Tt. 214 Sonntag, 11. September 1938 VM-wLet-cilast mul äoLialpMA Vie Flieserausbilduns in Massen I Von Kort Doberer I im im„Deutschen Volkswirt" hat der Wirtschaftsberater des Reichskriegsministeriums, Oberst Thomas, auf die Gefahr dieser Entwicklung hingewiesen und bemerkt, daß im Kriegsfälle jede Wareneinfuhr mit Gold oder Devisen bezahlt werden muß. Diese" Aeußerungen widersprechen einigermaßen einer in Nürnberg proklamierten Behauptung, daß die„Blockade" des Auslands Deutschland nicht geschadet habe und es auch nicht könnte. Von einer„Blockade" seitens des Auslands gegenüber Deutschland kann ebenso wenig die Rede sein, wie von Kriegsabsichten irgend einer ausländischen Macht. Der Rückgang des deutschen Außenhandels ist auf wirtschaftliche, wirtschaftspolitische und politische Momente zurückzuführen. Dafür gibt es schlagende Beweise, die im Dritten Reiche offen eingestanden werden. So ist es eine Tatsache, daß sich die Qua- li t ä t verschiedener deutscher Erzeugnisse seit Beginn des Bierjahresplanes Vers chlech» tert hat. In fast allen Ländern konnte festgestellt werden, daß die deutschen Exportwaren entweder minderer Qualität sind(gegenüber früheren Jahren) oder auch, daß sie teilweise aus neuen Werkstoffen hergestellt worden sind und nicht mehr den Forderungen entsprechen, die man an sie stellen muß. In wirtschaftspolitischer Hinsicht haben die Preisunterbietungen deutscher Waren auf verschiedenen Auslandsmärkten Abwehrmaßnahmen hervorgerufen. So hat die durch Exportumlagen geförderte deutsche Ausfuhr das Departement of Commerce(USA ) dazu veranlaßt, deut schen Waren die allen anderen Ländern automatisch gewährten Zollvorteile zu entziehen. Dem englischen Parlament liegt ein Gesetzentlvurf vor, der Antidumpingmaßnahmen gegenüber deutschen Waren fordert. Brasilien weigert sich seit einiger Zeit Sperrmark in Zahlung zu nehmen, wodurch die deutsche Ausfuhr erheblich beeinträchtigt wurde. In starkem Maße hat die Politik des Drit ten Reiches zum Rückgang des Exports geführt. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn die Sowjetunion auf Grund der jahrelang währenden außerordentlich scharfen deutschen Antisowjetpolitik, ihren Einfuhrbedarf lieber in demokra- Schweizer Arbeitsbeschaffung Bern. (SDA) Der Bundesrat erörterte ein großes Arbeitsbeschaffungsprogramm, das Ausgaben von insgesamt ungefähr 400 Millionen Schweizer Franken vorsieht. Da bisher die Frage der Bestreitung der Kosten noch nicht völlig entschieden ist, so wird die Vorlage voraussichtlich nicht vor. der Herbstsession des Parlaments behandelt werden. Für diesen Fall verlangt der Bundesrat vorläufig 70 Millionen Schweizer Fran ken , um die teilweise Durchführung des Programms für das Jahr 1980 zu ermöglichen. Bon dieser Summe entfallen für Wehrbereitschaft rund 18 Millionen, für wirtschaftliche Wehrbereitschaft zehn Millionen, für Arbeitsbeschaffung und Wirtschaftsbelebung 45 Millionen Schweizer Franken . tischenStaaten tätigt. Im 1. Halbjahr 1037 stand das Dritte Reich noch an erster Stelle der Lieferanten der USSR . Im ersten Halbjahr 1938 steht es an s e ch st e r Stelle und die Exportmenge beträgt nur noch ein Fünftel derjenigen des Vorjahres. Den ersten Platz in der Einfuhr der USSR nehmen die USA ein, gefolgt von England, Iran , Belgien und Holland . Der Rückgang des deutschen