Seite 2 Freitag, 2. September 1238 Nr. 20» Der Sozialkonflikt in Frankreich Pari». Ministerpräsident Daladier emp­fing im Beisein M Minister» für öffentliche Ar- beiten eine Delegation der Bergarbeiter au» dem nordfranzösischen Kohlenbecken. Der Allgemeine Angestelltenverband kün­digte bekanntlich pm Mittwoch eine Kampagne gegen da» Dekret Über die Aendernng de» Ge- seyeö Über die 4O»stÜndige Arbeitswoche an. Der Administrativausschuß de» Allgemeine» Arbeit»- verbande» hielt Mittwoch nachmittag» eine Sitzung ab, über welche in den Abendstunden rin Kommuniquk veröffentlicht wurde, in dem er energisch gegen die Entscheidung de» Minister­rate» protestiert und öffentliche Manifestationen ankündigt. In den Abendstunden erklärte man auch, daß die sozialistische Partei ihre Teilnahme an diesen Protest-Manifestationen zugesagt habe. Die kommunistische Partei veranstaltete Mittwoch eine Protestversammlung ihrer Mitglieder au» Italien weist ausländische Süden aut Rom.(DükB) linier Vorsitz Mussolini » fand am Donnerstag die erste ordentliche Herbst­tagung deS italienischen Ministerrates statt, auf der die Raffen» und Judensrage behandelt wurde. Auf Vorschlag Muffolni» wurde beschlossen, Aus­länder jüdischer Rasse, die sich nach deut Weltkrieg (vom 1. Jänner 1212 ab) in Italien , Libyen und den Besitzungen im Aegäischen Meer niedergelas­sen haben, den festen Wohnsitz zu verbieten. Al- Juden gelten im Rahmen diese» Gesetze-, wer von jüdischen Eltern abstammt, auch wenn er sich zu einer von der jüdischen verschiedenen Religion be­kennt. Die Zuerkennung der italienischen Staats­angehörigkeit, die nach dem 1. Jänner 1212 an jüdische Ausländer erteilt wurde, gilt al» auf­gehoben. Die Ausländer jüdischer Rasse, die sich erst nach dem 1. Jänner 1912 niedergelassen haben, müssen da» Gebiet innerhalb S Monaten verlassen. Lord Halifax zur Völkerbnndaltaung London. (Reuter.) Bei der Sitzung de- Völkerbundrates, welche am 2. September be­ginnt, und bei der Tagung der Völkerbundver­sammlung. die am 12. September beginnt, wird d>e britische Regierung durch eine Delegation ver­treten sein, die von Aussenminister Lord Hali« f a r geführt werden wird. Es ist noch nicht sicher, ob Lord Halifai; an allen Sitzungen des Rate- wird teilnehmen können. Es verlautet, dass Haupt­gegenstand der Unterredungen der Bericht des Ausschusses für die Reform de» Völkerbundes fein Die Chinesen neiden Erfolge Hankau.(Reuter.) Nach chinesischen Mel­dungen haben die Chinesen westlich von Jujtschan einen grossen Sieg errungen. Nach derselben Nachricht wurden die Japaner etwa 6% Kilometer zurückgeworfen. Die Verluste der Japaner wer­den auf 4902 Mann geschätzt. Unter den Ge­fallenen befindet sich auch der Kommandant des Regimentes. In kalüvttna 262 Toi» In einem Monat Jerusalem. (Reuter.) Einem Bericht der Palestine Post " zufolge haben die Zwischenfälle in Palästina im Laufe deS Monates August 1938 im ganzen 260 Menschenleben gefordert. Hievon sind 12 Engländer, 123 Araber und 48 Juden. Mittwoch nachmittag» fielen der terroristischen Tätigkeit in Jerusalem noch drei Personen zum Opfer, so dass sich die Zahl der gestern Getöteten de« Pariser Gebiete, aus welcher I. Duelo» sprach. Duelo» polemisierte mit den letzten Kund­gebungen de» Ministerpräsidenten. Donnerstag hielten