Sozialdemokrat

8entralorgan ber Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller

Rebaltion u. Berwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantw. Rebatteur i. B.: Zdenko Neuwirth, Prag 18. Jahrgang Sonntag, 25. September 1938

Teilmobilisierung in Frankreich

Zustand der

Wehrbereitschaft

des Staates

verkündet

A2U ni us

Nr. 226

Deutsches Memorandum an Prag

Eintritt der Slowaken in die Regierung

Die Mobilisierung verläuft in beispielhafter Weise

3x a g. Den Ernſt der Situation zu leug. Die Note noch nicht eingetroffen

nen fann niemanden einfallen. Er ergibt sich schon aus der Tatsache, daß die Tschechoslowakei fich zur Mobilisierung gezwungen sah, daß aber auch Frankreich zur Vervollkommnung des

Gesandter Newton gestern bei Dr. Krofta

Schutes ſeiner Nordostgrenzen eine Teilmobili- tische Gesandte in Prag Newton dem Minister für Besuche das Memorandum über die deutschen Brag. Gestern abends stattete der bri- tigt, daß der britische Gesandte Newton bei diese..t fierung durchführte, die als eine der lenten auswärtige Angelegenheiten Dr. Kamil Krofta im Forderungen an die tschechoslowakische Regierung Sicherheitsmaßnahmen vor einer allgemeinen Ezernin- Balais einen Besuch ab. Entgegen den nicht überreicht hat. Die Ueberreichung des Me­Mobilifierung bezeichnet werden, und daß auch gestern verbreiteten Nachrichten ist das Tschecho- morandums hat sich offensichtlich aus verkehrs­Belgien ähnliche Sicherheitsmaßnahmen ergreift. flowakische Bressebüro zu der Mitteilung ermäch- technischen Gründen verzögert. Aber: Mobilisierung darf nicht schon als Krieg betrachtet werden! Mobilisierung bedeutet nicht, bak der Krieg unvermeidlich ist! Es sei daran erinnert, daß unsere militärischen Maßnahmen im Mai den Frieben gerettet haben!

Die Mobilisierung ist so vollkommen flag los durchgeführt worden, daß man ben verant­wortlichen Stellen, die sie vorbereiteten und leis teten, aber ebenso den eine bewundernswerte Disziplin zeigenten Einrückenden höchstes Lob

Chamberlains nächtliche Unterredung

hr.

Brag. Der Besuch Chamberlains bei Hitler | Uhr. Der Sihung wohnte auch Unterstaatssekre. in der Nacht von Freitag auf Samstag dauerte tär Banfittart bei. drei Stunden. Ihr Ergebnis wurde in folgender Der Kabinettsrat dauerte bis 19.35 Melbung zuſammengefaßt: Damit waren die Beratungen beendet. Heute Ministerpräsident Chamberlain Pehrte in das Vormittag tritt der Kabinettsrat wieder zu teilte mit, daß er es übernommen habe, der tschecho­Hotel Petersberg fura vor 2 Uhr nachts zurüd. Er fammen. Es verlautet, Ministerpräsident Daladier flowvalischen Regierung das den endgültigen Stand- werde nach London reisen, um mit Chamberlain deutschen Memorandum zu übergeben. Havas- Büro Beim Betreten der Salle des Hotels Beiersberg er flärt, daß diefe Nachricht von den franzöfifchen vollkommenes Echeitern bezeichnen." flärte Chamberlain: Man fann es nicht als ein amtlichen Stellen nicht bestätigt wurde.

dann den Kriegsminister Campinchi und den Außenminister Bonnet.

Minister Bonnet verließ das Kriegsmi­nisterium um 12 Uhr 10 Minuten. Er erklärte auf eine Frage der Journalisten, daß er mit Da­Lage gehabt habe und auf die Frage, ob er mit ladier eine Unterredung über die allgemeine Daladier nach London reisen werde, über welche Reise Gerüchte fursierten, antwortete Minister Bonnet, daß sie bisher keine Einladung von der britischen Regierung erhalten hätten. Er fügte hinzu, daß abends und in der Nacht in der Tsche choslowakei Ruhe herrschte.

