Nr. sss
Sonntag, 2. Ottober 1938
«eite S
Die Partei lebt weiteri
Tschechische Pressestimmen Die tschechische Presse ist voll von Bitterkeit Wer da» Diktat von München und insbesondere da» Verhalten der befreundeten, bzw. verbündeten Staaten, In allen Blattern aber kommt der starke Wille de§ tschechischen BolkeS zum Ausdruck, auch unter den neuen Bedingungen zu leben und zu schaffen. „klarten Schicksal“ „Prävo Bibit": Wir haben gestern einen schweren Tag erlebt. Bemühen wir uns alle, damit ein solcher Tag nie wiodcrkehrc. Denken wir daran, datz unser Schicksal und das Schicksal der Nation und der Republik nur in unseren Händen sind. Mögen diese Hände fest und hart sein, so wie unser Schicksal hart ist. „Klaren Sinnes vorwärtsschauen“ So schreibt das„Eeske Slovo":„Unsere Nation must sich nun in allen ihren Schichten bewußt werden, datz sie leben mutz und datz sie leben wird. Wir waren in der Beschichte schon ärger daran und sind wieder anfgestanden. Aber zur nationalen Freiheit Und zur Sicherung ihrer Kraft brauchen wir nunmehr das Leben jedes einzelnen. Das menschliche Leden jedes Tschechoslowaken hat jetzt einen doppelten Wert. Seien wir uns dessen bewußt, sowie auch der Tatsache, daß wir uns auf niemanden mehr verlassen können als auf uns selbst. Glauben wir keinem Trugbild und keiner Phantasie und stellen wir unS auf den festen Boden der Wirklichkeit als auf denjenigen, der im gegebenen Augenblick für unS die wichtigste Sache ist. Wir sind und bleiben eine tapfer« unbesiegte, ihren Idealen ergebene Nation, die klaren Sinnes vorwärts schaut. Unser Land ist schön und reich, unser Volk ist fleltzig und treu, unsere Armee ist unerschüttert. Entledigen wir uns dessen, was unserem Staat an Einheitlichkeit abging und es wird daraus neue Kraft in die ganze Nation strömen. „Der Kampf ist nicht beendet“ „Halo Noviny":„Der Kampf um die Republik , Um die Demokratie und die nationale Selbständigkeit ist nicht beendet, entscheidende Schlachten stehen noch vor unS. Dieser Kampf wird nunmehr unter schwierigeren Bedingungen geführt, als es bisher der Fall war. Damit wir diesen Kampf unter schweren Bedingungen führen können, ist es nottvendig, um jeden Preis die Einheit des Volkes und der Armee, welche vom Geist der Kampfentschlossenheit erfüllt ist. zu erhalten und zu vertiefen. ES ist notwendig, daß alles, was in diesem ersten Ringen sich schwankend oder gar verräterisch gezeigt hat, im politischen Abgrund verschwinde." „Vas Herz Europas schlägt weiter“ „Venkov": Das Herz Europas hat eine Wunde empfangen, aber es schlägt weiter. Vielleicht krankt«S. aber es lebt. Vielleicht ist eS ermüdet, aber es wird gesunden. In diesen Augenblicken gibt er keine andere Pflicht, als sich von neuem zu finden. Zurückzukehren zur großen Vergangenheit. Im Leben der Nation darf es keine Rache geben, keinen Hatz, kein Befühl, nur Verstand. Verstand und wieder Verstand. Go wie «S unter dem Kreuze ChristiS war. Die Tschechoslowa- kch ist anS Kreuz geschlagen, sie bringt«in Opfer für den Frieden der Menschheit und um ihr Gewand wird gelost. Auch wir warten auf unsere Auferstehung und werden allem auSweichen, was das Heute verursachte." Kein Nut mir Lat hei den westlichen Demokratien „Närodnt Noviny": Die alten Römer hatten das Sprichwort:„Si vis pacem, para bellum", sie wollten den Frieden und deswegen bereiteten sie den Krieg vor. Wir fürchten, datz Frankreich am gestrigen Tag sich auf einem Irrweg befand. ES glaubte, den Frieden vorzubereiten und wird den Krieg haben. Ten Frieden kann man nicht mit Worten gewinnen, über den Frieden entscheide» Taten. Und die westlichen Demokratien hatten nicht den Mut zur Tat, um den Frieden zu betvahren.