Exports nach Ost« a s i e n ist ebenfalls zum erheblichen Teil auf politische Momente zurückzuführen. So schrieb kürzlich in der„Frankfurter Zeitung " der Leiter eines der größten Ostasiengesellschaften u. a. wörtlich:„Der Abschluß des Antikominternpaktes, die Anerkennung MandschukuoS und die Mckkehr des deutschen Militärberaters haben in China und auch in anderen Teilen A s i e n s, wo der Handel vielfach in Händen von Auslandschinesen liegt, bestimmte Rückwirkungen auf das Auslandsgeschäft gehabt." Nachdem der Autor dieses Artikels zu der Feststellung gelangt, daß„das Geschäft mit Japan selbstkeinenAuSgleich für die Ausfälle in China bietet", schließt er: „Das reguläre Geschäft mit der befreundeten Macht(Japan ) im Fernen Osten hat naturgemäß erheblich gelitten und es droht weiterzu leiden." Eine Fortsetzung des Bierjahresplans, der neuen Exportmethoden und der agressiven Politik mutz zu einer weiteren Verschlechterung der deut schen Ausfuhr führen. Die Messe hat sich bewahrt Prag . Die diesjährige Prager Herbstmesie, Kelche heute abends zum Abschluß kommt, fiel in eine politisch bewegte Zeit. Zieht man nun Nach zehntägiger Dauer der Messe die Bilanz, so kann festgestellt werden, daß die Messe trotz der ungün« ftigen Begleitumstände nicht enttäuscht hat. Im Gegenteil, die Aussteller sehen vielfach ihre Er* ivartungen übertroffen und sind bis auf wenige Ausnahmen mit den erzielten Ergebnissen zufrieden. ‘ Die politischen Verhältnisse sind naturgemäß auf den Messeverlauf nicht, ohne Einfluß geblieben. Sie wirkten sich ohne Zweifel im A u S- landsbesuch aus, der zahlenmäßig unter BorjahrShöhe blieb. Bor allem hat sich eine Umschichtung im Besuch ergeben, die sich einmal auf bie Qualität, zum anderen auf die Herkunft der Besucher bezieht. Die diesjährige Messe wurde fast ausschließlich von e r nstenJn ter esse nten besucht, die mit Kaufabsicht zur Messe kamen. Aus diesem Grunde war auch der Auslandsbesuch, der über die ganze Woche anhielt, entschieden besser als erwartet worden war. Was die Herkunft der Besucher anbetrifft,, so war der Anteil der Weststaaten etwas schwächer, während die Nachbar« und Balkanstaaten in den Vordergrund getreten find. Insgesamt meldeten sich im Nach« siagedienst der Messe Einkäufer aus 48 Staaten. Deutschland stand an der Spitze der Besucher, wobei aber im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang eingetreten ist, der vor allem auf das Land Oesterreich entfiel. Dagegen hat sich der Besuch aus Polen , das auch guter Käufer war, verdoppelt. Mehr Interessenten alS sm Vorjahr kamen auch aus Ungarn , Rumänien ; aus Südsla- Mien und Bulgarien blieb die Frequenz gleich. Von den W e st st a a t e u hielt sich die Zahl der Interessenten aus der Schweiz und Belgien auf Dorjahrshöhe, während Holland und namentlich Frankreich schwächer vertreten waren. Ein Besucherrückgang ist auch aus England eingetreten. Bon den N o r d st a a t e n war Schweden etwas schwächer, Dänemark und Finnland sowie Nor - tvegen stärker anwesend. Die baltischen Länder waren gut vertreten. Günstig hat sich ün Geschäftsverkehr auch die Anwesenheit italie- uischer Käufer ausgewirkt. Bon den außereuropäischem Staaten war diesmal am besten der nahe Orient, Aegypten und Süd amerika vertreten. Schwächer war der Besuch aus den USA . Beachtliche Aufträge haben auch