Sozialdemokrat Zentralorgan der Deutsche « sozialdemokratische« Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik
Rus dem Inhalt: Arbeitslosenzahl weiter gesunken Wahlsieg der DAG Ist Lohnabbau Antideutsche Kundgebungen In Polen Die Lage der Arbeiter In Deutschland
Erscheint mit Auouahme be» Montag täglich friih/ Einzelpreis 7g Heller Redaktion u.Verwaltung: PragXII.,Fochooa 62- Telephon 88077- Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag
18. Jahrgang Dienstag, 6. September 1938 Nr. 209
Am.Penkmai der gefallenen Amerikaner:
Gleichklang der Weltdemokratie
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Großbritannien » mit Frankreich , daß die schweren Drohungen, die über Europa liegen» werde» beseitigt werden. Frankreich wird in jedem Falle den abgeschloffenrn Pakten und Bcrträgen und den Verpflichtungen treu bleiben, die eS übernommen hat.
diese» Maßnahmen gedacht wird, gerade durch diese Bekundungen der llcbereinstimmung der Demokratien vermiede» wird. Die TdP-Politi- ker freilich reden und beschließen, al» gäbe es da» alles nicht, als bedürfe es nur der Wieder holnng der Karlsbader Forderungen, um sie auch schon durchzusehen. Der Radikalismus der Reden, die sie am Sonntag hielten, soll die Anhänger über den Ernst der Situation Hinwegtäuschen. Wenn ma« die Lage nach diesen Reden allein beurteilen wollte, müßte man sie al» schwieriger ansehen als am Ende der vorige« Woche. Die Entspannung, die manche von Hea- leins Reise«ach Berchtesgaden erhofften, ist jedenfalls nicht eingetrrten.
ten, bekräftigt ungemein da» starke Interesse der Bereinigten Staaten an den europäischen Ereignissen und unterstreicht die Verbundenheit Ame rikas mit der europäischen Demokratie. Nicht minder Beachtung verdient die Berdoppeluug der Truppenstärke in der Maginotlinie. Eine Vorsichtsmaßnahme nur, aber eine, die der franzö sischen Regierung als notwendig erschien. Knapp vor dem Zusammentritt de« Nürnberger Parteitages sollen diese Demonstrationen Deutschland zum Bewußtsein bringen, wie stark die Front der Weltdemokratie ist, wie abwehrentschloffen. Vielleicht darf man an die Geschlossenheit«ad Kraft dieser demokratischen Front die Hoffnung knüpfen, daß die Situation, an die bei alle»
Prag , während die Unterführer Hen lein » alle» daran sehen, die sudetendeutsche Be- välkerung zu immer größerem Radikalismus aufzustacheln, vollzieht sich überall in der Welt der Zusammenschluß der Demokratie zu einem immer engeren Abwehrbündni» gegen die Be- droher de» europäische« Friedens. Da» große Ereignis de» Sonntag» Ware» die Reden, die bei der Einweihung für die im Weltkriege gefallene» amerikanische « Soldaten der amerikanische Botschafter Bullitt und der Kommandeur der französische« Sektion der amerikanische » Legionäre hielten. Besonder« Bullitt» Rede, die eine« Verantwortliche» amerikanischen Diploma-
Frankreich wird Wort halten Außenminister Bonnet hatte vorher auf die Ueiereinstimmung in den Prinzipien verwiesen, von welchen Frankreich und die Bereinigten Staaten geleitet werden, und die Rede Bullits war eine Bestätigung dieser'Porte. Ihr Ernst wird noch dadurch unterstrichen, daß fie anläßlich der Einweihung eine» Denkmal» zur Erinnerung an die amerikanisch» Intervention im Weltkrieg gehalten wurde. Bonnet erwähnte die tschechoslowakische Frage. Er sagte darüber: Wir verhehle» den Ernst de« Problem nicht, wir hoffe» jedoch dank den pazifistische« Gefühlen, die alle Völker erfüllen müssen, dank dem Bewußtsein der internationalen Verantwortlichkeit, welche« die Ber liner und die Prager Regierung haben, müssen, dank der enge« und loyalen Zusammenarbeit