die Kommunisten um 18 Uhr auf dem Place de la Nation eine Volksversammlung ab. Der Vizevorsihcnde de» AutzenauSschusse», der kommunistische Abgeordnete Pfri, hat an den Außenminister George» Bonnet ein Schreiben ge­richtet, in dem er ihm da» Anerbieten macht, daß der AußenanSschuß sofort zusammentreten könne, wenn der Außenminister dem Ausschuß Bericht erstatten wolle. Im Zusammenhang damit ist folgende Nach­richt von Interesse: In Balencienne» brach in einer Textilfabrik ein Streik der Arbeiter au». Ungefähr 78 Ar­beiter haben die Arbeit-um Protest dagegen ein­gestellt, daß die Zahl der Arbeitsstunden auf 28 Mochensttmden sank. im ganzen auf fünf Personen erhöht. Die Polizei hat zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Mutige Demonstration in Indien London . Wie Reuter aus Trivandrum (Südwestindien) meldet, eröffnete die Polizei am Donnerstag in Neyatinkara das Feuer auf eine Menschenansammlung, die gegen eine Reihe von Massnahmen der britischen Verwaltung demon­strierte. Nach den bisherigen Berichten sind fünf Personen getötet und fünf verletzt worden. Die Toten vomDiaz** gefangene Bebellen t Gibraltar. (Ag. Esp.) Bevor der republika­nische ZerstörerJosö Luis Diaz" von mehreren Rebellen- und italienischen Kriegsschiffen östlich der Meerenge angegriffen wurde, hatte ein Ne« bellenkutter versucht, ihn anzuhalten. Der Zer­störer richtete seine Kanonen auf ihn und zwang die Besatzung, an Bord des Zerstörer- zu gehen, worauf der Kutter versenkt wurde undDiaz" seine Fahrt fortsehte. Nahe dem Kap Canaro machte ein zweiter Franeokutter denselben Ver­such und erlitt das gleiche Schicksal wie der erste. Die 24 Mann Besatzung beider Kutter wurden auf den: Zerstörer in einen Bunker gesperrt in denselben, in den dann die Granate von der CanariS " einschlug I Alle diese Gefangenen wur­den dabei getöiet, ebenso zwei Matrosen des Zer­störers, die sie beivachten. Da- Hauptquartier der Francomarine in Algeciras gibt bekannt, dass der KutterSan Fausto" verschwunden sei. Da» war der am 26. d. M. vomDiaz" versenkte eine Kutteri Die RebellenkreuzerHuesca ",Velaseo Ceuta" und Velasco Melilla", die vor Algeciras auf den Diaz" lauerten, sind nach Ceuta abgefahren, wo dieCanariaö" liegt. Mißstimmung im Reich InNews Chronicle" berichtet Vernon Rartlett als bedeutsamen Umstand für die Situation folgende-: Von allen Seiten kommen Berichte über das grosse Missbehagen der vater­ländischen und loyalen Nazis im Reich wegen der Politik, die gegebenenfalls zum Kriege führen könnte. Die ausländischen Beobachter stimmten früher darin überein, dass die Unzufriedenheit in Deutschland sich erst im vierten oder sechsten Monat der Dauer de» Krieges zeigen würde. Diese Schätzung wurde nunmehr bedeutend ver­kürzt. Weiters ist ein grosser Wandel in der Hal­tung Polens eingetreten. für unsere Heimat, ihn aber auch und da­steigert seine Verantwortung ins Ungeheuere! zu retten für dap deutsche Volk, das vor der Ge­fahr steht, ohne einen irgendwie zwingenden Grund in einen Krieg geführt zu werden, der mit einer vernichtenden Niederlage enden müsste! Ist Konrad Henlein dieser verantwortungs­bewusste Mann und ist er wirklicher Führer sei­ner Partei, dann muss er auch den Mut haben, vor Hitler , zu dem er nun wieder einmal gereist ist, diese Erkenntnis