Außenminister Bonnet empfing am Quai Eric ' Orsay den englischen Botschafter Sir Phipps, den Sowjetbotschafter Suvič, den ames ritanischen Botschafter Bullitt und den türkischen Botschafter Suad Davaz. Im Hinblick auf die unruhigen politischen Verhältnisse wurde die Reise des französischen Außenministers Bonnet nach Antara, wo er in diesen Tagen erwartet wurde, verschoben.

aussprechen muß. Man muß auch sagen, daß die problem enthalten de gerung aum judetendeuten eine Beratung abzuhalten. Das abab- Birs er. Kabinettssitzung in Brüssel

-

Godesberg :

Brüffel.( Havas.) Die Mitglieder der Ne gierung traten gestern Vormittag unter dem Bor. jis des Premiers Spaat zu einer außerordent lichen Kabinettsjißung zusammen, um über die internationale Lage und über die Maßnahmen zu

Pari 8.( Havas). Der Ministerpräsident| beraten, die Belgien aus Vorsicht durchführen soll. In der Nacht auf Samstag studierten die Mit­alieder der britischen Delegation das Memorandum und Nationalverteidigungsminister Da la- Rach einer einviertelstündigen Beratung begab sich des Reichslanzlers Hitler über die tichechoslowakische bier hatte gestern eine halbstündige Beratung| Ministerpräsident Spaat ins fönigliche Palais, wo Franc. Von dem Inhalt des Memorandums werden mit dem Generalstabschef Gamelin . Er empfing er vom König empfangen wurde. alle betroffenen Regierungen unterrichtet werden.

mit Rüdicht darauf, daß; Chamberlain erst zu sehr später Stunde schlafen gina, wurde beschlossen, die Abfahrt vom Dotel auf 9.30 Uhr zu verschieben. Der Umstand, dak Chamberlain in Abrede stellte, daß die neue Situation einem Abbruche der Verhandlungen gleichzustellen sei, sowie sein gestriger Ausspruch. den er beim Beireten seines Rimmers tat...daj jest alles von den Tichechen abhänge". stellt auch noch beute die allgemeine Ansicht dar,

Teilmobilisierung in Frankreich

Militärische Maßnahmen rings um Deutschland

Mobilifierung allgemein begrüßt wurde, daß fie der Bevölkerung ein starkes Gefühl der Sicherheit und erhöhte Zuversicht gegeben hat. Das Reuter- Bureau meldete gestern früh aus Gamelin bei Daladier Die ernsteste Neugierde wendet sich dem Inhalt des Memorandums zu, das Hitlers ,, endgültige Stellungnahme" enthalten soll. Chamberlain hat es das war das Ergebnis der unvermuteten lehten Besprechung, die sich aus dem Abschiedsbesuche bei Hitler entwickelte - nach London mitgebracht und es übernom men, diese deutsche Stellungnahme der tschecho flowakischen Regierung mitzuteilen. Ueber den Inhalt dieses Memorandums ist vorläufig nichts bekannt; alle Kombinationen, alles Raten, was denn nun von der Tschechoslowakei verlangt werbe, find müßig, so sehr es begreiflich ist, daß Paris.( Havas.) Das Ministerratspräsi- wo er im Falle eines Alarms sich für seine Fa­alle Menschen, deren Schidjal vom Inhalt die- Vor der Abreise aus Königswinter nach Köln dium gibt bekannt: Die Entwicklung der interna- milie die Anzahl der notwendigen Masken be. ses Memorandum abhängen kann, darnach gie- gab Premierminister Chamberlain folgende aus- tionalen Lage hat die franzöfifche Regierung ver- fchaffen kann, beziehungsweise erhielt er die Wei­ren, etwas zu erfahren und daß dort, wo Ston- schließlich für den Vertreter des Reuterbüros be anlaßt, die bereits früher getroffenen Vorsichts- fung, fich fofort in das Gasmaskenmagazin zu maßnahmen zur Sicherung der Nordostgrenze zu begeben, wo sofort die Berteilung der Masken fretes fehlen muß, die Phantasie au wirken bestimmte Erklärung ab: verstärken. Es wurde namentlich beschlossen, durchgeführt wurde. ginnt. Man soll beachten, was Samstag abends Das Kommuniqué, welches Freitag nachts aus­mahnend gesagt wurde; man müsse warten, bis gegeben wurde, war vereinbart. Ich kann dem nichts einige Kategorien der Refervi. der genaue Text des Memorandums auf dem hinzufügen. Ich fehre nach London zurück, wo ich ten aller Klaffen dringend einzu. an die belgische Ostgrenze Tische unserer Regierung liegen würde. Es unverzüglich Beratungen mit meinen Kollegen haben berufen. Es handelt sich um keine allgemeine werde. Für die nächsten Tage liegt auf alle zustän- Mobilisierung. Die einberufenen Reservisten haben werde in ruhiger Atmosphäre geprüft werden. bigen Haltoren eine ernste Verantwortung, sehr sorg- fich fofort und unverzüglich an ihren militärischen Brüssel.( Stefani.) Es verlautet, daß in Aus London werden nicht einmal Vermu- fältig in Erwäguna zu ziehen, was auf dem Sviele Beſtimmungsort zu melden. Parallel mit dieser Berbindung mit der Verschlechterung der interna­tungen gemeldet, nichts, was auf den Inhalt des steht. Wir müssen noch sehr große Anstrengungen Maßnahme und zur Beschaffung der für die Trup- tionalen Lage einige Regimenter den Befehl er­pen unumgänglich notwendigen Mittel wird in hielten, die Kasernen zu verlassen. Diese Regimen­Memorandums irgendwelche Schlüsse ziehen machen, um den europäischen Frieden zu retten. einem Teile des französischen Gebietes eine Requi- ter werden an die Ditarenze dirigiert. Die Regie­liche. Chamberlains Erklärung, daß man 28 nicht als vollkommenes Scheitern bezeichnen fition durchgeführt. fönne" ist alles, was an englischen Aeußerungen vorliegt. Eine Erklärung, die mancherlei Deu tungen zuläßt und gerade deshalb nicht zu deu­ten versucht werden soll.

