Teil« 6 Sozialdemokrat" Donnerstag, 1. September 1938. Nr. 20d ^lesro, das Löwenpferd Von Erich Rosseck Als der Altmeister der Dressurkunst Heinrich Sawade um die Jahrhundertwende den Gedanken der humanen Ticrdrejsur propagierte, ausgehend von. dem Grundsatz, daß das Tier von Natur aus gut sei und nur durch seine Umgebung, meist durch den Menschen, verdorben würde, da lachte man ihn aus. Denn Sawade behauptete, daß selbst das gefürchtete Raubtier, wenn man es gut behandelte und anständig füttere, weder blut­dürstig noch rauflustig sei. Heinrich Sawade brachte dann als erster Dompteur sogenannte gemischte Gruppen heraus. Er zeigte einen dressierten Löwen und einen dressierten Hahn gemeinsam in der Manege, er stellte Tiger und Lämmer zusammen heraus und endlich brachte er als Hauptattraktion und als Beweis seiner Lehre denLöwenritt", den Löwen zu Pferde. Diese Dressur machte er allerdings nicht selbst, sondern einer seiner Schüler und Jünger, Wilhelm Philadelphia, der später als der bedeu­tendste Elefantendresseur in die Geschichte des Zirkus einging. Philadelphia war es eigentlich, der den Widersachern Sawades mit dem Löwen­ritt den Mund stopfte. Philadelphias Löwenritt war zwei Jahre lang die Sensation aller Zirkusse in Europa , bis dann auch diese Sensation eines Tages verpufft war. Der Grund war die Tatsache daß Phila­ delphia einen Umstand bei seiner neuartigen Dressur nickt berücksichtigt hatte. Er hatte nicht daran gedacht, daß der Löwe mit jedem Tage größer und stärker wurde. Und so kam eS, daß eines Tages das Pferd unter dem Gewicht des ausgewachsenen Löwen zusammenbrach. Das war das Ende des ersten Löwenritts. Aber der Gedanke, einmal praktisch erprobt, ließ die Dompteure nicht wieder los. Und so fand sich bald«in zweiter Schüler von Sawade, Willi Peters, der sich an den Löwenritt heranwagte. RUGBY- praktisch« Florstrümpfe mit Gummiband. Ke 4-, 5.-, 6.-, lf DARLING- lange Strümpfe aus bestem Flor. Die Verstärkung oberhalb der Spitze und Ferse garantiert grosse Haltbarkeit. Ki 5.-, 6.-, 7.-, 8.- in neuen Strümpfen von flztto X Letzter TazRöserl vom Wörthersee ". Rbeinreise. Ufawoche. 8 MW \ 1 Jnö Freitag: AlleinpremiereGlück vom Him­mel". Ferien begünstigen daß Wachstum! Deshalb brauchen die Mütter nicht zu staunen, wenn ihre Kinder nicht mehr in die Schuhe schlüpfen können, welche ihnen noch vor kurzer Zeit paßten. Kinder und ihre Füße wachsen eben schnell und gar, wenn sie den ganzen Tag in der freien Natur sind. Baka brüigt diesmal«ine große Auswahl in Schuhen für die Schulkinder. Schuhe, die entsprechen, fest sind und nicht schwer, erleichtern dem Kinde das Lernen. 100 Raubübertall in Prag . Gestern um 13 Uhr kam zu dem Altwarengeschäft der 76jährigen Mari« Keßler in der Francouzfkä«in unbekannter, etwa 24 labre alter Mann und gab vor/ einen Photo­apparat kauten au wollen. Als die Greisin dem Manne den Apparat zeigte, behauptete er, daß ,m Nebenraum«in schwerer Gegenstand zu Boden ge­fallen sei. Frau Keßler, die etwas schwerhörig ist. ging in den Nebenraum. Der Unbekannte folgte der Frau in den rückwärtigen Raum des Geschäftes. Dort überfiel er sie und schlug mit einem stumpfen Gegen­stand Frau Keßler zu Boden. Der Täter riß dann seinem Opfer ein kleines Säckchen vom Halse, in "dem sie 500 K hatte; aus bet Schürzentasche ent­wendete er 80 Kleingeld. Der Mann flüchtet» Als die Greisin wieder zu Bewußtsein kam, eilte sie zur Geschäftstüre, brach aber dort ohnmächtig zu­sammen. Vorübergehende benachrichtigten die Ret­tungsgesellschaft und die Polizei. An Krankenhaus stellte man fest, daß Frau Keßler einen Schädelbruch erlitten hat. Ein Arbeitsunfall, der nicht nur Aufregung bei den Zeugen den Bewohnern des HausesNo. 