au-zusprechen, es auch vor Hitler zu sagen, dass er den Krieg nicht will, son­dern die Verständigung, und dass diese Verstän­digung notwendig ist, weil Sudetendeutsche und Tschechen auch nach Hitler - Zeiten noch, weil sie dauernd miteinander auf dem Boden desselben Landes leben müssen. Wenn Konrad Henlein wirklich ein politischer Führer ist und nicht, wie so viele glauben, haupt­sächlich eine Repräsentationsgestalt, hinter der die wirklichen Führer sich verbergen, wenn er also die Bezeichnung, die er seit einer Reihe von Jah­ren sich nicht nur gefallen lässt, sondern auch für sich in Anspruch nimmt, tatsächlich verdient, dann darf er der Verantwortung nicht entfliehen, dann darf er nicht sich zurückziehen hinter den Vor­wand, dass seine Mitarbeiter anderer Meinung sind, dann muss er handeln! Ist Konrad Henlein ein politischer Führer? Zehntausende würden schon diese Frage entriistet zurückweisen, al» unerhörte Beleidigung. Aber nicht der Glaube der Gläubigen, sondern Tat­sachen entscheiden! Ist Konrad Henlein nur ein Beauftragter Berlins , einFührer" nur von der Art Seyh-Jnquarts. dann ist die SdP nur ein Instrument der Politik des deutschen National­sozialismus, dann wird nicht vom sudetendeutschen Volk selber über da- Schicksal des Sudetendeutsch« tumS entschieden, dann wird ausserhalb der Gren­zen unserer Siedlungsgebiete bestimmt, ob es leben darf oder geopfert werden soll für die wie­dererstandenen alten alldeutschen Ziele. Führer sein da» erschöpft sich nicht im Verlesen von Kundgebungen, die irgend ein Stab" ausgearbeitet, irgend ein Oberführer sanktioniert hat. Führer sein das heisst, nach eigenem Können, unter eigener Verantwortung, vor dem eigenen Gewissen handeln. Ist Konrad Henlein ein politischer Führer? Muh man es, da die Partei, deren Vorsitzender er ist, so konsequent gegen die LebenSipteressen der Sudetendeutschen handelt, nicht mit Recht bezloeifeln? Der Welt-Jugendkongreß Au» dem Vassar-Colledge i n P o u g h k e p s i e, wo der zweite Welt­jugendkongress abgehalten tvurde, wird mitgeteilt: Am 28. August wurden alle Kongresskommissionen mit ihren Arbeiten fertig und das Ergebnis dieser Arbeiten wurde in Resolutionen zusammengefasst. Die wirtschaftlich-politische Kommission behan­delte in 8 Sitzungen Fragen de- internationalen Rechtssystems und der internationalen Zusam­menarbeit als Bedingungen der Erhaltung des Friedens. Während der Verhandlungen wurde häufig über die Lage der Tschechoslowakei gespro­chen. Tie Sozial- und Erziehungskommission be« handelte vor allem Fragen der Schulerziehung. Die Resolution dieser Kommission empfahl für die arbeitslose Jugend die Schaffung von Arbeits­lagern bei fakultativer Beteiligung. Die dritte Kongresskommission beschäftigte sich mit religiösen und philosophischen Grundfragen des Friedens. Ferner fand auch eine Beratung der Vertreter der LandwirtschaftSjugend auS 18 europäischen und aussereuropäischen Staaten statt. DIE SPIONIN VON W. STERNFELD Die Mehrzahl der in Delitzsch Inhaftierten waren rückfällige Verbrecherinnen aus Polen und Russ­ land , fast keine sah auS politischen Ursachen, und sie sprachen eine Sprache, die Hermine nicht ver­stand. War auch das Essen in Siegburg nicht gerade reichlich und gut gewesen, so war e» hier sowohl quantitativ al» auch qualitativ schlecht und fast ungeniessbar. Auch die Sauberkeitsverhält­nisse liessen gegen Siegburg viel zu wünschen übrig. Die Luft in den Sälen inmitten der Rus­sinnen und Polinnen aus den untersten Schichten der Landbevölkerung war oft unerträglich. Her­mine litt unter diesen Zuständen seelisch und kör­perlich auf das schwerste, sie magerte zum Gerippe ab und ihre Lebensfreude schwand ganz dahin. Sie spielte mit Selbstmordgedanken, die nur deshalb nicht zur Tat wurden, weil sie ständig unter Auf­sicht stand. Von Zeit zu Zeit wurde sie, um ihre Gesund­heit etwas zu kräftigen, zu Gartenarbeiten her« ongezogen. Die frische Luft tat ihr wohl. Eines Tages, im Oktober 1918, war sie wieder bei der Feldarbeit beschäftigt. Richt weit von ihr entfernt stand auf einem andern Grundstück ein deutscher Soldat in zerschlissener Uniform, Die Aufsicht hatte sich für einen Augenblick entfernt, und diese Gelegenheit nutzte der alte Landwehr­mann, um Hermine einige Worte zuzurufen. Nun wird der Krieg bald aus sein", sprach er. Wieso?" raunte sie zurück.Die Deut­ schen haben um Waffenstillstand nachgesucht und »vollen verhandeln." Da- Herz klopfte Ihr zum Zerspringen bei dieser Nachricht. Friede, Frei ­heit! jauchzte es in ihr. Freiheit! Sie zweifelte nicht, dass das Kriegsende für sie auch da» Ende der Gefangenschaft bedeuten werde, nur war sie e> staunt, dass nach all den SiegeSnachrichten die Deutschen eS waren, die den Frieden herbeiwünsch­ten. Zur Weiterarbeit fühlte sie sich an diesem Tage nicht mehr fähig. Sie schützte Unwohlsein vor und bat, in die Anstalt zurückkehren zu dürfen. Am Abend, als ihre Genossinnen im Schlafsaal versammelt waren, flüsterte sie ihrer Nachbarin die Nettigkeit zu, die sie am Nachmittage erfahren hatte. Bon Bett zu Bett flog die Nachricht vom baldigen Frieden. Ein Hoffen ging durch die Reihen der Gefangenen und liess die meisten des Schlafes vergessen. Ungefähr vierzehn Tage später hörten sie zu früher Morgenstunde im Zuchthause ungewohnten Lärm. Eilige Schritte dröhnten durch die Korri­dore, Türen wurden zugeschlagen, und man hörte die Stimmen fremder Männer. Verängstigt horchten viele Dutzende gedrückter Frauen auf, ohne zu wissen, was draussen vorging. Bis end­lich die Türe des Saale » geöffnet wurde und ein Soldat in Marine-Uniform mit roter Binde am Arm den Gefangenen verkündete, dass Revolution sei und die Regierungen verjagt worden wären. Das Ende de» Krieges sei nahe, bald werde der Friede geschlossen werden. Die Worte wirkten, wie wenn eine Schar dem Tode bereit- verfallener Menschen dem Leben zu- rückgeschenkt würden. Ein wirres Durcheinander entstand. Einige glaubten, ihre wenigen Habselig­keiten sofort zusammenraffen zu können, um nach Hause zurückzukehren. Aber so schnell ging die Sache nicht. Es dauerte noch viele Wochen, ehe die Formalitäten der Gefangenen-Entlassung zwi­schen den feindlichen Völkern geregelt waren und mit chem Abtransport begonnen werden konnte. Eine der ersten, die Delitzsch verliess, Ivar Her­mine. Von deutschen Beamten wurde sie in Has jetzt von den Truppen der Ententemächte besetzte Rheinland gebracht und den belgischen Behörden übergebeti. Sie kehrte nach Brüssel zurück und meldete sich bei der Fürsorgestelle für Rückkehrer aus deutscher Gefangenschaft. Alle-, was sie in den letzten