Käufer aus Australien , Kanada , Südafrika erteilt. Das Interesse des Auslandes ging diesmal in bie Breite; in allen exportfähigen Abteilungen wurde Auslandsnachfrage festgestellt. Das GeschäftSergebnis selbst war für die einzelnen Firmen nicht einheitlich. Im aflgemeinen kann bemerkt werden, daß die vorwiegend auf angelsächsische Länder angewiesenen Aussteller schwächer als im Vorjahr gearbeitet haben; es sind jedoch auch mit England und den USA eine Reihe beachtlicher Abschlüsse zustande gekommen. Außerdem wurden für die USA Aufträge von den in Diiüeleuropa ansässigen amerikanischen Einkäufern erteilt. Andererseits ist der Geschäftsverkehr mit zahlreichen anderen Ländern besser als zur letzten Herbstmesse gewesen. Günstig hat sich auf den Geschäftsverlauf die Anwesenheit der Einkäufer großer Warenhäuser auSgewirkt. Bs waren schweizer, italienische, holländische, schwedische, englische und amerikanische Warenhauseinkäufer anwesend. Warenmätzig erstreckte sich das Interesse des Auslandes, wie stets im Heckst, vorwiegend auf Verbrauchsgüter. Die auf der Messe ausstellenden Exportkonzerne sind mit den erzielten Ergebnissen zuftieden. Das JnlandSgeschäft der Messe bxn: über die ganze Woche lebhaft. Zugegen waren Interessenten aus allen Gebieten des Staates, wobei die Slowakei stärker als sonst in Erschei- "mig trat. Am besten arbeiteten die Aussteller don Artikeln für das WeihnachtSg»- k ch ä f t. Im allgemeinen war das Jnlandsge- schäft besser als im Vorjahre. Banken gegen Nationalbank Bor einigen Tagen ging die Nachricht durch . die Presse, daß die Privatbanken gegen die Ausgabe verzinslicher Kassenscheine durch die Natio- valbank Einspruch erheben und diesen Einspruch einem Memorandum begründen wollen.— Wie der DND erfährt, ist die Denkschrift bereits der Nationalbank überreicht worden. Sie ist unterzeichnet vom Bankenverband, von der Bankenbereinigung, vom Verband der Sparkassen und dom Verband der Vorschutzkaffen. ES wird die Forderung nach der Einberufung des Geldrates an den Gouverneur der Nationalbank Dr. Eng« liß— der gleichzeitig Vorsitzender des Geldbei« borfliegerische Ausbildung durchzumachen. Vom Segelflieger zum Kriegspiloten Wenn wir bis jetzt von vorfliegerischer Ausbildung gesprochen haben, so haben wir uns vereinfacht, aber nicht ganz exakt auSgedrückt. Wir wollen damst eine fliegerische Ausbildung bezeichnen, die heute der Ausbildung auf dem Motorflugzeug und besonders der Ausbildung auf den Kriegsmaschinen vorausgeht. Diese Ausbildung erfolgt auf motorlosen Flugmaschinen, die aus Holz, unter Ausschaltung allzu kriegswichtiger Materialien, von den Auszubildenden selbst gebaut werden. So können auf verhältnismäßig billige Weise eine Reihe von Voraussetzungen zur schnellsten Umschulung zu Kriegspiloten geschaf« fen werden und wenn man auch den Wert der Vorbildung im Segelflug für die Ausbildung zum Kriegspiloten nicht überschätzen darf, so besteht doch heute in demokratischen Staaten weit mehr die Gefahr einer Vernachlässigung dieser Borbildungsmöglichkeit. Welchen Wert fliegerisch hochgerüstete Staaten auf die Segelflugausbildung legen, erkennt man an einer interessanten Tatsache. Man verlangt jetzt in Deutschland sogar umgekehrt von^Motorflugzeug-Piloten nachträglich auch noch, daß sie die Segelflug-Prüfung ablegen. In Deutschland geht dieser