Während Chamberlains Gefolge die Bahn benüßte, reiste Chamberlain mit seiner engsten Begleitung gestern mittags von Köln mit dem Flugzeug ab und landete kurz nach 13 Uhr in London . Auf dem Flugplak erklärte er:

Truppen

rung hat ferner Militärpersonen einberufen, Gestern früh wurde in ganz Frankreich die welche zu den Spezialeinheiten der Sappeure ge­Kundmachung dieser Berordnung ausgehängt. hören, die mit bestimmten technischen Arbeiten be­Hawas bezeichnet diese Vorkehrungen als lehte traut find. Sie hat ferner die Erfahreserve der Sicherheitsmaßnahme vor der allgemeinen Mobi Klaffe 37 eines Artillerieregimentes einberufen. Im Hinblick auf gewiffe Sicherheitsvorkeh lisierung. rungen mußten die belgischen Militärbehörden zur Requirierung einiger Privatautomobile schreiten.

Einberufungen in England

Militärrat in.Belgrad Belgrad

. Gestern trat der Ministerrat

Meine erste Pflicht ist es nun, da ich zurüdge­fehrt bin, der britischen und der französischen Regie­Mussolini hat in einer neuen Rede zum rung das Ergebnis meiner Mission mitzuteilen. So Ruhme der Achse die er am Samstag in Badua lange ich das nicht getan haben werde, wird es mir hielt, gesagt, Deutschland habe bestimmte Forde schwer fallen, über dieſe Miſſion etwas zu sagen. Ich London . Der Havas- Berichterstatter er­rungen an Brag gestellt und zu ihrer Beant- möchte nur sagen: Ich verfraue darauf, das alle, die wortung Seit bis zum 1. Oktober gelassen. ar. der Angelegenheit interessiert sind, in ihren Be- fährt aus Kreisen der britischen Admiralität, daß Sechs Tage höchster Spannung, sechs Tage Zeit mühungen, die tschechoslowakischen Probleme friedlich sestern früh bestimmte Vorsichtsmaßnahmen in für Entschlüsse von weittragender Bedeutung. 8 lösen, fortfahren werden, denn davon hängt nun- Ergänzung der bereits früher getroffenen Maß an einer langen Sisung zufammen. In Belgrab nahmen getroffen wurden. Sie bestehen insbeson- trafen die Kommandanten aller Wehrkreise ein. Wir werden nun, nachdem vir schon durch eine mehr der Friede Europas ab. Chamberlain wurde auf dem Flugplak u. a. dere in der Einberufung einer gewiffen Zahl be- 3m Zusammenhang mit der außerordentlichen Si­so lange Zeit der Prüfung, der stärksten Inan von Lord Halifag und dem französischen Bot- urlaubter Militärperfonen und in der Erhöhung tuation wurden die erforderlichen Maßnahmen spruchnahme der Nerven gegangen find, auch schafter Corbin erwartet. bes Effektivstandes auf einigen Kriegsschiffen bis getroffen. zu- ber für die Kriegszeit festgesetzten Grenze. diese Woche der höchsten Spannung gefaßt, ruhig, zuversichtlich ertragen, in der Hoffnung,

daß es gelingen wird, unseren Staat und feine Regierungsberatung in London Die Sihung des engeren Kabinettsaus Bölfer doch noch glücklich aus diesen Wirren schuffes in Downing Street begann um 15.35 herauszuführen.

Norwegen hält Flotte bereit

Die Bewohner zahlreicher Londoner Biertel erhielten gestern den Besuch von Wachorganen der D81o.( Reuter.) Das Nationalverteidi­Luftschutzvereinigung. Jedem Bewohner der ein- gungsministerium gibt bekannt, daß die Marine­zelnen Stadtviertel wurde eine Adresse angegeben, rekruten, die nächste Woche aus dem Militär­