4 i n P r a g II.. Salmovikä u l. hervor­rief. sondern die strengste Fahndung nach dem Schul­digen durch die Polizei zur Folge hat. kostete dem Monteur JosesChudomel aus Prag XHI. (Zijstov) das Leben. Thudomel war mit der Reparatur des Aufzuges beschäftigt- Plötzlich hörten Bewohner des Hauses einemAufschrei. Als sie»' T» Klang nachgingen, fanden sie zu ihrem Entsetzen t* Monteur zwischen Fahrstuhl und Mauer eingeklemmt. Sie hoben sofort den Fahrstuhl, befreiten den Be­dauernswerten, der schwere Quetschungen erlitten hatte. Er starb aus dem Weg in das Krankenhaus. Polizeikommistär Dr. Dvorak forderte eine Ge­richtskommission an. An der Unlallstelle erschien auch der Ingenieur der Firma, in deren Auftrag der Monteur die Reparatur vorgenommen hatte. Die Ermittlungen ergaben, daß Chudomek vorerst nur leicht von dem Fahrstuhl verletzt worden war. Ent als irgendein Bewohner des Hauses den Versuch unternahm, den Fahrstuhl in Bewegung zu bringen. Schwerer Berkehrsunfall. Mitnvoch vormittags ereignete sich vor dem ,.Flora"-Kafteoüaus ein schwe­rer Verkehrsunfall. Dem Lenker eines Kraftwagens, Josef Burian. kam an der Kreuzung der Premhslovsia-Orlickä ein Personenwagen entgegen. Dem. Zusammenstoß konnte der Lenker des Kraft­wagens noch ausweichen, riß aber dabei«inen nicht weit entfernten Motorradfahrer unter die Räder feiner schweren Wagens. Während sich die Rettungs­gesellschaft um den Schwerverletzten bemühte, der jedoch unterwegs in- Krankenhaus starb, kam der Lenker des Lastautos, I. B. beim weiteren Ma­növrieren mit dem Wagen auf den Gehsteig, überfuhr diesen und geriet in das Souterain- r e st a u r a n t ,.F l o r a". Erst dieser Anprall brachte den schweren Wagen zum Stehen. Die Po­lizei. versuchte den Wagen aus der Einzwänaung zu befreien. ES ist«in Zufall, daß nicht noch andere Personen bei diesem Unfall zu Schaden kamen. Der ioie wurde als der 35jährige Kaufmann B l a Ä i- milKrykorka aus Prag agnosziert. WaS dir Polizei meld-'' Gleich drei auf ein­mal konnte die Polizei Holzlager Bubentsch , Veltrusovä, verhaften, denn die drei Männer hatten gemeinsam Holzdiebstäble sozusagen direkt vor den Augen der Passanten begangen. Ihre Geschäftigkeit fiel aber doch auf und verriet sie. Nun befinden sich die Drei wieder in Gemeinsamkeit, diesmal in der UntertuchungShaft. Der Schaden wird mit 8000 stc neben. In Z i ji k o v. auf dem B i t k o v. k i«in Mann gefunden, der aus einer Kopfwunde sta. e-Ärte. Ein Unbekannter habe ihn überfallen und beraickrt. sagte er bei der Polizei aus. DerUnbe­kannte". ein Illjähriger Kellner, war aber bald sicher ­gestellt und Leugnen half nichts, weil er die Uhr deS Ueberfallenen und zwei Versatzscheine, die auch dem Ueberfallenen gehören, bei sich hatte. Der Kellner be­streitet den Ueberfall und sagt, der Mann habe ibm die Sachen geschenkt. Beim Ueberaueren der Straße wurde eine Frau überfahren. Sie hatte die Straßenbabn bei der Station verlassen und wollte rasch über den Fabvdantm. als ein Auto, das nicht mehr bremsen konnte, sie nioderriß. Die Polizei ver­suchte die Jdentttät der Frau festzustellen. Nachdem sie zum Bewußtsein gebracht wurde, nannte sie den Namen MarieKratochvil, mehr konnte sie nicht mehr sprechen, sie starb gleich daraus. Die Polizei prüft nun. da der Name Kratochvil nicht zu den sel­tenen gehört, wer die Tote ist. vielmehr w o sie gelebt hat.