Ashton-Gwatkin mit Konrad Henlein in Angelegenheit der Aussprache Henlein « mit dem deut schen Reichskanzler Hitler hatte. Der Bericht de» Gesandten Newton ist Gegenstand sorgfältigen Studiums. Da« Reuter-Büro fügt hinzu: E« wird betont, daß di« Unterredung vollkommen vertraulich war und daß st« darum auch von den amtlichen Stelle» in London vertraulich behandelt werden wird. Konrad Henlein hatte Sonntag«in« Besprechung mit Ashton-Gwatkin in Asch. Gwatkin unterrichtete nach seiner Heimkehr sofort Lord Runeiman, der fich in die englische Botschaft begab und dem englische» Gesandten Newton da« Ergebnis mitteilte. Minister Halifax wird wahrscheinlich einige Zeit in London bleibend
wendig, die Reservisten dieser Formationen ein» zuberufen. Ebenso erhielten die Offiziere und Soldaten, dir stch auf Urlaub befanden, Befehl, in ihr« Garnisonen zurückzukehrrn. ES handelt sich. um unvermeidlich« PorsichtSmaßpahmen. Dies» Maßnahmen dürfen Vie lörffentlichkeit nicht beunruhigen, deren Kaltblütigkeit eine» brr wichtigsten Elemente für die Erhaltung M Frieden« ist.
Pari«.<Hava>.) Mit Rücksicht auf die internationale Lage und infolge der bedeutsamen Maßnahmen, die Deutschland an der fränzöstschrn Nordostgrenzr««troffen hat, hat die französische Regierung, um den zahlenmäßigen Stand.und da« Material zu verstärken, gewisse Sicherheit«. Maßnahme« durchführe« müssen. So wirr e» namentlich, um den vollen zahlenmäßigen Stand der Festnng»truppen aufrecht z« erhalten, not-
Washington sehr wachsam Washington . Siaat«srkretSr Hüll blieb auch während de« ganzen montägigen Feiertage«(Labour.Day) in Washington . Er. ginschön am Morgen in» Staatsdepartement, um die Berichte der anierikanischen diplomatischen Vertreter in Europa zu studieren. Die entscheidenden Persönlichkeiten der Bereinigten Staaten erblicken in den gegenwärtigen Ergebnissen einen Beweis dafür, daß Hitler immer noch glaubt, das beste Mittel, durch da» er seine. Ziele erreichen könnte, sei ein« Politik der Kraft und der Einschüchterung. Die Regierung der Bereinigteir Staaten glaubt daher, die beste Antwort auf diese Methoden fei, den gleiche«, wenn nicht einen noch größeren Druck auSzuüben. Lom praktischen Gesichtspunkt auS lehnt e» Washington , treu seiner traditionellen Politik, ab, vorzeitig irgend welche Brrpflich- tiingen irgend'.jemanden gegenüber zu übernehmen, wobei jedoch klar angedrutet wird, daß im Falle eine« Konfliktes allein durch da« Gewicht de» nationalen Fühlens die Bereinigten Staaten automatisch an die Seite Großbritannien » und Frankreich » treten würden.
„Times“ gegen die SdP Die„Times" schreiben in einem Leitartikel über da» Karlsbader Programm, dessen Einschränkung sie für notwendig erklären,«. a.r Wenn eine friedliche Lösung innerhalb der Struktur de« tschechoslowakischen Staate«, wie er jetzt besteht, gefunden werden soll, dann müssen einige M o d i f i k a t i o« e n an den Karlsbader Forderungen vorgenommen werden. Ein« deutsche Minorität, die sich zu den nationalsozialistischen Prinzipien bekennt und weitgehende Autonomiebrfugnisse besitzt, würde sich schlecht vertragen mit dem demokratische« und parlamentarische» Regime de« Land«».
