtes. ES müßte zwar auf die individuel­len Gegebenheiten in den einzelnen Ländern Rech­nung tragen, aber es sst durchführbar, well fich der Gewährung der staatsbürgerlichen Freiheiten und Grundrecht«, der Sicherung der freien kulturellen Entfaltung, der Pfleg« de? Schulwesens und der Muttersprache, der verhältnismäßigen Vertrewng der Minderheiten in der staatlichen Administrative sowie der Berücksichtigung der Aonomischen und sozialen Interessen der Minderheiten bei gutem Wil­len und bei der gegenseitigen Bereisschaft zur Zu­sammenarbeit nirgends unüberwindliche Hindernisse in den Weg stellen Wunen. Die Erfüllung dieses Statuts der Minderheiten sollte vom Völkerbund und seinen Mitgliedsstaaten ausdrücklich als Beitrag zur Befriedigung qualifiziert und dafür der Schutz der betreffenden Staaten gegen einen etwaigen Angrei­fer garantiert werden. reits bestehenden Einheitspreisgeschäften auch weiterhin eine Monopolstellung eingeräumt. Die Verkaufsstellen, welche schon vor dem 1. Dezember 1933 errichtet wurden, dürfen nur jene Waren verkaufen, die sie vor diesem Tage bereits ver­kauften. Sie dürfen weder vergrößert, noch von einer Gemeinde in die andere verlegt werden, was einem völligen Verbot der Errichtung neuer Verkaufsstellen gleichkommt. Nach dem Entwürfe wnch iu den Verkaufsstellen der Betrieb des East- und Schankgewerbes verboten. Frühere Konzessionen Verfällen. Völlig verboten wird auch der Verkauf von Lebensmitteln in jeder Form, Papierwaren, Schreib- und Bürobedarf, Uhren, Edelmetallen, Seife, Toilettenartikeln, kosmeti­schen und Parfümeriewaren, Franzbranntwein, Kerzen, Farben, Materialwaren, Sport- und Sanitätswaren, Watte, Verbandstoffen, Pflaster, Lederhandschuhen Textilwaren, Spieltoaren, Korb- und Taschnevwaren, elektrotechnischem Ma­terial, Taschenbatterien, Leuchtkörpern, Küchenbe­darf, wie Geschirr, Bestecken usw.. Wolle, Hand­arbeiten, Photobedarf, Wäsche, Miedern, Modi­stinnenbedarf, Hüten, Fahrrädern und deren Be« standteilen. Das Handelsministerium hat in seinem Entwürfe wohl so ziemlich alle Wünsche der ein­zelnen Branchen des Einzelhandels untergebracht, die seit Jahr und Tag gegen die Einheitspreis­geschäfte Sturm laufen, was verständlich er­scheint, wenn bedacht wird, daß der Handelsmini­ster MlLoch als maßgeblicher Vertreter der tsche­chischen Gewerbepartei fungiert. Die Ueberein- stimmung zwischen der tschechischen und deutschen Kaufmannschaft ist ebenfalls gegeben und das Bekenntnis des Hauptverbandes der deutschen Kaufmannschaft zu Konrad Henlein das bei der diesjährigen Ascher Haupwersammlung abge­legt wurde kann schon deshalb nicht störend empfunden werden, weil auch die SdP leiden­schaftlich gegen die Einheitspreisgeschäfte Stellung nimmt. Ob und inwieweit die Wünsche des Einzel­handels im Kampfe gegen die Einheitspreisge­schäfte diesmal in Erfüllung gehen, muß abge­wartet werden. Das Verbot der im Gesetzentwurf angeführten Warengattungen würde zweifellos zuM Verluste des Arbeitsplatzes vieler in Ein­heitspreisgeschäften tätigen Angestellten führen, well ja nicht in jedem Falle die Umstellung der Berkaufsorganisation so zu erfolgen vermöchte, daß die Zahl der beschäftigten Angestellten keine Verminderung erführe. Di« Front der gegen die Einheitspreisge­schäfte ankämpfenden Kräfte hat sich verbreitert. Die Abwehr, welche die Organisation der Ein­heitspreisgeschäfte gegen den Entwurf in die Wege geleitet hat, dürste dieSnml auf größere Schwierigkeiten als vor zwei Jahren stoßen. Es wird sich auch erweisen, mit welchem Ernst der DHB die wirtschaftlichen und sozialen Belange derjenigen in Einheitspreisgeschäften beschäftig- ten Angestellten zu wahren bereit sein wird, die seinen Gedankengängen zuneigen. Soweft unsere Erfahrungen zurückreichen, hat sich der DHB bei jeder Gelegenheit entschieden gegen die Einheits­preisgeschäfte ausgesprochen; er wird diesmal zu beweisen haben, ob er die gefährdeten Arbeits­plätze der in Einheitspreisgeschäften tätigen An ­Man erhält für 100 Reichsmark.... 473 Markmünzen.-*. *4 615. 100 rumänische Lei... 17.48 100 polnische Zloiy.. 548 50 100 ungarische Pcngö.« E 558.50 100 Schweizer Franken. 666. 100 französische Francs. V 79.20 1 englisches Pfund.. 4 143. 1 amerikanischer Dollar. 9 29. 100 italienische Lire.. 149.40 100 holländische Gulden.. 1587.