* Der Herr Lehrer läßt Ihne« sagen, daß Ihr Kind besser und leichter lernen wird, wenn eS in der Schulklasse die Straßenschuhe abstreifen und leichte, Weiche Bata-Turnschuhe anziehen kann. So wird der Schulhygiene entsprochen und einem vorzeittgen Müd«werden des Kindes aus dem Wege gegangen. Besuchen Sie daher die nächste Bata-Berkaufsstelle. Wenn Sie Ihrem Kinde ein neuer Schuhpaar für die Schule kaufen, vergessen Sie gefl. nicht an die Turnschuhe., 100 Tie Tclnickä akademie in Liehe« eröffnet am 15. September d. I. ihr« Lesehalle im Telnirlii tzüm. Der Zweck dieser Institution soll die dauernde Infor­mation der breiten Oefsentlichkeit über die Ereignisse des Tages und der Woche sein. so. wie sie von der Presse von links bis rechts wiedergegchen wird. Es wird besonders darauf aufmerksam gemacht, daß auch deutsche Zeitungen aufliegen werden. Die Besuchs­zeit der Lesehalle ist täglich von 17 bis 10 llbr 30 und an Sonn« und Feiertagen von 9 Uhr 30 bis 12 Uhr mittags. Alle Genossen in Lieben und Um­gebung werden herzlichst eingeladen, von dieser Jnsti» tution reichlichen Gebrauch zu machen. Ab 1. Oktober wird ein Ruffischkurs abgohalten. Die Kurse finden einmal wöchentlich von 20 bis 22 Uhr statt. Schul­geld 5 Kd monatlich. Interessenten erhalten Aus­kunft in der Kanzlei der Delnickä akademie. jeden Montag von 18 bis 10 Uhr. Staatlicher deutscher Kindergarten Prag VII, Schnirchova 14. Einschreibungen täglich von 9 bis 12 Uhr. Jedes deutsche vorschulpslichtig« Kind ge­hört in den deutschen staatlichen Kindergarten! Herlchtssaak Zweimal Heirat und keine Trennung Ein Strafsenat verhandelte gestern unter Vor­sitz des GR. Dr. N e b u s k a ettien Fall, von Bigamie- Der sweiuNddreißigjährigL Disponent Karl S. bei rarere im Jahre 1929 in Prag feist« erste Frau Diarie K. Am 16. Jänner 1933 wurde diese Ehe geschieden. Der hitzige Herr S. heiratete darauf von neuem gleich drei Monate später, und zwar am 28. April 1933. ahne die Trennung der. ersten Ehe abzuwarten. Wahn'cheinlich hatte es ihm die Marie B.. die er in K a s ch a u ehelichte, gar so sehr angetan. Nun wurde er wegen Bigamie verklagt. Vor Gericht wendete Herr S. ein, er habe seine erste Ebe schon als getrennt betrachtet, als er die Bestätigung über die Scheidung erhielt. Diese Entschuldigung wollte das Gericht über nicht anerkennen. Die Schei­dung ist noch keine Trennung der Ehe. auch nicht in der Slowakei , wo sonst manche Abweichungen von der in den anderen Ländern der Republik üblichen Gesetzgebung Vorkommen. Dem Beklagten wurde ent- pektelgenosslnnen und Parteigenossen! Am Samstag, den 3. und Sonntag, ba 4. September, findet in Prag VHI eine Manist» stationStagung der tschechischen sozialdemokratische» Jugend statt. Z« dieser Mauifestatton habe« 250 deutsche Jugendgenoffen und-genoffinnen aus de« WarnSdorfer Gebiet ihre Beteiligung zugesagt. Wb brauchen für etwa 50 Genoffinnen Privatquartier für die Nacht vom 3. zum 4. September. Wir bitte» Sie, für diese Zeit einer oder zwei Genoffiime» Gastfreundschaft z« gewähre«. Anmeldungen stiü an Fritz Turnovskh, Prag I., Tlouhä tk. 20(Tel. 60109, 13 bis 14 Uhr) zu richten. gogengehalten. daß er als intelligenter Mensch(fei» nerzeit arbeitete er in der Slowakei als Geometer! dep Unterschied zwischen Scheidung ustd Trenmma doch kennen mußte. Herr S. hat aber noch einen anderen Fehler be­gangen. Er nahm, als er um den Erziehungsbeitta« für seine aus der ersten Ehe stammende Tochter Evi ansuchte, eine kleine Berichtigung im Trauschein sei­ner ersten Ehe und im Geburtsschein der Tochter vor. indem er die Bezeichnung keines Standes..Geometer' ansradiecte und dafür das tschechische Won fist ..Bermeffungsbeamter" einsetzte. So etwas liebt aber die Behörde nicht und so wurde er wegen Bettug z» fünf Monaten Arrest bedingt verurteilt. Run will der Staatsanwalt Dr. Andres auch noch eine Klage auf Ungültigkeit der zweiten Ehe nach slowa­kischem Recht anstrengen. Also achtgäben: Zürnst Scheidung, dann Tren­nung inck^dann erst eine neue Hochzeit und vielleM ein neues Leben! mg. Kunst und Mssen Spirlplan de- Deutsche« Theaters. Donners­tag, 1. September. 