Nr. 212 Freitag, 9. September 1938 Seite 3 Ueberall SdP-Ausschreitungen Ole Ereignisse In M.*Ostrau Zwar war Mittwoch abend» schon allgemein bekannt, daß wegen eines Zwischenfalles in M.«Ostrau die SdP die Verhandlungen mit der Regierung unterbrochen bat, aber ein amtlicher Bericht über diesen Zwischenfall wurde nicht auSgegcbcn. Private Meldungen aber können konfisziert werden. Die Regierung sollte sich entschließen, entweder rechtzeitig amtliche Berichte durch daS Tschsl. Presse-Bureau auszugeben oder die private Berichterstattung frcizugebcn. In diesem Falle ist weder daü eine, noch das andere geschehen. AIS längst der deutsche Rundfunk tiber M.-Ostrau in seiner Art und in den denkbar schärfsten Worten„berichtet" hatte und so ziemlich jeder Eudetendeutsche von diesem Ereignis wußte, al» auch schon amtlich gemeldet worden war, daß der Ministerpräsident Dr. Hodja eine strenge Untersuchung zugesagt hatte, wurde über daS Ereignis selbst noch immer nicht berichtet! Etn amtlicher Bericht lag bis Donnerstag abends nicht vor. Donnerstag vormittags wurde ein vorläufiger Bericht der Mähr.-Ostrauer Polizeidirektion bekannt, der besagt, daß sich Mittwoch um halb elf Uhr vormittags vor dem Kreis« gertchtSgebäudc über dreihundert Mitglieder der SdP versammelten, die die Enthaftung einiger Angeklagter verlangten. Berittene»nd uniformierte Polizei trieb ohne Wasfengebrauch die Menge auseinander. Sechs Personen wurden angehalten, aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Beim Polizeidirektor erschienen die Abg. Dr..Zöllner und May und beschwerten sich, daß May von einer Reitpeitsche getroffen wurde. Mah sei dieses geschehen, während er bei der Sicherheitswache wegen der Enthaftung von Gefangenen intervenierte. Als Zeugen berief er sich auf den Abg. Tschechoslowakei anerkennt Saloniki-Pakt Sofia . Außenminister Dr. Krofta sandte dem bulgarischen Ministerpräsidenten Kjosejwanow einen Brief, in welchem er ihm anzeigt, daß die tschechoslowakische Regierung mit größter Befriedigung dai Abkommen von Saloniki zur Kenntnis genommen und ihn ermächtigt habe, zu erklären, daß die Tschechoslowakische Republik sich der Geltendmachung der Militärklauseln des Vertrages von Reuilly begebe. Der Sozialkonflikt in Frankreich AmienS . In den Ante-Fabriken des Gebietes von AmienS streikt die Arbeiterschaft und hält die Fabriken besetzt. Mittivoch wurde die Evakuierung der besetzten Fabriksgebäude fortgesetzt, ohne daß eS zu einem Zwischenfall gekommen wäre. Japanischer Vormarsch auf Hankau Hankau. Hier eingelangten Meldungen zufolge haben die Hankau verteidigenden chinesischen Truppen nördlich des Jangtse den Rückzug ange» treten. Die Japaner setzten ihren Vormarsch von Osthonan fort und haben die Absicht etwa 160 Kilometer nördlich von Hankau die Eosenbahnver« bindung Peiping—Hankau bei Sinha» abzuschneiden. Eine andere japanische Heeresgruppe rückt entlang des NordufcrS des Aangtse vor, nachdem Rwangtsi erobert wurde. Die chinesischen Truppen, die an zwei Fronten kämpfen, bemühen sich, den japanischen Vormarsch aufzuhalten. Deutscher Protest In Moskau Berlin . Kürzlich wurde der deutsche Fischdampfer„Bahrenfeld " im BarentS-Meer von einem sowjetrussischen Wachschiff ausgebracht. Die deutsche Botschaft in Moskau hatte dagegen Protest erhoben und die sofortige Freigabe deS Fisch- dampferS gefordert. Die sowsetruffische Regierung hat zwar eine rasche Untersuchung zugesagt, ist indeß dem Verlangen nach Freigabe bis heute nicht nachgekommen. Sitzung des Faschistischen Rates Rom. Die Tagesordnung der ordentlichen Sitzung deS Großen Faschistischen Rates, der am. 1. Oktober unter dem Vorsitz Mussolinis zusam« mein ritt, lautet: 1. Rassenproblem, 2. die politische Lage, 8. die neue Faschistische Kammer. „Woche der Gasmasken“ In Deutschland Berlin.