Segelfliegerausbildung ganz allgemein eine Ausbildung der fliegerisch interessierten Jugend im Flugzeugmodell« bau voraus. Sie wird zusammengefaßt in den Modellbau-Arbeitsgemeinschaften des Deutschen Jungvolls bis zum 14. Lebensjahr und in den Luftsportscharen der Hitler-Jugend bis zum 18. Lebensjahr. Meldungen zur Ausbildung nehmen zwar die Jungflieger-Meldestellen der Hitlerjugend und des Deutschen Luftsporwerbandes entgegen, aber den Entscheid über die Aufnahme fällen allein die Dienststellen der Hitler-Jugend nach einer Prüfung in weltanschaulicher Hinsicht. Mit dem achtzehnten Lebensjahre werden dann die so entsprechend Vorgesiebten in die Segelfliegerei des Luftsporwerbandes überführt. Weniger autoritär, aber mit ebenso viel Liebe zur Sache wird in der Tschechoflowakei diese Erfassung der Jugend durch die Masaryk-Flug« liga erreicht. Durch sie werden etwa 50.000 Schüler aus den Bolls«, Mittel- und Fachschulen erfaßt, die vor allem den Modellflugzeugbau betreiben. Auch die Masaryk-Flugliga sieht einen entscheidenden Teil ihrer Arbeit darin, eine syste- matische Borbildung für das Endziel, den Motorpiloten zu geben. Deshalb wird auch hier die Jugend über sechzehn Jahre im Segelflug geübt. Richtung der Leistungssteigerung Da Sowjetrußland die Großmacht ist, die selben Umfange wie Deutschland die Segelfliegerei staatlich organisiert hat, so kann man aufschlußreiche Vergleiche ziehen. Die Sowjet union kennt in der Segelflugausbildung einen derartig bürokratisch verschachtelten Organisationsaufbau, wie ihn Deutschland zeigt, nicht. Trotzdem ist. es offensichtlich, daß Rußland weder in der Massendurchführung der Segelflieger- Ausbildung, noch im Leistungsdurchschnitt hinter Deutschland zurücksteht. Schon im Jahre 1985 besaß die Sowjetunion zweitausend Segelflugzeuge und dreißigtausend Segelflieger. Interessant ist, beim Leistungsvergleich beider Länder zu beobachten, wie die Gesichtspunkte, unter denen Sonderleistungen erzielt werden, grundverschieden sind. Während in Deutschland durch außerordentliche Geldpreise, die sich in Höhen von mehreren tausend Mark bewegen, mechanisch Leistungssteigerungen im Strecken-, Höhen-, Dauer- und Zielflug gefördert werden, legt man in der Sowjetunion Wert auf technisch interessante Komwtes ist— erhoben. Der Geldbeirat ist bei Beschlußfassung nicht herangezogen worden. Oie Krise des deutschen Außenhandels .(Dr. W. H.) Im ersten Halbjahr wies der deutsche Außenhandel ein Defizit von 118 Millio« nen RM auf, gegenüber einem Ausfuhrüberschuß k° n Millionen RM. im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Diese für«in devisenarmes Land ungünstige Erscheinung hat in der deutschen Oef- »cntlichkett zu lebhaften Diskussionen geführt und Heute billigt man gemeinhin dem Menschen acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit und acht Stunden Schlaf zu. Wenn man deshalb zur Hebung des Luftpotentials die Möglichkeit untersucht, wie man möglichst viele Menschen in ihrer achtstündigen Arbeitszeit, in ihrem Beruf, zu Piloten ausbildet, so hat man praktisch erst ein Drittel von der dem Menschen zur Verfügung stehenden Zeit geprüft. Schaltet man es vorerst als utopisch aus, dem Menschen in seinen acht Stunden Schlaf das Fliegen beizubringen, so blecken immer noch die acht Stunden Freizeit des Staatsbürgers. Während man