Sette 2 Freitag, v. September 1988 Nr. 21» „Keinen Millimeter weiter" Tschechische Blltterstlmmen zur Lage In der tschechischen Presse äußert sich. Verurteilung der„Times" Landon. Die englischen Blätter verurteilen den bekannten Vorschlag der„Timet". Der „Daily Telegraph "— um eine von zahlreichen Stimmen zu nennen— erklärt, di et sei ein unheilvoller Schlag gegen die Aussichten auf eine Lösung des tschechoslowakischen Problem-. Dieser Schlager ermuntere die Sudetendeutschen zur lln« Nachgiebigkeit, dringe die tschechoslcavakische Regierung in Schwierigkeiten, erschwere sehr die heikle Aufgabe Lord Runciman- und veranlasse die Deutschen , allen Bestrebungen zu trotzen, die zu einer Lösung führen könnten. Die»Times" erklärt im Leitartikel, daß die Vorschläge in der Tat eine sehr vernünftige Per« Handlungsgrundlage darstellen. Bei der Untersuchung darüber, wie diese Vorschläge aufzufassen sind, muß man sich erinnern, daß die Sudetendeutschen ihrerseits nicht um eine Handbreite von ihrer Stellung abgegangen sind, die sie mit einer mächtigen auswärtigen Unterstützung eingenommen haben. WaS den Zwischenfall von Mähr.- £ Krau betrifft, so meint die„Time-", daß die Sudetendeutschen, einem Beseh! gehorchend, Zeit gewinnen. Indem die„Time-" die Erwartung au-sprlcht. daß die Situation nicht hoffnungslos ist, erklärt sie, daß die Lösung, welche die moralische Gesinnung der ganzen Welt verwirft, jene Lösung ist, die auf Gewalt oder Drohung beruht. Ter diplomatische Korrespondent„Daily Te legraph " berichtet, daß die Prager Verantwortlichen er nicht sür möglich erachtet haben, eine wichtige Forderung Henleins zu erfüllen: daß in den sudetendeutschen Gebieten die deutsche Bevölkerung berechtigt sein soll, die Nazi-Doktrin voll zur Anwendung zu bringen. Abgesehen von dem Einfluß, den das aus die weitere Lebensfähigkeit eine- demokratischen Staates haben lvürde, würde es eine scharfe Opposition der deutschen Demokraten Hervorruse», die eine wichtige Sektion der Sudetenlandes bilden. Andererseits fragt man sich in Londoner diplomatischen Kreisen, ob Hitler einer Lösung zustimmen wird, die jene grundsätzliche Forderung nicht bewilligt". Militärische Vorbereitungen überall Frankreich hat, obwohl man in offiziellen Kreisen nicht der Ansicht ist, daß sich in den letzten Tagen neue beunruhigende Anzeichen zeigten, doch neue Reservisten einberufen. Die Maginotlinie ist jetzt voll beseht. Auch Reserven der Luftwaffen sollen einberufen werden/ Rußland hat die Militärdistrikte von Kiew und Weißrußland reorganisiert, die Grenzgarnisonen sind bedeutend verstärkt worden.— Die Herbstmanöver der Sowjetarmee für den Militärbezirk Moskau find, wie„Taß" meldet, eben zu Ende gegangen. Antvesend waren auch der Marschall der Sowjetunion Woroschilow und der Bolkskommiffär sür nationale Verteidigung. Die Manöver zeigten, daß die Rote Armee vorzüglich au-gebildet ist. Brüssel . Der König der Belgier empfing egstern den Ministerpräsidenten Spaak und nach ihm den Nationalverteidigungsminister General Denis. Deutsche Flottenmanöver unterbrochen Berlin . Der HavaS-Korrespondent meldet, daß die deutschen Flottenmanöver, die kürzlich in der Nordsee begannen, eine Unterbrechung erfahren habe». Die Flottenmanöver würden am 12. September wieder fortgesetzt werden» zwar sehr vorsichtig, zurückhaltend und vereinzelt aber doch deutlich genug eine gewisse Unzufriedenheit mit der Politik der Westmächte, die zum neuen Plan der Regierung gedrängt haben. So schreibt die„Närodnt Politika": „Mögen die demokratischen Regierungen nur auch einmal ihr Volk fragen, von dem doch alle Macht auSgoht, ob sie auf guten, der Menschheit vorteilhaften Wegen