(HavaS). Für die Tag« vom 18. bis 25. September wurde in ganz Deutschland eine„Woche der Gasmasken" ausgeschrieben. Zweck dieser Aktion ist eS, dir Bevölkerung von der Notwendigkeit zu überzeugen, sich mit Gasmasken zu versehen. Befestigungen in Aegypten Kairo. Alle ägyptischen Häfen sind befestigt und mit Kurzwellensendern anSgestattet. Besonders kostspielige Befestigungsarbeiten werden in Alexandrien durchgeführt, wo Lustabwehrkanonen, schwere Küstengeschütze montiert und Kasernen für besondere KUstenwachen errichtet werden. Die ägyptische Regierung hat auch beschlossen, Militärverstärkungen an die ägyptisch-palästinensische Grenze zu entsenden, um die Sinai-Eisenbahn gegen Ileberfälle durch Terroristen zu schützen. Köllner, der erklärte, gesehen zu haben, wie May auf den Kopf getroffen wurde. Der betreffende Wachmann erklärte beim Verhör, er habe gesehen, wie ein Mann den anderen am Halse hielt. Er eilte zu Hilf«, wußte ober nicht, daß ei der Abg. May sei,— er kenne May nicht, er habe ihn auch nicht geschlagen.— Als der zweite Mann wurde der Beamte Zelenka indentifiziert.— Der Bericht sagt ferner, bei den Zwischenfällen hätten vier berittene Wachleute interveniert, die keine Massen hatten, sondern nur Reitpeitschen, die sie aber nicht gebrauchten. Die Wachleute schritten erst«in, al» sich einige Leute zur Wehr setzten. Eine durch daS Tschsl. Presse-Bureau verbreitete Mitteilung sagt, daß di« Ereignisse streng untersucht werden. Das Innenministerium hat mit der Leitung der Untersuchung den Generalinspektor der Staatspolizei, Dr. KraLmar. betraut. Die Untersuchung, dir den ganzen Tag geführt wurde, dauert an. Ans ihrem Verlauf kann vorläufig nur mitgeteilt werden, daß die Suspendierung eines Polizeibeamten und einiger Organe der Sicherheit-wache durchgefiihrt wurde. An der Angelegenheit wurde auch eine Strafanzeige erstattet. Die SdP-Abgeordneten waren nach Mähr.« Ostrau gekommen, um dort die Verhaftungen in Freiwaldau zu überprüfen, die unter der Beschuldigung unerlaubten Waffenbesitzes erfolgten und gegen 82 SdP-Mitglieder aus dem Bezirk Frei waldau verhängt wurden. Dar Fall Knoll Zu den Zwischenfällen, die von der SdP als Grund der Unterbrechung der Verhandlungen dienen, gehört auch der Fall Knoll. Der Funktionär der SdP Alfred Knoll aus Hangenstein bei Römerstadt wurde verhaftet und beging bei der Einlieferung in die Haft Selbstmord. Die SdP hat für Samstag Parteitrauer angeordnet. Samstag findet Knolls Begräbnis in Jägerndorf statt. An ihm wird als Beobachter Major Sutton-Pratt teilnehmen. SdP-Exzesse In Freiwaldau und Krumau Prag.(Amtlich.) Donnerstag in den Abendstunden rotteten sich auf dem Marktplatz in Frei«, waldau eine Menschenmenge zusammen, wobei da» Lied„Deutschland , Deutschland über alles" und da»„Horst-Wesiel-Lied" gesungen wurden. Die Menge umzingelte einen Inspektor der unifor« mierten Wache und brachte ihn bis vor die Polizeistube. Dort versuchten die Demonstranten in da» Gebäude der Wachstube einzudringen, woran sie von der Polizei verhindert wurden. Die Demonstranten zogen hierauf unter lauten Rufen zur BezirkSbehörde. wo der BezirkSleiier der SdP eine Ansprache an sie hielt. Im Gebäude der Bezirksbehörde wurden drei Fensterscheiben eingeschlagen. In Krumau versammelten sich abends um 19.80 Uhr gegen 4000 Personen deutscher Nationalität auS der Stadt und der Umgebung, Troppau. sEigenbericht.) Wer am Donnerstag zwischen 10 und 11 Uhr vormittags über den Troppauer Oberring ging, mußte sich im Dritten Reiche wähnen. Vor dem Rathaus spazierten in Dreierreihen Kinder und halb- w üchsigeBursch en undMädchen, ungefähr 60 0, wobei sie sangen:„Wir werden weiter marschieren, wenn alle» fällt, heute gehört un» die Heimat, morgen die ganze Welt", unterbrochen von gröhlenden Sprechchören:„Wir walken deutsche Schulen für Hultschin — Wo bleibt die Gleichberechtigung?