auch beim äußersten Ausbau des Flugwesens immer nur einen Bruchteil der Staatsbürger als Berufspiloten anstellen kann, uns also, sagen wir, täglich im Höchstfälle hunderttausendmal acht Stunden zur Ausbildung zur Verfügung stehen, kann man zwar nicht die ganzen acht Stunden Freizeit, dafür aber die Zeit eines jeden Staatsbürgers in Anspruch nehmen. Wenn der Staat jeden Bürger nur täglich zwei Stunden für fliegerisch sportliche Betättgung in Anspruch nehmen kann, so bekommt er schon millionenmal zwei Stunden, also eine Zahl von Ausbildungsstunden, für die das Material und der Betriebsstoff gar nicht mehr zu beschaffen sind. Von Jugend an Es hat in Deutschland nicht an Versuchen gefehü, die Freizeiwrganisationen nach dieser Richtung hin auszubauen. Dabei zeigte sich jedoch, daß die arithmetisch so bestechende Theorie am Menschen scheiterte. Auch im totalitären Deutsch land sind ja alle Erwachsenen noch durch die Schule bürgerlich-demokratischer Erziehung gegangen. Diese Menschen bringen zumindest ihr Recht auf individuelle Freiheit durch passiven Widerstand zum Ausdruck. Es ist ihnen nicht mehr plausibel zu machen, daß über die militärischen Pflichtübimgen, mit der Waffe und im Gasschutz hinaus, es ein sportliches Vergnügen sein müßte, eine Seite 7 bination mit dem Motorflug und auf die Auffindung kriegstechnischer Möglichkeiten. Segelflug kriegsverwendbar? Alle segelfliegerische Betätigung dient neben der allgemeinen Ertüchtigung der Jugend, vor allem der Vorbildung zum Kriegspiloten. Niemand denkt heute normalerweise daran, daß vielleicht das Segelflugzeug seckst eine Kriegsmaschine werden könnte. So unwahrscheinlich diese Möglichkeit, ist, so ist sie doch nicht so unmöglich, daß man ihr nicht auch einige Minuten Aufmerksamkeit wid- men müßte. Besonders in der Sowjetunion scheint man dem Segelflugzeug als motorlosen Anhänger von Flugmaschinen die Kriegsbrauchbarkeit zuzusprechen, wie die seit Jahren durchgeführten Versuche zeigen. Bei einem Versuche schleppte zum Beispiel ein Flugzeug vom Typ P 5, fünf Segelflugzeuge vom Typ G 9 zur Zielstation, klinkte sie 3150 Meter über dieser aus, worauf die Segelflugzeuge über diesem Ziel kreisten und schließlich auf den vorgeschriebenen Stellen landeten. Was dies mit militärischen Uebungen zu tun hat, erkennt man daraus, daß solche Segelflugmanöver mit Bombenwurfübungen aus den Segelflugzeugen verknüpft werden. Unter anderem müssen dabei Handgranaten in eng gezogene Zieüreise geworfen werden. Man hat in Moskau auch versucht» solche Segelflugzeuge durch Ballone in Staxthöhen von ewta dreitausend Metern heben zu lassen. Die wichtigere Methode ist aber immer der Schlepp von ganzen Segelflugzeug-Reihen durch ein Motorflugzeug, der sogenannte Luftzug geblieben. Man hat dabei als solche»Lastzüge der Luft"- bis zu zwanzig bemannte Segelflugzeuge hinter einem Motorflugzeug in Höhen von eintausendfünfhundert Metern geschleppt. Erreicht wurden Rekorde im Nonstopflug bei solchen fliegenden Zügen auf Strecken bis zu 1300 Kilometer. Gleichsam als Probe auf diese Exempel mag die Tatsache dienen, daß es bei den deutschen Luft- manövern auch schon ein Unglück gab, bei dem ein solcher Luftzug mit einem großen Bombenflugzeug zusammenstieß, wobei dieses Unglück fünf Tote forderte. Bei Luftmanövern gefallene Segelflieger! Fall schir mausbildung