schreiten, oder ob nicht schon der Augenblick gekommen ist, in dem gerade die Weltdemokratien die Pflicht der Tat statt der bisher unwirksamen Worte haben? Es ist gerade England, das klassische Land der Demokratie, wo der alte Grundsatz gilt, daß die Regierung nur dazu ihre Zustimmung geben darf, waS das Volt erträgt. Lind in keinem Lande und unter keiner RegierungSform erträgt das Volk, daß Wahrheit und Gerechtigkeit niedergetreten werden. Dennoch werden Wahrheit und Gerechtigkeit in der heutigen Welt mit Füßen getreten, nur daß dieses Herumtreten auf ihnen verborgen wird, damit man dagegen nicht einschreiten muß, obwohl eine einzige Drohung von feiten der Wahrheit und de« Rechts, welches bisher die stärkere Seite ist, genügen würde. Wenn dies aber nicht geschieht, und wenn die Partei des Rechtes und der Wahrheit belvußt immer mehr den Rückzug antritt, dürfen wir un» nicht wundern, daß die Expansion durch die früheren Siege zu weiteren Siegen ermuntert wird und daß auch di: einstige Wahrheit in Frage steht: daß die Baume nicht in den Himmel wachsen. Wenn wir auf diese Weise die internationalen Probleme, in deren Mittelpunkt nun auch da» tschechoslowakische Problem gerückt ist, betrachten, haben wir die Gewißheit, daß die internationalen Schwierigkeiten in Prag nicht entwirrt werden und nicht werden können, auch wenn wir noch mehr Selbstverleugnung üben und den Deutschen das Blaue vom Himmel geben würden. Solange die Unnach- giebigkeit der demokratischen Staaten der Unnachgiebigkeit der Angriffsstaaten nicht die Waage halten wird, kann niemand mit gutem Gewissen von der Rettung de» Frieden» reden, der durch alle Zeiten von der Stärkung erhalten wurde, niemals aber von der mißbrauchten Nachgiebigkeit." Die„Närodnk Noviny" schreiben unter dem Titel:„Einmütiger Wille der tschechoslowakischen Nation: Keinen Schritt zurück" u. a.r Mit unerhörter Selbswerleugnung empfängt heute unsere Oeffentlichkeit die Nachrichten von den angebotenen Konzessionen. Mit geballten Fäusten empfängt sie die Nachrichten von denPro- vokationen der Henleinleute und von den schändlichen Angriffen de» Berliner Rundfunk» und der Presse gegen unseren Staat. Und mit dem großen Gefühl der Erleichterung hat sie die einmütige Stimme aller Regierungsparteien gehört: bi» hieher und keinen Schritt weiter. Keinen Schritt weiter— das ist heute der unabänderliche Wille der tschechoslowakischen Nation. Und dieser Wille muß respektiert werden, weil die tschechoslowakische Nation da» Recht hat, über ihr Schicksal zu entscheiden. An der Sudetendeutschen Partei liegt es heute, ob sie die Anträge der Regierung annimmt oder nicht. Ein» aber muß durchaus klar sein: die tschechoslowakische Oesfent- lichkeit würde eü nicht mehr ertragen, daß etwa die Sudetendeutsche Partei die Bereitwilligkeit zu Verhandlungen dazu auSnützen würde, von der Regierung neue und weitere Konzessionen zu erzwinge». Darüber dürfen sich unsere Freunde nicht täuschen und darüber darf sich nicht einmal Berlin täuschen. In den ,Mdovö Noviny" äußert sich Minister Bechynö In einem Interview folgendermaßen: Die Regierung lann in ihren Konzessionen in der Tat um keinen Millimeter weitergehen. ES ist bekannt, daß sich die Regierung zu diesem ihrem letzten Plan nur nach außerordentlichem Druck ausländischer Freunde entschlossen hat. Sie hat daS Gefühl, daß, wie ihre Konzessionen die äußerste Grenze erreicht haben, auch dieser Druck schon das zulässige Maß erreicht hat. Wir erachten c8 als unmöglich, daß wir vielleicht noch z» neuen Konzessionen gedrängt werden. Ich verschließe mich auch dem nicht, daß dieser auswärtige Druck an Regierungsstellen nicht geringe Verwunderung und Unzufriedenheit