— Die Wahrheit siegt.— Solange streikt die deutsche Schülerschaft, bis man für deutsche Kinder deutsche Schulen schafftk" Selbswerständlich wurde auch kräftig„Sieg heil" gerufen. Bald hatte sich, angelockt durch dieses zu solcher. Stunde ungewöhnliche Schauspiel, eine größere Menschenmenge angesammelt, die teils zustimmend, teil» ablehnend dem Treiben der Kin« der zusah. Die Polizisten beschränkten sich auf die Freihaltung der Geleise der Elektrischen. Schlag 11 Uhr marschierten di« demonstrierenden Bürsch- lein und Mägdlein, von denen die Mehrzahl die Kleidung des Deutschvölkischen Turnvereins trug und von denen eine Anzahl mit SdP-Abzeichen geschmückt war, wieder auseinander. Man merkte: dahinter steckte Regie und alles klappte vorzüglich. Die Sprechchöre wie auch die Lieder waren gründlich einstudiert worden. Zur Vorgeschichte Zur Vorgeschichte dieser unerhörten und für di« Kampfesweise der SdP ,die sich nicht scheut, schulpflichtige Kinder al» Vortrupp für ihre politischen Machenschaften zu verwenden, so recht be- duchweg» Anhänger der SdP, die durch da» Ausrufen der Schlagworte„Ein Reich, ein Volk, ein Führer!",„Wir wollen heim in» Reich!",„Wir wollen Volksabstimmung!" demonstrierten und gegen die Juden hetzten. Die Menge der Demonstranten, zu denen der Bezirksleiter der SdP sprach, drang in die von der Polizei abgesperrte Gasse Latron ein, wo sie mit einer Gruppe gegnerischer Krumauer Einwohner zusammentraf. Die Polizeiwache verhinderte jedoch einen Zusammenstoß. Nur Stanislav Hecht au» der Gruppe der Krumauer Einwohner wurde von den Demonstranten zu Boden gestoßen und verprügelt. Um 20.80 Uhr herrschte in der Stadt wiederum Ruhe. Die Menge ging auseinander und in den Gassen verblieben nur kleine Gruppen, die allmählich zerstreit wurden. Ein Zwischenfall In Troppau Zerstreuung einer Frauendemonstration Prag. (Amtlich.) Am 7. September versammelten sich in den Morgenstunden ungefähr 800 Frauen au» Hultschin im Hofe de» Gebäude» de» Stadtschulrate» in T r o p p a u. Die Troppauer Polizeidirektion ersuchte im Interesse der Aufrechterhaltung der Ruhe den Bürgermeister-Stellvertreter von Troppau , Baier, auf die Frauen be- ruhigend einzuwirken. Beim Bürgermeister-Stellvertreter stellte sich dann auch«ine Deputation, bestehend au» zehn Männern auS Hultschin, ein, welche verlangten, daß die A n s u ch e n u m E i n» schreibung der Kinder in die Troppauer Schulen erledigt werden. Nach dem Weggange der Deputation verließen auch die Frauen den Hof de» Gebäude». Aus dem Wege zur Pfründ- nergasse wurden sie von der Zivilwache zum Lus» einandevgehen aufgefordert. Die Frauen gehorchten scheinbar, bildeten jedoch später wieder Gnippen und wollten in geschloffenem Zuge zum Republikplatze Vordringen. In der Kudlichgaffe wurden sie von einem Kordon der uniformierten Polizei aufgehalten, vor welchem sie Rufe auSzustoßen begannen. Die Wache zerstreute die Frauen. Dabei wurden vier, Frauen wegen Nichtbefolgung der Anordnungen der Wache vorgeführt. Unter ihnen befand sich auch Marie Peterka au» Kravake, welche d>e übrigen Frauen durch Zurufe aufforderte, der Wache nicht Folge zu leisten. Die Peterka versuchte bei der Vorführung einem Wachmann den Gummiknüppel zu entwinden. AlS sie nach der Sicherstellung entlassen worden war, ging sie in Begleitung «me» Vertrauensmannes der SdP in das