Ministerrat beim Präsidenten Prag . Der Ministerrat hielt gestern beim Präsidenten der Republik, Dr. Eduard Bene», eine Sitzung ab, über welch« abend« da« nachstehende Kpmmunigus auSgegrben wurde:---- Die Verhandlungen der tschechoslowakisch«» Regierung über die Rationalitätenftagen war in der letzten Zeit von dem Bestreben geleitet, da« in dem Kommunique über dl« Sitzung der Vertreter der Regierung mit der Delegation der Su- detendeutschen Partei von» 17. August zum Augdruck gebracht war, trotz der bestehenden Differenzen eine gemeinsame Ansicht über die Lösung de» deutschen Problem« in der Tschechoslowakei zu finden. Dem gleichen Bestreben dienten auch die iiwfsiziellen Unterredungen, die in den letzten Tagen der Präsident der Republik, Dr. E. Beneö, mit den Vertreter« der Sndctrndeutschen Partei batte. In seiner am 8. September beim Präsidenten der Republik abgrhaltenen Sitzung beschloß do» RegierungSkabinelt die definitiven Vorschläge, die in der allernächsten Zeit den Vertretern der Sudeiendeutschen Partei werden mitgeteilt werden.
Amerika an der Seite der Freiheit Bordeaux. Eine Feier der französischamerikanischen Freundfchast gab Sonntag dem französische» Außenminister Bonnet und dem amerikanischen Botschafter in Pari» B u l l i t Gelegenheit zu Reden, die von größter Bedeutung find. „Mr wissen,- sagte L u l l i t, daß e« vernünftiger ist, ficher der G e w a l t al» Instrument der Staatspolitik zu enthalten, fich nicht in die inneren Angelegenheiten der übrigen Staate» einzumischen und fich um friedliebende Lösungen zu bemühen. Wir wissen, daß keine Rasse wertvoller ist al» eine andere Rasse. Wir wissen, daß e» nicht möglich ist, da« Wirtschaftsleben zu heben, wenn alle Volkseinkommen auf die Erzeugung von W a f- f e n aufgewendet werden. Präsident Roose velt fagte, daß Amerika kein entfernter Erdteil ist und wenn in'Europa ein Krieg auSbre- chen würde, könne niemand vorauSsehen, ob di« Bereinigten Staaten von Amerika in ihn hineingezogen werden oder nicht." Bullst schloß seine Ansprache, die zur Versöhnlichkeit aufrief, mit den Worten: Die Farben der Bereinigten Staaten von Amerika , Frankreich » und zahlreicher anderer Länder sind dir alte» Farben der christlichen Moral und Verträglichkeit, die alte« Farbe» der Freiheit und des Frieden«.
Rußlands Wort eindeutig M o«k a u. Di« Regierung der Sowjet union verfolgt mit größter Aufmerksamkeit die Entwicklung der Ereignisse in Europa und mit gleichem Interesse, jedoch mit mäßiger Skepst» die Bemühungen Lord Runriman». ES wird erneut darauf hingewiesen, daß der VolkSkommissär für Aeußere», Litwinow , dem deutschen Botschafter bei der letzten Unterredung vollkommen Aar angedeutet habe, daß die Sowjetunion Deutschland al» den Urheber eine« nichtprovozierten Angriffe« ansehen würde, wenn dir deutsche Armee unter welchem vorwand und auf welche Weise immer tschechoslowakische» Gebiet betreten sollte. London vertraulich informiert London.(Reuter.) Der britische Gesandte in Prag , Newton, sandte einen kurzen Bericht über die Unterredung«ach London , die
UNS DaS nationalsozialistische Deutschland versucht durch Drohungen, die von einem großen militärischen Aufgebot unterstützt werden, Europa einzuschüchtern und so eine Lösung der nationalen Frage in der Tschechoslowakei herbeizuführen, wie fie die deutsche Außenpolitik mit ihren weitgcsteck- ten Zielen braucht. Wer sich jedoch von dem augeichlicklichcn Machtaufgebot Deutschlands nicht einschüchtern lassen will, wird gut daran tun, bei der Betrachtung der gegenseitigen Kraftkomponenten nicht die Wirtschaftlage Deutschlands außer Acht zu lassen, deren Enttvicklung deutlich zeigt, daß die Rüstungen de» Reiche» nicht ins ungemessene fortgesetzt werden können und daß die