Die Angeklagte hat das Wort 2m psychiatrischen Gutachten wurde au-ge- führt, datz ich an Zwangsvorstellungen leide und für diese Tat nicht verantwortlich sei. Gegen diese Behauptung protestiere ich. Denn, wenn ich auch ein bitzchen nervös bin, kann man mich doch noch lange nicht als geistig minderwertig hinstellen. Um Ihnen aber zu beweisen, datz ich sogar auf einer ungemein hohen Jntelligenzstufe stehe, will ich jetzt den ganzen Vorgang, von Anfang bis zum Schlutz, in einer absolut sachlichen Form schildern. Der Herr Psychiater wird mir recht geben, wenn ich sage, datz ich hierzu, wenn ich wirklich verrückt wäre, kaum fähig sein dürfte. Also, die Geschichte begann so: Herr Arian war mir eigentlich ganz und gar nicht unsympathisch. Er war immer sehr freundlich, zahlte pünktlich und kam tagsüber nur selten nach Hause. Einen großen Fehler hatte er aber, einen ganz entsetzlichen Fehler, er war nämlich Lude. Sie können davon überzeugt sein, Herr Richter, datz ich wirklich nicht verrückt und allerhöch- stenS etwas nervös bin, cS ist aber lvahr, was ich Ihnen sage: Ich konnte nächtelang nicht schlafen, weil ich immer und immer wieder Stimmen hörte, die mich drohend fragten:»Warum lätzt du einen Juden in deinem besten Zimmer schlafen?" Sie
Eine Botschaft der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei hat gestern Abschied genommen von den Arbeitern und Arbeiterinnen, von den tapferen republikanischen Kämpfern, die in den abzutrctenden Gebieten verbleiben. Die Funktionäre in den sudetendcut- schen Grenzgebieten wurden durch diese Bot- schäft ihrer Verpflichtungen entbunden. Aber nur sie, nur die Vertrauensleute in den Randgebieten! Und nur von der Arbeiterschaft in d i e s c n Gebieten hat die Botschaft der Par- tei Abschied genommen und damit freilich von der Masse der Parteimitgliedschaft. Aber— und daS ist wohl selbstverständlich — die Partei hat damit nicht zu bestehen aus- gehört. Sie kann nicht mehr die Partei der sudetendeutschen Arbeiter sein, nachdem die sude- tendeutschcn Gebiete vom tschechoslowakischen Staate abgetrennt werden. Aber sie lebt weiter als Partei der Arbeiter und Angestellten innerhalb derdeutschenMinderheit, die auch wcfterhin unserer Republik angehören wird. Sie lebt weiter als Partei der sozialistisch und dcinokratisch denkenden und fühlenden Menschen dieser Minderheit. Es verbleiben im Staate die deutschen Minderheiten Prags und BriinnS und vieler deutscher Sprachinseln und ein beträchtlicher Prozentsatz dieser Deutschen sind arbeitende Menschen, sind entweder Handarbefter oder Angestellte. Ihr Anwalt zu sein wird weiterhin die Pflicht der Partei sein, innerhalb der verblei, benden deutschen Minderheit für die Ideale der Demokratie und des Sozialismus zu werben, ihre Pflicht. Diesen Pflichten und diesen Aufgaben wer- den sich unter zwar wesentlich geänderten Der-
Gewiß ist man versucht zu sagen, daß die skandinavischen Staaten inmitten der bi- zur höchsten Gefahr gesteigerten Krise die einzigen in Europa seien, die der Entwicklung, wenn auch mit grötzter Anteilnahme und mit recht eindeutig zum Ausdruck kommenden Sympathien, so doch auch mit relativer Ruhe entgegensehen. Daran ist soviel bestimmt richtig, als nach den Kopenhagener Beschlüssen und nach der in Genf proklamierten grundsätzlichen Neutralitätspolitik des Osloer Staatenblocks diese Neutralität auch im Falle eines europäischen UniverfalkonflikteS aufrechterhalten werde» soll. Nur ein einziges der vier fkan« dinavischen Länder, Dänemark , befindet sich in einer weniger gesicherten Lage und hat überdies seine Minoritäten-Sorgen; aber Schweden , Nor wegen und Finnland sind faktisch sehr viel glücklicher daran, als etwa Holland , Belgien oder