Wochen erlebt hatte, die erste Botschaft des deutschen Soldaten auf dem Felde vom nahen Frieden, die Nachricht vom Ausbruch der Revolution, die Entlassung aus dem Zuchthause, die Fahrt durch da» entkräftete Deutschland unter Beamtenschutz, ihre Ausliefe­rung an die Heimatbehörden all das erschien ihr wie ein Traum, an dessen Wirklichkeit zu glau- ben ihr schwer fiel. Erst allmählich konnte sie sich nach fast drei Jahren Haft an den Gedanken ge­wöhnen, wieder ein freier Mensch zu sein. Die Heimatbehörden nahmen sie mit grosser Zuvorkom­menheit auf. Man wie» ihr einen grösseren Geld­betrag an, der ausreichte, um die ersten Monate in Ruhe leben zu können, und man riet ihr, sich zunächst einmal zu erholen und zu kräftigen. Sie fuhr zunächst für einige Wochen zu ihren Eltern aufs Land, dann kehrte sie nach Brüssel zurück, um sich eine neue Existenz zu suchen. Durch Unter­stützung der Behörden fand sie bald eine kleine Position in einem staatlichen Unternehmen, die ihr ein bescheidenes Einkommen gewährleistete. Ausserdem wurde ihr eine lebenslängliche Rente zugebilligt. Zehn Lahre waren seit Kriegsende vergan­gen, als mich mein Weg aufs Neue nach Brüssel führte. Ein paar Jahre zuvor hatte ich Henry Sch..wieder gesehen und von ihm einige Einzel­heiten aus dem Prozesse Lampert und Genossen erfahren, in dem unsere gemeinsame Freundin die Hauptperson getvesen war. (Schluss folgt)' Die Klosterschalen In Oesterreich gesperrt Dervölkische Beobachter" teilt mit, daß sämtliche Klosterschulen in Oesterreich gesperrt werden, so daß also in ihnen im neuen Schuljahr nicht mehr unterrichtet werden darf. Davon werden, da sich da» Verbot gegen alle religiösen Schulen richtet, auch die protestantischen und jüdischen Schulen betroffen, die aber nur eine kleine Anzahl bilden. E» handelt sich hier nm eitten neuen Schlag gegen die katholische Kirche , der damit begründet toird, daß die Erziehung der Jugend ausschließlich eine Sache de» Staate» sei. Eo befindet sich unter den nun gesperrten Schu­len auch da» berühmte Schottengymnastum, in dem auch Masaryk studierte und in da» auch pro­minente Nazi», wie z. B. Seyß-Jnquart, ihre Kinder schickten. Militärisches aus dem Auslande Luftkriegserfahrungen.Paris-Midi" be­fasst sich mit der Rolle der Luftwaffe im spani­schen Bürgerkrieg. E» habe sich dort gezeigt, ein wie vortrefflicher Schutz eine reichliche Luft­abwehrartillerie sei. Die wichtigen militärischen Objekte seien meist dtirch Flak-Batterien ge­schützt, die dem Bombenflugzeug ein lleberfliegen dieser Objekte in einer für die Bombardierung zweckvollen Höhe unmöglich machten. Die Bom­benflugzeuge tonnen zwar offene Städte an« angreisen, doch werde der Bombenabwurf auf wirklich bedeutsame strategische Ziele, die artil- leristisch gut geschützt sind, immer schwieriger. Die Folge sei die fast zivangSläusige Entwicklung einer neuen Waffe der Luftartillerie, worunter der militärische Mitarbeiter de» Blatte» Flug­zeuge mit eingebauten rnittelkalibrigen Geschützen versteht. Diese Flugzeuge könnten in verhält­nismässiger Sicherheit vor den feindlichen Flaks und Jagdgeschivadern Ziele weit hinter der Front des Gegners aus der Luft wirksam beschiessen, ohne sobald von der Bodenabwehr auch nur er­reicht zu werden. Der Besitz einer entsprechen­den Menge derartiger