19.30 Uhr:.Eyrano von Btt- gerac"(neuinszeniert). Freitag, 20 Uhr, Waldsteingarten:.Gärtnerin aus Liebe"(bei Regt» im Deutschen Theater). Samstag, 20 W- .Salome"(neuinszeniert). Sonntag, 19.30Uhr: Die Kameliendame". Montag im Waldsteingar- ten: ,,Ein Sommernachtstraum". Dienstag: Aida"(A 1). Erstes Auftreten Ljuba Ljubikiö. Spielplan der Kleinen Bühne. Donnerstag 1. September, 19.30 Uhr:.Flitterwochen"(Erst' aufführung). Freitag, 20 Uhr: ,FlitterwochM> Samstag, 19.30 Uhr:.Hotel Sylvia Dun«, (Erstaufführung). Sonntag, 20 Uhr:»Httu Sylvia Dünn". Lilly Groß, Pilsen ,«. Reputlikh 28, unter­richtet wieder ab 1. September 1938 tschechish- franzöfisch, deutsch , einzeln und in Cerceln. E Bitte, Herr Lehrer, mich schmerzen die Füist' Mit diesen Schülerbeschwerden sing immer h" Schule an. Heuer wttd dies nicht der Fall sein, wc» jede Mutter weiß, daß ihr Kind neue Schuhe* den Schulweg und Turnschuh« zum Umziehen für dft Schulzimmer braucht. Und weil Bata eine groß» Auswahl in Schul- und Turnschuhen bringt, diese notwendige Anschaffung keiner Mutter w 1 großer Loch in ihre Tasche verursachen. 1®® 3 e 3 us äBebingun t e n: Bei Zustellung IS Hau- oder bei Bezug durch die Post monatlich Kc 17/7' vierteljährig Kc 51., halbjährig Kc 102.*, ganzjioA Ki 204.. Inserate werden laut Tarif billigst bereits Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bet Einsts düng der Retourmarken. Die ZeitungSfrankatur wuror von der Post- und Telegraphendirektion mit Erlaß 13.800/VII/1930 bewilligt.(Kontrollpostamt Braba 25)** DruckereiOrbi-", Truck-, Verlag-- u. AeitungS-L-G.. r 01 Peters wollte nicht das Geschick seines Vor­gängers erleiden und nach kurzer Zeit die Mühen seiner Arbeit sich verflüchtigen sehen. Deshalb suchte er sich für seine beabsichtigte Dressur ein besonders starkes Pferd auS. Lange Zeit konnte er kein Tier finden, das ihm geeignet erschien. Er war mit dem?>rkus Haoenbeck kreuz und quer durch Deutschland -gereist and hatte emsig auf jedem Pferdemckkkt Umschau gehalten, aber nir­gendwo etwas Geeignetes gefunden. Einmal, als der Zirkus in Wien gastierte und PeterS gerade einen Tag Urlaub hatte, hörte er in einem Wirts­haus, daß in Pressburg ein grosser Pferdemarkt abgehalten würde, zu dem Zigeuner und Ungarn von weit her mit ihren Tieren kommen würden. Sofort unterbrach Peters seinen Urlaub und fuhr nach Pretzburg. Als er aber dort eintrpf, er­fuhr er zu seinem Leidwesen, dass der Pferdemarkt bereits einen Tag früher abgewickelt war. PeterS war nicht gerade in freudiger Stimmung, als«er seine Rückreise anttat. Zuvor aber wollte er wenigstens noch in einem DorfwirtshauS einen Schoppen Landwein ttinken. Und da traf er auf einen Zigeuner, der ebenfalls seinen Kummer im Wein ersäufen wollte. Der Mann war mit fünf Pferden zu dem Markt gefahren und hatte nicht eines verkaufen können. PeterS besah die Pferde., Vier entpuppten sich als elende, halb verhungerte Schindmähren, längst reif für den Abdecker. Das fünfte Pferd jedoch präsentierte sich als ein grosses, stattliches Tier, gut genährt und kräftig, geradezu geeignet für den beabsichttgten Lüwenritt. Aber der Hengst schien den Teufel im Leibe zu haben. Sobald sich nur jemand in seine Nähe wagte, schnappte er zu oder keilte aus. Das war auch der Grund, wes­halb sich kein Käufer gefunden hatte. Zu mir war er immer gut und mich hat er nie gebissen", beteuerte der Besitzer:Aber er hat einmal schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht." Peters gab nichts auf die Reden des Zigeuners. Das Pferd gefiel ihm und da es über­aus billig war, kaufte er es. Als erfahrener Raubtierdresseur