die Schweiz . Die geographische Lage gibt ihrem Friedens- und Neutralitätswillen eine natürliche Sicherung. Umso bezeichnender ist es aber, datz Skandi navien selbst in dieser beneidenswerten und außer- dem auch von inneren, namentliche sozialen Auseinandersetzungen nicht bedrohten Situation sich trotzdem veranlaßt sieht, im Rahmen der soeben in Genf proklamierten absoluten Neutralität, militärische Vorkehrungen zu treffen und der Geographie mit den Hilfsmitteln der modernen Rüstungstechnik sehr entschieden nachzuhelfen. Ebenso bezeichnend ist es für den absoluten Mangel an Zutrauen gegenüber der Genfer Institution, datz diese dort erkämpfte Neutralität ihren ersten Akt in einer klaren Verletzung einer vom Völkerbund seinerzeit sanktionierten und auch garantierten
werden zugeben, Herr Richter, datz auch eine Frau mit ganz gesunden Nerven so etwas nicht lange aushält. Also beschlotz ich» Herrn Arian zu töten. DaS führte ich auf eine ganz raffinierte Weise aus. Wir haben nämlich Gasbeleuchtung. Ich brauchte nur zu warten, bis Herr Arian schlief, und dann den Gashahn aufzudrehen. Vorher verklebte ich natürlich sämtliche Schlüssellöcher und undichte Stellen der Fenster in seinem Zimmer. Sagen Sie selbst, Herr Richter, war da- nicht klug? Läßt das nicht auf eine geradezu überragende Intelligenz schlietzen? Kann man annehmen, datz ich daran gedacht hätte, wenn ich wirklich verrückt wäre? Am nächsten Tag wollte ich die Leiche irgendwo vergraben. Da geschah aber das Fürchterliche. Jemand klopfte plötzlich an meine Tür, aber nicht so wie gewöhnliche Menschen klopfen, sondern tack, tack, tack, tack, und da wußte ich ganz genau, daS konnten nur Kriminalbeamte sein. Selbstverständlich hatte ich recht. ES waren zwei. Sie wollten die Wohnung besichtigen weil ich vermiete. Nun galt eS, zu beweisen, wie klug ich bin. „Aber bitte, meine Herren," sagte ich, „warum auch nicht? Darf ich Ihnen aber vielleicht vorher eine Tasse Kaffee anbieten?" Die Beamten nahmen an. Während sie tranken. sah mich der eine an und fragte mich mit einer Stimme, die mir gleich etwa- seltsam vorkam: »Wohnt bei Ihnen nicht ein Herr Arian?"
hältnissen, aber im selben Geiste wie bisher die deutsche sozialdemokratische Partei und ihr Blatt widmen. Weder die sozialdemokratische Partei, noch unser Blatt brauchen auch nur die geringste Schwenkung zu machen, um unter den Bedingungen, die durch do- Münchener Diktat geschaffen wurden, bestehen zu können. Wir standen zur Tschechoflowakischen Republik in ihrer schwersten Zeit. Zu den tapfersten Kämpfern fiir sie und zu denen, die in diesem Kampfe die allcrschwersten Opfer brachten, gehören die deutschen Sozialdemokraten. Wir haben uns zum Staate bekannt, als wir deswegen als Dolksvcrräter geschmäht und aus der deutschen Ration„ausgeschlossen" erklärt wurden. Die deutschen Sozialdemokraten, die im tschcchoslo- wakischen Staate verbleiben, waren ihm treu, bevor daS schwere Unglück ihn traf, ein Un» glück, da- sie als ihr eigenes empfinden; sie fühlen sich in diesem Unglück ihm erst recht zutiefst verbunden. Eine Partei, die solche Deutsche umfaßt, eine Partei unwandelbar treuer Demokraten, hat keine Ursache, sich selber aufzugeben. Denn so wie der Stoai, dem sie sich verbunden fühlt, ist auch sie von einer überwältigenden Ueber- macht zurückgeschlogen worden, von der selben Uebermacht, deren Druck auch der Staat sich fügen mußte. Die Partei wird nur eine kleine Partei sein. Aber sie ist die letzte deutsche sozialdemokratische Partei! Hier, bei unS, steht allein noch das Banner de» deutschen demokratischen Sozialismus. Wir sind nur wenige, aber wir stehen zu diesem Banner, das aufgerichtet ist im Schatten der tschechoslowakischen Fahne.