erregt hat. Wenn wir ihm aufs neue nachgegeben haben, lann inan sich eine Vorstellung von der Größe unseres guten Willens machen, mit dem wir seit Anbeginn diese schweren Verhandlungen führen. via Vereinigten Staaten nähern sich dem Völkerbund Genf . ES verdient Erwähnung, daß die Regierung der Bereinigten Staaten dem Völkerbundsekretariat bekanntgab, daß sie bei der künftigen Versammlung ihr Gesandter in Bern vertreten werde. ES geschieht zum erstenmal, daß die Regierung der Vereinigten Staaten offiziell ihr Jntereffe an den Beratungen de» Völkerbundrates und der Bölkerbundversammlung bekundet. Barcelona.(Ag. Esp.) In der Zone von Gandesa geht der erbitterte Kampf ohne Unterbrechung weiter. DienStag haben die im Dienste der Invasion stehenden Kräfte überaus heftige Angriffe auf die Stellungen in der Sierra de Cabal». Io« begonnen, die während des ganzen Tages unausgesetzt von 164 großen Flugzeugen mit Bom« ben beworfen und a»S zahlreichen Jagdflugzeugen beschossen worden waren. Nach langer und intensiver Beschießung durch italienische Geschütze ging die Rebelleninfanterle zum Sturme über, ihr Vorau » eine Reihe TankS, welche die Infanterie völlig deckten. Aber die spanischen Soldaten warfen den Feind viermal zurück»nd schlugen ihn in ungeordnete Flucht. DaS Schlachtfeld war vollkommen übersät von Leichen. Awei feindliche Bataillone wurden von den republikanischen Soldaten im Handgemenge dezimiert. Neue Versuche der Rebellen, unterstützt von inzwischen ringe- trosfenen Verstärkungen,'die stündlich die feindlichen Truppen auffüllten, im Laufe der Rächt, zerbrachen ebenfalls an dem außergewöhnlich Deutsche Waffen für die Terroristen Haifa . In einem auf der Strecke Amsterdam —Batavia verkehrenden Flugzeuge, da» auf dem Palästinensischen Flugplatz in Lydda landete, wurden Pakete gefunden» welche automatische Pistolen deutscher Erzeugung enthielten, welche für arabische Terroristen in Palästina bestimmt waren. Eine Terroristenbande überfiel die jüdische Siedlung Amoz bei Bejschan. Die zu Hilfe gerufene Polizei tütete in dem dann entstandenen Kampf zehn Angreifer und verhaftete vier Personen. Zwei Beduinen, die vom Militärgericht von Mo zum Tode verurteilt worden tvaren, sind hingerichtet worden. Zahlreiche Dörfer, deren Bewohner in Verbindung mit den Terrorakten der letzten Tage gebracht werden, sind wiederum mit Kollektivstrafen belegt worden. Gegen die Presse der Demokratien sprach am Donnerstag auf der Parteitag genannten Massenschau in Nürnberg der Reichspressechef Dr. Dietrich. Deutschland habe im Verein mit Italien den Kampf gegen die Presselüge ausgenommen. Dietrich richtete heftige Angriffe gegen die demokratische Presse und sprach dann von der„politischen Großlüge" vom 21. Mai. Hier habe die Presselüge Armeen durch Mitteleuropa marschieren lassen, um aus der Tatsache, daß sie nicht marschierten, Deutschland in den Augen der Welt eine politische Niederlage anzudichten. Diese Lüge voin 21. Mai werde aber noch heute geglaubt.— Dr. Dietrich behauptete schließlich, es habe nie eine wirkliche Pressefreiheit gegeben und es gebe auch heute keine Pressefreiheit. Deutschland besitze eine Pressegesehgebung, die die modernste und fortgeschrittenste der Welt sei. (Seltsamerweise glaubt man sogar in Deutschland und besonders in Sachsen die „Presselüge vom 21. Mai" und"am festesten glauben an sie die Soldaten gewisser Formationen.) festen Widerstand der spanischen Infanterie, die — ohne eine Handbreit Bodens zu verlier«— völlig die Linie behauptete, die sie zu verteidigen hatte. ■. Im Abschnitt Partida de SanjuanaS gelang rS dem Feinde, die vorher mit Geschossen über- schüttet« Höhe 467 zu besehen, er