- 100 jugoslawische Dinare. 64.80 100 Belga « * 489. 100 dänische Kronen.. fr 633. 100 schwedische Kronen.. - 734. gestelften schützen oder der SdP-Weisung auf kompromißlosen Kampf gegen die Einheitspreis­geschäft« folgen wird.(Allg. Angestellten-Zei- rung.) Das gibt Kraft durch Freude Die Betriebsleitung der Aktiengesellschaft für Glasindustrie in Reusattl hat aus Anlaß des 60jährigen Fabrllsjubiläums der Arbeiter­schaft etwas bieten wollen, das na sagen wir nicht viel kostet. Was konnte billiger sein als eineKraft-durch-Freude"-Fahrt nach Eger zu den Schiller-Festspielen. Es kann nicht behauptet werden, da^pie Mehrheit der Belegschaft darüber eine großeFreude hätte, denn es wäre ihnen lie­ber gewesen, sie hätten die paar XL auf die Hand erhalten, um sich das zu kaufen, was sie am not­wendigsten brauchen. Aber auch die wenigen, die sich über dieses Jubiläum fteuten, Machten lange Gesichter» als fie hören mußten, daß dieselbe Firma bei der Be- zirksbehürde um die Zustimmung zur Enllassung von 101 Arbeitern wegen Arbeitsmangel ange­sucht hat. Da war auf einmal die Kraft ver­schwunden, die in der Volksgemeinschaft auf so billige Art Freude auslöst. Wohl alle Arbeiter der genannten Firma haben sich gesagt, es wäre zehn­mal besser, wenn sich die Firmaleitung mehr um Arbeitsbeschaffung als um die Volksgemeinschaft kümmern würde. Der Mißerfolg der deutschen Autarkie Der»Daily Herald" beschäftigt sich in sei­nem Wirsschaftsteil mit der ökonomischen Lage DeusschlandS und schreibt:Es wird von Tag zu Tag cklarer, daß die deutsche Nazi-Regierung zu­mindest stillschweigend den Mißerfolg der Politik der nationalen Selbstversorgung zugegeben hat. Zum Beweise wird die kürzlich erfolgte Verlaut­barung des Staatssekretärs Brinkmann ange­führt, der sich für eine völlige Neu-Orientierüng Ser deutschess HckndrlsbrKrhunssen mit den Ber­einigten Staaten von Amerika aussprach. Gegen­wärtig sst Deutschland das einzige Land, das auf derschwarzen Liste" des amerikanischen Han­delsdepartements steht, und Brinkmann forderte, daß die wirtschaftlichen Vorteile, die Staatssekre­tär Hull's Politik anderen Staaten gewährt habe, auch auf Deutschland ausgedehnt werden. Er gab zu, daß Deutschland großen Bedarf an Rohstoffen habe, vor allem an Baumwolle, und er erklärte, daß Deutschland für die Baumwolle, die es Ame­ rika abnohmen wolle, ihm Fertigwaren liefern könnte, obwohl Amerika selbst Industrieland sei. 1927 hat Deutschland zweidreiviertel Millionen Ballen Baumwolle von den Vereinigten Staaten gekauft, aber 1937 nur noch 750.000 Ballen. Brinkmann erklärte nun, Deutschland könnte seine alte Rolle als Bauinwollkäufer wieder überneh­men und mit Leichssgkeft drei bis vier Millionen Ballen Baumwolle jährlich von Amerika kaufen. Auch könnte es Metall, Weizen, Fleischkonserven und Obst von Amerika kaufen, wennvernünf­tige Handelsbeziehungen" zwischen Deutschland und Amerika hergestellt wären.Ein so großer Markt wie Amerika " fügte Brinkmann hinzu, könnte doch ohne Schwierigkeit eine deutsche Einfuhr im Werte von e.in paar hundert Mil­lionen Mark aufnehmen." Wenn Deutschland mehr Waren nach Amerika verkaufen könnte, könnte es sogar, erklärte Brinkmann, seinen Schuldendienst wieder aufnehmen. DerDaily Herald" zieht aus diesen Erklärungen, die zwei» felloS von der Sehnsucht nach den amerikanischen Rohstoffen bestimmt sind, den Schluß, daß der große deutsche Versuch, synthetische Rohstoffe zu produzieren, entweder ganz mißlungen ist oder sich zumindest als zu kostspielig erwiesen hat. um unbegrenzt fortgeführt zu werden." Der Vertrag England-U8A vor der Unterzeichnung Washington .(Router.) An amtlichen Stel­len wird erklärt, daß der Handelsvertrag zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika in kürzester Zeit fertig gestellt sein wild. Gegenwärtig wird nur noch Wer drei Gat­tungen von Erzeugnissen verhandelt. Es steht zu erwarten, daß in den nächsten Wochen die feier­liche Unterzeichnung des Vertrages erfolgen wird. Es ist eigentlich eine böse Zeitl Das Lachen ist teuer geworden in der Welt, Stirn­runzeln und Seufzer gar wohlfeil. Auf der Feme liegen blutig die Donnerwolken des Krieges, und über die Nähe haben Krankheit, Hunger und Not ihren unheimlichen Schleier gelegt; es ist eine böse Zeit. (Wilhelm Raabe :Chronik der Sperlings- gasse")