Grenzen der Aufrüstung schon jetzt sichtbar tverden. Die Rüstungsausgaben Deutschlands haben nach der weitgehend anerkannten Schätzung der englischen Zeitschrift»The Banker" in den ersten vier Hitlerjahren ungefähr 31 Milliarden Mark betragen, wozu im fünften Hitlerjahr weitere 13 Milliarden hinzukommen. Diese gewaltigen Ausgaben wurden bisher durch Steigerung der Reichseinnahmen und auf dem Kreditwege gedeckt. Die Einnahmen des Reiches aus Steuern und Zöllen sind von 6897 Millionen Mark im Rechnungsjahre 1932-33 auf 18.958 Millionen Mark 1937-38 angestiegen. Dazu kommen noch die Ueberschüsse der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung, die im letzten Rechnungsjahr nicht weniger als 1480 Millionen betragen haben und gleichfalls für die Aufrüstung Verwendung finden.(Die Arbeiter zahlen für den Fall der Arbeitslosigkeit ein, verwendet wird da» Geld für militärisch« Zwecke.) Bon den 4t Milliarden RüstungSaus- gaben in fünf Jahren sind auf diese Weise 17 Milliarden au» steuerlichen Mehreinnahmen gedeckt worden und drei Milliarden auS der Arbeit», losenversicherung. Die restlichen 24 Milliarden mußten auf dem Kreditwcge hereingcbracht werden. Davon gelang cS jedoch nur acht Milliarden durch langfristige Anleihen zu decken, den Rest— 16 Milliarden— verschaffte sich die ReichSkasse ganz einfach durch Wechsel, die den schönen und anziehenden Namen»ArbeitSbeschafsungSwcchscl" erhielten. Diese Wechsel sind nichts anderes als Zahlungsversprcchen des Reiches. Der Lieferant suchte sich ihrer so rasch als niöglich zu entledigen und verkaufte sie an die Reichsbank und andere Kreditinstitute. Der Wcchsclbestand der ReichSbank und ihrer Tochteranstalten stieg so von 3627 Millionen Mark(Ende November 1933) auf 6927 Millionen(Ende November 1937), bei den anderen'Kreditinstituten von 4171 aus 8912 Millionen Mark. Das übrige liegt in den Kassen industrieller und anderer Unternehmungen. Ein ungeheurer Papierberg von ZahlungSversprcchnngcn häuft sich an. von dem kein Mensch weiß.>vaS damit geschehen soll. An Stelle wirklicher Werte tritt immer mehr der Wechsel auf die Zukunft. Die Finanzpolitiker des Reiches scheinen denselben Grundsatz zu haben wie die Minister Ludwig» XVI. , des letzten König» Frankreichs vor der Revolution:„ApreS nouS le dtluge": Nach uns die Sintflut! Der bisherige Zauberkünstler, der aus diese Weise das Geld für die Ausrüstung beschafft hat, ist von der Leitung der deutschen Wirtschaft zn- rückgetretcn, um rechtzeitig der Verantwortung zu entgehen. In der Tat macht sich in letzter Zeit in Deutschland ein wirtschaftlicher Pessimismus bemerkbar, der im Sinken der deutschen Industriewerte an der Berliner Börse zum Ausdruck kommt, eine Erscheinung, für welche die Goebbels-Propaganda die Juden verantwortlich macht. In Wahrheit sind die Aktien der großen deutschen Rüstungswerke im Besitze reinrassiger Arier, welche dieselbe» Eigenschaften wie alle Aktienbesitzer haben, und die sich ihres Besitzes entledigen, wenn sich in den Kaffen der Unternehmun- gen bedrucktes Papier befindet, von dem inan nicht weiß, ob es in einem Schicksalsaugenblick nicht in den Papierkorb wird wandern müssen. Die Reichsregierung, die sich der Gefahren wohl bewußt ist,, welche die bisherige Art der > RüftungSfinanzierung für Deutschland bedeutet, i versucht nun den Anschein zu erwecken, daß sie den bisherigen Weg verlassen und einen neuen be« > treten habe. Im März hat Schacht in der Generalversammlung der Reichsbank berichtet, daß mit i den Sonderwechseln Schluß gemacht werde. An ' deren Stelle treten Reichsschahanweisungen, die , sich von den Sonderwechseln vor allem dadurch ' unterscheiden, daß das Kind einen anderen Namen > hat. Diese Anweisungen sollen am JälligkeitStcr«