Es gckt noch eine ändere Gruppe auf den Gebieten der vorfliegerischen Ausbildung bei der die doppelte Möglichkeit/ einmal die der vorfliegerischen Ausbildung und zum anderen die der unmittelbar einer neuen Waffe dienenden Schulung schärfer ins Auge fällt. Es ist die Schule des Fallschirmsprungs. Die Möglichkeiten des Fallschirms als unmittelbares Kampfmittel sind bekannt. Wir brauchen also nur Betrachtungen über den Fallschirmabsprung zur Unterstützung> der vorfliegerischen Ausbildung zu machen. Es ist wahr, der Fallschirmabsprung gibt noch weniger als der Segelflug die Möglichkeit, auch nur einen Teil der zum Motorflug notwendigen Fähigkeiten, zu entwickeln, aber er ist weit mehr als das Segelflugzeug das geeignete Gerät, die erste Mafsenaussiebung der für den Fliegerberuf geeigneten Menschen vorzunehmen. Mut und Entschlußkraft, Herz und Nerven, beim verzögerten Fallschirmsprung sogar die Sicherheit der Entschlußkraft bei Gleichgewichtsbelastungen, können durch den Absprung geprüft werden. Es ist interessant, daß zur allerersten Prüfung nicht einmal der Sprung seckst notwendig ist. In der französischen Fallschirmschule von Pujaut legt man dem Schüler vor dem Sprung einen Pulsmeffer an, der der beste Gradmesser für die Erregbarkeit ist. Der normale Puls liegt bei 75 Schlägen. Uebersteigt die Pulszahl 130 Schläge, oder liegt sie umgekehrt unter 75 Schlä gen, so ist der Schüler schon bei dieser Uebung durchgefallen. Bei öffentlichen Sprungtürmen und bei Uebungen der Klubs am Turm und im wirklichen Sprung erfolgt die Auswahl natürlicher durch den weiteren Spielraum der Freiwilligkeit. Soll der Sprungturm jedoch außer einem spielerischen, vorübergehenden Werbemittel sür die Idee der Flugbereitschaft, wirklich ein vorfliegerisches Aussiebe- und Ausbildungsmittel sein, so mutz die Möglichkeit bestehen, daß die eifrig Uebenden auch später wirklich den freien Sprung ausführen und auf der Leiter der fliegerischen Entwicklung höher klettern können. Die Aussichten sind in der Sowjetunion jedem durch die vielen Klubs in weitem Matze geboten. Darum hat sich auch der Fallschirmsprung zu einem beliebten Sport entwickeln können, der so eifrig ausgeübt wird, daß man mancherorts sogar die Kirchtürme zu Fallschirmsprungtürmen umgebaut hat. Reserven sind not Vergessen wir nicht in den demokratischen Staaten, die bereit sein müssen, die gewaltige Luftmacht der Angreifer zu brechen, daß Reserven und wieder Reserven im Luftkrieg entscheiden werden. Das muß propagandistisch dem ganzen Volk« nahe gebracht werden. Eine Grundlage dazu bilden die Möglichkeiten deS Fallschirms, mit denen man auch die Erwachsenen zum unmittelbaren Anteilnehmen bringen kann. In gleicher Weise muß die Jugend über den Modellbau hinaus in großzügiger Weise an den Segelflug herangeführt werden. Es ist dies möglich als eine vorberufliche Ausbildung in den letzten Schuljahren, wenn der erste Punkt und die Voraussetzung zur Errichtung der optimalen Luftmacht im Kriege, der Ausbau einer großen Handelsund Paffagier-Luftfcktte im Frieden, erfüllt wird. ES mutz eine solche Luftflotte bereit stehen, auch im Frieden zu friedlichem Beruf, immer neue junge Menschen in ihren Dienst zu nehmen. •
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18 (11.9.1938) 214
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