Regelung findet. Um die politische Seite der Frage dec Alandsinseln vorwegzunehmen, sei zunächst sestgestellt, daß der Schiedsspruch des Völkerbundes vom 24. Juni 1921, der diese Inseln mit schwedischer Bevölkerung Finnland zusprach, gleichzeitig ihre„ewige" Demilitarisierung aussprach. Diese Ewigkeit hat genau 17 Jahre gedauert, und die Garantie ihrer militärischen Neutralisierung, die in Vorsorge eines möglichen Zusammenstoßes zwischen Finnland und Schweden gegeben wurde — seit Eyde des Weltkrieges lagen ja beide Länder wegen der Frage des Besitzes der Alandsinseln miteinander in heftigem Streit— ist wirklich nicht mehr aktuell: Stockholm und Helsinki sind heute klar miteinander verbunden, und sie sind sich beide in der Frage der dringenden Notwendigkeit der Remilitarisierung der Alandsinseln au- gleichen Gründen absolut einig. Ein Blick auf die Karte genügt, um die Notwendigkeit dieser skandinavischen Vorkehrungen zu erklären: die Alandsinseln sind tatsächlich die Schlüsselstellung de» baltischen Meeres. Ein weiterer Blick auf die Geschichte genügt ebenfalls, um verstehen zu lassen, daß europäische Konflikte in weiteren Auswirkungen die Gefahr einer unmittelbaren Bedrohung sowohl Finnland - wie Schwe den » von hier au» durchaus auch in Zukunft im Bereich de» Möglichen erscheinen lassen. Die Alandsinseln sind ein mehrere hundert einzelne größere und kleinere Inseln umfassende» Archipel, daS den bottnischen Meerbusen südlich abschlietzt und eine fortlaufende Brücke zwischen Finnland und Schiveden bildet. Die größte dieser Inseln hat nur 10.000 Einwohner, im ganzen sind 60 bewohnt, die Hauptstadt heißt Marie-
„Ja," sagte ich. denn ich bin sehr geistesgegenwärtig,„Herr Arian wohnt zwar bei mir, aber er kam schon mindesten» drei Tage lang nicht mehr nach Hause." „Aha," brummte der Beamte, lächelt« ironisch und sah seinen Kollegen an,„aber sagen Sie, riecht es hier nicht nach Ga»?" „Nein", behauptete ich. „So", sagte der Beamte,„wollen Sie uns jetzt vielleicht Ihre Zimmer zeigen?" Nun sah ich, woran ich war. Die beiden wußten also alles. Sie wollten mich nur quälen, foltern, bi- zur Weißglut in Aufregung versetzen, und sich noch obendrein Uber mich lustig machen. Deshalb wurde ich wütend, sprang auf und schrie: „Wissen Sie, wa- Sie sind? Sadisten sind Sie. Sonst würden Sie mich zufrieden lassen." Da briillte mich der eine Beamte an:„Sind Sie verrückt?" „Nein", schrie ich,„ich bin nicht verrückt, ich bin höchstens etwa- nervös; aber Sie wissen ganz genau, daß ich Herrn Arian töten mußte, weil er ein Jude war. Kommen Sie mit mir. Dort liegt er." Und nun. Herr Richter, stehe ich hier. Ich bitte Sie nicht um mildernde Umstände, ich bitte Sie nur, mich für normal zu erklären. Denn da», was ich getan habe, tun und fordern doch viel, viel klügere Menschen, als ich e- bin, ohne daß man sie gleich für verrückt hält.