wurde aber durch unverzüglichen republikanischen Gegenangriff wieder vertrieben. Die Ebro-Schlacht geht in gleicher Weise wie in den Vortagen weiter. Rach mehreren Angriffen, die von stets noch mehr Kriegsmaterial unterstützt wurden, ist es dem Feinde gelungen, um den Preis unzähliger Verluste zwei Höhen nördlich von Eorbera zu besetzen. Die inzwischen ebenfalls verstärkt« und trotz ihrer großen Verluste in den Luftkämpfen an Zahl wachsende deutsch -italienische Luftwaffe ist überaus tätig und operiert ohne Unterbrechung, weicht aber allen weiteren Kämpfen mit unseren Flie- Die Republikaner halten das linke Ebroufer Furchtbare Kämpfe bei Gandesa ' 6 Vie mm faiftut Roman von Noelle Roger Aai dem FranzOalichen übersetxt von Irma Ripp»! Nicht die leiseste Sorge verdunkelte ihren über die Wasserfläche schweifenden Blick, deren strahlendes Blau nichts zu trüben vermochte,— nicht einmal dies andauernde Drohen eines fernen Gewitters, das jeden Abend den Sonnenuntergang ein wenig umdüsterte, aber doch nicht ausbrach. Endlich kam Frau Andelot an. Nun war auch Herr von Miramar voll und ganz zufrieden. Eines Morgens war sie erschienen, in ihrem blauen Jackenkleide, war wieder die schweigsame, bescheidene Sekretärin, allgegenwärtig und stets unbemerkt, einzig und allein mit ihrer Arbeit beschäftigt. Herr von Miramar führte sie sofort hinauf in das Zimmer, das er sich im zweiten Stockwerk eingerichtet hatte, und in welchem sich schon Bücher und Zettel rings um eine Feuersteinsammlung häuften. „Ach, Frau Andelot, wie habe ich Sie vermißt!" rief er au».„Sehen Sie sich doch hierher... das da mutz ins Reine geschrieben werden. Ich werde Ihnen ein paar Seiten diktieren, die schon seit vierzehn Tagen auf Sie warten.. Und ohne sich einen Blick auf die schimmernde Wasserfläche zu gönnen, in der sich di« Pracht des Mitsommerhimmels spiegelte, neigt« Frau Andelot dm Kopf über die Schreibmaschine und das flink« Klappern der Tasten übertönt« dm monotonen, langgezogenen Singsang der steigen« den Flut. Manchmal unterbrach der Gelehrte das Diktat. In seilten Armstuhl zurückgelehnt baute« eine Gedanken au» und wandte sich dabei an 'eine Sekretärin. Ihre Gegenwart wirkte an- ri gend auf seine Vorstellungskraft: „Welch geheimnisvolle Ereignisse an jedem Wendepunkt der Menschheitsgeschichte t... Da war der Neandertalmensch; wie läßt sich sein Verschwinden erklären?" DaS Klappern der Maschine setzte aus. Frau Andelot hob den Kopf. Ihre schwarzen Augen entzündeten in ihrem verblühenden Gesicht eine Flamme des Verständnisses. Ach ja, sie verstand... und sie horchte mit schweigender Begeisterung. .^können Sie sich diese Menschen vorstellen, Frau Andelot, Menschen im AuSsterben. Sehen Sie sie mit ihren unvollkommenen Schädeln, ihren niedrigen Stirnen, ihren vorspringenden Augenhöhlen, ihren plumpen Kiefern? Wußten Sie vielleicht, daß ihre Raffe verkümmerte und unterging ... daß ihre Nachkommenschaft dahinwelkte... daß die letzten Frauengenerationen mit Unfruchtbarkeit geschlagen waren... Warum? Welcher Fluch lastete auf ihnen? War der Kampf ums Leben zu hart geworden? Konnten sie mit ihrem unzulänglichen Gehirn sich ihm nicht anpaffen? Ich stelle mir den letzten unter ihnen vor, der die Menschen der neuen Zeit austauchen sieht... Frau Andelot verharrte in lächelnder Ruhe. Au» dem Garten drang EvaS Lachen durch das offene Fenster. „Immer dasselbe Geheimnis", sprach er weiter.