Sekretariat der SdP und darauf zmn Arzt. Auf Befehl der Polizei wurde hierauf die Peterka wiederum angehalten und vom Polizeiarzt untersucht, bei welchem sie sich beschwerte, daß ihr die Hand davon schmerze, Ivie sie der Wachmann bei ter Vorführung gehalten habe. Nach der ärztlichen Untersuchung wurde d i e Peterka in» GerichtSgefängni» eingeliefert, und zwar wegen öffentlicher Gewalttätigkeit, di« sie sich zuschulden kommen sieh, al» sie dem Wachmanne den Gummiknüppel entwinden wollte. Die übrigen Angehaltenen wurden nach der Sicherstellung entlassen. Unter ihnen befand sich auch der 17jährige Student Hubert Werkhammer, ein reichsdeutscher Staatsangehöriger, der aus die Uniform eine» Wachmann«» gespuckt und Pfui-Ruse aurg«stoßen hatte. zeichnende Demonstration sei kurz folgendes gesagt. Seit Wochen geht der Streit, ob die schulpflichtigen Kinder au» dem Hultschiner Gebiet in deutsche oder tschechische Schulen gehen sollen. Bi» 1988 ging die Mehrzahl der Hultschiner Kinder in deutsche Schulen, viele besuchten, da ihnen der Weg nach Troppau zu weit und zu teuer war, auch Privatunterricht, den der Deutsche Knltur- verband vermittelte. Schon 1934 wurden einige Privatlehrer wegen irredentistischer- Betätigung verhaftet und ihnen das Recht entzogen, Privatunterricht zu erteilen. In der Tat dürfte da» Hultschiner Gebiet in der Statistik der Vergehen gegen das Schutzgesetz an erster Stelle unter den Bezirken der Republik stehen. Vor drei Jahren verfügte der mährisch-schlesisch« Landesausschuß durch einen Erlaß die Zuteilung der Hultschiner Kinder antschechische Schulen. Die Bevölkerung, die ja selbst slawischer Abstammung ist, nahm diesen Erlaß, wenn auch mit anfänglichem Widerstreben, in Ruhe zur Kenntnis. Alle» schien nun in Ordnung. Auf Grund besonderer Verhältnisse, die bedingt sind durch die wirtschaftliche Abhängigkeit der Hultschiner von Deutschland , bietet sich der SdP ein dankbares AgitationSfeld, da» sie weidlich auSnützt. Zu Ende de» heurigen Schuljahreorganisierte sie unter den Hultschinern eine Masse Abmeldungen au» den tschechischen Schulen, obwohl sie wußte, daß die Vorbedingungen über die Wiederaufnahme an deutschen Schulen in keiner Weise gegeben waren, da die Kinder einfach nicht Deutsch können. Der Konsiikt zwischen den Hultschinern und der Staatsgewalt äußerte sich zu Elire halbe Milliarde überschritten Prag . Am Mittwoch Überschritt die Summe der Einzahlungen für den StaatSverteidlgung». find» schon eine halbe Milliarde Kronen. Der SvendenauSweiS zum 7. September 1938 weist eine Zunahme der eingrzahltrn Spenden um AL 2,110.360.56 au», wodurch sich der Gesamtstand der eingezaftlten Spenden auf AL 500,303.607.55 erhöht hat. Dir Zahl der Spender ist um 2579 Personen auf 230.276 Personen gestiegen. Der Arbeitsausschuß für den Staat»vrrtel- digungsfonds dankt bei dieser Gelegenheit in einem Aufruf allen bisherigen Spendern und würdigt da» bisherige Ergebnis al» schönen moralischen und materiellen Erfolg, aus den alle, die beigetragen haben, stolz sein können. Beginn des heutigen Schuljahres in der Veranstaltung größerer Demonstrationen in Troppau . Hunderte kamen nach Troppau mit ihren Kindern gezogen und verlangten vom Ortsschulrat die Einreihung in die deutsche Schule. Die Demonstrationen wiederholten sich am Mittwoch, die Polizei zerstreute die Teilnehmer, ohne daß es dabei zu besonderen Zwischenfällen kam, obwohl die gleichgeschaltete Presse das Gegenteil behauptete. Gegenwärtig ist die Sachlage die, daßdieKinder weder in deutsche noch in tschechische Schulen gehen. Wie lange dieser Zustand andauern wird, hängt von den Verhandlungen in Prag ab. Grundsätzlich sei vermerkt, daß die