fliegender Kanonen sichere einer Armee eine entscheidende Feuerüberlegen­heit. Da» Blatt gibt freimütig zu, dass der Ver­wirklichung dieser Projekte vorerst noch gewisse technische Schwierigkeiten gegenüberstün.'n, hauptsächlich in bezug auf die Zielsicherheit und auf die Erhaltung der Flugsicherheit beim?lb» feuern so grosser Projektile, hält sie aber bei der Entlvicklung der Technik in kurzer Zeit für über« Windbar. Die französischen Alpenmanöver. Der Tempo" zieht einige Lehren aus den letzten französischen Alpenmanövern. Sie hätten gezeigt, dass ein ÄebirgSlrieg eine Frage der körperlichen und moralischen Kondition der Truppe sei. Fort- bewegting und Naterialnachschnb stellten unge­wöhnliche Anforderungen an die Leistungsfähig­keit der Truppen und da» Organisationsgeschick der Stäbe. Das berg- uitd slisportltche Können jede» einzelnen Soldaten sei von ausschlaggeben­der Bedeutung. In dieser Hinsicht hecke sich neuerlich der Elitecharakter der französischen Alpentruppen bewährt. Dem Flugzeuge falle im Gebirgskriege eine besonders wichtige Rolle zu. Die wenigen Zufahrtsstrassen, die die Berg­täler al» Verbindung zwischen Front und Etappe bieten, machen sie zu einem Angriffsziel von er­höhter taktischer Bedeutung. Andererseits sei die Luftabwehr im Gebirge bedeutend leichter, nicht nur weil dort die meteorologischen Verhältnisse den Luftangriffen nachteiliger seien, sondern weil die Ausstellung der Abwehrbatterien auf den Berghöhen die angreifenden Flugzeuge zu Flug­höhen zwingt, wo sie praktisch.chlind" find und an gezieltett Bombenabwurf nicht mehr gedacht werden kann. Zivilaviatik und Landesverteidigun» tu England. Englands grosse Rüstungen im Mili­tärflugwesen sind bekannt. Hand in Hand da­mit geht eine systematische staatliche Förderung der Zivilaviatik, deren Sinn es ist. ein grosses Reservoir von Piloten zu schassen, das im Kriegs­fall von grossem Stutzen sein toird. Das den Luftstreitkräften angegliederte private Flugwesen besteht aus zwei verschiedenen Organisationen der sogenannten Freiwilligenreserve der Lufistreit« krafte und der erst kürzlich geschaffenen Civil Air Guard, der zivilen Luftwehr. Die Freiwilligen­reserve umfasst nach einem Jahre ihres Bestehens schon mehr aw 2000 Piloten. Diese Reservisten stehen im militärischen Alter, sie werden nicht nur im Fliegen, sondert» auch in der Handhabung der Waffen und im allgemeinen Dienstwesen unterrichtet. Die Piloten fliegen leichte Schu- lungSmaschinen, für Beobachter und Mechaniker bestehen besondere Kurse. Derartig geschulte Reservisten sind nach wenigen Wochen zur Lei­stung aktiver Kriegsdienste befähigt. Die Civil Air Guard bildet lediglich Piloten auS. Ihre Mitglieder müssen nicht notwendig im militäri­schen Alter stehen. Auch Frauen werden aus­genommen. Die Schulung erfolgt auf dem dem Wohnorte der Mitglieder zunächstliegenden Flugplätze. Mit Hilfe von Staatssubventionen werden die Schulungskosten auf ein Minimum beschränkt. Für eine Flugstunde in einem Schul­flugzeug zahlt der Schüler einen Betrag von 2y a5 Schilling. Auf diese Weise wird es praktisch allen jti.ngen Leuten möglich gemacht, das Fliegen zu erlernen. Der Andrang zu der Civil Air Guard ist ausserordentlich; schon wäh- rend der kurzen Zeit ihres Bestehens sind 16.000 Anmeldungen eingegangen.