„Man stößt sich di« Stirn daran wund. Später, tausend und aber tausend Jahre später, was wurde da aus dem Menschen der späteren Steinzeit, au» demjenigen, der Statuetten modellierte, Friese schnitzt«, mit Malereien die Wände und Deckenwölbung seiner Höhlen schmückte? Dieser Mensch, der seine vollst« Entfaltung erreicht hatte, der sich im Besitz einer verfeinerten Kunst befand, was wurde au» ihm beim Auftreten seine» Nachfolgers, des Menschen der jüngeren Steinzeit! Vichts ist uns erhalten geUieben« nichts, weder von seiner Kunst, noch von seinen Sitten, noch von seinem Glauben. Seine Kunstwerk« sind vergeffen... Warum? Immer und überall findet sich dieser Hiatus in der Entlvick- lung der Gattung... und aufs neue beginnt das Ringen, dasselbe Tasten im Dunkel." Er versank in tiefes Grübeln. Sein Blick irrte in weite Fernen. Dann, wieder nach seinem Manuskript greifend, sagte er mit einem Seufzer: „Vorwärts, wir müssen weiterarbeiten." « An diesem Morgen begegnete Avonne Huber im Garten: „Hubert, möchtest du mit Mama und mir eine Autofahrt machen?" „Nein..., ich gehe hinunter an den Strand." «Hubert, al» du... von dort...zurückkamst, war dir daS Autofahren eine liebe Zerstreuung." „Ach," sagte er,„damals hatte man das Bedürfnis nach Raum, nach Bewegung, man muhte Kilometer fressen, seinen Willen betätigen, alles umfaffen, Versäumtes nachholen. Da» ist vorbei! Ja, die Bücher..., die unterbrochenen Studien.,., die Natur..., die Freude..., alles hat der Krieg mit allept übrigen uns genommen." Er schwieg und betrachtete sein kürzere» Bein. „Laß gut sein. Klein«! Und unterhaltet euch gut!" Er ging den Strand entlang, sah nichts als den Sand, iu welchem seine Füße einsanken, und in seinem Kopfe wälzte er immer denselben bitteren Gedanken, den er mit innerlichem Hohnlachen begleiteter «Durch die Hölle ist man geschritten, um wohin zu gelangen? Zu diesem allumfassenden Ueberdruß.,. komisch... wirklich komisch!" In sein dumpfes Sinnen versunken, bog er nach dem weit hinausragenden Wellenbrecher ab, in dessen Schutz die ruhenden Barken plump schaukelten. Er ging, soweit er Steinplatten unter seinen Füßen spürte, und blieb vor tem weißen, runden Leuchtturm stehen. „So," dachte er, und ließ sich auf einem von der Sonne übergoldeten Felsblock nieder. Ein leichter Wellengang kräuselte die Fläche und der Schaum der Wellen spritzte auf und zerstäubte gleich verfliegenden, leichten Raüchwölkchen. Er betrachtete die auf- und niederwogenden Barken, wandte sich aber gleich wieder ab, um ein sonderbares Gefühl der Seekrankheit loszuwerden, und sein Blick suchte mechanisch die Küste, welche eine Reihe felszerklüfteter Landzungen in die Brandung einzeichnete. Aus weiter Ferne eilten die Wellen auf sie zu, schüttelten ihre krausen Mähnen, bäumten sich immer wieder auf, und peitschten sie mit ihrem, schon im gleichen Augenblick weggefegten Schaum. Hubert versank in die Betrachtung dieser Bewegung und vergaß seine trüben Gedanken. Ihn fesselte eine Gestalt, welche er auf der nächst gelegenen Landzunge näher kommen sah. Auf dir äußersten Spitze hielt sie inne und blieb uni-- weglich stehen. Diese Männergestalt in ihrer Größe und Schlankheit kam ihm bekannt vor. «Was macht er denn da? Er scheint zu warten...»ich glaube er schaut mich an." Die Unbeweglichkeit dieses Menschen reizte ihn plötzlich. Er wandte sich wieder den Booten zu und zwang sich diese zu zählen. Gegen seinen Willen kehrte sein Blick, gewaltsam angezogen, zu dem Unbekannten zurück. Es war ein blonder, junger Mann, der fortfuhc, ihn reglos anzustarren. Da erhob sich Hubert. Er schritt bis zur Höhe der parallel zum Wellenbrecher ins Meer ragenden Landzunge zurück und blieb dort stehen, dem jungen, weiterhin reglosen Menschen gegenüber. Einige Meter Waffer trennten sie. (Fortsetzung folgt.)'
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18 (9.9.1938) 212
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