Nazipreffe kein Recht hat. von deutschen Schulkindern zu schreiben. In den Berichten der königlich-preußi- sch en Schulinspektion von Hul- tschin und Ratibor au» den Jahren 1900 bis 1920— in diesem Jahre kam das Gebiet durch den Vertrag an die Tschechoslowakei — ist niemals von deutschen, sondern nur von doppelsprachigen und mährisch- tschechischen Kindern die Rede. Für die königlich preußische Schulinspektion stand also die slmoische Nationalität der Hultschiner außer Zweifel. Kleider als Vortrupp Nun kann gewiß das Seltsame geschehen, daß sich die Hiiltschiner erst im zwanzigsten Jahre ihrer Zugehörigkeit zur Tschechoslowakei zmn Deutschtum, das ihnen in Preußen sremd geblieben war, durchringen und daß sie jetzt ihre Kinder in deutsche Schulen schicken wollen. Dann aber handelt sich's um ein Problem, das nicht im Handumdrehen zu lösen ist. Die SdP aber steht in der ungeklärten Hultschiner Schulsrage einen will- kommenen A g i t a t i o n o st o f f. Er erweist sich als ein vorzügliches Mittel, die nationalen Leidenschaften zur Siedehitze aufzupeitschen und eine Atmosphäre zu schaffen, aus der die so heiß ersehnten Inzidente entstehen. So entfaltet die SdP im Verein mit den deutschvölkischen Turnern eine wüste Hetze. Mittivoch abends beschloß der Turnverein, nachdem er alle Kinder zu einem Appell ausgerufen hatte, für Donnerstag einen Schulstreik, um den Forderungen der SdP mehr Nachdruck zu verleihen. Die auswärtigen -Schüler wurden auf dem Bahnhose von Turnern und Turnerinnen vom Schulgang abgehalten. Ebenso die hiesigen Kinder, soweit sie nicht Mitglieder deS Turnvereins sind. In einigen Schulen schickte man die Kinder, die trotzdem zum Unterricht gekommen waren, wider alles Recht und Gesetz nach Hause. Wir fragen: was taten die Herren Professoren und Lehrer alSStaatSangestellte gegen daS ungesetzliche Vorgehen der Scküler? Die AuSrede, daß sie davoit überrascht wurden und keine Ahnung von dem Vorgehen der aufgehetzten und für politische Zwecke mißbrauchten Kinder hatten, mögen sie sich für Leichtgläubige zurechtlegen. Die Staatsgewalt ließ gewähren, was geschah, und erweckte durch ihre Passivität den Eindruck, als ob sie die ganze Sache nichts anginge. SdP-Provokatlonen In der Stadtvertretung Schreckenstein Nach all dem, was der Nazismus in Schrek- kenstein an Hitlernachäffungen au den Tag legt, war damit zu rechnen, daß auch die neue Mehrheit der Stadweriretung aus die bisher gepflogene Unparteilichkeit dieser össentlicheu Körperschaft keine Rücksicht nehmen wird. Und so hatten die Herren den Sitzungssaal mit tzenleinbild und SdP-Fahne geschmückt, offenbar in der Meinung, daß zunächst die Provozierung demokratischer StaLwerireter wichtiger sei, al» sachliche Arbeit. Die Folge davon war, daß die Vertreter der deutschen Sozialdemokraten, der sich auch der Vertreter-er Kommunisten und die tschechischen Gemeindevertreter anschloffeu, dagegen protestierten und die Sitzung verließen. Den Herren wird klarzumachen sein, daß Gemeindevertretungen keine SdP-Bersaminlungen sind und daß vor allem die Gleichberechtigung, von der die Nazisten forttvährend schwefeln, auch in der Schreckensteiuer Stadweriretung hergestellt werden muß. Verhaftungen in Znaim . Wie wir erfahren, wurde der Sekretär der SdP in Znaim , Herr Moßbeck, verhaftet,— ein Opfer allzu eindeutiger Loyalität. Minfzehn oder zwanzig Gleichgesinnte wurden dazu veranlaß!, ihm Gesellschaft zu leisten» «SS SdP und Deutschvölkischer Turnverein organisieren Schulstreik in Troppau Mißbrauch von Kindern zu Parteizwecken
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18 (9.9.1938) 212
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