vis Liebe zu Volk und Vaterland wird nicht durch Geschrei ausgedrückt. Verliert nicht die Besonnenheit auch in diesen furchtbaren Tagen. Die Welt geht nicht unter. Schon jetzt kündigen Blitze über Europa andere Zeiten. Retten wir durch gemeinsame Arbeit und namentlich durch Disziplin und Ordnung alles, was zu retten ist. Dr P. Z e n k 1 im Rundfunk
Lob der deutschen Sozialdemokratie PHtomnost:„Sie hat sich um die Republik verdient gemacht“. Die„Pkitomnost" beschäftigt sich mit der Politik und dec Haltung der deutschen Sozialdemokratie in der lehtenPhase dersudetendeutschenPolitikund spricht sich über die Partei in einer Weise au», die verdient, festgehalten zu werden, wenn auch die betreffende Notiz zu einer Zeit geschrieben ist, da man gemeint hat, daß«in größerer Teil dec Deut schen in der Tschechoslowakischen Republik verbleiben wird. DaS Blatt schreibt: „In den Tagen, da in den Sudetenbezirken Versuche eine- Putsche» losbrachen und da Kon rad Henlein aus dem Ausland die Parole des Anschlusses ausgab, gab auch die Deutsche Sozialdemokratie einige Proklamationen heraus. Selten wird die Situation einen so durchdringenden Blick aus zwei von Grund auf voneinander verschiedenen Begriffen deutscher Politik gegeben haben, wie diesmal, denn nur ausnahmsweise fallen in politischen Dokumenten alle Rücksichten auf die augenblickliche Taktik und die engeren Partciinter» essen weg. Der Maler würde sagen, er habe Licht und Schatten vor sich, der durchschnittliche Staatsbürger hat erkannt, daß der eine Deutsche nicht wie der andere ist und vor der politischen Oeffentlich- keit haben sich alle Probleme aufgetan, mit denen sich Europa jetzt beschäftigt: Krieg oder Frieden, Zusammenleben oder Anschluß, Gleichberechtigung oder Totalität, bürgerliche Freiheit oder Gleichschaltung? Und wie auch immer die künftige politische Entwicklung sein möge, der deutschen Sozialdemokratie wird niemand da- Verdienst abstreiten, daß sie die einzige deutsche Partei war, die bei un» nicht gezögert hat, sich gegen den grotzdeutschen Imperialismus zu stellen, wobei sie das Leben der gesamten Partei und jedes einzelnen riskiert hat ... Die deutsche Sozialdemokratie hat gezeigt, daß auch die Parteien durch die Ideen leben, aus denen sie entstanden sind, und für die Republik war c- in diesen Tagen von unschätzbarem Wert, daß sich die deutsche Sozialdemokratie am Leben erhalten hat. Sie hat fünf Jahre ausgehalten, die arger waren als die- babylonische Gefangenschaft ... Wenn man den politischen Parteien öffentlich die Anerkennung ausspräche, dann müßte man sagen, daß sich die deutsche Sozialdemokratie um die Republik verdient gemacht hat."
hamn. Die westlichsten dieser Inseln sind vom schwedischen Ufer 40 bis 80 Kilometer weit entfernt; an» finnische treten sie noch näher heran. ES bedarf wohl keines weiteren Wortes, um die Gefahr zu bezeichnen: die Errichtung einer Flotten- oder Flugzeugbasis auf einer dieser Inseln ist eine unmittelbare Bedrohung beider Länder; mit Leichtigkeit würden sogar die Kanonen von hier auS auf das Festland schießen können. Aber in weiterer Sicht würde eine solche Basis einen Stützpunkt von nicht zu überbietender Stärke für alle Interessenten an einer Hegemonie über das Baltische Meer bieten; von hier aus kann dieses Meer beherrscht, von hier au» kann Skandinavien ebenso wie die baltischen Staaten tödlich bedroht werden. Der Gedanke, daß bei einer Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Rußland von beiden Seite» ein Handstreich auf die Alandöinseln verübt werden kann, ist also überhaupt nicht abzuweisen. Die Anlage der Bcfestigunaen, die soeben von Finnland und Schweden gemeinsam beschlossen worden sind, soll einen solchen Handstreich von vornherein illusorisch machen und den skandinavischen Ländern den Besitz dieser Schlüsselstellung sichern. Für daü Bestehen einer solchen Gefahr hat die Geschichte dieser Inseln mehrere Präzedenzfälle aufzuweisen. Die Alandsinseln kamen wie Finnland selbst 1809 an Rußland , und die Rus- fen hatten nichts eiligeres zu tun, als auf der Hauptinsel eine Festung, Bomarsund. anzulegen, die 1880 fertig war. Und als der Krimlricg ausbrach, der ja, wie sein Name sagt, weit unten im Süden des russischen Reiches spielte, erschien auch hier im Norden eine englisch -französische Flotte« und am 16. August 1884 eroberten und schleiften die. Verbündeten diese russische Schlüsselstellung- die also sogar die Westmächte zu bedrohen schien. Ja, im FriedenSverirag wurde ausdrücklich schon damals ihre Demilitarisierung festgelegt. Dieser historische Seitenblick ist, wie unS scheint, recht aufschlußreich. Finnland und Schwe den sind jedenfalls mit Recht der Meinung, dass sie in der Lage sein müssen, diese Stellung gegen jeden Zugriff zu verteidigen, und heute ist mehe als eine Seite denkbar, von der aus er erfolgen könnte. K. A. P.