glaubte er mit dem wilden i Hengst schon fertig zu werden. Auf der Fahrt nach Wien wollte sich PeterS bereits mit dem Pferd, dem er den Namen Negro" gab, anfreunden. Er kaufte ein paar Rüben und reichte sie dem Hengst. Vorsichtshalber aber steckte er die Rüben auf einen Stock und bot sie so aus respekwoller Entfernung. Aber kaum sah Negro den Stock, begann er sich wie toll zu gebärden, er keilte aus, versuchte zu beissen und sich loszureihen und der Schaum stand ihm vor dem Mund. Da erkannte PeterS, dass der Zigeuner recht gehabt hatte. Das Pfchck musst« schlechte Erfahrun­gen mit dummen Menschen gemacht haben, es war verprügelt und misshandelt worden. Peters nahm den Stecken und zerbrach ihn vor den Augen von Negro. Und dann reichte er dem eben nych so wilden Hengst die Rüben mit der Hand.... misstrauisch, aber ohne zu beissen nahm das Pferd dkn dargebotenen Leckerbissen. Peters begann schon nach zwei Tagen mit der Dressur. Zuerst bockte das Pferd und raste wie toll im Zentratkäfig umher. Peters tat, als ob ihn das gar nicht störte. Er liess das Pferd austoben, bis es müde und ruhiger wurde. Dann erst nahm er es an die Longe, liess es ein paar kurze Runden in der Manege laufen, fütterte es und führte es wieder in den Stall. Auf diese Weise erwarb er sich die Freund­schaft von Negro, der bald ganz zahm wurde und sich von allen Zirkusangestellten anfaffen und streicheln lieh. Nur wenn jemand eine Peitsche oder einen Knüppel in der Hand hatte, brach die alte Wildheit wieder, durch. Und dann kam endlich der Moment, da Negro mit dem LöwenPascha" gemeinsam in den Zenttalkäfig geführt wurde. Peters hatte beide Tiere an die Leine gelegt und wollte sie erst einige Runden nebeneinander herlaufen lassen, damit sie sich an den ungewohnten Anblick gewöh« I nen sollten. Misstrauisch näherte sich Sultan dem I Schimmel. Aber Negro zeigte nicht die geringste Spur von Angst. Ganz unvermittelt schnappte*k zu, packte den Löwen in seiner königlichen und beutelte ihn gehörig durch. Dann schleuder» er ihn in die äusserste Ecke des Käfigs. Ehe Peters eingreifen konnte, hatte SW" dem Wüstenkönig diese sonderbare Lektion erteilt- Pascha zog mit eingezogenem Schwanz ab," knurrte zwar, aber er war offensichtlich mehr er­staunt als verärgert. Und dann ging die Dressur überraschen" schnell von statten. Der Löwe hatte vor den> kräftigen Gebiss von Negro einen heilsamen Respekt, er versuchte niemals das Pferd anzu­greifen und Negro machte es oftensichtlich Span ' seinen sonderbaren Reiter in der Manege unttt dem Beifall der Zuschauer herumzutragen,»-s Darbietung klappte immer tadellos und wn" lange Jahre der Mittelpunkt aller Zirkuspr^ gramme. Negro hatte Pascha überlebt und noch W el andere Löwen . Jedesmal, wenn ihm ein neutt Löwe.worgestellt" wurde, verstand er es sts- Respekt zu verschaffen, indem er den Wüstenkönig erst einmal kräftig in der Mähne zauste. Pettt» versuchte niemals, ihm diese Ungezogenheit aus' zutreiben. Er stand vielmehr lachend daneben- klopfte Regro auf den Hals und meinte zustin>' mcnd:Du alter Zirkuszigeuner bist halt flüfl* 1 als wir alle zusammen, du versteht es, dir Achtung zu verschaffen!" Ak? Negro dann schliesslich doch für W Manege zu alt wurde, da erhielt er im Stellings Tierpark, dort, wo Sawade seine weltberühm^ Dreffurschule eingerichtet hat und von wo ol­der Gedanke der humanen Tierdressur seio "® SiegeSzug um die ganze Welt angetreten pot­feinen Stall und ftatz dort noch viele Jahre Gnadenbrot. Es wäre keinem ZirkusmenM® eingefallen, Negro zum Abdecker zu schleifen,"U" weil er für die Arbeit in der Manege zu alt worden war. Negro, da» berühmteste aller Löwenreü' Pferde staitb einer natürlichen Todes.